Montag, 22. September 2014

Schwarzen-Empathie Teil II


Das Thema Ebola ist ein großes, ein bedeutendes Thema.
In eindringlichen Worten beschreiben sieben SPIEGEL-Journalisten in der heutigen Titelgeschichte, wie sich die Krankheit bei den Betroffenen anfühlt.
Wie es ist, wenn Lorpu Moses, eine Mutter eines 16-Jährigen Sohnes mit eindeutigen Symptomen verzweifelt versucht irgendwo hinzubringen, wo ihnen geholfen werden könnte. Wenn sie nach unmenschlichen Anstrengungen eine der wenigen Krankenstationen erreicht.

Doch die Wache am Zaun der Krankenstation hält die Pforte geschlossen. Das Ebola-Zentrum ist vollkommen überfüllt. „Mein Kind stirbt, lasst uns rein“, schreit Moses. Die Frau hat gehört, dass die Regierung die Angehörigen davor warnt, die Kranken zu Hause zu versorgen. Die Ansteckungsgefahr sei zu groß. Nun ist sie geschockt, dass sich kein Arzt für ihren todkranken Sohn zu interessieren scheint. Vor Wut und Verzweiflung wirft sich Lorpu Moses in den roten Straßenstaub, wälzt sich hin und her, neben ihrem Sohn, der dort im Sterben liegt und vor sich hindämmert. Schließlich rafft sie sich auf und ruft erneut ein Taxi. Sie hebt ihren Sohn auf und hilft ihm auf den Rücksitz. Sie will es bei einer anderen Krankenstation versuchen – aber in vielen Teilen Liberias gibt es keine funktionierenden Hospitäler mehr. Die Gesundheitsversorgung der Hauptstadt ist zusammengebrochen. Eine beispiellose Tragödie findet derzeit in Liberia statt. Mehr als 1400 Menschen sind in dem Land in den vergangenen Monaten bereits an dem Erreger gestorben; mehr als 2700 sind infiziert oder stehen unter Verdacht. Insgesamt haben sich in den betroffenen westafrikanischen Staaten Liberia, Sierra Leone, Guinea und Nigeria rund 5300 Menschen angesteckt. Das sind aber nur die offiziellen Zahlen. Wie hoch die Dunkelziffer ist, weiß keiner. Fälle wie der von Lorpu Moses und ihrem Sohn sind typisch. Kranke, die hoch ansteckend sind, irren durch die Städte und Dörfer.
(Der Spiegel 39/2014 s.131)

Und doch ist das womöglich nur der Anfang einer Megakatastrophe.
Keiner kann abschätzen, ob Ebola noch aufzuhalten ist.
Man hätte es viel früher eindämmen müssen.

Mit Zehntausenden Infizierten allein in Westafrika rechnen US-Seuchenexperten in den kommenden Wochen. Die Uno vergleicht die Auswirkungen von Ebola bereits mit denen des Tsunamis in Südostasien 2004 – damals starben 230000 Menschen. Die apokalyptischen Szenarien versetzen nun auch die westliche Welt in Alarmstimmung. Insbesondere beschäftigt Seuchenmediziner die Frage, ob das Virus durch Mutationen noch gefährlicher wer- den könnte – etwa indem es leichter über- tragbar wird. Mit dramatischen Worten warnte Uno- Generalsekretär Ban Ki Moon vorige Woche vor einer weiteren Ausbreitung von Ebola. Die Seuche, so Ban Ki Moon vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, stelle eine „Gefahr für den internationalen Frieden und die Sicherheit“ dar.
(Der Spiegel 39/2014 s.132)

Das erbärmliche und schändliche Verhalten der deutschen Bundesregierung, also einem Kabinett, welches zu 100% aus praktizierenden Christen besteht, spottet jeder Beschreibung.
Die durchaus nicht unumstrittene Präsidentin Liberias (Danke an Jake) mußte BETTELN und dennoch ließ Merkel sie abblitzen.

Wohl noch nie hat eine Staatspräsidentin der Kanzlerin einen Brief geschrieben, der annähernd so bedrückend gewesen ist wie das Schreiben von Liberias Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf an Angela Merkel. Unmissverständlich warnt sie davor, dass ihr Land „die Schlacht gegen Ebola verlieren“ werde, wenn nicht auch Deutschland endlich mit Lazaretten und anderem helfe. Solche Briefe schreibt kein Staatsoberhaupt gerne. Es ist eine große Peinlichkeit, dass er nötig wurde.[…]
Nun ist die zögerliche Haltung der Bundesregierung an sich schon erbärmlich. Wenn man aber Tankred Stöbe zuhört, dem Präsidenten der deutschen Sektion von „Ärzte ohne Grenzen“, dann kann man dessen Zorn sehr gut verstehen. Stöbe hat jetzt geschildert, wie die Regierung trotz monatelangen Drängens der Ärzte nicht reagiert hat. Seit Juni sei nichts passiert, obwohl sich seine Organisation quasi den Mund fusselig geredet habe. Stöbes Resümee: Es sei „einfach blanker Zynismus“, angesichts der seit Monaten immer dramatischeren Lage noch immer von nötigen Feinabstimmungen zu reden. Schlechter kann das Urteil über eine Regierung kaum mehr ausfallen.
Dabei böte ausgerechnet die Ebola-Epidemie eine Chance zu zeigen, was mit dem Terminus „mehr deutsche Verantwortung“ für die Nöte in der Welt wirklich gemeint sein könnte. [….]
(Stefan Braun, SZ vom 19.09.2014)

Merkels sitzt es aus.
Die dritt-, oder viertgrößte Wirtschaftsmacht dieses Planeten schläft und läßt seit Monaten die Sterbenden achselzuckend im Stich.


Es sind ja „nur Schwarze.“ Das interessiert die frommen Damen und Herren Merkel, Steinmeier, Gauck, von der Leyen oder den extrem frommen Christen und Gesundheitsminister Gröhe nicht.

Nachdem Tausende gestorben sind und die Lage außer Kontrolle geraten ist, scheint nun auch die PR-affine Verteidigungsministerin zu ahnen, daß ihr Nichthandeln einen ganz miesen Eindruck bei ihren zackigeren Kollegen in London, Paris und Washington macht.

Aber selbst wenn sie handeln wollte; nach neun Jahren CDU-Pfeifen an der Spitze des Verteidigungsministeriums ist dort sowieso alles Schrott. Weder Jets noch Hubschrauber sind einsatzbereit.
Die stehen nur als Attrappen am Boden rum und die ollen Transall-Transportmaschinen aus den 1960er Jahren fliegen zwar theoretisch noch, sind aber so klein und veraltet, daß deutsche Hilfe mit den Dingern immer dankend abgelehnt wird.

Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE sind derzeit von 43 Hubschraubern der Marine nur drei einsatzbereit. [….]
Der Komplettausfall der 22 in den Achtzigerjahren eingeführten Helikopter zur Überwachung des Luftraums über der See und der Jagd nach U-Booten wäre für die Marine ein schwerer Schock, schließlich verfügen die Seestreitkräfte nur über insgesamt 43 Hubschrauber. Neben dem "Sea Lynx" sind noch 21 "Sea King"-Maschinen im Einsatz. [….] Bei den "Sea Kings" aber ist die Lage noch desolater. Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE sind derzeit nur drei flugfähig. Zwei der noch einsatzbereiten Helikopter kommen erst in einigen Wochen mit dem Einsatzgruppenversorger "Berlin" aus dem Einsatz zurück. Derzeit steht nur ein Helikopter für Rettungseinsätze zur Verfügung - das verdeutlicht die katastrophale Lage der Marine.
Ob die restlichen 18 Hubschrauber je wieder einsatzbereit sein werden, ist ungewiss. Sechs dienen nur noch als Ersatzteillager, die übrigen "Sea Kings" werden mühsam repariert. Wegen ihres hohen Alters aber rechnet man nicht damit, dass eine große Zahl je wieder die Einsatzreife erreichen wird. [….] Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE war die Spitze des Wehrressorts seit Mitte Juni informiert, damals gingen die Schadensberichte an Generalinspekteur Volker Wieker, der temporär den Rüstungsbereich übersah.  [….]

Meinen Glückwunsch an Jung, de Maizière, Guttenberg und von der Leyen! Das muß man erst mal schaffen die jährlich rund 35 Milliarden Euro für die Bundeswehr so zu verplempern, daß kein Fluggerät mehr funktioniert.
Immerhin mehr als zehn Milliarden Euro, also 10.000 Millionen Euro sind nur für „Militärische Beschaffungen, Anlagen“ eingeplant.
Und die CDU rühmt sich die Partei zu sein, die mit Geld umgehen kann!


Aber wenigstens werden die Militärbischöfe noch bezahlt.

Zu den Enthüllungen über den Bordhubschrauber Sea Lynx erklärt Agnieszka Brugger, Sprecherin für Sicherheitspolitik und Abrüstung:
Es ist unfassbar, dass diese Informationen die Abgeordneten erst mit dreimonatiger Verspätung erreichen. Ministerin von der Leyen hat mit ihrem Amtsantritt versprochen, im Verteidigungsministerium hinsichtlich Transparenz und Fehlerkultur grundsätzlich etwas ändern zu wollen. Nun stellt sich heraus, dass von den 22 Bordhubschraubern Sea Lynx der Marine kein einziger Hubschrauber flugklar ist, und dass dieser Umstand den Atalanta-Einsatz der Bundeswehr stark beeinträchtigt.
Frau von der Leyen hat mir ihren großen Antritts-Ankündigungen zwar viel Wirbel erzeugt, von mehr Transparenz und einer Idee zur Lösung der Probleme fehlt aber nach mehreren Monaten immer noch jede Spur. In der Realität ist bisher offenbar nichts passiert. Entweder wurden dem Parlament entscheidende Informationen vorenthalten oder die Ministerin war selbst völlig ahnungslos, dass auf absehbare Zeit keiner der Sea Lynx-Hubschrauber einsatzfähig ist. [….]

Ähnlich düster sieht es mit Personal in der Bundeswehr aus.
Falls sich eines fernen Tages die potentielle Merkel-Nachfolgerin dazu entschließen sollte den Ebola-Gebieten doch deutsche Hilfe zukommen zu lassen, so will sie in der Freiwilligen-Armee aber erst mal nach Freiwilligen fragen.
Dreieinhalb Jahre nach dem peinlichen Abgang des gegelten Barons von der Hardthöhe, herrscht in der Bundeswehr ob der vollkommen unfähigen Führung immer noch Chaos.
Schuld ist natürlich Frau Merkel, die Ministerien nicht nach Qualifikation besetzt, sondern wie im Falle Gröhe und von der Leyen möglichst vollkommen Fachfremde einsetzt.

In Monrovia wird der kranke Sohn von Lorpu Moses mit Sicherheit tot sein, bevor Deutschland aktiv wird.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sucht Freiwillige in der Bundeswehr, die sich an Hilfstransporten und medizinischer Versorgung für die Ebola-Opfer in Westafrika beteiligen. Die Freiwilligenarmee fahndet für einen Einsatz nach Freiwilligen in den eigenen Reihen. [….] Der Vorgang illustriert, dass Deutschland auch bei der humanitären Hilfe gern mehr verspricht, als es halten will oder kann. Obwohl die Seuche seit Monaten wütet, sieht es jetzt so aus, als müsse die Bundesrepublik mühsam Hilfe für die Betroffenen zusammenstöpseln, als gäbe es weder Pläne noch Vorbereitung für einen solchen humanitären Einsatz. Und das bei der Bundeswehr, die ja im Lazarettwesen besonders professionell arbeitet.
Die Seuche ist eine gewaltige Bedrohung, für Afrika und wohl auch für die Erste Welt. Vielleicht wäre schon viel gewonnen, wenn man in diesem Land weniger Theoriedebatten über internationale Verantwortung und Militäreinsätze führen und mehr Geld und Mühe in konkrete humanitäre Hilfe stecken würde.
(Joachim Käppner, SZ vom 23.09.2014)

Und der Bundesgauck, der doch so sehr für internationales Engagement Deutschland streitet?

Der schweigt dazu.

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