Donnerstag, 2. April 2015

Der Humor des Hamburger CDU-Gottes.

Als ich in Deutschland parteipolitisch sozialisiert wurde, gab es durchaus genügend Gründe sich ob der Unionspolitiker zu fürchten. Strauß, Dregger, Barzel – das waren Typen! Rizinusöl war damals völlig überflüssig.
Zum Glück gab es immer die Gewissheit, daß es diese ultrarechten Korruptis nicht bis nach Hamburg schaffen würden.
Hamburg war die SPD-Hochburg schlechthin. In der Wolle rot gefärbt.
Die Hamburger SPD brachte auch diese richtig guten Typen hervor, die bundesweit Karriere machten und geachtet wurden: Bundeskanzler Helmut Schmidt, die Bundestagsfraktionsvorsitzenden Herbert Wehner und Hans-Ulrich Klose. August Bebel, Hans Apel, Max Brauer, Lore Maria Peschel-Gutzeit, Karl Schiller.
Die bekannteren CDU-Politiker aus Hamburg sind so offensichtlich drei Klassen drunter angesiedelt, daß entweder Gott seine Hände im Spiel hat und SPD-Fan ist, oder aber es streben grundsätzlich die schlechteren Menschen in die hanseatische CDU.
Es ist schon auffällig, wie viele von ihnen mit Justiz und Staatsanwaltschaft kollidierten.
Für die konservativen Unionspolitiker aus Hamburg muß man sich als Hanseat schämen:
Jürgen Echternach, Hartmut Perschau, Birgit Breuel, Mario Mettbach, Roger Kusch, Walther Leisler Kiep, Carsten Frigge, peinlich peinlich.
Nach der Amtszeit des CDU-Mannes Kurt Sieveking Mitte der 50er Jahre sollte es fast ein halbes Jahrhundert keine CDUler mehr an der Spitzer meiner schönen Stadt geben.

Aber Gott hat irgendwie Humor.

So läßt er immer wieder Hamburger CDU-Politiker bedeutende Pflöcke einschlagen.
1954 wurde Angela Merkel in Hamburg geboren, jene spätere CDU-Vorsitzende, die einmal alle CDU-Gewissheiten abräumen sollte und ausgerechnet den Konservativen die erst Frau im Amt der deutschen Regierungschefin bescherte. Frau, Ost, geschieden, Protestantin und so eine räumt für die CDU die Wehrpflicht ab, weicht den Euro auf, führt Mindestlohn ein und schafft die Atomkraft ab.

Das begann 2001 der nächste große gesellschaftliche Schub mit dem SCHWULEN Ole von Beust, der seine CDU zwar auf erbärmliche 26% heruntergefahren hatte, dann aber mit dem ebenfalls SCHWULEN rechten Hardliner Roger Kusch, der zuvor Helmut Kohls Akten gelöscht hatte, dann in Beusts Wohnung eingezogen war und schließlich als Todesengel in die Schlagzeilen geriet, eine Regierung bildete.

Die politischen Umstände spülten 2010 versehentlich den feisten Hetero-Heidelberger Ahlhaus an die CDU-Spitze, aber der verschwand sehr schnell in der Versenkung nachdem er fast 21 Prozentpunkte als Spitzenkandidat einbüßte.
Der nächste CDU-Fraktionsvorsitzende in der Bürgerschaft und Landtagswahlspitzenkandidat war wieder ein SCHWULER CDU’ler, nämlich Dietrich Wersich.
Er schaffte es die Kanzlerpartei 2015 auf 15,9% hinunter zu wirtschaften.
Nach dem Mega-Desaster rollten Köpfe.
Ein neuer und jüngerer CDU-Mann mußte die Aufgabe als CDU-Oppositionsführer übernehmen.

Die konservativen Hanseaten entschieden sich für einen Hardliner.

Der frühere Bürgerschaftsabgeordnete und Haushaltsexperte Roland Heintze erhielt auf einem Landesparteitag am Dienstag 147 von 159 gültigen Stimmen. [….] Heintze verordnete der Partei einen klar wirtschafts- und sicherheitspolitischen Kurs. „Wir brauchen wieder klare Kante in der Ordnungspolitik in dieser Stadt“, sagte er. Daran habe es in der Vergangenheit gemangelt. Ähnlich strikt äußerte er sich zur Wirtschaftspolitik. „Es ist (...) Aufgabe der Partei, sich hier ganz klar zu positionieren und zu sagen: Der Wirtschaftsstandort Hamburg muss (...) gestärkt und ausgebaut werden.“
(FAZ, 02.04.15)

Damit ist – wieder – ein SCHWULER CDU-Boss.
Hier muß irgendwo ein Nest sein.

[…] Nach Dietrich Wersich steht erneut ein schwuler Politiker an der Spitze der hanseatischen Christdemokraten.
Die CDU in Hamburg hat bei ihrem Landesparteitag am Dienstag den ehemaligen LSU-Chef Roland Heintze zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Der 41-Jährige erhielt 147 von 159 gültigen Stimmen. […] Damit löst Heintze den ebenfalls schwulen Politiker Dietrich Wersich ab, der sich nach dem schlechten Ergebnis der CDU bei der Bürgerschaftswahl nicht erneut um das Amt beworben hatte. […]
Heintze war von 2004 bis 2006 der vierte Bundesvorsitzende in der Geschichte der Lesben und Schwulen in der Union (LSU). Er sorgte damals mit vielen seiner Thesen für Aufregung in der Community – etwa, als er Bareback unter Strafe stellen wollte oder seine Ablehnung für die Gleichbehandlung von Homo-Paaren im Adoptionsrecht und die Aufnahme des Merkmals sexuelle Identität ins Antidiskriminierungsgesetz zum Ausdruck brachte.
Auch später gab es Auseinandersetzungen: 2012 stellte er die Gemeinnützigkeit des CSD Hamburg in Frage, weil dieser die Ablehnung der Gleichbehandlung von Homosexuellen im Eherecht durch die CDU kritisiert und die Teilnahme der Christdemokraten an der Veranstaltung in Frage gestellt hatte. […]

OK, daß sich die Jungs von Queer.de auf den Homoaspekt konzentrieren und darüber ein paar Fakten vertüdeln, sei ihnen verziehen.
Wersich war nicht CDU-Landesvorsitzender, sondern Fraktionsvorsitzender.
Heintze ist nicht mehr Mitglied der Bürgerschaft und konnte ihn daher auch nicht in der Funktion nicht ersetzten. Bisheriger CDU-Landeschef war Markus Weinberg.

Aber schon komisch, daß es in Hamburg ausgerechnet die CDU ist, die Frauen und Schwule in die Bundespolitik entsendet.
Und noch eigenartiger, daß gerade diese Typen so furchtbar unsympathisch sind.
Es juckt mich in den Fingern noch etwas zur Schönheit der beiden wichtigsten CDU-Frauen aus Hamburg zu sagen - Merkel und Birgit Breuel.
Aber das gehört sich nicht.









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