Sonntag, 31. Mai 2015

Unangenehmer Bekannter

Micheil Saakaschwili, 47, autoritärer Ex-Präsident Georgiens, fanatischer Russlandhasser, Groß-Verbrecher, Justizflüchtling, international Geächteter, ehemals in Manhattan tätiger promovierter Anwalt, Schewardnadse-Gefolgsmann, Schewardnadse-Hasser, handgreiflicher Parlamentarier, „Hasardeur“ (Gerhard Schröder über M.S.), Rassist ("Sind wir Neger oder was?“ - M.S. in Richtung EU), mutmaßlicher Mord-Auftraggeber, mutmaßlicher Folter-Auftraggeber und Kriegstreiber, ist wieder da!

Saakaschwili kennt Ihr nicht?
Macht nichts, erklär‘ ich Euch.

Saakaschwili ist ein George W. Bush-höriger mutmaßlicher Massenmörder, der lange Zeit versuchte einen Großkrieg zwischen der NATO und Russland anzuzetteln.
Sprung zurück in den Sommer 2008. Es waren die letzten Monate der Amtszeit GWBs und seiner Außenministerin Condoleezza Rice. Der GOP-Nachfolgekandidat blamierte sich zusehends und sollte gegen den aufstrebenden demokratischen Kandidaten Barack Obama unterstützt werden, indem ein dritter Krieg; diesmal in Georgien, provoziert werden sollte. Einem erfahrenen alten Militär McCain würde das amerikanische Volk dann mehr vertrauen, als einem Zivilisten Obama, der als zu weich galt; soweit das Kalkül der GOP-Strategen.

Es ist erschreckend.
Die Informationen über die schändliche Rolle der amerikanischen NGOs in Georgien hat übrigens Egon Bahr (und damit eine äußerst seriöse Quelle) bestätigt.
Ich weiß nicht genau inwieweit Putins Darstellung zutrifft, daß das Weiße Haus die Georgien-Krise bewußt inszeniert hat, um McShame gegen Obama zu helfen.
Beweisen lässt sich das wohl derzeit nicht - ABER wie ebenfalls Egon Bahr sagte:
Es ist doch sicher, daß die Bush-Administration einen erheblichen Einfluss auf Saakashwili hat - um das mal euphemistisch auszudrücken.
Wußten also Bush und Rice, daß Saakashwili am 7.8. 2008 den Befehl dazu gab, daß Georgiens Armee Zchinwali, die Hauptstadt Südossetiens stürmte und mehr als 1.000 fliehende Zivilisten tötete?
Daß 24 Stunden bevor ein einziger russischer Soldat georgisches Territorium betrat, insgesamt wohl 2000 Südosseten gekillt wurden und weitere 40.000 Osseten von den amerikanophilen Georgiern vertrieben wurden?
Das wäre schlimm.
Wußte Rice nichts davon? Das wäre bei all den Geheimdienstaktivitäten der USA dort ja noch schlimmer.
Rice fuhr aber immer wieder nach Tiflis, versicherte, daß Amerika auf der Seite Georgiens stünde und stellte eine NATO-Mitgliedschaft in Aussicht.
Auch dies eine ungeheuerliche Provokation gegen Russland - nachdem schon die USA Raketenstellungen direkt vor der Nase Moskaus in Tschechien und Polen durchdrückte.

Man möge sich nur mal eine Sekunde vorstellen, wie die USA reagieren würden, wenn ein russisch dominierter Militärpakt rings um die USA ein Land nach dem nächsten mit Militärstellungen überziehen würde!
Dann hätten wir längst einen neuen und vermutlich letzten Weltkrieg.
Ich behaupte also, daß Russland wesentlich besonnener und friedlicher als Amerika agiert.

Man möge sich auch mal kurz die Geschichte ansehen:
Amerika ist nie von Europa angegriffen worden. Es liegt günstigerweise ein Ozean dazwischen. Russland hat diese Erfahrungen immer wieder machen müssen von Napoleon bis Hitler.
Zuletzt kostete es 25 Millionen Russen das Leben. Kaum eine Russische Familie, die nicht von der deutschen Ausrottungsstrategie betroffen war.
Wenn ich mir jetzt ansehe, wie Frau Merkel den Aggressor Saakashwili umarmt, ihm immer und immer wieder erklärt er könne in die NATO kommen, aber Russlands Politik für „absolut unangemessen“ brandmarkt, kriege ich Brechdurchfall.

Das ist genau der fatale kriegstreiberische Unsinn, den Frau Rice vorgemacht hat.
Georgien, der korrupte US-Handlanger mit Hang zum Wahnsinn und Brutalität soll in die NATO und NACHDEM der Präsident mit einem Angriffskrieg geglänzt hat, rast die Merkel da gleich hin und verschärft den Schmusekurs? Geht es noch?

Eine rühmliche Ausnahme zum Politallerlei der deutschen Medien war - mal wieder - Panorama. Dort befragte man auch Bahr:

Der NATO-Beitritt des Kaukasus-Staates berge Gefahren für den Westen, so Bahr. "Wir können doch nicht riskieren, dass Saakaschwili wieder in bekannter Weise vorgeht, und wir müssen ihm dann gegen Russland helfen. Das ist abenteuerlich."

Panorama berichtete auch als eins der wenigen Medienerzeugnisse von der Mutation der Kanzlerin zur „kalten Kriegerin“

Damit stellte sie sich eindeutig auf die Seite des Mannes, der nach allen vorliegenden Informationen den Konflikt mit Russland vom Zaun gebrochen hatte: Georgiens Präsident Michail Saakaschwili, dessen Land vom Westen in den vergangenen Jahren gnadenlos aufgerüstet worden war.

Aufgerüstet - auch das erfuhr man bei PANORAMA - auch von Merkel:

Und dennoch hat der Westen diesen Mann und Georgien massiv aufgerüstet. Nicht nur die Amerikaner – auch Deutschland hat Georgien seit Jahren militärisch unterstützt. Etwa mit diesem Minenjagdboot. Ein Geschenk der Bundeswehr. Auch medizinische Ausrüstung gab es kostenlos für die georgische Armee. Und im November 2006 unterzeichnen beide Staaten ein Kooperationsabkommen. Seitdem schickt die Bundeswehr regelmäßig Ausbilder in den Kaukasus. Selbst wenige Wochen vor dem Krieg.

Unterm Strich bleibt, daß wir jetzt eine massive globale politische Krise haben, die viele Experten für die gefährlichste seit der Kubakrise halten. […]

Als Saakaschwili 2013 mit Schimpf und Schande aus dem Amt und Land gejagt wurde war er erst 45 Jahre alt.
Was fängt man als Multikrimineller in dem Alter noch an?
In halbwegs demokratische Länder läßt man ihn noch nicht mal einreisen.

Aber ein mit Merkel, Gauck, Wellmann, Marieluise Beck und Harms befreundeter Oligarch sitzt glücklicherweise in der Nähe. Poroschenko. Der Mann hat mal eben die Menschenrechte außer Kraft setzen lassen.

Was treibt diese alternden Grünen dazu geradezu obsessiv Öl ins Feuer zu gießen, während es bei der SPD gerade die Alten sind, die besonnen und konstruktiv argumentieren?
NGOs können nicht überall frei agieren. Das ist Mist, aber wirklich kein russisches Alleinstellungsmerkmal.
Becks heißgeliebtes Oligarchen-Regime in Kiew geht sogar noch viel weiter:

Das Parlament der Ukraine hat aufgrund des Krieges im Osten des Landes die Menschenrechte in Teilen außer Kraft gesetzt. Die Europäische Union hat sich zu diesem Vorgang in der Ukraine noch nicht geäußert.
"Der Krieg (gegen prorussische Separatisten) zwingt uns dazu", so die Vize-Chefin des Parlaments, Oxana Syrojed.
(Shortnews 21.05.2015)

Diese Meldung findet man nur ganz klein im hintersten Teil der Zeitung. Beck und Harms äußern sich natürlich nicht dazu.

Menschenrechte stehen auf der Grünen Agenda offenbar so weit hinten, daß niemand sich aufraffen kann das zu kommentieren.

Poroschenko holt sich nun Saakaschwili als Gouverneur in die Ukraine.
Wahlen, Demokratie, Rechtsstaat? Egal.
Poroschenko ist ja „unser“ Oligarch. Der darf das. Da zieht die EU devor ihren Schwanz ein und guckt weg.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hat den georgischen Ex-Staatschef Micheil Saakaschwili zum Gebietsgouverneur von Odessa ernannt. In seiner Heimat wird der politische Neuzugang mit Haftbefehl gesucht.
[…]  "Uns vereint die Liebe zu Odessa und der Ukraine", schreibt Poroschenko via Twitter. Er wünsche dem neuen Gebietsgouverneur "von ganzem Herzen Erfolg". Saakaschwili postete zum Amtsantritt auf seiner Facebook-Seite: "I love Odessa."
Zu der 33.000 Quadratkilometer großen Region, der Saakaschwili vorstehen wird, gehört die Stadt Odessa und damit der größte Hafen der Ukraine. […]  Der Georgier hat inzwischen einen ukrainischen Pass. Er hat in Kiew studiert und zu Sowjetzeiten in der Ukraine Militärdienst geleistet. Ein Auslieferungsantrag aus Georgien wegen des anhängigen Haftbefehls wurde im Februar von der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft abgelehnt. […]  In Georgien geriet der Politiker zuletzt in die Kritik, weil er Soldaten zum Dienst in der ukrainischen Armee gegen prorussische Separatisten im Kriegsgebiet Donbass aufgerufen hatte.



Samstag, 30. Mai 2015

Homo-Nachtrag.

Wie es üblich ist bei großen feuilletonistischen und politischen Debatten, tut Merkel so, als ob es sie gar nichts anginge.
Mit Politik hat die Dame bekanntlich ohnehin keine Berührungspunkte.

Beharrliches Schweigen zahlt sich aus bei einem Wahlvolk aus Siebhirnen.
Wir erleben das gerade bei der NSA-Affäre.

[….] So geht das inzwischen seit Wochen, ohne das wirklich viel passiert an der Aufklärungsfront. [….]
Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Kanzlerin in der BND-Affäre zunehmend auf Zeit spielt, frei nach dem Motto: Irgendwann verliert das Publikum das Interesse, irgendwann hören die Fragen auf. Bei der Selektorenliste der NSA, die seit Wochen im Kanzleramt liegt und über deren Freigabe die Bundesregierung derzeit mit den USA verhandelt, scheint diese Taktik auch schon ihr Mittel der Wahl: Obwohl Kanzleramtschef Peter Altmaier zu Beginn der Affäre eine Entscheidung "in den nächsten Tagen" ankündigte, ist noch immer nichts passiert. Dabei ist längst absehbar, dass die Amerikaner eine Freigabe verweigern.
Jetzt sind erst einmal zwei Wochen Parlamentspause. Ob Washington innerhalb der nächsten vierzehn Tage auf die Bitte Berlins antwortet, ist völlig unklar. Wenn nicht, würde womöglich mancher Aufklärer im Parlament ungeduldig. Aber für Merkel hätte das den hübschen Vorteil, dass sie das Thema hinter die Sommerpause schieben könnte.
Die Operation Aussitzen scheint beim Koalitionspartner schon zu wirken. [….]

So versucht sich Angela Merkel auch aus der Homo-Nummer herauszumogeln, daß sie noch im Wahlkampf 2013 gegen das gemeinsame Adoptionsrecht für Schwule und Lesben war.
Daß es Merkel war, die als CDU-Chefin voll Hass und Homophobie wider die erste Liberalisierung des Homobanns stritt, erwähnt ohnehin kein einziger Journalist mehr.

Merkel schickte ihre Leute angesichts des am 01. August 2001 in Kraft getretenen „Lebenspartnerschaftsgesetzes“ zum Bundesverfassungsgericht, um die Schwule weiterhin diskriminieren zu können.
Bayern und Sachsen scheiterten aber in Karlsruhe zunächst mit einem Eilantrag gegen das Gesetz.

[….] Bundeskanzler Gerhard Schröder hat die Entscheidung des Verfassungsgerichts zur so genannten Homosexuellen-Ehe begrüßt. "Ich denke, das Bundesverfassungsgericht hat eine sehr vernünftige Entscheidung getroffen", sagte der Kanzler der "Bild"-Zeitung.
Gleichzeitig wies der SPD-Vorsitzende Vorwürfe zurück, das Gesetz über die Eintragung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften beeinträchtige die besondere Stellung von Ehe und Familie. "Im Gegenteil: Sie bleibt geschützt, und dabei soll es auch bleiben", fügte Schröder hinzu. [….] Dagegen markiert die Ablehnung des Eilantrags nach Ansicht des CSU-Bundestagsabgeordneten Johannes Singhammer einen "schwarzen Tag für die Familien in Deutschland". Die "systematische Herabwürdigung der Familie" durch die rot-grüne Bundesregierung werde "vom Bundesverfassungsgericht vorerst festgeschrieben", so der Sozialpolitiker. Damit bestehe "auch weiterhin Unsicherheit in einer wesentlichen gesellschaftspolitischen Frage."
[….] Der bayerische Justizminister Manfred Weiß hält das endgültige Karlsruher Urteil zur Homo-Ehe weiterhin für offen. Der CSU-Politiker bedauerte, dass das Bundesverfassungsgericht den Eilantrag abgelehnt habe. Damit sei die Entscheidung in der Hauptsache aber nicht vorweg genommen, betonte Weiß. Die knappe Entscheidung zeige, dass Bayerns Argumente nicht von der Hand zu weisen seien. Werde das Gesetz noch gekippt, liege das Risiko einer Rückabwicklung allein bei den homosexuellen Paaren.
Auch die katholische Kirche ist weiterhin strikt gegen Eingetragene Partnerschaften von Homosexuellen. [….]

Auch bei dem ein Jahr später gefällten eigentlichen Urteil, fiel CDU-Chefin Merkel voll auf den Bauch.

[….] Die vor knapp einem Jahr in Kraft getretene Homo-Ehe ist verfassungskonform. Das Bundesverfassungsgericht hat jetzt die Klagen der Länder Bayern, Sachsen und Thüringen abgewiesen. Der besondere Schutz der Ehe sei durch das Gesetz nicht beeinträchtigt.
[….] Der Erste Senat wies die Normenkontrollklagen mit fünf zu drei Stimmen zurück. Das Gesetz verletze nicht den besonderen Schutz der Ehe, so die Richtermehrheit. Einstimmig war der Erste Senat der Ansicht, dass das Gesetz verfassungsgemäß zu Stande kam. [….]

Wie es weiterging, ist bekannt.
Sukzessive zwang das Bundesverfassungsgericht die Bundesregierung unter Angela Merkel immer weiter zu gehen.
Jede politische Initiative die hunderten Einzelbestimmungen überflüssig zu machen, indem man die Ehe einfach auch für Gleichgeschlechtliche öffne, scheiterte am Widerstand der CDU, CSU und FDP.
 Ja, genau, auch der schwule Guido Westerwelle stimmte jedes Mal GEGEN die rechtliche Gleichstellung von Homosexuellen. Merkel, seit 15 Jahren CDU-Chefin, ist also die Hauptverantwortliche für die partielle Entrechtung von Millionen Menschen.

CDU und CSU lehnen eine Öffnung der Zivilehe für gleichgeschlechtliche Paare strikt ab, wollen gleichgeschlechtliche Lebenspartner gegenüber Eheleuten weiterhin schlechter stellen und lehnen jede weitere rechtliche Gleichstellung von Ehe und eingetragener Lebenspartnerschaft ab.
Im April 2010 brachte der Senat von Berlin einen Entschließungsantrag zur Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare in den Bundesrat ein. Dieser scheiterte jedoch am Widerstand der von CDU, CSU und FDP regierten Bundesländer. Im Anschluss daran brachte Bündnis 90/Die Grünen im Oktober 2010 einen Gesetzentwurf zur Gleichstellung der eingetragenen Partnerschaft mit der Ehe in den Bundestag ein. Dieser scheiterte jedoch im Bundestag am Widerstand von CDU, CSU und FDP.  Auch mehrere weitere Versuche von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und der Partei Die Linke zur weiteren Gleichstellung der eingetragenen Partnerschaft mit der Ehe oder der Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare scheiterten am Widerstand von CDU, CSU und FDP. [….]   Im Juni 2011 beschloss das Bundesland Hamburg mit den Stimmen von SPD, den Grün-Alternative Liste Hamburg und der Partei Die Linke, eine Bundesratsinitiative zur Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare zu starten. CDU und FDP stimmten dagegen. Am 29. Juni 2011 brachte Bündnis 90/Die Grünen einen Gesetzentwurf zur Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare in den Bundestag ein, der nur von Die Linke unterstützt wurde. Am 28. Juni 2012 wurde im Bundestag über einen Entwurf eines Gesetzes zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts abgestimmt. Bei 260 Ja-Stimmen zu 309 Nein-Stimmen wurde die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare mit den Stimmen von CDU, CSU und FDP abgelehnt. Wieder begründete die FDP ihr Abstimmverhalten gegen die Öffnung der Zivilehe damit, dass die Treue zum Koalitionspartner CDU/CSU wichtiger sei als die rechtliche Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Paare. [….]
(Wikipedia)

Nach dem Irischen Votum bricht nun noch einmal ein medialer Sturm gegen die Verweigerer der Union los.
Es erschienen dazu eine Fülle von sehr guten Artikeln.

Ich verweise ausdrücklich auf:

Constanze von Bullion:
[….] Es geht also nicht ums Kindeswohl, wenn Christenmenschen, Unionisten und stille Mitläufer sich gegen die Gleichstellung stemmen. Es geht um Bilder im Kopf, um Ekel vor Sex unter Männern, auch um die Rettung jener Selbstgewissheit, die der Familie von heute abhandengekommen ist. Blöde Gefühle gegenüber Schwulen und Lesben sind erlaubt, aber eine Sache für den Therapeuten. Auf Schutz durch das Gesetz haben sie keinen Anspruch - und auch keine hohe Lebenserwartung mehr.

Leo Fischer:
[…] Irland wird kein schwules Fukushima, wird die kalte Kanzlerin nicht warmwerden lassen. Und das hat einen sehr einfachen Grund, beziehungsweise derer gleich zwei: die beiden Staatskirchen christlicher Konfession.
Diese beiden in Europa einmaligen Überbleibsel des Feudalismus haben das Land zwar ideologisch längst verloren und preisgegeben, sind aber institutionell aufs innigste mit ihm verschmolzen und gewähren Politik und Wirtschaft einen immensen Handlungsspielraum da, wo eigentlich keiner sein dürfte. […]

Malte Göbel:
[….] Die romantische Komponente der Ehe ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts, vorher war Heiraten vor allem ein wirtschaftlich-gesellschaftlicher Zwang. Wenn heute aber zwei Menschen sagen, dass sie sich lieben und das mit einem romantisches Fest feiern wollen – was hat der Staat damit zu tun? Nichts. Den Staat geht es einen Scheißdreck an, wen ich liebe. [….]

Gustav Seibt:
[…] Die CDU-Abgeordneten, die sich weiter gegen den Begriff "Ehe" für Lebenspartnerschaften wehren, weil man nicht Ungleiches gleich nennen solle, können offenbar nicht denken. Rechtsinstitute werden immer von sehr unterschiedlichen Personengruppen in Anspruch genommen werden, ohne ihren Kern zu verlieren.
Es gab Gesellschaften, die den Frauen das Recht auf Eigentum verweigerten - am Rechtsinstitut des Eigentums änderte sich nichts, als es für beide Geschlechter galt. Die naturrechtlich-biologistische Vermengung der bürgerlichen Ehe mit der monogamen Fortpflanzungsgemeinschaft bedeutet einen begrifflichen Irrtum, der auch streng katholischem Denken, in scholastischer Methode geschult, nicht unterlaufen müsste. [….]

Natürlich sind es in dieser Diskussion wieder einmal die Religiösen, die am Unangenehmsten auffallen. Zum Beispiel mit solchen Flyern.


Völlig ohne Ironie sage ich wie sehr mich diese Flyer freuen! Es demaskiert die Religion, öffnet hoffentlich immer mehr Menschen die Augen und animiert sie aus den Kirchen auszutreten.


 Auch der heute erschienene SPIEGEL reiht sich in die Blätter ein, die ordentlich Werbung für die volle Gleichstellung machen.

Die Hauptargumente lauten, daß es ohnehin eines Tages so kommen werde und daß inzwischen eine deutliche Mehrheit der Deutschen die voll rechtliche Gleichstellung unterstütze.
Jakob Augstein spricht fälschlicherweise vom „letzten Gefecht der Konservativen“, aber natürlich sind da noch einige Fragen mehr offen: Inzest-Strafbarkeit, Patientenverfügung, assistierter Suizid, Tierrechte,...


Das mögen Argumente sein, das Merkel beeindruckt. Ihr geht es immer nur um ihre Mehrheitsfähigkeit und nie um die Sache.
                                                                                    
Moralisch ist das aber völlig irrelevant. Was richtig ist, ist auch richtig, wenn große Mehrheiten der Bevölkerung dagegen sind.

Den Nagel auf den Kopf trifft wieder einmal die großartige Carolin Emcke in ihrer Samstags-Kolumne.

[….] Nur weil in Irland eine Mehrheit für die Gleichstellung votiert, nur weil auch in Deutschland laut Emnid inzwischen 68 Prozent der Bevölkerung für eine Öffnung der Ehe sind und mehr als 62 Prozent gleichgeschlechtliche Paare für genauso geeignet halten, Kinder großzuziehen, wie heterosexuelle, so ist das allein noch kein hinreichender Grund. [….] Die Gleichstellung von Lesben, Schwulen und Transgender, ist nicht etwa deswegen geboten, weil es Mehrheiten dafür gibt, sondern weil sie rechtlich und normativ richtig ist. Menschen- und Bürgerrechte gelten nicht deswegen, weil sie gerade en vogue sind. Sie gelten immer und universal. Es heißt: "Die Würde des Menschen ist unantastbar". Es heißt nicht: "Die Würde nur jener Menschen, denen auch die Mehrheit diese Würde zugesteht, ist unantastbar". Die Abschaffung der Sklaverei war nicht deswegen richtig, weil sich irgendwann, viel zu spät, Mehrheiten für sie fanden, sondern weil sie Unrecht korrigierte.

Am Ende sei noch ein schwacher Pro-Homoehe-Kommentar erwähnt.        

Zunächst einmal spricht sich Lehming auch für die Eheöffnung aus, beginnt aber anschließend noch zu orakeln, was draus folge.
Diesen Teil seines Kommentars hätte er besser weggelassen.

Seine drei aufgeführten Punkte sind allesamt irrelevant:

1.)
Besonders auf dem Land, in Sportvereinen, auf Schulhöfen und im Militär grassiert weiterhin die Homophobie. Der Kampf dagegen wird noch lange dauern.

?? So what? Ein Grund mehr endlich energisch dagegen vorzugehen.

2.)
Zweitens illustriert die homosexuelle Befreiungsbewegung, dass es in der Sexualmoral meist nicht um gute oder schlechte Argumente geht, sondern um Setzungen. Auch Inzest- und Polygamieverbot lassen sich allein rational ja nicht stichhaltig begründen. Trotzdem darf eine Gesellschaft an ihnen festhalten. Konventionen sind identitätsstiftende und -erhaltende Werte.

Hier macht Lehming ein ganz großes Fass auf und spricht die Argumentation der meisten US-Homogegner an: Wenn das erst erlaubt wäre, würden demnächst auch Ehen zu Dritt oder unter Geschwistern erlaubt wären.
Darüber regen sich die Liberaleren ganz fürchterlich auf und bestreiten diesen Automatismus vehement.
Natürlich glaube ich auch nicht an so eine Konsequenz. Anders als die ganz große Mehrheit der (homosexuellen) Menschen, würde ich  eine solche Konsequenz ausdrücklich befürworten.
Die längste Zeit der Geschichte hatte die Ehe keinerlei romantische Bedeutung. Sie war eine ökonomische Entscheidung, ein Arrangement, das bis ins 20. Jahrhundert allerdings die zumindest partielle Entrechtung der Frau bedeutete.
„Früher“ gab es nicht deswegen weniger Scheidungen, weil die Zeiten besser oder moralischer waren, sondern weil die Frauen a) gar nicht die rechtliche Möglichkeit hatten sich gegen Unfreiheit, Unterdrückung, Vergewaltigung in der Ehe, Schläge oder Quälereien zu wehren und weil sie b) ökonomisch völlig abhängig waren.
Scheidungen sind also auch etwas Gutes.
Es ist ein begrüßenswerter Fortschritt, daß Ehen im beginnenden 21. Jahrhundert weitgehend auf Freiwilligkeit beruhen und nicht beispielswiese durch eine Schwangerschaft erzwungen werden. Natürlich wird man heute weit weniger geächtet, wenn man ohne Trauschein zusammenlebt.
Dennoch spielt der ökonomische Gedanke selbstverständlich eine Rolle bei der Ehe. Das Bilden von Gemeinschaften, die füreinander sorgen, füreinander einstehen, sich füreinander verantwortlich fühlen sollte aber eben nicht auf Gemeinschaften beschränkt sein, die Geschlechtsverkehr haben.
Ich kann nicht erkennen warum nicht auch zwei Schwestern, drei Brüder oder eine ganze WG heiraten sollten. Natürlich mit den entsprechenden Rechten und Pflichten. Ob sie unter diesem Rechtsinstitut auch kopulieren, geht den Staat nichts an.
Die ausdrücklich den Kinder zugedachten Leistungen – wie Ehegattensplitting  - sollten dabei grundsätzlich nur an (Patchwork-) Familien fließen, die tatsächlich minderjährige Kinder haben; unabhängig davon, ob ein Trauschein existiert, oder nicht.

3.)
Drittens schließlich kann eine Liberalisierung der Sexualmoral interkulturelle Spannungen durchaus verschärfen. Die Zustimmung zur Homo-Ehe ist hoch unter weißen, säkularen Jugendlichen. Die Ablehnung der Homo-Ehe ist weit verbreitet unter älteren, konservativen Christen, arabisch- und türkischstämmigen Muslimen und orthodoxen russischstämmigen Einwanderern.

Hätte man auf solche Ressentiments immer Rücksicht genommen, gäbe es bis heute Sklaverei, Kinderarbeit, Prügelstrafe, Dreiklassenwahlrecht und natürlich kein Frauenwahlrecht. Eheöffnung ist dabei noch ein besonders kleines und harmloses Thema, da die konservativen Geronten und Religioten gar nicht davon betroffen sind. Niemand zwingt sie sich gleichgeschlechtlich zu verheiraten. Für sie ändert sich nichts.



Freitag, 29. Mai 2015

Nichtabrahamitische Topreligioten Teil II

Mali, Nigeria, Libyen, Ägypten, Gaza, Israel, Libanon, Irak, Syrien; man kann einen weiten Bogen von Ostafrika bis nach Assyrien schlagen, wenn man die Schauplätze religiöser Gewalt aufzeichnet. Anders als Herr Kauder es uns weismachen will, ist der weitüberwiegende Teil der Toten muslimisch.

Aus dem europäischen Blickwinkel verschwindet dabei gern das Gewaltpotential der anderen Religionen. Auch Hindus, Buddhisten und Sikhs sind eifrig damit beschäftigt sich gegenseitig zu massakrieren und den eigenen Anhängern das Leben so schwer wie möglich zu machen.

Hindus verehren unter anderem die Göttin Kali, die schwarze Göttin.
Auch wer sich noch nie mit hinduistischer Mystik beschäftigt hat und Indien-desinteressiert ist, wird schon mal ihr Bild gesehen haben.
Sie ist DAS Symbol schlechthin mit ihren vielen Armen, den drei Augen, der rausgestreckten Zungen und dem abgetrennten Schädel in einer ihrer Hände.


Ich werde mich nicht als Unwissender damit blamieren über ihre religiöse Bedeutung zu orakeln; aber so viel dürfte unstrittig sein: Kali ist eine Zerstörerin, die anderen Leuten den Kopf abhackt.


Offensichtlich also eine durchschnittliche Göttin; die Herrschaften haben alle einen ausgeprägten Hang zur Gewalt. Wenn sie auch nicht so drastische Massenmörder wie der christliche Gott sind. Jener hatte bekanntlich mit der Sintflut schon einmal die gesamte Menschheit gekillt.

Kali, als die große Göttin, oder die große Mutter scheint mir anders als die Mami von Jesus ein ganz schön heißer Feger zu sein.
Anders als ihre abrahamitische Gottesmutter-Kollegin guckt sie nicht stets devot schweigen vor sich hin, sondern tanzt wild rum, ist keiner Party abgeneigt und hackt dabei immer gern mal Köpfe ab, die sie als Souvenir behält und in langen Schädelketten um den Hals trägt.


Naja, wem’s gefällt…

Was sagt eigentlich Google dazu?

Kali ist die "Heilige Gebärende", die Alles-Verschlingende, Mutter des All-en, das "Heilige Wort". Sie ist eine dreifache Göttin mit den Aspekten des Todes bzw. der Zerstörung, der Bewahrung sowie der Erneuerung und der Schöpfung.
Dies beruht auf dem Glauben, dass ohne Zerstörung nichts Neues entstehen kann, und dass Leben und Tod eine untrennbare Einheit bilden. Kali ist wohl eine der ältesten namentlich nachgewiesenen Göttinnen. Sie sprang aus einer Braue der Göttin Durga, um Dämonen zu vernichten. Als sie aber auch anfing, die Gottheiten zu vernichten (da sie unbestechlich ist, weiß sie genau, wie gering der Unterschied zwischen Dämonen und Gottheiten  sein kann), warf sich Shiva ihr zu Füßen und besänftigte sie, indem er sich ihr opferte.
[….]  Dargestellt wird Kali meist in ihrem Furcht einflößenden Aspekt. Sie hat schwarze oder blaue Haut, drastisch heraustretende rote Augen und eine herausgestreckte Zunge, die Rajas, das aktive Prinzip in der Natur bedeutet. Ihre leuchtend weißen Zähne symbolisieren Sattwa, die Reinheit. Ihr Rock besteht aus abgetrennten Armen.
Sie selbst besitzt für gewöhnlich vier Arme, die die absolute Dominanz über alle endlichen Dinge symbolisieren. Diese halten je nach Darstellung unterschiedliche Dinge:
Ein Schwert, mit dem Kali das Band der Gebundenheit durchtrennt, einen abgetrennten menschlichen Kopf, was auf die Zerstörung des Egos ihrer AnhängerInnen hinweist, einen stilisierten Dreizack, eine Schlinge, die aus einer Schlange geformt wird und auf die Kraft der Kundalini hinweist, sowie eine Almosenschale, die auch als Blutschale gedeutet werden kann. Eine Hand vertreibt die Furcht und eine wird oft als die Hand interpretiert, die Segen verleiht bzw. spirituelle Stärke fördert. Kali trägt eine Girlande aus 51 menschlichen Schädeln, die die 51 Buchstaben des Sanskrit-Alphabets repräsentieren. Sanskrit ist eine heilige Sprache, die vollendetes Wissen und Weisheit enthält.
[….] Kali ist die ursprüngliche Tiefe, das menstruale Blutmeer der Schöpfung. Kali wird auch als Kundalini verehrt, als weibliche Schlange, die sich am Anbeginn der Zeit in einer spiralförmigen Drehung, die der Bewegung der Schöpfung entspringt, dem Chaos entwindet.
[….] Die InderInnen sagen, wir leben heute im "Kali-Yuga", dem Zeitalter der Kali, und in Sachen Zeit und Zerstörung gibt sie uns ja wirklich gewaltige Hausaufgaben. [….] Kalis Gefährte ist Shiva, der Gott der Zerstörung. Kali drückt in ihrer Erscheinungsform den energetischen und tantrischen Aspekt der Shakti in besonderer Weise aus. Sie wird oftmals in sexueller Vereinigung mit Shiva dargestellt.
Hauptsächlich bekannt ist die Darstellung, wie sie auf ihrem toten Gemahl Shiva hockt und dessen Eingeweide verspeist, während ihre Yoni seinen Lingam (Penis) verschlingt. Als Bhavatarini, die Erlöserin des Universums steht sie am Ende der Zeiten über ihren von ihr erschlagenen Gemahl, um damit das Ziel der Schöpfung zu erfüllen und den Neubeginn einzuleiten.
[….]
(Artedea.net)

Ach so ist das.
Beim Yoga und Tantra spielt Kali eine große Rolle. Yogalehrer können Kali daher ausführlich erklären.
Ich habe nichts gegen Yoga, aber so richtig einsichtig ist mir nicht wieso man dazu ein göttliches Vorbild braucht, das die Eingeweide seines Liebhabers frisst und ständig Köpfe abhackt. Der IS kam doch erst Jahrtausende später.

Aber lassen wir einen Experten sprechen; einen tantrisch-hinduistischen Priester. Der muß sich qua Beruf mit Kali auskennen, da Kalis größte Bedeutung im Tantrismus zu finden ist. Hier wird sie als die Allerhöchste verehrt.

[…..] In Indien ist ein Fünfjähriger während einer religiösen Zeremonie geköpft worden – anschließend wurde der Priester getötet!
Der Priester, ein Anhänger des tantrischen Hinduismus, habe den Jungen vor den Augen seiner Familie in deren Haus enthauptet, berichtet das indische Nachrichtenportal „India Today“. Es geschah zu Ehren der Hindu-Göttin Kali.    „Nach Aussagen von Teilnehmern ereignete sich der Vorfall während der Puja (Zeremonie), und der Junge wurde geköpft, bevor die Familie reagieren konnte“, zitiert das Portal einen Polizeisprecher. Kurz darauf brachen Tumulte aus: Der Priester wurde von einem wütenden Mob angegriffen und gelyncht. Die Polizei traf erst ein, als der Mann bereits tot war. Die Zeremonie fand am Donnerstagabend auf einer Teeplantage in Assam statt. [….]

Zwei zum Preis von einem!
Der Priester wollte ein Menschenopfer und wurde als Dreingabe gleich anschließend selbst geopfert.
So kann’s kommen unter Religioten.

Menschenopfer zu Ehren der Götter haben in Indien eine jahrhundertealte Tradition. Im ostindischen Bundesstaat Orissa köpfte vor einigen Jahren ein Bauer seine zehnjährige Enkelin, um mit dem Blut des Mädchens vermischte Pflanzensamen an einem glückverheißenden Tag auszusäen. 2013 wurde eine 50-jährige Frau in Mumbai Opfer eines religiösen Ritualmords.
(Kath. Nachrichtenagentur 29.05.15)



Donnerstag, 28. Mai 2015

Einseitigkeit.


Gefühlt hundertausendfach habe ich schon die bigotte Russlandpolitik Europas kritisiert.

Es muß endlich aufhören, daß man Putin, Russland und den Kreml synonym verwendet. Russland ist kein homogener Block, in dem jeder das will und tut was Putin möchte.

Es muß endlich aufhören, daß man Russlands Historie ignoriert. Kein einziges mal in hunderten Jahren hat Russland den Westen angegriffen. Es war immer der Westen, der in Russland einmarschierte. Als Deutschland das zuletzt tat, gab es 25 bis 27 Millionen Tote in der Sowjetunion. So einen Blutzoll hat noch keine andere Nation gezahlt.

Es muß endlich aufhören Russland wie eine x-beliebige Demokratie der EU zu betrachten. Die Russen sind vom Zarenreich über die Bolschewisten bis zu Gorbatschow Jahrhunderte lang von einer zentralistischen Diktatur beherrscht worden. Dann kam in den 1990er Jahren unter Yelzin die Demokratie und zeigte sich als Staatsbankrott, Hungersnot, explodierende Kriminalität und in Form des Zusammenbruchs aller Sicherheiten. Zig Millionen Rentner und Beamte bekamen kein Geld mehr und waren gezwungen zu hungern und/oder zu betteln. Als Putin übernahm und die Zügel wieder fester in die Hand nahm, ging es dann ökonomisch gewaltig bergauf.
Darin besteht auch einer der Hauptgründe weswegen viele Menschen auf der Krim und in der Ostukraine zu Russland gehören möchten: Putin hatte seit Jahren kontinuierlich und großzügig die Rentenbezüge erhöht. Russen haben schlicht und ergreifend sehr viel mehr im Portemonnaie als Ukrainer.

Es muß endlich aufhören willkürlich verschiedene Maßstäbe anzusetzen.
Während man (zu Recht) die Schwulenpolitik und die Medienpolitik Moskaus kritisiert, ist Berlin eng verbandelt mit China und Saudi-Arabien. Das sind unsere engsten Handelspartner, die von allen deutschen Politikern umschmeichelt werden.
Riad und Peking sind aber noch Lichtjahre davon entfernt ihren Menschen so viel Bürgerrechte wie den Russen zuzugestehen.

Es muß endlich aufhören Regime-Change-Gedanken in die Diplomatie einzuweben.
Präsident Putin sitzt sehr fest im Sattel, genießt die allerhöchsten Zustimmungswerte. Also ist Putin auch der natürliche Ansprechpartner Obamas und Merkels. Ob die Kanzlerin und der US-Präsident lieber einen anderen Chef im Kreml HÄTTEN, ist irrelevant.

Es muß endlich aufhören politische Differenzen mit Sprachlosigkeit und Boykotten zu kontern.
Das ist der diametral falsche Weg. Statt Putin zu schneiden, indem man ihn vom G8 auslädt und nun schmollend als G7 auf der Elmau hockt, müßte es nach den Konflikten in der Ostukraine ganz im Gegenteil eine Intensivierung der Kontakte geben. Man müßte gerade in solchen Zeiten permanent im Gespräch sein; auf allen Ebenen, auch auf der Höchsten.

Es muß endlich aufhören Fehler der russischen Seite triumphierend als Monstranz vor sich her zu tragen: „Wieder ein Beweis für die Bösartigkeit Putins!“

Es muß endlich aufhören den Versuch russische Befindlichkeiten zu verstehen, als Schwäche oder linksideologisch zu diffamieren. Es sollte ganz im Gegenteil gerade jetzt alles unternommen werden, um sich „in die russische Seele“ hineinzudenken.

Und nun die Wellmann-Hysterie.

Der CDU-Politiker Karl-Georg Wellmann hat nach seiner gescheiterten Einreise nach Russland mit Unverständnis reagiert. Wellmann war am Wochenende bei der Passkontrolle in Moskau abgewiesen worden und mit einem Einreiseverbot bis 2019 belegt worden.
Im ARD-Morgenmagazin kritisierte er diesen Umgang. Es sei "nicht klug und unverständlich" mit um Ausgleich bemühten Politikern so umzugehen, sagte er.

Das Geschrei ist groß. Russland führe „schwarze Listen“ meinen die Grünen Russland-Hasser Marie-Luise Beck und Rebecca Harms, die sich so demonstrativ mit Faschisten und Antisemiten in Kiew solidarisieren.

Um alle Missverständnisse auszuräumen:
Ich finde das Einreiseverbot gegen Wellmann auch peinlich und schädlich.
Nicht zu rechtfertigen.

Aber das hasserfüllte Geifern von den Becks dieser Welt ist absurd.

Zum Inkrafttreten des Gesetzes in Russland über „unerwünschte“ ausländische und internationale Organisationen erklärt Marieluise Beck, Sprecherin für Osteuropapolitik:
Die zunehmende Unterdrückung der Zivilgesellschaft steht in direktem Zusammenhang mit dem aggressiven machtpolitischen Auftreten des Kremls in der europäischen Nachbarschaft. Innerhalb und außerhalb Russlands werden Feindbilder erschaffen, um diesem politischen Kurs die Legitimität zu sichern. Immer schärfer geht der Staat dabei gegen diejenigen vor, die sich in grenzüberschreitender Zusammenarbeit für ein demokratisches, weltoffenes Russland einsetzen.
(PM Die Grünen 25.06.2015)

Was treibt diese alternden Grünen dazu geradezu obsessiv Öl ins Feuer zu gießen, während es bei der SPD gerade die Alten sind, die besonnen und konstruktiv argumentieren?
NGOs können nicht überall frei agieren. Das ist Mist, aber wirklich kein russisches Alleinstellungsmerkmal.
Becks heißgeliebtes Oligarchen-Regime in Kiew geht sogar noch viel weiter:

Das Parlament der Ukraine hat aufgrund des Krieges im Osten des Landes die Menschenrechte in Teilen außer Kraft gesetzt. Die Europäische Union hat sich zu diesem Vorgang in der Ukraine noch nicht geäußert.
"Der Krieg (gegen prorussische Separatisten) zwingt uns dazu", so die Vize-Chefin des Parlaments, Oxana Syrojed.
(Shortnews 21.05.2015)

Diese Meldung findet man nur ganz klein im hintersten Teil der Zeitung. Beck und Harms äußern sich natürlich nicht dazu.

Sie zürnen wie die Bundesregierung noch über die mutmaßliche „schwarze Liste“ Moskaus.

„Unverständlich und inakzeptabel“ nannte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes gestern den Vorfall. „Die Bundesregierung erwartet die Aufhebung der Einreiseverweigerung.“ Der deutsche Botschafter protestierte sofort persönlich im russischen Außenministerium, die Bundesregierung beim Botschafter in Berlin.
Uniformierte hätten ihm für mehrere Stunden seinen Diplomatenpass abgenommen, berichtete Wellmann. „Die Nacht verbrachte ich im Transitbereich.“ [….]
Nach der Landung in Berlin-Schönefeld sagte der Bundestagsabgeordnete unserer Zeitung: „Ich habe kein Verständnis und keine Erklärung für dieses Vorgehen“. [….] Bereits im September war der Grünen-Europaabgeordnete Rebecca Harms (49) die Einreise nach Russland verweigert worden. Harms vermute, dass der Kreml eine schwarze Liste über westliche Politiker führe – als Reaktion auf die Sanktionen der EU.

Die Erklärung für Moskaus Verhalten dürfte dabei recht simpel sein.
Es war eine Retourkutsche für die schwarzen Listen der EU.
WIR dürfen nämlich schwarze Listen führen und finden das völlig richtig. Rebecca Harms hatte als EU-Abgeordnete für eine russische schwarze Liste gestimmt, also russische Politiker, die man nicht mehr in die EU einreisen lassen darf.
 Wenn Moskau das auch tut, ist es aber „empörend, inakzeptabel und skandalös“.

Das deutsche Auswärtige Amt und Herr Wellmann kennen offenbar nicht Wikipedia, sonst könnten sie dort nachlesen:

Von den USA wurden am 17. März 2014 Einreiseverbote gegen 7 russische Personen verhängt, Vermögenswerte eingefroren und Bürgern und Unternehmen der USA verboten, Geschäfte mit den Sanktionierten zu machen. Ebenso wurde gegen 4 ukrainische Personen Beschränkungen durch das US-Finanzministerium verhängt.
Der Rat der Europäischen Union setzte am 17. März insgesamt 21 Personen auf eine Sanktionsliste, mit der Reisebeschränkungen und das Einfrieren von Geldern und wirtschaftlichen Ressourcen verbunden sind.
Am 20. März wurden von Seiten der USA weitere Personen und Unternehmen auf die SDN-Liste gesetzt.   [….] Am 21. März publizierte die EU eine zusätzliche Sanktionenliste mit den Namen von 12 weiteren Personen, am 28. April eine Liste mit 15 weiteren Personen. Am 12. Mai wurden die Sanktionen auf die zwei von den Behörden der Autonomen Republik Krim konfiszierten Unternehmen Tschernomorneftegas und Feodosia ausgeweitet sowie weitere 13 Personen hinzugefügt.
Am 25. Juli erweiterte die Europäische Union ihre Sanktionsliste um 15 Personen und 18 Einrichtungen. Am 30. Juli kamen weitere 8 Personen und 3 Einrichtungen hinzu. Am 8. September erfolgte die Verlängerung und Erweiterung der Sanktionen. Dabei wurden zum 12. September 24 zusätzliche Personen auf die Sanktionsliste gesetzt.

An Wellmann statuierte Moskau offensichtlich ein „Wie du mir, so ich dir“-Exempel.
Das ist nicht sehr erwachsen, aber auch kein Skandal.

Wieso traf es ausgerechnet den braven Karl-Georg Wellmann rätselte Stefan Braun in der SZ-Ausgabe von gestern.

[….]  Nun ist Wellmann nach den üblichen Kriterien keine Berühmtheit. Und der 62-jährige CDU-Politiker gehört auch auf Berliner Boden nicht zu denen, die sich auf ihr Amt besonders viel einbilden. Aber er ist Bundestagsabgeordneter und besitzt einen Diplomatenpass, weil er im Auswärtigen Ausschuss seinen Platz hat. Deshalb ist das, was ihm am Sonntag nach der Landung in Moskau passierte, ein diplomatischer Affront erster Güte.
[….] Geschockt wirkt der Russland- und Ukraine-Experte der Unionsfraktion dennoch nicht. Eher ernüchtert. Wellmann ist kein politischer Tänzer für die Galerie und die Medien. Aber er spricht gerne aus, was er denkt, auch wenn das seinen Preis hat. [….]

So rätselhaft ist der Wellmann-Bann in Moskau allerdings nicht:

·        Wellmann ist Außenpolitiker, der laut und deutlich allein Moskau die Schuld für die Krimkrise in die Schuhe schiebt.
·        Wellmann ist Vorsitzender der deutsch-ukrainischen Parlamentariergruppe.
·        Wellmann arbeitet für die „Agentur für die Modernisierung der Ukraine.“

Die Einrichtung wird vom ukrainischem Oligarchen Dmytro Firtasch (50) mitfinanziert. Firtasch war 2014 aufgrund eines US-Haftbefehls wegen Bestechung und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung in Wien verhaftet und nach einer 125-Millionen-Euro-Kaution auf freien Fuß gesetzt worden.

Alles keine Entschuldigungen, aber eben auch keine „neue Provokation“ Russlands, sondern eine eher harmlose REAKTION auf EU-Verhalten.


Mittwoch, 27. Mai 2015

Heilige Scheiße – Teil I

Es gibt viele Merkwürdigkeiten in der katholischen Kirche.

Kardinal-Staatssekretär Parolin aus dem Vatikan nennt das irische Ja zur Homo-Ehe eine "Niederlage für die Menschheit".

Ja, misogyne Männer in bunten Kleidern und brennenden Handtäschchen, die anderen Männer erklären wie BÖSE Homosexualität ist...
Chuzpe haben sie ja!

Ziemlich bizarr ist auch der Monotheismus-Tick.
Echnaton war da wenigstens noch konsequent. Christen fordern es nur.

Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
(„Das erste Gebot“)

Ja, Gott, der Vater, der Sohn, der Hei Gei und Maria – vier Götter, die den Menschen erklären wie BÖSE Vielgötterei ist.
Chuzpe haben sie ja!

Gerade der Katholizismus mit den Tausenden Heiligen und Seligen, die zur Ehre der Altäre angebetet werden, dürfte die polytheistischste Religion der Welt sein.

Heilige sind in religiöser Hinsicht vollkommene Menschen, die von Gott eine höhere Stufe der Gnade erreicht haben und daher alle ins Himmelreich kommen.
Gerne werden Heilige auch als Spezialgötter (=Schutzpatrone) mit bestimmten Zuständigkeiten verehrt.
Für jedes Thema stehen dem katholischen Gläubigen also Fachgötter zur Verfügung, die man um Fürbitte anflehen kann.

Im 12. Jahrhundert erklärte Papst Alexander III. die alleinige Zuständigkeit der Päpste für Heiligsprechungen. Ging man zunächst sparsam mit der Heiligsprechungskompetenz um, begann der Pole Karol Woytila aus dem Vollen zu schöpfen. Er schuf über tausend neue Heilige und Selige.
Stand am Ende des JP-II-Pontifikats:  6650 Heilige und Selige, sowie 7400 Märtyrer and still counting.

In religiöser Hinsicht ein vollkommener Mensch war Winfrid (* um 673 in Wessex; † um 755  in Friesland), der seit dem 16. Jahrhundert unter dem Namen Heiliger Bonifatius als „Apostel der Deutschen“ verehrt wird, weil er bei den heidnischen Franken ein Kloster nach dem nächsten gründete.
Am 15. Mai 719 gab ihm Papst Gregor II. den Auftrag, den „ungläubigen Völkern das Geheimnis des Glaubens bekannt zu machen“ und verlieh ihm den Namen Bonifatius. So kam der Heilige zu den Friesen.

Ob die Tat, große Teile des heutigen Deutschlands und Frankreichs christianisiert zu haben, so vorbildlich war, darf angesichts der grausamen Religionskriege, die folgten, darf angesichts des düsteren aufklärungsfeindlichen von Christlichen Autoritäten regierten Mittelalters bezweifelt werden.

Ohne den Heiligen Bonifatius auch kein Dreißigjähriger Krieg (von 1618 bis 1648), der als vermutlich verheerendster Religionskrieg Mitteleuropa entvölkerte.

"Hans Philipp Goßmann von Spachbrücken zu Tod geschlagen. Hans Gerhards schwangeren Frauen die Rippen entzweigeschlagen, dass sie bald gestorben. Jakob Hans Frau zu Tod geschändet. Hans Simon mit dem Gemächt ufgehängt und vollends erschlagen ... Summa: 18 Personen", endet die "Schadensliste", die man nach einem Überfall der kaiserlichen Soldaten auf das hessische Reinheim im Mai 1635 bei der zuständigen Obrigkeit einreichte.
Der Dreißigjährige Krieg zeigt sich in solchen Beispielen als Krieg schlechthin: erschlagene, gefolterte, vergewaltigte Unbeteiligte. Ausgebrannte Städte, verwüstete Dörfer, kahlgefegte Äcker. Hungersnöte, Seuchenzüge. Wer da noch lebte, lebte nicht mehr lange: "Wir Leut leben wie die Tier, essen Rinden und Gras", heißt es in einem Bibeleintrag aus den zerstörten Dörfern der Schwäbischen Alb gegen Ende des Krieges. Man ernährte sich von Eicheln und Kleie, briet Ratten, Katzen, Hunde und krepierte Pferde. [….]

In den letzten Tagen habe ich mich mal wieder etwas genauer in den 30-Jährigen Krieg (1618 bis 1648) hineingelesen.
Es war bekanntlich der schwerste Religionskrieg, der jemals in Europa tobte.
Protestanten und Katholiken haben so lange aufeinander eingedroschen, bis das „heilige römische Reich deutscher Nationen“ entvölkert und verwüstet war.
Die Hälfte der Deutschen Gesamtbevölkerung wurde massakriert oder fiel Seuchen zum Opfer, die Zivilisation wurde um 100 Jahre zurück geworfen.
Die Bauernhöfe waren verwaist, der Viehbestand nahezu komplett ausgerottet.

Der Mega-Religionskrieg bescherte uns Begriffe wie „magdeburgisieren“.
Magdeburg war damals eine von den Bischöfen unabhängige Stadt mit 30.000 - 40.000 Einwohnern, die versuchte neutral und friedlich zu bleiben.
Das gefiel den Katholiken natürlich überhaupt nicht und so schickt im April 1631 die katholische Majestät Kaiser Ferdinand II den kaiserlichen Befehlshaber Tilly, der die Stadt bis auf die Grundmauern zerstört und seine Truppen anschließend so lange plündern, morden und vergewaltigen läßt, daß nach einer Zählung aus dem Jahr gerade noch 468 Magdeburger leben.

Es war aber auch nicht alles schlecht am 30-Jährigen Krieg.
Da es weit über 200 Jahre brauchte, bis die Bevölkerungszahl wieder auf den Stand vom Beginn des 17. Jahrhunderts angestiegen war, kam es zu einer großartigen Verwaldung der ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen.
Die menschengemachte Monokultur verschwand zugunsten eines intakten Ökosystems aus Urwäldern.

Und wer hat Schuld am 30-Jährigen Krieg?

Dazu gibt es selbstverständlich ein ganzes Bündel Ursachen aus unterschiedlichen Machtinteressen.

Zwei Hauptschuldige will ich aber hervorheben.

Erstens der tiefsitzende Menschenhass der Horrorreligion des Katholizismus.
Es war die katholische Kirche, die das Rad der Zeit zurückdrehen wollte und mit ihrer Marionette Ferdinand II ganz Europa rekatholisieren wollte.

Das Restitutionsedikt war eine von Kaiser Ferdinand II. am 6. März 1629 erlassene Verordnung, mit der ohne Einverständnis der evangelischen Reichsstände der Status quo des geistlichen Besitzstands im Reich wieder auf den Stand des Jahres 1552 gebracht werden sollte. Es setzte damit die katholische Interpretation des Augsburger Religionsfriedens (1555) durch.
(Wikipedia)

Die RKK war dermaßen blutrünstig, daß sie selbst nachdem schon der halbe Kontinent verwüstet war erbittert Propaganda gegen diejenigen betrieb, welche auch nur an einen Frieden dachten.
Insbesondere die Jesuiten und der Pater am Kaiserlichen Hof, Johannes Weingarten empörten sich ab dem Jahr 1633 über den katholischen Heerführer Wallenstein, der "den Krieg vernachlässige“ und nicht mehr die rechte Lust verspürte Protestanten zu massakrieren.

Als auch noch Gerüchte auftauchten Wallenstein wolle Friedensverhandlungen beginnen, hetzten die katholischen Geistlichen so gegen den Kriegsmüden, daß sie seine Ermordung durchsetzen konnten.

Die zurückhaltende Art seiner Kriegführung während des zweiten Generalates [Wallensteins], seine Friedenspolitik und die dadurch hervorgerufene Sorge um den Triumph der katholischen Idee ließen am Hofe bald eine starke Partei gegen ihn erstehen, an der Spitze der Sohn des Kaisers, der spätere Ferdinand III. Sie gewann im Laufe der Zeit einen entscheidenden Einfluß auf den schwachen und schwankenden Kaiser, zumal in ihr Männer wie der bayerische Kurfürst, der böhmische Oberste Kanzler Slawata, die Jesuitenpatres Lamormaini, der Beichtvater, und Weingartner, der Hofprediger, mit Leidenschaft gegen Wallenstein wirkten.
(Uni Giessen.de)

Die zweite Hauptschuld liegt in den Charakteren der handelnden Personen, die einfach keine netten Menschen waren.

Das betrifft die katholischen Heerführer und Kriegsverbrecher Johann t’Serclaes Graf von Tilly (1559-1632) und Albrecht Wenzel Herzog von Wallenstein, sowie auch den legendären Schwedischen König Gustav II. Adolf, (1594-1632).

Unglücklich mit dem religiös vorbildlichen Heiligen sind auch heutige Dendrologen.
Gottes Schöpfung pries der „Apotsel der Deutschen“ nämlich vorzugsweise, indem er die ältesten Bäume abhacken ließ.

Vor der Christianisierung dachte man hierzulande Donar (auch „Thor“) sei der richtige Gott. Ihm weihte man große alte Eichen, die man dann verehrte und schmückte.
Bräuche aus der Zeit haben sich bis heute gehalten; immer noch gibt es in Dörfern „Tanzlinden“, werden Maibäume aufgestellt.
Auch der Brauch Zweige von Tannen zur Wintersonnenwende zu dekorieren und ins Haus zu stellen ist eine zutiefst heidnische Tradition zur Verehrung Donars.
Als es Bonitfatius‘ Nachfolgern nicht gelang diese Bräuche auszumerzen, adaptierte man sie und log fröhlich drauf los an dem Tag sei Jesus Christus geboren worden, deutete die Donar-Zweige zum Christbaum um.
(Wenn man Althistorikern glauben darf, wurde Jesus, sofern er tatsächlich existierte vermutlich im März geboren.)

Anderen Gottheiten bei heiligen Eichen zu huldigen, inspirierte Bonifatius zu dem was Christen am besten können: ZERSTÖREN.
Landauf, landab ließ er die schönsten Bäume abhacken.
Im großen Stil ließ der katholische Weibischof und Missionar heidnische Heiligtümer zerstören.

Althergebrachter Kultur, die den Menschen so wichtig war, begegnete der päpstliche Missionar mit größtmöglicher Intoleranz und Destruktivität.
Gottes Schöpfung zu achten, hieß für ihn: Kleinholz machen.
Die Christen gaben schon damals ein Beispiel ab für den IS in Palmyra.

Der Papst war entzückt.

Als Anerkennung für seine Dienste ernannte Papst Gregor III. ihn 732 zum Erzbischof und päpstlichen Vikar des Ostteiles des Frankenreiches und erteilte ihm die Erlaubnis, Bischofssitze einzurichten.
(Ökumenisches Heiligenlexikon)

So wütete der Baumkiller 30 Jahre bis ihn in Boorne (Holland) Mitte des achten Jahrhunderts aufgebrachte Heiden ermordeten. Möglicherweise war es auch nur ein Raubüberfall auf den reichen Papst-Gesandten.
Spätere Missionare deuteten Bonifatius profane Ermordung dann flugs zu einem Märtyrer-Akt um. Als toter Märtyrer ließ sich der Brite bestens für die Christen-PR einspannen – auch hier gleichen sich die Bilder mit dem IS.

Im 19. Jahrhundert setzte eine neue Welle der Verehrung ein; damals fürchteten viele Katholiken nach der Gründung des deutschen Nationalstaates eine Los-von-Rom-Bewegung und stilisierten dagegen Bonifatius als den Apostel Germaniens. Die jährliche Wallfahrt zum Fuldaer Dom bewahrt dem Gründervater des Klosters, der Keimzelle der späteren Stadt Fulda, ein ehrendes Andenken. 1867 kamen die deutschen katholischen Bischöfe hier zum ersten Mal zu einer Konferenz zusammen, bis heute findet die Konferenz jedes Jahr im Herbst in Fulda statt; beim feierlichen Schlussgottesdienst im Dom werden die Bischöfe dann jeweils einzeln mit der Bonifatius-Reliquie gesegnet. Das bisher in den deutschen Diözesen unterschiedlich begangene Gedächtnis des Bonifatius ist 2005 einheitlich für alle Diözesen im deutschen Sprachraum in den Rang eines Festes erhoben worden.
Kanonisation: Papst Pius IX. genehmigte 1855 die Verehrung von Bonifatius.
Attribute: Eiche und Axt, Fuchs, Rabe, Peitsche, Schwert
Patron von England und Thüringen; der Bierbrauer, Feilenmacher und Schneider; der Bistümer Fulda, Erfurt und Groningen in den Niederlanden; Mitpatron des Bistums Haarlem in den Niederlanden
(Ökumenisches Heiligenlexikon)