Mittwoch, 8. März 2017

Eingemauerte Perspektive

Die beiden Abendblatt-Redakteure Walter Bau und Karsten Kammholz stehen dem SZ-Kollegen Matthias Drobinski kaum nach.
Sie beklagen den Niedergang der Kirche, orakeln über Feintuning am Marketing – Frauenpriestertum, Zölibat, gesellschaftliches Ansehen – kommen aber nicht auf die Idee, das Produkt selbst für mangelhaft zu halten.

Geht es nach den kirchenfreundlichen Journalisten, müßte nur ein wenig an den Stellschrauben, an den Arbeitsbedingungen gedreht werden und schon würden neue Priesteranwärter in den Beruf strömen.
Da dies nicht geschieht, sieht es aber erst mal sehr trüb aus für die Zukunft der deutschen christlichen Kirchen.

[….] Es werden Krisengespräche, so viel ist klar. Wenn sich ab Montag die 66 katholischen Bischöfe und Weihbischöfe der 27 deutschen Diözesen zur Frühjahrsvollversammlung erst in Köln und danach in Bergisch-Gladbach treffen, gehen sie eine heikle Angelegenheit an: "Zukunft und Lebensweise des priesterlichen und bischöflichen Dienstes" heißt das Hauptthema der Bischofskonferenz – und es berührt existenzielle Fragen. Ist das Priesteramt in der katholischen Kirche noch zeitgemäß – und wenn ja, wo gibt es den dringend benötigten Nachwuchs?
Längst schlägt sich die Misere in den Zahlen nieder. Voriges Jahr wurden ganze 80 neue Priester in den 27 deutschen Bistümern geweiht. Im Jahr davor waren es sogar nur 58 – so wenige wie nie zuvor. Von 1995 bis 2015 sank die Zahl der katholischen Geistlichen von gut 18.600 auf knappe 14.000. Die Zahl der Pfarreien ging im gleichen Zeitraum von 13.300 auf rund 10.800 zurück. Mehr als 60 Prozent der katholischen Priester sind älter als 60. Leben und Strukturen der Kirchengemeinden stehen vor einem radikalen Umbruch. […..]

In den letzten 20 Jahren wurde jede vierte katholische Pfarrerstelle vakant und jede fünfte Pfarrei geschlossen.

Bei den Evangeliban sieht es nicht besser aus.

[…..] Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) treiben ebenso Nachwuchssorgen um – auch ohne tiefgreifende Konflikte um Zölibat oder Frauenpriesteramt. In den kommenden zehn bis 15 Jahren werden 30 bis 40 Prozent der Pfarrer in den Landeskirchen in den Ruhestand gehen, heißt es aus dem Kirchenamt der EKD in Hannover.
Momentan seien im Raum der EKD circa 18.000 Pfarrerinnen und Pfarrer tätig. "Die bisherige Zahl von Pfarramtsstudenten wird nicht reichen, um die Lücken zu füllen", so die Leiterin der Bildungsabteilung im Kirchenamt, Birgit Sendler-Koschel. "In den nächsten zehn Jahren werden bundesweit Tausende neue Pfarrerinnen und Pfarrer benötigt." […..]

Wieso will niemand mehr Pfarrer werden – die Frage stellen sich die Abendblatt-Autoren ebenso rätselnd, wie die offiziellen EKD-Funktionäre.
Zu den sonntäglichen Gottesdiensten gehen nach offiziellen EKD-Angaben derzeit 3,3% der Kirchenmitglieder. Selbst von den zahlenden Kirchenmitgliedern haben also fast 97% keine Lust sonntags in die Kirchen zu gehen.
Gestalten die 18.000 Pfarrer die Angelegenheit so unfassbar öde, daß 97% der Gläubigen lieber gleich zu Hause bleiben, oder sind die Erwartungen der Gottesdienstbesucher so abstrus, daß keiner mehr Pfarrer werden möchte?
Was ist da los, fragen sich bischöfliche Blitzbirnen wie Käßmann und Bedford-Strohm.

Man verdiene doch großartig und bekäme seine eigene Pfarrei. Also Protestant darf man den Beruf sogar ergreifen, ohne über einen Penis zu verfügen und sofern man einen hat, darf man ihn auch benutzen.
Zölibat und Frauenpriestertum und trotzdem wollen die Menschen den Job nicht?
Das geht über das Fassungsvermögen der Berufskirchisten.

[…..] Bisher galten vor allem die Hunderttausenden jährlichen Kirchenaustritte als die große gemeinsame Sorge der beiden Konfessionen. Nun lautet die zweite gemeinsame Sorge: Wer will noch Gottes Wort verkünden? [….]

Nein, liebe Kirchenfreunde bei der SZ und der FUNKE-Mediengruppe.
Es liegt nicht am Marketing.
Euer Produkt ist einfach schlecht.

Wenn man ein totes Pferd reitet, soll man absteigen.
Und Gott ist tot.
Religion schadet eindeutig mehr als sie nützt.
Die Wir-sind-besser-als-die-Ideologie grenzt aus, führt zum Beleidigtsein und Konflikten.
Christliche Überzeugungen waren seit 2000 Jahren Ursache für die größten Verbrechen der Menschheit – Sklaverei, Hexenverbrennung, Inquisition, Kolonialismus, Missionierung, Homophobie, Rassismus, Islamophobie, Wissenschaftsfeindlichkeit, Misogynie und Antisemitismus.


Eine solch destruktive Ideologie, die allen Erkenntnissen der Wissenschaft widerspricht kann man nur so lange an den Mann bringen, wie die Gläubigen dumm und ungebildet sind.
Aufklärung und Informationen sind der Feind Gottes.
Je besser die Allgemeinbildung, desto kleiner die Kirchen – und das ist auch gut so!


Es wäre so schön, wenn Bau, Drobinski und Kammholz in der Lage wären ihre rein religiotische Perspektive zu verlassen und objektiv über Religion berichten könnten.
Dann sähen sie wie positiv der Rückgang des kirchlichen Einflusses auf die Gesellschaft ist.
Aber leider haben die Kirchenjournalisten fest eingemauerte Standpunkte.

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