Dienstag, 9. Januar 2018

Mehr Golf bitte – Teil II

Über den Jahreswechsel wurden Trumps Ratings ein kleines bißchen besser.
Warum? Hatte er etwas Besonderes vollbracht?
In der Tat, das hatte er. Er war einige Tage Off-Screen, spielte Golf und ließ sich dabei von Sichtbarrikaden umstellen, so daß die Journalisten ihn nicht dabei filmen konnten.
Angesichts seiner erschreckenden Physiognomie, seiner manischen Lügerei und des radikal destruktiven Charakters kann es seiner Popularität nur gut tun, sich weniger zu exponieren.

In einer milden Form haben wir das im Jahr 2014/2015 auch bei Guido Westerwelle erleben können. Diese höchst unangenehme Type meldete sich auch täglich mit schrägen Sprüchen zu Wort und war besessen von seiner eigenen Medienpräsenz und seinen Zustimmungswerten. Im Gegensatz zu allen vorherigen deutschen Außenministern sackten seine Ratings allerdings in den Keller. Erst als er sich endlich sparsamer in der Öffentlichkeit zeigte und tatsächlich seinen Job tat, indem er beispielsweise ins Ausland reiste, ging es langsam bergauf.
Bei solchen Asympathen freut man sich einfach sie weniger zu sehen. Natürlich blieb er insgesamt ein extrem unbeliebter Außenminister. Seine Nachfolger Steinmeier und Gabriel schweben demoskopisch wieder in ganz anderen Dimensionen. Aber immerhin gelang Westerwelle für seine Verhältnisse eine leichte Verbesserung, indem er sein Gesicht nicht mehr täglich in die Kamera hielt.

Würde Trump einen ganzen Monat nichts sagen und nichts tun, könnte er vermutlich einen deutlichen Popularitätsschub erfahren und möglicherweise zu dem zweitunbeliebtesten Präsidenten aller Zeiten aufholen.

Trumps sich massiv verschlimmernde Demenz macht eine ganz andere Arbeitseinteilung im Weißen Haus notwendig. Der Mann interessiert sich für nichts, kann nur rudimentär lesen und hat die Aufmerksamkeitsspanne einer Sardine.
Während alle anderen Präsidenten immer sehr früh am Schreibtisch saßen und wenig schliefen – GWB begann täglich um 6.15 Uhr, Obama ließ sich bis 6.30 Zeit, blieb aber bis spät nachts – schwankt Trump frühestens gegen 11.00 Uhr ins Büro hinunter. Arbeitszeit bis maximal 16.00 Uhr mit vielen Pausen für Fastfood, Glotze und Twitter.

[…..] Trump's secret, shrinking schedule
President Trump is starting his official day much later than he did in the early days of his presidency, often around 11am, and holding far fewer meetings, according to copies of his private schedule shown to Axios. This is largely to meet Trump’s demands for more “Executive Time,” which almost always means TV and Twitter time alone in the residence, officials tell us. […..] Trump's days in the Oval Office are relatively short – from around 11am to 6pm, then he's back to the residence. During that time he usually has a meeting or two, but spends a good deal of time making phone calls and watching cable news in the dining room adjoining the Oval. Then he's back to the residence for more phone calls and more TV. Take these random examples from this week's real schedule:
    On Tuesday, Trump has his first meeting of the day with Chief of Staff John Kelly at 11am. He then has "Executive Time" for an hour followed by an hour lunch in the private dining room. Then it's another 1 hour 15 minutes of "Executive Time" followed by a 45 minute meeting with National Security Adviser H.R. McMaster. Then another 15 minutes of "Executive Time" before Trump takes his last meeting of the day — a 3:45pm meeting with the head of Presidential Personnel Johnny DeStefano — before ending his official day at 4:15pm.
    Other days are fairly similar, unless the president is traveling, in which case the days run longer. On Wednesday this week, for example, the president meets at 11am for his intelligence briefing, then has "Executive Time" until a 2pm meeting with the Norwegian Prime Minister. His last official duty: a video recording with Hope Hicks at 4pm.
    On Thursday, the president has an especially light schedule: "Policy Time" at 11am, then "Executive Time" at 12pm, then lunch for an hour, then more "Executive Time" from 1:30pm. […..]

Ein so ostentativ fauler und unzurechnungsfähiger Präsident hat auch Vorteile.
Vorteile für die Welt, weil der Planet umso sicherer ist, je seltener Trump aktiv ist.
Vorteile aber auch für republikanische Politiker, die den debilen desorientierten Deppen benutzen können, um ihre eigenen Vorhaben durchzudrücken.
Die schärfsten innerparteilichen Kritiker Trumps – Senator Bob Corker und Senator Lindsey Graham beispielsweise – loben Trump neuerdings, weil sie ihn benutzen können.
Corker bekam sein Privatgesetz, das ihn viele Millionen Dollar reicher macht.  Graham kann mit Trump seine hochaggressive Außenpolitik umsetzen.
Corker, der Trump noch vor Wochen als völlig unfähig abqualifizierte, im Oktober 2017 das White House to "an adult day care center" comparete, flog gestern gebumfidelt mit ihm in der Air Force One.

Graham beschwert sich nun voller Emphase darüber, daß die Presse es wage Trump als „Unfit for Office“ zu bezeichnen; dabei hatte er noch vor einem Jahr selbst am lautesten Trump mit genau den Worten bepöbelt.


Corker und Graham sind eben in der Wolle gefärbte Republikaner und als solche Großmeister der Heuchelei.
Inzwischen schätzen sie Trump für seine Faulheit und Doofheit.
Je weniger er tut und je mehr er golft, desto besser.
Und was kümmert schon brachiale Heuchelei, wenn sie sich gegen den größten Hechler der Welt wendet – Trump selbst.

(…..) Der Typ, der Obama bezichtigte zu viel Zeit auf dem Golfplatz zu verbringen, statt als Präsident im Oval Office zu arbeiten, stellt sich als Obamas Nachfolger als faulster US-Präsident aller Zeiten dar.

[….] Donald Trump hat am Freitag zum 80. Mal einen seiner eigenen Golfclubs besucht, seit er am 20. Januar seinen Amtseid ablegte.
Das hat der Sender CNN errechnet - und strahlte zugleich Clips aus dem Wahlkampf im vergangenen Jahr aus: Da hatte der Republikaner wiederholt mit Seitenhieb gegen Vorgänger und Golfliebhaber Barack Obama betont, dass er sich als Präsident keine Zeit nehmen würde, den Schläger zu schwingen: Er würde nur arbeiten, arbeiten - zum Wohle des amerikanischen Volkes. [….]

Ich bin aber weit davon entfernt mich über Trumps obsessive Golferei zu ärgern.
Im Gegenteil, so lange er kleinen weißen Bällchen in seinem Golfcart hinterher juckelt, stellt er wenigstens nichts Schlimmeres an.

Trump und seine Partei, die GOP, die „Grand Old Perverts“ sind eben nicht länger nur eine lächerliche Lobbyistenvereinigung, um gewaltig von unten nach oben umzuverteilen, sondern sie bemühen sich als neroeske Terrortruppe intensiv darum die Welt zu entflammen. (…..)

Unglücklicherweise belässt es Trump nie lange bei seiner Abwesenheit, da seine manische Eitelkeit das nicht zuläßt.

Die Weihnachtspause ist vorbei. Inzwischen drängte es ihn wieder in die Öffentlichkeit. Er prahlte von seinem „enorm großen Button“ und feierte sich dafür ein „stable genius“ zu sein.


Auch den Vorwurf der Demenz konterte Trump auf die ihm eigene Weise.
Nachdem er über Wochen bei der Nationalhymne kniende Sportler als „unpatriotisch“ beschimpfte und forderte diese „sob“s müssten gefeuert werden, besuchte er heute  ein Highschool-Football Championship Game, stand zum national Anthem auf, konnte sich aber offenbar nicht mehr an den Text erinnern.
Singen, stehen, Hand halten – das ist zu komplex für Trump.

Entweder er vergisst die Hand auf das Herz zu halten oder aber er denkt nicht daran als Oberbefehlshaber der Flagge zu salutieren.
Mit Multitasking ist Präsident Dummerle hoffnungslos überfordert.

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