Donnerstag, 22. August 2019

Lernkurve Null

George Pell ist schon lange ein sehr mächtiger Mann.
Das sollte er auch sein; schließlich war er lange Australiens hochrangigster Katholik, stieg dann 2014 zum „Finanzminister“ des Vatikans auf und stand damit formal an dritter Stelle der Hierarchie der 1,3 Milliarden Katholiken.

Ein paar Messdienern mal seinen Penis in den Mund zu schieben, konnte er sich da wohl erlauben – so glaubte er.
 Gleich mehrere erzkonservative Ex-Premierminister standen in seiner Gerichtsverhandlung als Leumundszeigen da und der mächtige Papst beließ ihm demonstrativ sein rotes Kardinalshütchen – als Ausweis seiner allerhöchsten Würde derjenigen, die den Stellvertreter Gottes auswählen und durch die der Heilige Geist spricht.
So einer kann ja schlecht in den Knast kommen, befand Pell selbst, zumal er ja gar keine Kinder missbraucht hatte und unschuldig ist.
Außerdem hat er die Kinder, die er gar nicht missbraucht hat, laut seines Anwaltes nur sechs Minuten missbraucht.

(….) Nein, nein, nein, George Pell AC, 77, Kurienkardinal der römisch-katholischen Kirche, ehemaliger Erzbischof von Melbourne, ehemaliger Erzbischof von Sydney, ehemaliges Mitglied des Päpstlichen Kardinalsrats, Kardinalpriester der Titelkirche Santa Maria Domenica Mazzarello, langjähriger Großprior der Ordensprovinz Australien-New South Wales des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, Generalkaplan im Großpriorat Australiens, Träger des Lazarusordens und des kirchlichen Großkreuzes des Verdienstordens des Heiligen Lazarus, der hochrangigste australische Katholik aller Zeiten, ist unschuldig, hat keine Kinder vergewaltigt und ist nur Opfer einer linken Hetzjagd!
So tönen heute seine Fans – darunter der allmächtige Rupert Murdoch, Executive Chairman der News Corp (Fox News) und gleich mehrere australische ehemalige Premierminister.
Gottes Top-Mann beharrt vehement auf seiner völligen Unschuld und von „sexuellem Missbrauch“ oder „Vergewaltigung“ kann gar nicht die Rede sein, weil es nämlich nur „plain and vanilla penetration sex“ mit einem 12-Jährigen und einem 13-Jährigen war. Nur sechs Minuten lang erzwang Pell den Analverkehr, wie sein Verteidiger Robert Richter beschwichtigend erklärte.


Das wäre nun wirklich nur Blümchensex.
Wo ist also das Problem?
Und dafür sechs Jahre Haft? Für sechs Minuten? Ist ja unverschämt, tobt die gesamte austro-amerikanische konservative Medien- und Politlandschaft.

[….]  Der frühere Finanzchef des Vatikans, Kardinal George Pell, ist wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger zu einer Haftstrafe von sechs Jahren verurteilt worden. Richter Peter Kidd verkündete in Melbourne das Strafmaß gegen den 77-jährigen Australier. Der Kardinal muss mindestens drei Jahre und acht Monate der Strafe absitzen, bevor er einen Antrag auf Bewährung stellen darf.
Der Fall Pell bewegt die Australier sehr: Missbrauch in kirchlichen Einrichtungen hatte es hier zehntausendfach gegeben. Eine königliche Kommission hatte sich in den vergangenen Jahren an eine Aufarbeitung gemacht, aber niemand hatte so polarisiert wie Pell. [….]

Inzwischen schmetterten zwei von drei Berufungsrichtern Pells Revisionsgesuch ab.

[…..] Einer Höchststrafe von 50 Jahren war der ehemalige Finanzchef des Vatikans, der australische Kardinal George Pell, im März noch entgangen. Stattdessen bekam er sechs Jahre. Doch auf eine vorzeitige Haftentlassung kann er vorerst nicht hoffen. Pell muss wegen Missbrauchs von zwei minderjährigen Chorknaben im Gefängnis bleiben.
Der Oberste Gerichtshof in Melbourne bestätigte am Mittwoch eine Verurteilung aus erster Instanz. Auf Grundlage dieser Entscheidung kann der 78-Jährige frühestens im Jahr 2022 aus der Haft entlassen werden.
Pell war Finanzchef des Vatikans. Im März war er als ranghöchster Geistlicher in der Geschichte der katholischen Kirche wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen zu einer Haftstrafe von sechs Jahren verurteilt worden. Gegen die Entscheidung hatte er Berufung eingelegt. Er weist alle Vorwürfe zurück. […..]

Für das bißchen Kinderficken soll er im Knast schmoren?
Der Kardinal ist immer noch genauso fassungslos wie sein Star-Anwalt.

[….][….] The Melbourne-based lawyer representing disgraced former cardinal George Pell today stood inside a packed Victorian County Court metres from his ageing client and dug his heels in.
Dressed in a black robe with matching black glasses, he called Pell’s 13-year-old victims “naughty boys” for drinking church wine before they were attacked.
He argued that Pell’s crimes — which include sexual penetration of a child under 16 — were “plain” and “vanilla”.
He suggested the Vatican’s third most senior catholic should get a slap on the wrist because his sex crimes against two boys lasted “less than six minutes”, there was “no ejaculation” and “no use of any implement”. [….]

Plain vanilla penetration”, zu deutsch – bloß ein bißchen Blümchen-Analsex mit zwei Kindern.

Ach sooooo, wenn es weiter nichts ist, kann man dem Kardinal ja nun echt keine Vorwürfe machen.
Bergoglio fühlte sich auch nicht veranlasst das irgendwie zu kommentieren, sein Missfallen auszudrücken, ein Wort des Mitgefühls an die Opfer zu richten, von denen eins sich aus Gram umbrachte.
Nein, es sieht auch bisher offenbar keinen Anlass George Kardinal Pell seine Titel zu entziehen oder ihn gar in den Laienstand zu versetzen.
War doch wirklich nicht schlimm:


noch nicht mal abgespritzt hätte der Kirchenfürst.
Es ist ja nicht so, daß Kardinal Pell ein echtes Verbrechen begangen hätte wie zB sich scheiden zu lassen oder als lesbische Frau in einem Krankenhaus zu arbeiten. […..]

Wir können einiges aus dem Fall Pell lernen.
Nach wie vor tönt dröhnendes Schweigen aus dem Vatikan.
Der Stellvertreter Christi aus Erden, der Pell 2014 trotz der weltweit bekannten (und auch auf diesem Blog lange vor 2014 diskutierten) Vorwürfe in ein der drei absoluten Top-Positionen erhob, stellte sich nicht nur damals demonstrativ auf die Seite der Kinderficker und gegen die Opfer, sondern er tut das auch offensichtlich nach dem Urteil immer noch, indem er gar nicht dran denkt die Kardinalswürde Pells zu kassieren.
Das sind deutliche Hinweise aus Rom nach Australien: Wir mögen Pell und stehen zu ihm!
Das zeigt einmal mehr wie katastrophal falsch, fahrlässig, perfide und moralisch verwerflich die deutsche Bundesregierung handelt, die nach wie vor der Täterorganisation RKK selbst die Aufklärung ihrer Myriaden-fache Kindersexverbrechen überlässt.
Natürlich blockieren die untervögelten Geronten in Nachthemden. Wie könnte das deutlicher sein, als in der Person des Missbrauchsbeauftragten der deutschen Bischöfe – des Trierer Bischofs Ackermann, der in seinem eigenen Bistum weiterhin die Opfer seiner Pädo-Priester auslacht?

[….]  Der Sonderstatus der Kirche muss ein Ende haben
Der Schuldspruch gegen den australischen Kurienkardinal George Pell zeigt: Es braucht den Rechtsstaat, um aufzuräumen mit klerikalem Filz und Selbstgerechtigkeit in der katholischen Kirche. [….]

Weltweit haben Staaten gezeigt, daß die weltliche Justiz, am besten in Form von Regierungskommissionen gefragt ist, wenn es gilt die massenhaften Sexverbrechen der Kirche aufzuklären. Es gab solche Untersuchungen in Irland, Holland, den USA und Australien.
Deutschland tut nichts. Merkel und ihren ultrakatholischen Freundinnen AKK, Schavan, Thierse, Kretschmann und Nahles, scheint der Schutz der sadistischen Straftäter in Soutane immer noch wichtiger zu sein als Gerechtigkeit und Opferschutz.

[…..] Kardinalverbrechen
Australien zeigt: Bei Missbrauch muss der Staat einschreiten. […..] Vor allem aber beweist das Urteil: Die so lange vertuschten Verbrechen lassen sich nur dann erfolgreich aufklären, wenn staatliche Ermittler sich darum bemühen. Dass die katholische Kirche allerorts eigene Aufklärungskommissionen einsetzt, ist zwar schön, gut und nötig. Aber es reicht halt nicht. Australien zeigt der Welt: Hier muss der Staat ran. […..]

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