Dienstag, 14. Januar 2020

Geronten-Zickenkrieg

Das Papstamt steht für maximale Machtfülle.
Er wird direkt vom Heiligen Geist (=Gott) ausgesucht, amtiert folglich auf Lebenszeit als Stellvertreter Gottes auf Erden.
Weltlich betrachtet ist es ein absolutistisches Amt. Ein Papst ist nicht nur oberster Chef der Exekutive, Judikative und Legislative, sondern er ist praktischerweise auch noch unfehlbar.
Noch beindruckender ist seine kirchenrechtliche Stellung.

Franzi verfügt über Primatialgewalt (der Primatsanspruch des Papstes ergibt sich aus Matthäus 16 : Als Nachfolger des Apostels Petrus, irdischer Stellvertreter Jesu Christi und Hirte der Universalkirche verfügt der Papst in der römisch-katholischen Kirche „über höchste, volle, unmittelbare und universale ordentliche Gewalt, die er immer frei ausüben kann“ (can. 331 CIC).
Der Papst ist Träger der Höchstgewalt (potestas suprema); es steht also nichts und niemand über ihm; und der
 Vollgewalt (potestas plena), also maximale Gewaltenfülle in materieller und formeller Hinsicht. Materiell meint, daß sich päpstliche Gewalt über absolut alle Sachgebiete der Kirche erstreckt. Formal heißt Amtsgewalt des Papstes über Exekutive, Legislative und Judikative umfasst.
Franzi ist oberster Richter der Kirche und zwar ohne sich selbst an kirchliches Recht halten zu müssen (prima sedes a nemine iudicatur). Was er entscheidet ist daher automatisch letztinstanzlich und unanfechtbar.
Die Primatialgewalt ist unmittelbar (potestas immediata), so daß sich der argentinische Einlunger willkürlich in alles was ihm beliebt einschalten kann ohne irgendwelche Vorinstanzen abwarten zu müssen.
Ferner verfügt Bergoglio über Universalgewalt (potestas universalis), kann also seine Primatialgewalt auch auf alle Teile wie Bistümer, Klöster, Pfarren anwenden; und:
bischöfliche Gewalt (potestas vere episcopalis) und frei ausübbare Gewalt. Kein Kardinal, kein Kirchengericht, noch nicht mal alle 4.000 Bischöfe der RKK zusammen können Franzi bei seinem Machtgebrauch hindern.

Verständlicherweise ist der Begriff „Papst“ auch als Metapher in den Sprachgebrauch eingegangen.
Wer in einer Hamburger Wohnung mit Schwammbefall zu kämpfen hat, geht am besten zum Hamburger Holzsachverständigen Manfred Eichhorn, weil er hier als der „Schwamm-Papst“ bekannt ist. Wenn Eichhorn so eine Sanierung begleitet sind alle beruhigt.
Marcel Reich-Ranicki war über Jahrzehnte Deutschlands Literatur-Papst, weil er unbestritten der größte und kenntnisreichste Literaturkritiker war.
„Der SPD-Vorsitz ist das schönste Amt nach Papst“ kalauerte einst Franz Müntefering.

Es gibt übrigens derzeit nicht nur die beiden Päpste Bergoglio und Ratzinger, an die jeder sofort denkt, sondern noch etwa ein Dutzend weitere religiöse Führer, die als Papst verehrt werden, aber die absolute Macht der RKK-Papstes über 1,3 Milliarden Menschen macht es natürlich kaum möglich diese Gewalt aufzuteilen. Die Kirche machte fürchterliche Erfahrungen mit Gegenpäpsten. Das führt zu einem Kirchenschisma, ruiniert die Einheit der Gläubigen.
Daher war auch seit einem halben Jahrtausend kein Papst mehr zurückgetreten. Woytila amtierte noch mit all seiner universellen Macht, als er schon geistig und physisch so krank war, daß er beim besten Willen nicht mehr arbeitsfähig war.
Entsprechend entsetzt waren auch alle konservativen Katholiken, als Ratzi im Frühjahr 2013 sagte „ihr könnt mich mal, ich werfe den Mist hin!“
Als Tenno hätte er sich wenigstens mit einem Seppuku ehrenhaft verabschieden können und dem Neuen das Feld überlassen.
Aber Ratzi blieb einfach als Faktotum mit seinem geliebten Galan Gänsi mitten im Vatikan sitzen, als Bergoglio zu seinem Nachfolger bestimmt wurde.
Um die Kirche nach dem Wirbeljahr 2013 nicht zu zerreißen, musste Ratzi natürlich versprechen fürderhin auch wirklich die Klappe zu halten und nicht mehr aus seinem kleinen Kloster rauszukommen.
Nun sollte dem Neuen die Bühne gehören. Es konnte nur funktionieren mit einem stummen Ratzinger im inneren Exil. Denn als Unfehlbarer rüttelt jede auch noch so leise Kritik an Franziskus an dessen Unfehlbarkeit.
Wenn zwei Unfehlbare unterschiedliche Meinungen vertreten, wird sofort für jeden deutlich was für ein unsinniges Konzept die Unfehlbarkeit ist, die Pio Nono einst einführte.

Vertrauen ist allerdings Glückssache. Insbesondere im Intrigantenstadl Vatikan. Und niemand kennt sich mit kardinalen Intrigen so aus wie Papst Benedikt XVI, der es in drei Jahrzehnten Kurie vermochte so viel Einfluss zu kulminieren, daß sie ihn trotz seiner fast 80 Jahre noch zum Papst wählte.

Ratzinger hatte zwar keine Lust mehr selbst Papst zu sein, wollte lieber seine verbleibende Zeit mit sexy Gänsi verbringen. Aber er ist eben auch ein absoluter Herrscher, der nicht zu Solidarität und Unterordnung fähig ist.
Kaum ein Papst des 20. und 21. Jahrhunderts liebte Prunk und Protz so sehr wie Benedikt. Ganz anders als seine drei Vorgänger und sein Nachfolger, konnte es ihm nie goldig und prächtig genug sein. Mit Vergnügen trug er Juwelen und Hermelin. So einer tritt natürlich nicht gern in den Schatten.
So wie Ratzinger seit vielen Jahrzehnten aktiv Kinderficker, Diktatoren und Frauenfeinde schützte, kann er es auch heute nicht lassen gemein zu sein.


Wann immer Papst Bergoglio Autoritätsprobleme bekommt, kann man versichert sein, daß der alte Ratz wieder die Fäden zieht, um seinen Nachfolger schlecht aussehen zu lassen.
Der alte Papst weiß genau, daß die Ultrakonservativen der Welt nur zu begierig jeden Krumen aufklauben, den er ihnen hinwirft, um den aus ihrer Sicht zu liberalen Franz ans Bein zu pinkeln.
Rechtsextreme Hetzer wie der AfD-Verschwörungstheoretiker David Berger verweisen immer wieder auf den Papa Emeritus, wenn sie ihrem Hass auf den aktuellen Papst freien Lauf lassen.

[….] Schon lange bemerkt man das Grummeln, das aus dem Umfeld Benedikts und seiner engsten Mitarbeiter gegen den neuen Kurs von Franziskus herrscht. Jüngst erst zeigte eine Dokumentation des BR, dass Benedikt zwar körperlich gebrechlich, aber geistig nach wie vor sehr wach und aktiv ist. Nun scheint mit den Plänen von Franziskus, das Priesteramt bald für verheiratete Männer zu öffnen, das Fass übergelaufen, die Geduld Benedikts angesichts der Tiraden seines Nachfolgers endgültig zuende zu sein.
„Ich kann nicht [länger] still bleiben!“ schreibt er in dem Buch, aus dem die französische Zeitung „Le Figaro“ bereits vorab Auszüge veröffentlichte. Die Aufhebung des Zölibats komme überhaupt nicht in Frage. [….]
(David Berger, Pipi-Blog, 13.01.2020)

Aber es braucht gar keinen katholischen Fanatiker wie Berger um Salz in die Wunde zu reiben.

Auch seriöse Quellen reagieren höchst verwundert über die bösen Fouls aus dem Vatikan.

[….] Intrigantenstadl Vatikan? Zwei Päpste im Clinch
Von «Verleumdung», «Lügen» und «Manipulation» ist die Rede. Der Skandal um die Äußerung von Ex-Papst Benedikt zum Zölibat nimmt eine absurde Wende. Auch wenn Ratzinger zurückrudert, das Drama zeigt: Zwei Päpste sind einer zu viel. [….]

[…..] Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist vehement gegen eine Lockerung des priesterlichen Eheverbots eingetreten. Damit ist er einer in der Zölibatsdebatte erwarteten Entscheidung von Nachfolger Franziskus zuvorgekommen. […..] Benedikt und Kardinal Sarah warnen in dem Buch weiter, dass sich die katholische Kirche nicht von "schlechten Einlassungen, Theatralik, diabolischen Lügen und im Trend liegenden Irrtümern" beeinflussen lassen dürfe, "welche den priesterlichen Zölibat entwerten wollen". Sie warnen auch, dass Priester durch die "ständige Infragestellung" des Zölibats "verwirrt" würden.
Das Buch von Benedikt und Sarah kommt zu einem heiklen Zeitpunkt: Franziskus will bald ein Dokument zur Frage vorlegen, ob das Priesteramt für verheiratete Männer geöffnet werden soll. [….]

Wer sich ein bißchen mit dem Charakter beider Ratzingers beschäftigt hat, wundern sich nicht darüber wie hinterhältig und durchtrieben der Bayer handelt. Natürlich lügt er auch.

[…..] Alles an dem Zwiespalt zwischen dem amtierenden Papst Franziskus und seinem zurückgetretenen Vorgänger Benedikt XVI. ist ungewöhnlich. Erstens die Tatsache zweier Päpste in einem auf Lebenszeit angelegten wahlmonarchischen System; zweitens die konkrete Ausgestaltung dieses Nebeneinanders; und drittens der Umstand, dass der gewesene Papst sich zu einer konkreten Frage mit einer Äußerung gegen seinen amtierenden Nachfolger vernehmen lässt.
Denn Benedikts Intervention fürs Festhalten an einem kompromisslosen Zölibat erscheint unmittelbar vor einer angekündigten Stellungnahme von Franziskus zu diesem Problem. Zwar hat Benedikt die Co-Autorschaft bei einem Vorwort zu dem am Mittwoch erscheinenden Buch des afrikanischen Kurienkardinals Sarah zu dieser Frage geleugnet. Doch dass der in das Buch aufgenommene Text von ihm selbst stammt, bleibt unbestritten. Außerdem hat Kardinal Sarah dem Dementi Benedikts (oder seiner Entourage) auf dem schnellsten möglichen Weg widersprochen, nämlich auf Twitter. Dort publizierte er einen Briefwechsel vom letzten Oktober, der Benedikts Zustimmung zu Sarahs Redaktion der Einleitung dokumentiert. […..]

Auf purem Egoismus und Machtgeilheit schadet ein Papst der ganzen Kirche.
Ich sage dazu: BRAVO!
Weiter so, Ratzi! Der deutsche Papst war immer der beste Helfer des Atheismus.

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