Donnerstag, 30. April 2020

Ohne Dolchstoßlegende

Das Impeachmentverfahren war einerseits unausweichlich, weil Trump die US-Constitution mit Füßen trat. Wer wenn nicht Trump hätte impeached werden müssen?
Andererseits war es aber keine gute Idee, da es aufgrund der moralisch völlig verrotteten Republikaner keine Aussicht auf Erfolg hatte.
Und selbst wenn wie durch ein Wunder 60 Stimmen im Senat zusammengekommen wären, hätte der irre Trump-Mob an der Basis das Urteil nie akzeptiert. Sie hätten sich sogar noch weiter radikalisiert.
Die 62 Millionen Trump-Wähler sind so faktenresistent, daß man sie nie mit Argumenten überzeugen kann. Als einzigen Ausweg sah ich daher eine von Trump angerichtete nie dagewesene so schwere Rezession, daß jeder Trumpist am eigenen Leib spüren würde wie schlecht seine Wahlentscheidung war.

[……] Daher habe ich auch wiederholt geschrieben wie sehr ich mit Mueller hadere.
Was wäre wenn er einen echten Rücktritts-, bzw Impeachment-Grund findet, der tatsächlich Trumps Amtszeit vorzeitig beendete?
60 Millionen vollkommen fanatisierte Amerikaner würden es für eine liberale Deep-State-Verschwörung halten. #45 würde unweigerlich zum Märtyrer, eine gewaltige Dolchstoßlegende entstünde.
Die USA wären auf Dauer in unversöhnlichen Hass zweier Fraktionen gespalten. Kein demokratischer Amtsinhaber könnte die Anerkennung Trumpmericas erarbeiten. Trumps eliminatorisches Destruktionswerk bestünde lange fort.
Daher bevorzuge ich, ähnlich wie beim Brexit eine volle vierjährige Amtszeit Trumps, bei der er hoffentlich einen derartigen ökonomischen Schaden anrichtet, daß die Majorität seiner Wähler einsieht sich geirrt zu haben. […..]

Man kann Morbus Trump in gewisser Weise mit Alkoholismus vergleichen: Erst wenn es einem so dreckig geht, daß das ganze Leben zusammenbricht, erkennt man ein Problem zu haben, das man angehen muss.

Überraschenderweise scheint dieses Szenario im letzten Achtel seiner (hoffentlich einzigen) Präsidentschaft nun doch sehr wahrscheinlich zu werden.

Wie wir inzwischen wissen kann Trump nur sehr rudimentär lesen und ist andererseits viel zu faul. Um sich die eigentlich täglich üblichen mündlichen Geheimdienstbriefings anzuhören. Dafür reicht seine attention span nicht aus.
Das Weiße Haus legte ihm die täglichen Geheimdienstinformationen daher schriftlich vor, reduzierte immer wieder den Umfang, bis es sich nur noch um eine Seite mit großen Buchstaben in einfachen Worten mit Graphiken handelte.
Aber selbst das ignoriert Trump, weil er zu borniert ist, um irgendetwas zu erfahren.
Es gab Dutzende eindringliche Warnungen vor einer Pandemie, die Trump alle ignorierte – so dreist er auch jetzt lügt.


Die Konsequenz ist, daß in den USA viel mehr Menschen als in anderen Ländern an Covid19 sterben. Das Gesundheitssystem war nicht vorbereitet, der fatale Spring Break fand statt und durch Trumps völlig verantwortungslose Sozial- und Gesundheitspolitik sind viele arme Amerikaner gezwungen auch noch arbeiten zu gehen, wenn sie schon das Vollbild Covid19 ausgebildet haben.


All das führt jetzt zu einem beispiellosen ökonomischen Absturz.
Nach zehnjährigem Daueraufschwung, der nach dem republikanischen Bush-Desaster nur Barack Obama zu verdanken ist, gab es im ersten Quartal 2020 erstmals ein Minus. Um fast fünf Prozent schrumpfte die US-Wirtschaft.

[…..] "Auch wenn das Minus von 4,8 Prozent die stärkste Schrumpfung seit 2008 ist, wird die Zahl verglichen mit dem fast 40-prozentigen Rückgang im zweiten Quartal verblassen", warnt Gregory Daco, US-Chefökonom des Analyseinstituts Oxford Economics.
Während die längste Expansionsphase der US-Geschichte mit einem Schlag vorbei ist, hat Amerika einen neuen traurigen Rekord aufgestellt: Über eine Million Menschen sind inzwischen nach offiziellen Zahlen mit dem Coronavirus infiziert, rund 60.000 Menschen gestorben – mehr als im Vietnamkrieg. Das Gesundheitssystem, das 17 Prozent der Wirtschaftsleistung verschlingt, versagt. Die Pandemie hat die Kluft zwischen Reich und Arm, zwischen Weiß und Schwarz, weiter aufgerissen. […..]

Bis zu den Wahlen im November wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit aber noch sehr viel schlimmer kommen.
Ein riesiges Heer US-amerikanischer Arbeitsloser, die alle nicht krankenversichert sind und von denen Millionen ihr Obdach verlieren werden, wird dann zu überlegen haben, ob sie wirklich noch einmal IQ45, dem sie das Desaster zu verdanken haben, wählen sollten.

[…..] Genau 91 Tage umfasste das erste Quartal dieses Jahres, und an 72 dieser 91 Tage war in der US-Wirtschaft von Corona kaum die Rede. […..] Doch erst als Präsident Donald Trump am 13. März den Notstand ausrief, […..]  schwante vielen Managern, was Corona - ökonomisch gesehen - auch in den Vereinigten Staaten anrichten wird: die schwersten Verheerungen seit der sogenannten Großen Depression der 1930er-Jahre.
[…..]  Ginge das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Gesamtjahr tatsächlich in diesem Maße zurück, entspräche das einem Verlust an Wirtschaftsleistung von einer Billion Dollar. Und zweitens: Wenn schon 19 Tage ausreichen, um die Konjunktur derart abstürzen zu lassen, auf welche Horrorzahlen muss man sich dann für das laufende zweite Quartal einstellen?
[…..]  Tatsächlich hat die Corona-Krise binnen weniger Wochen Millionen Unternehmen und Selbständige in Schwierigkeiten gestürzt und viele Defizite der US-Wirtschaft offengelegt. […..] Vor allem aber schicken die Betriebe in großem Stil Mitarbeiter in unbezahlten Urlaub oder entlassen sie gleich ganz. Binnen fünf Wochen stellten gut 26 Millionen Menschen einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe - und das ist nur die halbe Wahrheit: Da viele Bürger keinen Anspruch auf staatliche Unterstützung haben oder mit der Antragstellung überfordert sind, dürfte die tatsächliche Zahl der Jobsuchenden viel höher liegen. Manche Experten veranschlagen sie mit etwa 40 Millionen, einige gehen gar von bis zu 70 Millionen Erwerbslosen aus, was einer Arbeitslosenquote von unglaublichen 45 Prozent entspräche. […..] Viel Hoffnung konnte am Abend auch Jerome Powell, der Chef der US-Notenbank Fed, nicht machen. Die Wirtschaft rausche derzeit mit einem Tempo zu Tal, wie es die USA noch nie erlebt hätten, sagte er nach einer turnusmäßigen Sitzung des zinspolitischen Ausschusses der Fed in Washington. […..]

Das wird hart, sehr hart, liebe US-amerikanische Landsleute.
Aber irgendwie müsst ihr ja mal lernen, daß man diese extrem heuchlerischen Republikaner, die sich gegen jede Ethik stellen und konsequent Milliarden Dollar an die Superreichen verschieben, nicht wählen darf.
Es wird dann – wieder einmal – ein Demokrat sein, der mühsam die von der GOP angerichtete Katastrophe aufräumen muss.
2008 war ich mir sicher, daß Barack Obama das denkbar schlimmste Erbe antreten mußte.
Aber wer auch immer nach Trump kommt, würde mit Kusshand die Situation mit der Megaweltfinanzkrise 2008/9 und den katastrophalen Kriegen im Irak und Afghanistan tauschen.

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