Sonntag, 18. August 2024

Hass hilft

 

Es ist nach neun Jahren leider immer noch so, daß Trump mit der Quantität seines Wahnsinns spielend Medienaufmerksamkeit generiert.

Die ultrarechten Outlets wie FOX, OAN, Breitbart oder Newsmax zelebrieren seine rassistische Hetze, weil sie die gleichen Gruppen hassen.

Die halbwegs seriösen Sender CNN, ABC, NBC werten Trump zum permanenten Topthema auf, weil sie damit Einschaltquoten und Werbeerlöse generieren wollen.

Die seriösen Influencer, pundits, Journalisten, auch all die Social-Media-affinen wirklich guten Typen, wie David Pakman, Adam Mockler, Brian Tyler Cohen, Ben, Jordan und Brett Meiselas, Harry Sisson, JoJoFromJerz, David Hogg, Waleed Shahid, Dash Dobrofsky, Tim Miller, Luke Beasley, Harry Shannon kreisen aber leider auch meistens nur um Trump, vermelden ständig neue, schockierende „Meltdowns“, des vor Wut kochenden orangen Soziopathen.

Verständlicherweise ist es sehr schwer, den weit fortgeschrittenen Wahnsinn des hochkriminellen Nazi-Opas zu ignorieren, wenn er beispielsweise wie gestern seinen vor Begeisterung johlenden Jüngern einhämmert, er sei viel hübscher und besser aussehend als Kamala Harris mit ihrem marxistischen Vater.

Dabei müsste man in der vergangenen Dekade gelernt haben, was nicht geht. Nämlich Trumps Extremismus im O-Ton und Original-Video ausführlich zu senden, ihn als „unamerican“ und „unprecedented“ zu  beschreiben, in der Annahme, daß 100% der US-Amerikaner gebildete gute Menschen sind, die einen unamerikanischen Mann mit beispiellosen Verhalten ablehnen.

So sind die US-amerikanischen Wahlberechtigten aber nicht! Über 100 Millionen von ihnen ist ohnehin alles scheißegal. Verfassung, Demokratie oder Klimaschutz interessieren sie nicht. Sie gehen ohnehin nicht wählen.

Weitere rund 75 Millionen Wähler wenden sich offen gegen humanistische, demokratische Werte. Sie bejubeln einen Kriminellen, der Diktator sein will und Minderheiten quälen lässt. Es sind zutiefst verblödete charakterlich verkommene Wesen, die von Murdoch, Putin, Trump und Musk zu willigem Nazi-Stimmvieh metamorpht wurden.

Da braucht Jake Tapper nicht mit empörten „un-american“ Verdikten zu kommen; diese Schwachsinnigen sind absolut amerikanisch.

Auch heute noch bevorzugen rund 58% der männlichen amerikanischen Wähler Trump vor Harris und seine Vorsprung in der Wirtschaftskompetenz ist noch wesentlich größer, obwohl die Republikaner und insbesondere Trump gerade da immer wieder ihre drastische Inkompetenz beweisen.

Es zeigt die ganze Debilität der US-Nation: Immer noch hartnäckig den Republikanern Wirtschaftskompetenz zuzubilligen, obwohl es immer die Demokraten sind, die das von Republikanern hinterlassene Desaster aufräumen müssen.

Zum Glück gibt es Frauen. So wie die Gendergap bei den Männern zu Gunsten Trumps wirkt, sind Amerikanerinnen offenkundig mehrheitlich von der drastischen Misogynie des pöbelnden GOP-Opas abgeschreckt. Das macht sich inzwischen auch im Gesamtbild der Umfragen bemerkbar. Zumal auch sein Vize J.D. Vance immer wieder drastisch frauenfeindliche Sprüche von sich gibt.

Wichtig ist aber zu verstehen, daß Trump keine Wähler verliert. Im Gegenteil, seine Anhänger sind extrem motiviert, weil sie getriggert werden, wenn es gegen eine Frau, eine Einwanderertochter, eine Multiethnische, eine Gebildete und eine Westküsten-Politikerin in einer Person geht.

Die Gesamt-USA-Umfragen sehen nun dennoch besser für Harris aus, weil so viele potentielle demokratische Wähler sich nicht aufraffen konnten, für Biden zu stimmen. Sie gewinnt bei den Nichtwählern, Doublehatern und den RF Kennedy-Fans.


Harris gewinnt aber keine bisherigen Trump-Wähler und leider haben diese Nationwide pollings auch keinerlei Aussagekraft über den Wahlsieg.

Vor genau acht Jahren lag Hillary Clinton 12 Punkte vor Trump und wir wissen wie das am Wahltag ausging.

[….] Im Durchschnitt aller bundesweiten Erhebungen des Portals »RealClearPolitics« führt Harris nur mit 1,1 Prozentpunkten vor Trump. Sie erreicht demnach 47,8 Prozent, er kommt auf 46,7 Prozent. Das ist kein besonders bedeutender Unterschied. In der Logik des US-Wahlsystems, in dem es nicht auf die Gesamtzahl der Stimmen, sondern auf möglichst viele Siege der Kandidaten in den Einzelstaaten ankommt, muss ein Präsidentschaftskandidat der Demokraten üblicherweise in den landesweiten Umfragen etwas deutlicher in Führung liegen. Nur dann kann er oder sie erfolgreich sein. Viele Stimmen in den demokratischen Hochburgen wie New York oder Chicago bringen Harris nicht viel, wenn sich die Euphorie nicht auch auf die fünf bis sechs Staaten überträgt, in denen die Wahl entschieden wird, die sogenannten Swing States.  

So war es zumindest bei vergangenen Wahlen. Der Wahlkampf von Joe Biden im Jahr 2020 ist das beste Beispiel für dieses Phänomen: Biden führte vor der Wahl in den landesweiten Umfragen bereits im August mit mehr als acht Prozentpunkten vor Trump. Am Ende gewann er Swing States wie Wisconsin, Michigan oder Georgia trotzdem nur mit wenigen Zehntausend Stimmen Vorsprung.

Auch einzelne Umfragen, etwa eine neue Erhebung der »New York Times« , die Harris in wichtigen Swing States wie Michigan, Pennsylvania oder Wisconsin vier bis fünf Punkte vor Trump sieht, dürfen nicht überbewertet werden. Diese Erhebungen haben oft eine Fehlergrenze  von vier Prozentpunkten oder mehr. Zudem ist die Zahl der Befragten meist nicht besonders groß, und Trumps Wählerpotenzial wurde in Umfragen schon häufiger unterschätzt. […..]

(Roland Nelles, 14.08.2024)

Donald Trump hat also noch alle Chancen erneut Präsident zu werden. Es gibt keinen Grund, sich entspannt zurück zu legen.

Aber immerhin, die Lage für die Demokraten ist nicht mehr aussichtlos, wie es mit Biden zu sein schien. Harris bringt neuen Schwung, hat offenkundig aus ihrer völlig versemmelten Kampagne von 2020 gelernt und trifft nun richtige Entscheidungen.

Walz war eine gute Wahl und führt dazu, daß sich Vance und sein oranger Messias von ihrer schlimmsten Seite zeigen.

Aber das liefert ihm, siehe oben, wiederum Medienaufmerksamkeit.

Mein Traum wäre eine Medienlandschaft, die aus den unfassbaren rassistischen Lügenkaskaden Trumps, die Konsequenz zieht, den Irren nicht mehr mit Sendezeit zu belohnen, sondern zu ignorieren.

Wie wäre es, wenn sich die Presse ausnahmsweise ausschließlich mit Politik, Plänen und Konzepten beschäftigte und die Wahl wirklich zu einem Referendum über Inhalte machte? Wenn es nicht um Trumps Schönheit, seine Golf-Fähigkeiten, Flatulenzen, Inkontinenz, Impertinenz und Inkompetenz ginge? Wenn er einfach nicht stattfände, solange er im Rumpelstilzchen-Modus rumzeterte?

Aber das wird nie passieren.

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