Es gibt so viele verschiedene Klischee-Männer die
widerlichsten Art: Der Fußballfan, der Gerüstbauer, der homophobe Vater, der
CSU-Politiker, der Gender-feindliche Boomer, der Alt-68er, der
Das-haben-wir-schon-immer-so-gemacht-Ordnungsamtler, der
Schrebergarten-Aufseher, der Profi-Balkongriller, der Berufsoffizier, der
Früher-war-alles-besser-Onkel mit den cringen Ansichten.
Vermutlich sind Frauen noch nicht lange genug in
gesellschaftlichen Machtpositionen, um eine ähnlich negativ konnotierte
Klischee-Fülle auszubilden. Frauenklischees zeichnen eher Figuren zum Auslachen
oder Bedauern: Die dumme Blondine, die Influencerin mit grotesk aufgespritzten
Lippen und Brüsten, das Doofchen, das nicht Auto fahren kann. Es gibt aber
immerhin ein paar Klischee-Frauen, denen ich auch mit herzlicher Abneigung
verbunden bin:
Ganz schlimm sind Berufsmütter, die als Elternsprecherinnen in der Schule
rumlungern und den Lehrern auf die Nerven gehen. Und das Übelste überhaupt: minimal gebildete evangelische Karriere-Theologinnen,
die das Publikum mit unterirdisch verblödeten Büchern und Kolumnen
schockieren.
(….) Evangelische Theologie
ist heutzutage ziemlich weiblich, aber das ist wahrlich kein Aushängeschild für
den Feminismus. Da sich gebildete und intelligente Menschen beiderlei
Geschlechts ohnehin von der Kirche abwenden, bleiben offenbar keine
durchschnittlichen Frauen der rapide schrumpfenden Kirche als Pfarrerinnen
erhalten, sondern es sind die geistig Schlichtesten, die sich zu Geistlichen entwickeln.
(…..) Frappierend ist
insbesondere die Unfähigkeit dieser Kategorie der Plapper-Bischöfinnen über
ihren eigenen Tellerrand hinauszublicken.
Genau wie Kollegin Käßmann,
nimmt auch Breit-Keßler stets sich selbst und ihr eigenes Leben zum Maßstab.
In ihren Texten erzählt sie
aus ihrer Familie, ihrem Alltag, beschreibt was ihr gefällt und überträgt das dann
flugs auf alle anderen.
Die ganze bischöfliche
Theologie ließe sich auf den Kernsatz: „Seid alle so wie ich, dann wird alles
gut!“ reduzieren. Auch in der heutigen Kolumne geht das so. (….)
(Kirchenaustrittswochende 24.03.2016)
Die frömmelnden Frauen im
Norden halten sich ebenfalls streng an dieses Muster.
Den Begriff Schuld kann man auf
viele Arten und Weisen betrachten [….] Ich
erinnere mich noch gut an eine Situation, in der ich als Kind einen Freund aus
Wut beschuldigt habe, etwas getan zu haben, und er dann eine Strafe von seinen
Eltern erhielt, die er eigentlich gar nicht verdient hatte. Ich hatte hinterher
Scham-und Schuldgefühle, konnte schlecht schlafen. Als mein Kumpel mir vergab,
fühlte ich mich wie von einer Last befreit. [….] Und vielleicht kann auch der Glaube helfen, wenn man sich sicher ist,
dass Gott immer zu einem hält, egal was man gemacht hat.
(Sabine
Tesche, Himmel & Elbe, Februar 2017)
„Und wo bleibt das Positive?“,
wurde der Schriftsteller Erich Kästner seinerzeit immer wieder gefragt,
wenn er seine zeitkritischen Gedichte und Kolumnen veröffentlichte. [….] Witze, die mitunter gerade aufgrund ihrer
Arglosigkeit, in der sie daherkommen, umwerfend wirken, uns erheitern und im
selben Moment zum Nachdenken bringen. Zu diesen gehört für mich jener: „Was
sagt eine Schnecke, die auf dem Rücken einer Schildkröte sitzt? – Hui!“ Das ist
nicht nur einer der besten Schneckenwitze, die ich kenne. Er ist darüber hinaus
auch tiefsinniger, als er zunächst klingt. Ich sehe zumindest sofort die
Schnecke vor mir, der der Fahrwind die Fühler um die Ohren schlenkert. [….]
(Pröbstin
Astrid Kleist)
[….] wenn ich in die Kirche gehe, ist für mich der Segen am Schluss des
Gottesdienstes immer ein Höhepunkt. Weil er Kraft gibt, vielleicht
Auch beruhigend ist. Ich habe danach immer das Gefühl, unter Gottes Schutz zu
stehen – zumindest für den Tag oder den Anfang der Woche [….] Manche empfinden es als Segen, Freunde oder
eine nette Familie zu haben. Und das Schönste ist, jeder kann ihn geben: Die
Eltern ihrem heiratswilligem Sohn, die Ehefrau ihrem Mann auf den Arbeitsweg,
eine Kollegin einer anderen für eine Reise.[….]
(Sabine
Tesche, Himmel und Elbe, 2016)
„Ich musste sofort an die Worte meiner Mutter denken: Auch in
brenzligen Situationen ruhigbleiben.“ Entscheidend ist zudem ein festes
Wertegerüst, ein Glaube oder eine Hoffnung. Kürzlich erzählte mir eine
Freundin, sie stecke in Gedanken jede gute Erfahrung in ihrem Leben in einen
imaginären „Mutmachkoffer“. Bei Bedarf schöpfe sie aus diesem Fundus, wenn sie
verzagt sei und sich selbst Mut zuspreche. Ganz ähnlich ist es mit unserer
christlichen Tradition: Sie ist ein unerschöpflicher Fundus von Mutmachgeschichten.
(Bischöfin
Kirsten Fehrs, Februar 2016)
Ich lese gerade begeistert ein Buch über Hummeln. [….] Nicht nur, dass die pummeligpelzigen
Tierchen die Gesetze der Erdanziehung überlisten und darin ein Wunder sind. Wie
viele Abermillionen von Tomaten, Gurken und Johannisbeeren werden jährlich
durch sie bestäubt! Was für einen riesigen Nutzen wir von diesen putzigen
Lebewesen haben, war mir bis dahin nicht bewusst.[….]
(Pröbstin
Astrid Kleist, Juni 2016)
Die norddeutschen
Top-Theologinnen erstaunen nicht nur mit der sagenhaften Banalität ihrer
Gedanken, sondern auch mit einer geradezu unheimlichen Unfähigkeit zur
Abstraktion. Sie scheinen allesamt überhaupt nicht über ihren eigenen Horizont
hinausblicken zu können und sehen die Gesellschaft als glückliches Abziehbild
der 1950er Jahre, als der Mann arbeiten ging, die glückliche Hausfrau ihm auf
dem Weg ihren Segen wünschte und alle zufrieden in die Kirche gingen.
Andere Lebensentwürfe, die
nicht der Bilderbuchfamilie entsprechen kennen sie gar nicht; echte Probleme
wie Drogen, Depressionen oder Gewalt kommen ihnen gar nicht in den Sinn. (….)
(Die kleinen Freuden genießen, 18.03.2017)
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Denis Scheck 2013 |
Eins der extremste Beispiel für diese Gattung denkferner
Theologinnen ist die mittlerweile 59-Jährige Podcasterin Petra Bahr aus
Lüdenscheid; von 2017 bis 2025 Regionalbischöfin für den Sprengel Hannover der
Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.
(….) Diese Promi-Theologinnen
– dazu gehört insbesondere auch die Ethik-Rätin Petra Bahr mit ihrer einmaligen gedanklichen
Schlichtheit – projizieren
aber ihre eigene simple Gedankenwelt nicht nur auf alle anderen, sondern sie
ignorieren auch hartnäckig die Realität.
Die heutige „Himmel und
Elbe“-Ausgabe behandelt das Thema „Rituale“.
Schon das ist eine sagenhaft
öde Schwerpunktsetzung. Wer hat schon einmal einen Theologen gehört, der nicht
irgendwann anfängt das Mantra von der Wichtigkeit der Rituale aufzusagen?
Das ist nur zu verständlich in
einer konfessionsfreien Welt, in der niemand mehr auf die Kirche hört, aber
dennoch bei Tod, Geburt und Hochzeit einen Pfaff dabei haben wollen. Das sind
die entscheidenden Schnittstellen für die Geldmaschine Kirche, um die Menschen
dazu zu bringen zu zahlen.
Ausgerechnet im Dezember, kurz
vor Weihnachten, die Rituale zu beschwören ist in etwa so einfallsreich wie
Socken, Parfum und Krawatten zu verschenken.
Ich stolpere aber auch
deswegen über das Thema, weil ich selbst ganz Ritual-frei lebe und es
ausgesprochen unsinnig finde zum Geburtstag oder dem Tod der Mutter oder des
Vaters ein Ritual zu absolvieren, um Gefühle auszudrücken.
Im Gegenteil, ich halte
Rituale eher für Ablenkungen, die das rationale Denken blockieren und zudem oft
mit Zwang vollzogen, so daß die Teilnehmer unangenehm berührt werden. (….)
(Theologische Ödnis, 08.12.2020)
Die Bahrsche erschien schon vor zehn Jahren, ob ihrer
massiven Verblödung, auf meinem Radar.
(….) Dr. Bahr, 52,
Landessuperintendentin in Hannover, echauffiert sich gar fürchterlich über das
weltliche Fasten.
Dabei handele es sich um eine
Mode der Einfältigen und Doofen, die irgendwie ihre innere Leere zu füllen
trachteten.
[…..] Keine Schokolade, kein Netflix und
keine negativen Gedanken. "Sieben Wochen ohne" passen zum Partytalk
und an den Rand des Elternabends. Manche Gespräche klingen wie ein
Bieterwettbewerb. Fasten zwischen Aschermittwoch und Ostern ist zur Mode geworden,
ein selbstauferlegter Rigorismus mit unheiligem Ernst. Es geht nicht mehr nur
um Konsum, Kalorien und Komfort. Es geht um Lebenssteigerung, ja Erlösung. Viel
ist vom Ich die Rede, das unter der Lebensstil-Adipositas des
"Zuviel" ächzt. Die Fastenzeit gehört in dieser Deutung dem
abgelenkten, schwachen, faulen, schwerfälligen Geist. Das Ich muss leiden. [….]
(P. Bahr, SZ,
16.03.2017)
Eine typische
Evangeliban-Herangehensweise: Eine Beobachtung aus ihrem persönlichen Umfeld
wird als empirische Studie angesehen und verallgemeinert. Ich kenne zum
Beispiel niemand, der fastet. In meinem Hamburger Umfeld tut das keiner. Daraus
würde ich aber nicht ableiten, daß generell niemand auf der Welt fastet.
Anders Frau Bahr, die flugs
einen regelrechten Hype durch alle Gesellschaftsschichten ausgemacht haben
will.
Nun ist die Frau
„Landessuperintendentin“ und bei so einem Superlativ-Ungetüm ist das
christliche „Ätsch, ihr Atheisten!“ natürlich nicht weit.
Netflix- und
Schokoladen-Fasten ist nämlich nicht nur irgendeine Mode, sondern auch noch
eine Schlechte. Das Original-Fasten der Christen sei viel angenehmer und
besser. Das wäre weniger brutal und gnadenlos.
[…..]Selbsterlösung ist im Christentum unmöglich. Deshalb sind Bußzeiten
Zeiten der Gnade, nicht der selbstverordneten Gnadenlosigkeit. Wer in
christlichem Geist fastet, genießt die Ausnahmen von den Regeln: auf Reisen,
bei Festen, in Trauer oder am Sonntag. Die säkular-religiösen Fastenregeln sind
da viel strenger als jede klösterliche Vorschrift. […..]
(P. Bahr, SZ,
16.03.2017)
Diese Kurve bekommt jede
Theologinnen-Kolumne:
Erhobener Zeigefinger, IHR macht es falsch und ich Christin bin viel besser.
Ätsch. Besonders ärgerlich ist so ein apodiktischer Satz wie Die säkular-religiösen Fastenregeln sind da
viel strenger als jede klösterliche Vorschrift, da es sich dabei um reine
Erfindung handelt, die auch noch schwurbelig unsinnig daher kommt.
Das Bahr-Oxymoron
„säkular-religiös“ impliziert, daß wir Atheisten und heimlich immer noch an die
überlegene Religion anlehnen. Damit verknüpft sie aber auch noch eine völlig
aus der Luft gegriffene „Fastenregel“.
Als ob es einen Papst-artigen
Ober-Atheisten gäbe, der sich Fastenregeln ausdenke, denen wir nun alle zu
folgen hätten.
Blanker Humbug. Es gibt keine
Regeln für den temporären Verzicht auf Schokolade und Netflix.
Theologin Bahr versteht
grundsätzlich nicht, was Freiheit des Individuums bedeutet, so sehr ist sie in
ihr kirchliches Regelwerk verstrickt.
Um ihre eigene erbärmliche
Abhängigkeit von einem Märchenbuch voller menschenfeindlicher und absurder
Regeln schönzureden, postuliert sie einen phantastischen Popanz: Die Säkularen haben noch viel bösere Regeln
als wir!
Whataboutism – die letzte
Rettung, wenn einem Ideologen gar kein positives Argument für seinen eigenen
Wahn mehr einfällt.
Und hier kommen wir zum Kern
der Bahr-Kolumne: Sie schreibt aus einer tiefen Verletzung heraus. Sie führt
sich auf wie eine enttäuschte Verkäuferin eines Markenprodukts, die hilflos
zusehen muss wie ihre ehemaligen Kunden zu den NoName-Produkten wechseln.
Dabei nimmt sie irrigerweise
an, ihre Produkte wären generell unverzichtbar. Wer die Kirchen verlasse, fühle
eine innere Leere, sei unausgefüllt, suche nun verzweifelt nach einem anderen
Lebenszweck, müsse die hinterlassene Lücke unbedingt irgendwie füllen. Ohne das
metaphysische Gerüst kann im Bahr-Oberstübchen niemand existieren und daher
wäre er gezwungen sich ein unzureichendes Substitut zu suchen.
So mildern Kirchisten den
Trennungsschmerz gegenüber den vielen Hunderttausenden, die jedes Jahr ihren
Verein verlassen.
Aus Bahrs Sicht gehen die nicht, weil sie die
Kirche nicht brauchen. Nein, wer die Kirche verlasse, werde von anderen
minderwertigen Lehren angezogen.
Theologen betrachten Atheismus
immer gern als Alternative zur Religion. Als einen anderen quasi religiösen
Player. Das ist selbstverständlich auch blanker Unsinn. Atheismus ist so sehr
eine Religion wie Asexualität eine Sexpraktik ist. Ich bin nicht verzweifelt, weil ich Atheist
bin und suche nun händeringend nach Halt.
Bahr begreift es nicht und
kann als typische Christin natürlich nicht anders, als auch noch nachzutreten:
Ihr seid doof und müsst nun zur Strafe leiden, weil ihr die tolle Kirche
verlassen habt, Ätschi!
[…..] Die
wechselseitige Kontrolle der Fastenprogramme in Freundeskreisen hat bisweilen
etwas Sektiererisches. "Wie, du fastest nicht?", bekommt zu hören,
wer fröhlich zum Weinglas greift. Die Offenheit, mit der über die
Fastenprogramme geredet wird, scheint proportional zur artikulierten
Kirchenfremdheit zu wachsen. Kaum ist der Mensch der Kirche als vermeintlicher
Moral- und Strafanstalt mit großer Geste entkommen, wird die Bestrafungsapp
fürs Smartphone zum maßgeschneiderten Strafgericht. […..] Der
Abschied vom Christentum hinterlässt eine diffuse Sehnsucht nach
Lebensintensivierung und ein neues Flagellantentum im Namen der gesteigerten
Selbstwahrnehmung. Hart und unerbittlich wird der alte zum neuen Menschen
perfektioniert, Fasten ist die neue Bußübung. Buße ist ein Wort aus der
abgelegten Welt des Christentums, das der Sache nach aber seine beste Zeit noch
vor sich hat. Das Christentum stört nämlich die Selbsterlösungshoffnungen,
welche die neuen Bußprediger schüren, die sich heute Life-Coaches nennen. Buße
meint: weniger bequem, weniger satt, weniger abgelenkt von den zentralen
Lebensfragen zu sein. Wer will ich sein, wer könnte ich sein, was ist aus mir
geworden? Buße als Übung muss nicht in gedrückter Stimmung passieren, mit
Chorälen in Moll und verordneter Traurigkeit. Die Zeit vor Ostern ist kein auf
Dauer gestellter Karfreitag, keine Zeit der Angstlust, die sich aus sicherer
Distanz in wohligem Schauer dem Bild des gefolterten Christus aussetzt.
[….]
(P. Bahr, SZ,
16.03.2017) (…)
(Einfältige, einfache Evangelibanin, 27.03.2019)
Was macht man nun mit so einer 59-Jährigen
selbstverliebten Frau mit unheilbaren Mitteilungsdrang, die über keinerlei
nutzbare Expertise verfügt, aber einfach nicht die Klappe halten will?
Zum Glück kommt für Bahr die Merz-Dobrindt-Regierung
gerade richtig. Da spielt Kompetenz keine Rolle.

[…..] Die Entscheidung, die
Regionalbischöfin Petra Bahr zur Staatssekretärin im Bundesministerium für
Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu ernennen, ist ein weiterer
Beleg dafür, dass die neue Bundesregierung nicht an einer weltanschaulich
neutralen Politik interessiert ist, sondern im Gegenteil kirchliche Akteure
gezielt aufwertet und damit die Verflechtung von Staat und Religion bedenklich
vertieft. Es ist das erste Mal in der Geschichte der Bundesrepublik, dass ein
hoher geistlicher Würdenträger ein wichtiges politisches Amt bekleidet. Nach der heftig kritisierten Entscheidung,
mit Wolfram Weimer einen Mann zum Kulturstaatsminister zu ernennen, der
Religion als Segen für die Gesellschaft feiert und "radikale
Atheisten" für die Schrecken des Zweiten Weltkriegs verantwortlich macht
(der hpd berichtete), deutet die Berufung Bahrs zur beamteten Staatssekretärin
auf eine religiöse Aufladung zentraler Politikfelder hin, mit der der Katholik
Friedrich Merz eine konservative Wende in Deutschland einleiten möchte. […..]
Die Personalie Petra Bahr, die im Bildungsministerium als Staatssekretärin
fungieren soll, ist besonders brisant. Mit der Petra Bahr, die seit 2017 in
Hannover als Regionalbischöfin tätig ist, erhält eine bedeutende
Kirchenvertreterin Einfluss auf die Schulpolitik – ein Bereich, in dem Fragen
zur Stellung des Religionsunterrichts, zu weltanschaulicher Neutralität und zum
Umgang mit Diversität besonders sensibel behandelt werden müssen. Es steht zu
befürchten, dass Bahr als Vertreterin der evangelischen Kirche den
konfessionellen Religionsunterricht stärken und Versuche blockieren könnte, ihn
durch integrative Ethikmodelle zu ersetzen. Das wäre ein klarer Rückschritt für
all jene, die sich für ein pluralistisches und inklusives Bildungsverständnis
einsetzen – eines, das die weltanschauliche Vielfalt unserer Gesellschaft
realistisch abbildet.

Petra Bahr ist in der
Vergangenheit wiederholt durch äußerst kirchenfreundliche Äußerungen
aufgefallen, für Atheismus hat sie wenig Verständnis. In ihrer 2018
erschienenen Schrift "Wie viel Religion verträgt unsere
Gesellschaft?" warnt sie eindringlich vor dem Laizismus, dem sie eine
geistige Nähe zum jakobinischen Terror unterstellt – ein fragwürdiger
Vergleich, der Kritiker religiösen Einflusses auf politische Belange in eine
radikale Ecke rückt. Bahr beklagt zudem, dass der "militante Atheismus"
eines Richard Dawkins oder Michael Schmidt-Salomon die Gefahr des Laizismus
verkenne. Diese Argumentation stellt die kritische Auseinandersetzung mit
religiöser Macht unter Generalverdacht und untergräbt bewusst die Idee einer
säkularen Gesellschaft. […..]
(Ralf Nestmeyer, 09.05.2025)