Donnerstag, 28. Februar 2019

Es war einmal eine Partei.

Michael Cohen, der Mann, der zehn Jahre Trumps engster Mitarbeiter war und als Fixer alle seine privaten und geschäftlichen Betrügereien regelte, sagte gestern ausführlich vor dem US-Kongress aus.
Er bestätigte unter den Augen der Weltpresse und der Abgeordneten all das was man seit drei Jahren beispielsweise auch in diesem Blog nachlesen kann:
Trump ist ein perfider Lügner, Betrüger, Rassist, Hochstapler, Krimineller und Depp.

Um die Dauer-Berichterstattung vom Cohen-Hearing zu unterbinden und möglichst auch noch einen Nobelpreis einzuheimsen, flog Trump nach Vietnam, um sich dort mit Diktator Kim zu treffen.
Der arme Mann glaubt ja offensichtlich immer noch, er wäre ein begnadeter Dealmaker und könne mal eben im Vieraugengespräch einen tollen Friedensvertrag aushandeln mit einem Kriegsgegner – Nordkorea und die USA befinden sich formal immer och im Krieg – an dem sich seit Dekaden alle anderen US-Präsidenten die Zähne ausbeißen.
So „genial“ kann wirklich nur Trump denken, denn er ist offenbar der erste und einzige US-Politiker, der derartig desinformiert ist.
Er weiß nicht nur gar nichts über den Koreakrieg, sondern will es auch nach Jahren im Amt gar nicht wissen.

(…..) 250.000 Amerikaner leben in Südkorea.
Der dem US Pacific Command (PACOM) unterstehende Großverband United States Forces Korea (USFK) steht seit 1957 mit mindestens 30.000 Mann direkt an der nordkoreanischen Grenze.

Man stelle sich für eine Minute vor, 30.000 bis an die Zähne bewaffnete nordkoreanische Elitesoldaten stünden in Mexiko direkt an der Südgrenze der USA.

Man stelle sich vor, dieser nordkoreanische Großverband stünde nicht nur drohend da, sondern hätte zuvor bereits auf US-Staatsgebiet gewütet, wie es die Amerikaner in Nordkorea taten.

[…..]  Am Ende des Zweiten Weltkriegs war die Sowjetunion in den Krieg gegen Japan eingetreten, die Kolonialmacht in Korea. Die Rote Armee rückte im August 1945 schnell nach Süden vor. Die USA fürchteten, Stalin könnte ganz Korea unter seine Kontrolle bekommen, sie definierte deshalb die südliche Hälfte der Halbinsel als ihre Einflusssphäre, mit dem 38. Breitengrad als Grenzlinie. Noch heute ist sie die innerkoreanische Grenze.
Im Koreakrieg starben allein im Norden etwa 1,5 Millionen Menschen
Dabei war niemandem in Washington bewusst, dass die verhasste Kolonialmacht Japan diese Linie schon einmal 1896 als Grenze von Einflusssphären definiert hatte, damals mit dem Zarenreich. Nach seinem Sieg im russisch-japanischen Krieg 1905 machte Tokio dann die Halbinsel, die strategische Mitte Nordostasiens, nach der auch Russland und China gegriffen hatten, zu seinem Protektorat, 1910 zur Kolonie. […..] Der Zweite Weltkrieg befreite Korea von den japanischen Besatzern, aber er spaltete es auch. Gespräche, das besetzte Land zu vereinen, scheiterten. […..]  Kim Il-sung, den Großvater des heutigen Machthabers […..] hatte sich im Widerstand gegen die Japaner einen Namen gemacht und später in der Roten Armee gedient. Nordkorea beanspruchte das Erbe dieses Widerstands von Anfang an für sich. […..] Am 25. Juni 1950 marschierte Kim Il-sung nach Südkorea ein, um das ganze Land unter seine Kontrolle zu bringen. Binnen weniger Wochen kontrollierten seine Truppen fast die ganze Halbinsel. Dann aber landete US-General Douglas MacArthur, gestützt durch ein Mandat der UN, im September 1950 und fiel den Nordkoreanern in die Flanke. […..]  Ein übler Vernichtungskrieg folgte, bei dem die Amerikaner alle Städte Nordkoreas zerstörten. Sie warfen 635 000 Tonnen Bomben über dem kleinen Land ab, mehr als im Zweiten Weltkrieg in allen Schlachten um den Pazifik. Etwa 1,5 Millionen Nordkoreaner kamen ums Leben. Die Frontlinie jedoch verschob sich kaum mehr. [….]   

Nachdem die USA 635.000 Tonnen Bomben über Korea abwarfen und 1,5 Millionen Koreaner töteten, die sich gegen die brutale japanische Besatzungsmacht erhoben hatten, liebte das koreanische Volk die Amerikaner nicht besonders.
Soviel Geschichtsbewußtsein ist notwendig für US-Amerikaner. Trump weiß darüber höchstwahrscheinlich gar nichts.

Was will Nordkorea eigentlich?

"In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt."
(Egon Bahr)

Pjöngjang will sicher vor dem USFK sein, es möchte auf Augenhöhe mit den anderen Staaten agieren und sein Regime erhalten. (….)

Es kam wie es kommen musste: Das Weiße Haus war ohne Plan angereist, es herrschten heftige Differenzen innerhalb der US-Delegation und Trump war so verwirrt und borniert, daß bei allen inhaltlichen Fragen Außenminister Mike Pompeo das Wort ergreifen musste, während #45 mit einem großen Fragezeichen im Gesicht danebenstand.
Kim reiste schließlich entnervt ab.
Was hätte er angesichts der Washingtoner Trottelparade auch anderes tun sollen?

[…..] Dieser Korea-Gipfel in Hanoi ist geplatzt, weil Trump und seine Berater in ihrer Hybris die Lage völlig falsch eingeschätzt haben. [….]

Müssten nicht nach solchen ungeheuerlichen Desastern – Rekordshutdown, keine Mauer, keine Obamacare-Verbesserungen, Autoritätsverlust Amerikas in allen anderen Ländern der Welt, täglich neue Sexskandale im Weißen Haus und dazu auch noch 8.000 Lügen des Präsidenten – irgendwann auch republikanische Abgeordnete die Reißleine ziehen? Bis hierher und nicht weiter?
Das müssten die GOPer tun, wenn sie noch eine Partei wären.
Eine Partei, die auch nur im Entferntesten Sinne irgendetwas mit dem Wohl des Landes am Hut hätte.
Tatsächlich sind sie aber eine KKK-affine Ansammlung grotesker Witzfiguren.

Beispiel Cohen-Anhörung.

Rechtsanwalt Matt Gaetz, 36, vertritt Florida im US-Repräsentantenhaus.

Daß Michael Cohen seinen heißgeliebten Trump schaden könnte, empörte ihn so, daß er selbst zu Trump-Methoden griff, Cohen öffentlich erpresste und sogar dessen Frau bedrohte.



Einen Tag später prahlte er stolz mit seinem True Blue Award, dem ihn die ultrakonservative FRC-hategroup von Tony Perkins überreichte.

Gaetz, Model

James Daniel „Jim“ Jordan, 55, Ringer, US-Abgeordneter aus Ohio, verwickelte sich selbst erst in Lügen und verwirrte sich dann selbst so mit seiner Redezeit, daß er versehentlich mitten in einem Wutanfall seine Redezeit an einen anderen Redner seiner Fraktion abgab (yield his time).

Es folgte Glen Clay Higgins, 57 aus Louisiana, der Cohen erklärte diese Anschuldigungen nur zu erfinden, um mal ins Fernsehen zu kommen.
Auf Cohens Antwort, er wäre seit zehn Jahren kontinuierlich im Fernsehen, befand Higgins, er höre und sehe ihn heute das erste mal, aber er innere ihn an die vielen Tausend Kriminellen, die er bei seiner Zeit als Militärpolizist verhaftet habe.


Da sitzen Abgeordnete in den Fachausschüssen, die im Februar 2019 immer noch nicht den Namen „Michael Cohen“ gehört haben.

Der Konsequenteste war allerdings der 60-Jährige Paul Gosar aus Arizona, der seine gesamte Zeit der Cohen-Befragung dazu nutzte ihn einem bizarren Pöbelschwall zu beleidigen. Der tat noch nicht mal mehr so, als ob ihn Fakten oder das amerikanische Volk interessierten.


“Liar, liar, pants on fire!” warf er Cohen entgegen, um damit den grundehrlichen Donald Trump zu verteidigen.

Der demokratische Ausschuss-Vorsitzender Elijah Cummings konnte es nicht fassen.


Mittwoch, 27. Februar 2019

Nicht weinen, Florin!

Als vor gut 20 Jahren eine meiner frommen katholischen Cousinen aus den USA zu Besuch war, landete sie erschöpft an einem Samstagabend in Hamburg-Fuhlsbüttel und fragte und so ziemlich als Erstes, wann und wo wir denn morgen in die Messe gingen.

Den schockierten Blick werde ich nie vergessen, als ich erst sagte „we don’t do that“ und dann auch noch meine Mutter ob des verwirrten „WHY?“ nachschob „because we don’t believe in god!“
Das arme Mädchen; in was für einem Sündenbabel war die hier bloß gelandet!

Noch mehr hätte sie allerdings schockiert, was anschließend geschah, nachdem ich sie bei dem Onkel abgeliefert hatte, der sie zuerst beherbergte.
Sie tat mir nämlich leid, also fing ich an herumzutelefonieren, wo und wann denn katholische Gottesdienste stattfinden. (Es war ja noch die Zeit vor dem Internet).
Es war wie verhext; nicht nur ich ging nicht in die Kirche, sondern ich kannte noch nicht mal einen, der das tat. Alle Nachbarn, Freunde, Bekannte, die ich fragte, winkten irritiert ab. Sonntagmorgen in den Gottesdienst? Genauso gut hätte ich fragen können, ob sie auch allabendlich von Marsmenschen zu urogenitalen Untersuchungen auf eine Untertasse beim Saturn gebeamt würden.

Das war meine Offline-Filterblase, lange bevor es den Begriff gab.
Kurioserweise interessierte ich mich viel mehr für Katholizismus als meine so gläubige katholische Cousine und erzählte ihr in den nächsten Wochen kontinuierlich kirchenhistorische Geschichten, berichtete ihr von Kabalen in der Kurie, mächtigen Kardinälen, dem Kirchenschisma und der Organisationsstruktur der Weltkirche.
Das war alles Neuland. Sie wußte gerade mal, daß der Papst in Rom ein Pole ist und kannte darüber hinaus nur den Priester in ihrer Gemeinde.
Themen wie Inquisition oder Kreuzzüge konnte ich ohnehin nicht ansprechen; niemals hätte sie mir geglaubt, daß die Kirche ihres geliebten Lords, zu dem sie ständig betete, irgendetwas Schlechtes tun könnte.

So erlebte ich Glauben vor 20 oder 30 Jahren:
Es gab erstens viele generell Desinteressierte, zweitens engagierte Atheisten, die alle zu Hause die Bücher von Küng, Drewermann und Ranke-Heinemann stehen hatten und drittens noch die ernsthaft Gläubigen, die auch regelmäßig Gottesdienste besuchten.

Aber mit dieser letzten Kategorie hatte man nie Kontakt.
Man las nur in den Zeitungen über solche Exoten und wunderte sich über die 100% wohlwollende Perspektive der Kirchenjournalisten, die immer so schrieben, als ob diese Beterei ganz normal sei und jeder das täte.
Reporter, für die wir alle Christen waren und fest von der positiven Wirkung Gottes überzeugt waren.
Journalisten, in deren Welt Ungläubige gar nicht existierten.
In den Zeitungen wurde ein real existierendes Kirchentum dargestellt, mit dem ich nicht nur keine Berührungspunkte hatte, sondern das ich niemals in Hamburg bemerkt hatte.
Üblicherweise sind bei den großen Periodika die Frommen für Frommes zuständig.

Das ist einer der von mir immer wieder beklagten Presse-Missstände.
Alle Kirchenthemen werden von frommen Gläubigen behandelt.
Dafür hat Springer Badde und Englisch, der Tagesspiegel die unvermeidliche Claudia Keller, die Zeit Frau Finger und die SZ eben Matthias Drobinski.
(……) Man stelle sich vor über die CDU würden nur noch CDU-Mitglieder schreiben. Oder nur noch Soldaten über die Bundeswehr. 

Geht es um die Grundfrage des Christentums in Deutschland – was geht da eigentlich so sagenhaft schief, daß jedes Jahr Hunderttausende aus der Religionsgemeinschaft flüchten, während aus anderen Kontinenten ein reger Zulauf herrscht – wird es bei den großen Zeitungen ganz gediegen.

Als Abonnent von Printzeitungen kennt man die strammen Religioten-Blätter „Himmel und Elbe“, sowieso das überregionale „Chrismon“.
Kostenlose Beilagen, die mit ungeheurem finanziellen Aufwand der Kirchen betrieben werden, um all den norddeutschen Ungläubigen gegen ihren Willen christliche Inhalte aufzuzwingen.
(Ja ich weiß, „gegen den Willen aufzwingen“ ist eine tautologische Formulierung, aber diese frömmelnden Blättchen, die sich bei mir in vielfacher  Version stapeln ärgern mich auch mehrfach!)

Ich vermute, die meisten Käufer von Hamburger Abendblatt, ZEIT, Süddeutsche Zeitung werden diese Kirchenbeilagen ungelesen in den Müll werfen.

Unglücklicherweise gucke ich aber gelegentlich da rein und lese dann Kolumnen von Pröbstin Astrid Kleist oder Sabine Tesche.
Anschließend braucht man eine große Dosis Acetylsalicylsäure, um die Hirnchemie wieder zu beruhigen.

In die Kategorie der erstaunlich frommen Kleists und Tesches, die man nur aus Zeitungen kennt und im echten Leben nie trifft, gehört auch Christiane Florin.
Auch Florin, Jahrgang 1968, ist in der Blase der Kirchenschreiberlinge großer deutscher Periodika omnipräsent. Sie verantwortete das erbärmliche „Christ und Welt“, die persönliche Missionierungsbeilage des ZEIT-Chefredakteurs di Lorenzo, die es nach vielen Dekaden vermochte mich dazu zu bringen mein ZEIT-Abo zu kündigen.
Sie ist Redakteurin des Ressorts „Religion und Gesellschaft“ beim Deutschlandfunk, tritt in Presseclub und abendlichen Plappertalkshows auf.
Eine vorherige Station war das Feuilleton des radikal-christlichen Rheinischer Merkurs.
Ich kann mit Fug und Recht sagen seit Dekaden unter dieser Frau zu leiden.
Und nun das.
Christiane Florin ärgert sich über das Kinderficken in ihrer RKK und beklagt lautstark in Form eines zweiseitigen Meinungsartikels in der „Hamburger Morgenpost“ das Nichthandeln dieses Papstes, der es auch noch wagte Kirchenkritiker als „Freunde und Cousins des Teufels“ zu bezeichnen, während nach Kardinal McCarrick ein weiterer Top-Kardinal und Papst-Vertrauter, nämlich George Kardinal Pell überführt wurde mehrere kleine Jungs sexuell missbraucht zu haben. Wochenlang durfte nicht darüber berichtet werden, aber Pells pädosexuelle Vergangenheit war schon lange bekannt, bevor Franziskus ihn förderte und beförderte.
Das weiß „man“, aber insbesondere wissen professionelle Kirchenjournalisten selbstverständlich von der kontinuierlichen Kindersexförderung durch Wegsehen, Vertuschen und Abstreiten des Vatikans.
Frau Florin geht aber nun einen winzigen Schritt weiter als ihre Glaubenskollegin Nahles, die sich mit den Langsamkeit des Vatikans abfindet und damit gelassen hinnimmt, daß immer weiter Kinder vergewaltigt, psychosexuell missbraucht, gequält und geprügelt werden.
Nahles findet es sogar irgendwie lustig und gibt lockere Sprüche von sich. Die SPD-Vorsitzende ruft den vergewaltigten Kindern zu sich mit ihrer Situation abzufinden. Da gäbe es keinen Handlungsbedarf, das dauere eben.

[….] Die katholische Kirche sei unter Papst Franziskus liberaler geworden. Protestanten dürften sich nicht in der Vorstellung ausruhen, sie seien die fortschrittlichere Konfession: "Ich habe schon unheimlich viele konservative Evangelikale getroffen, und kenne so viel 'Pietcong' bei Euch." Auch in der katholischen Kirche werde es irgendwann einmal Priesterinnen geben, versicherte sie und warb für Verständnis, dass eine Weltkirche nicht schnell zu reformieren sei. "Erst vor einigen Jahren hat der Papst offiziell festgestellt, dass es keine Lindwürmer gibt. Manchmal braucht das etwas." [….]

Ganz so gelassen flutschen Florin die Worte nicht mehr aus der Feder.

[….] Dreimal habe ich die Rede des Papstes gelesen und mich geärgert. Über den Papst, aber vor allem über mich. [….] Gründlich zu lesen ist also Journalistinnenpflicht. Aber um dieses blamable Dokument zu verstehen, hätte auch ein einziger Lektüredurchgang gereicht.
Das erste Drittel verbringt Franziskus dort, wo auch missbraucht wird: in Familien und Sportvereinen, im Internet und an Sex-Tourismus-Destinationen. Also im großen Anderswo. Dann kommt kurz der Machtmissbrauch in der Kirche zur Sprache, wobei es missbrauchte Macht auch in anderen Formen gebe. Er nennt Kindersoldaten und minderjährige Prostituierte. [….] In der Mitte der Rede sieht Franziskus die „Hand des Bösen“ am Werk. Das muss das Gegenstück zur Hand Gottes sein, mit der Argentinien 1986 Fußball-Weltmeister wurde. Wobei diese Bemerkung schon in die Kategorie der „ideologischen Polemiken und journalistischen Kalküle“ fällt, vor denen der Papst zwischendurch schnell warnt.
Danach folgt ein Katalog katholischer Sensationen, die aber anderswo Selbstverständlichkeiten genannt werden dürften: keine Vertuschung mehr, weltliche Justiz, Prävention. Und nicht vergessen: Die Kirche selbst sei „mit ihren treuen Töchtern und Söhnen“ auch Opfer. [….]

Nach 50 Jahren fällt Florin auf wie der Hase läuft. Schuld haben immer die anderen und/oder der Teufel

[….] Ich bin auch Laiin und habe die Anfang-Wichtiger-Schritt-Wendepunkt-Rhetorik satt. Ich habe es satt, dass Betroffene wie Bittsteller behandelt werden, die auch noch dafür dankbar sein sollen, dass sich wenigstens ein Kardinal in Rom ihrer erbarmt hat. Dass sie draußen vor der Tür bleiben mussten. Wie seit Jahrzehnten. [….]

Die Laienorganisationen sind in Deutschland traditionell schwach, devot und indolent. Das bedauern die Laien offiziell, aber in Wahrheit ist es bequem. Denn so können sie jede Verantwortung auf die übermächtigen Geistlichen abwälzen – auch wenn sie wie im Fall „Donum Vitae“ bis auf einen einzigen Bischof (Kamphaus) radikal frauenfeindlich agieren. Nahles demonstriert es mustergültig: Myriaden Jungs von katholischen Geistlichen vergewaltigt? Hunderttausende gequält und geschlagen? Macht ja nichts, wir sind ja Laien und die Bischöfe reagieren nun mal langsam in einer 2000 Jahre alten Institution.

[….] Warum, zum Teufel, geben wir diesem Laden immer wieder eine Chance? Das fragen die Katholikinnen und Katholiken in meiner Facebook-Blase. Das frage ich mich auch[….]  „Warum bist du noch dabei?“, werde ich immer häufiger gefragt. Ich stammle dann etwas von Nostalgie und Biografie. Aber eigentlich denke ich ganz böse: Wir Geduldigen sind Komplizen. […..]

Hier kommt die der Sache schon näher. Es ist wie mit den angeblich anständigen Republikanern, die nicht wagen gegen Trump zu stimmen.
Sie sind Enabler.

Seit 15 Jahren schwappen gewaltige Missbrauchs-Veröffentlichungen durch die katholische Welt. Immer mehr Länder melden Zehntausende Opfer. Aber die Geistlichen brauchen Zeit, weil Sexualmoral, Zölibat, Homophobie und Frauenpriestertum nicht kurzfristig einzuführen wären.
Das bedeutet aber, daß man sich damit abfindet, daß jeden Tag weitere Kinder vergewaltigt werden.

Eins verschweigen auch die Laiinnen Nahles und Florin gern: ZdK und Co sind in der Tat nicht so mächtig wie die Bischofskonferenz, aber auch alle Geistlichen zusammen sind machtlos ohne die Laien.
Wenn die Laien austreten, nicht mehr ihre Kirche finanzieren und nicht mehr zu den Gottesdiensten gehen, sind die Bischöfe erledigt und dann wäre sofort Schluss mit dem Kindesmissbrauch und den Nonnenvergewaltigungen.

Die brutalen Verbrechen der Zölibatären im Kleid können nur so lange geschehen, wie die Florins dieser Welt mitmachen und zahlende Mitglieder bleiben.

Alle Katholiken sind mitschuldig. Ein Konzept, das ihnen ob Gottes Erbsünde, mit der sie alle geboren sind, nicht unbekannt sein sollte.
Katholiken sind nicht nur durch Geburt mit Sünde befleckt, sondern auch durch Kirchenmitgliedschaft Mitschuld am fortdauernden Kindesmissbrauch.
Nichtwissen taugt nicht mehr als Ausrede für eine RKK, die auch nach dieser Konferenz in Rom gar nicht daran denkt die Liste mit den pädophilen Priestern zu veröffentlichen oder ernsthaft etwas zu unternehmen, damit weniger Kinderficker Priester werden.

Dienstag, 26. Februar 2019

Schamlosigkeit Extrem

Was hält man von einem Mann, der sich für den Job als mächtigster Mann der Welt bemüht und als erstes offen rassistisch Ausländer zu Kriminellen und Drogendealern herabwürdigt und auf offener Bühne ein Behinderten verspottet und imitiert? So geschehen im November 2015, als Trump den an Arthrogryposis leidenden New York Times Reporter Serge Kovaleski “ridiculete”.


Trump-Fan und Möchtegern-potus Chris Christie saß neulich bei Bill Maher und erzählte, wie er sich im Juli 2015 zu einem Strategiemeeting mit Jeb Bush traf nachdem Donald Trump über John McCain hergefallen war.


Der fünfmalige Vietnam-Drückeberger vergeht sich am Nationalhelden McCain, der jahrelang in Vietcong-Gefangenschaft so schwer gefoltert wurde, daß er bis an sein Lebensende davon gezeichnet war.
Veteranen sind ohnehin heilig in den USA. Noch heiliger sind sie den Republikanern. Und noch heiliger als normale Veteranen sind ehemalige POW (prisoners of war). Aber die allerhöchste Stufe der Heiligkeit ist ein POW, der über Jahre gefangen und gefoltert wurde. Von dieser allerhöchsten
Heiligenkategorie gibt es wiederum nur einen, der es anschließend zum legendären GOP-Senator und GOP-Präsidentschaftskandidaten brachte; John McCain.

[….] Republican presidential candidate Donald Trump slammed Sen. John McCain (R-Ariz.), a decorated Vietnam War veteran, on Saturday by saying McCain was not a war hero because he was captured by the North Vietnamese.
“He’s not a war hero,” Trump said. Sarcastically, Trump quipped, “He’s a war hero because he was captured.” Then, he added, “I like people that weren’t captured.” [….]

Man kann nicht John McCain derartig beleidigen und das politisch überleben. Schon gar nicht, wenn man auf GOP-Ticket reist. „End of the run“ – anders ging es gar nicht-
Das war für Bush und Christie so klar, daß sie überlegten, ob sie nach dem nun unvermeidlichen Ausscheiden Trumps aus dem Rennen nun als gemeinsames Ticket antreten würden.

POW

Bis heute ist nicht wirklich klar wieso die elementarsten Regeln des Anstandes und über Jahrhunderte geltende moralische Standards der US-Gesellschaft nicht für Trump gelten.


Heilig wie POW-Familien sind/waren immer auch Gold-Star-Familien, also Angehörige eines gefallenen US-Soldaten.
Auch diese Hürde riss Trump, als er ein Jahr später mehrfach lästernd über das Goldstar-Paar Khizr Muazzam Khan Ghazala Khan herfiel, deren Sohn Captain Humayun Khan (1976 – 2004) im Irakischen Baqubah bei einer suicide attack zerfetzt wurde und posthum als Kriegsheld mit Purple Heart und Bronze Star geehrt wurde.
Trump, der five-time-draft-dodger, aus dessen Familie kein einziges Mitglied jemals Soldat war müsste eigentlich besonders vorsichtig sein, aber für ihn gelten keine Regeln.

 [….] Republican presidential hopeful Donald Trump has attracted outrage by mocking a dead US Muslim soldier's mother.
Ghazala Khan stood silently next to her husband as he attacked Mr Trump in an emotional speech to the Democratic National Convention on Thursday.  Mr Trump suggested she may not have been allowed to speak.
[….]  "If you look at his wife, she was standing there," he said, "She had nothing to say... Maybe she wasn't allowed to have anything to say. You tell me."
But former president Bill Clinton, the husband of Democratic nominee Hillary Clinton, said: "I cannot conceive how he can say that about a Gold Star mother." [….] Ohio Governor John Kasich, a former rival to Mr Trump for the Republican nomination, tweeted: "There's only one way to talk about Gold Star parents: with honour and respect."
In an interview for ABC on Saturday, Ghazala Khan said: "When I was standing there, all of America felt my pain, without a single word. I don't know how he missed that." [….]

Trump ist immun gegen die tödlichsten politischen Waffen, die jeden anderen Präsidentschaftsbewerber in Sekunden ausknocken würden.

Es gab noch das “Access Hollywood”-Tape, das nur einen Monat vor der Präsidentschaftswahl veröffentlicht wurde.

Wieder war die Welt sicher, daß er nun aus dem Rennen wäre.

[….]  Trump: I moved on her, actually. You know, she was down on Palm  
Beach. I moved on her, and I failed. I’ll admit it.
I did try and fuck her. She was married.
No, no, Nancy. No, this was [unintelligible] — and I moved on her very heavily. In fact, I took her out furniture shopping.
[….] I moved on her like a bitch. But I couldn’t get there. And she was married. Then all of a sudden I see her, she’s now got the big phony tits and everything. She’s totally changed her look.
Billy Bush: Sheesh, your girl’s hot as shit. In the purple.
Trump: Whoa! Whoa!
Bush: Yes! The Donald has scored. Whoa, my man!
Trump: Look at you, you are a pussy.
[….] I better use some Tic Tacs just in case I start kissing her. You know, I’m automatically attracted to beautiful — I just start kissing them. It’s like a magnet. Just kiss. I don’t even wait. And when you’re a star, they let you do it. You can do anything.
[….] Bush: Whatever you want.
Trump: Grab ’em by the pussy. You can do anything. [….]

Solche Sprüche würde ein Kanzlerkandidat noch nicht mal im viel liberaleren Deutschland überstehen.
Aber im prüden Amerika?
Und dann auch noch ein konservativer Kandidat, der die höchsten Zustimmungsraten bei evangelikalen Christen genießt?

Dieser Trump brachte es in zwei Jahren Präsidentschaft bisher auf 8.000 öffentliche Lügen und schafft es alle, die seine Lügen aufdecken, als „Fake News“ zu diskreditieren.

 [….] Since taking office, Trump has made 7,645 ‘false or misleading claims’. In October he said 1,200 things that were false or misleading, according to Fact Checker database. [….]

Nur dieser in GOP-Drachenurin Gebadete bringt es fertig als US-Präsident nach Vietnam zu fliegen und sich dort als Held zu inszenieren.

[….]  Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un sind zu ihrem zweiten Gipfel in Hanoi eingetroffen. [….] der US-Präsident spekuliert offenbar auf den Friedensnobelpreis.


[….] Trumps und Kims erstes Treffen in Singapur war eine PR-Show, nun müssen sie fassbarere Erfolge bringen. Blumige Absichtserklärungen reichen nicht mehr. Ohne "konkrete, überprüfbare Fortschritte bei der Denuklearisierung", wie es nicht nur die US-Demokraten fordern, wäre auch dieser Gipfel eine Luftnummer.
 Für Trump werden diese zwei Tage im schwülen Hanoi zu einer der wichtigsten Bewährungsproben seiner Präsidentschaft - die zugleich diese Woche mal wieder überschattet wird von den immer dramatischeren Skandalen daheim. Doch Trump liebt das Risiko: Er selbst soll diesen Gipfel forciert haben - mit Blick auf die Wahlen. [….] Doch keiner in der US-Delegation hat eine schlüssige Antwort auf die Frage, was Trump und Kim hier überhaupt erreichen sollen - und wie. [….] Zudem hat jeder seine eigene, konfuse Agenda. Die Pläne der Amerikaner ändern sich zum Beispiel je nachdem, wen man fragt. Seit Singapur verschiebt Trump selbst immer wieder die Messlatte. [….] Er lässt oft durchblicken, dass er auch, wie sein Vorgänger Barack Obama, einen Friedensnobelpreis verdiene, weil er - so behauptet er - schließlich einen Atomkrieg verhindert habe.




Einstweilen überhäufen sich Trump und Kim mit Komplimenten und Schmeicheleien. Wie ein "verknallter Teenager", so die "Washington Post", zeige Trump gerne Kims "Liebesbriefe" herum. Darin preise Kim die Ausdauer und Weisheit des mehr als doppelt so alten US-Präsidenten. [….] (Marc Pitzke, 26.02.19)


Montag, 25. Februar 2019

Im Lapsus-Modus

Merkel ist nicht so schlecht wie manche Andere.
Ich stehe zu meiner gestrigen Aussage; man muss sich nicht in Grund und Boden schämen für ihre Auslandsauftritte. Sie wird wohl eher nicht anderen Regierungschefs in den Schritt greifen oder das Tafelsilber stehlen.
Blöderweise kann man in der Außenpolitik sowohl mit Taten wie mit Nichtstun Schaden anrichten.
Da die Kanzlerin allerdings über keinerlei Polit-Instinkt verfügt und bei Personalentscheidungen bemerkenswert sicher stets ins Klo greift (man denke nur an die Parade der versagenden CDU-Generalsekretäre und Bundespräsidenten, die sie aussuchte, Oettinger, Juncker), fährt sie üblicherweise tatsächlich besser damit so zu tun, als ginge sie Politik generell nichts an.
Kirchhof-Flattax, Gesundheitskopfpauschale, bedingungslose Unterstützung GWBs und des Irakkrieges, fortwährende Interventionen bei der EU zu Gunsten der Autoindustrie und zu Ungunsten des Klimas, kategorische Verteidigung der Atomindustrie, Ablehnung der Ehe für alle und stupides Beharren auf einem Austeritätskurs (außer in Deutschland!!) bis in Italien und Griechenland Rechtsradikale in der Regierung saßen.
In den wenigen Fällen, in denen sich Merkel festlegt, wählt sie immer die Verliererseite.

 [….] Europa flucht und lacht zugleich über den Brexit - warum auch nicht? Fluchen als Anklage des Realitätsverlusts britischer Politik. Und Lachen zur Bewältigung. Aber dann wieder stellt die EU selbst nichts anderes her als einen Dig-xit, also ihren digitalen Exit. Beiden Exits ist gemein, dass die herrschende Generation aus egozentrischem Unwillen, die Perspektive auch nur um ein My vom eigenen Nabel zu lösen, auf Jahre die Chancen und Möglichkeiten der Nachfolgenden mindert oder ruiniert.
Schlaglicht auf Deutschland, die treibende Kraft des EU-Digitaldebakels, das dem Brexit strukturell so ähnelt: Angela Merkel hinterlässt Deutschland als digitale Trümmerlandschaft der Infrastruktur und macht sich darüber auch noch lustig. Auf einer Konferenz am 19. Februar 2019 in Berlin erzählte sie den großartigen Premiumwitz, dass man in Brandenburg mancherorts schon froh wäre, wenn man 2G hätte. Seit 2005 ist Merkel Kanzlerin, seit spätestens 2007 sind von ihren verschiedenen Bundesregierungen immer und immer wieder Versprechungen zur digitalen Infrastruktur gemacht und gebrochen worden, und 2019 reißt Merkel einen Witz über ihr eigenes Versagen, unter dem andere leiden. Was für eine Unverschämtheit.
[….] Zur Merkels antidigitalem Vermächtnis gehört die gegenwärtige EU-Urheberrechtsreform. [….] Digitalstaatsministerin Dorothee Bär sitzt im Publikum und wird mit witzigem Augenzwinkern in der Stimme abgefertigt: "Wir vertreten etwas unterschiedliche Positionen." Ja, so kann man es auch ausdrücken, wenn die eine auf Basis von Fakten argumentiert, aber die andere ist halt Kanzlerin. [….]

Offensichtlich ist das Internet tatsächlich immer noch #Neuland für Angela Merkel. Sie hat keine Ahnung von den Mechanismen der modernen Medien und ist über die Benutzung von SMS nie herausgekommen.
Anders ist ihr Total-Lapsus bei der Sicherheitskonferenz nicht zu erklären, als sie die inzwischen meme-haft berühmte schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg als so eine Art Fake-News oder Russen-bot darstellte:
So viel Klima-Engagement könne gar nicht sein, erklärte die Kanzlerin dem staunenden Publikum.
Kinder, die sich für das Klima interessieren und online das Treiben einer Aktivistin verfolgen? Kann ja gar nicht sein!

[….]  Angela Merkel hat neulich etwas sehr Unkluges gesagt - sie scheint selbst zum Opfer von Wladimir Putins "hybrider Kriegführung" geworden zu sein. [….] Für die sonst so bedachte Kanzlerin Angela Merkel war das ein bemerkenswerter Fehler, vergangene Woche bei der Münchner Sicherheitskonferenz: In ihrer Rede sprach sie zunächst von Russlands "hybrider Kriegführung". Direkt danach sagte sie:
    "In Deutschland protestieren jetzt Kinder für den Klimaschutz. Das ist ein wirklich wichtiges Anliegen. Aber dass plötzlich alle deutschen Kinder, nach Jahren, ohne jeden äußeren Einfluss, plötzlich auf die Idee kommen, dass man diesen Protest machen muss, das kann man sich auch nicht vorstellen."
Doch, das kann man schon. Wenn man sich mal mit ein paar politisch interessierten Kindern und Jugendlichen darüber unterhält, was sie so von den bisherigen Anstrengungen der Erwachsenen in Sachen Klimakatastrophe halten, kann man sich das schnell vorstellen.
Wie aber kommt die Kanzlerin dann auf diese seltsame Idee? Dass da ein "äußerer Einfluss" eine Rolle gespielt haben müsse?
[….][….] Und genau hier liegt das Problem mit Merkels Äußerung: Das Schüren und Befeuern von Verschwörungstheorien gehört zum Kerngeschäft der Propagandisten von heute. Wenn Russlands real existierende hybride Kriegführung aber dazu führt, dass legitime Protestbewegungen grundsätzlich für Ergebnisse russischer Propaganda gehalten werden - dann hat die russische Regierung eines ihrer Ziele schon erreicht. […..]

Sonntag, 24. Februar 2019

Zufriedenheit des alleruntersten Niveaus.

Wenn Angela Merkel reist und offiziell die Bundesrepublik Deutschland vertritt, setzt sie natürlich keine Glanzpunkte, wie Brandt oder Schmidt, wie aber auch gelegentlich Schröder oder Fischer.
Sie ist keine Charismatikerin, wird nie an schillernde Persönlichkeiten wie Jitzchak Rabin, Felipe González, Olof Palme, Bruno Kreisky, Ylva Anna Lindh, José Luis Zapatero, Zoran Đinđić, Anwar as-Sadat, Bill Clinton, Golda Meir oder Susanna Agnelli heranreichen.
Sie ist halt bloß die pyknische Physikerin aus der Uckermark, die hinter dem Eisernen Vorhang in ganz kleinen Verhältnissen als Pfarrerstochter aufwuchs.
Sie ist diese erstaunlich unprätentiöse, umodische, unwitzige, nicht schlagfertige Frau mit den ungepflegten Fingern, den viel zu kurzen, schlecht sitzenden Blazern, der Helmut Kohl hinterherschleuderte, als sie schon Kanzlerin war, daß sie nicht ordentlich mit Messer und Gabel essen könne und nicht wisse, wie man sich bei Auslandsbesuchen zu benehmen habe.
Sie wird nie eine mitreißende Rednerin werden, entwickelt keinerlei Gespür für die Stimmung im Publikum. Sie verbreitet rhetorische Landweile, vermag keinen Enthusiasmus zu wecken. Wie auch, wenn sie selbst nie weiß in welche Richtung sie will?

[….]   Im Kern plagen das Kanzleramt zwei Defizite: ein personelles und ein strukturelles. Zum einen mangelt es an straffer Leitung; dem Amt fehlt Führung an der Spitze, auch wichtige Abteilungen waren schon stärker besetzt.
Zum anderen ist die Organisation der Regierung überholt: Nach wie vor dominiert das Ressortprinzip. Gemäß Grundgesetz ist die Regierungsgewalt geteilt zwischen den Ministerien. Das Kanzleramt soll kontrollieren und koordinieren. Doch in einer Zeit, in der viele Probleme Ressortgrenzen sprengen, steigt zwangsläufig die Bedeutung der Zentrale.
So erscheint das Merkel-Amt als real existierendes Paradoxon: An der Spitze steht eine Kanzlerin mit Richtlinienkompetenz, die aber, wenn irgend möglich, keine Richtlinien vorgibt. Ihr assistiert ein Kanzleramtschef, der Konflikte ausräumen und Entscheidungen beschleunigen soll, stattdessen aber Streit schürt und Beschlüsse ausbremst.
[…]    Der eigentliche Hebel einer Kanzlerschaft besteht in der Deutungshoheit. Wirkmächtig agieren kann der Regierungschef, wenn er Strategien formuliert - indem er Volk und Welt eine Idee davon vermittelt, wohin man gemeinsam will, und diese Idee dann konkretisiert. Verfassungsrechtler nennen das Richtlinienkompetenz.
Im Zentrum der Macht herrscht inhaltliche Leere
Ideen? Konzepte? Strategien? All das ist Merkels Sache nicht. Im Zentrum der Macht herrscht eine bedrückende inhaltliche Leere.
Das beklagen auch Topentscheider des Regierungsapparats selbst, die die Stiftung Neue Verantwortung kürzlich befragen ließ. Um in einem immer unsichereren Umfeld managen zu können und den Ereignissen seltener hinterherzurennen - "vor die Lage" zu kommen, wie Ministeriale das nennen -, wünschen sich die meisten Befragten mehr strategisches Denken und mehr Koordination.

Ihr weltpolitisches Gewicht verdankt sie ihrer Fähigkeit das einzige durchzusetzen, das ihr wirklich wichtig ist: Sie mag gern Kanzlerin sein.
Nach fast zwei Dekaden CDU-Vorsitz, 29 Jahren als Ministerin/ Oppositionsführerin/Kanzlerin an der absoluten Spitze der Politik kennt sie jeder und sie kennt jeden. Insbesondere zeigt diese fast drei Jahrzehnte währende Spanne als Toppolitikerin, daß sie fähig ist alle anderen zu überleben.
Diese Zähigkeit verdankt sie ihrer Taktiererei, ihrer Vorsicht, ihrem Desinteresse und insbesondere ihrer persönlichen Geheimwaffe: Sie ist immun gegen Beleidigungen. Alpha-Männer in aller Welt und jede Menge Beta-Männchen zu Hause haben versucht ihr ans Schienbein zu pinkeln. Aber sie bemerkt das gar nicht.
Hillary Clinton charakterisierte Trump zutreffend als extrem leicht zu provozierenden Mann.

"A man you can bait with a tweet is not a man we can trust with nuclear weapons."

Merkel ist das diametrale Gegenteil. Falls Deutschland jemals mit Atomwaffen angegriffen werden sollte, ist es gut möglich, daß sie das bloß achselzuckend zur Kenntnis nehmen würde.
Seehofer kann sie minutenlang wie ein Schulmädchen auf offener Bühne unter dem Gejohle angetrunkener rotnäsiger CSUler abkanzeln. Ministerpräsident Berlusconi versuchte es bei einem Gipfel mit einer ähnlichen Methode. Er gab  2009 beim Natogipfel am Rhein den Seehofer als er Gastgeberin Merkel minutenlang auf dem roten Teppich stehen ließ und erst mal telefonierte. Eine extreme diplomatische Unflätigkeit.
Das perlt einfach an ihr ab.

Eine Episode aus dem Kanzler-Airbus im Mai 2011 zeigt das sehr eindrücklich. Mit Merkel und Vizekanzler Westerwelle an Bord war die Regierungsmaschine in Richtung Indien gestartet. Alle Staaten haben sich verpflichtet andere Regierungsmaschinen stets passieren zu lassen; also war es ein diplomatischer Eklat, als Iran plötzlich die Überflugrechte verweigerte und die Kanzlermaschine zwang zwei Stunden über der Türkei zu kreisen.
Westerwelle, der wie kein Zweiter darauf achtete geehrt und bewundert zu werden, tobte vor Wut. Mitreisende Journalisten erlebten einen Chefdiplomaten im Rumpelstilzchen-Modus, der das Verhalten Teherans als persönlichen Affront wertete und gespreizte Drohungen ausstieß.
Als schließlich auch Merkel vom zeternden Westerwelle geweckt wurde, winkte sie nur ab. Diese Spielchen waren ihr ganz egal; im Gegenteil, die zwei Stunden zusätzlichen Schlafes nahm sie gern.

[….] Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hatte daraufhin den iranischen Botschafter einbestellt. Staatssekretär Born unterstrich bei dem Gespräch, dass eine Überflug-Genehmigung vorgelegen habe und es sich deswegen um einen "präzedenzlosen Vorfall" handele, der internationalen Gepflogenheiten widerspreche. Born äußerte die Erwartung der Bundesregierung, dass sich so etwas nicht wiederhole. Der iranische Botschafter habe zugesichert, seine Regierung "unverzüglich über die Haltung der Bundesregierung zu unterrichten", hieß es in der Mitteilung des Auswärtigen Amts.
Westerwelle hatte zunächst empört auf die Reisebehinderung der Kanzlerin reagiert: "Das ist eine Respektlosigkeit gegenüber Deutschland, die wir nicht hinnehmen werden", sagte er.
Die Bundeskanzlerin, die während des Zwischenfalls geschlafen hatte, zeigte sich gelassener. Es sei "sicherlich vernünftig, mal zu fragen, was gewesen ist", kommentierte die CDU-Politikerin die Einbestellung des Botschafters. Dabei gehe es aber "überhaupt nicht um Verärgerung", sondern um Aufklärung, betonte die Kanzlerin. [….]

In der Welt von 2019 vergleicht man Merkel aber nicht mehr mit diplomatischen Ikonen und intellektuellen Staatsmännern, sondern mit korrupten, malignen, bösartigen Narzissten wie Jarosław Kaczyński, Theresa May, Boris Johnson, Silvio Berlusconi, Recep Tayyip Erdoğan, Mike Pence, Jair Bolsonaro, Bibi Netanjahu, Rodrigo Duterte oder dem hier:



Merkels erste Auslandsreise als Kanzlerin führte sie nach London und wurde wohlwollend rezipiert.
Volker Pispers regte sich noch jahrelang über die eigens für Merkel erfundene Bewertungskategorie „besser als erwartet“ auf.
Mit der Methode absolvierte sie beispielsweise auch ihre Kanzlerduelle im TV. Sie war dann doch besser als erwartet.

„Was haben die denn erwartet?“, giftete Pispers, „daß sie auf den roten Teppich kotzt oder Tony Blair in den Schritt greift?“.

Das sind inzwischen keine allzu abwegigen Kategorien mehr in Zeiten, in denen Politiker stolz sind anderen an die Pussy zu grabben, auf der Bühne andere Regierungschefs wegschubsen, lügen wie gedruckt, Präsidenten die Haare verwuscheln oder schlicht und ergreifend völlig desinformiert und desinteressiert umherbanausen.


Immerhin, das muss man bei Merkel nicht befürchten.
Wenn sie irgendwo einfliegt, weiß sie doch in welchem Land sie sich gerade befindet, ist in der Lage elementare Regeln der Höflichkeit einzuhalten.
Sie gibt allen die Hand und die Deutschen müssen sich nicht für sie in Grund und Boden schämen, wie es Amerikaner, Polen oder Ungarn inzwischen für ihre Regierungen gewöhnt sind.

Wenn Merkel sich ausnahmsweise mal, wie zuletzt auf der Münchner Sicherheitskonferenz halbwegs deutlich ausdrückt und zu einer Selbstverständlichkeit, wie dem Multilaterismus bekennt, sind das in der Trump-Pence-Erdogan-Welt schon Gründe geradezu zufrieden mit der CDU-Frau zu sein.
Man wird ja so bescheiden. Da wallen in der deutschen Presse sofort Huldigungsorien auf.

[….] Auf der Sicherheitskonferenz mahnte die Kanzlerin zu Zusammenarbeit. Ihr Loblied auf den Multilateralismus fand Zustimmung, ihre Gedanken werden lange nachwirken. [….]

[….] Merkels Bekenntnis. Kanzlerin Merkel wandte sich mit einer Grundsatzrede an die Sicherheitskonferenz: Umweltverschmutzung, Klimawandel, Kampf um Ressourcen - das alles habe globale Folgen. [….]

Samstag, 23. Februar 2019

Müssen die Deutschen den Amis alles nachmachen?

Unter all den korrupt-fanatischen, hochverblödeten Multimillionären und Milliardären, die sich einen Ministerjob bei Donald Trump gekauft haben, sticht Betsy de Vos etwas hervor, weil sie so dumm ist, daß sie es sogar mit ihrem Chef aufnimmt.
Als Bildungsministerin kämpft sie gegen öffentliche Schule und setzte schon zu Trumps Amtseinführung einen Tweet mit Grammatik- und Orthographie-Fehlern ab.
Selbst für GOP-Verhältnisse ist die Schwester des Blackwater-Gründers Eric Prince, die über 200 Millionen Dollar an Rechtsaußen stehende GOP-Senatoren spendete eine Schande. Kein Auftritt, bei dem sie sich nicht durch entwaffnende Ahnungslosigkeit blamiert.

[….] "Bildungsministerin Betsy DeVos stolpert durch pointiertes '60 Minutes'-Interview" titelte etwa die "Washington Post". Und wer die Reaktionen auf Twitter las, konnte schon fast Mitleid mit der Frau bekommen.
[….] Wenngleich schnell deutlich wurde, dass auch Interviewerin Stahl keine ausgewiesene Anhängerin von DeVos ist, offenbarte die Ministerin neben ein paar Wissenslücken auch ein sehr bizarres Weltbild. So verteidigte sie weiterhin ihre Ansicht, dass bewaffnete Lehrer eine "Option" sein sollten. [….]  Dann stellte sie die These auf, die USA hätten "Milliarden und Milliarden und Milliarden ausgegeben, aber null Ergebnisse erzielt", so DeVos. Auf die Entgegnung der Interviewerin, dass die Behauptung so nicht stimme, da es nachweislich Fortschritte an vielen Schulen gebe, konnte die Bildungsministerin nichts entgegnen.
[….] DeVos ist bereits ein Jahr im Amt und besticht weiter durch ein auffallend hohes Maß an Nicht-Wissen. So konnte sie nicht einmal sagen, wie sich die Lage öffentlicher Schulen in ihrem Heimatstaat Michigan entwickelt habe. Und auch nicht die Frage beantworten, ob die Zahl von gemeldeten sexuellen Übergriffen nun höher oder niedriger sei als die Zahl der tatsächlichen Vorfälle. Eine Auskunft dazu wäre interessant gewesen. Denn sie war es, die eine Verordnung aus der Obama-Zeit zu Gunsten von Beschuldigten geändert hat. Weil nach ihrer Ansicht zu viele Männer fälschlich der sexuellen Gewalt beschuldigt würden, wurde es für diejenigen, die Beschuldigungen erheben, schwieriger gemacht, diese Anschuldigungen auch zu beweisen. [….]

Angesichts des Geisteszustandes von #45 ist die Personalie deVos nicht verwunderlich.
Aber wie ist es zu erklären, daß Angela Merkel ein deVos-Lookalike als Bundesbildungsministerin einsetzte?

Anja Maria-Antonia Karliczek, 47, Diplomkauffrau, beeindruckt nicht nur durch Arbeitsverweigerung und radikale Ahnungslosigkeit, sondern genau wie ihr Vorbild Betsy deVos als Wissenschaftsfeindin.
Die Katholibanin lebt mindestens 500 Jahre vor unserer Zeit, glaubt die Wissenschaft sollte sich dem Christentum unterordnen.
Müßig zu erwähnen, daß sie als Hardcore-Religiotin gegen die LGBTI-Gemeinde agitiert.
Eine Auswahl.

Internet? Wird überbewertet. Das braucht man doch nicht überall.

[….] Mit der Milchkanne hat es Anja Karliczek (CDU) endlich in die Nachrichten geschafft. Als Bildungsministerin geht sie der Internet-Ausbau eigentlich nicht viel an. „5G ist nicht an jeder Milchkanne notwendig“, sagte sie dennoch. Vielerorts sei der etwas langsamere Mobilfunkstandard 4G auch ausreichend, der Ausbau habe folglich Zeit. [….]

Mehr Geld für Forschung? Wozu? Das versteht die Ministerin nicht. Wissenschaft solle sich erst mal verständlich ausdrücken.

[….] Bundesbildungsministerin Anja Karliczek irritiert die Universitäten. Bildungsministerin Karliczek (CDU) fordert energisch, dass Forschung anwendbar und verständlich sein muss. Finanzielle Hoffnungen dämpft sie. Das kommt nicht überall gut an. [….]

Den Begriff „Algorithmus“ kannte sie nicht und musste erst mal in ihrer TV-Zeitschrift nachlesen, worum es bei dem ominösen Wort geht, das die Jugendlichen jetzt dauernd benutzen.

[….] Kennen Sie »Prisma«, diese Zeitungsbeilage? Die liegt bei uns zu Hause, und da habe ich neulich einen Artikel gelesen, Titel: Was ist ein Algorithmus? Den fand ich hilfreich. Viele Forscher und Akademiker gebrauchen ständig Begrifflichkeiten, von denen sie sich nicht vorstellen können, dass sie für andere eben nicht Alltag sind. [….]

Ebenso wenig versteht sie den Begriff „Künstliche Intelligenz“. Unglücklicherweise wurde „KI“ noch nicht in der Karliczekschen Fernsehzeitschrift erklärt. Aber macht auch nichts. Was nicht der Bibel entspricht, hat laut der Forschungsministerin nichts in der Forschung zu suchen. Dieses IT- und KI-Zeug sollen doch China oder die USA machen, Deutschland ist ein christliches Land und braucht den neumodischen Kram nicht.

[….] Wir sind nicht in China. Totale Kontrolle durch den Staat werden wir niemals akzeptieren. Wir sind aber auch nicht in den USA. Wir gehen einen anderen, einen eigenen Weg. Wir lassen uns von unserem christlichen Menschenbild leiten. Jeder technologische Fortschritt hat sich dahinter einzureihen. Wir sind überzeugt: Künstliche Intelligenz muss dem Menschen dienen. Menschenwürde, Persönlichkeitsrechte und individuelle Freiheit sind die Grundlagen unseres Zusammenlebens. [….]
Immerhin, eins weiß die Bildungsministerin: Schwule sind schlecht. Und deswegen dürfen die keine Kinder haben.

[…..] Bundesbildungsministerin Anja Karliczek will in einer Langzeitstudie klären lassen, welche Auswirkungen es für Kinder hat, in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft aufzuwachsen. In der n-tv Sendung "Klamroths Konter" sagte die CDU-Politikerin, es sei "eine spannende Forschungsfrage", dieses Thema "wirklich langfristig zu erörtern".
Auf die Frage von Moderator Louis Klamroth, ob sie im Jahr 2018 wirklich noch Studien brauche, um sich bestätigen zu lassen, dass Kinder von homosexuellen Paaren genauso glücklich und gut erzogen seien, antwortete Karliczek: "Es geht nicht um 'glücklich' und um 'gut erzogen'. Es geht um etwas grundsätzlich anderes. […..] Karliczek hatte im Juni 2017 im Bundestag gegen das "Gesetz zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts" gestimmt. Bei "Klamroths Konter" sagte sie, es sei ein Fehler gewesen, gesellschaftliche Strukturen "mal eben so im Federstrich" zu verändern. [….]

Diese ostentativ und stolz vorgetragene bornierte Ahnungslosigkeit macht auch Hartgesottene fassungslos.

Da sie mit Wissenschaft und Forschung fremdelt, möchte sie akademische Titel im Handwerk einführen. Kann man sich nicht ausdenken.

[….] Die Idee der Einführung von einem Berufsmaster und -bachelor für Ausbildungsberufe kam jüngst aus dem Bundesbildungsministerium. Folgt der habilitierte Backmeister?
Der neueste Streich des Bundesbildungsministeriums sind der Berufsmaster und der Berufsbachelor für Ausbildungsberufe. Ministerin Karliczek will damit ein Amtsversprechen wahrmachen und in lebhafter Erinnerung an ihren eigenen Bildungsweg die berufliche Bildung aufwerten. Weil in dieser Angelegenheit praktisch noch kaum etwas geschehen ist, versucht sie es jetzt mit einem Raubzug im Hochschulrevier. Dort gibt es so schöne Wörter wie Bachelor und Master, und sage niemand, dass sie urheberrechtlich den Hochschulen gehören. [….]

Ähnlich wie die amerikanische Kollegin taugen ihre Auftritte in erster Linie als Gag-Lieferant für Satiriker aller Art.


Man ist kein Merkel-Anhänger, wenn man koinzidiert, daß sie sehr viel klüger als der US-Regierungschef ist.
Trump tauscht deVos nicht aus, weil er es nicht besser weiß.
Insofern ist Merkels Festhalten an Karliczek sogar noch schlimmer.
Läge ihr etwas an dem Land, das sie regiert, an der Zukunft Deutschlands und hätte sie noch Kraft als Regierungschefin, hätte sie die debakulierende Wissenschaftsministerin längst gefeuert.
Aber Merkel beweist einmal mehr wie wenig Interesse sie an Politik hat.
Es ist ihr schlicht egal.

Freitag, 22. Februar 2019

Teuflisch

Auch wer mit den Rollings Stones so gar nichts anfangen kann (wie ich zum Beispiel), liebt „Sympathy For The Devil“ aus dem Jahr 1968, über das so viel nachgedacht wurde.


Immerhin ist der Teufel auch ein Geschöpf Gottes und der perfekte Sündenbock für alles, das schief geht.

Der große und viel zu früh verstorbene Gurso Rijnderwald pflegte immer zu sagen „Atheisten sind viel schlimmer als der Teufel; der ist wenigstens Katholik!“
Diesem Gedanken folgend, muss ich dem unfehlbaren Jorge Bergoglio, dem Stellvertreter Gottes sehr dankbar sein.
Immerhin bezeichnet er mich, in meiner Eigenschaft als Kirchenkritiker als „Freund oder Cousin des Teufels“. Viel weniger rüde als „Atheist“.


[….] Papst Franziskus wird in den Medien oft als Reformer der katholischen Kirche dargestellt und gilt vielen als liberal. Wie rückständig und theologisch konservativ seine Ansichten jedoch in Wahrheit sind, zeigen viele seiner Äußerungen. Vor allem – aber nicht nur – jene, die seinen Teufels-Wahn belegen.  
Für seine jüngste Äußerung dieser Art hätte sich Franziskus keinen schlechteren Zeitpunkt aussuchen können. Gestern, einen Tag vor Beginn der Missbrauchskonferenz im Vatikan, traf Franziskus vor seiner Generalaudienz im Petersdom eine Gruppe süditalienischer Rom-Pilger. Nach übereinstimmenden Medienberichten sprach der Pontifex mit ihnen über Kritik an der Kirche. Die Schwächen der Kirche müssten angeprangert werden, damit man sie korrigieren könne, so der Papst. Aber jene, die die Kirche ein ganzes Leben lang und "ohne Liebe" verdammten, seien "die Freunde, Cousins und Verwandten des Teufels", sagte das Kirchenoberhaupt laut der britischen Zeitung The Guardian. [….]

Kinderficken ist nicht schön, soll offensichtlich die viel zu späte „Missbrauchskonferenz im Vatikan“ aussagen.

So if you meet me
Have some courtesy
Have some sympathy, and some taste
Use all your well-learned politesse
Or I'll lay your soul to waste, mm yeah

Daß es aber einige der Myriaden Opfer, die als Kinder von Priestern sexuell missbraucht worden sind, wagen die Kirche dafür zu kritisieren, geht dem heiligen Papst doch zu weit. Man muss muss auch nicht unbedingt mit den lästigen Belästigten reden, wenn man lieber mit den Tätern schmusen kann.

I rode a tank
Held a general's rank
When the blitzkrieg raged
And the bodies stank


[…..] Missbrauchsopfer zeigten sich jedoch schon vor Beginn des Treffens enttäuscht. Bei einem Vorabtreffen zwischen Opfern und dem Vorbereitungskomitee sei der Papst nicht dabei gewesen, sagte Matthias Katsch vom deutschen Opferschutzverband Eckiger Tisch der Nachrichtenagentur dpa. Zudem hätten die Organisatoren nicht recht sagen können, was eigentlich der Zweck dieses Vorabtreffens sei. [..…]

Zwei der aufgestyltsten Dragqueens des ganzen RKK-Imperiums, Brandmüller und Burke, feuern schon vor der Konferenz aus allen Rohren. Schuld sind ihrer Ansicht nach nur die Schwulen. Und Schwule sind bekanntlich alle mit dem Teufel im Bunde und Atheisten.

 [….]  Einen Tag vor Beginn des Vatikan-Gipfels zum Thema Kindesmissbrauch haben mehrere konservative Kardinäle und Bischöfe Front gegen Papst Franziskus und angebliche "homosexuelle Netzwerke" in der Kirche gemacht. In einem offenen Brief an die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen warfen die Kardinäle Walter Brandmüller und Raymond Leo Burke dem Papst vor, die wahre Ursache des Missbrauchs zu verkennen – nämlich Homosexualität in den Reihen der Kirche.
Die Kardinäle bestritten, dass sexueller Missbrauch innerhalb der Kirche vor allem durch Machtmissbrauch und hierarchische Strukturen ermöglicht werde. "Die erste und größte Schuld des Klerus liegt nicht im Machtmissbrauch, sondern in der Abkehr von der Wahrheit des Evangeliums", heißt es in dem offenen Brief. "Die Pest der homosexuellen Agenda hat sich innerhalb der Kirche ausgebreitet, gefördert durch organisierte Netzwerke und geschützt durch ein Klima der Komplizenschaft und eine Verschwörung des Schweigens."
Die "Wurzeln des Phänomens" Kindesmissbrauch lägen in einem Umfeld "des Materialismus, des Relativismus und des Hedonismus", in dem Moral und Gottes- und Natur-Gesetze in Frage gestellt würden, so die Bischöfe. Der deutsche Kardinal Brandmüller und sein US-Kollege Burke hatten sich bereits in den letzten Monaten mehrfach ähnlich geäußert. [….] Hedwig Beverfoerde, Organisatorin der homo- und transfeindlichen "Demo für alle", postete am Mittwoch bei Facebook einen Kommentar Brandmüllers aus dem letzten November zum "Krebsübel der Homosexualität" – ein von ihm und ihr ohne Distanzierung verbreitetes Fremdzitat.[….]

Pleased to meet you
Hope you guessed my name, oh yeah
But what's confusing you
Is just the nature of my game, mm yeah