Alles wird immer konservativer.
Der einstmals durchaus
liberale Bertelsmann-Konzern geht unter Führung von Merkel-Freundin Liz Mohn
auf strikten CDU-Kurs.
Der früher mal von dem Sozialdemokraten
Erich Brost geleitete WAZ-Konzern ist
inzwischen vollständig in die Hände der konservativen Funke-Familie
übergegangen.
Die liberale
ZEIT-Verlagsgruppe gehört seit 2009 den von Holtzbrincks. Die stramm
konservative FAZ übernahm im Februar 2013 die linke Frankfurter Rundschau.
Selbst die gesunde,
unabhängige linksliberale Süddeutsche Zeitung wurde 2007 an die viel rechtere
Südwestdeutsche Medien Holding verkauft.
Und der neue Chefredakteur
des SPIEGEL, Wolfgang Büchner, holt sich zum Entsetzen der Ressortleiter den
Vizechef der BILD, Nikolaus Blome, als SPIEGEL-Vizechef.
Kein Wunder, daß in dieser
Presselandschaft die debakulierende schwarzgelbe Koalition leichtes Spiel hat.
Bizarrerweise ist es aber
so, daß die gesamte Presselandschaft so weit nach rechts gerutscht ist, daß
sich ausgerechnet die besonders Bürgerlichen in einer Art Kreisbewegung auf
einmal bei den Linken wiederfinden.
Während SPD und Grüne sich
im Wahlkampf dümmlich von der „Alles-ist-gut-Merkel“ einlullen lassen, fangen
die Rechten das Grübeln an. Vereinzelt traten schon immer gebildete
Konservative aus der CDU aus.
Peter
Voß, 68, bärtiger und konservativer TV-Journalist ist dem deutschen
Polit-interessierten Fernsehkonsumenten seit vielen Dekaden bekannt.
Er arbeitete beim rechten BR-Magazin „Report München“, moderierte das ZDF-„Heute-Journal“, war lange Zeit SWR-Vorsitzender und moderierte unter anderem auch einige Jahre lang den „Presseclub“.
Obwohl das schwarze TV-Urgestein ein gebürtiger Fischkopp ist, assoziiert man ihn immer mit Süddeutschland, da er im Parteienproporzsystem stets den CDU-Kandidaten gab.
Das geschah nicht ohne Grund, denn Voß trat bereits 1974 in die CDU ein - man fragt sich wie ein gebildeter Mann in der Ära Brandt/Schmidt mitten während der Ostpolitik auf die Idee verfallen konnte.
[….] Aber immerhin ist jetzt Schluß damit, denn Peter Voß gab sein CDU-Parteibuch aus Protest gegen die Koch-Stoiber-Merkelschen Anti-Brender-Machenschaften zurück.
Im Interview mit der Welt erklärt der Ex-Intendant seine Beweggründe:
Er arbeitete beim rechten BR-Magazin „Report München“, moderierte das ZDF-„Heute-Journal“, war lange Zeit SWR-Vorsitzender und moderierte unter anderem auch einige Jahre lang den „Presseclub“.
Obwohl das schwarze TV-Urgestein ein gebürtiger Fischkopp ist, assoziiert man ihn immer mit Süddeutschland, da er im Parteienproporzsystem stets den CDU-Kandidaten gab.
Das geschah nicht ohne Grund, denn Voß trat bereits 1974 in die CDU ein - man fragt sich wie ein gebildeter Mann in der Ära Brandt/Schmidt mitten während der Ostpolitik auf die Idee verfallen konnte.
[….] Aber immerhin ist jetzt Schluß damit, denn Peter Voß gab sein CDU-Parteibuch aus Protest gegen die Koch-Stoiber-Merkelschen Anti-Brender-Machenschaften zurück.
Im Interview mit der Welt erklärt der Ex-Intendant seine Beweggründe:
„Unter anderem, dass die Partei bis in die Bundesführung hinein einen Anschlag auf die Rundfunkfreiheit begangen hat, indem sie einen Chefredakteur eben nicht wegen irgendwelcher Fehlleistungen, sondern wegen seiner Unabhängigkeit abservierte…….. Bisher haben die Parteien eben nicht die Sender beherrschen können. Sie haben eine Mitsprachemöglichkeit, sind aber in den meisten Gremien in der Minderheitenposition, sodass es immer argumentativ und sachlich zuging – jedenfalls dort, wo ich beteiligt war. Das war hier aufgrund einiger Bestimmungen des ZDF-Staatsvertrags, die meines Erachtens nicht verfassungskonform sind, anders. Man braucht 60 Prozent Zustimmung für einen Vorschlag des Intendanten. Das führt dann zu so einer absurden Erklärung wie: Der Intendant hat unser Vertrauen, und demselben Intendant traut man nicht zu, zu beurteilen, ob sein Chefredakteur qualifiziert ist.
Richtig so, Herr Voß.
Besser spät, als nie.
Es folgte der Herausgeber
der stramm konservativen F.A.Z. Frank Schirrmacher.
Bürgerliche Werte: „Ich beginne zu
glauben, dass die Linke recht hat“
Im bürgerlichen Lager werden die Zweifel
immer größer, ob man richtig gelegen hat, ein ganzes Leben lang. Gerade zeigt
sich in Echtzeit, dass die Annahmen der größten Gegner zuzutreffen scheinen.
Das zutiefst bürgerliche
Manager-Magazin empört sich in der aktuellen Ausgabe über die totale
Denkfaulheit und intellektuelle Unterbesetzung des Merkel’schen Kanzleramtes.
Wie die Merkel-Regierung Politik
simuliert
Strategische Fragen werden geräuschlos
verwaltet - bestenfalls. Der Euro? Eine Großbaustelle ohne Bauplan. Die
Energiewende? Ein Projekt mit desaströsem Vollzugsdefizit. Die drohende
Vergreisung der Gesellschaft? Die alles umwälzende Digitalisierung der Wirtschaft?
Themen für "Gipfel" genannte Konferenzen, mit denen die
Merkel-Regierung Politik zu simulieren pflegt - schöne Bilder, keine Folgen.
[….] Im
Kern plagen das Kanzleramt zwei Defizite: ein personelles und ein
strukturelles. Zum einen mangelt es an straffer Leitung; dem Amt fehlt Führung
an der Spitze, auch wichtige Abteilungen waren schon stärker besetzt.
Zum anderen ist die Organisation der
Regierung überholt: Nach wie vor dominiert das Ressortprinzip. Gemäß
Grundgesetz ist die Regierungsgewalt geteilt zwischen den Ministerien. Das
Kanzleramt soll kontrollieren und koordinieren. Doch in einer Zeit, in der
viele Probleme Ressortgrenzen sprengen, steigt zwangsläufig die Bedeutung der
Zentrale.
So erscheint das Merkel-Amt als real
existierendes Paradoxon: An der Spitze steht eine Kanzlerin mit
Richtlinienkompetenz, die aber, wenn irgend möglich, keine Richtlinien vorgibt.
Ihr assistiert ein Kanzleramtschef, der Konflikte ausräumen und Entscheidungen
beschleunigen soll, stattdessen aber Streit schürt und Beschlüsse ausbremst.
[…]
Der eigentliche Hebel einer Kanzlerschaft
besteht in der Deutungshoheit. Wirkmächtig agieren kann der Regierungschef,
wenn er Strategien formuliert - indem er Volk und Welt eine Idee davon
vermittelt, wohin man gemeinsam will, und diese Idee dann konkretisiert.
Verfassungsrechtler nennen das Richtlinienkompetenz.
Im Zentrum der Macht herrscht
inhaltliche Leere
Ideen? Konzepte? Strategien? All das ist
Merkels Sache nicht. Im Zentrum der Macht herrscht eine bedrückende inhaltliche
Leere.
Das beklagen auch Topentscheider des
Regierungsapparats selbst, die die Stiftung Neue Verantwortung kürzlich
befragen ließ. Um in einem immer unsichereren Umfeld managen zu können und den
Ereignissen seltener hinterherzurennen - "vor die Lage" zu kommen,
wie Ministeriale das nennen -, wünschen sich die meisten Befragten mehr
strategisches Denken und mehr Koordination.
Der
bürgerlich-Intellektuelle CICERO beklagt währenddessen den Jubeljournalismus,
der unkritische Merkelbelobigungen abliefert.
Ausgerechnet auf die
bürgerlich-medialen Stützen kann sich Angela Merkel nun nicht mehr verlassen,
wenn die Syrien-Problematik das Unmögliche von der Kanzlerin verlangt: Eine
schnelle und deutliche Entscheidung.
Vier Wochen vor einer
Bundestagswahl dem Wahlvolk zu erklären, daß man sich an einem Krieg beteiligen
werde, der mit einiger Wahrscheinlichkeit einen Flächenbrand auslösen könnte,
ist das letztes, das Merkel will.
Ein Kriegseintritt
Deutschlands im Nahost-Konflikt ist bei den Wählern aller Couleur ungefähr so
beliebt wie Fußpilz und Mundfäule auf einmal.
Das Verhältnis zu unserem
wichtigsten Energielieferanten Russland würde vollständig zerstört, Israel
droht in den Konflikt hineingezogen zu werden und auch der präatomare Iran
droht unverhohlen mit schwersten militärischen Konsequenzen.
Dabei ist die Syrische
Armee selbst noch gar nicht einkalkuliert. Anders als Saddams marode
Truppen-Attrappen im Jahr 2003, dürfte Assad über schlagkräftige Einheiten und
zweifellos Massenvernichtungswaffen verfügen.
Und was für ein Dilemma
für die Christlich-aktiven Kauder und Merkel: Ausgerechnet die bedrohten
Christen, für die sich CDU-Politiker einzusetzen behaupten, stehen an der Seite
Assads und warnen dringend vor Militärschlägen.
Bischof:
Militärschlag in Syrien würde Weltkrieg auslösen
Der chaldäisch-katholische Bischof von
Aleppo, Antoine Audo, warnt eindringlich vor einem militärischen Eingreifen der
internationalen Gemeinschaft in Syrien. Dies würde einen «Weltkrieg»
heraufbeschwören, sagte Audo am Montag dem Sender Radio Vatikan. Der Konflikt
lasse sich nicht einfach durch einen Militärschlag beilegen. Stattdessen solle
die Staatengemeinschaft ihre Anstrengungen für einen Dialog zwischen den
Konfliktparteien verstärken.
Merkel, die schon bei kleinsten ökonomischen
Stellschrauben extrem ungern ihre Meinung sagt, würde angesichts des sich
abzeichnenden Syrien-Desasters sicher zu gerne lavieren und abwarten.
Ihre Konservativen
Feuilletonfreunde werden das allerdings nicht gern sehen, wenn in der
Nachbarschaft Israels Giftgas eingesetzt wird und die deutsche Regierung dazu
keine klare Antwort hat. Die Kombination „Juden“ und „Gas“ ist ein
hochreaktiver Trigger für die deutsche Politik. Da kann man nicht so tun, als
ob es einen nichts anginge.
Unglücklicherweise ist
Merkels ausgerechnet bei ihrer historischen Rede vor der Knesset im Jahr 2008
eine konkrete Ansage rausgerutscht, die man nicht mehr wegdiskutieren kann.
Sie machte damit klar, daß
ein Deutschland unter ihre Führung militärisch an Israels Seite stünde.
Es gibt aber weitere
massive Hindernisse auf Merkels Weg des Schweigens und Abwartens.
Da sind zuerst Obama,
Holland und Cameron zu nennen, die Westerwelles Totalausfall und Deutschlands
peinliche Enthaltung in der Libyenfrage nicht vergessen haben. Daß sich
Deutschland im UN-Sicherheitsrat an die Seite der Bremser China du Russland
stellte, hat der deutschen Außenpolitik schweren Schaden zugefügt.
Insbesondere, weil sich ausgerechnet bei dem Militäreinsatz quasi ein „Erfolg“
eingestellt hat. Das kommt selten vor.
In der Schublade mit
Assads Schutzpatron Putin will Merkel aber keinesfalls sitzen.
Die Regierungschefs der
anderen Atommächte werden sich außerdem kaum wie der einfältige deutsche
Urnenpöbel hinhalten lassen, sondern wollen ein Ja oder Nein aus Berlin, wenn
es um einen Kampfeinsatz gegen Syrien geht.
Ob Merkel eine klare
Haltung bis nach dem 22.09.13 rausschieben kann, ist angesichts der Drucks, den
Amerika aufbaut, kaum vorstellbar.
Washington und die Verbündeten bereiten
die Intervention offenbar mit großer Kraftanstrengung vor.
US-Verteidigungsminister Chuck Hagel sagte dem Sender BBC, die amerikanischen
Streitkräfte stünden bereit. Raketenangriffe auf Ziele in Syrien könnten schon
an diesem Donnerstag beginnen, berichtete der US-Sender NBC. Das hätten
namentlich nicht genannte ranghohe Regierungsbeamte in Washington mitgeteilt.
Die Angriffe würden sich über drei Tage
erstrecken und seien in ihrem Umfang begrenzt. Dagegen sprach die
"Washington Post" von einem maximal zweitägigen Einsatz. Demzufolge
würde das US-Militär Marschflugkörper von Kriegsschiffen abfeuern, die jetzt
schon im Mittelmeer kreuzen, oder Langstreckenbomber einsetzen. Im Visier seien
militärische Ziele, die aber nicht direkt zum syrischen Chemiewaffenprogramm
gehörten.
Hagel sagte im Interview mit der
britischen BBC, dass die US-Streitkräfte sofort losschlagen könnten. "Wir
sind vorbereitet", sagte Hagel, der sich derzeit auf einer Asienreise
befindet. "Wir haben Kräfte in Stellung gebracht, um jedwede Option
umzusetzen, die der Präsident in Anspruch nehmen möchte."
Tatsächlich gibt es auch
gute Gründe dafür Assad eine Lektion zu erteilen. Was gäbe die Weltgemeinschaft
auch für ein Bild ab, wenn man dauernd mit einer nicht zu überschreitenden
roten Linie droht und es dann achselzuckend hinnimmt, wenn ein skrupelloser
Diktator ungeniert über genau diese Linie geht?
MUSS Merkel sich jetzt
nicht an die Seite Englands und Amerikas stellen?
Wenn sie das tut, können
allerdings Grüne, Linke und SPD genüßlich all die massiven Bedenken GEGEN ein
deutsches Syrien-Engagement ausbreiten.
Daß solche Militärschläge
katastrophale Folgen hätten, scheint mir geradezu sicher zu sein.
Die Türen zum Iran und
Russland – den beiden Nationen also, die man UNBEDINGT als Partner bei einer
Lösung für Syrien bräuchte, wären jedenfalls zugeschlagen.
In dieser Situation
bräuchte es einen fähigen, integren, deutschen Außenminister, der zwischen Moskau,
Washington und Damaskus vermittelt.
Unglücklicherweise haben
wir aber so jemanden nicht mehr, sondern nur noch den Tölpel Westerwelle, den
der Urnenpöbel lieber haben wollte.
Der Union kommt die Eskalation in Syrien
so kurz vor der Wahl besonders ungelegen - auch wenn es sich angesichts des
Leides der Opfer eigentlich verbietet, in solchen Kategorien zu denken. Merkel
weiß, wie unpopulär militärische Abenteuer beim Volk sind. 69 Prozent der
Wähler lehnen in einer aktuellen "Forsa"-Umfrage eine Intervention
des Westens ab.
Es mag unwahrscheinlich sein, dass sich
die Bundeswehr direkt an einem Militärschlag, also mit dem Finger am Abzug,
beteiligen würde. Aber Deutschland steht bei den Bündnispartnern in der
Pflicht, vor allem nach der Enthaltung beim Libyen-Luftkrieg. Das ist das
Dilemma der Kanzlerin. Also verschärft sie die Tonlage, stellt sich an die
Seite der Verbündeten und fordert Konsequenzen aus der mutmaßlichen
Giftgasattacke - ohne zu sagen welche. Deutliche Warnungen vor einer
Intervention und ihren unabsehbaren Folgen überlässt sie ihren Parteifreunden
aus der Fraktion. Einstweilen kann die Union wohl nur darauf hoffen, dass Assad
beim Anblick der westlichen Drohkulisse doch noch einknickt.
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