Der schönste und bescheidenste Bischof Deutschlands ist natürlich mein
Lieblingsbischof; der hier schon viel zitierte Dr. Franz-Peter
Tebartz-van Elst.
Er liebt Prunk und Protz, er hat keine Skrupel zu lügen oder gar falsche
Eidesstattliche Erklärungen abzugeben und ist zudem auch noch stramm
konservativ.
Das Bistum Limburg, welches unter seinem äußerst beliebten Vorgänger Franz
Kamphaus als liberal galt, brachte er wieder auf strammen Vatikankurs.
Der notorisch unprätentiöse Kamphaus, der so gar keine persönlichen
Bedürfnisse hatte, sein Geld spendete, in einer kleinen Zelle des
Priesterseminars wohnte, während er seinen Bischofssitz einer tamilischen
Flüchtlingsfamilie überließ, ist in Vergessenheit geraten.
Heute steht das kleine Limburg, welches Teile der Bundesländer Hessen
und Rheinland-Pfalz beinhaltet mit seinen 650.000 Katholiken und gut 300
Pfarreien für das diametrale Gegenteil: Uralte kirchliche Titel, teuren
Tand, Luxusverliebtheit und Karrieredenken.
Es ist kein Geheimnis, daß Franz-Peter Tebartz-van Elst auf den Job
Meisners guckt.
Limburg gehört zur Kirchenprovinz Köln und das dortige Bistum gilt nach
Mailand und Rom als das reichste und bedeutendste in ganz Europa.
Bis vor einem halben Jahr standen TVEs Chancen für diesen entscheidenden
Karriereschritt auch sehr gut.
Blöd nur, daß im Himmel unter der Heiligen Dreifaltigkeit ein Kompetenzwirrwarr
ausgebrochen ist. Der allwissende Heilige Geist war ja 2005 in das Konklave
gefahren, um Ratzinger zum Stellvertreter Gottes, also seinem Vize zu machen. (Nicht
vergessen: Jesulein = Gott = HeiGei) 2013 machte er sich erneut auf nach Rom,
um diesmal in seiner Gestalt als Gott dem Vizegott mitzuteilen, daß das 2005
ein Irrtum war und Ratzi nun zurücktreten müsse
Der frühere
Papst Benedikt XVI. hat sich nun erstmals gegenüber engen Vertrauten dazu
geäußert, was ihn zum Verzicht auf das Amt des katholischen Kirchenoberhaupts
bewogen hat. Er habe die schwierige Entscheidung nach einer „mystischen
Erfahrung“ getroffen: „Gott hat es mir gesagt“, vertraute Joseph Ratzinger
seinem Besucher in seiner vatikanischen Residenz „Mater Ecclesiae“ an. […] Je mehr
er das „Charisma“ von Franziskus beobachte, desto mehr verstehe er, dass es
„göttlicher Wille“ gewesen sei.
Das Meinungsbild über den
Neuen, Franziskus, ist noch nicht ganz einheitlich. Die unkritische Presse von
Matussek bis taz bejubelt ihn, genau wie die Politiker von ganz links bis ganz
rechts.
Einige Witzbolde sehen ihn
als Spaßvogel und posten fröhlich Franzi-Videos, wie er seine eigenen Nasenpopel frisst oder anderen Leuten an den Zehen lutscht.
Ich gehöre zu einer
dritten Gruppe, die den Pontifex Maximus nach wie vor extrem kritisch sehen,
seine Haltung zu den Menschenrechten, seine Junta-freundliche Haltung im
Faschismus, sein Festhalten an der Frauendiskriminierung und seine menschenfeindlichen
politischen Aussagen anprangern, obwohl er persönlich durchaus weniger
unsympathisch als sein Vorgänger wirkt.
Eine vierte Gruppe sieht
den neuen Papst mindestens genauso kritisch wie ich – nur von der diametral
anderen Perspektive aus.
Die Tradiszene, die
homophoben Fundis, die erzkonservativen Dunkelkatholiken vom rechten Rand sind
ebenfalls entsetzt von Bergoglio, weil er ihnen viel zu liberal erscheint.
Zu dieser Gruppe gehört
auch der Limburger Bischof TVE.
Er setzt ganz auf eine
streng hierarchische Kirche, in der mit Autorität und Drohungen regiert wird.
Für ihn bedeutet eine
Karriere in der RKK ein ständiger Zuwachs von Reichtum und Annehmlichkeiten.
Während er sich bei Erste-Klasse Flügen von der Suche nach Edelsteinen in
Indien mit Champagner und Kaviar entspannt, gilt für seine Schäfchen zu Hause
in Limburg nur eins: Unbedingter Gehorsam.
In seinem kleinen
Königreich duldet Tebartz-van-Elst keinen Widerspruch und verfolgt gnadenlos
diejenigen, die es wagen aufzumucken.
Da dieses Amtsverständnis –
eine Kombination aus Prachtentfaltung und antidemokratischer Härter
zufälligerweise genau dem eines gewissen Joseph Ratzinger entspricht, hatte TVE
beim letzten Papst beste Karten.
Wer mit eisernen Besen
beim aufmüpfigen Kirchenvolk auskehrte, genoss im Vatikan des Benedikt XVI
Wohlwollen und wurde schnell befördert.
Die Schäfchen wußten um
diese Personalpolitik des Heiligen Stuhls und waren dementsprechend desillusioniert.
Ohne daß Franziskus irgendwelche
wegweisenden Personalentscheidungen getroffen hätte, die eine Änderung des
ultrakonservativen Kurses seines Vorgängers bestätigten, gibt aber schon sein
persönlicher Stil dem Kirchenvolk Auftrieb. Sie mucken auf und wehren sich
gegen den zutiefst verhassten Tebartz-van-Elst, der am 28. November 2007 von
Papst Benedikt XVI ernannt wurde.
Sie wollen nichts weniger,
als den der Lüge und der Prasserei überführten Kirchenfürsten loswerden.
Im Bistum Limburg proben Katholiken
offen den Aufstand gegen Bischof Tebartz-van Elst. Der Geistliche steht wegen
seines Führungsstils und angeblicher Verschwendung in der Kritik. Jeder Tag im
Amt macht den Schaden größer.
Wenn Rebellion dieser Tage einen Ort in
Deutschland kennt, dann ist es Limburg. Selbst die frommsten Katholiken gehen
dort auf die Barrikaden gegen ihren obersten Geistlichen, den Bischof
Franz-Peter Tebartz-van Elst.
Tebartz, der Verschwender, Tebartz, der
Selbstverliebte, Tebartz, der Lügner: Fast wöchentlich werden neue Vorwürfe
gegen ihn laut und selbst altgediente Priester aus dem Limburger Priesterrat
haben von ihrem Chef die Nase voll. "Auch wenn ich die katholische Kirche
mit den vielen wunderbaren Menschen, die sich in ihr engagieren, liebe,"
sagt einer von ihnen am Montagmorgen, "bin ich doch entsetzt, enttäuscht
und angewidert über das, was wir zurzeit erleben. Es liegt aber nicht nur an
einer Person, sondern auch an den verkommenen Strukturen der katholischen
Kirche. Die müssen endlich verändert werden, und vielleicht sind ja die
traurigen Vorfälle in unserem Bistum ein Anlass dafür, dies zu tun."
Die Tage des Tebartz-van Elst scheinen
gezählt. Kaum einer glaubt noch daran, dass der Bistumschef die nächsten Wochen
übersteht. Das Problem ist nur: Er muss seinen Rücktritt selbst vollziehen.
Gegenüber Ratschlägen anderer Bischöfe hat er sich als beratungsresistent
gezeigt, ein Alternativ-Posten in Rom für ihn wird zwar fieberhaft gesucht, ist
aber noch nicht gefunden. Solange fügt der einstige Hoffnungsträger der
konservativen Katholiken mit jedem Tag, den er länger im Amt bleibt, seiner
Kirche weiter Schaden zu.
[….] Die Vorwürfe gegenüber Tebartz-van Elst
sind zahlreich. […]
An seiner Glaubwürdigkeit (ver-)zweifeln
die Limburger Katholiken vor allem wegen eines pompösen Bischofssitzes, den er
bauen ließ, aber auch wegen seiner übertriebenen Goldbrokat- und
weihrauchorientierten Messen. […] Tebartz-van Elst hat sich im Gestrüpp der
Millionen-Finanzierung seines Bischofshauses verfangen. Obwohl er den
Gebäudekomplex neben dem Limburger Dom bereits bezogen hat, fehlt bis heute von
ihm eine klare Angabe, was der Bau nun wirklich gekostet hat. Vor einiger Zeit
rechnete er den Betrag für seine Wohnung auf Nachfrage der Presse noch auf
200.000 Euro runter. Inzwischen musste er zugeben, dass der Gesamtbau
wesentlich mehr als 10 Millionen kosten würde.
Wie viel nun genau? 15 Millionen Euro? Oder gar 20 Millionen, wie einige
im Ordinariat vermuten? Das Kirchenvolk jedenfalls wartet vergeblich auf eine
Antwort, auch dazu, wer die Rechnung am Ende bezahlen soll. [….] In den nächsten Wochen, vermutlich noch vor
der nächsten Vollversammlung aller deutschen Bischöfe, wird es ein
Ermittlungsergebnis der Hamburger Staatsanwaltschaft geben. Und da sieht es für
Tebartz-van Elst nicht gut aus. Seine Anwälte verfassen Papiere über Papiere,
um das Schlimmste abzuwehren. […]
Während SPIEGEL-Autor
Wensierski als profunder Kirchenkritiker bekannt ist, schreibt für die SZ stets
der fromme Katholik Drobinski.
Aber selbst bei den
katholischen Schreiberlingen senkt man die Daumen über die Causa TVE.
[….] Man
kann mit ihm kontrovers, aber nicht unfreundlich über Ehe und Familie
diskutieren, in der deutschen Bischofskonferenz ist er für das Thema zuständig.
Dann verteidigt er zum Beispiel das Betreuungsgeld oder kritisiert, dass
schwule und lesbische Lebenspartnerschaften rechtlich immer mehr der Ehe angeglichen
würden. Man kann das alles anders sehen, doch das wäre kein Anlass, in
Tebartz-van Elst den derzeit größten Schadensfall innerhalb des katholischen
Deutschlands zu sehen, wie das nun viele Katholiken inner- und außerhalb des
Bistums Limburg tun.
Am Sonntag erst haben mehr als 500
Kirchgänger nach dem Hochamt im Frankfurter Dom einen offenen Brief an den
Bischof unterschrieben: Die Zukunft des Bistums sei "in hohem Maß
gefährdet", heißt es da; die Leitung müsse "umgehend einen anderen
Weg einschlagen", wenn sie die katholische Kirche "glaubhaft und
glaubwürdig vertreten" wolle.
Anlass des Briefs ist, dass Stadtdekan
Johannes zu Eltz sich vom Bischof durch Äußerungen in einer internen Konferenz
zum Rücktritt gedrängt sieht. Der Bischof bestreitet das und wirft seinerseits
dem Stadtdekan vor, der habe ihn in einem Interview mit dem Heute-Journal
indirekt zum Rücktritt aufgefordert, als der dem Bischof Papst Benedikts
Resignation als "vorbildliches Handeln in einer Krise" empfahl.
[….]
2007
war das Limburger Domkapitel noch überzeugt, in Tebartz-van Elst, dem
Weihbischof von Münster, den richtigen Nachfolger für den langjährigen Bischof
Franz Kamphaus gefunden zu haben. Kamphaus hatte im Priesterseminar zwei
schlichte Zimmer bewohnt und war auch mal selber mit dem VW Golf zu Terminen
gefahren.
Das Bistum hatte einen bescheidenen
Gewissensmenschen an der Spitze, der manchen aber auch nervte mit dem Unwillen
zu verwalten und Macht auszuüben. Der Neue nun hatte Verwaltungserfahrung und
sich über "Gemeinde in mobiler Gesellschaft habilitiert". Dass schon
die Leute in Münster die Wohnung des Weihbischofs das
"Kronprinzenpalais" nannten, schien nicht ins Gewicht zu fallen.
Ob es der Stil des neuen Bischofs war,
mit dem die Entfremdung begann? Auf einmal wurde der Gottesdienst im Dom mit
Prunk und ziemlich viel Weihrauchdampf gefeiert, die Ministranten trugen weiße
Handschuhe. Oder führten die Konflikte dazu, dass viele Leute in Limburg sich
über den Pomp ärgerten? 2008 berief Tebartz-van Elst den Wetzlarer Stadtdekan
ab, weil der an einem Segnungsgottesdienst für ein schwules Paar mitgewirkt
hatte. Auch sonst profilierte sich der neue Limburger Bischof als Konservativer;
gerade im liberalen Rhein-Main-Gebiet sahen das viele Katholiken mit Befremden.
[….] Der Schaden für den Mann, der einmal als
Talent seiner Kirche galt, ist aber kaum zu reparieren. Das Bistum Limburg hat
auf die Kritik reagiert - und ihre vier Abos der FAZ gekündigt, die kritisch
über den Bischof berichtet hat. Das Blatt werde nun "bei Bedarf im
Einzelhandel bezogen", hieß es.
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