Dienstag, 30. April 2019

An unserer Verfassung nagen

Donald Trump, der nebenbei bemerkt gerade sein 10.000-Lügen-im-Amt-Jubiläum feierte, glaube ich sofort, daß er so sagenhaft verblödet ist, nicht die einfachsten Grundsätze der Verfassung zu kennen. Trump weiß nichts über Gewaltentrennung, Pressefreiheit.
Ihm kommt gar nicht in den Sinn etwas Falsches zu machen, wenn er als Regierungschef Richtern und Justizministerium Anweisungen gibt oder verlangt kritische Journalisten zum Schweigen zu bringen.

Wäre der Mann nicht so abgrundtief bösartig und würde unablässig Hass schüren, müsste man ihn fast aufgrund seiner Unwissenheit in einem milderen Licht sehen. Ja, er zerstört die Verfasstheit der USA, aber er weiß es auch nicht besser.
Er ist wie ein Dreijähriger in einem Laden mit filigranen Bonbon-Skulpturen. Da muss man sich anschließend nicht wundern, wenn alles angelutscht ist.
Man kann fast von Glück reden, daß Trump so blöd ist. Denn während seines Zerstörungswerkes stellt er sich auch immer wieder selbst ein Bein, so daß er erst mal auf der Nase liegt und kurz damit aussetzen muss die politischen Institutionen der USA zu schleifen.

Beispiel McGahn-Aussage. Donald F. McGahn II, 51, von Januar 2017 bis Oktober 2018 Justiziar des Weißen Hauses wurde vom demokratische kontrollierten Kongress vorgeladen, um über die Russland-Affäre auszusagen.
Angeblich soll Trump McGahn angewiesen haben das DOJ zu kontrollieren und Robert Mueller zu entlassen. Der aber offenbar wesentlich rechtstreuere Rechtsberater verweigerte sich dem und kooperierte mit Mueller.
Die Demokraten wollen genauer wissen was zwischen Trump und McGahn ablief. Trump, Miller und Conway laufen Amok, verbieten kategorisch jede McGahn-Aussage vor dem „House“.
Das vordergründige Argument; McGahn habe schließlich 30 Stunden dem Sonderermittler unter Eid Rede und Antwort gestanden, das reiche.
Soweit kann man dem Weißen Haus sogar noch folgen. Damit können die Demokraten genau nachvollziehen was vorgefallen war. Aber Berserker-Trump wirft in seiner Verblödung gleich noch hinterher, McGahn habe ohnehin nur gelogen.
So macht #45 natürlich die Argumentationslinie des Weißen Hauses gleich wieder kaputt. Denn ihm zu Folge haben die Demokraten zwar eine Aussage McGahns, die aber weitgehend nicht stimmt. In dem Fall müssen sie ihn sogar vorladen, um selbst zu ermitteln was die Wahrheit ist.
Einer der vielen Fälle, in denen sich Trump zunächst einmal selbst in den Fuß schießt.

Andere sehr verlogene rechtsradikale Anführer in Europas Regierungszentralen sind leider nicht so total verblödet sich dauernd selbst ein Bein zu stellen.
Völlig ausgeschlossen, daß der Kreml-Chef sich selbst so blamierte, während er Pressefreiheit und Gewaltenteilung schleift.
Die Gaulands, Orbans, Straches, Salvinis wissen genau, was sie tun, während sie den liberalen Rechtsstaat attackieren.
(Für Tories und Erdoğan lege ich diesbezüglich allerdings nicht meine Hand ins Feuer; sie weisen ebenfalls deutliche Anzeichen von Morbus Trumpus aus und benehmen sich dementsprechend irrational.)

Die westungarische Regierungspartei FPÖ versteckt sich strategisch geschickt hinter dem breiten Rücken des fast ebenso rechten ÖVP-Regierungschefs Kurz, um ihre perfiden xenophoben und rechtsstaatfeindlichen Vorstellungen umzusetzen.
Pressefreiheit gefällt ihnen gar nicht, wenn Journalisten es wagen sie zu kritisieren.
Journalisten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, die nicht auf der rechten Regierungslinie liegen, werden wie in den Autokratien Polen und Ungarn eingeschüchtert und bedroht.

[…..]  Die Attacken der FPÖ auf ORF-Moderator Armin Wolf zeigen, wie weit sich der politische Diskurs in Österreich nach rechts verschoben hat. Um die Pressefreiheit muss zu Recht gebangt werden.
Journalisten sind es in Österreich gewohnt, dass Politiker anrufen und protestieren wegen unliebsamer Berichterstattung. Waren diese Proteste aber bisher überschaubar und weitgehend vernachlässigbar, haben sie seit Antritt der ÖVP/FPÖ-Regierung ein alarmierendes Ausmaß angenommen. Und es wird nicht mehr nur angerufen - es wird offen mit Konsequenzen gedroht.
Neuester Fall in der Reihe von Angriffen auf die freie Presse: der Schlagabtausch zwischen dem ORF-Moderator Armin Wolf und den Freiheitlichen nach einem kritischen Studiogespräch mit einem FPÖ-Kandidaten in der Nachrichtensendung "ZiB2". Mehrere Politiker der Regierungspartei haben inzwischen den Rauswurf Wolfs gefordert. Dass so etwas überhaupt möglich ist, zeigt, wie weit sich der Diskurs in Österreich nach rechts verschoben hat. [….]

Eine ungeheuer erschreckende Entwicklung nun auch in einem westeuropäischen Land.
Sogar das sehr konservative Funke-Medium „Abendblatt“ ist alarmiert.

[….] Es geschieht nicht jeden Tag, dass deutsche Journalisten an die Öffentlichkeit gehen, weil sie die Pressefreiheit in einem befreundeten Nachbarstaat bedroht sehen, der bisher in dieser Hinsicht als gänzlich unproblematisch galt.
Im Falle Österreichs ist genau das nun passiert: Der ehemalige „Spiegel“- Reporter Cordt Schnibben twitterte: „Bitte aufwachen, was da im Nachbarland passiert, braucht unser Interesse und unsere Solidarität.“ Der Deutsche Journalisten-Verband mahnte: „Feinde der Pressefreiheit dürfen nicht gewinnen.“ Und ZDF-Moderator Claus Kleber schrieb: „Es geht offensichtlich darum, das Undenkbare nun endlich denkbar zu machen.“
Alle drei Wortmeldungen bezogen sich auf ein Interview, dass der Moderator der mit den „Tagesthemen“ vergleichbaren Nachrichtensendung „Zeit im Bild 2 (ZiB 2)“ des österreichischen ORF, Armin Wolf, am 23. April mit dem Generalsekretär der rechtspopulistischen Regierungspartei FPÖ Harald Vilimsky führte.
Kurz zuvor hatte ein anderer FPÖ-Politiker Migranten mit Ratten verglichen. Auch deshalb stellte Wolf im Verlauf des Gesprächs ein gezeichnetes Wahlplakat der Rechtspopulisten, auf dem Flüchtlinge mit großen Nasen, eng zusammenstehenden Augen und zusammengewachsenen Augenbrauen zu sehen waren einem ganz ähnlichen Zerrbild eines Juden gegenüber, das einst im NS-Hetzblatt „Stürmer“ erschienen war.
Daraufhin drohte Vilimsky noch vor laufender Kamera Wolf mit Konsequenzen. „Das“ könne „nicht ohne Folgen bleiben“, sagte er. [….]

Das Klima in Westungarn unter Kanzler Kurz hat sich in Rekordzeit 80 Jahre zurückentwickelt.

Die ehemalige ZIB-Journalistin Stenzel, die inzwischen als FPÖ-Frau Kommunalpolitik macht, wirft in typischer Weise der Rechtsextremen ihren Kritikern Rechtsextremismus vor.



Deutsche Journalisten kennen das von der AfD, die ebenfalls versucht ihre Kritiker aus Funk und Fernsehen zum Schweigen zu bringen.

Montag, 29. April 2019

Das Kindersex-Rezept

Kleine Vorgeschichte:

Vor ein paar Wochen las ich in der Süddeutschen Zeitung einen Artikel über die „Beauty Boys“ auf Youtube.

[….] Sie sind Jungs. Wer bei Google nach dem Schlagwort "Beauty Boys" sucht, findet zum Beispiel Dreizehnjährige, die ihre Morgenroutine filmen. Aufstehen, Peeling, Eincremen, Foundation, Wimperntusche, ein letzter Blick in den Spiegel und dann ab in die Schule. Fünfzehnjährige, die ihre Schminktipps und den neusten Nagellack mit der Welt teilen. [….]

Da fühlte ich mich sehr alt, spießig und close-minded.
Was bin ich nur für ein herkömmlicher Mann: Ich habe kein Tattoo, kein Piercing, trug noch nie ein Schmuckstück. Kein Ring,  kein Armband, kein Ohrring und auch keine Schminke.
Und ich bin zudem auch noch ein Modemuffel. Trage das gleiche Zeug, das ich auch schon vor 30 Jahren anhatte.

Natürlich habe ich auch schon von diesen Kardashian/Jenners gehört und dabei gelernt, daß das nicht nur herkömmliche Selbstdarsteller/Nichtskönner sind, sondern mit Fleiß und Geschäftssinn zu sagenhaften Reichtum gelangen.
Eins der Blagen ist noch als 20-Jährige mit in China produziertem Schminkzeug Milliardärin geworden.
Ihre 128 Millionen Instagram-Follower machen sie als Influencerin so wertvoll, daß sie mit jedem Posting eine weitere halbe Million verdient.

Da diese Welt so extrem weit weg von mir ist, googelte ich ein bißchen und fand heraus, daß der Ur-Beautyboy natürlich Amerikaner ist: Jeffree Star, 15 Millionen You-Tube-Abonnenten, eigene Make-Up-Produktlinie.

[….] Jeffree is a Big Deal in the beauty industry. According to Celebrity Net Worth, the 31-year-old rakes in more than $210 million dollars a year via his YouTube channel, cosmetics line and other random side hustles. After taxes and other overheads are taken out, Jeffree pockets approximately $70 million. [….]

Eine zunächst einmal sehr bizarre Welt war das, als ich mir die ersten Jeffree-Star-Videos ansah.

Dann passierte aber etwas Unerwartetes: Ich begann den Typ zu mögen und bewundere ihn inzwischen sogar.
Schon als Teenager hielt er sich an keine Regel, passte sich nicht an, putzte sich als schrilles Mädchen raus. Viele Jahre provozierte er damit den blanken Hass. Solche „faggots“ werden durchaus auch mal totgeschlagen in den USA.
Es war ein langer Weg konsequent auf alle Rollenklischees zu pfeifen und es zu Anerkennung und Reichtum zu bringen.
Diese Youtuber haben inzwischen durchaus das Klima verändert, weil so viele junge Leute sich über diese Plattform als alles Mögliche outen, das nicht ins konservative Weltbild passt.
Sie kiffen vor der Kamera, erzählen von ihren sexuellen Abenteuern und leben ihre Exzentrik aus.
Jeffree Star lebt seit einigen Jahren in einer offenbar sehr glücklichen festen Beziehung zu einem jungen Mann, Nathan, der interessanterweise gar nicht schrill ist, sondern ein bis dato rein heterosexueller gechillter Typ aus der Provinz in Michigan, der sich mit Skateboardfahren beschäftigte.
Nathan hatte vorher nur mit Frauen amouröse Verbindungen, fühlt sich aber open-minded und lehnt „labels“ ab.
Was passiert nun, wenn so eine Beziehung ernster wird und man als kleines Landei diese schrille, geschminkte Dragqueen-artige Person nach Hause bringt und sie seinen Eltern vorstellt?
Erstaunlich wenig. Nathans Eltern mögen den/die Neue. Nathans jüngerer Bruder, ebenfalls „only into girls so far“, taucht ebenso selbstverständlich beim Schminken auf, wie Jeffrees Schwiegervater.


Ein letzter Satz zu dieser Geschichte: Als sich das heute so glückliche Paar fand, gab es Kosmetik-Geschichte noch nicht. Jeffree hatte kein Geld. Daran lag es also nicht.

Als Pessimist und Antinatalist verspüre ich – ganz gegen meine Gewohnheit – ein bißchen Hoffnung für die Zukunft.
Offenbar gibt es da eine junge Generation, die tatsächlich andere Menschen weniger danach beurteilt, wie sie in Schablonen passt. Die respektieren jeden anderen Lebensentwurf und sind sehr aufmerksam bei Rassismus, Homophobie, Sexismus, fat-shaming und was es da sonst noch alles gibt.

Könnte die Menschheit, zumindest in einigen Teilen der Welt, tatsächlich dazulernen und toleranter werden?
Ist es möglich offen über alles zu sprechen, nichts zu vertuschen und auch all das zu respektieren, das einem persönlich nicht gefällt?
Haben #MeToo und #Pride doch langfristig den Effekt, daß Bullys wie Trump weniger mit ihren Methoden durchkommen?

Natürlich gibt es immer noch Tabus. Atheismus wird vielerorts nicht akzeptiert und gerade die amerikanischen Medien geben sich noch sehr eigenartige Regeln, indem jeder Nippel zensiert und jedes f-Wort weg-gebeept werden muss.
Wer in seinem von 30 Millionen Menschen angesehen VLOG einmal das Wort „Penis“ ausspricht, wird „demonetized“, verliert also sofort 100% aller Werbe- und Sponsoring-Erlöse.

Aber grundsätzlich schafft Offenheit für Gender, Ethnien, Vorlieben, Orientierung, Moden ein Klima, in dem es immer weniger Missbrauch und Diskriminierung gibt.

Ohne Sanktionen Schwächere zu quälen und missbrauchen, bleibt nach wie vor eine Spezialität konservativer Verhältnisse mit festgefügten Strukturen.
 Regeln, Hierarchien, Obrigkeiten sind die Zutaten, um Kinder zu schlagen und zu quälen.

Wir lesen täglich die Berichte über die Hunderttausenden Kinder, die in den Strukturen der katholischen Kirche von Geistlichen geprügelt, gefoltert und in jeder Hinsicht missbraucht wurden.

Konservative Geisteshaltung, Ausschluss von Frauen, Ächtung von Homosexualität und Religiosität führen aber auch außerhalb der RKK zu massenhaften Kindesmissbrauch.

Zum Beispiel amerikanische Pfadfinder. Die Boy Scouts, bei denen Millionen Christen im Alter zwischen 7 und 17 von ausschließlich männlichen Betreuern streng hierarchisch bespaßt werden, sind der ideale Nährboden für das Kinderficken.
8.000 Boy-Scout-Betreuer haben mindestens 12.000 kleine Jungs missbraucht.


[…..] The Boy Scouts of America believed more than 7,800 of its former leaders were involved in sexually abusing children over the course of 72 years, according to newly exposed court testimony -- about 2,800 more leaders than previously known publicly.
The Boy Scouts identified more than 12,000 alleged victims in that time period, from 1944 through 2016, according to the testimony, which was publicized Tuesday by attorney Jeff Anderson, who specializes in representing sexual abuse victims.
The numbers, Anderson said, come from what the BSA calls its volunteer screening database -- a list of volunteers and others that the Boy Scouts removed and banned from its organization over accusations of policy violations, including allegations of sexual abuse. [….]

Es ist genau wie in der katholischen Kirche.
Die Opfer waren irrelevant, die christliche Organisation funktionierte über viele Jahrzehnte nur als Beschützerin der Pädophilen.


In dem Wahn alles zu verbieten, das queer/weiblich/schwul/extravagant ist, schafft man einen Sumpf, zu dem sich Pädosexuelle hingezogen fühlen.
Die Kirche und Boy Scouts schaffen die Strukturen für Kindesmissbrauch und betreiben einen sagenhaften Aufwand, um die Täter zu schützen.

Als Nichtchrist habe ich im Falle „Boy Scouts“ immerhin den kleinen Trost, daß es durch eine völlig andere Medienwelt viel schwerer wird solche Verbrechen zu vertuschen. Es wird dann sogar möglicherweise so teuer, daß diesen Verbrecherorganisationen das Handwerk gelegt werden kann.

 [….] Seit Jahren kämpfen die Boy Scouts, die sich 2018, um auch Mädchen aufnehmen zu können, in Scouts BSA umbenannten, mit der Aufarbeitung von sexuellen Missbrauchsfällen in den eigenen Reihen. Bereits 2010 musste die von dem Philantropen William Boyce gegründete Organisation aus Irving (Texas) in einem einzigen Fall im Bundesstaat Oregon 18,5 Millionen Dollar Schadensersatz zahlen. Ein Kleckerbetrag im Vergleich zu dem, was den Pfadfindern ins Haus stehen könnte, wenn jene Prozesslawine ins Rollen kommt, die sich seit wenigen Tagen abzeichnet.
Akten über Missbrauchsfälle sprengen alle bisher bekannten Dimensionen
Dreh- und Angelpunkt ist das Gutachten einer Professorin der Universität von Virginia, die eigens von den Boy Scouts beauftragt worden war. [….]
Was Janet Warren, Expertin für sexuellen Missbrauch, binnen fünfjähriger Kleinarbeit herausfand und was eher zufällig durch ein Gerichtsverfahren ans Tageslicht kam, sprengt alle bisher bekannten Dimensionen. Danach hatten die Boy Scouts seit den 1940er-Jahren bis 2016 mindestens 7819 Täter identifiziert – und 12.254 Opfer. Zögen davon viele vor Gericht und klagten auf finanzielle Wiedergutmachung, stünde die Pfadfinderbewegung nach Berichten amerikanischer Medien möglicherweise vor dem Ruin. [….] (Hamburger Abendblatt, 29.04.19)

Sonntag, 28. April 2019

Contra-Politik

Unser geliebtes Partnerland Saudi-Arabien, in das wir so viele schöne Waffen exportieren……

[….]  Die Ausfuhr von Kriegswaffen nach Saudi-Arabien hat im vergangenen Jahr erheblich zugenommen. [….]  Demnach exportierten deutsche Firmen allein von Januar bis Oktober 2018 Kriegswaffen im Wert von 160 Millionen Euro nach Saudi-Arabien. Damit lag der Wert der Ausfuhren bereits in den ersten zehn Monaten um rund 50 Millionen Euro höher als im Gesamtjahr 2017. [….]

[…..] Die Bilanz der Bundesregierung ist beschämend: Diese verteidigte eifrig ihren vierten Platz unter den größten weltweiten Waffenexporteuren und verbuchte sogar einen zweistelligen Exportzuwachs um 13 Prozent seit 2013. Auch Deutschlands beste Kunden sind vornehmlich im Pulverfass Naher Osten anzutreffen. […..]

[….] „Kanzlerin Merkel ist Garantin für gute Geschäfte mit dem Tod, von einer restriktiven Genehmigungspraxis bei Waffenexporten kann keine Rede sein. Deutschland ist viertgrößter Rüstungsexporteur der Welt, weil die schwarz-rote Bundesregierung ihrer Verantwortung nicht gerecht wird und Waffenlieferungen insbesondere in Krisen- und Konfliktgebiete nicht rigoros unterbindet. Notwendig ist ein sofortiger Stopp von Waffenexporten", erklärt Sevim Dagdelen, stellvertretende Vorsitzende und abrüstungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE [….]

….hat derzeit viele Gründe zur Freude.

I

Der temporäre von der SPD erzwungene Waffenexportstopp nach Riad wackelt sehr, weil sich die fromme homophobe Katholikin Annegret Kramp-Karrenbauer vehement für mehr Waffenexporte einsetzt.

[….] Kramp-Karrenbauer will Waffenexporte erleichtern
[….] Nun fordert CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer, die Regeln zu lockern. Bislang scheitert das an der SPD.
CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer hat sich dafür ausgesprochen, europäischen Rüstungspartnern bei den strengen deutschen Exportregeln entgegenzukommen. [….] Die SPD lehnt eine Lockerung ab.
Kramp-Karrenbauer sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Freitag): „Wenn Deutschland an einem europäischen oder supranationalen Projekt beteiligt ist, dann müssen die Partner gemeinsame Regeln finden. Das kann auch bedeuten, dass diese Projekte nicht den strengen deutschen Regeln unterliegen.“ Anderenfalls würden „solche Projekte in Zukunft ohne Deutschland stattfinden“.
Sie warnte davor, Rüstungsexporte generell verhindern zu wollen. […..]

II

Der Shitstorm aus der westlichen Öffentlichkeit bezüglich der Scharia-Gesetze wird derzeit ausschließlich nach Brunei gelenkt.
Während Sultan Bolkiah alles abbekommt ohne die Gesetze gegen Schwule angewendet zu haben, kann Riad nach Herzenslust staatlich morden.
Nicht nur Myriaden hungernde Jemeniten mit Hilfe deutscher Waffen, sondern auch Oppositionelle und Schwule zu Hause.
Allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres ließ Merkels und Trumps Freund Salman schon 43 Menschen abmurxen.

[….] Todesstrafe in Saudi-Arabien: Weil er zu Demonstrationen aufrief: 21-Jähriger öffentlich geköpft
Ihm wurde vorgeworfen, per Social-Media zu Demonstrationen gegen den König aufgerufen und an diesen teilgenommen zu haben. Damals war er erst 16 Jahre alt. Mit Folter und Drohungen erzwang man sein Geständnis. Jetzt wurde Abdulkaarem al-Hawaj in Saudi Arabien hingerichtet.
[….] Der junge Mann wurde öffentlich enthauptet, wie es in in der streng islamisch regierten Monarchie nach wie vor üblich ist. Er soll als Jugendlicher an Protesten gegen den absolutistisch herrschenden König Salman ibn Abd al-Aziz teilgenommen haben. [….]

[…..]  Saudi Arabia beheaded 5 men ‘proven’ to be gay under torture
Saudi Arabia recently beheaded 37 men, […..]  one of the men “allegedly admitted to having sex with four of his co-accused ‘terrorists,’” reports Metro UK.
[…..] the accused “gay man” denied all the charges against him — his lawyer called his confession a fabrication.
Metro UK writes, “The executions were carried out on Tuesday in the cities of Riyadh, Mecca and Medina. One of the prisoner’s had his body and severed head pinned to a pole in a public square.” [….]

III

Dank der fanatisch anti-Iranischen Politik aus Washington steigt der Rohölpreis derzeit rasant an und die Kassen in Saudi Arabien klingeln mehr denn je.
Trump weiß nicht nur nichts über Geschichte und Geopolitik, sondern interessanterweise begreift er auch nicht die simpelsten ökonomischen Zusammenhänge.
So schwer zu verstehen ist es eigentlich gar nicht.
Das weltweit zur Verfügung stehende Öl verknappt sich gerade, weil die Hauptförderländer Libyen und Venezuela im Chaos versinken.
In dieser Situation versucht Trumps Regierung den totalen Exportstopp für Iranisches Öl durchzusetzen.
Bisher galten schon schwere Wirtschaftssanktionen aus Amerika für alle Länder, die mit dem Iran Geschäfte machen – mit wenigen, nämlich acht, aber sehr gewichtigen Ausnahmen; darunter Indien, China, Japan, Südkorea.
Auf Trumps Befehl verkündete US-Außenminister Pompeo nun die volle Härte des amerikanischen Wirtschaftsboykotts gegen alle Länder, die iranisches Öl importieren ab dem 02.05.2019. König Salman kann sein Glück gar nicht fassen. Damit wird die Welt noch viel abhängiger vom Saudischen Öl und die Preise steigen drastisch.

[….] Und als ob all das noch nicht genug für die Ölhändler wäre, könnte jetzt auch noch ein Großteil der iranischen Ölexporte wegbrechen. Noch mal etwa 900 000 Barrel weniger, schätzen Experten. Und vor allem: noch mehr Chaos.
[….] Nach der Ankündigung am Montag schossen die Preise für ein Fass der Nordseesorte Brent bereits um drei Prozent hoch, am Dienstag nahm der Preis sogar Kurs auf die Marke von 75 Dollar.
Doch nicht nur Ölhändler dürften nun vor großen Problemen stehen, auch die US-Administration könnte bald feststellen, dass sie sich mit dem Konfrontationskurs einen Bärendienst erweisen dürfte. Dass sie Gefahr läuft, eine echte Nullnummer zu landen." Das müssen die USA selber auslöffeln", sagt Ölexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank.
Bei steigenden Ölpreisen könnte US-Präsident Donald Trump nämlich schon bald den Furor seiner Wähler zu spüren bekommen. "Das sind Wähler mit geringen Einkommen, die aber umso größere und durstige Autos fahren", sagt der Energieexperte Andreas Goldthau vom Potsdamer Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung. [….] Während Trump im eigenen Land also Ärger kriegen dürfte, tut er mit den steigenden Ölpreisen ausgerechnet dem Anführer des verhassten Ölkartells Opec einen Gefallen: Saudi-Arabien. "Die können jetzt gewissermaßen die Trump-Dividende abschöpfen", sagt Goldthau. Denn Saudi-Arabien ist mit dem höheren Ölpreis sehr zufrieden. Die Saudis brauchen gute Öleinnahmen schließlich für ihre Staatskasse und einen möglichen Börsengang des staatlichen Ölgiganten Saudi-Aramco. [….]

Noch einen Glücklichen gibt es: Öl-Exporteur Putin.
Aber das muss hier nicht extra erwähnt werden. Schließlich sind so gut wie alle außenpolitischen Aktionen Trumps darauf ausgerichtet Moskau zu erfreuen.

Samstag, 27. April 2019

Einzelne gegen das Wohl Vieler

Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht waren stets das größte Geschenk für die Seeheimer und alle R2G-Kritiker in der SPD.
Das Ehepaar war die Apotheose all dessen, dem man nicht traute.
Beide zutiefst egoistisch, beide fielen ihren eigenen Parteien schwer in den Rücken, beide paktierten mit ganz Rechts, um der sozialdemokratischen Sache zu schaden.
Oskar Lafontaine wurde sogar hochbezahlter Kolumnist der rechtspopulistischen BILD-Zeitung, um Rot-Grün zu stürzen und damit wieder die CDU ins Kanzleramt zu befördern.
Wagenknechts #Aufstehen-Abenteuer, mit dem sie nach der SPD nun auch noch die LINKE zerschlagen wollte und sich ungeniert zum Liebling der AfD und rechtsradikaler Blogger emporschwang, machten endgültig eine Koalition insbesondere mit den Grünen unmöglich.
So betätigte sich auch Lafontaines Ehefrau als wichtigste Wahlkampfhelferin der CDU/CSU.

Oskar Lafontaine ist allerdings mittlerweile 75 Jahre alt, litt an Prostatakrebs und seine Sahra fuhr #Aufstehen so gezielt gegen die Wand, daß auch sie de facto ihren Rückzug aus der Politik bekannt gab.
Aufatmen statt Aufstehen bei Linken und SPD, lange Gesichter bei CDU/CSU und AfD.

Nahles, Klingbeil und die durch ihre hoffnungslose Überforderung inzwischen zur zuverlässigen Comedy-Lieferanten mutierte Svenja Schulze geben zwar nach wie vor alles, um die SPD in Richtung Einstelligkeit zu schieben, aber da inzwischen auch schwarzgelb und AfD eifrig debakulieren, ist
GR2 durchaus in rechnerische Nähe gerückt.
Höchste Zeit also die Fühler auszustrecken, um hinter den Kulissen ein bißchen zu sondieren, wie man Linke und SPD hinter einem Kanzler Habeck versammelt.
Zwar gibt es nach wie vor starke Kräfte in seiner Partei, die lieber Schwarzgrün oder Jamaika als eine Koalition mit den Linken hätten, aber Kramp-Karrenbauers homophob/misogyn/xenophobe Rechtskurs und Lindners ostentativer Greta- und Mieter-Hass werfen massive Probleme auf.

Das deutsche Parteiensystem driftet derzeit wieder in Richtung der klassischen Lager mit R2G einerseits und Schwarzgelb/AfD andererseits.
Sollte die CDU bei den drei Ost-Landtagswahlen im Herbst (Brandenburg und Sachsen am 01.09.2019, Thüringen am 27.10.2019) auch nur in einer Landeshauptstadt eine Koalition mit der AfD eingehen – und dafür gibt es einige Anzeichen – wäre damit Jamaika im Bund erledigt.
Die Grünen können nicht einen AfD-Koalitionspartner zum Kanzler machen.

Ob er will, oder nicht – Habeck muss sich jetzt wieder mehr  mit den Linken beschäftigen. Seit die größten Störenfriede weg sind, sollte man damit auch nicht mehr allzu große Bauchschmerzen verursachen. Wer erinnert sich überhaupt noch an das an das Lamento ob der „außenpolitischen Unzuverlässigkeit der SED-Nachfolger“?
Wen sollen USA- und NATO-kritische Töne noch schocken, wenn die größten Feinde der Transatlantiker inzwischen im Weißen Haus sitzen?
Verglichen mit der Problembären in London und Washington, die jede Arbeitsgrundlage einreißen, den menschengemachten Klimawandel bestreiten, gibt es zwischen Roten, Roten und Grünen so gut wie keine Meinungsunterschiede.

Sollte man meinen.
Aber dann kommen doch noch irgendwelche Altstalinisten unter linken Steinen hervorgekrochen und werfen sich dem diktatorischen Schlächter Nicolás Maduro an den Hals.

Der geborene Bayer Andrej Hunko, 55, MdB und seit 2016 Europapolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE gibt sich schon lange alle Mühe R2G-Träume zunichte zu machen.
Wie auch zahlreiche AfD-Politiker lässt er sich von Putin für dessen Ukraine-Politik einspannen, pilgerte 2015 in die von prorussischen Separatisten besetzten Donbass-Landesteile, unterstützte offen die „Volksrepublik Donezk“, bescherte der Putin-Marionette Alexander Wladimirowitsch Sachartschenko einen großen PR-Erfolg. Die Ukraine verhängte daraufhin ein Einreiseverbot geben Hunko.
Äußerst problematisch sind auch seine Sympathien für die antisemitische Boycott, Divestment and Sanctions-Kampagne, die Israel wirtschaftlich, kulturell und politisch isolieren will.

Hunkos jüngste Reise ging nach Venezuela; er fühlt sich dort so wohl, daß er gleich zwei Wochen bleibt.

[…..] Die Bundesregierung erkennt Maduro nicht mehr als Venezuelas Staatschef an. Den Linken-Politiker Andrej Hunko schert das nicht.
Nicolas Maduro hat nicht mehr viele Verbündete, aber auf wen er sich verlassen kann, ist die deutsche Linke. Da die meisten Staats- und Regierungschefs einen großen Bogen um Venezuelas Machthaber machen, hat Maduro den in Deutschland eher unbekannten Linken-Abgeordneten Andrej Hunko nun wie einen Staatsgast empfangen, vor Fahnen beider Länder. "Wir hatten ein wichtiges Treffen, um die Beziehungen mit der europäischen Gemeinschaft zu stärken und  um die Anerkennung des internationalen Rechts zu fördern", sagte Maduro nach dem Treffen.
Nun ist Hunko nicht gerade der Chef der EU-Kommission, aber immerhin europapolitischer Sprecher seiner Fraktion im Bundestag. Beide scherzen, wie auf Fernsehbildern zu sehen ist. Die staatlichen TV-Nachrichten berichten groß über das Treffen. [….]

Ein einzelner Linke sollte eigentlich irrelevant sein, aber da Kipping, Riexinger und Co seit Jahren auf großer Bühne dabei scheitern Hunko davon abzuhalten internationale Schlagzeilen zu produzieren, die Deutschland schwer schaden, ist die Neigung von Grünen und Sozis diese Partei mit der Regierungsverantwortung zu betrauen nach wie vor gering.
So bietet man gewaltige Angriffsfläche, um im Wahlkampf angegriffen zu werden.

[….]  "Skandalös" findet Unionsfraktionsvize Johann Wadephul die Begegnung, der SPD-Außenpolitiker Nils Schmid kritisiert sie als "peinlich". Der grüne Außenpolitikexperte Omid Nouripour wirft Hunko vor, sich von Maduro "propagandistisch instrumentalisieren" zu lassen. Der sei "kein linker Präsident, sondern ein schlimmer Kleptokrat, der sein Land und sein Volk ruiniert", so Nouripour. [….]  Guaidó wirft Maduro Wahlfälschung vor und hatte sich nach landesweiten Massenprotesten am 23. Januar zum Übergangspräsidenten Venezuelas ausgerufen.
In dieser Funktion wird er von der Bundesregierung, zahlreichen EU-Staaten und der US-Regierung von Donald Trump anerkannt. Hunko hält diese Anerkennung Guaidós für völkerrechtswidrig und wirft der Bundesregierung eine "einseitige Parteinahme" vor.
[….] Auf dem Europaparteitag der Linkspartei Ende Februar in Bonn sorgte das Thema Venezuela für Ärger. Mehr als 20 Mitglieder stürmten auf die Bühne und hielten ein Transparent mit der Aufschrift "Hände weg von Venezuela - vorwärts zum Sozialismus" in die Kameras. [….]

Hunko macht die CDU sehr glücklich.
Indem er die R2G vom Tisch kickt, werden Schwarzgrün, bzw Jamaika mit einem CDU-Kanzleramt wahrscheinlicher.

Freitag, 26. April 2019

Kulturpessimismus


In unserer um Aufmerksamkeit heischenden Onlinewelt bekommt eine Akademikerin wie die Kuwaiterin Dr. Mariam Al-Sohel nicht nur die Warholschen 15 Minuten, sondern gleich ein paar Tage Rampenlicht.
Ihre Theorien und Therapien sind einfach zu gut.
In den Mastdärmen von Schwulen lebten sich von Sperma ernährende Analwürmer, die man aber glücklicherweise mit speziellen Zäpfchen und Diäten töten könne und so den armen befallenen Patienten enthomosexualisiere.

[…..] Die Therapeutin aus Kuwait [stellt] voller Überzeugung klar, Homosexualität werde durch einen Wurm hervorgerufen, der sich im Rektum der „Erkrankten“ einniste. Dort würde er sich von Sperma ernähren. Einen spermafressenden Analwurm also.
Aber keine Sorge, das ist heilbar! Al-Sohel hat nämlich gleich auch eine „Therapie“ parat.
Diese „Therapie“, genauer gesagt ein Analzäpfchen, beruhe auf den Prinzipien der „prophetischen Medizin“. Al-Sohel zeigt zwei ihrer Zäpfchen und behauptet, dass sich ihre „Behandlungsmethode“ mittels moderner Forschung als wirkungsvoll erwiesen hätte.
Seltsamerweise funktioniert das „Medikament“ nicht nur bei Männern, sondern auch bei Frauen. Wieso der Wurm dort nicht schon vorher verhungert, bleibt ebenfalls unklar. [….]

Das berichtete die amerikanische NGO "Middle East Media Research Institute" (MEMRI) schon vor einem Monat nur wenige Tage nach einem TV-Auftritt der Muslimischen Ärztin im Kuweitischen „Scope TV“, bei dem eigentümlicherweise auch Oliver Kalkofe als Studiogast zugegen war.



  
Es dauerte offensichtlich ein paar Wochen, bis die englisch synchronisierte Version auch in die deutschsprachigen sozialen Medien schwappte.

Nun wird die fromme Heilerin natürlich gründlich ausgelacht und eine gehörige Portion Häme über den rückständigen Islam ausgekübelt.

Lustig ist es natürlich auch, aber dennoch muss ich nun den toxischen Satz schreiben DAS HAT NICHTS MIT DEM ISLAM zu tun, auch wenn Al-Sohel sich auf den Propheten Mohammed beruft und behauptet die Ehrendoktorwürde in "Sex Management, homosexuality, and sexual harassment from the International Union of Universities in Turkey“ erhalten zu haben.

Tatsächlich ist die Homo-Analwurm-Entdeckerin aber nur eine der vielen New-Age-Spinnerinnen, die ihr Gebräu verkaufen will.
In jedem deutschen Krankenhaus gibt es muslimische Ärzte, die Al-Sohel genauso auslachen wie wir.
Die homophobe Sex-Management-Ärztin ist nichts weitere als eine verrückte Esoterikerin, wie es sie auch unter Christen und (bedauerlicherweise auch Atheisten) in rauen Mengen gibt.
Diese Spinner kann man rund um die Uhr bei „Astro TV“ erleben. Auch dort versuchen sie ihre Pulver, Tinkturen, Salben und Zäpfchen abzusetzen.
Auch dort werden sie von Oliver Kalkofe ausgelacht.
Von Al-Sohel auf „den Islam“ zu schließen ist genauso sinnvoll, wie Silvia Kost als typische Christin darzustellen oder von KTV-Pfarrer Buschor auf alle Christen zu schließen.


Jens Spahn ist jetzt, im April 2019 damit beschäftigt im aufgeklärten Deutschland christlichen Ärzten zu verbieten Homosexualität mit “Globuli und Gebeten” zu heilen.

Alle Religionen sind Antagonisten der Wissenschaft und verführen dazu Fakten, Erkenntnisse und Empirik zu ignorieren und stattdessen auf irrationale Vorstellungen zu bauen.

Das Internet multipliziert diese kontrafaktische Sichtweise, da sich Spinner leichter vermarkten lassen.

Mit solchem Hass-Schwachsinn kann man sogar der mächtigste Mann der Welt werden.

[….] Donald Trump is to address the annual conference of an anti-LGBT group which has been classified as a hate group.
The US president will become the first sitting president to address social conservative activists and elected officials at the Value Voters Summit in Washington DC on Friday.
President Trump has addressed the event which is hosted by the Family Research Council three times in total and did so last year as the Republican presidential candidate. […..]

Donnerstag, 25. April 2019

Alles hat seine Zeit.

Wer ist schon völlig unempfänglich für Rührseligkeiten?
Daher gebe ich auch zu wie angenehm die zelebrierte Freundschaft zwischen Barack Obama und seinem Vizepräsidenten stets auf mich wirkte.
Natürlich werden Freundschaften zwischen prominenten Politikern gern inszeniert, um Sympathien und damit Wahlstimmen zu erheischen.
Aber nachdem ich nun eine Dekade lang genau beobachtete wie die Ehepaare Obama und Biden zueinander stehen, traue ich mir das Urteil zu, daß die sich wirklich sehr schätzen und mögen.

Dabei wirkte der VP-pick anfangs wie ein leicht zu durchschauendes Politmanöver der Demokraten: Der allzu junge, allzu dunkelhäutige, allzu westküsten-pazifisch, allzu unerfahren und allzu junge Obama könnte Wähler aus den klassischen bluecollar- und Gewerkschaftskreisen abschrecken.
Also versuchte man den Präsidentschaftskandidaten abzumildern, indem man ihnen einen in jeder Hinsicht gegenteiligen Vizepräsidentschaftskandidaten zuwies:
Seit 36 Jahren US-Senator aus Delaware, alt, weiß, Sohn eines Autoverkäufers, konservativerer Parteiflügel.
Das roch nach Zweckehe.
So wie Gerd Schröder und Oskar Lafontaine, zwischen die bekanntlich kein Blatt Papier passte.

Mutmaßlich ist es für politische Alphatiere schwer sich in die zweite Reihe zu fügen und einem so viel Jüngeren immer den Vortritt zu lassen.
Zumal Barack Obama anders als sein ebenfalls unerfahrener Vorgänger GW Bush tatsächlich selbst regierte und nicht in Wahrheit seinen Vize (Dick Cheney) die Strategie entwerfen ließ.
Es gehört wahre persönliche Größe dazu die zwei Dekaden jüngere Nummer 1 Fehler machen zu lassen und ihm stets loyal den Rücken zu stärken.
Daher freute es mich für das alte Schlachtross, das so viele grausame persönliche Verluste erlitt – seine Ehefrau Neila und seine Tochter Naomi starben 1972 bei einem Verkehrsunfall, sein Sohn Beau starb 2015 an einem Hirntumor – von seinem Chef und den Wählern so viel Anerkennung zu erfahren.

Verständlicherweise wollte er sich zum Ende seiner Amtszeit als Vizepräsident während des grausamen Todeskampfes seines Sohnes nicht in eine erneute Präsidentschaftskandidatur werfen und so schied er im Januar 2017 im Alter von 75 Jahren aus der Politik aus.

Heute bereitete Joe Biden allerdings den Gerüchten ein Ende und verkündete seine Kandidatur, um als demokratischer Präsidentschaftskandidat 2020 gegen Trump ins Rennen zu gehen.
Washington ist elektrisiert, denn im Feld der mittlerweile 20 demokratischen Kandidaten, die so jung und divers wie nie sind, gilt Biden als der Aussichtsreichste, um den verhassten Trump im Januar 2021 auf das Altenteil zu schicken. JOE2020 lautet der Hashtag.


April 2019

("Die zentralen Werte dieser Nation, unser Ansehen in der Welt, unsere Demokratie, alles was Amerika zu Amerika macht, steht auf dem Spiel. Deshalb kündige ich heute meine Präsidentschaftskandidatur an.")

Jeder Präsidentschaftskandidat betont weswegen gerade besonders viel auf dem Spiel stehe und diese Wahl extrem entscheidend sei.
In den Kandidatendebatten enthält jeder zweite Satz Varianten der Formulierung „to be at stake“, damit bloß kein potentieller Wähler zu faul sein möge zur Urne zu gehen.

Für den 2020er Wahlkampf nach der unfassbar desaströsen Trump-Präsidentschaft und dem totalen moralischen Verfall der GOP, stimmt diese Beschreibung aber mehr denn je.

Verglichen mit den 19 anderen Kandidaten, die alle relative Nobodys sind, bringt Joe Biden viel mehr auf die Waage. Er benötigt keine Kampagne, um sich dem Land vorzustellen. Jeder kennt ihn, die meisten mögen ihn.
Und so orakeln viele, er sei tatsächlich der aussichtsreichste Kandidat.
Nur er, der dem Arbeitermilieu entstammende weiße Mann mit den vielen Schicksalsschlägen, könnte die 2016 an Trump verlorenen gegangenen klassischen Rustbelt-Wähler zurückholen, um wieder Michigan, Wisconsin, Pennsylvania und Ohio zu gewinnen.
Jene klassischen Sozi-Wähler, die immer noch mit Frauen, Jugendlichen, Schwarzen, Schwulen fremdeln. Von den anderen Kandidaten sind nur Warren (links, Frau!) und Sanders (uralt, Sozialist) weltweit bekannt.
Die „Neuen“ haben fast alle das Etikett „divers“.
Cory Booker, Senator aus New Jersey, ist schwarz, Pete Buttigieg, Bürgermeister von South Bend, ist schwul und polylingual, Ex-Minister Julián Castro Latino, Tulsi Gabbard Hawaiianische Frau, Kamala Harris, Senatorin aus Kalifornien schwarz, Wayne Messam ist  bloß Bürgermeister von Miramar, Beto O'Rourke hat kein Amt und spricht ständig spanisch.

Mir gefällt übrigens der ebenfalls kandidierenden Kongressabgeordneter Eric Swalwell aus Kalifornien gut. Aber da Kalifornien ohnehin an die Demokraten geht, wäre es Verschwendung den Heimvorteil nicht in einem Swingstate einzusetzen.

[….] Biden im US-Wahlkampf  [….] Warum er mit 76 Jahren gute Chancen hat, Donald Trump zu schlagen.
[….]  In den meisten Umfragen führt Biden das Feld der demokratischen Bewerber an. Sein Bekanntheitsgrad hilft ihm dabei. Ein weiterer Pluspunkt ist seine Bodenständigkeit, mit der er vermutlich vor allem bei älteren Wählern punkten kann. Und ganz klar: "Uncle Joe" kann mit seinem kumpeligen Charme in den Staaten des "Rostgürtels" im Norden der USA ähnliche Menschen ansprechen wie Donald Trump - weiße Arbeiter, verunsicherte Angehörige der Mittelschicht, Konservative.
Biden selbst wird versuchen, seine lange politische Erfahrung als Vorteil zu verkaufen. Das gilt insbesondere für die Außenpolitik, in der er als ehemaliger Vizepräsident und Senator sicherlich von allen Bewerbern die meisten Kenntnisse hat. Donald Trump schlägt er hier ohnehin um Längen.
Nach allem, was man bisher weiß, wird sich Biden zunächst aber vor allem als moralisches Gegenbild zu Donald Trump positionieren: Schon in seinem Bewerbungsvideo setzt er hier einen klaren Akzent. Es gehe bei der nächsten Wahl um nicht weniger als den "Kampf um die Seele unserer Nation", sagt er. "Es geht darum, wer wir wirklich sind."
Ausdrücklich prangert Biden Trumps Umgang mit dem Neonazi-Aufmarsch und den Gegendemonstrationen in Charlottesville im Sommer 2017 an, als der Präsident erklärt hatte, "auf beiden Seiten" seien "anständige Menschen" unterwegs gewesen. Dies sei für ihn zutiefst erschreckend gewesen, macht Biden deutlich. Ein Angriff auf das Wertefundament der USA, auf die Freiheit, die Demokratie und die Gleichheit von Menschen aller Hautfarben und Glaubensrichtungen. [….]

Biden kann alle anderen Kandidaten mit seiner Prominenz platt machen und auf das Parteiestablishment zählen. Er wäre auch „dran“ nach all den Jahrzehnten selbstlosen Dienstes für die Nation.
Aber reicht das?
Mit den gleichen Pfunden ging auch Hillary Clinton ins Rennen. Niemand bezweifelte ihre Befähigung für das Präsidentschaftsamt. Nach der Papierform hätte sie das parteifremde Greenhorn Trump schlagen müssen. Auf dem Papier gelang das auch – sie holte bekanntlich fast drei Millionen Stimmen mehr als Trump – aber das reicht in Amerika nicht, um sicher ins Amt zu kommen.
Wegen der enormen strategischen Vorteile des Wahlrechts für die Republikaner müssen Demokraten rund 10% mehr Stimmen als Republikaner holen, um Präsident zu werden.

Ich glaube allerdings an eine andere Theorie.
Den relativ wenigen (gleichwohl in einigen Swingstates wahlentscheidenden) Blue-Collar-Wähler zu den Demokraten zurück zu holen, darf nicht so im Vordergrund stehen, da ihr Einfluss sinkt und die jungen, schwulen, schwarzen, urbanen, people-of-color, weiblichen, liberalen Wähler mehr werden.

Trump ist Präsident, weil die unter 30-Jährigen mal wieder nicht von ihren Klugtelefonen wegzuholen waren, lieber Make-Up-Tutorials und Instagram-Beautycontesten frönten, als zur Wahl zu gehen.
Die beiden 70-Jährigen Großeltern-Kandidaten waren zu weit weg – in jeder Hinsicht.

Joe Biden würde bei seiner Vereidigung 78 Jahre alt sein, am Ende der ersten Amtszeit 82 sein.
Nancy Pelosi, Speakerin im House, die derzeit ranghöchste Politikerin der Demokratin wurde am 26.März 1940 geboren, ist jetzt also 79, wird am Anfang einer möglichen Biden-Präsidentschaft also 81 Jahre alt sein.

Ich habe einen ausgesprochenen Faible für alte Menschen, aber ich glaube nicht, daß die Einführung einer Gerontokratie nach Sowjetisch-vatikanischem Vorbild die Demokraten zum Erfolg verhelfen kann. Dann wäre Donald Trump tatsächlich der jüngste Kandidat.

Nach dem Trump-Alptraum muss in den USA eine neue Ära beginnen, die alten homophoben, climate-change-Negierer, isolationistischen, misogynen, Lobbyhörigen, rassistischen Zöpfe müssen alle abgeschnitten werden.
Die Jahre 2021-2029 im Oval Office können nicht glaubwürdig von der Urgroßelterngeneration gestaltet werden, die mit annähernd 90 Politik für die Zukunft machen soll.

Mittwoch, 24. April 2019

In der christlichen Blase

Nach 20 Jahren hat mein Zeitungszusteller gewechselt.
Der Neue  ist leider nicht so Uhrwerk-zuverlässig und wirft mir schon mal eine „WELT“ statt des Abendblattes oder eine „FAZ“ statt der SZ auf die Fußmatte.
Einmal hatte ich sogar schon die BILD statt der MoPo.

Das war übrigens eine schockierende Erfahrung. Man ahnt ja welch großer Mist die BILD ist, stolpert im Netz immer mal wieder über BILD-Schlagzeilen.
Aber so eine ganze Zeitung zu „lesen“ und sich dabei vorzustellen, daß Millionen Menschen das täglich tun, verursacht augenblicklich schwere Depressionen. Das ist purer Dreck mit Hetze.

Jedenfalls merkte ich mal wieder wie wichtig mir die gedruckte Süddeutsche Zeitung ist.
Die Gatekeeper-Funktion ist durch den ganzen unwichtigen Mist, der uns via Notebook und Klugtelefon überflutet, wichtiger denn je.
Wer einmal am Tag die SZ liest, hat einen seriösen Überblick des Weltgeschehens mit dem genau richtigen Maß an Hintergrundinformationen.
Feuilleton, Kultur, Wissenschaft, Politik, Wirtschaft – alle Ressorts sind kompetent besetzt und vertrauenswürdig. Das Sport-Ressort kann ich natürlich nicht beurteilen, weil ich daraus noch nie einen Artikel gelesen habe.

Wenn bloß Matthias Drobinski nicht wäre, der als frommer SZ-Katholik alle Kirchenthemen beackert und im stets gleichen latent larmoyanten Ton leise Kritik übt, die Kirchenferne der Menschen beklagt und ansonsten unerträglich ausgewogen nacherzählt was so los ist.
Es gibt nie einen provokanten Satz, nie eine steile These, nie eine scharfe Formulierung und natürlich würde ihm nie, nie, nie, nie in den Sinn kommen etwas Positives in Kirchenaustritten zu sehen.

Nach den Anschlägen von Sri Lanka, erschien in der SZ nach Ostern natürlich ein ausführlicher Meinungs-Artikel von dem frommen Redakteur.

Drobinski ist kein Rechtsradikaler, der wie David Berger bösartige Attacken gegen die Muslime loslassen würde.
Er ist natürlich auch kein Spinner wie die amerikanischen Evangelikalen, die Kirchenanschläge und Erdbeben mit der Homoehe erklären.

Nein, Drobinski ist schon aufgeklärt und schreibt nichts, wovon man graue Haare bekäme.
Seine Artikel plätschern dahin und man liest sie garantiert ohne Erkenntnisgewinn zu Ende, ohne daß ein einziger zusätzlicher Neurotransmitter in die Hirn-Synapsen gelangt.
Ich bin meistens sogar enttäuscht, daß ich mich noch nicht mal ärgern kann, wenn ich seine Konvolute quer lese.
Man wird nur sanft vom religiös-liberalen pseudosachlichen Ton eingeschläfert und kann gerade noch denken, „dieser Text wäre der fröhlichen-rheinischen Spaßkatholikin Nahles aber zu traurig“.
Liest man einen Drobinski-Kommentar allerdings ein zweites mal und versucht sich genau vorzustellen was mit den Worthülsen gemeint sein könnte, packt einen allerdings doch sowas wie Zorn. Nun produziert der Körper doch ein paar Cortisol- und Noradrenalin-Moleküle.

[…..] Christen im Visier.
Die Attentäter von Sri Lanka haben den Tag des Mordens - das Osterfest - mit zynischer Berechnung gewählt.
[Und wir alle wissen wie viel sympathischer massenmordende Attentäter sind, die wenigstens nichts zynisch agieren]
 Wer betende Menschen umbringt, hat die Menschlichkeit insgesamt im Visier.
[Halb so schlimm ist es hingegen schlafende oder essende Menschen umzubringen]
Besser - in einem ebenso zynischen wie makaberen Sinn - hätten die angeblich islamistischen Attentäter in Sri Lanka ihre Mordtaten nicht planen können. Sie schlugen zu, als die Christen dort Ostern feierten, das Fest der Auferstehung und der Hoffnung darauf, dass Tod und Leid, Hass, Gewalt und Ungerechtigkeit nicht das letzte Wort in der Geschichte haben werden.
[Ob das christliche Versprechen, die Hoffnung auf das Leben nach dem Tod sich erfüllt, werden die Ermordeten bald erfahren?] Die Gewalt gegen die Betenden ist der nihilistische Gegenentwurf zu diesem Osterglauben.
[Gegenentwurf? Gott ließ doch sogar seinen eigenen Sohn qualvoll töten und zeigt bis heute weltweit Abbilder von dessen blutenden, gefolterten Gestalt. Wenn das nicht nihilistisch ist!]
Und die Täter haben bewusst und unter Beachtung der Gesetze der weltweiten Medienaufmerksamkeit die Christen im Land zum Ziel gewählt.
[Donnerschlach! Terroristen wollen Aufmerksamkeit erregen? Das gab es ja noch nie!] […..] Es vergeht kaum noch eines der Hauptfeste der Christenheit, ohne dass von irgendwoher Gewalt und Terror gegen Christen und ihre Kirchen gemeldet wird. [So viel zum Gottvertrauen!] […..]
Wer betende Menschen ermordet, hat die Menschlichkeit insgesamt im Visier; und dort, wo die Religionsfreiheit getreten wird, geht es meist auch den anderen Menschenrechten schlecht. [Deswegen mussten Religionsfreiheit und Menschenrechte auch über 200 Jahre gegen den erbitterten Widerstand der Christen; insbesondere der Katholiken und Päpste erkämpft werden]
Papst Franziskus, der Erschütterte, hat am Ostersonntag deshalb die richtige Antwort auf die Ermordung der Betenden gegeben: Er hat gebetet, für alle Menschen. [Endlich mal etwas ganz Neues vom Papst! Die Gebete haben sich ja als beste Waffe gegen Terror erwiesen. Ebenso wie nur „thoughts and prayers“ gegen die Schulmassaker in den USA wirken.]
Ja, Polizisten und Ermittler müssen ihre Arbeit tun, und auch in Deutschland ist ein hartes Nein nötig zu jedem aggressiven religiösen Fundamentalismus, der dem Nicht- und Andersgläubigen das Existenzrecht bestreitet.
[Deswegen muss die Macht der katholischen Kirchen massiv eingeschränkt werden.] […..]

Dienstag, 23. April 2019

Erfrischend ehrlich …Scheiße

Brunei und sein superreicher Herrscher Sultan Hassanal Bolkiah sitzen zwar auf Ölquellen, aber irgendwann könnte das dunkle Vermögen aus der Tiefe auch mal aufgebraucht sein.
Da will der Chef vorsorgen, investiert weltweit in Luxushotels und zurrt die Scharia-Gesetze fest, so daß die muslimischen Untertanen nicht aufmucken, falls einmal in Zukunft der Geldsegen doch mal verrinnen sollte.
Die Entscheidung ist aus dynastischen Erwägungen nachvollziehbar. Der Haken an der Scharia ist wie bei allen anderen auf Religionen fußenden Gesetzen, daß sie grausam, brutal, willkürlich, antihumanistisch und höchst ungerecht sind.
Niemand sollte auf die Idee kommen, die Behandlung von Schwulen, Frauen, Sklaven, Kindern oder „Ehebrechern“ wäre in Talmud, Bibel, Thora oder dem Katholischen Katechismus einen Deut besser.

Das Prinzip „Rübe ab“ bei Homosexualität war in Afrika, Australien und Amerika unbekannt bis die christlichen Missionare einfielen und ihre bösartige Homophobie durchsetzten.

Bis heute verlangen die Topvertreter der katholischen Kirche genauso vehement wie amerikanische Evangelikale „Toleranz für ihren Hass auf Schwule“.

[….] "Es ist besser, an Hunger zu sterben, als Hilfe zu erhalten und zu Dingen gezwungen zu werden, die dem Wunsch Gottes widersprechen", sagte der tansanische Kardinal Polycarp Pengo vor kurzem – ausgerechnet bei einer Erntedank-Feier. Der Erzbischof der Hauptstadt Daressalam bezog sich darauf, dass die Entwicklungshilfe einiger Länder an die Akzeptanz von Homosexualität gebunden ist. Dabei greift Pengo ein Thema auf, das bereits seit einigen Jahren in Tansania präsent ist. Denn: Die Diskriminierung von Homosexuellen ist dort weit verbreitet – wie in den allermeisten Ländern Afrikas.
Der aktuelle Hintergrund für die Worte des Kardinals ist in der Politik Tansanias zu finden. Ende Oktober rief der Gouverneur der Hauptstadtprovinz Daressalam, Paul Makonda, zur Denunzierung von Homosexuellen auf. "Nennt mir ihre Namen", wandte er sich an die Bevölkerung. Gleichzeitig kündigte Makonda die sofortige Einrichtung einer Überwachungseinheit an, die Homosexuelle aufspüren werde, etwa mit einer gezielten Suche in den Sozialen Medien. [….]

Genau wie Trump applaudierende homophobe Bäcker verlangen viele amerikanische GOP-Politiker mit Verve Toleranz für ihre Intoleranz. Minderheiten auszugrenzen, zu diskriminieren und zu quälen liegt in der DNA aller monotheistischen Religionen. Ebenso wie es in den Genen der Religionsführer liegt sich mit den Stärksten, den Herrschern, Diktatoren, Führern gegen die Schwachen und Beherrschten zu verbünden.

[…..] In vielen afrikanischen Ländern steht Homosexualität unter Strafe. Die Kirchen unterstützen die Politik eher im Kampf gegen Schwule und Lesben, als den Ausgegrenzten zu helfen. […..] "Wir haben Proteste gegen die Rechte von Homosexuellen veranstaltet", sagt Pfarrer Raphael Adebayo von der katholischen Kirche Sankt Agnes in Lagos. Zusammen mit anderen christlichen Konfessionen hat die katholische Gemeinschaft in Nigeria gegen Homosexualität demonstriert.
Ob die christlichen Konfessionen über die Proteste hinaus versuchen, Druck auf die Gesetzgeber auszuüben, damit diese die Gesetze gegen Homosexuelle verschärfen, darauf will Pfarrer Adebayo nicht eingehen. Doch seine Haltung ist klar: "Es ist unmöglich, dass die Kirche etwas unterstützt, was Gott nicht gefällt. Es ist klar, dass Homosexualität eine Abscheulichkeit ist." […..] Die ablehnende Haltung vieler kirchlicher Organisationen zur Homosexualität überrascht Markus Gutfleisch nicht. Er ist Leiter der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) in Recklinghausen. "Die katholische Kirche hat sich beispielsweise in Europa und in Nordamerika immer eingemischt, wenn die Regierungen eine Gesetzesvorlage eingebracht haben, die Homosexuellen Rechte einräumt", so Markus Gutfleisch. […..]
[Der] Kirchenrat in Malawi […..] vertritt die Meinung, dass Homosexuelle keine Menschen mehr sind und dass es ihnen nicht erlaubt werden sollte, frei zu sein", kritisiert Ian, ein Homosexueller aus der malawischen Stadt Blanka.
[…..] Genau wie Nigeria will das ostafrikanische Land Uganda ein Gesetz gegen homosexuelle Handlungen einführen. Für "erzwungene Homosexualität" ist die Todesstrafe vorgesehen. Offen gelebte Homosexualität jeder Art, wie Beziehungen zwischen Homosexuellen oder jede Form von gleichgeschlechtlichem Sex, soll mit lebenslanger Haft bestraft werden.
[…..] Das Gesetz entspricht einer Vorlage des Abgeordneten David Bahati aus dem Jahr 2009. Bahati ist Mitglied der Regierungspartei NRM (Nationale Widerstandspartei) und pflegt gute Beziehungen zu einflussreichen kirchlichen Gemeinden in Uganda und den USA. […..] (Deutsche Welle, 02.12.12)

Wenn es ums Geschäftemachen mit etwas liberaleren (aber ökonomisch starken) westlichen Partnern geht, hängt man seine Hass-Gesetze tunlichst nicht an die ganz große Glocke. Angela Merkel läuft auch unverschleiert in Riad rum und darf sich dort mit König Salman treffen, auch wenn der arme Mann dabei ihr unverhülltes Haar sehen muss, was nach religiöser Ansicht die armen Männern gegen ihren Willen zu sexueller Raserei bringt, so daß man die Frauen für so eine bösartige Verführung zur Sünde zu Tode steinigen muss.
Auch im Vatikan haben sich weibliche Besucher die Haare zu bedecken und keine orthodoxe Jüdin darf in der Öffentlichkeit ihre echten Haare zeigen.

Herr Salman kann allerdings die Bundeskanzlerin nicht steinigen lassen, da die vielen schönen Rüstungsgüter der saudischen Armee aus Deutschland kommen. Diese Waffen benötigen die herrschenden Prinzen, um die Opposition oder renitente Schiiten im Nachbarland Jemen zu massakrieren.
Rheinmetall und Krauss-Maffei-Wegmann gefällt das, denn im Frieden kann man Waffen und Munition nur einmal verkaufen. Erst wenn damit massenhaft getötet und somit die Munition verbraucht wird, rollt der Rubel wirklich.

Killen und Geld an sich raffen sind sogar noch wichtiger als Religion. So fuhr der schwule Guido Westerwelle, der als Oppositionspolitiker forderte, Staaten die Entwicklungshilfe zu entziehen, in denen Homosexuelle hingerichtet werden und Frauen nicht wählen können, im Jahr 2010 als Außenminister nach Saudi Arabien, wurde gar vom damaligen König Abdullah empfangen.
Und so wurden weiter Rüstungsdeals eingefädelt. Zum Köpfen von Schwulen sagte Westerwelle, der auch höflicherweise aus Rücksicht auf die greisen Scheichs seinen Ehemann zu Hause ließ, nichts. Höchst verklausuliert wurde anschließend der Presse mitgeteilt, es habe in der Frage der „religiösen Pluralität Meinungsunterschiede“ gegeben.

Das ist unwürdiges Heucheln und Rumeiern.

Ich zolle daher dem Herrscher von Brunei durchaus Respekt dafür seine destruktive Menschenfeindlichkeit nicht hinter prächtiger Kulisse und schönen Worten zu verstecken.
Nein, Bolkiah, der Mann mit den Fantastillionen aus dem Ministaat am Rande der Welt, ging in die Offensive, schrieb einen Brief an die EU und zeigte den 28 Weststaaten den ausgestreckten Mittelfinger.

[….]  Seit Anfang des Monats kann gegen Homosexuelle in Brunei die Todesstrafe verhängt werden, am 3. April traten die härteren Strafgesetze in dem Sultanat in Kraft. […..] Nun verteidigt das Sultanat Brunei die Ausweitung der Todesstrafe in einem Brief an das Europäische Parlament.
Der Guardian zitierte aus einem vierseitigen Brief des Sultanats an die Europaabgeordneten. Darin hieß es unter anderem, im Hinblick auf den Wunsch des Landes, seine traditionellen Werte und seine "Familienlinie" zu bewahren, fordere man "Toleranz, Respekt und Verständnis". […..] Das Europäische Parlament hatte dem Bericht zufolge vergangene Woche dazu aufgerufen, die Einfrierung von Vermögenswerten, Visa-Verbote und eine schwarze Liste von Hotels zu prüfen. […..]

Papst Franzens Leute in Afrika oder Budapest tun nichts anderes, aber Bergoglio ist ein widerlicher Heuchler, dem zwar gelegentlich rausrutscht, Schwule gehörten in die Psychiatrie und Kinder geschlagen, aber offiziell will er das nicht so laut sagen.
Sowas kann böse Shitstorms geben und den Spendenfluss empfindlich stören.
Die Vatikanische Politik bleibt zwar schwulenfeindlich wie eh und je – Schwule bleiben aus dem Priesterseminar ausgeschlossen und dürfen niemals ihre Liebe ausleben, wenn sie nicht in die Hölle kommen wollen, aber im Gegensatz zu Bruneis Sultan hat der Heilige Stuhl einfach nicht das Rückgrat das offen zu propagieren.

Beim Nachhaltigkeitsgipfel der Vereinten Nationen im September 2015 standen auch die LGBTI-Rechte auf dem Plan.
193 Staaten sprachen sich für Prävention durch Sexualaufklärung aus, ohne das böse Wort Kürzel „LGBTI“ auch nur zu erwähnen, aber bereits die Vorstellung bei Sexualaufklärung zur Verhinderung von Krankheiten könnte auch Homosexualität erwähnt werden, ließ die Vertreter Saudi Arabiens und des Vatikans ausrasten.
Riad und der Vatikan lehnten Arm in Arm das Dokument empört ab.

[….] Bereits im Sommer hatten sich die katholischen Bischöfe Afrikas und von Madagaskar in einer gemeinsamen Erklärung gegen den "Euphemismus 'sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte'" gewandt. Damit würden dem Kontinent "eigennützige und perverse Interessen" aufgezwungen.
In organisierter und "kraftvoll finanzierter" Weise würden "Hedonismus und Individualismus" eingeführt, die beide "fremd sind zu dem, was wir sind und sein wollen". Die Bischöfe wandten sich gegen "schmutzige Kampagnen, die eine Kultur des Todes auf unserem Kontinent fördern".
Die Erklärung richtet sich hauptsächlich gegen Sexualaufklärung und die Nutzung von Kondomen und Verhütungsmaßnahmen – wie auch dagegen, dass die "auf die Ehe von Mann und Frau basierende Familie" als "diskriminierend" beschrieben werde.
[….]

In Brunei wurde bisher noch kein Schwuler hingerichtet. In Saudi Arabien oder dem Iran passiert das regelmäßig. Der Vatikan kämpft auf internationaler Ebene zusammen mit anderen fanatischen Religioten radikal gegen Homorechte.

Sie alle schaffen es aber durch öffentliche Heuchelei ihre Geldflüsse aufrecht zu erhalten.

Nur der kleine Bolkiah verfügt über genügend Rückgrat seine Hassreligion offen zu verteidigen.