Dienstag, 31. Oktober 2023

Evangelen ohne Scham

 Vor zwei Wochen saß im „Internationalen Frühschoppen“, noch frisch unter dem Eindruck des Hamas-Gemetzels vom 07.Oktober 2023, der russische Journalist Konstantin Goldenzweig dem noch sichtlich geschockten Chefredakteur der Jüdischen Allgemeine gegenüber und berichtete, wie der Antisemitismus auch im Putin-Russland immer virulenter wird. Er selbst hatte im Juni 2015 auf der Bayerischen Elmau erlebt, wie schnell es notwendig sein kann, seine Heimat zu verlassen.

[….] Es ist Montag vergangener Woche im bayerischen Elmau, Konstantin Goldenzweig hängt mit seinem Fernsehteam etwas gelangweilt im Medienbereich des Gipfels herum. Es gibt wenig zu tun, weil Putin nicht dabei ist. G7 anstatt von G8, die Vorgeschichte ist bekannt. Am Morgen ist der letzte Beitrag gelaufen, es ging vor allem um die Proteste. G8-Gegner kommen zu Wort, die den Gipfel als Potemkinsche Dörfer kritisieren. „Der Gipfel ist umzingelt“ - steht über dem Beitrag. Goldenzweig hat seine Arbeit getan. Da spricht ihn jemand vom Sender Phoenix an – ob er nicht ein Interview geben könne über die Sichtweise der Russen auf den Gipfel. Goldenzweig sagt zu. Ein paar Minuten später steht er dann vor dieser grünen Bergwiese, im Anzug und mit dem Mikrofon in der Hand, und tut, was er nicht tun soll: Er sagt, was er wirklich denkt. Dass der russische Präsident beleidigt sei über die Nichteinladung, dass die heutige Situation in Russland mit jener in den späten 80er Jahren vergleichbar sei, einem „anderen autoritären System“, als man es sich auch nicht vorstellen konnte, dass es so schnell zusammenbrechen würde. Das Verhältnis Merkel-Putin vergleicht er mit den „pragmatischen“ Beziehungen zwischen Brandt und Breschnew. Und er spricht das offene Geheimnis über die Ukraine aus, das aber in Russland zumindest in den Medien keinen Platz haben darf: Putin habe ein großes Interesse daran, dass die Lage in der Ostukraine möglichst lange instabil bleibe, weil Moskau davon profitiere.  [….]

(Krautreporter, 17.06.2015)

Seinen Job verlor er innerhalb von 24 Stunden.

Rechts-Autokraten wie Putin, Trump oder Recep Tayyip Erdoğan nutzen Antisemitismus genauso gern aus, wie arabische Potentaten oder „Sieg Heil!“-skandierende gewählte AfD-Politiker.

Mit Antisemitismus läßt sich hervorragend Pogromstimmung erzeugen und von anderen Problemen ablenken, erklärte Goldenzweig in der Phoenix-Sendung.

Eine gute Woche vor dem Pogrom von Dagestan.

[….] Ein Mob stürmt ein Rollfeld, um ein Flugzeug zu überfallen. Randalierer schwenken Palästina-Flaggen, sie wollen Passagiere aus Israel lynchen. [….] Es war eben kein Friedensprotest auf dem Flughafen in Machatschkala in Dagestan, sondern ein antisemitischer Aufstand - den bisher übrigens niemand von offizieller Seite als antisemitisch verurteilt hat. [….]  Der Kreml hat den Aufruhr so hingebogen, wie es ihm nützt: Er hat die Schuld dem Westen zugeschoben, der nichts anderes tue, als Zwietracht zu säen in Russland, im Nahen Osten, überall. [….]  Statt Position zu beziehen nach den terroristischen Angriffen gegen Israel, versucht Putin den neuen Krieg zu nutzen.  [….]

(Silke Bigalke, SZ, 30.10.2023)

Überall auf der Welt kommt es nun vermehrt zu antisemitischen Übergriffen.

Deutsche Juden trauen sich nicht, ihre Kinder in die Schule zu schicken, Gläubige verbergen ihre Kippa, verstecken die Kette mit dem Davidstern. Das ist schon lange Realität in Deutschland. Jüdische Einrichtungen müssen massiv geschützt werden, man kann keine Synagoge betreten, ohne durch einen Metalldetektor zu gehen.

SCHANDE ÜBER DEUTSCHLAND! Diese unentschuldbare Gefährdungslage wurde in den letzten drei Wochen noch einmal deutlich verschärft. Gut 80% der antisemitischen Straftaten in Deutschland werden dem rechtsextremen Milieu rund um den AfD-Sumpf zugeschrieben. Aber nun kommt auch noch die verzweifelte Empörung arabischstämmiger Migranten hinzu, die sich völlig zu Recht über das Schicksal Unschuldiger in Gaza aufregen.

Ok was Pogromstimmung wie im 19. Jahrhundert in Dagestan. Was kommt als nächstes? Ein deutsch-französischer Befreiungskrieg? Die Erfindung der Dampfmaschine? Die Pest?

(Max Czollek @rubenmcloop, 30. Okt. 2023)

Es ist völlig legitim die Politik der Netanyahu-Regierung scharf zu kritisieren. Wenn man aber zufällig in Deutschland lebende Juden (die womöglich säkular sind oder selbst Netanyahu verachten), jüdische Schulkinder oder Kultureinrichtungen für israelische Militärpolitik in Haftung nimmt, ist das purer Antisemitismus. Antisemitismus, der wie andere Formen des gruppenbezogenen Menschenhasses niemals zu rechtfertigen ist. Mein türkischer Kioskbesitzer ist nicht für ISIS verantwortlich, ich bin als Amerikaner nicht für Trumps Hass verantwortlich und ein zufälligerweise jüdisches Kind in Deutschland ist nicht verantwortlich für die Gräuel in Gaza.

Wow Pogromstimmung in Russland ich finde langsam reicht es echt mit der Wiederholung der Geschichte lass mal lieber weitermachen und was Neues erfinden die Vergangenheit war nämlich echt scheiße #dagestan

(Max Czollek @rubenmcloop, 29. Okt. 2023)

Verantwortlich für Antisemitismus sind aber einerseits nachsichtige Justiz und nicht handelnde Politiker, sowie andererseits rechte Regierungspolitiker, die Öl ins Feuer gießen.

Wollte mir ne Caption überlegen aber mir fällt nur ein: Das ist er, das ist der Take des Ex-Antisemiten #Aiwanger zu Antisemitismus in Deutschland. Besser kann man die deutsche Selbstentlastung über den Migrationsdiskurs kaum auf den Punkt bringen. #Versöhnungstheater

(Max Czollek @rubenmcloop 31. Okt. 2023)

Die vielleicht am meisten erschütternde Aussage der letzten drei Wochen, war für mich Konstantin Goldenzweigs sachliche Feststellung, er habe sehr viele jüdische Freunde, die sich in Berlin und anderen deutschen Orten niedergelassen hätten, Schreckliches in ihren vorherigen Ländern erlebt hatten und nun sehr damit haderten, ob Deutschland die richtige Entscheidung war. Wird auch hier die Vergangenheit wiederholt, kommt es zu Pogromen, muss man wieder seine Koffer packen?

Diese Verunsicherung aller Juden weltweit, erklärt auch, wieso Israel so immanent wichtig ist. Es gibt nur diesen einen wirklich sicheren Zufluchtsort für Juden auf diesem Planeten. Die gewaltige Mehrheit aus Milliarden Christen und Muslimen ist latent immer und überall dazu willens und fähig, Juden zu verfolgen, zu quälen, zu töten. Allein 150.000 Juden aus Ägypten, die Jahrhunderte dort lebten, mussten in den letzten Jahren nach Israel übersiedeln, weil sie nicht mehr sicher waren.

Israel muss also unter allen Umständen als sicherer Hafern erhalten bleiben. Auch aus diesem Grund ist es mehrfach tragisch, wenn Israels Sicherheit so wie am 07.10.2023 erschüttert wird.

Die Deutschen haben nicht nur allen Grund wegen ihrer Vergangenheit im 20. Jahrhundert das Existenzrecht Israels zur Staatsraison zu erheben.

Es gibt aber einen zweiten Grund, weswegen gerade wir Deutschen nicht an vorderster Front des Israel-Kritik stehen sollten. Der Judenhass ist historisch religiös bestimmt. „Juden als Gottesmörder“ sind seit 2.000 Jahren ein zentrales Element des Christentums.  Die Bibel ist eine antisemitische Schrift.

    „Denn, Brüder, ihr seid Nachahmer der Gemeinden Gottes geworden, die in Judäa sind in Christus Jesus, weil auch ihr dasselbe von den eigenen Landsleuten erlitten habt, wie auch sie von den Juden, die sowohl den Herrn Jesus als auch die Propheten getötet und uns verfolgt haben und Gott nicht gefallen und allen Menschen feindlich sind, indem sie – um ihr Sündenmaß stets voll zu machen – uns wehren, zu den Nationen zu reden, damit die errettet werden; aber der Zorn ist endgültig über sie gekommen.“

– Paulus - 1 Thess 2,15-16

    „Warum versteht ihr meine Sprache nicht? Weil ihr mein Wort nicht hören könnt. Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun. Jener war ein Menschenmörder von Anfang an und stand nicht in der Wahrheit, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater derselben. Weil ich aber die Wahrheit sage, glaubt ihr mir nicht.“

Jesus – Joh 8, 43–45

Das Christentum ist der eigentliche Ursprung des Judenhasses.

[……] Wäre die Bibel ein aktuelles Buch, das heute erstmals veröffentlicht würde, müssten sich Autor und Verleger mit aller Wahrscheinlichkeit wegen Verletzung der Rassismusnorm verantworten. Die Verantwortlichen müssten mit einer Verurteilung rechnen. Das „heilige Buch“ enthält zahlreiche Aufforderungen zu Völkermorden. Rassistische Aussagen werden aber vor allem gegen die Juden gemacht. [….] Picken wir ein paar Beispiele heraus und beginnen mit Paulus. [siehe oben] (1 Thess. 2; 14-16). Mindestens in diesem Aspekt ist die Bibel prophetisch: Auch 2000 Jahre später wirkt der Fluch noch immer nach.

Die Unreinen und Ungläubigen aus dem Judentum werden an anderer Stelle so charakterisiert: „Denn es gibt viele Ungehorsame, Schwätzer und Schwindler, besonders unter denen, die aus dem Judentum kommen. Diese Menschen muss man zum Schweigen bringen, denn aus übler Gewinnsucht zerstören sie ganze Familien mit ihren falschen Lehren … Für die Reinen ist alles rein, für die Unreinen und Ungläubigen aber ist nichts rein, sogar ihr Denken und Gewissen sind unrein. Sie beteuern, Gott zu kennen, durch ihr Tun aber verleugnen sie ihn; es sind abscheuliche und unbelehrbare Menschen, die zu nichts Gutem taugen.“ (Tit. 1; 10-16). […..]

(Hugo Stamm, 24.07.2010)

Spezifisch deutsch ist aber der extreme eliminatorische Judenhass des Martin Luthers, den die evangelische Kirche ungeniert auch im Angesicht des Hamas-Terrors und der gegenwärtigen antisemitischen Übergriffe in Deutschland am heutigen Reformationstag feiert.

"Luthers Ratschläge gegen die Juden hat Hitler genau ausgeführt."
(Karl Jaspers 1962)

Die deutschen Protestanten haben keinerlei Schamgefühl und sollten sich in Grund und Boden schämen, daß sie auch heute noch den neben Hitler größten Antisemiten der Geschichte feiern.

(…..) Martin Luther, die Ikone der Evangelen, war ein besonders blutrünstiger und kriegsgeiler Gewaltphantast. Sein rasender Judenhass inspirierte Adolf Hitler. Allerliebst aber auch seine Empfehlungen an die protestantischen Fürsten, als die leibeigenen Bauern es wagten aufzubegehren.

[….]  »Drum soll hier zuschmeißen, würgen und stechen, heimlich oder öffentlich, wer da kann, und gedenken, dass nichts Giftigeres, Schädlicheres, Teuflischeres sein kann, denn ein aufrührerischer Mensch. Gleich als wenn man einen tollen Hund totschlagen muss; schlägst du nicht, so schlägt er dich, und ein ganzes Land mit dir. […] Solch wunderliche Zeiten sind jetzt, dass ein Fürst den Himmel mit Blutvergießen verdienen kann, bass, denn andre mit Beten […] Drum, liebe Herren, loset hier, rettet hier, helft hier, erbarmet euch der armen Leute, steche, schlage, würge hier, wer da kann. Bleibst du drüber tot, wohl dir, seliglichern Tod kannst du nimmermehr überkommen. Denn du stirbst in Gehorsam göttlichen Wortes und Befehls, Röm. 13,4, und im Dienst der Liebe, deinen Nächsten zu erretten aus der Hölle und Teufelsbanden.« [….]

(Martin Luther, Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern, Mai 1525 o.O., zitiert nach Hans Heinrich Borcherdt (Hrsg.), Martin Luther, Ausgewählte Werke, Bd.4, München 1923, S. 294ff; WA18,357-361)

Es ist der Kern monotheistischer Religionen, intolerant zu sein. Kommt wie beim Christentum auch noch die Missionierung hinzu, ist es geradezu eine Gebrauchsanweisung für Krieg. Und so war es auch in der Praxis. Im Namen des Christentums wurden unzählige Kriege geführt, Völker versklavt und Zivilisationen ausgelöscht.

[….] In seinem Buch „Die mosaische Unterscheidung oder der Preis des Monotheismus“ (2003) hat der Heidelberger Ägyptologe Jan Assmann die seither viel diskutierte These formuliert, wonach den monotheistischen Religionen insgesamt ein exklusiver Wahrheitsanspruch inhärent ist. Ihm gegenüber muss jede Abweichung als Irrtum oder Lüge erscheinen, die es – wenn nötig, gewaltsam – auszumerzen gilt.  [….] Mit Blick auf die Frage, wie solche Säkularisate heutige Formen von Gewalt prägen, kommt Buc nicht umhin, dem Christentum eine dualistische bzw. manichäistische Weltsicht zu unterstellen, wonach die Wirklichkeit in Gut und Böse unterschieden ist.

Tatsächlich wurden in der Geschichte des Christentums zur Legitimation von Gewalt vorrangig solche biblische Texte rezipiert, die dualistische Tendenzen aufweisen. Bis in die jüngste Vergangenheit wurden das Johannesevangelium und mehr noch die Offenbarung des Johannes immer wieder dahingehend beansprucht, kriegerisches Vorgehen oder Gewalt gegen politische Feinde und Andersgläubige zu rechtfertigen. Im apokalyptischen Kampf gegen den Satan oder das „Reich des Bösen“ schien – und scheint – nahezu jedes Mittel erlaubt.

Zweifellos kennt das NT eine Metaphorik des Kampfes – etwa wenn es um die Standhaftigkeit im Glauben geht. Und nicht zu bestreiten sind Tendenzen in frühchristlichen Märtyrerakten, die jeweiligen Peiniger herabzusetzen, sie bisweilen gar zu dämonisieren. [….]

(Stimmen der Zeit Heft 1/2017)

Die evangelischen Christen, die besonders treu an der Seite Adolf Hitlers standen und auch heute noch mit Bernhard Felmberg das Amt des Militärbischofs ausfüllen, können sich nur deshalb als „Friedenskraft“ inszenieren, weil sie auf 2.000 Jahre Erfahrungen mit maximaler Heuchelei zurückblicken. (….)

(Danke Käßmann, 07.03.2023)

 SCHANDE SCHANDE SCHANDE über die evangelische Kirche!

«Luther war ein Riese, er sah den Juden, wie wir ihn erst heute zu sehen beginnen.» So beschreibt Adolf Hitler sein Idol, den evangelischen Reformator Martin Luther, in einem Gespräch mit seinem Mentor Dietrich Eckart. So immens war Hitlers Bewunderung für Luther, dass die Nazis Luthers zahlreiche Dekrete gegen die Juden mit deutscher Gründlichkeit, rückhaltloser Unterstützung der christlichen Kirchen und der tatkräftigen Hilfe gütiger Christenmenschen umsetzten. «Ich tue nur, was die Kirche seit fünfzehnhundert Jahren tut, allerdings gründlicher» («Mein Kampf»).

(Baseler Zeitung, 13.03.2015)

Alle deutschen Protestanten haben am heutigen Reformationstag zu erklären, wieso sie während Raketen auf Israel niederregnen und Juden in Deutschland verfolgt werden, Martin Luther mit einem Feiertag ehren.

»Wenn ich einen Juden taufe, will ich ihn an die Elbbrücke führen, einen Stein an den Hals hängen und ihn hinabstoßen und sagen: Ich taufe dich im Namen Abrahams.«

(Martin Luther, Tischreden, Nr. 1795)

Nicht nur taugt Luther offensichtlich nicht als Vorbild für einen Feiertag, sondern Lutherbotschafterin Käßmann verbreitet ungeniert Lügen, wenn sie diesen Mann zum Vorreiter der Menschenrechte und Aufklärung hochstilisiert. Schande über die deutschen Bischöfe!

Luther ist ein glasklarer Volksverhetzer; statt ihn heute auch noch zu feiern, sollten wir uns in Grund und Boden schämen.

Daß der Katholik Adolf Hitler den Ur-Protestanten Martin Luther so grenzenlos bewunderte, liegt nicht nur an der offensichtlichen Ursache, Luthers fanatischem und eliminatorischem Antisemitismus.

Darüber hinaus zeigte Luther „dem Führer“ beispielhaft, wie man Rücksichtslosigkeit und Destruktion mit nie dagewesener Radikalität praktizierte.

Luther. Ein widerlicher Geselle, ein Verbrecher an der Menschheit. Den haben wir noch nicht richtig aufgearbeitet. Wir gehen mit Luther um, als sei er ein „Heiliger“ der evangelischen Kirche. Er war aber ein für die damalige Zeit untypisch aggressiver Antisemit, Frauen verachtend bis ins Mark und vom Denken her völlig mittelalterlich. Teufel war sein Lieblingswort. Die Gesellschaft war sehr viel weiter.

(Richard David Precht, 22.01.2016)

Hitler lernte von Luther wie man jedes Maß-Halten hinter sich läßt und Bösartigkeit in einer ganz neuen Größenordnung praktiziert. Martin Luther verfasste schon im frühen 16. Jahrhundert detaillierte Pläne zur „Endlösung der Judenfrage“. Hitler besaß die technischen und politischen Mittel Luthers genozidale Vision umzusetzen.

Montag, 30. Oktober 2023

Deutschland mit grünem Wirtschaftsminister

 Im Ranking der größten Volkswirtschaften läuft alles auf ein Duell hinaus, zwischen China und dem - noch – ökonomischen Spitzenreiter USA.

Im Jahr 2022 war der Abstand noch gewaltig. Die USA liegt mit 25.500 Milliarden US-Dollar Bruttoinlandsprodukt (BIP) weit vorn; ist so stark wie China (18.100 Mrd. Dollar), Japan (4.200 Mrd. Dollar) und Indien (3.400 Mrd. Dollar) zusammen.

Aber die Dynamik der zentralistisch und ultrakapitalistisch gesteuerten Volksrepublik mit ihren 1,4 Milliarden Einwohnern ist größer, als in der saturierteren USA mit ihren 335 Millionen Bürgern. Zudem werfen sich die Amerikaner durch ihren Verfassungs- und Bildungs-politischen „decline“ selbst Steine in den Weg. Die Republikaner blockieren die Funktionsfähigkeit von Regierung und Parlament; sorgen mit Buch-Verboten und evangelikaler Verblendung für die totale Verblödung der US-Jugend, während chinesische Eltern ihre Kinder gnadenlos zu höchsten Bildungsanstrengungen trimmen.

Das Biden-Amerika leistet sich zudem den „Luxus“ des humanitären und militärischen Engagements, liefert allein der Ukraine Waffenhilfe, die höher ist als der gesamte Japanische Verteidigungsetat.

[…..]  Die Steigerung der weltweiten Verteidigungsausgaben beinhaltet auch Militärhilfe für andere Staaten, die wegen des Krieges in der Ukraine 2022 ein außergewöhnliches Ausmaß erreicht hat. Allein die Vereinigten Staaten haben der Ukraine nach einer Untersuchung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft 47 Milliarden Dollar an Militärhilfe gewährt. Die USA sind nach wie vor die bei weitem stärkste Militärmacht der Erde. Im Jahr 2022 gab das Land nach offiziellen Zahlen 877 Milliarden Dollar für Rüstung aus, das sind 39 Prozent der weltweiten Ausgaben. Gemessen am BIP war das zwar weniger als vor zehn Jahren und viel weniger als auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, als das Verteidigungsbudget fast zehn Prozent des BIP betrug. Trotzdem können die USA nach wie vor, so SIPRI-Experte Nan Tian, ihre Macht wie kein anderes Land geltend machen und "diesen Einfluss in den Rest der Welt tragen". China, nach US-Angaben ein wichtiger Grund für die amerikanischen Ausgabensteigerungen, folgt mit großem Abstand und einem Verteidigungsbudget von 292 Milliarden Dollar auf Platz zwei. […..]

(Deutsche Welle, 24.04.2023)

Die beiden Flugzeugträger, die Washington vor die Küste Israels schickte, haben jeweils Betriebskosten von 2,5 Million Dollar pro Tag!

Die Gerald-R.-Ford-Klasse mit 4.500 Mann Besatzung aus den USA sind die größten Träger der Welt, kosten pro Stück rund 13 Milliarden Dollar in der Herstellung. Die Betriebskosten der vollen Dienstzeit werden bei über 123 Milliarden Dollar liegen – das entspricht dem zehnfachen Haushalt des Bundeslandes Schleswig-Holstein (rund 13 Milliarden Euro für knapp drei Millionen Menschen).

Ein Flugzeugträger kostet zehn Jahre Schleswig-Holstein. Das sind sicherlich angesichts von Not, Elend und Hunger auf der Welt, obszöne Summen für die ultimativen Schwanzvergleich-Waffensysteme.

Flugzeugträger beeindrucken nicht nur mit Feuerkraft und Größe, sie flößen auch Respekt ein, weil sie schlicht zu teuer für die allermeisten Nationen der Erde sind.  Ob sie überhaupt militärisch Sinn machen, ist umstritten, da sie durch ihre Größe enorm verwundbar sind und nur mit gewaltigem Begleitschutz manövrieren können.

In einem „richtigem Krieg“ wären die Super-Penisse der US-Admiralität vermutlich schnell versenkt.

[…..]  China führte eine Simulation durch, in dem es den US-Flugzeugträger USS Gerald R. Ford mit Hyperschallraketen zerstört. Die Übung ist ein deutliches Zeichen an die USA, dass sie sich nicht in den Taiwan-Konflikt einmischen sollen.

Demnach reichten 24 Hyperschallraketen, um den größten Flugzeugträger der Welt und die Flotte drumherum zu versenken, berichtet die South China Morning Post. Das 337 Meter lange und 78 Meter breite Kriegsschiff übertrifft mit seiner Verdrängung von 100.000 Tonnen nur knapp die sogenannte Nimitz-Klasse der US Navy. Das Schiff gilt als teuerstes Kriegsschiff aller Zeiten. Die Baukosten türmten sich aufgrund zahlreicher Rückschläge und Verzögerungen auf 13,3 Milliarden US-Dollar.  Die Simulation zeige, was passieren könne, wenn sich US-Schiffe trotz mehrfacher Warnungen weiterhin einer von China beanspruchten Insel im Südchinesischen Meer näherten, heißt es in einem Beitrag im chinesischsprachigen Journal of Test and Management Technology. Die Simulationen würden darauf hindeuten, dass die US-Flugzeugträger, die bisher als unsinkbar galten, durch eine relativ geringe Anzahl von Hyperschalltreffern "mit Sicherheit" zerstört werden könnten.

In dem Kriegsspiel wurden 24 Hyperschallraketen von 6 Orten in Südchina und der Wüste Gobi abgeschossen. Die US-Flotte bestand aus der USS Gerald R. Ford, dem Lenkwaffenkreuzer San Jacinto aus der Ticonderoga-Klasse und 4 Lenkwaffenzerstörern aus der Arleigh-Burke-Klasse.   […..] Bei insgesamt 20 Simulationen mit verschiedenen Konfigurationen konnten im Schnitt 5,6 der 6 Schiffe eliminiert werden. Bereits Ende des vergangenen Jahres präsentierte China im Staatsfernsehen ihre "Flugzeugträger-Killer" - die interkontinentalen ballistischen Raketen DF-21D, DF-26B und die neue DF-41. Während die ersten beiden Raketen eine Gefahr für US-amerikanische Flugzeugträger im Pazifik darstellen könnten, schafft es die DF-41 sogar bis auf das US-amerikanische Festland. […..]

(Future Zone, 26.05.2023)

Es braucht keine MTG oder Mike Johnson, um sich vorzustellen, wann einer amerikanischen Regierung diese Ausgaben über den Kopf steigen.

Handelt es sich bei solchen Ausgaben nicht offensichtlich um „imperial overstretch“?

Wie lange kann das angesichts grassierender Armut und Obdachlosigkeit in den USA, massiven Klima-Schäden und verfallender Infrastruktur noch so weitergehen?

Möglicherweise kann sich die USA ihren Lebensstil tatsächlich noch einige Jahrzehnte leisten. Trotz der totalen Tech-Desaster um Mark Zuckerbergs „Metaversum“, die "Google Glasses", die insolvente Kryptobörse FTX oder Elon Musks „X“, funktionieren die Bidenomics verblüffend gut. Die USA sind noch lange nicht tot.

[….] Amerika hängt uns ab [….] Ob Nahostkonflikt oder Ukrainekrieg: Es brennt vor unserer Haustür, aber ohne die USA sind wir Europäer hilflos. Die Amerikaner zeigen der Welt beeindruckend ihre Fähigkeiten – und uns unsere Unzulänglichkeit. [….] Ohne entschlossenen Beistand der Amerikaner hätte die Ukraine Russland nicht so lange widerstanden. Womöglich wären längst weitere Teile Mittelosteuropas im Visier der Kremltruppen. Im Nahen Osten versuchen die USA unterdessen, ein Übergreifen der Eskalation auf weitere Länder zu verhindern. Sie laufen mit entschiedener Militärpräsenz auf: zwei Flugzeugträger plus Begleitschiffe und Tausende Soldaten auf Militärbasen in der Region. Sie spannen einen Schutzschirm über Israel auf, womöglich auch über anderen Verbündeten am Golf.

Es ist eine beeindruckende Präsentation US-amerikanischer Fähigkeiten: militärisch, diplomatisch, auch wirtschaftlich. Denn um ein großes, technologisch hochgerüstetes Militär zu unterhalten, das seinen Kurs am »Wendepunkt« rasch ändern kann, braucht es nicht nur straffe Entscheidungsstrukturen, sondern auch erhebliches ökonomisches Potenzial.

Und wir Europäer? Sitzen da. Schauen zu. Betreiben Nabelschau, händeringend – während es vor unserer eigenen Haustür brennt. Es ist erbärmlich. Die aktuelle Unsicherheitslage führt uns Europäern schmerzlich unsere Unzulänglichkeiten vor Augen. […..] In mancher Hinsicht sollte sich Europa die USA zum Vorbild nehmen. Das mag abwegig erscheinen angesichts eines Amerikabildes, das ein großes Land als gigantische Freakshow porträtiert – geprägt von Trump-hörigen Republikanern und ihrem finsteren Vormann, bewohnt von Waffennarren, von denen immer wieder jemand Amok läuft (wie dieser Tage in Maine). Hinter dieser chaotisch anmutenden Fassade jedoch sind die USA ein Land von beeindruckender Dynamik. Inzwischen liegt die Wirtschaftsleistung pro Einwohner in den USA fast doppelt so hoch wie in der EU. […..]

(Henrik Müller, SPON, 29.10.2023)

Und wir kleinen, militärisch hilflosen Berliner Schrumpfgermanen mit unserer von 16 Jahren C-Ministern demolierten Schrott-Armee?

Zu Gerd Schröders Zeiten lag Deutschlands BIP noch klar vor China.

2000: Deutschland 1.900 Mrd $, China 1.200 Mrd $.

2005: Deutschland 2.800 Mrd $, China 2.200 Mrd $.

Dann aber folgten 16 Jahre Merkel-Tiefschlaf mit ihren CSU-Trottel-Ministern, in denen Deutschland alle Innovationen verschlief und gnadenlos abgehängt wurde.

2022: Deutschland 4.100 Mrd $, China 18.100 Mrd $.

Diese CDU-Somnumökonomie möchten der deutsche Urnenpöbel zurück. Statt moderner Green Technology, zeigen alle Umfragen eine enorme Vorliebe für die in den 1940ern entwickelte Atomkraft und völkische Ideologie. Mit Ideen aus dem letzten Jahrtausend in die Zukunft?

Noch ist es glücklicherweise nicht soweit. Noch regiert die Ampel, noch stellt ein Grüner Wirtschaftsminister die Weichen – wenn auch von der ewig gestrigen Verbrenner-affinen FDP gebremst.

[….] Allen Unkenrufen zum Trotz! Deutschland zieht an Japan vorbei, wird drittgrößte Volkswirtschaft der Welt. Die deutsche Wirtschaft ist auf dem besten Weg, Japan als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt abzulösen, lautet die überraschende Meldung von Bloomberg am Dienstag. Dabei wird die Diskussion über den wirtschaftlichen Zustand Deutschlands seit Monaten von Schlagzeilen beherrscht, die vom "kranken Mann Europas" sprechen. Doch nach den jüngsten Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird das nominale Bruttoinlandsprodukt Deutschlands 2023 rund 4,43 Billionen US-Dollar betragen, verglichen mit 4,23 Billionen US-Dollar von Japan. Damit wären nur noch die Vereinigten Staaten und China größer. [….]

(Wallstreet Online, 24.10.2023)

Fortschritt gibt es immer nur unter SPD-Kanzlern.

Sonntag, 29. Oktober 2023

Konservative Kipppunkte

 Die Skrupellosigkeit, mit der konservative Christen der C-Parteien rechtsextremes Gedankengut zur persönlichen Profilierung und für den parteipolitischen Vorteil ausnutzen, ist das Eine.

Die pure sadistische Bösartigkeit, mit der Spahn und Merz ihrem Menschenhass freien Lauf lassen, ist das Andere.

Als politischer Beobachter wundert mich die Faschisten-affine Taktik nicht. Die erste offizielle AfD-CDU-Koalition wird kommen. Die angebliche Brandmauer existiert ohnehin nicht; längst arbeiten Christdemokraten mit Rechtsradikalen auf kommunaler und Landesebene zusammen. AKK hatte noch (vergeblich) versucht, ihre braunen Ost-CDU-Verbände von einer politischen Ehe mit den verfassungsfeindlichen Faschisten abzubringen.

Merz und Linnemann hingegen begleiten die Bildung des schwarzbraunen Amalgams wohlwollend.

Als Atheist und Anhänger des evolutionären Humanismus, gerate ich aber nach wie vor ins Staunen, wenn die Spahns und Söders und Aiwangers die Abscheulichkeit ihres rassistischen Menschenbildes offenbaren. Nicht nur ihre eiskalte Mitleidslosigkeit, sondern auch drastischen Sadismus gegenüber anderen Menschen zeigen. Wer nicht die christlich-überhebliche „Wir sind besser als die“-Ideologie in sich trägt, könnte derartigen Hass gar nicht erst empfinden.

"Wir sind nicht die Krone der Schöpfung, sondern die Neandertaler von morgen". Die Giordano-Bruno-Stiftung vertritt die Position des „Evolutionären Humanismus“, die Mitte des letzten Jahrhunderts von dem bedeutenden Evolutionsbiologen und ersten Generaldirektor der UNESCO, Julian Huxley, formuliert wurde. […] Wie jeder konsequente Humanismus geht auch der Evolutionäre Humanismus von der Notwendigkeit und Möglichkeit der Verbesserung der menschlichen Lebensverhältnisse aus. Evolutionäre Humanisten treten entschieden für die Werte der Aufklärung, für kritische Rationalität, Selbstbestimmung, Freiheit und soziale Gerechtigkeit ein. Allerdings begreifen sie den Menschen nicht mehr als „Krone der Schöpfung“, sondern als unbeabsichtigtes Produkt der natürlichen Evolution, das sich nur graduell, nicht prinzipiell, von den anderen Lebensformen auf diesem „Staubkorn im Weltall“ unterscheidet.  Als Kinder der Evolution sind auch wir bloß „Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will“ (Albert Schweitzer), was sich in einem verantwortungsvolleren Umgang mit der nichtmenschlichen Tierwelt niederschlagen sollte.  Ethische Grundlage des evolutionären Humanismus ist das "Prinzip der gleichen Berücksichtigung gleichrangiger Interessen". Daher sind diskriminierende Ideologien wie Rassismus, Sexismus, Ethnozentrismus oder Speziesismus sowie sozialdarwinistische oder eugenische Konzepte [….] mit dem evolutionären Humanismus unvereinbar.

(gbs)

Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn vertritt eine diametral entgegengesetzte Ideologie.

[…..] Besonders drastische, in dieser Form vor zwei, drei Wochen noch schwer vorstellbare Worte im politischen Diskurs der CDU fand schließlich der stellvertretende Parteivorsitzende Jens Spahn in einem Podcast mit dem Portal The Pioneer vom 24. Oktober, in dem er sich für eine Absperrung der EU-Außengrenzen aussprach und sagte: "Gegebenenfalls muss man mit physischer Gewalt irreguläre Migrationsbewegungen aufhalten."  […..]

(Andreas Bernard, SZ, 25.10.2023)

Dieser offene Bösartigkeits-Überbietungskampf mit der AfD, verschafft der CDUCSU bei aller Amoralität, demoskopische Prozentpunkte; ist aber sagenhaft dumm und löst kein einziges Problem. Insbesondere weil Spahn von seinem Busenfreund und Super-Trumpist Richard Grenell gelernt hat, wie gedruckt, zu lügen.

[…..]  Und damit kommen wir zu Jens Spahn. Der Mann betätigt sich im Moment als eine Art inoffizieller Vize-Generalsekretär der Union: Er wirft immer mal bisher Unsagbares in die Debatte und schaut, was passiert. Oft sind es einfach Märchen. Etwa, als er einmal in einer Talkshow zum Besten gab , man könne bald seine Gasheizung mit Wasserstoff betreiben, den man mit der hauseigenen Fotovoltaikanlage erzeugt. Und manchmal sind es Positionen, wie sie bislang sonst nur die AfD vertritt.  […..]

(Christian Stöcker, SPON, 29.10.2023)

  


Man kann jetzt gut studieren, wie konservative Christen reden, wenn Trump oder Hitler regieren. Oder wenn sie den Eindruck haben, sie können es sich erlauben, weil die demokratische Zivilgesellschaft weidwund geschossen alles hinnimmt.

[…..] Jens Spahn formuliert die alarmistische Sentenz: "Entweder beenden die demokratischen Parteien der Mitte das Thema irreguläre Migration, oder die irreguläre Migration beendet die demokratische Mitte." Verbunden mit dieser Betonung absoluter Dringlichkeit ist die rhetorische Darstellung der flüchtenden Menschen als gesichtslose Einheit, als Masse, als reines Politikproblem. Markus Söder spricht in Braunschweig irgendwann nur noch von "dem Thema", wenn er von Migration redet; Friedrich Merz und Jens Spahn benutzen unentwegt den Begriff "Zahl": "Wir müssen schauen, dass wir bis zum Frühjahr eine signifikante Korrektur der Zahlen nach unten hinbekommen", sagt Merz. Und Spahn spricht in dem Podcast ein halbes Dutzend Mal davon, dass es nötig sei, "die Zahlen runterzubringen".[…..]

 (Andreas Bernard, SZ, 25.10.2023)

Menschenrechte oder gar Nächstenliebe schütteln SpahnMerzSöder wie ein lästiges Insekt von sich.

[…..]  Schon im Mai hatte Spahn in einer Talkshow erklärt, man müsse darüber nachdenken, »ob die Flüchtlingskonvention und die europäische Menschenrechtskonvention so noch funktionieren«. Nun ist es mit den Menschenrechten so: Sie »funktionieren« nicht, sie existieren einfach. Jedenfalls solange die Menschheit nicht in vorzivilisatorische Zeiten zurückfällt. Im Grundgesetz steht auch nicht »Die Würde des Menschen ist unantastbar (außer die Person kommt in einem Schlauchboot)«, sondern nur die erste Hälfte. In der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die kommenden Dezember 75 Jahre alt wird, gibt es keine Liste mit Ausnahmen.  […..]

(Christian Stöcker, SPON, 29.10.2023)

Das Menschenbild der CDUCSU-Herren ist ein Trumpsches – nämlich auf Rassismus basierendes. Wer nicht das Glück hat als Weißer, als Mann, am richtigen Ort geboren worden zu sein, ist für sie letztlich wertlos.

[…..] Jens Spahn sagt in dem Podcast-Interview mit seinem Stichwortgeber Gabor Steingart, das es verdient, als Dokument der politischen Verrohung genau transkribiert zu werden, einmal mit kaum unterdrücktem Hohn: "Wir sind kein Einwanderungsland. Wir sind ein Einreiseland. Man reist ein und bleibt und hat Sozialleistungen." Das sind aus dem Munde des behüteten Sohnes im Münsterland, der laut parteieigener Website "mit seinen zwei Geschwistern in bürgerlichen, ländlich geprägten Verhältnissen aufwuchs", sicher die passenden Worte für Menschen, die im Angesicht der Gefahr, im Meer zu ertrinken oder in einem Schleusertransporter zu ersticken, ihre Familie auf eigene Faust verlassen. In dem Podcast mit dem Titel "Wie geht es weiter mit der Migrationspolitik, Herr Spahn?" regt der frühere Gesundheitsminister nicht nur zur Ausübung "physischer Gewalt" gegenüber Migranten an, sondern kommt an einer Stelle (ab Minute 17:30) auch auf die vielen tödlichen Unfälle bei der Überquerung des Mittelmeers in überfüllten Schiffen zu sprechen. Nach einer weiteren Betonung, "dass wir das Thema nicht lösen, wenn wir die Zahlen nicht runterbringen", sagt er - und man achte auf jedes Wort seiner Rede -: "Das eigentliche Signal muss ja sein: Wer im Mittelmeer gerettet wird - natürlich werden die Menschen gerettet, sollen gerettet werden -, wird aber zurückgebracht an die nordafrikanische Küste. Es geht hier nicht mehr weiter." Letztlich ist diese Bemerkung so zu verstehen, dass die flüchtenden Menschen froh sein können, wenn die Politik übereinkommt, sie zumindest vor dem Tod zu bewahren.  […..]

(Andreas Bernard, SZ, 25.10.2023)

Die braune Propaganda aus AFDP, C-Parteien, Sahra Sarrazin, SPRINGER und rechten Blogs vermochte es, diese menschenfeindliche Ideologie zur Mehrheitsmeinung zu machen.

  


[…..]  Spahn hat offenbar die Festung Europa schon vor Augen, an deren Grenzzaun Gewalt als Mittel zur Selbstverteidigung legitim sein könnte. Wird dann auf alles geschossen, was sich nicht verkrümelt? Als Beatrix von Storch von der AfD vor sieben Jahren so etwas Ähnliches sagte, gab es noch solch einen Aufschrei, dass sie erst alles zurücknahm und dann erklärte, sie sei »mit der Maus ausgerutscht«. Dass ein Vertreter der Union heute im Kontext der Abwehr von unerwünschter Migration von »physischer Gewalt« spricht, sagt sehr viel über die immense Verrohung des politischen Diskurses binnen weniger Jahre.  […..]

(Christian Stöcker, SPON, 29.10.2023)

Samstag, 28. Oktober 2023

Vom Glück gläubig in Deutschland zu sein

 Als Atheist freue ich mich darüber, endlich in der Mehrheit in Deutschland zu sein. Es gibt mehr Konfessionslose als Katholiken oder Protestanten.

Und wir haben es angesichts der zutiefst menschenverachtenden sadistischen Machenschaften beider Kirchen mehr als verdient.

[…..] Auch im Jahr 2022 hat sich der generelle Trend für die römisch-katholische wie für die evangelische Kirche fortgesetzt: Nur noch 48 Prozent der Deutschen sind Mitglied einer der beiden christlichen Großkirchen, der Bevölkerungsanteil der Konfessionsfreien ist dagegen auf 44 Prozent gestiegen. Die Erosion des Glaubens schreitet weiter voran – was sich auch daran ablesen lässt, dass nur noch 6 Prozent der Bevölkerung ihren Glauben praktizieren. [….] Hatten in den vergangenen Jahren die EKD-Evangelischen einen vergleichsweise stärkeren Mitgliederrückgang zu verzeichnen, so sind es, nach 2021, auch 2022 wiederum die römischen Katholiken: Sie verlieren 708.400 Mitglieder, die EKD 625.000. [….] Summa summarum hat nun zum zweiten Mal hintereinander eine Verringerung der Kirchenmitgliederzahl um mehr als eine Million Personen (1.133.400) stattgefunden. In dieser Hinsicht stellt 2022 in der Zeitleiste der vergangenen Jahre (- 520.000 / - 663.000 / - 705.000 / - 830.000 / - 855.000 / - 1.058.000 / - 1.333.400) sogar eine neue Höchstmarke auf.   [….]

(FOWID, 25.08.2023)

Natürlich freue ich mich schon auf die Zahlen von 2023; Woelki und Co mit ihren wirkungsvollen Säkularisierungskampagnen leisten schließlich hervorragende Arbeit.

Die extrem hohen Kirchenaustrittszahlen sind im wahrsten Sinnes des Wortes „ein Glück“, da sind mit dem „World Happiness Report 2022“ korrelieren. Je weniger Kirche, desto glücklicher sind die Menschen. Angesichts religiöser Erfindungen, wie der „Erbsünde“ und des kontinuierlich oktroyierten schlechten Gewissens, eine völlig logische Konsequenz. Religion ist Unfrieden. Ein Blick auf die Nachrichtenlage aus dem Heiligen Land beweist es. Der Ursprungsort von drei Weltreligionen ist auch der kriegerischste, brutalste und sadistische Platz dieses Planeten.

Angesichts der offenkundigen Destruktivität der abrahamitischen Religionen, von denen der Katholizismus auch noch mit dem Signature Move des millionenfachen Kindesmissbrauchs beeindruckt, ist es schon erstaunlich, wie felsenfest die deutschen Parlamentarier an der Seite der Kinderfi**ersekte stehen und sie bis heute vor staatlichen Ermittlungen verschonen. Als ob ein paar Hunderttausend missbrauchte kleine Jungs eine zu vernachlässigende Petitesse wären, wegen der man nun wirklich nicht Staatsanwaltschaft und Gerichte bemühen müsste.

Anders als in den USA, GB, Holland, Frankreich, Irland oder Spanien winken die allermeisten Politiker den pädosexuellen Missbrauchsvertuschen freundlich Kusshände, ein paar Steuermilliarden und ein vielsagendes Achselzucken herüber.

Also wenn Ihr wirklich findet, es könnte irgendetwas falsch daran sein, Kinder anal zu penetrieren, zu schlagen und systematisch in den Selbstmord zu quälen, könnt Ihr das ja selbst mal untersuchen und dann auch selbst entscheiden, ob ihr Lust habt, den ein oder anderen Euro als Schmerzengeld zu zahlen.

Selbst im erzkatholischen Spanien, stören sich die Gläubigen etwas mehr an den Taten der Pädo-Sadisten in Soutane. Anders als in Deutschland, gab es in Spanien, mit halb so viel Einwohnern, eine PARLAMENTARISCHE Kommission zur Aufklärung des katholischen Kindesmissbrauchs, die 236.000 Opfer nannte.

Hochgerechnet auf Deutschland wären das 400.000 oder 500.000 oder eine Million (?) sexuell von Priestern missbrauchte Kinder in den letzten 50 Jahren. Also nichts, das von irgendeinem öffentlichen Interesse wäre. Nichts, das Justizminister oder Parteien zu irgendeiner Art Handeln animieren müsste.

[….]  Eine Untersuchung erhebt schwere Vorwürfe gegen die spanische Kirche: Hunderttausende Minderjährige könnten nach einer Schätzung missbraucht worden sein. Der verantwortliche Ombudsmann Gabilondo forderte Entschädigungen.


 

In der katholischen Kirche Spaniens sind in den vergangenen Jahrzehnten einer unabhängigen Untersuchung zufolge geschätzt mindestens 236.000 Menschen als Minderjährige sexuell missbraucht worden. Diese Schätzung basiere auf einer von einer Untersuchungskommission des Parlaments in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts GAD3, sagte der spanische Ombudsmann und Kommissionsleiter Ángel Gabilondo bei der Vorstellung des Berichts im Unterhaus des Parlaments in Madrid. Er schlug einen staatlichen Entschädigungsfonds für die Opfer vor. 0,6 Prozent aller gut 8.000 befragten Erwachsenen hätten versichert, sie seien als Kinder oder Jugendliche Opfer von Missbrauch durch einen Geistlichen in kirchlichen Einrichtungen gewesen, sagte Gabilondo. Sogar 1,13 Prozent hätten erklärt, sie seien als Minderjährige "in einem religiösen Umfeld" sexuell missbraucht worden. Damit würde sich die geschätzte Zahl der Opfer von Kindesmissbrauch per Hochrechnung auf circa 445.000 erhöhen. Die Untersuchung dauerte 15 Monate.  […..]

(Tagesschau, 27.10.2023)

Es mag für deutsche Bischöfe betrüblich sein, anders als in Südamerika oder Afrika auf stetig schrumpfende Mitgliederzahlen zu blicken. Aber dafür sind sie reicher als Gott und können als katholische Geistliche nach Herzenslust Kinder f**ken, ohne vom Staat belangt zu werden.

Freitag, 27. Oktober 2023

Wahlen haben Konsequenzen.

 So eine Riesenüberraschung ist es gar nicht. Anders, als von debilen Verschwörungstheoretikern behauptet, ist es nicht egal, wer in die Parlamente und Regierungen gewählt wird. Es sind unsere Volksvertreter, die die Macht ausüben.

Wenn man trotz aller Warnungen Hannes Loth, von der notorischen Lügen- und Hetzpartei AfD, zum Bürgermeister von Raguhn-Jeßnitz in Sachsen-Anhalt wählt, schießt man sich natürlich selbst ins Knie.

[….] Die Aufgabe als Bürgermeister scheint tatsächlich nicht so einfach zu sein, wie es sich Hannes Loth von der rechtsextremen AfD erhofft hatte. [….] Er versprach vollmundig Streichung der Kita-Gebühren ab dem ersten Kind. [….] Mit der Aussicht auf gratis Kitas und dem Verzicht auf die Erhöhung der Hundesteuer warb Loth, während er Erbsensuppe an Wahlhelfende verteilte, weil die Stadtverwaltung kein Geld für freiwillige Verpflegung übrighatte. Doch laut Süddeutsche wird der Bau der neuen Kindertagesstätte mehr kosten, als ursprünglich angenommen und er wird die Kita-Gebühren um stolze 60 Prozent erhöhen. So ziemlich das Gegenteil seiner Wahlversprechen, was für seine Wähler:innen sehr enttäuschend sein dürfte. Eines sagen, etwas anderes tun? Er wetterte auch gegen Corona-Tests – und verdiente privat nebenbei gut Geld damit.  [….]

(Annika Schnabel, 20. Oktober 2023)

Die US-Amerikaner hatten seit Jahrzehnten die Möglichkeiten für eine Partei zu stimmen, die den Waffenwahn einschränkt. Das wollen sie aber offenkundig nicht und rennen begeistert den Waffenlobbyisten hinterher. Zuletzt verschafften die Trumps waffenwahnsinnigen Republikanern 2022 eine absolute Kongressmehrheit, machten echte Schusswaffenfetischisten wie Kemp, Abbott, DeathSantis oder Sarah Sanders zu Gouverneuren.

 


Dann sollen sie aber nicht rumjammern, wenn ihre Kinder frühzeitig mit Kopfschuss in der Leichenhalle landen. Sowas kommt von sowas. Wahlen haben Konsequenzen.

Oder Bayern. Wenn man dort, wie am 08. Oktober 2023 zu zwei Dritteln Rechtspopulisten wählt, muss man sich nicht wundern, wenn man eine echte Kack-Regierung bekommt.

[….] So müde ist noch keine Staatsregierung gestartet.

Bayerns neue Staatsregierung nimmt Konturen an. Sie verheißen allerdings wenig Gutes. [….] Nun aber wurde die Zuständigkeit für Staatsforsten und Jagd Aiwangers Wirtschaftsministerium zugeschlagen. Einen sachlichen Grund dafür gibt es nicht; es ist halt schlicht so, dass sich Landwirt Aiwanger für Wild und Forst interessiert und sich deshalb schon in der Vergangenheit gerne in die Geschäfte seiner Ministerkollegin Michaela Kaniber (CSU) eingemischt hat. Es wird in Zukunft wohl kaum mehr eine Hegeschau ohne den Ehrengast und Nebenlandwirtschaftsminister Hubert Aiwanger geben. [….] So ambitionslos und müde wirkte eine Staatsregierung beim Start in die neue Legislaturperiode zuvor noch nie. [….]

(Sebastian Beck, 26.10.2023)

Wenn man nicht nur den Hitler-Fan Hubsi Aiwanger für seine antisemitischen Aktionen mit saftigen Stimmenzuwachs belohnt, sondern auch die AfD-Faschisten als stärkste Oppositionskraft in den Landtag schickt, hat das Konsequenzen für die Reputation des Bundeslandes.

[…..] Daniel Halemba hat bereits von sich reden gemacht - unter anderem, weil er mit 22 Jahren der jüngste Abgeordnete im neuen Bayerischen Landtag werden soll. Aber auch, weil gegen ihn ermittelt wird. Mittlerweile gibt es einen Haftbefehl. [….]. Dabei hat der junge Mann aus dem Stimmkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld bereits ein Problem mit der Justiz. Seit Wochen ist er im Visier der Staatsanwaltschaft, unter anderem wegen mutmaßlicher Volksverhetzung. [….] Daniel Halemba gehört der umstrittenen Burschenschaft "Teutonia Prag" in Würzburg an. Dort führte die Polizei Mitte September eine Razzia durch - und stieß in dem Anwesen auf allerhand Beweismittel. Gegen Halemba, der bei der Durchsuchung anwesend war, wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet: wegen möglicher Verwendung von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen und wegen möglicher Volksverhetzung. Auch Nachbarn sollen sich wiederholt an die Polizei gewandt haben, nachdem bei abendlichen Feiern der Burschenschaft "Sieg Heil"-Rufe zu hören gewesen seien.  […..]

(BR, 27.10.2023)

Wer eine faschistische Arsch-Partei wählt, bekommt wenig überraschend auch faschistische Ärsche ins Parlament. Sowas kommt von sowas. Wahlen haben Konsequenzen.

Donnerstag, 26. Oktober 2023

Full-MAGA-Irrsinn

 Nach Wochen des totalen Chaos im US-Kongress, haben sich die Republikaner auf eine neue Nummer Drei im Staate geeinigt. Mike Johnson, der rechtsextreme, frauenfeindliche, homophobe, ultrareligiöse Verfassungsfeind, der die Wahl von 2020 nicht zertifizieren wollte, den mordenden Mob beim Sturm auf das Kapitol unterstützt und ein glühender Trump-Fan ist.

Schlimmer geht es nicht.

Die gewählten Abgeordneten des Volkes arbeiten nun mehrheitlich daran, Verfassung und Demokratie zu zerstören, um eine Trump-Diktatur zu errichten, indem sie sich hinter einem ausgesprochenen Verschwörungstheoretiker versammeln.

Gute Nacht, Amerika. Die USA werden nun in eine sehr dunkle Phase eintreten, die sich womöglich nie mehr aufhellt.

Was das bedeutet, konnten wir heute beim 565. US-Mass Shooting des Jahres 2023 in Maine erleben. In Lewiston erschoss, wie üblich ein weißer Mann, Trump-Fan, mit einer AR15, mindestens 18 Menschen.

[…..] Bei einem Schusswaffenmassaker in einer Bowlingbahn und einer Billardkneipe kamen mindestens 18 Menschen ums Leben, 13 weitere wurden verletzt. Der mutmaßliche Schütze, ein Armeereservist aus der Gegend, tauchte in den umliegenden Wäldern unter und war an diesem Donnerstag weiter auf der Flucht, trotz großflächiger Fahndung. Laut Polizei trägt er ein halb automatisches AR-15-Gewehr mit sich. Der Amoklauf ist nach Angaben der Datenbank Gun Violence Archive  bereits die 565. US-Massenschießerei in diesem Jahr, das sind fast zwei pro Tag, ohne Aussicht auf ein Ende. Die Zahl steigt jährlich, 2018 waren es noch 335. So weitverbreitet ist das Blutvergießen, dass viele US-Medien nur noch darüber berichten, wenn besonders viele Menschen sterben – oder Kinder, wie 2022 im texanischen Uvalde . Hier finden Sie eine grafische Übersicht über die Amokläufe in den USA . […..] Als Tatverdächtigen identifizierte die Polizei am Donnerstag den 40-jährigen Robert C., einen Armeereservisten aus dem Nachbarort Bowdoin. […..] Die Website »Heavy« analysierte  C.s Profil auf der Plattform X, bevor es deaktiviert wurde. Demnach folgte er oder likte vor allem rechtskonservative Accounts, etwa von Donald Trump Jr., dem Sohn von Ex-Präsident Donald Trump, und Tucker Carlson, dem ehemaligen Fox-News-Propagandisten. So habe er einen Post geteilt, in dem sich Trump über »den unglaublichen Anstieg von trans/nonbinären Massenschützen« empörte – ein fiktiver Trend, den Trump nach dem Amoklauf einer als trans identifizierten Täterin im März dieses Jahres in Nashville politisch instrumentalisierte. Auch likete C. demzufolge einen Post des konservativen Kommentators Dinesh D’Souza, der gegen Waffenverbote polemisierte: »Autos töten mehr Menschen als Waffen.« Ähnliche Ausflüchte hört man immer wieder auch von der Waffenlobby NRA und den ihr dienlichen US-Politikern. Auch am Donnerstag war diese traurige Routine zu beobachten. Der frisch gewählte Sprecher des US-Repräsentantenhauses , der ultrakonservative Republikaner Mike Johnson, beklagte eine »dunkle Zeit in Amerika«, doch machte nicht die Verbreitung von Waffen dafür verantwortlich, sondern ein diffuses Übel: »Beten ist angemessen in Zeiten wie diesen, damit das Böse enden kann.« Viele andere beließen es bei schwammigen Appellen. […..]

(Marc Pitzke, 26.10.2023)

Natürlich, wenn die US-Amerikaner wollten, könnten sie etwas dagegen tun. Verschärfungen des Waffenrechts helfen. Als Bill Clinton 1994 so einen Bann durchsetzte, sanken die Mass Shootings um 43%. Die Republikaner beendeten den Bann halbautomatischer Waffen im Jahr 2004 und bekamen sofort die gewünschte Steigerung der tödlichen Amokläufe um 239%.

Die Demokratischen Abgeordneten und Präsident Biden setzen sich vehement für mehr Waffenkontrollgesetze ein. Aber der US-Urnenpöbel will ganz offensichtlich unbedingt noch viele tausende von Maschinengewehren zerfetzte Kinder mehr.

Ihnen reichen 40.000 Tote jährlich durch US-Schusswaffen nicht aus. Sie wollen mehr Mord und Totschlag, mehr massakrierte Jugendliche. Mehr psychisch Labile, die an jeder Ecke mit Schnellfeuerwaffen ausgestattet werden. Deswegen GOP!

Die Mike Johnson/Donald Trump-Republikaner von 2023 stehen kilometerweit rechts der GWB-Republikaner von 2004.

Sie zeigen sofort nach diesen Mass-Shootings Solidarität.

Solidarität mit den Schützen.

Solidarität mit den Waffen.

 

Stolz stecken sie sich AR15-Badges ans Revers oder tragen AR15-Krawattennadeln.

Der neue GOP-Chef Mike Johnson hingegen greift hart durch gegen Waffengewalt. Er benutzt den radikalsten Weg der Einmischung, indem er mit seinen Waffenstarrenden GOPer Kollegen im Kongress auf die Knie sinkt und betet.

Denn laut des drittmächtigsten Mannes der USA sind nur Gebete die angemessene Antwort auf die Waffengewalt.

[….] Newly minted Republican House Speaker Mike Johnson responded to the horrific mass shooting in Lewiston, Maine – at least 18 dead and 13 injured – with the standard GOP pablum: “Prayer is appropriate in a time like this, that the evil can end and this senseless violence can stop.”

In the face of mass killings that occur with almost rhythmic frequency, prayer without action is as worthless as Johnson’s words. Moments later, the new speaker had the audacity to say: “Everyone wants this to end.”  [….]

(USA TODAY, 26.10.2023)

Naja, nicht nur Gebete.

Besser sind Gebete und viel mehr Waffen für alle!

Deswegen traf sich Johnson auch sofort mit Vertreterin der Waffenlobby. Amerika braucht mehr AR-15!

While action on the House Floor is stalled, constituent groups are still meeting on the Hill.  It was great to catch up with the Women for Gun Rights representatives today to discuss the safeguarding of our Second Amendment rights.

(Speaker Mike Johnson @SpeakerJohnson, 18. Okt. 2023)

Mittwoch, 25. Oktober 2023

Mehrheitsmeinung und Expertenmeinung

 Mit Daten und Zahlen unterfütterte Aussagen gelten als seriös und eignen sich gut als journalistische Schlagzeilen, da sie viel mehr Druck auf Parteien und Politiker entfalten, als die Meinung eines Redakteurs.

[….] Eine Mehrheit von 52 Prozent der Deutschen steht einer Lieferung von "Taurus"-Marschflugkörpern an die Ukraine ablehnend gegenüber. Unter den Grünen-Anhängern ist die Zustimmung am größten, zeigt der ARD-DeutschlandTrend.   […..]

(ARD, 18.08.2023)

[….] Lange hatten die Bundesregierung und vor allem die SPD bei der Lieferung von Leopard-2-Kampfpanzern an die Ukraine gezögert. Nun ist sie beschlossen, und eine SPIEGEL-Umfrage zeigt, dass dies bei vielen Deutschen auf Zustimmung stößt. Demnach befürworten 54 Prozent die Entscheidung – 40 Prozent halten sie für »eindeutig richtig«, 14 Prozent für »eher richtig«. 37 Prozent sprechen sich allerdings gegen die Leopard-Lieferung aus. 32 Prozent sind der Ansicht, Panzer zu liefern, sei »eindeutig falsch«, 5 Prozent halten es für »eher falsch«.   [….]

(SPON, 26.01.2023)

[….]  Fast zwei Drittel der Deutschen sind gegen eine Lieferung von Kampfjets an die Ukraine. Das ergab eine Civey-Umfrage, die unserer Redaktion exklusiv vorliegt.  […..]

(Berliner Morgenpost, 19.05.2023)

[….]  In der Debatte um die Lieferung von Marschflugkörpern vom Typ Taurus hat Bundeskanzler Olaf Scholz die Mehrheit der Bundesbürger auf seiner Seite. Wie Scholz lehnen 57 Prozent der Deutschen eine Lieferung der Raketen ab. Im Vergleich zu Anfang August ist diese Mehrheit kleiner geworden: Damals sprachen sich 66 Prozent gegen eine Lieferung aus. 35 Prozent der Deutschen sind dafür, dass die Bundesrepublik der Ukraine Taurus zur Verfügung stellt. In der Umfrage Anfang August waren es 28 Prozent. [….]

(NTV, 19.09.2023)

[….] Knapp zwei Drittel der Deutschen sind laut einer ARD-Umfrage gegen die Lieferung von Kampfflugzeugen Deutschlands an die Ukraine. 64 Prozent sprechen sich laut dem am Donnerstag in Köln veröffentlichten ARD-„Deutschlandtrend“ dagegen aus, 28 Prozent dafür. Insgesamt bewerteten 43 Prozent die derzeitige Unterstützung der Ukraine mit Waffen als angemessen, hieß es. Mehr als einem Drittel (37 Prozent) gehe sie allerdings zu weit, 14 Prozent nicht weit genug.   [….]

(RND, 01.06.2023)

[….] Eine Mehrheit der Menschen in Deutschland ist der Auffassung, dass die deutschen Waffenlieferungen in die Ukraine eine Kriegsbeteiligung bedeuten. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur stimmen 51 Prozent der Befragten dieser Einschätzung zu, nur 37 Prozent sehen das nicht so.   [….]

(Tagesspiegel, 25.02.2023)

Die Vielzahl der Artikel über Umfragen zu speziellen Waffensystemen zeigt Hilflosigkeit der Redaktionen. Solche Meldungen sind viel schneller zu erstellen, als durch investigative Recherche erstellte Analysen der Situation. Denn es ist sehr aufwändig und gefährlich, zutreffende Informationen über den Kriegsverlauf, Opferzahlen und militärische Strategien zu erhalten. Civey- oder YouGov-Umfragen hingegen werden heute weitgehend online erhoben, sind billig. Schon lange muss dafür nicht mehr, wie zu Noelle-Neumanns Zeiten, ein Heer von Interviewern an Haustüren klingeln. Das erledigt man alles mit ein paar Klicks.

Der Seriosität ist das recht abträglich. Aber selbst wenn man wissenschaftlich exakt bis auf die Nachkommastelle bestimmen könnte, wie viele Deutsche Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine liefern wollen, hätte diese Zahl kaum eine Bedeutung. Die Mehrheit bestimmt zwar die Sitzvergabe in den Parlamenten, verfügt aber nicht zwingend über Sachkompetenz bei Themen für Nahostexperten, Virologen oder Militäranalysten.

90% derjenigen, die bei Civey „Taurus-Marschflugkörper liefern“ JA oder NEIN antworten werden noch nie zuvor davon gehört haben. 99% werden nicht genau erklären können, was ein „Taurus“ ist, 99,9% werden nicht wissen, über wie viele Taurus die Bundeswehr verfügt.

Französische Journalisten bestaunen die öffentlichen Diskussionen über spezielle Waffensysteme in Deutschland. Das sei kein Thema in Frankreich, welches detailliert im Volk besprochen würde, sondern werde von der Regierung zusammen mit den Militärs entschieden.

Richtig so!

Wenn DER SPIEGEL oder RND-Periodika Meinungsumfragen zu Taurus- oder Marder-Lieferungen erstellen lassen, sollten sie nur diejenigen abstimmen lassen, die den Frontverlauf in der Ukraine sehr gut kennen, einen genauen Überblick über die derzeitigen Bundeswehrbestände haben, sich genau mit komplexer Waffentechnik auskennen und zudem aufsagen können, welche Waffensysteme der zweitgrößte militärische Unterstützer der Ukraine – nämlich Deutschland – bisher geliefert hat.

Das ist übrigens kein Geheimwissen – mit ganz wenigen Klicks kann man eine genaue Auflistung der Bundesregierung über die bilaterale Militärhilfe in Höhe von insgesamt 24 Milliarden Euro im Netz ansehen.

Ich bezweifele aber sehr stark, daß viele derjenigen, die sich in Umfragen Pro oder Contra Taurus aussprachen, das getan haben.

[…..] Gelieferte militärische Unterstützungsleistungen:

(Änderungen im Vergleich zur Vorwoche in fett)

Gepanzerte Gefechtsfahrzeuge

46 Mehrzweckfahrzeuge mit Kette Bandvagn 206 (BV206)*

Zubehör Funkgeräte LEOPARD

60 Schützenpanzer MARDER mit Munition (aus Bundeswehr- und Industriebeständen*)

20 Kampfpanzer LEOPARD 1 A5*

138 MG3 für LEOPARD 2, MARDER und DACHS

Munition für Kampfpanzer LEOPARD 1*

18 Kampfpanzer LEOPARD 2 A6 mit Munition (deutscher Anteil am gemeinsamen Projekt mit weiteren LEOPARD 2 Nutzerstaaten)

50 Allschutz-Transport-Fahrzeuge DINGO

54 M113 gepanzerte Truppentransporter mit je 2 MG* (Systeme aus Dänemark, Umrüstung durch Deutschland finanziert)

Ersatzteile für LEOPARD 2 und MARDER

Luftverteidigung

49 Flakpanzer GEPARD (zuvor: 46)

86.122 Schuss Flakpanzermunition GEPARD (aus Bundeswehr- und Industriebeständen*)

3 Luftraumüberwachungsradare TRML-4D*

PATRIOT Flugkörper

2 Startgeräte IRIS-T SLS*

2 PATRIOT Startgeräte

2 Luftverteidigungssysteme IRIS-T SLM*

Flugkörper IRIS-T SLM*

Luftverteidigungssystem PATRIOT mit Ersatzteilen

4.000 Schuss Flakpanzerübungsmunition

500 Fliegerabwehrraketen STINGER

2.700 Fliegerfäuste STRELA 

Artillerie

20.872 Schuss 155mm Nebel-/Leuchtmunition (zuvor: 17.000)

18.510 Schuss 155 mm Artilleriemunition

2 Radhaubitzen Zuzana 2* (Projekt gemeinsam finanziert mit Dänemark und Norwegen)

155mm Präzisionsmunition* (SMArt, VULCANO)

5 Mehrfachraketenwerfer MARS II mit Munition (deutscher Anteil am gemeinsamem Projekt mit den USA und Großbritannien)

Munition für Mehrfachraketenwerfer MARS II

14 Panzerhaubitzen 2000 mit Ersatzteilen (deutscher Anteil am gemeinsamen Projekt mit den Niederlanden)

20 Raketenwerfer 70mm auf Pick-up trucks mit Raketen*

Artillerieortungsradar COBRA*

10 Laserzielbeleuchter und tragbare Feuerleitmodule für VULCANO Artilleriemunition* […..]

(Bundesregierung, Oktober 2023)

Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus einer viel längeren Liste.

Es gehört sicher nicht zur zwingend erforderlichen Allgemeinbildung, eine genaue Vorstellung von all diesen Waffensystemen zu haben.

Aber dementsprechend irrelevant sind auch die Ansichten von Fritze Meier, der gelangweilt nach dem abendlichen Masturbieren vorm Löschen des Browserverlaufs noch ein paar Klicks bei einer Facebook-Umfrage setzt.

Selbst wenn man sich mit all diesen Waffengattungen genau auskennt und eine genaue Vorstellung von der Bundeswehrausrüstung hat, kann man wie Gaga-General Vad dennoch spektakulär irren.

(…..) Brigadegeneral a. D. Erich Emmerich Hugo Vad (*1957) war von 2006 bis 2013 Gruppenleiter im Bundeskanzleramt, Sekretär des Bundessicherheitsrates und militärpolitischer Berater der Bundeskanzlerin Merkel. Vad, der 2023 zusammen mit den beiden militärischen Genies Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht auftritt, verfügt über die mir fehlende Expertise und war seit Beginn der Kampfhandlungen in der Ukraine Dauergast in TV-Formaten zum Krieg.

Das Bemerkenswerte and dem Kanzler-Fachmann für den Krieg ist seine Fähigkeit, sich immer nur zu irren und bei jeder militärischen Prognose Unrecht zu haben.

[….] Während andere, die später General wurden, ein Bataillon oder eine Brigade führten, wurde Vad Referent in der Arbeitsgruppe Verteidigung und Sicherheit der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag. Statt seine Truppen durch Nato-Übungen oder im Afghanistan-Einsatz zu führen, beugte er sich über Konzeptionen und Einschätzungen für Christian Schmidt, den damaligen christlichsozialen Vorsitzenden der Arbeitsgruppe Verteidigung in der Union. Das war zu Beginn der nuller Jahre. Vad war damals Mitglied der CDU. «Herr Oberstleutnant Dr. Vad leistete in den Jahren in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion eine nicht zu beanstandende Arbeit, die in konstruktiver Zuarbeit bestand», schrieb Christian Schmidt der NZZ vor einigen Tagen aus Sarajevo. Schmidt arbeitet dort seit einem Jahr als Hoher Repräsentant für Bosnien und Herzegowina. Nach ihrem Wahlsieg 2005 suchte Angela Merkel jemanden, der sich mit Militärpolitik auskannte. Sie holte Vad ins Kanzleramt. [….] In der Sendung von Maybrit Illner sass Vad mit Wirtschaftsminister Robert Habeck und dem ehemaligen Aussenminister Sigmar Gabriel in einer Runde. Illner befragte ihn, als sei Vad Deutschlands fähigster General. [….] Vad sagte: «Ich denke, Putin wird diesen Krieg gewinnen, weil die russischen Streitkräfte modern sind, gut ausgestattet sind. Militärhilfe jetzt noch zu leisten, bringt nichts mehr. Militärisch gesehen, ist die Sache gelaufen. Meine Bewertung ist, dass es nur um ein paar Tage gehen wird und um nicht mehr.»  Mit dieser Einschätzung war er in Deutschland nicht allein. Sie war der Auftakt zu einer Tour durch die Talkshows und Nachrichtensendungen. Schon bei Illner sprach Vad von Dingen, die er als jemand, der neun Jahre ausser Diensten und über die Lage in der Ukraine kaum im Bilde war, nicht profund einschätzen konnte. Die ukrainischen Streitkräfte hätten veraltetes Gerät, sagte er zum Beispiel. Dabei verfügten sie etwa über moderne amerikanische Panzerabwehrraketen.  [….]

(NZZ, 19.03.2023)

Statt mich daran zu erfreuen, daß Militärexperten genauso verblödete Prognosen stellen, wie ich als Laie, frage ich mich allerdings inzwischen, wie irgendjemand im 21. Jahrhundert immer noch denken kann, Invasoren mit enorm überlegenen Armeen könnten „nach Papierform“ Kriege gegen schwächere Länder gewinnen.(….)

(Kriegsplanung im Sandkasten, 21.05.2023)

84 Millionen Bundestrainer schaden nicht. 84 Millionen Epidemiologen, Militärexperten und Nahostkenner aber schon. Sogar Deutschlands intelligentes Mega-Genie Richard David Precht landet bei seinen Prognosen zu Pandemie oder Ukrainekrieg kontinuierlich mediale Bauchklatscher.

[….] Aber welche Rolle spielt eigentlich die öffentliche Meinung für das Handeln der Bundesregierung? Jüngst machte eine Journalistin des Deutschlandfunks die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), darauf aufmerksam, dass laut einer Umfrage 52 Prozent der Deutschen gegen die Lieferung von „Taurus“-Marschflugkörpern seien und nur 36 Prozent dafür. Die Politikerin konterte mit einem Walter-Scheel-Zitat, es sei nicht die Aufgabe eines Politikers, das Populäre zu tun, sondern das Richtige (und es populär zu machen). Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) ist letztes Jahr mit einer ähnlichen Äußerung hervorgetreten, indem sie der Ukraine Unterstützung zugesichert hat, „ganz egal, was meine deutschen Wähler denken“. Immer wieder meinen Politiker und Politikerinnen der Ampelregierung ganz im Sinne des Walter-Scheel-Zitats, die Kritik an ihrer Politik bedeute, dass sie einfach nur besser erklärt werden müsse. Es kann bei der Komplexität der gesellschaftlichen Prozesse natürlich nicht sein, dass die Politik immer einer Umfragemehrheit folgt. Es gibt nicht ohne Grund Tausende von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mit ihrem Knowhow dafür sorgen sollen, dass die Folgen des Handelns von Regierung und Abgeordneten richtig eingeschätzt und widersprüchliche Ziele miteinander vereinbart werden.  [….]

(FR, 06.10.2023)

Natürlich, es gibt auch Themen, bei denen eine Mehrheit des Bundesbürger gegen die Positionen aller Parteien steht und ich ebenfalls dieser Mehrheit gegen den Bundestag angehöre – besonders schmerzt mich der Fall Sterbehilfe – aber das sind keine hochspeziellen Detailfragen.

Bei den exportierten militärischen Tötungsmethoden vertrete ich eine unpopuläre Meinung: Das wird Olaf Scholz besser beurteilen können, als ich, weil er dafür kontinuierlich mit Experteninformationen gebrieft wird. Und weil er kein Populist à la Merz oder Spahn ist, der das fordert, was gerade populär ist.

[….] Nein heißt Nein [….] Taurus-Marschflugkörper. An der Haltung von Scholz habe sich nichts geändert, heißt es aus dem Kanzleramt. Auch nicht, nachdem nun bekannt wurde, dass die USA der Ukraine rund 20 ATACMS-Raketen geschickt haben, allerdings in einer Version, die an Reichweite und Zerstörungskraft nicht ganz mit Taurus vergleichbar ist.  [….]

(SZ, 24.10.2023)