Über den Einfallsreichtum der Macher vom SZ-Magazin kann
ich nur staunen.
Fast jede Woche stehe ich vor dem Problem, das Heftchen nach dem Lesen nicht wegwerfen zu wollen, weil dort so erkenntnisreichen Reportagen oder Interviews oder Bilderstrecken enthalten waren, daß ich meine, ich müßte es für immer aufheben.
In der aktuellen Ausgabe, Nr. 42, vom 20.10.2023, gab es die schöne Idee zu einem Doppelinterview mit den beiden Lebenssucherinnen Boetius und Poppenhäger.
[…..] Antje Boetius, Jahrgang 1967, ist Tiefseeforscherin und Direktorin am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. 2019 wurde sie für ihre Arbeit mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Auf Expeditionen nimmt sie stets ein paar hohe Schuhe mit – »falls wir Zeit finden für eine Feier«.
Katja Poppenhäger, Jahrgang 1980, leitet die Abteilung »Sternphysik und Exoplaneten« am Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam und ist Professorin an der Universität Potsdam. Sie untersucht Planeten außerhalb unseres Sonnensystems und deren Atmosphären. Poppenhäger ist Mutter einer sechsjährigen Tochter und leidenschaftliche Schwertkämpferin. [….]
(SZ-Magazin Nr. 42, 20.10.2023)
Wenn man zwei Spitzenforscherinnen nach ihren Erkenntnissen zur Natur des Lebens, der Entstehung von Leben und der Möglichkeit von Leben an sich befragt, mag die Frage nach Religiosität naheliegend sein. Die Antwort kann aber kaum überraschen, da beide sehr klug und gebildet sind. Das verträgt sich nicht mit Religion.
[…..] Ist eine von Ihnen religiös?
Poppenhäger: Mit Überirdischem kriegt man mich nicht. Ich glaube fest daran, dass alle Dinge wissenschaftlich zu erklären sind.
Boetius: Religion ist institutionalisiert, und keine passt für mich. [….]
(SZ-Magazin Nr. 42, 20.10.2023)
Einige weitere existenzielle Fragen beantworten die Forscherinnen nüchtern und erfreulich eindeutig.
Gibt es Leben auf anderen Planeten?
Mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit Ja! Es gibt einfach zu viele Möglichkeiten; unendlich viele Planeten mit erdähnlichen Bedingungen.
[…..] Poppenhäger: Ich bin mir sicher, dass es Leben gibt im All. Allein in der Milchstraße wissen wir von hundert Milliarden Sternen – und jeder davon hat im Schnitt mindestens einen Planeten. Wir können hochrechnen, wie viele es insgesamt geben muss, die den richtigen Abstand zu ihrem Stern haben und dadurch die richtige Temperatur für flüssiges Wasser. Es ist dann nur noch eine Frage von Statistik.
Boetius: Inzwischen weiß man, dass es alle Bausteine des Lebens auch im All gibt. Sie müssten nur einen Ort gefunden haben, an dem sie ähnlich wie auf der Erde unter geschützten Bedingungen über einen langen Zeitraum miteinander reagieren konnten.
SZ: Was fühlen Sie bei dem Gedanken, dass es irgendwo da draußen höheres Leben geben könnte?
Poppenhäger: Mich macht das froh. Irgendwo in unserer Galaxie gibt es andere Planeten, auf denen sich gerade erstes Leben entwickelt. Ich halte es sogar für ziemlich wahrscheinlich, dass wir einen davon in den nächsten Jahrzehnten finden werden. [….]
(SZ-Magazin Nr. 42, 20.10.2023)
Werden wir in Kontakt mit außerirdischen Lebensformen treten, so wie es in zahllosen Science Fiction-Filmen suggeriert wird?
Mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit Nein! Das verhindert schon der Faktor Zeit.
[…..] Poppenhäger: Die Zeiträume im Weltall sind einfach extrem lang. Wir Menschen sind seit hundert Jahren in der Lage, Radiowellen zu nutzen. Unser Sonnensystem ist aber etwa fünfzig Millionen Mal älter. Dass ein anderer Planet in unserer Nähe nicht nur Leben beherbergt, sondern sich dieses Leben gerade in der Phase befindet, in der es Zeichen ins All funken kann, ist unglaublich unwahrscheinlich. [….]
(SZ-Magazin Nr. 42, 20.10.2023)
Wird der Mensch eines Tages wie Captain Kirk durchs All zu anderen Sternensystemen reisen, um andere Welten zu sehen?
Mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit Nein! Das verhindert schon der Faktor Raum.
[…..] Frau Poppenhäger, falls die Erde unbewohnbar wird, siedeln wir einfach auf einen Exoplaneten um, oder?
Poppenhäger: Das können wir leider vergessen, dafür sind die Abstände im Weltall zu groß. Das Licht des nächstgelegenen Sterns zu unserer Sonne braucht allein drei Jahre, bis es bei uns ankommt. [….]
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