Freitag, 30. Juni 2017

Glaubwürdigkeit und so

Nur noch sechs Tage bis Putin, Erdoğan und Trump in meiner Stadt einfallen. Ganz schön was los hier, 11 Polizeihubschrauber kreisen die ganze Nacht über mir, weil die ortsfremden Piloten üben müssen über einer dunklen fremden Stadt zu fliegen (Hamburgs Polizei hat nur zwei eigene Libellen).
Der Verkehr kommt jetzt schon zum Erliegen.

Einen G20-Gipfel in einer Stadt wie Hamburg, die keine breiten Alleen hat, auf einem Areal unmittelbar der extremsten linksautonomen Szene Deutschlands durchzuführen, ist, nun ja, nicht schlau.

Bis auf die 300 Berliner Polizisten, die öffentlich „gebumst haben“ und daher zurück geschickt wurden, sind die Beamten, die das Megatreffen schützen müssen, nicht erfreut.
Einer macht seinem Ärger in einem offenen Brief Luft.

[…..]  Ich bin Ende 30 und Polizeibeamter. Ich versehe meinen Dienst derzeit auf einem Stadtrevier im Streifendienst, vorher habe ich einige Zeit in der Bereitschaftspolizei meines Bundeslandes den Dienst versehen. Mittlerweile bin ich seit über 15 Jahren bei der Polizei.
[…..]     Der von Ihnen geplante G20 setzt all diesen Dingen jedoch die Krone auf. Allein die Kosten, die vermutlich erst nach dem Gipfel abzusehen sein werden, sind eine einzige Frechheit. Soll allein die GeSa (Gefangenensammelstelle) tatsächlich über vier Millionen Euro kosten? Ihr Ernst?
    Ich lade Sie gern ein, wenn Sie noch einen Programmpunkt zwischen teurem Essen und Konzertbesuch frei haben, mal eine Schicht im Streifendienst zu begleiten. Schauen sie sich gern Familien am Rande der Gesellschaft an, die wir in polizeilichen Einsätzen oft erleben.
    Die Menschen, die ohne Obdach auf der Straße (er)frieren, oder die, die sich beim Discounter um die Ecke eine Packung Toastbrot und Käse klauen, um den Kindern Brote für die Schule zu machen. Ist es tatsächlich ihr Ernst, solche Schicksale tagtäglich zu dulden, um an zwei Tagen Milliarden von Euro für Ihr belangloses Stelldichein zu verschwenden, die in unseren sozialen Systemen besser angelegt wären?
[…..]     Wie gut könnte man das Geld in den Pflegeeinrichtungen oder in der Flüchtlingsarbeit gebrauchen? Ich will jetzt nicht die ganz große Keule schwingen, aber bedenken sie bei Ihren teuren Gängemenüs, dass täglich durchschnittlich 40.000 Kinder in Entwicklungsländern verhungern. […..]     Eine komplette Stadt wird lahmgelegt, damit Sie, liebe Staatschefs, Ihre Partner und Freunde, drei schöne Tage in der Hansestadt Hamburg verbringen. In meiner Ausbildung habe ich mal etwas über “Erforderlichkeit” und “Verhältnismäßigkeit” gelernt, nach deren Vorhandensein polizeiliche Maßnahmen geprüft werden sollen.
[…..]     Wir wissen doch alle, dass Ihr Milliardenschwerer Ausflug keinen Konflikt der Welt entschärfen, keine Hungerkrise lösen und kein Heilmittel für eine tödliche Krankheit liefern wird. Nach diesem katastrophalen G7, auf dem nicht ein Problem wirklich angegangen wurde, von dem lediglich Nachrichten über verschärfte Töne und zu fest geschüttelte Hände geblieben sind. [….]

Für mich ist es schwer in das „Gipfel bitte nicht in Hamburg“-Lamento einzustimmen, da ich ja nun einmal selbst Hamburger bin und es doch zu sehr nach dem St. Florians-Prinzip aussähe.

Ich bin nicht grundsätzlich gegen Gipfel. Sie müssen irgendwo stattfinden. Aber natürlich kann in dieser superkurzen Zeit – 48 Stunden für 10.000 Gesprächspartner – nichts Sinnvolles daraus resultieren.

Da man aber, wieder einmal, nicht auf mich hört, ist der Hamburger G20 so wie er ist.
Einer, der brasilianische Präsident Temer, ist schon abgesprungen.
Es bleiben also nur noch rund 9.999 Teilnehmer, 30.000 Polizisten und erwartete 200.000 Gegendemonstranten.

Mit dem Beifall aller Bundestagsparteien erteilte die GroKo-Bundesregierung Erdoğan Redeverbot in Deutschland. Noch einer eingenordet.

Der Türkische Staatschef ist allerdings ein moderner Liberaler verglichen mit dem steinzeitlichen Massenhinrichter König Salman, der mal eben den Rest der Welt dazu zwingen will den Journalismus im Nahen Osten abzuschaffen und der viel zu reich ist, als daß irgendein Westler ihm widerspräche.


Aber, kein Problem, Salman ist unser Freund.

Worüber Merkel mit ihm reden will?

Stabilität, Klima, Wirtschaft, Nachhaltigkeit!

[…..] Seit Beginn der G20-Treffen im Kreis der Staats- und Regierungschefs setzt sich Deutschland dafür ein, dass der Dialog über den Klimaschutz und über die Herausforderungen einer nachhaltigen und umweltverträglichen Entwicklung fest auf der G20-Agenda etabliert ist.
Das Ziel ist, dass die G20 positive Impulse für die im UN-Rahmen laufenden Verhandlungen gibt. Auf dem G20-Gipfel in Antalya im November 2015 bekannte sich die G20 zu langfristigem Klimaschutz und Einhaltung des Zwei-Grad-Ziels als Signal für die unmittelbar bevorstehende COP21 in Paris. Sie bekräftige den Willen der G20 zum Abschluss eines ambitionierten, dauerhaften, dynamischen und rechtsverbindlichen Weltklimaabkommens. [….]

[….] Die G20 setzt sich zudem dafür ein, die wirtschaftliche Teilhabe von Frauen zu stärken. So einigte sich die G20 auf das Ziel, die Erwerbsbeteiligung von Frauen zu verbessern und den noch bestehenden Unterschied zwischen Männern und Frauen bei der Erwerbsbeteiligung bis 2025 um 25 Prozent zu verringern. [….]

Klima, Nachhaltigkeit, Teilhabe von Frauen.
Dafür setzt König Salman, der ganz allein Hamburgs prächtigstes und edelstes Hotel, das Vier Jahreszeiten, okkupiert, wirklich Zeichen.
Der Mann ist bescheiden.

[…..]  Die haben in Hamburg 400 Zimmer gemietet, davon 160 bei uns. Der König und sein innerer Zirkel werden bei uns wohnen. […..] Wir haben eine ganz normale Kalkulation durchgeführt und unsere normalen Raten berechnet - angesichts des Gipfels sind das natürlich die Höchstraten des gesetzten Preisgefüges. […..] Der König hat einen exzellent arbeitenden Reisestab. Die waren jetzt schon mehrmals im Vorfeld des Gipfels hier, haben alle Suiten und Zimmer fotografiert, Fluchtwege inspiziert und alle nötigen baulichen Veränderungen mit uns geplant. […..] Etliche der Gäste haben Sonderwünsche, etwa, was die Badezimmertechnik angeht. In der Suite des Königs montieren wir temporär Panzerglas vor die Fenster. Ein paar Wände mussten umgesetzt werden. Und für den König ist auch unsere Royal Suite im Grunde viel zu klein - der braucht große Empfangsräume. Unsere Festsäle haben in etwa das Format königlicher Wohnzimmer und werden mit Sofas und anderen Möbeln für die Zeit seines Aufenthalts zu Lounges und Wohnbereichen umgebaut. Dort wird auch der Thron stehen, den der König mitbringen wird.
[…..]  Der König bringt […..] seine eigenen Köche mit. […..]
Und da sind auch Spezialisten dabei: Leute, die nur Tee kochen, andere, die nur für das Obst zuständig sind. [….]

Salman kommt auch nicht bloß mit popeligen zwei Boeing-Jumbojets wie Donald Trump, sondern gleich mit sechs Jumbos – eben das nötigste Gepäck für zwei Tage.

Ja, Frau Merkel, wenn man die Gäste so anreisen lässt, werden die Themen „Nachhaltigkeit, Entwicklungshilfe und Klimaschutz“ umso glaubwürdiger.
Denn so geht umweltschonendes Reisen!

[….] Seit er sie hat, verreist er nicht mehr ohne: Eine goldfarbene transportable Rolltreppe ist das neueste Reise-Accessoire des saudischen Königs Salman. Das klappbare Gerät made in Germany wird auch in Hamburg zu sehen sein, wenn Seine greise Majestät (81) den Flieger verlässt. Den letzten Meter schwebt er mit einem Lift zu Boden. […..]
Außerdem traditionell im Reisegepäck: die eigenen Limousinen – zur Asienreise in diesem Februar etwa zwei Mercedes S-Klassen. Und Kamele. Auch für den Besuch beim G20-Gipfel wird der Monarch mehrere Kamele einfliegen. Platz genug ist ja, wenn man mit sechs Boeings anreist. Die Wüstenschiffe spenden die für ein saudisches Frühstück benötigte magere Milch. In der Ferne soll eben alles genauso schmecken wie daheim, da unterscheidet ein Herrscher sich nicht vom Pauschal-Touri. Darum auch 30 tiefgefrorene Lämmer, die die Hofköche in der Hotelküche des „Vier Jahreszeiten“ grillen sollen.  [….]

Donnerstag, 29. Juni 2017

Trump im Blutrausch

Leicht aussprechen kann unsereins diese konsonantenreichen polnischen Namen nicht.
Vor vier Wochen starb der legendäre US-Sicherheitspolitiker Zbigniew Kazimierz Brzeziński (1928-2017), der als Chefberater der Präsidenten Johnson und Carter so eine Art Henry Kissinger auf demokratisch war.
Als ungeheuer einflussreicher Politikwissenschaftler mischte er in der internationalen intellektuellen Szene bis zum Schluß mit, besuchte noch dieses Jahr als gefragtes Orakel die Münchner Sicherheitskonferenz.

Seinen Namen wird man so schnell nicht vergessen; unter anderem auch deswegen, weil seine Tochter Mika Brzezinski (*1967) auf MSNBC die tägliche Fernsehsendung „Morning Joe“ zusammen mit dem früheren republikanischen Politiker Joe Scarborough moderiert.

Brzezinski und Scarborough hatten schon lange vor dem Ausraster Brian Karems gegenüber der Superlügnerin Sarah Huckabee-Sanders genug von den unverschämten Hetztiraden des Weißen Hauses.


Cheflügnerin Kellyanne Conway wollten die Morning-Joe Moderatoren im Februar gar nicht mehr einladen, weil sie sowieso nie die Wahrheit sage.

‘Morning Joe’ host says Kellyanne Conway was banned because ‘everything she said was disproven’
(Cleve R. Wootson Jr., WP, February 22, 2017)

Inzwischen war Conway doch wieder in der Show und natürlich führte es zu einem weiteren Skandal, da Mika Brzezinski anschließend durchblicken ließ, Conway hasse inzwischen Trump; selbst ihre ginge das ständige Rechtfertigen der Trump-Hetztiraden und Lügen auf die Nerven. Wenn sie Trump spreche, benötige sie anschließend eine Dusche.

[…..] ‘Morning Joe’ Hosts: Conway Said She Needed a Shower After Speaking for Trump. [….]

Schwer vorstellbar, daß bei Conway Duschen noch ausreicht, aber immerhin nachvollziehbar wie sehr sie ihr Renommee-Verlust ärgern wird.

Als Sprecher für Trump muß jeder sich selbst um den letzten Funken Glaubwürdigkeit bringen und endet als tragische Witzfigur wie Sean Spicer.

Nachdem kürzlich „on air“ verkündete Trump lüge jeden Tag und zerstöre das Land – was eine zweifellos völlig zutreffende Darstellung ist. Rastete Trump mal wieder völlig aus.

 […..] Hauptziel von Trumps Verachtung wurde die Fernsehmoderatorin Mika Brzezinski, die den Präsidenten in einer Morgensendung scharf kritisiert hatte. Sie hielt ihm unter anderem vor, per Twitter über das äußere Erscheinungsbild von Menschen herzuziehen, "jeden Tag zu lügen", die Autorität seiner Mitarbeiter zu untergraben und sie als Bauernopfer zu missbrauchen.
Wenig später verunglimpfte Trump die Journalistin als die "verrückte Mika mit dem niedrigen IQ". Trump höhnte auch, Brzezinski habe vor einigen Monaten bei einem Besuch in seinem Golfclub Mar-a-Lago als Folge einer Schönheits-OP "schlimm" im Gesicht geblutet. Ihren Ko-Moderatoren und Partner Joe Scarborough beschimpfte der Präsident als "Psycho Joe". [….]


Dazu fällt mir nur das Wort ein: Fatigue.
Wäre noch irgendetwas normal in Amerika, müßte ein Präsident nach solchen Tiraden zurücktreten.
Auch in den US-Medien ist  - mal wieder – die Rede von „überschrittenen roten Linien“. Shocking assault on Brzezinski nennen es die CNN-Kollegen.
Allein, das Land ist so verkommen, daß Trump sich alles erlauben kann. Vermutlich könnte er tatsächlich in NY einem Passanten grundlos in den Kopf schießen und käme damit durch.

Für den Moment ist es natürlich amüsant zu hören, wie sich beispielsweise die Republikanerin Ana Navarro echauffiert. Der „disgusting dude“ solle aufhören zu twittern, sich nicht mehr wie ein gemeines Mädchen benehmen und sich endlich ein Hobby suchen.



Höchst erstaunlich, Kellyanne Conway gibt den Spicer und versteckt sich metaphorisch gesprochen in den Büschen.

[….] Even Kellyanne Conway has NO defense for President Trump's verbal attack on Mika Brzezinski ... because she tried every possible tactic to avoid the topic.
We got Trump's Counselor Thursday morning on Capitol Hill -- just a few hours after his brutal tweets about Mika. We barely got the question out when she launched into every pivot in her arsenal. [….]

Konsequenzen wird es weiterhin nicht geben. Trump hat weiterhin zig Millionen treue Fans, House und Senat stehen hinter ihm. Eine ganze Armada von ultrarechten Medien lobt und preist ihn weiterhin.

Der Typ, der in acht Tagen nur wenige hundert Meter von mir entfern nächtigen wird, hat in medialem Drachenblut gebadet.

Homoparty – Teil II

Vorwort:

Gestern Abend fiel mein Internet aus; daher war ich 14 Stunden zwangs-offline. Daher dieses verspätete Posting.
Nach der üblichen Zweit in der Service-Warteschleife sagte man mir, ich riefe außerhalb der Geschäftszeiten an und möge bitte inzwischen den Online-Service nutzen. Es sei „wenig zweckmäßig“ weiter in der Service-Hotline zu bleiben. Danke O2!

Den politischen Aspekt der Homo-Entwicklungen hatte ich gestern abgefrühstückt.
Nun muß ich noch einmal auf das Thema zurückkommen, um den komödiantischen Aspekt zu würdigen.

Da sind einerseits die rechtsradikal-völkischen Religioten des Schlages Beverfoerde oder Gersdorff, die sich heute in den sozialen Medien auskotzen und zur großen allgemeinen Belustigung beitragen.


Das sind keine schlechten Witzbolde, die jetzt vor der Eheerweiterung auf Mensch und Tier warnen.
Das haben wir schließlich erlebt in den 28 Jahren seit Dänemark die gleichgeschlechtliche Ehe legalisierte.
Kein Mann will mehr eine Frau heiraten und so tauschen sie lieber die Ringe mit Wellensittich und Goldfisch.

Gott findet es auch gar nicht witzig und heizt der Erde schon mal ordentlich ein.
Seine unfehlbaren Stellvertreter sehen bereits das Ende der Welt kommen. Und wir sollten auf sie hören, denn Päpste haben immer Recht.

Mit messerscharfem Durchblick erkannte Papst Ratzi beispielsweise bei seiner großen Afrika-Reise von 2010 die Ursache für die Aids-Katastrophe und das Millionenfache Sterben am HI-Virus, welches sein lieber Gott über die Kinder, Frauen und Männer des ärmsten Kontinents brachte:

[…..] "Man kann das Aids-Problem nicht durch die Verteilung von Kondomen regeln", erklärte Benedikt an Bord seines Flugzeugs auf dem Weg nach Kamerun. "Ihre Benutzung verschlimmert vielmehr das Problem", behauptete der Papst. Die Lösung liege vielmehr in einem "spirituellen und menschlichen Erwachen" und der "Freundschaft für die Leidenden". [….]

Ja, das klingt logisch. Nur durch ein Kondomverbot kann man die AIDS-Epidemie in Afrika aufhalten.

[…..] Katholische Kirche warnt vor Ehe für alle!
Überstürzt und nicht mit dem christlichen Verständnis vereinbar: Die Deutsche Bischofskonferenz hat sich gegen gesetzliche Ehen zwischen Homosexuellen ausgesprochen - die "Weitergabe von Leben" sei gefährdet.
Die katholische Kirche hat starke Vorbehalte gegen die geplante Ehe für alle. Für die Deutsche Bischofskonferenz sei die Ehe "die Lebens- und Liebesgemeinschaft von Frau und Mann als prinzipiell lebenslange Verbindung mit der grundsätzlichen Offenheit für die Weitergabe von Leben", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. [….]

Ja, das klingt logisch. Wenn die verkommene Bundesregierung nicht die armen Männer zur Homo-Ehe zwingen würde, könnten sie jetzt Frauen schwängern und LEBEN WEITERGEBEN! Bekanntlich hängt die sexuelle Orientierung ja von der Rechtslage ab. Gäbe es keine gleichgeschlechtliche Verpartnerung, fände augenblicklich eine Metamorphose aller Lesben und Schwulen zur Heterosexualität statt. Sie würden einander heiraten, die teuflischen Kondome wegwerfen und endlich wieder mehr Kinder machen.

Papst Benedikt XVI:. Homo-Ehe "bedroht die Zukunft der Menschheit."
(Die Welt, 09.01.2012)
 
Ja, das klingt logisch. Aber nach Merkels Umfall stirbt die Menschheit aus - man erkennt das ja schon seit einem halben Jahrhundert an der dramatischen Unterbevölkerung der Welt seit die Homos nicht mehr verbrannt werden.

Ich verstehe, daß Spitzenpolitiker wie Andrea Nahles, Wolfgang Thierse, Winfried Kretschmann oder Annette Schavan sehr stolz auf ihre intelligente katholische Kirchenführung sind und sich daher intensiv für die RKK engagieren.

Die Religioten Deutschlands scheinen wieder einmal Staat und Kirche zu verwechseln.
Wer die „Homoehe“ ablehnt, weil er katholisch ist, braucht sich nicht zu sorgen, da es kirchliche Hochzeiten für Schwule und Lesben auch weiterhin nicht in der RKK geben wird.
Was Ratzi, Franzl und der Homohasser Müller denken, soll eine Bundesregierung nicht zu kümmern.


Man kann nicht aus Rücksicht auf Antihumanisten mit ewig-gestrigen Ansichten ganz normale Menschen rechtlich schlechter stellen, so wie man einst Frauen kein Wahlrecht gab, weil Jesus das schließlich auch verlangt ("Das Weib schweige in der Gemeinde"!) und es überhaupt immer so war.
Die Bibel ist ein ganz schlechter Ratgeber, den wir dringend in den Müllhaufen der Geschichte befördern sollten.

Das kann man in seinem eigenen Wort, der Bibel, der Guten Nachricht, zweifelsfrei nachlesen.

 Der Menschensohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alles, was zum Abfall verführt, und die da Unrecht tun, und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein.
(Mat 13,41)

18Wenn jemand einen widerspenstigen und ungehorsamen Sohn hat, der der Stimme seines Vaters und seiner Mutter nicht gehorcht und auch, wenn sie ihn züchtigen, ihnen nicht gehorchen will, 19 so sollen ihn Vater und Mutter ergreifen und zu den Ältesten der Stadt führen und zu dem Tor des Ortes 20und zu den Ältesten der Stadt sagen: Dieser unser Sohn ist widerspenstig und ungehorsam und gehorcht unserer Stimme nicht und ist ein Prasser und Trunkenbold. 21So sollen ihn steinigen alle Leute seiner Stadt, daß er sterbe, und du sollst so das Böse aus deiner Mitte wegtun, daß ganz Israel aufhorche und sich fürchte.
(5 Mose, 21)

 Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.
(Mat 10,34)

Kommt, versammelt euch zu dem großen Mahl Gottes und eßt das Fleisch der Könige und der Hauptleute und das Fleisch der Starken und der Pferde und derer, die darauf sitzen, und das Fleisch aller Freien und Sklaven, der Kleinen und der Großen!
(Joh 19,17)

So spricht der HERR, der Gott Israels: Ein jeder (...) erschlage seinen Bruder, seinen Freund, seinen Nächsten.
(2 Mose 32,27)

Wenn jemand zu mir kommt und haßt nicht seinen Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder, Schwestern und dazu sich selbst, der kann nicht mein Jünger sein.
(Lukas 14,26)

Doch jene meine Feinde, die nicht wollten, daß ich über sie herrschen sollte, bringet her und erwürgt sie vor mir!
(Lukas 19,27)

63So wie der Herr seine Freude daran hatte, auch Gutes zu tun und euch zahlreich zu machen, so wird der Herr seine Freude daran haben, euch auszutilgen und euch zu vernichten.
(5 Mose 28) 

 
In der Bibel preist Jesus auch die Sklaverei.
Linkshänder wurden verbrannt, weil sie die Teufelshand benutzten. Wollte die Kirche so.
Ungläubige, Juden, Muslime wurden von der Kirche massakriert.
Gemischtrassige und gemischt konfessionelle Ehen verboten.
Die Kirche pries Kinderarbeit und predigte fast 2000 Jahre ihrer Geschichte, daß man Kinder regelmäßig verprügeln muß.
Die Kirche jagte Jugendlichen Angst ein, wenn es um Masturbation ging.
Kirchen verboten das Bankenwesen und Zinsen.
Die Kirche hat Menschen gefoltert und ermordet, weil sie sich für den Heliozentrismus stark machten.
Kirchen haben arabische Zahlen wegen der "teuflischen Null" untersagt.

Sich im 21. Jahrhundert auf Bibel, Gott und Kirche und Heiliges zu beziehen, ist ganz ganz ganz ganz ganz ganz ganz schlecht.

Der Typ entstammt einer altertümlichen primitiven Hirtenkultur, die keine Menschenrechte kannte und fleißig vor sich hin mordete.
Bischöfe und niedere Religioten, die sich heute noch auf die Bibel beziehen, sollte man nicht ernst nehmen.

Der Holocaustleugner-freundliche Schwulenhasser, der Frauen partout nicht die gleichen Rechte geben will, Päderasten beschützt, der in Afrika erklärte „Kondome verschlimmern das AIDS-Problem“ und damit tausendfach Tod brachte und wieder die Karfreitagsfürbitte gegen die Juden einführte, hat keine Dankbarkeit verdient!

Derjenige, der TATSÄCHLICH für das Fortführen des myriadenfachen Kindesmissbrauchs verantwortlich war, nämlich jener Mann, der ein Vierteljahrhundert als oberster Glaubenswächter wirkte, aktiv alle Kinderfickerfälle an sich zog, strengstes Schweigen befahl und die Bischöfe anwies die Päderasten in ihren Reihen gewähren zu lassen, zweifelt kein bißchen an seiner Rolle. 

Aus Gründen absoluter Geheimhaltung zog in der Tat die verschwiegene vatikanische Glaubenskongregation alle wichtigen Fälle von Sexualvergehen von Klerikern an sich und so kamen die Fälle in den Jahren 1981 bis 2005 auf den Tisch ihres Präfekten Kardinal Ratzinger. Dieser sandte noch am 18. Mai 2001 ein feierliches Schreiben über die schweren Vergehen ("Epistula de delictis gravioribus") an alle Bischöfe der Welt, in welchem die Missbrauchsfälle unter die "päpstliche Geheimhaltung" ("secretum Pontificium") gestellt wurden, deren Verletzung unter Kirchenstrafe steht.
(
Küng)

Reue Fehlanzeige.


Bei Benedikt geht es […] um Folgendes: Er war verantwortlich als Chef der Glaubenskongregation für die Fälle von Missbrauch in der Kirche. Also, er war für deren Aufklärung, beziehungsweise eben für deren Vertuschung.
Und wenn man sagt, man will jemandem vergeben, dann muss man sagen, nach der katholischen Lehre muss da sein: A, Schuldeingeständnis, B, echte Reue, dann kann C, Vergebung folgen. Aber der Papst selbst, obwohl er sich mit Missbrauchsopfern trifft, obwohl er hier und da Dinge sagt, wie schrecklich das alles sei - er hat nicht seine eigene Schuld eingestanden.
Er zeigt keine Reue, im Gegenteil, er sagt, man sieht ja, wie diese schlimme weltliche Gesellschaft, diese schlimme sexuelle Enthemmung auch die Kirche affiziert, und darum muss sich erst recht mein Kampf gegen die - wie er es nennt - Antikultur des Todes fortsetzen. Das heißt, er zieht genau die falschen Schlussfolgerungen. Er sieht so zusagen - er guckt weiterhin auf den Span in unserem Auge, statt den Balken im eigenen zu erkennen.

Ratzinger ist ein mitleidsloser Elitärer, der seit vierzig Jahren gegen Humanismus und Menschenrechte kämpft.

Dienstag, 27. Juni 2017

Homoparty

Ordentlich was los heute beim rechten Flügel der Union und den Ratzinger-Epigonen. Hat Merkel sich beim Brigitte-Plausch, als sie eigentlich mal wieder alle politischen Aussagen verweigerte, aus Versehen verplaudert und mal eben die Homo-Ehe erlaubt?

[….] Zunächst sah es noch nach einer spürbaren, aber wenig wetterentscheidenden klaren Brise aus, als die Grünen die Ehe für alle zu einer Koalitionsbedingung erklärten; dann wurde es deutlich stürmischer, als kurz darauf SPD und FDP in dieser Frage mit den Grünen faktisch gleichzogen. Und kaum hat die Bundeskanzlerin – im Brigitte Talk (!) – verkündet, dass diese Frage doch eine Gewissensentscheidung ohne Fraktionszwang im Parlament sein solle, da stürmen die Sozialdemokraten erneut weiter vor, da ja die deutschen Parlamentarier nicht erst ab dem Herbst mit einem Gewissen ausgestattet sind und die Gesetzesvorlage durch den Bundesrat ja schon da ist. So möchte die SPD nun gleich in dieser Woche darüber im Bundestag zur Abstimmung kommen – und die CDU/CSU wird da wohl nolens volens mitziehen. […..]

Wenn eine Bundestagsabstimmung „freigegeben wird“ tut mir immer Hildegard Hamm-Brücher leid, die schon vor 50 Jahren unermüdlich auf Artikel 38 hinwies und 1987 ihr Standardwerk „Der Politiker und sein Gewissen. Eine Streitschrift für mehr parlamentarische Demokratie“ vorlegte.



In den 1980ern und 1990ern verschlang ich Hamm-Brüchers Bücher und kann es kaum fassen, daß jetzt immer noch grundgesetzwidrig so getan wird, als ob Abgeordnete nur frei abstimmen dürften, wenn die Kanzlerin es ihnen erlaubt.

[…..] [Das Scheitern der Weimarer Republik] war am 23. März 1933 mit der Zustimmung aller Parteien (außer der SPD) zum "Ermächtigungsgesetz" besiegelt worden.
Nach 1945 rechtfertigten sich integre Demokraten wie Theodor Heuss mit dem "Fraktionszwang", den Parteiführung und Fraktionsmehrheit ihnen auferlegt hätten. Sie seien von ihrer Partei quasi "gezwungen" worden, gegen ihre Überzeugung und für das Gesetz zu stimmen. Dieses Einknicken hat sich Theodor Heuss, der 1933 Abgeordneter der Deutschen Staatspartei war, nie verziehen. Zwar hätte er mit seiner Stimme nichts bewirken können. Aber er sagte, er habe es nie verwunden, wider besseres Wissen und Gewissen gestimmt zu haben.
Aus den Erfahrungen des Versagens und Scheiterns wollten die Väter und Mütter des Grundgesetzes Konsequenzen ziehen. Deshalb sind dort einklagbare Grundrechte aufgeführt, deshalb haben sie bestimmt, dass der Bundespräsident nicht durch das Volk, sondern durch eine Bundesversammlung gewählt wird.Und deshalb gibt es den ersten Absatz des Artikels 38, in dem die Gewissensfreiheit des Abgeordneten garantiert wird.
Darin heißt es: "Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen." Für diese Formulierung lässt sich den Protokollen des Parlamentarischen Rates folgende Begründung entnehmen: Man habe eine Formulierung gewählt, die die Gewissensentscheidung und auch die persönliche Freiheit des Abgeordneten - anders als in der Weimarer Verfassung - ausdrücklich garantieren solle. [….]

Aber was ist schon das Grundgesetz? Nichts, das Merkel kümmern müßte.

Der schwule Merkel-Bewunderer Ulli Köppe bewirkte mit seiner Frage, daß Merkel nun den Fraktionszwang, den es gar nicht gibt, aufhebt – was sie gar nicht darf – und alle Homos sind glücklich.

Die SPD ist noch glücklicher, weil sie glaubt die taktierende Kanzlerin kalt erwischt zu haben, indem sie jetzt in Lichtgeschwindigkeit eine Abstimmung zur rechtlichen Gleichstellung für Schwule und Lesben ansetzt.

[….] SPD-Vorstoß zur Ehe für alle: Endlich mal Merkel ausgetrickst?
Hat Angela Merkel sich beim Thema Ehe für alle verkalkuliert? Die SPD-Spitze glaubt, die CDU-Chefin endlich einmal gestellt zu haben - Kanzlerkandidat Schulz hofft auf neuen Schwung. [….]

Als Sozi bin ich mal wieder verblüfft über die Blödheit meiner Parteiführung.
Die SPD hat nicht Merkel ausgetrickst, sondern Merkel trickste die SPD aus, indem sie wie immer alle ihr potentiell gefährlich werdenden Oppositionsthemen selbst übernimmt.

Merkels Erfolgsrezept ist ihre Konzeptions- und Überzeugungslosigkeit. Sie besetzt Themen immer nur unter machtaktischen Gesichtspunkten.
Kein Kanzleramt hat jemals so viele Umfragen erstellen lassen. Merkel lässt sich mehrmals wöchentlich von Demoskopen detailliert über die Befindlichkeiten des Volkes unterrichten und hält an Positionen genau so lange fest, wie es der CDU und ihrer Macht nützt. Bahnt sich eine andere Meinungsmehrheit an, die womöglich bei Wahlen schaden könnte, fällt Merkel blitzschnell um und räumt das Thema ab, um der Opposition die Munition zu nehmen.
Ihr persönlich sind Wehrpflicht, Atomkraft oder Schwulenehe völlig egal.
Sie wägt einfach ab, ob das (finanzielle) Wohlwollen der Atomkonzerne wichtiger ist als der Unmut eines Teils der Wähler. Als die Stimmung nach Fukushima kippte, kippte die flexible Merkel einfach mit.

Merkels offene Diskriminierung von gleichgeschlechtlichen Paaren war wichtig für sie, um den konservativen Flügel der Union bei Laune zu halten. Ihr selbst ist das Wohlergehen Schwuler und Lesben völlig egal.
 Da aber die Meinung der Bevölkerung nun so eindeutig wird, daß die Homodiskriminierung der Union eher schadet als nützt, weil sie damit der Opposition auf jeder Wahlkampfveranstaltung ein simples und klares Argument liefert, muß das Problem aus der Welt.

Sicherlich, ein paar Ultrakonservative und die CSU werden maulen, aber das hilft auch Seehofers Ewiggestrigen, die damit ein identitätsstiftendes Thema wider die verhasste CDU haben.
Auch die tobenden Rechts-Religioten von Hedwig Beverfoerde, Gabriele Kuby, Birgit Kelle bis Martin Lohmann, die jetzt gegen Merkel wettern, haben endlich wieder einen Grund sich zu inszenieren.
So kommt ihnen als selbsternannten Märtyrern für die Familien noch mehr Bedeutung zu.
Das gilt auch für Menschenhasser wie Joseph Ratzinger und Gerhard Ludwig Müller, die offiziell für die RKK die gleichgeschlechtliche Ehe als „Kultur des Todes“ brandmarken.
Sie haben wieder ein Aufregerthema und können sich als Glaubensbewahrer wider des bösartigen „Relativismus“ aufspielen.

[….] Martin Patzelt, CDU:
"Die Ehe ist von alters her eine selbstbestimmte, von der Kirche bestätigte Verbindung zwischen Mann und Frau. Unverzichtbare Voraussetzung für ihre Wirksamkeit war und ist der Wille zu leiblichen Kindern. Wenn die Politik zu einer 'Ehe' zwischen gleichgeschlechtlichen Menschen nun die Zustimmung geben will, löst sie sich völlig von dem tradierten kirchlichen Eheverständnis.“ [….]

Peter Ramsauer, CSU:
"Ich will das Thema überhaupt nicht im Bundestag haben!“ [….]

Barbara Woltmann, CDU:
"Der Artikel 6, Absatz 1 des Grundgesetzes schützt die Ehe und Familie. Mit dem Begriff Ehe ist die auf Dauer angelegte, auf freiem Entschluss und Gleichberechtigung beruhende und förmlich geschlossene Lebensgemeinschaft zwischen Frau und Mann gemeint. Das ist durch Urteile des Bundesverfassungsgerichts mehrfach bestätigt.
[….] Wenn von Benachteiligung gesprochen wird, kann ich das nicht nachvollziehen. […..]

Merkel ist der Beifall der Vielen aber wahltaktisch wichtiger, als ein paar homohassende CDUler, die nun aus Frust AfD wählen. Merkel führt in allen Umfragen so komfortabel, daß sie das locker verschmerzen kann.

Sollte nächste Woche tatsächlich „Ehe für alle“ gelten, wäre das gut für alle Schwulen und Lesben, die als Paar Kinder adoptieren wollen.
Es wäre aber sehr schlecht für R2G, weil ihnen ein wichtiges Wahlargument im Kampf gegen die Schwarzen verloren ginge.

Meistertaktikerin Merkel hat die Roten kalt erwischt.

[…..]  Und wieder ist eine dieser alten CDU-Positionen Geschichte - abgeräumt ganz nebenbei kurz vor Ende eines lockeren Talks auf dem Podium der Frauenzeitschrift "Brigitte", als verschwurbelte Reaktion auf eine Zuschauerfrage. Angela Merkel beharrt nicht mehr auf dem Nein der Union zur Ehe für alle, spricht plötzlich von einer "Gewissenentscheidung". Bedeutet: Stimmt der Bundestag ab, kommt die Homo-Ehe.
[….]  Doch wenn die CDU-Vorsitzende nun beklagt, dass andere Parteien die Ehe für alle zum Gegenstand von Parteipolitik machen und CDU und CSU "anders" darauf reagieren wollten, dann ist das ziemlich dreist. Die Wahrheit ist wohl viel profaner: Merkel agiert taktisch.

Die Idee, das Thema über parteiübergreifende Gruppenanträge ins Parlament einzubringen, ist schließlich alt. Eine Abstimmung unter Aufhebung der Fraktionsdisziplin wäre längst möglich gewesen - wenn sich nicht die Unionsspitze aus Rücksicht auf die Traditionsehe-Verteidiger dagegen gesträubt hätte.
Nun aber wird bald wieder gewählt. Und SPD, Grüne und FDP haben die Ehe für alle zur Bedingung gemacht für eine mögliche Regierungsbeteiligung - in dem Wissen, dass die Union sich damit schwertut. Merkel erkennt, sie könnte sich in möglichen Koalitionsverhandlungen einer Lösung nicht weiter verweigern. Also will sie das Thema lieber jetzt vom Tisch haben, bevor es nach dem 24. September zum Problem wird. […..]

[…..] Man könnte das Geschacher um die Ehe für alle für zynisch halten: Jahrzehntelang wurde einer Minderheit ein Grundrecht verweigert, jetzt plötzlich gesteht man es ihr zu - aber nicht aus Einsicht der Ungerechtigkeit, sondern aus rein wahltaktischen Erwägungen. Wo bleibt da der Respekt, wo die Ernsthaftigkeit angesichts der lebensverändernden, historischen Tragweite dieser Änderung für Schwule und Lesben? [….]

Die organisierten deutschen Schwulen tanzen heute auf der Straße, feiern die Liberalisierung in diesem Lande.
Dabei ist in Wahrheit eher das Gegenteil passiert. Merkel hat ihre Macht gefestigt und wird nun mutmaßlich bis 2021 schwarzgelb regieren können.
Wir haben heute den Schritt in eine noch konservativere Zukunft getan, in der Bürgerrechte weiter abgeschafft werden.
Bundestrojaner, Videoüberwachung, Einschränkungen bei Meinungsfreiheit und Demonstrationsrecht, sowie ein brutalerer Kurs gegen Flüchtlinge werden nun noch wahrscheinlicher.

Montag, 26. Juni 2017

Ehren und Entehren

In der Geschichte der Europäischen Union wurde erst dreimal eine Europäische Ehrenbürgerwürde verliehen.
1976 an Jean Monnet, 1998 Helmut Kohl und 2015 Jacques Delors.
Die beiden Franzosen wurden zweifellos zu Recht geehrt. Weswegen Kohl derartig ausgezeichnet wurde, erschließt sich mir nicht.
Aber ich bin Hamburger und bei Hanseaten sind Orden und Titel ohnehin verpönt.

[….] Verboten war die Annahme nie - aber sehr verpönt. Senator Godeffroy trug 1878 einen Orden des Zaren - und verlor alle Titel.
Hamburg. Der eine heftet ihn sich freudig ans Revers, um's auf stolz geschwellter Brust glitzern zu lassen. Der andere nimmt dankend an, lagert das gute Stück jedoch daheim - zur persönlichen Erbauung. Wieder andere bezeichnen Orden als "Hundemarken" oder "flitterhaften Prunk" und lehnen den ganzen "Kokolores" rigoros ab. Gerade in Hamburg ist mit ausgezeichneten Ehrungen nur schwer Staat zu machen. Weil Hanseaten, so heißt es von jeher, keine Orden annehmen - oder annehmen dürfen.
Klingt irgendwie gut. Stolz und erhaben, frei und unabhängig. Und ganz im Sinne des bürgerlichen Geistes unserer Verfassung: "Es gibt über dir keinen Herrn und unter dir keinen Knecht." Es entspricht traditionell geübter Praxis, dass die Annahme von Adelsprädikaten und Orden bei Bürgermeistern, Senatoren, Bürgerschaftsabgeordneten und Mitarbeitern des öffentlichen Dienstes zumindest verpönt ist. [….]

Die ehemaligen SPD-Bundeskanzler baten in Interviews immer darum nicht mehr mit (der formal korrekten) Anrede „Herr Bundeskanzler“ bedacht zu werden. Auf die Gegenfrage wie man sie denn anzusprechen habe, hieß es stets lapidar „ich bin Herr Schmidt“ oder „ich bin Herr Schröder“.

Konservative Südländer sehen das natürlich anders und behängen sich nur zu gern mit Auszeichnungen und Ehrenbekundungen.
Nachdem Kohl nicht mehr Bundeskanzler war und sich im Spendensumpf allerlei Fragen stellen mußte, reagierte er trotzig nicht auf Reporter, die „Herr Kohl….“ anstimmten und stellte fest „hier gibt es keinen Herrn Kohl, nur einen Bundeskanzler Kohl oder einen Herr DOKTOR Kohl!“.

Im Bundeskabinett führte Kohl das einseitige Duzen ein. Er duzte alle und wurde umgekehrt konsequent gesiezt.
 Sein treuer Fahrer und Freund Ecki Seeber, der ihm 50 Jahre lang rund um die Uhr diente, nennt ihn noch posthum ehrfürchtig „Doktor Kohl“.

Ich erinnere mich noch an verwirrte Blicke aus meiner Uni-Zeit, wenn Professoren oder Dozenten von ortsfremden Studenten als „Doktor Schulze“ oder „Professor Meier“ angeredet wurden, weil das so unüblich war.

Es ist 100 Jahre nach der Abschaffung des Adels absurd Respekt durch Titelnennung zu bekunden, statt Menschen grundsätzlich respektvoll zu behandeln. So wurde es mir als Kind beigebracht; behandele die Putzfrau genauso höflich und respektvoll wie den Chefarzt.

Nun ja, offensichtlich ist es auf großpolitischer Ebene noch Usus sich gestelzter auszudrücken. Die altertümlichen Ehrenverleihungen wie Orden am Bande, mit Schleife, Ehrendoktorwürde oder Ehrenbürger-Stellungen dienen allerdings nicht nur dazu eine bestimmte Person über andere zu erheben, sondern man kann dadurch auch politische Beziehungen zu anderen Nationen oder bestimmte Konzepte stärkten.

Als öffentlich bekannt geworden war, wie korrupt und kriminell Kohl gehandelt hatte, bat der damalige CDU-Vorstand ihn devot darum doch seinen CDU-Ehrenvorsitz „ruhen zu lassen“.
Der Ex-Kanzler war darüber so empört, daß er den Ehrenvorsitz sofort ganz in die Tonne trat und hegte bis zu seinem Tod knapp 20 Jahre später einen derartigen Groll auf Schäuble und Merkel, daß er offensichtlich alles dafür tat, um zu verhindern, daß die Bundeskanzlerin bei seiner Beerdigung sprechen darf.

Die politische Ehrerei ist ohnehin etwas albern, aber absurd wird sie durch die Endgültigkeit der Auszeichnungen.

Man müßte Ehrenbürgertum und Orden wesentlich besser evaluieren und bei Zuwiderhandlung entziehen.

Ein Kohl hätte längst nicht mehr EU-Ehrenbürger sein können, nachdem offiziell bekannt war wie korrupt er war und wie er mit rechtsradikalen Antisemiten wie Viktor Orbán paktiert, die Europa kaputt machen.

Während Maike Kohl-Richter noch versuchte Orbán als Trauerredner bei dem EU-Staatsakt zu gewinnen, legte dieser nach und zeigte seinen Rassismus und Antisemitismus von der widerlichsten Seite.

[…..] Viktor Orbán fischt am extrem rechten Rand: Der Premier würdigte Miklós Horthy als "Ausnahmestaatsmann". Dabei war Hitlers Verbündeter für schwere Verbrechen mitverantwortlich.
Er war ein erklärter Antisemit und lange Zeit treuer Verbündeter Adolf Hitlers. Er unterzeichnete zahlreiche spezifisch antijüdische Gesetze. Und er war mitverantwortlich für die Deportation von rund 600.000 ungarischen Juden in deutsche Vernichtungslager: der Reichsverweser Miklós Horthy, Ungarns autoritäres Staatsoberhaupt der Zwischenkriegszeit. Ihn offen zu verherrlichen, wagte der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán bisher nicht. Doch dieser Tage nannte er Horthy einen "Ausnahmestaatsmann". Es war kein Ausrutscher: Trotz heftiger Kritik in Ungarn und im Ausland bekräftigte Orbán nun ausdrücklich, dass er an seiner positiven Einschätzung Horthys festhalte.
[…..] Der Verband der jüdischen Gemeinden Ungarns (Mazsihisz) und der Jüdische Weltkongress (WJC) kritisierten Orbáns Bemerkung über Horthy scharf als "Verherrlichung eines Hitler-Verbündeten". "Horthys Verantwortung am Tod von 600.000 ungarischen Juden steht für uns außer Frage", heißt es in einer Stellungnahme von Mazsihisz.
Außerdem sei Horthy für den Tod Zehntausender ungarischer Soldaten verantwortlich, da Ungarn auf seinen Befehl hin am Krieg gegen die Sowjetunion teilgenommen habe. Auf diese Kritik angesprochen sagte Orbán am vergangenen Freitag am Rande des EU-Gipfels: "Ich habe meine Rede auf das Genaueste formuliert und stehe zu jedem ihrer Worte." Auch Orbáns Kanzleiminister János Lázár würdigte Horthy als "großen Patrioten" und als "ehrbaren, durch und durch rechtschaffenen Militär". […..]

Nicht nur gehören Kohl die Ehrentitel posthum entzogen, sondern die EU muß endlich auch gegen Polen und Ungarn vorgehen.
Während Präsident Macron schon nach wenigen Tagen im Amt klare Rügen erteilte und genauso klar zu den liberalen Werten Europas stand, brachte Merkel so eine Positionierung in 12 Jahren nicht fertig.
Orbáns rechtsradikale Fidesz-Partei ist auch nach wie vor Mitglied in Merkels EVP, deren Fraktionsvorsitzender Manfred Weber (CSU) allerdings selbst einen erklärten Orbán-Fan als Parteivorsitzenden hat.