Hurra,
ich habe mich mal wieder zum Außenseiter gemacht.
Die
ganze Welt steht zusammen auf der Seite Donald und Melania Trumps – Kathy Griffin
ist zu weit gegangen.
[….]
Dieses Foto war dann doch zu viel. Eine
rothaarige Frau hält einen blutverschmierten Kopf in der Hand. Sie hält ihn
fest an seinem wattig-dünnen, gelbblonden Haar. Es ist der Kopf von Donald
Trump. [….] Griffin schrieb auf Twitter: "Es kam Blut
aus seinen Augen, aus seinem ... was auch immer" - eine Variation der
Menstruationsanspielung, die Trump im Wahlkampf über die Fox-Moderatorin Megyn
Kelly gemacht hatte, nachdem diese ihn in einer Debatte hart angegangen war.
[…..] Sie brachte alle Amerikaner
zusammen, egal ob Demokrat oder Republikanerin. Allerdings auf Trumps Seite.
Die Reaktionen in den sozialen Medien waren einhellig: Das Foto sei ekelhaft,
brutal, es gehe zu weit. [….]
Obwohl
ich sonst etwas zimperlich bei Gewaltdarstellungen bin, finde ich Griffins
Kunstaktion gerechtfertigt, weil sie ausdrucksstark ist und das von Trump
völlig vergiftete Klima aufgreift.
Wozu
führt denn die Vorsichtigkeit der Demokraten; die stets korrekte
Ausdrucksweise? Sie ist mir zwar auch sympathischer als Trumps widerliches
Beschimpfen seiner Gegner, aber die Demokraten verlieren und die Bullys gewinnen.
Das
verbale Dilemma der öffentlichen Trump-Kritiker kenne ich aber auch.
Am
09.11.2016 hatte ich einen Termin beim Notar und dieser zutiefst seriöse
distinguierte Herr im Dreiteiler sagte auf einmal im Vorgeplänkel er könne
nicht fassen, daß das „orange Monster“ gewonnen habe.
So rast
die Zeit. Was ich vor einem halben Jahr noch als recht derbe Ausdrucksweise
empfand, ist heute viel zu mild.
Ich
ringe täglich nach Worten für den Unmenschen im Oval Office. Vermutlich ist das
Böseste, das man sagen kann das simple „Trump“, ohne ein „Mr.“ oder seine Amtsbezeichnung.
Der Name selbst ist zum ultimativen Schimpfwort mutiert.
[….]
Die Grenzen von Satire und Kritik haben
sich verschoben unter Trump. Und das liegt nicht nur an bösartigen Satirikern,
die nicht an die Gefühle kleiner Kinder denken, sondern auch daran, dass Trump
selbst vor so wenig zurückschreckt. Daran, dass dieser Präsident so schamlos
ist wie keiner vor ihm. Und dass trotzdem alle Kritik an ihm abzuperlen scheint
wie an einer nagelneuen Teflonpfanne.
Schon im Wahlkampf
hatte sich Trump krasse Fehltritte geleistet, und auch diese verhinderten
nicht, dass er Präsident wurde. Trump hat auf seinen Wahlkampfveranstaltungen
offen zu Gewalt gegen Protestierende aufgerufen. "Beat the crap out of
them", rief er Tausenden seiner Anhänger zu, oder: "In der guten
alten Zeit wären sie auf einer Trage rausgebracht worden." Er hat sich vor
Kameras über einen behinderten Reporter lustig gemacht und über die Eltern
eines gefallenen muslimischen US-Soldaten. Er hat gesagt, dass seine Freunde
vom Waffenverband doch sicher etwas gegen Hillary Clinton tun könnten. Wie sehr
muss man so einen Mann schonen?
[….]
Kathy Griffins Aktion zeigt, wie hilflos
sich Künstler, Comedians, Satiriker inzwischen gegenüber der Ungehobeltheit von
Donald Trump fühlen. Sie wissen sich schon jetzt manchmal nicht anders als mit
Ausfälligkeiten zu helfen. Trevor Noah hat ihn "Arschloch" genannt und
hört nicht auf, Witze über seine angeblich kleinen Hände zu machen. [….]
Die
ultimative Strafe für einen Gefallsüchtigen wie Trump ist es, wenn er uns nicht
gefällt. Wenn wir nicht beeindruckt sind, ihn nicht ehren.
Wir
brauchen keine Schimpfworte, um unsere Abscheu auszudrücken.
Es
reicht aus kontinuierlich sein Scheitern als Präsident zu beschreiben.
Lasst
ihn uns nicht als „den US-Präsidenten“ sehen, sondern lediglich als „Trump“ mit
dem durch unaufhörliches Wiederholen der Begriff „erfolglos“ verbunden ist.
Lasst
ihn zu dem „man without success“ werden.
Nur
schade, daß der ungesund lebende Mann schon 70 ist.
Ich
wünsche ihm noch 50 Lebensjahre als Ex-Präsident, in denen er darüber
nachdenken kann wie er der unsuccessful
Trump wurde, who made America small.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen