Als
Helmut Kohl 1982 Bundeskanzler wurde, war ich noch ein Teenager, aber es war
ein großer politischer Schock. Premierministerin Margaret Thatcher, seit 1975
Vorsitzende der britischen Konservativen ließ sich zu dem Satz hinreißen, sie
könne nicht verstehen wieso die Deutschen einen so ausgewiesenen Fachmann wie
Helmut Schmidt durch diesen Provinzler ersetzten.
Das war
doppelt erstaunlich; denn einerseits gehörte es sich nicht die neue Regierung
eines Partnerlandes derart zu brüskieren und andererseits waren Kohl und
Thatcher beide Vorsitzende ihrer rechten Parteien. Die englische Lady war
bekannt als Sozialistenfresserin und sollte sich also eigentlich gefreut haben,
daß ein SPD-Kanzler verschwand und durch einen ihrer Parteifreunde ersetzt
wurde.
Thatchers
schlimmste Befürchtungen bestätigten sich bedauerlicherweise in den nächsten
Jahren. Sie litt jedes Mal, wenn sie mit ihm zusammentraf und veröffentlichte
später als Rentnerin ihre Version der gruseligen Saumagen-Fressorgien in der
Pfalz. Kohl wiederum nahm es der Premierministerin übel, daß sie sichtlich
abgestoßen von seinen Deidesheimer Provinz-Orgien mit Fressen, Furzen, Saufen
war.
[…..]
Helmut Kohls Urteil war derart harsch,
dass es bis heute überliefert ist: Thatcher sei „eiskalt“, ließ er durchsickern.
Er scheue sie „wie der Teufel das Weihwasser“. Aus der gegenseitigen Abneigung
machte auch die Eiserne Lady kein Hehl. Kohl war für sie der Inbegriff des
deutschen Tollpatsches: Er lud sie zu Pfälzer Saumagen ein und stellte damit
erst recht seine Unzivilisiertheit unter Beweis. [….]
[…..]
Die schlechte Chemie zwischen der
„Eisernen Lady“ und Bundeskanzler Helmut Kohl beeinflusste auch Thatchers Haltung zur Einheit. Sie
konnte Helmut Kohl nicht ausstehen. Das beruhte wohl auf Gegenseitigkeit: Der
damalige Bundeskanzler benutzte „unaufschiebbare Amtsgeschäfte“, um sich nicht
in Salzburg mit der „Eisernen Lady“ zu treffen. Stattdessen mampfte er
Sahnetorte in einer Konditorei. […..]
Als
Helmut Kohl 1999 ankündigte die Beerdigung von Raissa Maximowna Gorbatschowa zu
besuchen, ließ Thatcher sicherstellen, daß er nicht auch zu ihrer Beerdigung
auftaucht.
In
meiner Familie hatte man sich 1982 kaum vom 1980er „Stoppt Strauß-Wahlkampf“
erholt. Mehrere Verwandte hatten konkrete Auswanderungspläne für den Fall eines
Strauß-Sieges geschmiedet. Und nun also Kohl?
1982
begann ich aus dem SPIEGEL (und anderen Zeitungen) Kohl-Zitate auszuschneiden
und an die Wand zu pinnen. Es gab damals die Rubrik „Worte der Woche“, in der
Kohl fast jedes Mal auftauchte, weil der Mann so unfassbar ungebildet war, daß
er kontinuierlich Dümmlichkeiten absonderte.
Natürlich
hatte ich mir nicht vorstellen können meine „Birne-Wand“ 16 Jahre lang
aufzustocken.
Zwei Umzüge
machte sie mit, bis sie eine ganze Wand in meiner Küche füllte.
Im
Gegensatz zu fast allen Menschen, die jetzt über Kohl schreiben, halte ich ihn
nicht für einen großen Kanzler, sondern nach wie vor für eine Katastrophe, die
Deutschland schweren Schaden zufügte.
Die
deutsche Vereinigung fiel ihm ohne sein Zutun in den Schoß und die dabei
gefallenen Grundsatzentscheidungen – Ausverkauf des gesamten DDR-Volkseigentums
über die Treuhand an westliche Investoren, sowie das fatale Prinzip „Rückgabe
vor Entschädigung“ – führten blitzschnell zu Massenarbeitslosigkeit und breiter
Verarmung im Osten.
Kohl war
ein korrupter Krimineller, der Wirtschaftspolitik einseitig zu Gunsten der
Konzerne betrieb und darüber hinaus menschlich ein besonders schäbiger
Charakter war. Das zeigen unter anderem sein unterirdisches Verhalten gegenüber seiner ersten Frau, seinen
Söhnen und seinen Enkeln, sowie die schäbige Behandlung seines treuen Ecki Seebers.
Der „ewiger
Bundeskanzler“ war nicht nur ein schlechter Politiker und notorischer
Rechtsbrecher, sondern ein Sadist, der es genoss andere zu demütigen.
So ist
beispielsweise überliefert wie er als Mainzer Ministerpräsident die CDU-Granden
zu Wanderungen nötigte und dabei Bernhard Vogel auf jeden einzelnen Hochsitz klettern
ließ, weil er wußte, daß Vogel unter extremer Höhenangst litt.
Kohl
wußte nie was sich gehört und lernte nie dazu. Als er ohne seine Söhne aber mit
Kai Diekmann 2008 seine Maike heiratete, ließ er sie die alten Klamotten und Schmuck von Hannelore auftragen
– offensichtlich gegen den erbitterten Widerstand seiner Kinder, die er damit
öffentlich demütigte.
Helmut
Kohl ist so nachtragend, daß er dafür sorgte, daß weder der Bundespräsident (weil
Steinmeier Sozi ist!) noch die Bundeskanzlerin (hat ihn aus dem CDU-Ehrenvorsitz
gedrängt) auf seiner Beerdigung spricht.
Seine
Familie wird ebenfalls ausgesperrt. Walter Kohl und den Enkeln erteilte Maike Kohl-Richter Hausverbot und offensichtlich
werden die Söhne gar nicht bei der Beerdigung anwesend sein.
Frauen
wie Brigitte Seebacher und Maike Richter veranlassten mich schon 2013 die indische Tradition der Witwenverbrennung
in positivem Licht zu sehen.
Natürlich
darf und soll man anlässlich eines akuten Todesfalles die Person in einem etwas
milderen Licht sehen, aber nachdem ich mich 30 Jahre intensiv mit diesem Mann
beschäftigt habe, fällt mir nichts Positives zu ihm ein.
Ich will
einräumen, daß er es verstand für die CDU Wahlen zu gewinnen und politische
Macht an sich zu raffen, aber genau diese ewige bleierne CDU-Herrschaft machte
Deutschland so unangenehm und rückständig.
Ich
verstehe auch nicht wie Herr Juncker auf die Idee kommt, Kohl sei ein großer
Europäer.
Kohls
engster politischer Freund und letzter privater Besucher in Oggersheim war Viktor
Orbán. Maike und Helmut Kohl bewundern den rechtsextremen Antisemiten so sehr, daß sie
versuchten ihn als Redner bei Kohls Beisetzung durchzudrücken.
Orbán, der in Ungarn Sinti und Roma, sowie Homosexuelle jagen läßt, Universitäten schließt, die nicht auf Linie
sind, die Pressefreiheit und Gewaltenteilung abschafft, ist der große Spaltpilz
Europas. Was sagt es über Helmut Kohl aus diesen braunen Magyaren als Redner
bei seinem endgültigen Abschied zu wünschen?
[…..]
Orbáns Aussagen am Samstag
zusammengefasst lauteten: Europa läuft Gefahr "übernommen" zu werden,
was "die Träume einer handvoll gut betuchter Aktivistenführer"
erfülle, "die niemand gewählt hat und die glauben, über den Staaten zu
stehen." Es sei dabei nicht "ohne Berechtigung, an die
Soros-Stiftungen zu denken." Der Finanzinvestor George Soros (ungarisch-jüdische
Wurzeln) sei die zentrale Figur bei der Umsetzung. Damit spielt Orbán nicht nur
unmissverständlich die antisemitische Karte, sondern warnt auch die NGO´s,
viele von ihnen u.a. von Soros` Open Society Foundation mitfinanziert, die in
Ungarn eine ganz ähnliche Behandlung erfahren wie in Putins Russland und als
"Agenten fremder Mächte" qualifiziert und behandelt werden, unter
Einsatz und Missbrauch aller staatlichen Gewalten. Orbán genoss einst übrigens
selbst ein Soros-Stipendium...
Man könne den maßgeblichen
europäischen Playern gar keine Inkompetenz beim Umgang mit der Flüchtlingskrise
unterstellen, vielmehr handele es sich um die planmäßige Umsetzung einer
"linksintellktuellen Konstruktion", deren Ziel es sei, die
Nationalstaaten aufzulösen oder zu schwächen. "Diese Konspiration, diesen
Verrat, mit dem wir konfrontiert sind, müssen wir bekämpfen, dazu müssen wir
uns an die Demokratie, an das Volk wenden." Man wolle Europa den Völkern
wegnehmen. Indirekt unterstellte er bei einer nachfolgenden Rede am Wochenende
auch Angela Merkel, fremdgesteuert zu sein.
Orbán bedient damit -
kaum noch verklausuliert - die von Neonazis lancierte und von zahllosen
"Besorgten" übernommene Theorie, wonach das
"Finanzjudentum" die Weltherrschaft erringen bzw. sicherstellen will,
in dem es die Völker durch Umvolkung ihrer Identitäten beraubt, um sie so
besser knechten zu können. Die Flüchtlingswelle wird bewusst provoziert und
nach Europa gelenkt, um dort eine Art Umvolkung vorzunehmen, damit bürgerliche
Emanzipation zu schwächen und willige Arbeitssklaven zu schaffen. Sein
"Aufruf an das Volk" ist indes nichts anderes als die Umsturzaufrufe
von Pegida und anderen Nazigruppen, allerdings getätigt durch einen
Regierungschef eines EU-Landes.
[….]
Dem späten
Helmut Kohl gefiel Herr Orbán also mehr als die eigene CDU-Bundeskanzlerin.
Nun ja,
auch bei Kohl selbst gibt es Hinweise auf Antisemitismus.
Kohl
misstraute Israel und „den Juden“. Daher versuchte er zum Biepsiel anfangs das
zentrale Mahnmal in Berlin zu verhindern.
[…..]
Nun hat der Jenaer Historiker Jacob
S. Eder in einer preisgekrönten Doktorarbeit Kohls damalige Geschichtspolitik
zum Holocaust analysiert. Eder kommt zu einem brisanten Befund: 40 Jahre
nach Kriegsende waren antisemitische Vorurteile und Klischees unter
CDU-Politikern und konservativen hohen Beamten der Bundesregierung
verbreitet. Selbst der Kanzler war nach Eders Recherchen nicht frei davon.
Der Historiker
hat in Akten des Kanzleramts und des Auswärtigen Amts recherchiert, die
Berichte Kohls im CDU-Bundesvorstand ausgewertet und Nachlässe von
CDU-Politikern durchgesehen. Immer wieder stieß er auf antisemitische
Stereotype.
Etwa jenes
über die angebliche Macht „der Juden“, die in den USA Zeitung, Fernsehen
und Radio oder sogar das Weiße Haus steuerten. Der CDU-Bundestagsabgeordnete
Peter Petersen warnte 1985 in einem Schreiben an den CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden
Alfred Dregger, die deutsch-amerikanischen Beziehungen würden „wirksam
vergiftet werden“, falls es nicht gelänge, „die einflussreichen Juden
in Amerika zu befriedigen oder mindestens zu neutralisieren“. Petersen
glaubte, der „jüdische Einfluss“ auf die amerikanischen Massenmedien
sei „nicht zu überschätzen“.
Auch der antisemitische Standardvorwurf,
Juden würden den Holocaust für politische Zwecke instrumentalisieren,
taucht häufig auf. So erzählte Kohl 1983 vor Parteifreunden, „führende
Juden“ in den USA wollten mit dem Gedenken an den Judenmord „einen moralischen
Hebel ansetzen, um der amerikanischen Öffentlichkeit fortdauernd zu
sagen, ihr müsst Israel auf Gedeih und Verderb unterstützen“.
Eder wirft Kohl
und seinem Umfeld einen „sekundären Antisemitismus“ vor. [….]
(DER
SPIEGEL, 38/2016 s. 54)
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