Mittwoch, 31. August 2016

Prognosen

Es stehen wieder zwei Wahlen vor der Tür und ich weiß schon wie es ausgehen wird.
Die SPD fällt am 04.09.2016 in Meck-Pomm und am 18.09.2016 Berlin auf ein historisches Tief von jeweils gerade mal etwas über 20 Prozent, man wird sich allgemein geschockt über die hohen AfD-Ergebnisse zeigen. Es wird allgemein beklagt werden, Petrys Leute hätten das gar nicht verdient, weil sie keine Lösungen zu bieten hätten. Im selben Atemzug wird es aber mit treuherzigem Augenaufschlag heißen, man müsse die Unzufriedenheit der Bürger, die sich im AfD-Ergebnis ausdrücke, ernstnehmen. Auf die Sorgen der Wähler müsse man hören.
Bei den Statements aus Berlin wird man von Angela Merkel gar nichts hören, die CSU wird selbstverständlich erklären, daß die CDU viel besser dastünde, wenn sie auf ihre Bayerische Schwester gehört hätte und Flüchtlingsobergrenzen gefordert eingeführt hätte.
Gabriel und Nahles schließlich, werden die 21 Prozent der SPD irgendwie so in ein Verhältnis zu den CDU-Verlusten setzen, daß sie selbst etwas weniger schlecht dastehen.
Vermutlich werden am Ende Müller und Sellering in einer irgendwie aufgeblähten Dreier- oder gar Vierer-Koalition weiterregieren, was Sigmar Gabriel dann als totalen SPD-Erfolg in seiner Großhirnrinde abspeichern wird.
In einigen Monaten werden die Wirren des Wahlabends vergessen sein und die traurig-grauen Inkarnationen des Stillstandes – Müller, Merkel und Sellering werden unauffällig weiterwurschteln als ob nichts gewesen wäre.
Im Abgeordnetenhaus und Landtag sitzen zwar Ende des Jahres jeweils fast ein Viertel rechtsextremer Blödbatzen, die im parlamentarischen Alltag durch extremistische Spitzen schockieren („AfD-Abgeordneter wünscht Politikern Terrortod“) oder sich mit ihrer radikalen Ahnungslosigkeit blamieren, aber das wird ihre phlegmatischen Pappnasen in der Wählerschaft kaum stören, weil sie es in ihren jämmerlichen Jaucheköpfen außer Fressen, Fellatio und Fernsehen eh nichts los ist.



Parallel zur unschönen schnöde Realität wird in Kolumnen und Feuilletons das Blame-Game gespielt werden.
Geht die Jugend nicht zur Wahl, weil die Auswahl so unspannend ist, oder ist stehen nur so dröge Typen zur Wahl, weil Jugendliche ohnehin nicht wählen?
Ist Merkel so wolkig und unkonkret, weil die Wähler keine zackigen Intellektuellen als Regierungschefs wählen, oder hat Merkels einschläfernde Natur über die Jahrzehnte die Wähler dazu erzogen sich vor jeder Veränderung zu fürchten?
Ich befürchte, es ist eher der politische Volksgeschmack, der dazu führt, daß bräsige anti-intellektuelle Provinzler wie Helmut Kohl 16 Jahre nacheinander immer wiedergewählt werden.
Der Urnenpöbel hätte ja alle Gelegenheit gehabt, die gefühlt ewige schwarzgelbe Herrschaft zu beenden. Man muss Merkel nicht nach 12 Jahren für die Kanzlerjahre 13-16 wählen. Die Deutschen tun das freiwillig.
Das ist der behäbige deutsche Konservatismus. Möge alles so bleiben wie es ist.
Diese Veränderungsfeindlichkeit gibt es leider auch auf der linkeren Seite.
Urwahl des SPD-Parteivorsitzenden 1993: Zur Auswahl standen der kraftstrotzende Macher Schröder, die linke Wieczorek-Zeul und der unfassbar langsame Mann ohne Eigenschaften Scharping. Der Pfälzer Scharping war die Garantie dafür die Bundestagswahl 1994 zu verlieren, weil er nur eine schlechte Kopie des drögen Pfälzers Kohls war; wer auf sowas steht, wählt das Original.
Genau so wählten die SPD-Mitglieder 1993 und entsprechend kam es 1994.
Urwahl 2013 über den GroKo-Vertrag, will man mit Linken und Grünen in die Opposition, oder lieber dem Beispiel früherer Koalitionspartner Merkels folgen und sich an ihrer Seite marginalisieren und massakrieren lassen?
Berliner Urwahl 2014: Soll die Inkarnation der Ödnis, Michael Müller, 51, der fromme Evangele und Mann ohne Eigenschaften neuer Regierender Bürgermeister werden oder wagt man etwas und setzt auf den äußerst quirligen und dynamischen 37-Jährigen Fraktionschef Raed Saleh?
Klar, daß Müller mit fast 60% gewann.

Die Position des SPD-Bundesvorsitzenden und des Kanzlerkandidaten 2017 ist inzwischen ähnlich begehrt, wie das Privileg mit einem Grützbeutel auf dem Kopf rumzulaufen.
Irgendwie kann ich dem Unglückswurm Gabriel nicht böse sein. Immerhin macht er den schrecklichen Job, den ihm niemand abnehmen will.
Mangels Alternative sollte  man sich als Sozi auch nicht über den einen Shitstorm-Magneten an der Spitze beklagen.
Nachsicht mit ihm.

Tja, Zickzack-Sigi.
Es ist ja schön, daß Du jetzt erkannt hast, daß das mit TTIP nichts mehr wird.


Schade nur, daß Du für die Erkenntnis drei Jahre brauchtest, ein paar Myriaden Parteimitglieder aus der SPD getrieben und die die Umfragewerte auf 20% gedrückt hast.
Hättest Du mal gleich Position gegen TTIP bezogen, hätte Merkel sich viel früher aus der Deckung wagen müssen und sie hätte die Shitstorms von den TTIP-Gegnern abbekommen. Merkel will das Abkommen immer noch unbedingt.
Mit Deiner Methode hast Du es allein abbekommen und Merkel steht strahlend da.
Vielleicht läge dann die SPD nicht 15 Punkte hinter der Union.
Tja, Sigmar Gabriel, Du bist halt manchmal ein bißchen doof, oder?
Das Bedauerliche daran ist nur, daß Du ja eigentlich nicht dauerdoof bist wie Hans-Peter Friedrich oder Alex Dobrindt. Die können ja nichts dafür, daß sie nur Unsinn reden, weil sie nur Vakuum zwischen den Ohren haben.

Unerklärlich, daß Du Sigi, immer mal wieder etwas genauso Grottendämliches von Dir gibst - obwohl Du es besser wissen solltest.
In die Kategorie gehört auch, daß Du als Seehofer-Papagei auftreten mußtest und völlig ohne Not die xenophobe CSU-Obergrenzen-Suada nachplappertest.

Hast Du immer noch nicht verstanden, daß in Deutschland das Orginal gewählt wird?
Wenn Du Sigi, wie Petry und Höcke redest, bekommen Petry und Höcke mehr Stimmen und nicht Du.

Dienstag, 30. August 2016

Frauentypen

Kann schon sein, daß ich auch besonders skeptisch gegenüber Volksentscheidungen bin, weil ich selbst so oft Minderheitenansichten vertrete.
Sofern es sich um politische, religiöse oder moralische Angelegenheiten handelt, glaube ich meine Minderheitenpositionen so gut begründen zu können, daß sie der Mehrheitsmeinung klar vorzuziehen sind.

Bei Geschmacksfragen ist es schon schwieriger zu beweisen, daß ich allein Recht habe und alle anderen irren.
Ich lehne beispielsweise Weihnachtsrituale, das Konzept der immerwährenden monogamen Ehe und jegliche Form des Fußballs strikt ab. Das darf man natürlich nicht laut sagen, weil das politischer Selbstmord wäre.
Das ist so ähnlich wie allgemeines Autobahntempolimit oder Verdoppelung der Spritpreise – beides wäre umweltpolitisch sehr sinnvoll, aber es handelt sich dabei um heilige Kühe des Deutschtums; also wird auf Deutschlands Autobahnen für immer weitergerast werden.

Ich finde, man sollte allein leben und auf Sex verzichten. Allerdings muß ich zugeben, daß eine übergroße Mehrheit der Menschen das offenbar anders sieht.
Vielen gefällt es scheinbar alberne Geräusche zu machen, zu schwitzen und keuchen, während die Körper ekelige klebrige Sekrete abgeben und anfangen zu riechen. Muß das sein?
Und klar war es viele Tausend Jahre, insbesondere aber unter der Knute von Religionen nahezu unabdingbar für Frauen NICHT mit einem Mann zusammenzuleben, weil sie sonst gar nicht überleben konnte, da ihnen die Götter nur mindere Rechte zugestehen.
Lebte ich irgendwo inmitten einer feindlichen Umwelt wie der Taiga ohne irgendwelche zivilisatorischen Segnungen, würde ich dies selbstverständlich lieber mit einem zweiten Menschen tun, da man Ressourcen teilen kann und sich gegenseitig das Überleben sichert.
Aber in einer westlichen Großstadt des 21. Jahrhunderts? Wozu diesen uralten gesellschaftlichen Konventionen anhängen, wenn es dafür keinen finanziellen Notwendigkeit gibt?

[….] Ich beobachte, dass viele Menschen Beziehungen führen, die ihnen nicht guttun. Doch statt Schluss zu machen, harren sie aus und versuchen, ihren Partner dazu zu bringen, sich so zu verhalten, wie sie es gern hätten. Das führt zu noch mehr Leid, denn man hört ja nicht plötzlich auf, man selbst zu sein. Mir tut es weh, das mitanzusehen. Warum gibt man einander in dieser Situation nicht frei?
[….] Liebe allein ist kein Argument dafür, eine Beziehung weiterzuführen. Man muss auch zusammenpassen. Ist das nicht gegeben, leiden beide, und da kann man lange hoffen, es wird sich nie ändern. [….][….]

Kein Chemiker unterschätzt die Macht der Pheromone, der hormonell gesteuerten Triebe und der genetischen Determinierung.
Aber sind wir heute nicht in glücklicherweise in einem Zustand der Post-Natürlichkeit - „Natürlichkeit“ ist nämlich schlecht! – die uns erlaubt einen Partner unabhängig von gesellschaftlicher Stellung, Geldbeutel und äußerer Erscheinung zu wählen?

Was ist mit den Leuten los, die zwar im Laufe ihres Lebens verschiedene Partner haben, sich dabei aber immer genau den gleichen Typ auswählen?
Zum Beispiel Boris Becker.
Zum Beispiel Dieter Bohlen.

Es gibt auch im Bereich der politischen Beziehungen bizarre Typ-Häufungen.
Selbst in einem so diversen Land wie der USA scharrt ein gewisser Präsidentschaftskandidat mit bizarrerer oranger Frisur nur Frauen um sich, die phänotypisch absolut homogen sind:

Blond, blöd, dürr, fromm, künstlich, rechtsradikal und von außerordentlich abstoßendem Charakter.  















Nachtrag - hier ist noch so eine:

Montag, 29. August 2016

Irrer als Trump? - Teil III

Angela Merkels Entertainment-Faktor ist lausig.
Das ist gut für sie, weil sich das deutsche scheue Wahlreh sehr leicht von Fakten verschrecken läßt. Es kommt nur, wenn es weiß, daß sich der Kandidat nicht bewegt, daß sie nie etwas ändert.
Für politische Beobachter hingegen sind Merkel-Interviews Folter, weil sie doch nur mit ihren typischen Allgemeinplätzchen wortreich gar nichts sagt.
Nichts sagen, nichts tun und tumb abwarten wird sogar von den deutschen Journalisten gepriesen.

In Amerika ist das etwas anders. Dort wird tatsächlich (dem Klischee entsprechend) Show verlangt.
Darin liegt Hillary Clintons großes Manko. Ihr fliegen die Herzen nicht so zu, wie ihrem Mann.
Sie drückt sich vernünftig aus, gibt sinnvolle Dinge von sich.
Auf einen großen Knalleffekt wartet man bei ihr üblicherweise vergebens, weil sie sich selbst absolut zuverlässig kontrolliert. Ihr rutscht so gut wie nie irgendetwas richtig Blödes raus.

In Trumps DNA ist hingegen eine Spur Daniel Küblböck eingekreuzt, so daß immer eine gewisse Craziness aus seinen Sätzen quillt.
Politisch und geistig ist Trump eine Mischung aus Gunther Gabriel und Prinz Frederick von Anhalt, so daß man stets mit verbalen Eruptionen vulgärster Doofheit rechnen muß.
In der letzten Woche ist nun offenbar mit nur anderthalb Jahren Verzögerung eine Information zu Trump durchgedrungen, die alle anderen Politiker längst kennen:

Ja, mit radikalen Sprüchen begeistert man im Vorwahlkampf, weil da nur die eigene Basis abstimmt, aber im richtigen Wahlkampf reichen diese Stimmen nicht mehr; da muß man über die eigene Kernwählerschaft hinaus Menschen ansprechen.

Da Trump dieses klassische In-die-Mitte-rücken bisher verweigerte, müßte er eigentlich schon chancenlos sein.
Er hält sich dennoch ganz gut, weil die Demokraten eine der unbeliebtesten politischen Persönlichkeiten Amerikas nominiert haben. Hillary Clinton wird in großen Teilen der Bevölkerung so sehr gehasst, daß sie eigentlich leicht zu schlagen wäre. Schließlich kommt es auf politische Kompetenz (die sie zweifellos im Gegensatz zu Trump im Übermaß besitzt) sowieso nicht an.
Trump hat aber den Bogen überspannt und muß nun doch ein paar seiner radikalsten Aussagen wieder zurücknehmen.

Im Grunde kein Problem für ihn.
Trump ist wie die Bibel: Wenn man lange genug in seinen bisherigen Aussagen stöbert findet man zu jedem Aspekt sowohl eine klare Trump-Aussage dafür, als auch eine dagegen.


Man könnte Trump bei einer TV-Debatte gegen sich selbst antreten lassen, weil er zu jedem Thema schon diametral entgegengesetzte Meinungen vertrat.


Bei Trumps Anhängern haben die widersprüchlichen Aussagen kaum einen Effekt, denn sie sind fox-washed und es reicht ihnen all liberals zu hassen wie die Pest.
Sie erinnern sich sogar trotz ihrer stark reduzierten Hirnzellenzahl daran nicht nur LGBTIs, Muslime und Schwarze, sondern auch Latinos zu hassen. Ausländer raus, Mauer bauen. Das sind die Trigger, die den Trump-Wähler sabbernd zur Urne treiben.
Daß nun ihr eigenes Idol gelegentlich etwas moderatere Töne anschlägt und sogar darüber nachdenkt, nicht gleich am Tage seiner Amtseinführung elf Millionen Menschen zu töt.., äh deportieren, verstört sie zutiefst.



 
Trump goes moderat?

Sein größter Fan, die Superblitzbirne Kayleigh McEnany erklärte nun zum Extremflipflopping ihres Kandidaten, daß der Flipflopper sicher nicht flipfloppe.

Spricht man die glühende Trump-Bewunderin Kayleigh McEnany auf seine ungeheuerlichen Lügen an, rollt die 28-Jährige ihre Barbie-Augen und rattert ihre Bengahzi-Emails-crooked-Hillary-Pseudoargumentation herunter. (…………)


Realsatire auf höchstem Niveau. Zum Mitschämen und Mitkotzen.

Zu komisch auch CNN-Starmoderator Anderson Cooper, der gegenüber McEnany das Wort „rationally“ verwendete. Als ob der Begriff im Trump-Team bekannt wäre!

“Rationally speaking, if you said 11 million gotta leave, and now you’re no longer saying that…” Anderson Cooper began, asking McEnany to acknowledge that a shift had occurred in Trump’s policies — to little avail.
This was not a matter of a change in policy, she said, rather Trump was “listening to voters.”


Jakes Freundin, Frau Pierson, war aber auch schon wieder sehr lustig, als sie feststellte Obama und seine Anhänger hassten Amerika so sehr, daß sie amerikanische Flaggen verbrennen würden.




Sonntag, 28. August 2016

Falsche Weichenstellung – Teil II

"Ist das richtig?" fragt der Klempner, "in dieser Wohnung soll ein Rohrbruch sein?"
"Bei uns ist alles in Ordnung!" antwortet die Hausfrau.
"Merkwürdig! Wohnen denn hier nicht Kunzes?"
"Kunzes? Die sind doch schon vor einem halben Jahr umgezogen!"
"War ja wieder einmal klar! Erst bestellen sie die Handwerker, und dann ziehen sie Hals über Kopf aus!"


Da natürlich auch in Hamburg alle drei Meter eine Baustelle ist, können sich Handwerker aussuchen wo und zu welchen Bedingungen sie arbeiten möchten.
Das betrifft aber auch verwandte Berufszweige wie beispielsweise Architekten.
Vermutlich wäre es einfach jemand zu finden, der einem das Außenalster-Palais für 100 Millionen Euro entwirft, aber ohne jetzt zu viel Persönliches von mir preiszugeben: Solche Aufträge entsprechen nicht ganz meinem Bankkonto.
Letztes Jahr brauchte ich aber einen Architekten für ein professionelles Aufmaß einer 2-Zi-Wohnung. Wohnflächen- und Grundflächenberechnung. Ein Job, der eine gute Stunde Ausmessen und dann noch mal zwei Stunden Berechnungen erfordert.
Es dauerte Wochen bis ich jemand für so einen Mini-Job fand. Kein Architekt wollte sich für sowas hergeben. Am Ende schickte mir ein Architekturbüro seine Azubis, die allerdings so  viele Fenster und Türen vergaßen, daß sie insgesamt drei Mal wiederkommen und nachbessern mußten. Kostenpunkt 870 Euro brutto.
870 Euro, um am Ende einen Din-A-4-Zettel mit einem Wohnungsgrundriss zu haben.
Schlimmer war, daß ich auch noch für den Austausch eines Dachfensters zu sorgen hatte.
Ein nahezu aussichtsloses Unternehmen.
Am Anfang war ich noch so naiv, daß ich die Firma anrief, die das betreffende Fenster einst eingebaut hatte. Eine große bekannte Hamburger Firma mit über 100 angestellten Tischlern.
Über sechs Monate wurde ich immer wieder versetzt, nicht zurückgerufen, in Warteschleifen verbannt, bis mir schließlich eine entnervte Person in deren Büro mitteilte, sie hätten schließlich über 100 Mitarbeiter, da könne ich nicht erwarten, daß ich mit nur einem Fenster oben auf der Prioritätenliste stünde.
Nun ja, daß ich nicht „ganz oben“ stand, hatte ich mir angesichts der verstrichenen sechs Monate schon selbst ausgerechnet.
Aber inwiefern hängt die Erledigung meines Auftrages mit der Mitarbeiteranzahl zusammen?
Und vor Allem: Wenn ich so ein kleiner Fisch bin, daß der Auftrag ohnehin nicht übernommen wird, wieso werde ich dann so lange hingehalten?
Hätte man mir nicht bei der ersten Kontaktaufnahme schon sagen können, daß ich mich nach einer anderen Fenstertischlerei umsehen solle?
Das erinnert an diese Arztpraxen, in denen man sowieso immer mindestens drei Stunden warten muß, weil die Halbgötter in Weiß vor lauter Panik mal zwei Minuten keinen Patienten zu haben und damit auch nicht maximal zu verdienen, den Terminplan vierfach vollfüllen? Und nein, das liegt offenbar nicht in der Natur der Sache. Es gibt sogar Orthopäden und Zahnärzte, also Fachrichtungen, die akute Fälle einschieben, die ihre Praxen so führen, daß man nicht warten muß.

Klar ist den Handwerkern aufgrund der derzeitigen Auftragslage egal, ob irgendwelche Kleinkunden vergrätzt werden.
Außer der Hinhaltepraxis gibt es noch die Methode sich Kunden mit grotesken Kostenvoranschlägen vom Hals zu schaffen.
So wie der Münchener, der in seinem Badezimmer insgesamt 10 Quadratmeter Fläche neu gefliest haben wollte und dafür laut KVA 21.000 Euro zahlen sollte.

Hat man als Auftraggeber keine Ausweichmöglichkeit, weil es beispielsweise um Elektrik am Haus-Hauptsicherungskasten geht, an die man selbst bei entsprechenden Knowhow gar nicht rankäme, muß man sich eben weiter weg umsehen.
Die in der Stadt beheimaten Gewerke haben es nicht nötig.
Während ich mich einfach nur ärgere, wird der Handwerkermangel für professionelle Bauherren zunehmend zum Problem.

Viele Handwerksbetriebe wollen sich für Kleinaufträge wie den von Franz Schermer nicht mehr die Hände schmutzig machen, weil sie gerade viel größere Räder drehen können. Der Bau- und Modernisierungsboom hat die Branche wählerisch gemacht. [….]
Auch die Wohnungsbauunternehmen berichten, dass die Suche nach Handwerkern schwieriger wird. "Da die Auftragsbücher beim Wohnungsbau vielerorts voll sind, finden gerade mittlere und kleinere Wohnungsunternehmen - darunter auch viele Wohnungsgenossenschaften - entweder keine oder häufig nur teure Handwerker-Angebote", sagt Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen.

Wer ist schuld?
Konservative Politiker, wie so oft.
FDP/CDU/CSU setzen sich immer noch hartnäckig für Meisterzwang und Innungswesen ein.
Das schafft den Gewerken die Konkurrenz vom Hals und ermöglicht Preise von 60 Euro exklusive Mehrwertsteuer für die Malerstunde.
Wer den Mindestlohn von EUR 8,50 verdient, muß also länger arbeiten, um sich eine Stunde Malermeister für EUR 71,40 PLUS Anfahrt PLUS Material leisten zu können.

Wer ist  - nach Ansicht der Handwerker – schuld?
Die Auftraggeber. War ja klar.

Die heutige Generation der Erben habe höhere Ansprüche, sagt der Chef einer Malerfirma
Dieses Strukturproblem gibt Franz-Xaver Peteranderl auch unumwunden zu. Der Präsident der Bayerischen Baugewerbeverbände moniert jedoch auch, dass die Verbraucher falsche Vorstellungen entwickelt hätten. "Man kann nicht erwarten, dass der Handwerker einen Tag nach der Auftragserteilung zu arbeiten beginnt." Das gleiche sagt auch Carl-Heiner Schmid, der von Reutlingen aus Deutschlands größten Malerbetrieb führt. "Ich stelle fest, dass wir es gerade mit einer Generation der Erben zu tun haben, deren Ansprüche gestiegen sind. Deshalb werden die Renovierungszyklen immer kürzer."

Ich sage es ja schon länger: Kapitalismus kaputt.
Diejenigen, die von Aufträgen leben, beschweren sich darüber zu viele Aufträge zu bekommen.
Schmeißt mich bald auch mein Gemüsemann aus dem Laden, mit der Begründung er habe mir doch erst letzte Woche Kartoffeln und Tomaten verkauft?

Hieß es nicht immer bei Christian Lindners Neoliberalen der Markt regele das? Das freie Unternehmertum passe sich der Nachfrage an?


Samstag, 27. August 2016

Putins Penis

Donald Trump konnte bisher nur sagen, daß er Amerika „great again“ machen will. Dann würden alle Amerikaner reicher und zwar viel, viel reicher werden und außerdem völlig sicher leben.
Wie er das machen will, konnte Trump bisher nicht sagen, denn er war mit Wichtigerem beschäftigt.
Zum Beispiel mußte der die Nation über die Größe seiner Genitalien aufklären.

Donald Trump assured American voters Thursday night that despite what Marco Rubio had suggested, there was "no problem" with the size of his hands -- or anything else. "Look at those hands, are they small hands?" the front-runner for the GOP presidential nomination said, raising them for viewers to see. "And, he referred to my hands -- 'if they're small, something else must be small.' I guarantee you there's no problem. I guarantee."
Rubio in recent days revived a decades-old old insult, mocking Trump for having relatively slight hands. [….]

Die verdammten linke Ökos und Homoperversen scheinen Trump unerklärlicherweise nicht zu glauben, daß er einen ordentlichen Johnny zwischen den Beinen hat.


Sie stellen unfreundliche Schrumpf-Phallus-Skulpturen her.


Offenbar gibt es Grund für diese Vermutungen.


Schon das seriöse Recherchepool „The Onion“ hatte im Jahr 2012 geleakt, wie unglücklich Trump mit seinen Schrumpelklöten und dem Mini-Cocktailwürstchen ist.

[….] At this point, Trump is purported to have released the heavily crinkled pouch and sighed deeply.
"What the hell happened?" said Trump, who appeared to receive no reassurance by swiveling and viewing his shrunken penis in profile. "It's just…dead." [….]


Trumps scrotum-struggle beschäftigt den hochverschuldeten Orangefarbigen offenbar seit Jahren so sehr, daß er alles versucht, um seine Malaise über zu kompensieren.

In Lichte dieser Angelegenheit wird auch verständlich wieso er Angela Merkel und Hillary Clinton so sehr verachtet – beide verfügen angeblich über gar keinen Penis.
Nicht mal den Allerwinzigsten.

Umso verständlicher wird Trumps Putin-Obsession.
Der russische Präsident hat bekanntlich einen enorm großen Penis.
Trump weiß das.



Sex zwischen Staatsoberhäuptern ist vermutlich keine reine Privatsache, aber es widerstrebt mir dennoch mich über Trumps Fellatio-Künste zu äußern.

Vermutlich ist es aber besser den russischen Präsidenten gelegentlich oral zu befriedigen, als ihn wie in den Jahren zuvor immer nur auszuschließen und zu verunglimpfen.

Die gegenwärtige Zusammenarbeit Lawrow-Kerry zeigt klar, daß einige der ganz großen Krisen der Welt nur zu lösen sind, wenn sich die beiden ganz großen Player, Russland und Amerika, an einen Tisch setzen.
Barack Obama kann seine Antipathie gegenüber Putin kaum unterdrücken. Er mag den Russen wirklich nicht und zeigt ihm seit Jahren die kalte Schulter.
Politisch ist das nicht sinnvoll, weil es keine Rolle spielt, ob man Putin sympathisch findet oder nicht.
Er ist der Präsident, er ist mächtig und ohne ihn geht es nicht.
Man muß sich ihm ja nicht zu Füßen werfen wie es Angela Merkel gegenüber Erdogan tut, aber mal schnell einen blasen?


Why not; wenn Trump drauf steht…



Freitag, 26. August 2016

Winwin-Situation in Syrien

Im April 2016 wollte es die Linke ganz genau wissen und stellte eine detaillierte Anfrage zu Waffenexporten und zur sicherheitspolitischen Zusammenarbeit mit der Türkei.
Die GroKo ließ sich nicht lumpen und antwortete am 30.05.2016 klar.

[…..] Als NATO-Bündnispartner leistet die Türkei in enger Nachbarschaft zu den Konfliktregionen des Nahen  und  Mittleren  Osten  einen  substanziellen  Beitrag  zur  bündnisgemeinsamen Verteidigung. Darüber hinaus ist die Türkei ein wichtiger Partner Deutschlands in Bereichen wie der Terrorismusbekämpfung und der kontrollierten Migration. Insofern hat die Bundesregierung Interesse an einer engen Zusammenarbeit mit der Türkei auf oben genannten Feldern und geht davon aus, dass dies die rechtsstaatliche und demokratische Entwicklung des Landes grundsätzlich befördert. [….]

Ja, man werde weiterhin Waffen an den NATO-Partner liefern, so wie auch schon in den zehn Jahren zuvor laut der CAAT-Datenbank für über zwei Milliarden Euro deutsche Waffen in die Türkei geliefert wurden. Sprengkörper für 120,5 Mio, Munition für 76,8 Mio oder auch Kleinwaffen für 25 Mio gingen an Erdogans Armee.

Jahrelang hatte die Türkei dem Treiben des IS zugesehen, sogar verletzte IS-Kämpfer über die Grenze gelassen.
Der IS metzelte schließlich die kurdischen Peschmerga nieder und den Friedensprozess mit den Kurden hatte Erdogan im Juni 2015 einseitig aufgekündigt.

Daß kurdische Abgeordnete in das türkische Parlament gewählt wurden, kann der Präsident nicht ertragen.

[…..] Der Rubikon ist überschritten – das ist die Schlussfolgerung vieler Beobachter in der Türkei nach dem Parlamentsvotum für die Strafverfolgung der Abgeordneten aus der Kurdenpartei HDP. „Im türkischen Parlament gibt es keinen Platz für jene, die eine kurdische Identität vertreten“, bilanzierte der Kolumnist Ergun Babahan am Samstag in der Zeitung „Ögür Düsünce“ resigniert. Gleichzeitig sieht sich Präsident Recep Tayyip Erdogan in seinem allumfassenden Machtanspruch gestärkt. Sein Ziel einer Präsidialherrschaft rückt näher. „Überall ist nur noch Dunkelheit“, schrieb Babahans Kollege Yalcin Dogan in einem Beitrag für die Online-Plattform T24. [….]

Nach dem Putschversuch stellten sich die türkischen Kurden hinter Erdogan, aber der reagierte nur mit noch brutalerer Härte gegen alle Kurden.

Da die kurdischen Peschmerga die einzige Kraft innerhalb Syriens und des Iraks sind, die sich gegen das Kalifat behaupten, die sogar die Myriaden unmittelbar vor der Abschlachtung stehenden Jesiden retteten, unterstützen sie westliche Länder mit Waffenlieferungen.
Vorn dabei unsere allseits beliebte Kriegsministerin und mögliche Merkel-Nachfolgerin Ursula von der Leyen.

Im Herbst 2014 hatte sie das erste mal rund 16.000 Maschinen- und Sturmgewehre samt Munition, panzerbrechende Lenkraketen und Handgranaten geliefert. Und sie legte nach.

[….] Im vergangenen Herbst gab es drei Lieferungen, in diesem Jahr bisher vier, die letzte im Juli. Unter anderem Panzerabwehrraketen, Handgranaten, Sturmgewehre und Maschinengewehre mit insgesamt mehr als 13 Millionen Schuss Munition. Gesamtwert etwa 60 Millionen Euro. [….]

Die Kurden im Nordirak erhalten weitere Waffen aus Deutschland für ihren Kampf gegen die Terrororganisation Islamischer Staat (IS). Im zweiten Halbjahr sollen 200 Panzerabwehrraketen vom Typ "Milan", 4000 G36-Sturmgewehre, sechs Millionen Schuss Munition sowie fünf gepanzerte Fahrzeuge vom Typ "Dingo" geliefert werden.
[….]  Insgesamt umfassten die bisherigen Lieferungen 1800 Tonnen Waffen und Ausrüstung. Die Peschmerga haben vor allem an den "Milan"-Raketen großes Interesse, weil damit "fahrende Bomben" - mit Sprengstoff beladene Fahrzeuge - abgeschossen werden können.

Großzügig beliefert Deutschland also Türken und Kurden mit Waffen.
Zwei Parteien, die nun erbittert gegeneinander Krieg führen.

[….] Der offizielle Vorwand war natürlich, den IS zu bekämpfen. De facto ging es meines Erachtens nach aber vor allem darum, die syrischen Kurden zurückzudrängen. Die kurdischen Verbände in Nordsyrien hatten es in den vergangenen Wochen geschafft, durch die Eroberung der Stadt Manbidsch ihr Machtgebiet nach Westen auszudehnen. Aus türkischer Sicht ist das Problem dabei, dass die Kurden mit der Einnahme von Dscharablus ein zusammenhängendes Herrschaftsgebiet direkt südlich der türkischen Grenze aufbauen - und das wollte Ankara nicht akzeptieren. [….]

HURRA - Deutsche Rüstungspolitik im Glück!
Erst rüstet Deutschland die türkische Armee auf, dann liefert Foto-Uschi Waffen direkt an die Peschmerga in Syrien und nun sehen wir zu wie sie sich mit den deutschen Waffen gegenseitig abknallen.

Da entsteht bald wieder Bedarf.

[….] Die Türkei hat offenbar begonnen, kurdische Stellungen in Syrien anzugreifen. Die Offensive soll andauern, bis sich die Kurden zurückziehen.
Die türkische Artillerie hat nach Berichten von türkischen Staatsmedien Stellungen der Kurden im Norden von Syrien bombardiert. Wie die Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, begannen die Streitkräfte ihre Angriffe auf Kämpfer der kurdischen Partei der Demokratischen Union (PYD), nachdem Geheimdiensterkenntnisse gezeigt hätten, dass sie sich nicht wie angenommen zurückzogen.  Anadolu zitierte Vertreter aus Sicherheitskreisen mit den Worten, die Angriffe würden so lange andauern, bis die kurdischen Milizen ihren Vormarsch stoppten. Demnach nahmen PYD-Kräfte seit Mittwoch sieben Dörfer ein. [….]

Milliarden verdienen, indem man beide Kriegsparteien aufrüstet, ist moralisch so verwerflich, daß das eigentlich nur Ferengi als Geschäftsmodell praktizieren ohne rot zu werden.
Und eben Angela Merkels Regierung, die sich dabei auf ein bestimmtes Leitbild stützt.

Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit - das sind die Grundwerte der CDU, die sich aus dem christlichen Menschenbild ableiten. Sie sind auch Richtschnur meines Handelns. Der Mensch mit seiner unveräußerlichen Würde und Einzigartigkeit muss im Mittelpunkt der Politik stehen.

Merkel lehnt Homorechte ab, agitiert gegen PID, propagiert religiöse Kinderverstümmelung und verurteilt Sterbehilfe. Stets christlich argumentiert.

Donnerstag, 25. August 2016

Coole Briten.

Die britische Regierungschefin May urlaubt in der Schweiz. In London hält Boris Johnson die Stellung. Der Irre ist als ranghöchster Minister in charge.
May und ihre Leute lassen es ruhig angehen.
War da nicht was?

Ach ja, der Brexit. Das ist jetzt neun Wochen her und keiner der europafeindlichen Konservativen in der englischen Regierung hat die geringste Ahnung wie man den Austritt aus der EU bewerkstelligen soll.
Teresa May denkt gar nicht daran den Austrittsprozess nach Artikel 50 zu beginnen und läßt damit die EU-Größen Schulz und Juncker, die dies gefordert hatten mal wieder am ausgetreckten Arm verhungern.
Sicher ist nur eins: Die britische Wirtschaft trudelt bergab. Es wird nicht mehr investiert, die Immobilienpreise sinken, das Pfund verliert an Wert und insbesondere bei Londons Bankern geht die Angst um, weil eine Menge internationaler Geldinstitute das Land verlassen müssen, wenn England nicht mehr als Zugang zum EU-Finanzmarkt fungieren kann.
Mays Regierung ist auf Merkel-Kurs: Zaudern, zögern, Zeit lassen.
Das gefällt der rechtsradikalen Pest und der verlogenen Murdoch-Presse gar nicht. Sie machen umso stärker Stimmung gegen Ausländer.

Das englische Revolverblatt Daily Express nennt sich auf seiner Titelseite recht unbescheiden "Die beste Zeitung der Welt". Als solche sieht es seine vornehmliche Aufgabe darin, den unverzüglichen Austritt aus der EU zu fordern und Stimmung gegen in Großbritannien lebende EU-Bürger zu machen. Ende der vergangenen Woche verkündete der Express in großen Lettern, dass 2,2 Millionen Menschen im Vereinigten Königreich arbeiteten, die vom europäischen Kontinent stammen. Diese Zahl sei "schockierend", befand das Blatt, und wies darauf hin, dass fast eine Million dieser Arbeiter aus "acht vormals kommunistischen Staaten" stamme.
Was das Blatt macht, ist offensichtlich: Es insinuiert, dass es schlecht ist, dass diese Menschen in Großbritannien leben, obwohl sie dort Steuern zahlen. Die Folge dieser Art von Berichterstattung ist unter anderem, dass fremdenfeindliche Übergriffe auf der Insel seit dem Votum gegen die EU-Mitgliedschaft laut Polizeiangaben um 57 Prozent zugenommen haben. […..]

Die Rechten fühlen sich stark. Endlich kann man die Ausländer alle rausschmeißen. Weg mit denen.
Vergessen wird dabei aber, daß auch mindestens 1,2 Millionen Briten in anderen EU-Ländern leben. Trumpsche Ausweisungsdelikte aus Großbritannien könnten die anderen EU-Länder also mit gleicher Münze heimzahlen.
Man muß also irgendwie einen Modus Vivendi finden und dabei sitzt die EU am längeren Hebel. Die EU kann zwar schlecht ohne GB, aber GB kann noch viel schlechter ohne die EU.
Nigel Farage, Freund der Rechtsradikalen in aller Welt, hatte sich direkt nach dem Austrittsreferendum vom 23.06.2016 abgesetzt. Die Suppe, die er einbrockte, mag er nicht auslöffeln.

Der menschliche Enddarm hat neue Interessen.

 
Brüssel-hassende Torys hatten den Eindruck erweckt man könne ja einfach so am EU-Wirtschaftsraum teilnehmen, ohne EU-Mitglied zu sein. Die Segnungen Europas genießen, aber die Pflichten ablehnen. Vorbild Norwegen.
Dieser Plan wird aber nicht klappen, da mit Norwegen auch Niederlassungsfreiheit vereinbart wurde.
Norwegen muß zudem alle Zahlungen an Brüssel leisten, die es als EU-Mitglied auch beitragen müßte.
England könnte nach diesem Modell also bestenfalls erreichen genauso viel wie vorher an Brüssel zu zahlen, genauso viele EU-Ausländer aufnehmen zu müssen wie bisher, dafür aber alle Mitspracherechte verlieren.
Aber das ist Bestcase-Szenario.
Erforderlich ist dazu nicht nur das OK der EU, sondern auch ein einstimmiges Votum der anderen Efta- und EWR-Länder. Die denken aber gar nicht dran.
Würde nämlich England Teil des EWR, wären Norwegen, Island und Liechtenstein aufgrund des Einstimmigkeitsprinzips zukünftig immer auf Englands „Ja“ angewiesen und wie egoistisch die Londoner Regierung gegenüber den anderen Europäern denkt, wurde am 23.06.16 eindrucksvoll bewiesen. Wieso sollten sich die vier Kleinen das böse England ins Boot holen?

[….] Norwegen ist Mitglied in der Europäischen Freihandelsassoziation (Efta), ebenso wie Island, Liechtenstein und die Schweiz. Aus der 1960 gegründeten Organisation waren im Lauf der Zeit sechs Mitglieder zur Europäischen Gemeinschaft gewechselt, Großbritannien 1973. Die verbliebenen Efta-Staaten wurden in den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) integriert, mit Ausnahme der Schweiz, die ihr Verhältnis zur EU in bilateralen Verträgen regelt. Norwegen zahlt Beiträge an die Union und setzt die meisten Brüsseler Entscheidungen in nationales Recht um: Auf norwegischen Zigarettenpackungen stehen die von Brüssel vorgegeben Warnungen, und das Land steht EU-Bürgern genauso offen wie jeder Mitgliedstaat. Nur mitentscheiden darf Norwegen nicht.
Der Gedanke, Großbritannien könnte in die Efta zurückkehren, stößt in Oslo auf gemischte Gefühle. "Es ist nicht sicher, dass es gut wäre, ein großes Land in eine solche Organisation zu lassen", sagte EU-Ministerin Elisabeth Vik Aspaker der norwegischen Tageszeitung Aftenposten. "Es würde die Balance verschieben, was nicht unbedingt in Norwegens Interesse ist." Über neue Mitglieder entscheidet die Efta einstimmig. Norwegen wäre es theoretisch möglich, einen Beitritt zu blockieren. [….]

In der Woche nach dem „Brexit-Votum“ lachte der Rest Europas über verblödete britische Wähler, die ein zweites Referendum verlangten, weil sie beim ersten mal gar nicht gewußt hätten worüber sie abstimmten.
Noch verdummter waren die britischen Jugendlichen, die wegen ihrer Vakuumköpfigkeit verschliefen überhaupt abzustimmen.
Wähler sind eben fast überall Idioten.

Erstaunlich ist aber im Fall Großbritanniens, daß auch die Toppolitiker, die für den Brexit warben, die auch jetzt dafür zuständig sind, nicht nur keine Idee haben wie das Vorhaben umgesetzt werden soll, sondern immer noch fehlinformiert sind.

Die Briten haben nicht einmal den Ansatz eines Planes für den Brexit
[….] Tatsächlich aber weiß niemand, was der Brexit bedeutet, und es wird immer deutlicher, dass die EU-Gegner nicht einmal den Ansatz eines Plans hatten, was im Falle eines Votums für den Austritt zu tun wäre. Der äußerst EU-kritische Brexit-Minister David Davis glaubte allen Ernstes eine Weile, man könne nach dem Austritt mit den meisten Staaten auf dem Kontinent bilaterale Handelsabkommen schließen. Er übersah, dass die meisten dieser Staaten solche Abkommen gemeinsam unterschreiben, als Block, weil sie in einer Organisation namens EU zusammengeschlossen sind. Hätte man Davis das in Ruhe erklärt, wer weiß: Vielleicht hätte er sich erkundigt, ob man diesem Block nicht beitreten könnte.
Die Austrittsverhandlungen beginnen erst, wenn die Briten Brüssel gemäß Artikel 50 des EU-Vertrags darüber informieren, dass sie die Union verlassen wollen. Da jedoch das Ausmaß der Planlosigkeit immer deutlicher wird, hat Theresa May kein Interesse daran, das allzu bald zu tun. Zum einen fehlt es an Verhandlern, zum anderen ist nicht klar, worüber im Detail verhandelt werden soll.
[….] Das Thema ist, gelinde gesagt, komplex, und viele EU-Gegner reagieren darauf mit Trotz. Teile der EU-kritischen Presse fordern, man solle einfach jetzt und sofort und ohne Verhandlungen austreten. Das könne ja wohl nicht so schwierig sein. Das ist in der Verkennung der Realität beinahe rührend dämlich, und es könnte auch ziemlich witzig sein, wenn es nicht diese Blätter gewesen wären, die in jahrelanger Hetze gegen die EU mit Lügen und Propaganda den Nährboden für den Austritt bereitet hätten.
Dass das Pfund gefallen ist, dass die Zentralbank aus Angst vor einer Rezession den Leitzins auf ein historisches Tief herabstufte und die Wachstumsprognose deutlich senkte, dass am Finanzplatz London die Stimmung beispiellos mies ist, ficht die EU-Gegner nicht an. [….]

Aufgrund der eigenen Totalinkompetenz bleibt den regierenden Torys nur das ewige Aussitzen.
Ausbaden müssen das Politversagen unter anderem die EU-Bürger in England, die aus Frust über den nichts durchgeführten Brexit zunehmende dem Hass des rechten Pöbels ausgesetzt sind.
Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon wird allerdings genauso wenig wie die Kollegen in Nordirland abwarten, sondern ihre Unabhängigkeitsbestrebungen weiter verfolgen.
Das hässliche Gesicht Englands erlebt sie deutlicher denn je.

[….] In Sturgeons Fragestunde meldete sich schließlich die Italienerin Caroline Magoha. Sie erzählte unter Tränen, dass sie seit dem Brexit-Votum auf halbgepackten Taschen sitze. Ihr Sohn sei in der Schule als Schmarotzer beschimpft worden. Vielen im Saal wurde in diesem Moment erst bewusst, was das Votum für den Brexit emotional für die im Land lebenden EU-Bürger bedeutet. Sturgeon sagte, dies breche ihr das Herz. [….]