Mittwoch, 3. August 2016

Desaparecidos

Diese ständigen Wahlen, der Wahlkampf und selbst wenn man an die Macht bekommen ist, muß man dennoch alle anderen berücksichtigen, die entweder auf ihren Minderheitenrechen bestehen, oder einen sogar kritisieren.
Das nervt

Das nervt natürlich umso mehr, je länger man regiert.
Hat man die erste Dekade an der Macht hinter sich ist dann auch langsam mal Schluß mit dem Theater.
Da ziehen Erdogan und Putin inzwischen auch andere Saiten auf für die ewigen Querulanten, die immer noch nicht verstanden haben, daß sie sich mit Bejubeln der Staatsführung begnügen sollen.

In Südamerika und Spanien entwickelten sich mehrere faschistisch-katholische Diktaturamalgame, die einen sehr pragmatischen Weg fanden mit den Lümmeln umzugehen, die immer rummeckerten.

Kritiker der Regierung lösten sich auf wundersame Weise einfach in Luft auf.
Einige wurden verhaftet, andere vorgeladen, aber die meisten verschwanden einfach über Nacht. Und keiner wurde wiedergesehen.

Der Begriff Detenidos desaparecidos (verschwundene Gefangene) wurde Mitte der 1960er Jahre geprägt, als in Guatemala immer mehr Menschen „verschwanden“. Sie wurden in Nacht- und Nebelaktionen abgeholt, gefoltert und dann halbtot oder halblebendig aus großer Höhe von Hubschraubern aus ins Meer geworfen.

Nach vielen Jahren der Militärherrschaft und einer durch den Versuch einer Bodenreform ausgelösten Serie von Putschen und Gegenputschen ging die Macht in Guatemala 1966 in die Hand einer Zivilregierung über. Scheinbar. Hinter den Kulissen aber behielten die Militärs das Heft in der Hand, konnten und wollten gegen die Opposition jedoch nicht mehr so offen vorgehen wie bisher. Neben demokratischen Parteien gab es inzwischen auch Guerilla-Gruppen, die mit der Waffe in der Hand eine Bodenreform und das Ende der Unterdrückung der indianischen Bevölkerungsmehrheit durchsetzen wollten. Hinter der Fassade der Zivilregierung schlug das Militär nun mit verdeckten Mitteln noch massiver zu als zuvor und setzte als Maßnahme des Terrors neben Massenexekutionen auch schlagartig das systematische „Verschwindenlassen“ ein. Allein in den ersten zehn Jahren „verschwanden“ 20 000 Menschen spurlos, später kamen noch zehntausende weitere dazu. Der Machtkampf endete erst 1996 unter dem Druck der Vereinten Nationen mit einem Friedensabkommen zwischen Regierung und Befreiungsbewegung.
Bis dahin hatte der Konflikt 200 000 Menschenleben gefordert - die meisten fielen dem „Verschwindenlassen“ und extralegalen Hinrichtungen durch Regierungstruppen zum Opfer. Die Aufklärung des Schicksals der „Verschwundenen“ wird bis heute behindert, die Täter kamen straffrei davon und haben ihre Methoden noch immer nicht völlig aufgegeben: Auch aus jüngerer Zeit gibt es Berichte über einzelne neue Fälle von „Verschwundenen“ in Guatemala.
Einen zusätzlichen Anstoß für die Verbreitung des „Verschwindenlassens“ gaben später die Militärdiktaturen in Chile (1973 -1990) und Argentinien (1976 - 1983). Chile hatte sich unter dem Präsidenten Salvador Allende ab 1970 zu einem reformfreudigen Experimentierfeld für neue Gesellschaftsmodelle entwickelt. Zahlreiche oppositionelle Demokraten aus vielen Ländern Lateinamerikas suchten hier nach einem demokratischen und gewaltfreien Ausweg aus der Misere in ihren Ländern, denn nach einer Statistik der Weltgesundheitsorganisation lebte damals über die Hälfte der Gesamtbevölkerung Lateinamerikas unterhalb der Armutsgrenze. Der langfristig vorbereitete, blutige Militärputsch des Generals Augusto Pinochet Ugarte fand am 11. September 1973 mit Unterstützung aus dem Ausland statt. Vom ersten Tag an verfolgte Pinochet eine planmäßige „Säuberung“ des Landes von Anhängern der vorangegangenen Regierung, Gewerkschaftlern, Künstlern, kritischen Journalisten oder sonst wie verdächtigen Demokraten. Um jeden Widerstand zu ersticken, setzte er dabei sowohl öffentlich sichtbare Machtdemonstrationen als auch vernebelte Verfolgungsmethoden ein.

Immer freudig dabei die katholische Kirche, die während der faschistischen Franco-Diktatur sogar noch einen perfiden Schritt weiterging.
Die spanische RKK hatte 1953 ein Konkordat mit Franco geschlossen, aber schon vorher mit ihrem national-Katholischen Weg klar Position gegen Republikaner und Demokraten bezogen. Der im Mai 1992 durch Papst Johannes Paul II. selig- und am 6. Oktober 2002 heiliggesproche Opus-Dei-Gründer Josémaría Escrivá de Balaguer war glühender Faschist und Franco-Bewunderer.
Der Franco-Staat ließ während der 39 Jahre seiner Existenz Hunderttausende Menschen bei Säuberungen „verschwinden.“

Die Zahl der politisch motivierten Hinrichtungen ging in die Hunderttausende. Bernecker gibt die Zahl derer, die im franquistischen Spanien zwischen 1936 und 1944 durch politischen Mord und Justizverbrechen ums Leben kamen, mit bis zu 400.000 Menschen an. [….]
 Allein für Andalusien wird neuerdings die Zahl der „verschwundenen“ Republikaner mit 70.000 angegeben.
(Wikipedia)

Die RKK bereicherte sich an dem Elend, indem die während der Franco-Diktatur hunderttausende Kinder aus nicht linientreuen Familien regelrecht verkaufte, um sich a) zu bereichern und b) nationalkatholische Faschisten aus ihnen zu machen.

Einzige Anlaufstelle [für ungewollt Schwangere in Irland] waren der Bon Secours order, also ein katholischer Frauenorden, der die Schwangeren demütigte und ausbeutete.
Wie ihre lieben frommen Schwestern in Spanien sahen sie in den „gefallen Mädchen“ zunächst einmal eine Chance ordentlich Reibach zu machen.
Sie raubten den Frauen ihre Babys und verkauften sie gewinnbringend nach Amerika.

Die Verhältnisse in Österreich waren nicht anders und in Spanien betrieben dem faschistischen Regime treu ergebene Nonnen im 20. Jahrhundert sogar massenhaften Kindesraub und Menschenhandel. Sie sollen bis zu 300.000 Babies verkauft haben.  (……..)

Die Magdalenen-Heime - benannt nach der biblischen Figur der ehemaligen Prostituierten Maria Magdalena, der Jesus ihre Sünden verzieh - wurden im 19. Jahrhundert in Irland als Zuflucht für in Ungnade gefallene Frauen gegründet. Anfang des 20. Jahrhunderts übernahm die katholische Kirche diese Einrichtungen und führte strenge Regeln ein. Die Aufsicht unterstand den Barmherzigen Schwestern (Sisters of Mercy), die die jungen Frauen zu bis zu zehn Stunden unbezahlter täglicher Arbeit zwangen. Der sonst so heilige Sonntag bildete keine Ausnahme. Hunger, Prügel und sexueller Missbrauch führten zu zahlreichen Ausbrüchen und in den 50er- und 60er-Jahren auch zu Aufständen.

Auch wenn Nonnen keine Kinder oder Kranke in die Finger bekommen, stehen sie gern auf der Seite der Brutalen.
Beispiel Syrien. Dort ist die katholische Kirche eine der letzten und wichtigsten Stützen des Assad-Regimes. Daß Hunderttausende gekillt werden, teilweise sogar vergast wurden, stört nicht weiter.

Wie aber auch in den vielen anderen katholischen Kinderheimen, wurden uneheliche Kinder grundsätzlich als würdelose Sünder behandelt, die man vor allem zu schlagen und misshandeln hatte.
Natürlich wurde dabei auch gelegentlich ein Balg totgeschlagen.
Viele andere Gören ließen die frommen Nonnen einfach verhungern.

Das Praktische am „Verschwindenlassen“ und „Kinderverkaufen“ ist außer dem Geldsegen und dem Verstummen der Opposition, daß niemand dafür zur Rechenschaft gezogen wird.
Die spanische RKK genießt weiterhin ihre Privilegien und wird nach den Jahrzehntelangen Gräueln nach wie vor als moralische Institution anerkannt.
Während der argentinischen Militärdiktatur 1976-1983 verschwanden mindestens 30.000 Menschen. Der Chef des Jesuitenordens war damals ein gewisser Jorge Mario Bergoglio, der aber offensichtlich keinen Grund sah die Junta zu kritisieren.

Viele Regime morden, aber das „Verschwindenlassen“ ist eine besonders perfide Methode, da die Angehörigen der Opfer für immer im Unklaren gelassen werden.
Sie kennen keine Gräber, wissen nicht, wie lange ihre Kinder noch lebten, wie sie gefoltert wurden.


Diese Methoden sind noch nicht vergessen, noch nicht aus der Mode.

Im Zuge der "Säuberungswelle" nach dem Putschversuch in der Türkei sind Tausende Menschen festgenommen worden. Doch was ist mit ihnen passiert? Laut Amnesty International ist das Schicksal vieler Gefangener unklar - insbesondere das der mutmaßlichen Rädelsführer.
Mehr als zwei Wochen nach dem gescheiterten Putsch in der Türkei ist nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International der Verbleib vieler Gefangener noch immer unklar. Vor allem sei unbekannt, wo die mutmaßlichen Rädelsführer des Putsches hingebracht worden seien, sagte der Türkei-Experte der Organisation, Andrew Gardner, der Deutschen Presse-Agentur.

19.000 Menschen wurden nach dem Putschversuch gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan festgenommen. Gegen mehr als 10.100 von ihnen ergingen Haftbefehle. So lauten jedenfalls die offiziellen Zahlen.
Doch wo genau werden sie festgehalten? [….]
Ausländische Beobachter lässt die Türkei bisher nicht zu den Gefangenen oder wenigstens in die großen Sammelstellen für mutmaßliche Putschisten vor. Mehrere internationale Diplomaten hatten in den vergangenen Tagen versucht, sich in Ankara ein Bild von der Lage zu machen. Aufnahmen von mit Kabelbindern gefesselten Soldaten, die am Boden einer Reithalle knien mussten, hatten die internationalen Gesandten aufgeschreckt. Trotz Diplomatenausweisen wurden sie sowohl an der Halle des örtlichen Reitclubs als auch an der Sporthalle der Polizeiakademie in Ankara schroff abgewiesen, berichtete ein westlicher Botschafter SPIEGEL ONLINE.


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