Mittwoch, 31. August 2022

Immer mehr CDU-AfD-Schnittmenge

 

In der härter werdenden politischen Situation zwischen Ampel einerseits und der Merz-Opposition andererseits, die von der Gas-Wut der Hufeisen-Proteste profitieren will, wäre es wichtig, sich auf den politisch-moralischen Kompass der C-Parteien verlassen zu können.

[….] 10% Inflation und dann auch noch frieren, wird sie aber wohl doch auf die Straße treiben. Schon jetzt ist die Ampel historisch unbeliebt. Sören Pellmann, in Leipzig direkt gewählter Bundestagsabgeordnete der LINKEN, gibt bereits die Sahra Sarrazin und ruft zur Querfront-Demo auf:  Montags gemeinsam mit AfD und Pegida und AfD gegen die etablierten Parteien.

Das Hufeisen des Grauens könnte die Bundesrepublik im Winter ordentlich durchschütteln, da es keine seriöse Opposition im Bundestag gibt, sondern de facto nur noch Populisten. Schlimmer noch; mit der Lindner-Liste sitzen sogar Populisten im Kabinett.

Da wird sich ordentlich Wut entladen, wenn in Prekariatistan die Raumtemperatur bei 10°C liegt und der Strom abgeschaltet wird.

Das werden glückliche Zeiten für Putin, wenn im Westen das Volk gegen die eigene Regierungen marschiert.  [….]

(Willkommen in der Realität – Teil II, 30.08.2022)

Leider steht mit dem homophoben Leitkultur-Populisten Merz genauso wenig ein seriöser Mann an der Spitze der CDU, wie mit Markus Söder mit seiner vielfach xenophoben Historie an der Spitze der CSU.

Rechtspopulisten und auch Antisemiten wie Hans-Georg Maaßen werden in der Merz-CDU nicht nur geduldet, sondern als Bundestagskandidaten aufgestellt.

Besonders weit am rechten Rand steht der Hamburger CDU-Landesverband, der ungeniert rechtspopulistisch agiert.

(….) Auch der am äußersten rechten Rand der CDU stehende Hamburger CDU-Vorsitzende Ploß, der seinen Aufstieg dem völkischen Burschenschaftsklüngel in Hamburg verdankt, zeigt heute, auf welcher Seite er steht.

Manuela Schwesig, die sich erneut einer Krebsoperation unterzieht und daher ihre Amtsgeschäfte vorübergehend der stellvertretenden Ministerpräsidentin übergeben musste, wurde von Ploß so perfide angegriffen, daß sie eine Unterlassungsklage einreichte. Aber der braunschwarze Jung-Vorsitzende, der seine CDU landesweit auf 15% herabkrachen ließ, denkt gar nicht dran, der Frau, die derzeit im Krankenhaus liegt, mit Anstand zu begegnen.

[….] Hamburgs CDU-Chef Christoph Ploß hat die Frist für die von Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) geforderte Unterlassungserklärung verstreichen lassen. Ploß' Anwältin wies den Vorwurf zurück, ihr Mandant verbreite eine »unwahre« Behauptung über Schwesig, und betonte, die SPD-Politikerin müsse Kritik »auch in zugespitzter Form« hinnehmen.  In dem Streit geht es um Aussagen des CDU-Bundestagsabgeordneten in der ZDF-Talkshow »Markus Lanz« zur Haltung der SPD gegenüber Russland. [….][….] Schwesig ging gegen die Verbal-Attacke juristisch vor. »Ihre Behauptung über Manuela Schwesig ist unwahr; sie hat nichts Derartiges gesagt«, stellte Schwesigs Anwalt Michael Nesselhauf in einem Schreiben an Ploß fest und forderte eine strafbewehrte Unterlassungserklärung[….] Statt die Unterlassungserklärung zu unterschreiben, hat Ploß nun seine Anwältin Patricia Cronemeyer antworten lassen. [….] Ob Schwesig nach der nicht abgegeben Erklärung nun vor Gericht ziehen wird, ist unklar. Schwesigs Regierungssprecher sagte auf Nachfrage nur, man wolle sich derzeit nicht zu dem Fall äußern. Ploß gibt sich derweil zuversichtlich, die Angelegenheit notfalls vor Gericht auszutragen. »Es geht mittlerweile auch ums Prinzip, denn die Entscheidung würde über den Einzelfall hinaus wirken«, sagte der CDU-Landeschef. [….]

(SPON, 17.02.2022)

Willkommen im braunen Merz-CDU-Zeitalter.

(Quo vadis, CDU?, 17.02.2022)

Mit so einer CDU gibt es keine „Brandmauer gegen Rechts“.

(….) Christoph Ploß, 36 Jahre, Partei-Rechtsaußen mit Gender-Phobie und Vorliebe für schwülstige Gelage in den völkischen Verbindungshäusern in der Umgebung des pikfeinen CDU-Hauses am superteuren Leinpfad, mit Außenalster-Blick. Ploß, Chef einer reinen Männerpartei, dem es gar nicht völkisch-braun genug sein kann.

Der Bundestagsabgeordnete Ploß ist umtriebig. Nach nur drei Tagen im Amt gelang ihm ein Coup, auf den er sichtlich stolz ist.
Er holte die ehemalige Schleswig-Holsteinische AfD-Chefin Ulrike Trebesius in die CDU.  Nun wächst zusammen was (zum Beispiel auch in Thüringen) zusammengehört.  Deutlicher kann man wohl nicht sagen wo es hingehen soll, als wenn man als erste Amtshandlung ehemalige AfD-Größen heim ins Reich holt.

[…..] Die frühere schleswig-holsteinische AfD-Landesvorsitzende Ulrike Trebesius ist der Hamburger CDU beigetreten. Das bestätigte ein Parteisprecher am Mittwochabend. Zuvor hatte das „Abendblatt” darüber berichtet. Trebesius war 2014 auf AfD-Ticket ins EU-Parlament gewählt worden. Gemeinsam mit Parteigründer Bernd Lucke hatte sie die AfD 2015 verlassen und die Partei Allianz für Fortschritt und Aufbruch gegründet, zu deren Generalsekretärin und Bundesvorsitzenden sie später gewählt wurde. Vor zwei Jahren war die heute 50-Jährige aus der inzwischen in LKR (Liberal-Konservative Reformer) umbenannten Partei ausgetreten.  „Es muss der Anspruch der CDU sein, Personen wie Ulrike Trebesius eine politische Heimat zu bieten”, sagte Hamburgs neuer CDU-Vorsitzender Christoph Ploß dem „Abendblatt”. „Die CDU war immer dann erfolgreich, wenn sie christlich-soziale, liberale und konservative Strömungen vereint hat.” […..]

(Kölnische Rundschau, 30.09.2020)

Es erinnert ein wenig an Joseph Ratzinger, dessen erste Amtshandlung als Papst war seinem ultrakonservativen Prügel-Kumpel Walter Mixa das große reiche Bistum Augsburg zu geben. (…)

(Negativ-Kampagnen, 24.09.2021)

Wie der Anti-Gender-Aktivist Ploß politisch zu verorten ist, stellte er schon in der ersten Woche als Landesvorsitzender unmissverständlich klar. Beim „Gender-Gaga“ steht Ploß ebenfalls  auf der von Storch-Linie, hetzt gegen Trans-Menschen.

Dem Übertritt der AfD-Landesvorsitzenden Ulrike Trebesius in die Elb-CDU folgte nun der nächste Ploß-Coup. Mit dem Raffke Jörn Kruse holte er den nächsten Ex-AfD-Chef in die CDU. Natürlich direkt in seinen CDU-Kreisverband Nord.

[….] Der frühere Hamburger AfD-Vorsitzende Jörn Kruse ist der CDU beigetreten. Das bestätigte Kruse am Mittwoch. Aufgenommen wurde der 73-Jährige vom CDU-Kreisverband Hamburg-Nord, dessen Vorsitzender CDU-Landeschef Christoph Ploß ist. "Der CDU-Kreisvorstand Hamburg-Nord, dem alle Strömungen und Vereinigungen der CDU angehören, hat einstimmig entschieden, Professor Jörn Kruse in die CDU aufzunehmen", teilte der Verband mit.  […]

(NDR, 31.08.2022)

Die Richtung, in die es für die CDU geht, ist offensichtlich.

Dienstag, 30. August 2022

Willkommen in der Realität – Teil II

Heute mußte ich mir eine 15-minütige Tirade einer Dame anhören, die just in Rente ging, in ihrer eigenen 1-Zimmerwohnung lebt, die sie pünktlich zum Ende ihres Berufslebens abgezahlt hatte und nun auf der Wohnungseigentümerversammlung (ETV) einen Schock erlebte. Der neue Wirtschaftsplan sieht vor, statt wie letztes Jahr knapp 10.000 Euro für die Heizkosten (Gas) nun 13.000 Euro einzuplanen. Das wären schließlich satte 30% mehr. Sie müsse als Alleinstehende allerdings auf ihren Geldbeutel achten und die Rente werde sicherlich nicht um 30% erhöht. Was für ein unverschämter Beschluss. Vielleicht könnten die anderen Eigentümer in der WEG sich das Geld aus den Rippen schneiden; sie nicht.

Willkommen in der Realität, liebe Hamburger Neu-Rentnerin.

Über die 30% mehr Heizkosten-Planung werden sie bei der nächsten ETV herzlich lachen. Privathäuser oder eben kleine WEGs werden sich auch ganz andere Preissteigerungen gefasst machen müssen.

 Die Preisexplosion beim Erdgas ist am Größten, weil die Abhängigkeit von Putin beim Gas am höchsten ist.

Übrigens, liebe Atomkraft-Fans, sieht es fast genauso beim Uran aus.

[….] Die Preise für fossile Energieträger steigen und steigen – das lässt Atomkraft als verlässliche Alternative wirken. Doch der Eindruck täuscht: Russland kontrolliert fast 50 Prozent des Marktes. […]

(Benjamin Bidder, 28.08.2022)

Alle Gründe, die schon in den 1980ern einen Ausstieg aus der Kernenergiegewinnung notwendig machten –  a) Millionen Jahre strahlender Abfall, darunter das stärkste Gift des Alls: Plutonium, b) kein Endlager, c) Krebserkrankungen, d) SuperGAU-Gefahr, e) nicht versicherbares Betreiber-Risiko – bestehen weiter. Nach Tschernobyl und Fukushima kommen aber weitere Gründe dazu, die den Betrieb von AKWs ausschließen; f) Terrorgefahr (deutsche AKWs sind nicht gegen Flugzeugabstürze à la 9/11 gewappnet. Eine Passagiermaschine auf Isar II und ganz Deutschland wäre unbewohnbar), g) die Sicherheitszertifikate der AKW sind abgelaufen, alle Anlagen sind überaltert und Störfall-anfällig, h) die Rekordhitze macht den AKW-Betrieb durch fehlendes Kühlwasser vielerorts unmöglich und schließlich i) die Abhängigkeit von Putin bleibt bei Uranbrennstäben bestehen. Dann können wir auch gleich Nordstream 2 öffnen.


Leider hat sich die Hoax, man könne/sollte/müsste alle deutschen AKW einfach wieder hochfahren – gern in Kombination mit einer überheblichen Belehrung an die angeblich so ideologischen Grünen – verselbstständigt. Man bekommt diese Ansicht auch in jedem zweiten Kommentar der seriösen Zeitungen präsentiert.

Wer eine moderne Pellet-Heizung einbauen ließ und sich angesichts der Gas/Öl-Preistreiberei schon freute, unabhängig von Lieferungen aus Russland zu sein, erlebt gerade sein blaues Wunder. So wie Kohlbriketts und Kaminholz für Privathaushalte entweder ausverkauft oder nur noch zu absoluten Mondpreisen erhältlich sind, sind auch Pellets Mangelware.

[….] Vieles wird momentan teurer. Lebensmittel, Strom, Gas - und auch Holz. Genauer gesagt: Holzpellets. Die kleinen, stäbchenförmigen Pellets sind aktuell besonders gefragt. Und besonders teuer. Holzpellets werden vor allem als Brennstoff genutzt, in Pelletöfen- oder kesseln. Sie werden aus Holzresten hergestellt, aus Spänen oder Hobelrückständen, die dann in die typische Zylinderform gepresst werden. Früher ein Abfallstoff, heute Grundlage für einen klimafreundlichen Energieträger, so preist es zumindest das Deutsche Pelletinstitut an.  Der Interessenverband erhebt auch die Preise für den deutschen Pelletmarkt. Dabei zeigte sich jetzt: Im August ist der Pelletpreis im Vergleich zum Vormonat um 35 Prozent gestiegen, im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Preis sogar fast verdreifacht. Während eine Tonne Pellets im August 2021 noch rund 220 Euro kostete, zahlen Verbraucherinnen und Verbraucher im August 2022 rund 669 Euro. Für ein Einfamilienhaus werden im Schnitt sechs Tonnen Pellets pro Jahr benötigt. Hochgerechnet wären das also etwa 4000 Euro im Jahr allein für den Brennstoff.  Der hohe Preis erklärt sich vor allem durch die gestiegene Nachfrage. [….] Doch vor allem die Hamsterkäufe überfordern die Branche. "Pellets sind das neue Klopapier", sagt Beate Schmidt-Menig, Geschäftsführerin von Ökofen. [….]  

(Patrizia Tensing, 30.08.2022)

Meine Wohnung wird mit Fernwärme beheizt. Ich selbst heize zwar gar nicht. Da aber 50% der Heizkosten umgelegt werden, zahle ich für die anderen Mieter mit. Das ist auch fair, da ich zwar mit niedrigeren Temperaturen als die meisten Menschen lebe, aber meine Wohnung hat kaum Außenwände, wird also ohnehin nicht eiskalt, weil Nachbarn oben, unten, links und rechts heizen.

Fernwärme ist günstig und ökologisch. Sie bietet sich in Hamburg an, weil gewaltige Fabriken wie zB die Aurubis, eine monströse Kupferhütte mit 2.000 Mitarbeitern, mitten in der Stadt steht und entsprechend gewaltige Menge Abwärme produziert.

Während meines Studiums habe ich die Anlage (damals noch „Norddeutsche Affinerie“) besucht und kann bestätigen, daß es in den Hallen mit den galaktisch großen Hochöfen irre heiß wird. Als Mieter in Hamburg profitiere ich also von dieser stetigen Wärmequelle.

Aber wird die alte „Affi“ überhaupt weiterlaufen können im Winter?

[….] Aurubis gehört zu den größten Energieverbrauchern

Die Kupferhütte auf der Veddel gehört zu den größten Energieverbrauchern in der Hansestadt und setzt dabei zu fast 40 Prozent Erdgas ein. Im vergangenen Jahr waren dies knapp 473 Millionen Kilowattstunden, also annähernd 40-mal mehr als bei Hobum Oleochemicals. Wegen der aktuellen Entwicklungen arbeite Aurubis „bereits seit einigen Monaten intensiv am Umstieg auf alternative Energieträger an unseren europäischen Standorten“, erklärt das Unternehmen. Je nach Standort gebe es verschiedene Szenarien, welche Gasmengen eingespart oder durch Strom, LPG (Flüssiggas) oder Öl ersetzt werden könnten – im besten Fall komplett.   [….]
(HH Abla, 22.07.2022)

Sagenhaft, im Sommer 2022 beginnt der größte Gasabnehmer Hamburgs nun doch auch mal darüber nachzudenken, was eigentlich passiert, wenn das russische Gut mal nicht mehr unbegrenzt und billig zu CO2 verfeuert werden kann.

Damit wären wir beim Heizöl. Diejenigen, die ihre alte Ölheizung in den letzten zehn Jahren noch nicht durch umweltfreundlichere und günstigeren Gasheizungen ersetzt haben, lachen jetzt. Galt man gestern noch als Umweltsau, kann man nun frohlocken, weil der Öleinkauf weltweit in vielen Nationen möglich ist und nicht so stark an Russland hängt.

Wer letztes Jahr für ein paar Tausend Liter Heizöl knapp 60 Cent/Liter zahlte, ist nun mit mindestens 1,80 Euro dabei. Die Teuerung lässt sich nicht allein mit dem Weltmarktpreis erklären, aber wer mit 30% Mehrkosten rechnet, erwartet dann einen Einkaufspreis von gut 80 Cent. Es sind aber mehr als 1,80 Euro. Für alle, die in der Schule nur Klatschen und Singen belegt haben: 180 Cent > 80 Cent.

Die Frage ist, wieso irgendjemand in so einer Situation Minister sein möchte.

Die Deutschen stören sich wenig an Pegida, an verrotteten Schulen, fehlender digitaler Infrastruktur und xenophoben Mordserien. Solange sie es zu Hause gemütlich warm haben und über einen Flachbild-TV, bzw PC verfügen. Hieß es immer. 10% Inflation und dann auch noch frieren, wird sie aber wohl doch auf die Straße treiben. Schon jetzt ist die Ampel historisch unbeliebt. Sören Pellmann, in Leipzig direkt gewählter Bundestagsabgeordnete der LINKEN, gibt bereits die Sahra Sarrazin und ruft zur Querfront-Demo auf:  Montags gemeinsam mit AfD und Pegida und AfD gegen die etablierten Parteien.

Das Hufeisen des Grauens könnte die Bundesrepublik im Winter ordentlich durchschütteln, da es keine seriöse Opposition im Bundestag gibt, sondern de facto nur noch Populisten. Schlimmer noch; mit der Lindner-Liste sitzen sogar Populisten im Kabinett.

Da wird sich ordentlich Wut entladen, wenn in Prekariatistan die Raumtemperatur bei 10°C liegt und der Strom abgeschaltet wird.

Das werden glückliche Zeiten für Putin, wenn im Westen das Volk gegen die eigene Regierungen marschiert. Gut möglich, daß die EU doch noch Gerd Schröder zum offiziellen Emissär benennt und in Moskau um Nordstream2-Gas betteln lassen wird.

Die Ampel kann es, insbesondere aufgrund der katastrophalen Merkel-Versäumnisse bei der Energiewende, Photovoltaik und Windenergie, gar nicht allen recht machen.

Es gibt nur schlechte Alternativen, wie der SPIEGEL hier sehr schön nüchtern durchdekliniert.

Es wird auf jeden Fall Ungerechtigkeiten geben. Schon allein, weil die FDP nicht zurechnungsfähig ist und manisch alles Vernünftige blockiert. Der Urnenpöbel wird sauer werden.  Aber was soll denn die Alternative sein? Sechs Millionen Leute haben FDP gewählt. Lindner hat sich nicht ins Amt geputscht. Und der Urnenpöbel ist dermaßen verblödet, dass er nach allen Umfragen bei Neuwahlen mit riesigem Abstand Blackrock-Cum-Ex-Mann Merz zum Kanzler machen würde. Damit wäre die ärmere Hälfte der Bevölkerung völlig verloren, wenn es keinen Sozialminister Heil mehr gibt, der von einem Sozi-Kanzler gedeckt wird. Die FDP-Minister sind natürlich ein Alptraum, aber eine bessere Mehrheit gibt es nicht im Bundestag.  Würde die Regierung platzen, gäbe es erst mal gar keine Hilfen bei explodierenden Preisen im Winter (Wahlkampf = totale Blockade der aktuellen Politik) und nach Neuwahlen wäre es noch viel schlimmer, weil Merz und Lindner dann gemeinsam an das obere 1% umverteilen. Bestenfalls käme es zu Schwarzgrün, aber die Grünen machen ohnehin schon Klientelpolitik für die Gutverdiener. Das wäre nicht besser, wenn Sozialminister Scheuer, Wirtschaftsminister Spahn und Finanzministerin Klöckner neben Bundeskanzler Merz am Tisch säßen. Scholz ist angesichts solcher Alternativen leider dazu verdammt, die Koalition nicht platzen zu lassen und der FDP eine lange Leine zu lassen. Also  bleibt einem nur zu hoffen, dass der Meseburgtrip wenigstens etwas bringt.

Montag, 29. August 2022

Anti-woker Veganer-Hass.

 

Wenn rechtspopulistisch schwurbelnde Aufmerksamkeitsjunkies mit anti-woker Attitüde gegen angebliche Verbote in die Schlacht ziehen, wirkt das auf denkende Zuhörer stets ein wenig lächerlich. In der Regel sprechen sie nämlich ununterbrochen und ungehindert über die Dinge, über die sie angeblich nicht sprechen dürfen. Querdenker widerlegen damit selbst die Sprechverbote, die sie beklagen.

Mit diesem Möllemann-Herman-Paradox gelangen schon vor 20 Jahren große Wahlerfolge.

(….) Seit dem Herbst 2000 verging also kein Tag, an dem nicht in den Feuilletons mit drastischen Worten gegen Sharon Position bezogen wurde.
Ich erinnere mich an arabische Journalisten, die damals im „Presseclub“ auftraten und ihre deutschen und europäischen Kollegen zu bremsen versuchten, weil selbst sie fanden, daß Sharon zu einseitig und zu radikal dämonisiert wurde. Immerhin hätte er begonnen den Gaza-Streifen zu räumen, dazu brauche es in Israel seine knallharte Hand.

Und nach zwei Jahren stellte sich Jürgen Möllemann in den NRW-Wahlkampf, inszenierte sich als mutiger Tabubrecher, der es erstmals wage Israel zu kritisieren und wurde vom Plebs bejubelt. Endlich traue sich mal einer.

Im Mai 2002 verstieg sich Möllemann sogar dazu Michel Friedmann die Schuld am Antisemitismus zuzuschieben, da dieser in Talkshows die israelische Politik verteidige.

Das ganze Jahr über machte die FDP rechte, antisemitische Stimmung, die im September mit dem berüchtigten Anti-Israel-Flugblatt der FDP eskalierte.

Es war abartig, widerlich und verlogen, was die FDP-Granden aus NRW damals anstellten. Genscher, Möllemann und Westerwelle – alle drei stützen diesen Kurs; elektrisiert von den sagenhaften 9,8%, die Möllemann im Jahr 2000 bei der NRW-Wahl geholt hatte. All das beruhte nur auf einer Hoax.

Während sich Millionen Wähler an dem vermeidlichen Tabubrecher Möllemann erfreuten, gab es nie ein Verbot Israel zu kritisieren. Niemand wollte das. Der Zentralrat der Juden rief sogar ausdrücklich zu konstruktiver Kritik auf und diese geschah auch täglich in den Medien.

Aber der Urnenpöbel war auch damals schon so verblödet, daß er sich an der Frage ob man Israel überhaupt kritisieren dürfe regelrecht aufgeilte.  (….)

(Das kommt von sowas, 17.06.2016)

Die Zutaten für so einen PR-Erfolg sind immer gleich: Eine Prise Antisemitismus, Vorurteile schüren, den Hass auf Linksliberale anstacheln und sich dann gleichzeitig als heldenhafter Tabubrecher feiern. Auch und gerade, wenn dieses Tabu nicht existiert. Auf so einer Hoax basierend, machte schon Eva Braun vor 15 Jahren Karriere und verdiente viel Geld.

(…..) Die reaktionäre Fundi-Christin Eva Herman ist so ein unangenehmes Beispiel. Ganz im Gegensatz zu den immer wieder von rechtsradikalen Quellen (Kreuznet und Co) auftauchenden Vorwürfen das politisch korrekte Deutschland habe ihr „Berufsverbot“ erteilt, ist die blonde Braune unglücklicherweise beruflich extrem aktiv.   Wir sind eben eine freie Gesellschaft und daher darf auch ein dunkeldeutsch frömmelndes Kreuznet-Liebchen tun was es will.
Sie publiziert, verkauft fast ein Dutzend Bücher unter ihrem Namen, spricht auf dubiosen Parteineugründungen, wird bei ultrakatholischen Kongressen als Rednerin engagiert und ist nicht zuletzt das mediale Gesicht des Kopp-Verlages.   Dort versammelt sich das Who-Is-Who der rechtsnationalen Verschwörungstheoretiker, Ufologen (z.B. Erich von Däniken), Islamhasser wie Udo Ulfkotte und Esoterik-Freaks.

„Der Verlag bezeichnet sich selbst als Verlag und Fachbuchversand für Enthüllungsliteratur, Verschwörungen und Geheimgesellschaften. Verlegt werden unter anderem Bücher zu Themen der Prä-Astronautik, der Ufologie, des Erfundenen Mittelalters, des Kreationismus, der Astrologie, der Geomantie sowie der Germanischen Mythologie, des Islamismus, der Freiwirtschaftslehre und „Enthüllungen“ wie zu sogenannten „linken Lebenslügen.“
(Wiki)

Wie schön wäre es, wenn Herman tatsächlich mit Berufsverbot belegt wäre.
Aber mit Kopp bildet sie eine perfekte Symbiose.  Der finanzstarke Verlag füttert sie und dafür liefert die angebräunte TV-Frau regelmäßig mit ultrabizarren Ansichten (Loveparade-Katastrophe war Strafe Gottes, etc) die PR für den vorher eher im Schatten vor sich hin modernden rechten Verlag.  (…..)

(Neues von Eva Braun, 26.12.2011)

Die Covitioten und Great-Reset-Apologeten, die Aluhüte und Chemtrail-Jünger, die Impfgegner und Homöopathioten haben das Möllemann-Herman-Paradoxon so verinnerlicht, daß ihr „aber das darf man ja nicht mehr sagen“ an beinahe jeden Satz angefügt wird und sie das ganze Internet mit den Fehlinformationen fluten, die sie angeblich nicht verbreiten dürfen. Die lästige Realität haben sie schon lange verlassen.

(…) Private Unternehmen haben private Regeln. Wenn ich im Restaurant nebenan sitzen möchte, darf ich nicht meine eigenen Getränke mitbringen.

Wenn ich in einer Boutique ein Hemd anprobiere, darf ich mir daran nicht die Nase schnäuzen, wenn ich in den Zoo gehe, darf ich nicht den Löwenkäfig aufschließen und wenn ich ins Kino gehe, darf ich nicht auf den Sitz pinkeln.

Die rechten Verschwörer stellen Meinungsfreiheit bewußt falsch dar und tun so, als ob dies bedeute, ihnen dürfe nicht widersprochen werden und sie müssten das Recht haben überall gehört zu werden und Aufmerksamkeit zu bekommen, alle privaten Medien wären verpflichtet sie zu Wort kommen zu lassen.   (….)
(Ausgetwittert, 10.01.2021)

Zu einer rechtspopulistischen Verschwörungssuppe à la Sigmar Gabriel, rühren professionelle Aluhüte immer ein paar Trigger als Gewürze ein, um möglichst viel Aufmerksamkeit in den braunen Echokammern zu erzeugen.

Am besten funktionieren dabei Seitenhiebe auf Veganer und  Greta Thunberg.

Bei der minderjährigen Schwedin spielen sicherlich sadistische und missgünstige Motive mit, da sie selbst demonstrativ bescheiden und leise auftritt. Sie schreit nie jemanden an und ihre Sache, auf den tödlichen menschengemachten Klimawandel hinzuweisen, ist zweifellos eine gute und richtige Sache. Kein Grund eigentlich für erwachsene, reiche, weiße Männer, einen „HEUL‘ LEISER GRETA!“-Aufkleber an ihren 400PS-SUV zu kleben.

Es muss also einen psychologischen Grund geben, daß so viele große, dicke, mächtige Männer von so einem kleinen schmächtigen Mädchen derartig getriggert werden, daß Christian Lindner öffentlich seine größtmögliche Arroganz ausbreitet, wenn es um FFF geht. Vielleicht ist es eine Machtfrage. Wer eine 2,4 Tonnen schwere Penisprothese auf der Straße spazieren fährt, wenn es zum Bäcker nebenan geht, ahnt vielleicht, daß er selbst das Auslaufmodell ist, während sich die FFF-Prophezeiungen bewahrheiten. Wenn die Argumente fehlen, reagiert Mann mit Zorn und benötigt einen Sündenbock. Beides kulminiert in „Greta“. Die Ängste um den eigenen Lebensstil lassen sich verbal mit Hassattacken auf Thunberg kanalisieren.

Ähnlich funktionieren die Seitenhiebe auf Veganer, die in keiner rechten Rede fehlen dürfen. Jeder JUler versichert unter dem Gejohle seiner Parteifreunde, Schnitzel und Bratwurst zu fressen, macht abfällige Bemerkungen über Sojabratlinge.

Auch hier sind a) die mangelnden Argumente gegen Veganismus und b) die enorme Trigger-Wirkung des Begriffs „vegan“ auffällig.

Es gibt derzeit etwa 1-2% Veganer in Deutschland*, vermutlich eine gute Millionen Menschen.  Wieso fürchten sich also 98,5% Nicht-Veganer derartig vor so einer kleinen Minderheit, die einfach keine tierischen Produkte essen mag? Veganer tun ihnen nichts. Die 98,5% können ungehindert zu Joghurt aus Kuhmilch, zu Schafskäse, Brathuhn und Currywurst greifen. Auch hier dürften die Fleischesser deswegen so getriggert sein, weil sie insgeheim wissen, im Unrecht zu sein. Diese Form der Massentierhaltung mit nahezu unbegrenzt vorhandenen Billig-Fleisch bei jedem Discounter, ist moralisch nur zu ertragen, wenn man fest die Augen vor den Zuständen in den Mastbetrieben verschließt. Das mag einigen noch gut gelingen, aber Fleischkonsum produziert Hunger in der Welt, weil das Schlachtvieh des reichen Westens, die im armen Teil der Welt produzierte pflanzliche Nahrung frisst. Zudem furzen die Abermillionen Kühe und Schweine die Atmosphäre kaputt und verbrauchen so viel Wasser, daß unser Planet verdorrt. Bis die Menschen ausgestorben sind, wird es unter ihnen immer Fleischesser geben, aber das Massenkonsum von totem Tier dreimal am Tag für acht Milliarden Menschen, ist ein Auslaufmodell.

Monika Gruber, einst eine großartige Kabarettistin, die sich aber auch in den letzten Jahren immer größere Aluhüte bastelte, geht schon seit zehn Jahren mit diesen rechtspopulistischen Triggern auf die Bühne, wetterte 2014 in „Ottis Schlachthof“ gegen Veganer und prahlte damit SUV zu fahren.

Das Video wird immer wieder in den sozialen Medien geteilt und nach wie vor funktioniert das anti-vegane Triggern perfekt. Kein Wunder. Klima- und Nahrungsmittelkrise haben in den vergangen acht Jahren nur noch deutlicher gemacht, wie richtig der vegane Ansatz ist. Also überschlagen die Fleischesser vor Begeisterung für das Gruber-Video. Sie ist das Ventil, um das eigene schlechte Gewissen abzulassen und den Vorurteilen gegen „die Gutmenschen“ freien Lauf zu lassen.

Es wird Zeit, daß die Hobbypopulisten auf den Bühnen und in der Politik anfangen GEMA-Gebühren an Thunberg und den Veganerverband zu zahlen.

 

* Hinzu kommen etwa 8% Vegetarier. Und viele Mischformen, wie Flexitarier. Ich zum Beispiel bin Vegetarier, esse also auf Milch basierende Produkte wie Valess Crispy Sticks, die Veganer ekeln. Ich esse aber niemals Eier, die für Ovo-Vegetarier die bevorzugte Protein-Quelle darstellen. In dem Fall gibt es keine ideologischen Gründe. Ich finde Eier einfach ekelig; so wie auch alles, das aus dem Meer kommt. Andererseits kaufe ich im Supermarkt natürlich viele vegane Produkte wie beispielsweise Brandt Saaten-Crisps. Ebenfalls ohne wissenschaftlichen Hintergrund. Ich mag die Dinger nur extrem gern. Und ich gehe zu einer veganen Friseurin, was aber auch nicht an ihren rein pflanzlichen Färbemitteln liegt, sondern weil ich zufällig nebenan wohne.

Winnetou vs Wokeness

 

Das heißt doch „authentische Besetzung“, oder ist das „kulturelle Aneignung“ ? Ich kenne nicht alle Begriffe in Wokistan und lerne sowas beispielsweise bei Bill Maher, der von einem geknickten Schauspieler Darren Criss erzählt, der sich tränenreich entschuldigt, daß er als Heterosexueller einen Schwulen gespielt hätte und gelobte, zukünftig nur noch Hetero-Rollen anzunehmen.

Und ich Depp dachte noch, es wäre doch ganz sympathisch, wenn jemand die Rolle eines Schwulen übernimmt, ohne wie noch vor zehn Jahren üblich, in jedem Interview dutzendfach zu versichern, wie schwer ihm die Liebesszenen gefallen wären, weil er ja privat rein hetero wäre, seine Frau und die drei Kinder liebe. Nein, er habe sicher nichts gegen Schwule, wäre aber selbst 100% straight.

Ist das nicht ein Fortschritt, wenn dieser Eiertanz aufhört und es schlicht egal wird, wenn einige Minderbemittelte von seiner Filmrolle auf die Sexualität des Schauspielers schließen?

Nein, Darren Criss betrübt nun aber gar sehr, einem homosexuellen Kollegen, eine der seltenen homosexuellen Rollen weggenommen zu haben.

In Wokistan werden lesbische Rollen nur noch von lesbischen Schauspierinnen übernommen. Nur native Americans dürfen noch Indianer spielen und so weiter.

Die Sopranos waren Vorreiter. Da wurde die Rolle des Mafia-Captains  "Paulie Walnuts" Gualtieri von Tony Sirico gespielt, der wirklich Jahrelang als Mafioso im Knast saß.

Was für ein populistischer Bullshit.

Es ist natürlich insbesondere lächerlich, mit der Wokeness von heute auf Produktionen von vor 50 Jahren zurückzublicken und sich zu beklagen, daß Kellnerinnen mit „Schätzchen“ angesprochen werden, Leute unangeschnallt im Auto sitzen, Kinder keinen Fahrradhelm tragen und auch noch vor ihren Augen geraucht wurde.

Dabei handelt es sich um eine natürliche Fortentwicklung der Menschheit. Mit Sicherheit werden auch die Jugendlichen des Jahres 2072 mit aufgerissenen Augen TV-Serien von 2022 betrachten und viele unserer Verhaltensweisen kaum verstehen. Waffen tragen, Fleisch essen, jeder fährt Verbrenner-Autos. Man wird es eines Tages nicht mehr verstehen, wieso wir immer noch der Religion anhängen, massenhaft Plastik produzierten und täglich zig Millionen Küken schredderten.

Ab wann man, was wissen konnte, hätte besser wissen sollen, ist natürlich eine interessante Frage. Aber man wußte natürlich noch nicht immer alles.

Als ich meine erste Dose Deospray kaufte, wußte ich nicht was FCKWs sind und wie sie auf die Ozonschicht wirken. Aber die Erkenntnis setzte sich durch. Für eine Übergangszeit waren es dann die Woken der 1980er, die beim Haarspray auf den Zusatz „FCKW-frei“ achteten, bis man begriff, es würde nicht ausreichen, auf die Vernunft der Verbraucher zu achten, sondern Fluorkohlenwasserstoffe als Treibgase ganz verbot. Zu viele kauften entweder nur das Billigste ungeachtet des Umweltaspekts oder aber bildeten sich ein, nur das Zeug mit FCKW gäbe der Frisur richtig Halt. Also musste ein staatliches Verbot her.  Nun sind alle Spraydosen FCKW-frei.

Ähnlich war es mit Auto-Katalysatoren. Die wollte man in Deutschland gar nicht haben, wurde aber gewissermaßen gezwungen, weil die US-Amerikaner ihre Fahrzeuge mit einem „Kat“ versahen und das auch von den importierten Autos verlangten.

Die deutsche Autoindustrie schrie natürlich auf. Das würde sie kaputt machen, Arbeitsplätze kosten und dem Wirtschaftsstandort Deutschland schaden. Es müssten auch noch alle Tankstellen auf BLEIFREIES Benzin umgestellt werden, weil das hochgiftige Blei die Katalysatoren zerstörte.

Den deutschen Autobahnrasern wurde erklärt, der Bleizusatz im Benzin wäre notwendig, um die Oktanzahl zu erhöhen. Bleifreies Benzin wollte man nicht tanken. Das hatte ja keine Klopffestigkeit und man würde nur noch langsam wie ein alter Traktor vorankommen. Wenige Woke kauften sich die als lahm verschrienen Katalysator-Autos und tankten bleifrei. Also musste ein staatliches Verbot her.  Nun sind alle Talkstellen Blei-frei.

Die Horrorprognosen, mit denen sich Populisten gegen die vermeidlich woken Neuerungen wehren, sind als meistens Bullshit.

Aber das hält rechte Populisten natürlich nicht davon ab, den Volkszorn immer wieder anzustacheln. Für sie ist das besonders verlockend, weil sie ihrer Natur gemäß ohnehin keine zukunftstauglichen Programme vertreten und mit „früher war alles besser“ auf Stimmenfang gehen.

Da lässt von Kubicki bis Höcke kaum einer entgehen, gegen das Gendern zu hetzen. Der weit rechts außen stehende Hamburger CDU-Vorsitzende Christoph Ploß kennt sein Jahren kein anderes Thema. Er wettert fortwährend gegen linksgrüne Verbote und fordert inkonsequenterweise ein Gender-Verbot, indem er seinen geistig verkalkten Zuhörern suggeriert, jeder werde nun von der Gender-Mafia überprüft, müsse auch zu Hause am Frühstückstisch „Salzstreuerin“ sagen.

Was für ein populistischer Bullshit. Niemand wird privat gezwungen Gendersprache zu verwenden. Jeder darf schreiben wie er will.

Es ist immer umständlich, sich sprachlich umzugewöhnen. Es gibt alte Menschen in Deutschland, die immer mal wieder „Mark“ statt „Euro“ sagen. Nach zwanzig Jahren. Ich habe mir selbst das „D-Mark“ ausgetrieben, erinnere mich aber, daß es mir 2002 enorm schwer fiel, weil sich „Haste mal nen Euro“ so unfassbar albern und ungewohnt anhörte. Aber Überraschung. Irgendwann hat man sich doch umgewöhnt und es hat schließlich seinen Sinn, da die gemeinsame EU-Währung nun einmal „Euro“ heißt.

Etwas mehr Mühe kostete es mich, 2007 nach der Lektüre von Die Kirche im Kopf. Von „Ach Herrje!“ bis „zum Teufel!“ die religiös basierten Redewendungen aus meinem Sprachschatz zu vertreiben. Aber auch das gelang letztendlich. Kein „Oh mein Gott“ oder „Gott sei Dank“ mehr.

Man kann sich umgewöhnen, wenn es sinnvoll ist.

Die gute alte Zeit ohne zu gendern, war eben „gut“ für weiße, heterosexuelle, christliche Männer, die nach Belieben ihre Mitmenschen diskriminierten.  Anders als Ploß, Kirche, AfD, GOP und sonstige Rechtspopulisten behaupten, gab es früher aber schon immer nicht heterosexuelle Menschen und intergeschlechtliche Babys, die eben nicht mit eindeutigen Geschlechtsmerkmalen geboren wurden. Diese Menschen wurden aber aus unserem Blickfeld diskriminiert.

Nun wissen wir, daß sie da sind. Anders als Ploß, empfinde ich mich selbst als so höflich, daß ich andere Menschen nicht diskriminieren möchte. Daher verwende ich nicht die Begriffe „Neger“ oder „Schwuchtel“, auch wenn das, wenn man in der Zeit weit genug zurück reist, einmal so üblich war. Ich bin auch höflich genug zu ertragen, wenn nicht nur im generischen Maskulinum gesprochen wird.

Deswegen war meine Oma natürlich kein schlechter Mensch, wenn sie bei der Mark Twain-Lektüre ganz selbstverständlich von „Neger“ sprach. Sie meinte es nicht böse und wußte nicht, daß der Begriff abwertend empfunden wird. Niemals würde ich ihr vorwerfen so gesprochen zu haben. Heute kann und sollte man das aber wissen und sofern meine Oma heute mit über 130 Jahren noch leben würde und weiterhin von „Negermama“ spräche, würde ich klar widersprechen. Allerdings war meine Oma nicht verblödet. Wenn sie langlebig wie ein Eishai wäre, hätte sie selbst gemerkt., welche Begriffe man nicht mehr verwendet.

Es ist nicht verkehrt, die Serie „Friends“ aus den 1990ern gemocht zu haben.  (Ich konnte das leider nie sehen, weil ich eine schwere Allergie gegen Jennifer habe). 30 Jahre später würde aber eine große Hollywoodserie, in der jeder Darsteller pro Folge über eine Million Dollar Gage bekommt, nicht mehr ausschließlich weiße, heterosexuelle Rollen beinhalten. Nicht weil ein „woker Mob“ das verbietet, sondern weil die Einsicht vorhanden ist, daß die Welt viel bunter ist.

Und Überraschung, auch als weißer Mann jenseits der 50, interessiere ich mich bei fiktiven Geschichten nicht nur für weiße Männer jenseits der 50. Im Gegenteil, ich bin froh über den Wokeness-Schub, der mir nun auch im normalen Unterhaltungsprogramm schwarze lesbische Trans-Musliminnen zeigt.

Keiner verlangt „Friends“ zu verbieten, aber man kann auch keine Produktionsfirma von 2022 verpflichten, immer noch Serien mit ausschließlich weißen, reichen, heterosexuellen, christlichen Protagonisten zu produzieren.

Und Siggi Gabriel, niemand kann einen Verlag im Jahr 2022 zwingen, ein Karl-May-artiges Buch mit denselben Stereotypen wie vor 100 Jahren zu drucken.

[….]  Vielleicht noch einmal zu den Fakten: ein Film mit dem Titel „Der junge Häuptling Winnetou“ kommt in die Kinos. Daniel Kothenschulte berichtet so darüber:

    Dies ist keine Filmkritik, denn nach etwa einer Stunde hatte ich genug von rassistischen Darstellungen indigener Völker Nordamerikas. Karl May verfasste seine Werke zur Zeit des Kolonialismus, das Stereotyp des „edlen Wilden“ überlebte ihn um mehrere Generationen. Aber Hollywood zeigte sich lernfähig, ein Umbruch wurde im dortigen Mainstreamkino bereits durchgesetzt.    Doch was man nun in „Der junge Häuptling Winnetou“ sehen kann, ist in den meisten westlichen Filmkulturen schon lange von Leinwänden und Bildschirmen verbannt. Rötliches Make-up für weiße Darsteller ist als „redfacing“ verpönt. In einem Kinderfilm noch heute das Volk der Apachen dargestellt zu sehen wie bei einer Kölner Karnevalsfeier, ignoriert alle Bemühungen, die verfälschende Repräsentation aus dem 19. und 20. Jahrhundert nicht über die Generationen weiterzugeben.

Wie es üblich ist, gibt es um solche Filme herum Merchandise-Artikel. Beliebt sind bei Jugendfilmen „Das Buch zum Film“, im aktuellen Film sollten die Bücher vom Ravensburger Verlag verlegt werden, der  Autor „THiLO“ hat sie geschrieben. Ich konnte über Booklooker noch ein Erstleser*innenbuch erwerben – und fand so die obige Kritik rundum bestätigt. Die kurze Geschichte (in Film und Buch): weiße Banditen wollen den Goldschatz der Apachen klauen, sperren dazu Bisons in einem Tal ein, so dass die Apachen eine Hungersnot erwarten und wegziehen wollen. Winnetou deckt das alles auf. Ein weißer kleiner Junge, der eigentlich Pferde stehlen wollte, deckt das auf und gemeinsam mit Winnetou wird alles abgewendet. Keine Rettung ohne Weiße, die Apachen sind zu doof, die Bisonherde zu finden oder gar selbst die Absicht hinter dem Verschwinden zu entschlüsseln. Alles in allem eine vereinfachte Wiedererzählung der alten Geschichte, ohne dass Intschu-Tschuna und Ntscho-Tschi sterben mussten, inklusive aller alten, 150-Jahre-alten Klischees.

Auf die Kritiken hin hat Ravensburger Buch und Puzzle zurückgezogen. Begründung:

    Das Unternehmen begründete die Entscheidung mit „den vielen negativen Rückmeldungen“ zu dem Buch „Der junge Häuptling Winnetou“. Es enthalte „verharmlosende Klischees“ über die Behandlung der indigenen Bevölkerung.   Das Feedback habe gezeigt, dass „wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben“, erklärte der Verlag bereits vor einigen Tagen auf Instagram. „Das war nie unsere Absicht“, erklärte Ravensburger weiter und entschuldigte sich „ausdrücklich“.

Was daraufhin losbricht, ist ein (vermutlich) von interessierter Seite orchestrierte Empörungswelle. „Zensur“, „Was dürfen wir noch sehen“, „Bücherverbrennung“ – es ist kaum zu wiederholen. Die Tatsache, dass es um ein aktuelles Buch geht, realisieren die wenigsten Diskutierenden. Die Empörung geht entlang der Tatsache, dass man Karl May rassistische Narrative berechtigterweise, wie ich sagen muss, unterstellt.

Daraus wird im nächsten Schritt: „sie wollen uns unseren Winnetou nehmen“. Und: Karl May war ein Menschenfreund, ein Antirassist, ein Humanist. Also kann das, was über ihn und seine „Reiseerzählungen“ gesagt wird, nicht stimmen. [….]

(Jörg Rupp, 28.08.2022)

Wie unfassbar erbärmlich und peinlich, daß Sigmar Gabriel auf den AfD-Zug aufspringt.

Was für ein populistischer Bullshit. Niemand verbietet Siggi Pop Karl May-Bücher zu lesen. Niemand verlangt, diese aus dem Bücherregal zu nehmen. Niemand hat behauptet, dadurch werde man Rassist. Und Winnetou-Filme aus den 60ern darf er genauso gucken. Als ganz kleiner Junge fand ich die auch toll und habe mir das 20 Jahre später aus nostalgischen Gründen erneut angesehen. Die sind aber leider SAGENHAFT SCHLECHT. Grottige Schauspieler, hölzerne Dialoge, plumpe Story. Und dann auch noch Uschi Glas, die debil grinsend durch die jugoslawische Kulisse stapft! Zum Glück bin ich nicht mehr 5 Jahre alt und erkenne das nun. Gabriel ist da wohl geistig noch etwas zurück. Stattdessen pampt er sich ohne Faktenkenntnis mitten in den antiwoken Mob und verbreitet Fake News. Ich schäme mich als Sozialdemokrat.

Samstag, 27. August 2022

In der guten alten Zeit

 

Das oberfränkische Erzbistum Bamberg ist eine Perle. Die prächtig erhaltene Altstadt wurde 1993 als Weltkulturerbe in die Liste der UNESCO eingetragen; die 77.000 Einwohner sind sehr stolz.

Jeder kennt den über 1000 Jahre alten viertürmigen Kaiserdom Dom St. Peter und St. Georg. In dieser Kathedrale amtiert Diözesanbischof Ludwig Schick über 2.138.513 Menschen, sowie die drei Suffraganbistümer Eichstätt, Würzburg und Speyer. Zu seinem Bedauern sind darunter aber nur noch knapp 700.000 Katholiken. In Unterzahl zu spielen, ärgert Exzellenz Schick, 72, und der Ärger muss auch mal raus, wenn es jemand wagen sollte, schlecht über die Kirche zu denken.

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick setzt sich für ein Gesetz gegen Blasphemie ein. "Wer die Seele der Gläubigen mit Spott und Hohn verletzt, der muss in die Schranken gewiesen und gegebenenfalls auch bestraft werden", erklärte Schick am Mittwoch in Bamberg. […] Gegen "heilige Personen, heilige Schriften, Gottesdienste und Gebete sowie heilige Gegenstände und Geräte aller Religionen" dürfe kein Spott und Hohn zugelassen werden.

Satire über religiöse Einstellungen und Gefühle stelle eine Verletzung der im Grundgesetz garantierten Menschenwürde dar, betonte der Erzbischof. Eine Gesellschaft, die das, was religiösen Menschen hoch und heilig sei, nicht schütze, schade sich selbst. Sie dränge einen Teil ihrer Bürger an den Rand oder sogar in den Untergrund, mahnte Schick. Christen müssten deshalb fordern, dass die "Person Jesu Christi, Gott der Vater, Maria, die Heiligen, die Hostie des Altarsakraments, die sakralen Gegenstände wie Kelche und Monstranzen, auch die Kirchengebäude und Prozessionen von unserem Staat geschützt werden".

Zugleich rief Schick die Gläubigen auf, auch selbst das Heilige heilig zu halten. Christen sollten deutlich machen, dass sie Verunglimpfungen ihrer Überzeugungen und Werte in Medien und öffentlichen Organen nicht hinzunehmen bereit seien.

(Katholisch 01.08.12)

Lästern verboten. Zurück ins Mittelalter.

(Gottvertrauen 02.08.12)

Unchristliche Auswüchse wie Harry Potter oder Halloween-Partys kann Schick nicht akzeptieren.

Der in diesem Blog vielfach geehrte Erzbischof Schick tutet ebenfalls ins Käßmann-Horn.

Erzbischof Schick: Sinn der Heiligen statt Halloween-Unsinn

Es ist Zeit, die Führung unseres Lebens Christus zu übertragen

Erzbischof Schick: 'Die Heiligen kommen wieder!'

Hinter Halloweenspektakel steht eine Kultur des Todes

Der Nihilismus ist die Hölle

[….] Zu Allerheiligen ruft der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick dazu auf, die Ideale der Heiligen und anderer wichtiger Persönlichkeiten unserer Geschichte ins Bewusstsein zu bringen und die chaotischen Auswüchse von Halloween-Feiern zu verhindern. „Man kann auch feiern und Spaß haben mit einem Martinsumzug, einer Nikolausfeier oder einer Cäcilia-Lichterprozession“, sagte der Bamberger Oberhirte am Mittwoch. [….]

(Kathnet 30.10.14)

Das ganze unchristliche Gesochs, das ohne Trauschein kopuliert oder Liebe zu Geschlechtsgenossen empfindet, oder, noch abscheulicher, gar als Single gar nicht kopulieren will, bekommt vom Bamberger Oberhirten ebenso eins übergebrezelt.

Kollege Schick in Bamberg, der in diesem Blog schon mehrfach als selbst für Bischofsverhältnisse extrem unsympathisch aufgefallene Erzbischof, gibt auch noch eine Kostprobe seiner diffamatorischen Ansichten.

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat sich in einer Predigt vehement gegen jegliche Partnerschaften ohne Trauschein ausgesprochen.  Keine andere Lebensform dürfe der Ehe weder in der öffentlichen Meinung noch im Recht gleichgestellt werden, sagte Schick am Samstag.

(dpa 20.09.14)

Sex außerhalb der Ehe ist bähbäh, alle anderen Formen des Zusammenlebens sind bähbäh und überhaupt sollen die Weiber gebärfreudiger sein.

 

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick beklagt, dass es in unserer Gesellschaft immer mehr Singles gibt und betont den Stellenwert von Ehe und Familie. Nur 375.000 Eheschließungen würden pro Jahr in Deutschland registriert, dem stünden rund 19 Millionen junge Menschen im heiratsfähigen Alter zwischen 20 und 39 Jahren gegenüber, sagte Schick am Samstag. Eine Frau bekomme in Deutschland durchschnittlich 1,4 Kinder. [….]  „Diese Zahlen müssen uns erschrecken, aber nicht wie das Kaninchen vor der Schlange, das darauf wartet, gefressen zu werden“, sagte Schick. [….]

„Wir müssen alles tun, damit die Ehe ihren Stellenwert bei unseren jungen Menschen wiedergewinnt“, sagte Erzbischof Schick und rief dazu auf, die Ehe nicht schlecht-, sondern gutzureden und der Familie höchste Priorität in der Gesetzgebung zukommen zu lassen. Dazu gehöre auch, dass keine andere Lebensform der Ehe weder in der öffentlichen Meinung noch im Recht gleichgestellt werde.

[….] Aufgabe von Kirche und Gesellschaft sei es, den Wert von Ehe und Familie als Keimzelle des Lebens und der Zukunft zu stärken. Dazu sollten sich auch Christen stärker in die Politik einbringen. Für den Mut zu Ehe und Familie sei der Glaube an den Gott der Liebe, der Zukunft für uns alle will, entscheidend. [….]

 (Gloria TV, 21.09.2014)

Der Erzbischof in seinem Vierturm-Dom wird sich oft in die gute alte Zeit zurückwünschen, in der einer wie er, als Bamberger Fürstbischof das alleinige Sagen hatte. Da gab es noch keine lästigen weltlichen Gesetze, die einen einschränkten, keine vorlauten Emanzen, unchristlichen Kritiker, garstigen Homos, feierwütigen Halloween-Kinder oder Harry-Potter-Filme! Und die einzigen Männer im bunten Fummel waren Bischöfe.

Wer aufmuckte, wurde verbrannt. Causa finita.

Die Constitutio Criminalis Bambergensis von 1507 regelte das.

die straff der zauberey: Item so jemandt den leuten durch zauberey schaden oder nachtheyl zufuegt, soll man straffen vom leben zum todt, vnnd man soll solch straff mit dem fewer thun“

Artikel 109 der Constitutio Criminalis Bambergensis

Erzbischof Schicks Amtsvorgänger Johann Georg II. Fuchs von Dornheim (1623–1633), ließ 1627 das sogenannte Drudenhaus (auch Malefizhaus) errichten, in dem die katholische Kirche ganze Familien einkerkerte, bevor sie auf den Scheiterhaufen kamen.

[….]  Kaum irgendwo wütete die Hexenverfolgung so grausam wie in der fränkischen Bischofsstadt. Wie konnten hier zu Beginn des 17. Jahrhunderts fast tausend Bürger Opfer des religiösen Fanatismus werden?

Seit mehr als einem Monat sitzt Johannes Junius schon in dem winzigen Verlies, durch das kleine Fenster fällt kaum Licht. Der ehemalige Bürgermeister der Stadt Bamberg ist verzweifelt. Vor fünf Monaten wurde seine Frau hingerichtet, jetzt haben es die Hexenjäger auf ihn abgesehen. Sein ganzer Körper schmerzt von der Folter. Seine teils zertrümmerten Hände kann er kaum noch bewegen. Junius ist unschuldig, aber das interessiert die Mitglieder der Hexenkommission nicht. Er soll endlich gestehen, dass er mit dem Teufel im Bunde steht. Der 55-Jährige weiß, dass er seine fünf Kinder nie mehr sehen wird. [….]  Von 1612 bis 1630 werden im Hochstift Bamberg, einem Kirchenstaat, in dem der Fürstbischof die weltliche Herrschaft ausübt, mindestens 900 Frauen und Männer als Hexen oder Hexer hingerichtet. [….]   In ganz Europa fordert die Hexenverfolgung in ihrer Hochphase von 1570 bis 1680 mehr als 60 000 Opfer. [….]  In Bamberg ist es vor allem Weihbischof Friedrich Förner, der mit seinen Predigten das Volk aufhetzt. [….]  Im Sommer [1616]  herrscht so eine Dürre, dass nicht genügend Futter für das Vieh übrig bleibt. Im gesamten Hochstift fallen in diesem Zeitraum 159 Menschen der Hexenverfolgung zum Opfer. Auf dem Marktplatz in der nahen Exklave Zeil stinkt es bald so sehr nach verbranntem menschlichen Fleisch, dass der Richtplatz an den Rand des Ortes verlegt werden muss. " 1623 wird Johann Georg II. Fuchs von Dornheim der neue Fürstbischof. Ein Fanatiker, der bald nur noch der "Hexenbrenner" genannt wird. [….]  Mindestens 642 Menschen sterben bei dieser dritten Verfolgungswelle in nur vier Jahren. [….]

 (Fabrice Braun, 26.08.2022)

Das waren glückliche Zeiten in Bamberg. Jedenfalls für den Erzbischof.

Freitag, 26. August 2022

Durchbruch bei der Missbrauchsuntersuchung im Erzbistum Köln

 

Was für ein glücklicher Tag!

Es ist nämlich immer ein glücklicher Tag, wenn sich mein Lieblingskleriker, mein Idol, das strahlende moralische Vorbild, der Kardinal der Herzen, Eminenz Woelki an das gemeine Volk wendet und die Richtung vorgibt.

Dazu muss ich an dieser Stelle einen kleinen Einschub machen, weil ich annehme, das ist noch zu kaum einem durchgedrungen: Metropolit Woelki hatte da so ein klitzekleines Problemchen, weil angeblich ein oder sogar zwei Minderjährige von einem Geistlichen vielleicht irgendwann mal, bewiesen ist ja nichts, irgendwie unsittlich angesehen wurden. Vermutlich ist nichts dran an diesen Vorwürfen aus der ganz kirchenfeindlichen Ecke, aber man kennt ja die "allzeit sprungbereite Aggression" (Benedikt XVI.), mit der die Atheisten die armen frommen Gottesmänner verfolgen. Woelkis Vorgänger Meisner („Brüder im Nebel“) erkannte schon vor fast zehn Jahren die wahren Schuldigen.

[….] Der Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, ein Vorstandsmitglied im Verein für klare katholische Aussprache, sieht Anlass dazu, Priester und Laienmitarbeiter im Erzbistum zu "Tapferkeit im Umgang mit öffentlicher Häme" aufzufordern. Meisner schreibt von einer "Katholikenphobie" in der Gesellschaft. […]

(RP, 09.02.2013)

Einfach unverschämt, wie sich diese feindseligen Atheisten über das bißchen Kinderfi**en aufregen. Da kann man schon stolz auf die Kleriker sein, die sich dem Versuch der Kriminalisierung dieses ganz natürlichen Priesterverhaltens, widersetzen.

Der zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilte ehemals dritthöchste Geistliche der 1,3 Milliarden Katholiken ließ durch seinen Anwalt erklären, der Geschlechtsverkehr mit den minderjährigen Messdienern habe nur wenige Minuten gedauert – das zähle nicht.

(……)  Pells Anwalt erklärte die Unschuld seines Mandanten mit der Dauer des Analverkehrs. Der habe nur sechs Minuten angehalten und sei damit juristisch nahezu irrelevant: „plain and vanilla penetration sex“!

Ein paar Messdienern mal seinen Penis in den Mund zu schieben, konnte er sich da wohl erlauben – so glaubte Pell.  Gleich mehrere erzkonservative Ex-Premierminister standen in seiner Gerichtsverhandlung als Leumundszeigen da und der mächtige Papst beließ ihm demonstrativ sein rotes Kardinalshütchen – als Ausweis seiner allerhöchsten Würde derjenigen, die den Stellvertreter Gottes auswählen und durch die der Heilige Geist spricht.  So einer kann ja schlecht in den Knast kommen, befand Pell selbst, zumal er ja gar keine Kinder missbraucht hatte und unschuldig ist.

Außerdem hat er die Kinder, die er gar nicht missbraucht hat, laut seines Anwaltes nur sechs Minuten missbraucht.  (….) Nein, nein, nein, George Pell AC, 77, Kurienkardinal der römisch-katholischen Kirche, ehemaliger Erzbischof von Melbourne, ehemaliger Erzbischof von Sydney, ehemaliges Mitglied des Päpstlichen Kardinalsrats, Kardinalpriester der Titelkirche Santa Maria Domenica Mazzarello, langjähriger Großprior der Ordensprovinz Australien-New South Wales des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, Generalkaplan im Großpriorat Australiens, Träger des Lazarusordens und des kirchlichen Großkreuzes des Verdienstordens des Heiligen Lazarus, der hochrangigste australische Katholik aller Zeiten, ist unschuldig, hat keine Kinder vergewaltigt und ist nur Opfer einer linken Hetzjagd!   So tönen heute seine Fans – darunter der allmächtige Rupert Murdoch, Executive Chairman der News Corp (Fox News) und gleich mehrere australische ehemalige Premierminister.

Gottes Top-Mann beharrt vehement auf seiner völligen Unschuld und von „sexuellem Missbrauch“ oder „Vergewaltigung“ kann gar nicht die Rede sein, weil es nämlich nur „plain and vanilla penetration sex“ mit einem 12-Jährigen und einem 13-Jährigen war. Nur sechs Minuten lang erzwang Pell den Analverkehr, wie sein Verteidiger Robert Richter beschwichtigend erklärte.

Das wäre nun wirklich nur Blümchensex.   Wo ist also das Problem?  Und dafür sechs Jahre Haft? Für sechs Minuten? Ist ja unverschämt, tobt die gesamte austro-amerikanische konservative Medien- und Politlandschaft. (…..)

(Rechtsextreme Toleranz, 13.03.2019)

Wie der arme Ratzinger, der arme Meisner und der arme Pell muss nun also auch Heldenkardinal Woelki unter den Anwürfen leiden. Und alles nur wegen Petites

Aber freundlich und entgegenkommend, wie seine Kölner Eminenz nun mal ist, entwickelte er ein vorbildliches Verfahren, um den angeblichen „Opfern“ gerecht zu werden.

[…] Eine Liste aus dem Jahr 2015 mit den Namen von Priestern, denen sexueller Missbrauch vorgeworfen wurde, soll geschreddert worden sein, nachdem sie der Kölner Kardinal durchgesehen hatte. Das bestätigte das Erzbistum Köln am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur. […] "Herr Kardinal Woelki hat keine Erinnerung daran, welche Namen überhaupt auf der vor mehr als sieben Jahren eingesehenen Liste standen", schreibt das Erzbistum. " [….]

(BR, 25.08.2022)

SO nämlich geht kirchliche Missbrauchsaufklärung: Täter-Liste schreddern, alle Namen vergessen, fertig! Nun haben die liederlichen Kritiker wirklich keinen Grund mehr, sich aufzuregen.

Sicherlich ist die Kirchenaustrittswelle damit nun endlich gestoppt.