Der ein oder andere wird es bemerkt haben; in der Welt, in Deutschland, in Hamburg, läuft derzeit nicht alles optimal. Es gibt hier und da kleine Problemchen, den ein oder anderen Missstand, gelegentlich auftauchende Unannehmlichkeiten, um die man sich vielleicht mal kümmern sollte.
Die politische und journalistische Klasse hätte eine Menge Anlass beschäftigt zu sein.
Aber nun titelt die Hamburger Morgenpost (MoPo) mit dem Ergebnis einer intensiven investigativen Recherche, die einen nie für möglich gehaltenen Mega-Skandal in dieser anständigen Stadt zu Tage fördert.
Ich kann es gar nicht glauben, bin am Boden zerstört, in meinen Grundfesten, im Glauben an das Gute erschüttert. DAS hätte ich niemals für möglich gehalten: Es gibt Prostitution! In Hamburg! Schock, schwere Not!
Mopo-Reporter Rüdiger Gärtner läßt Bob Woodward und Carl
Bernstein wie Zwerge erscheinen und muss mit dem Pulitzer-Preis geehrt werden.
Akribisch recherchierte er die ungeheuerlichen Details: 20 „Sexarbeiterinnen“
in Hamburg Stellingen, weitere 40 in Fuhlsbüttel und Langehorn, eine ähnliche
Anzahl in Hamburgs Süden – für die Gäste aus Niedersachsen und unfassbar, sogar
das konservative Wandsbek ist betroffen!
Es werden unerbittlich die abscheulichen Hintergründe erläutert: Da sich die Reeperbahn mit ihren traditionellen Großbordellen immer mehr von einem Rotlicht-Viertel zur Ballermann-Partymeile entwickelt, brachte das für die kopulationswilligen CDU-wählenden Familienväter, Trucker auf Durchreise und untervögelten Außendienstmitarbeiter den Nachteil, daß sie kaum noch unbeobachtet von Feierbiester-Pulks einen wegstecken gehen können.
Bei einer Millionen begattungswilligen Freiern in Deutschland pro Tag (!) passte sich gemäß der Lindnerischen Lehre das Angebot der Nachfrage an: Nun gibt es Dutzende Sexarbeiter allerlei Geschlechts, die nicht mehr von Zuhältern kontrolliert und von Puffmüttern ausgenommen in riesigen Etablissements anschaffen, sondern die sich auf eigene Faust einen kleinen Laden oder eine winzige Wohnung in einer gut erreichbaren, aber ruhigen Wohngegend mieten und auf eigene Rechnung ihre Kunden empfangen.
Gut für die Dienstleister, die nun selbst ihre Arbeitsbedingungen bestimmen und schön für den gemeinen Alltagsbumser, der nicht in verruchten Gegenden gesehen werden will und unauffällig bleibt.
Reporter Gärtner jault aber auf: Das sei verboten und unmoralisch. Wieso gingen die Bezirksämter nicht radikal gegen dieses weltgrößte Verbrechen vor? Aber, als investigatives Genie, durchschaut er die komplizierten Hintergründe und lässt die Mopo-Leser wissen:
[….] Den Behördenmitarbeitern wird bei Überprüfungen häufig nicht die Tür geöffnet. […] Haus- und Wohnungseigentümer reagieren in aller Regel nicht auf behördliche Anschreiben. [….]
Aha, also handelt es sich um kriminelle Genies! Dagegen
ist die Mafia nur Kindergarten! Behördenschreiben nicht beantworten?
Sodom und Gomorrha!
Einfach unfassbar. Da müssen Problem-Petitessen wie der Ukrainekrieg, Klimawandel oder Pandemien schon mal hintanstehen.
So, und nun muss ich beten, daß ich nicht zufällig auf einem der roten Sterne wohne!
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