Montag, 29. August 2022

Anti-woker Veganer-Hass.

 

Wenn rechtspopulistisch schwurbelnde Aufmerksamkeitsjunkies mit anti-woker Attitüde gegen angebliche Verbote in die Schlacht ziehen, wirkt das auf denkende Zuhörer stets ein wenig lächerlich. In der Regel sprechen sie nämlich ununterbrochen und ungehindert über die Dinge, über die sie angeblich nicht sprechen dürfen. Querdenker widerlegen damit selbst die Sprechverbote, die sie beklagen.

Mit diesem Möllemann-Herman-Paradox gelangen schon vor 20 Jahren große Wahlerfolge.

(….) Seit dem Herbst 2000 verging also kein Tag, an dem nicht in den Feuilletons mit drastischen Worten gegen Sharon Position bezogen wurde.
Ich erinnere mich an arabische Journalisten, die damals im „Presseclub“ auftraten und ihre deutschen und europäischen Kollegen zu bremsen versuchten, weil selbst sie fanden, daß Sharon zu einseitig und zu radikal dämonisiert wurde. Immerhin hätte er begonnen den Gaza-Streifen zu räumen, dazu brauche es in Israel seine knallharte Hand.

Und nach zwei Jahren stellte sich Jürgen Möllemann in den NRW-Wahlkampf, inszenierte sich als mutiger Tabubrecher, der es erstmals wage Israel zu kritisieren und wurde vom Plebs bejubelt. Endlich traue sich mal einer.

Im Mai 2002 verstieg sich Möllemann sogar dazu Michel Friedmann die Schuld am Antisemitismus zuzuschieben, da dieser in Talkshows die israelische Politik verteidige.

Das ganze Jahr über machte die FDP rechte, antisemitische Stimmung, die im September mit dem berüchtigten Anti-Israel-Flugblatt der FDP eskalierte.

Es war abartig, widerlich und verlogen, was die FDP-Granden aus NRW damals anstellten. Genscher, Möllemann und Westerwelle – alle drei stützen diesen Kurs; elektrisiert von den sagenhaften 9,8%, die Möllemann im Jahr 2000 bei der NRW-Wahl geholt hatte. All das beruhte nur auf einer Hoax.

Während sich Millionen Wähler an dem vermeidlichen Tabubrecher Möllemann erfreuten, gab es nie ein Verbot Israel zu kritisieren. Niemand wollte das. Der Zentralrat der Juden rief sogar ausdrücklich zu konstruktiver Kritik auf und diese geschah auch täglich in den Medien.

Aber der Urnenpöbel war auch damals schon so verblödet, daß er sich an der Frage ob man Israel überhaupt kritisieren dürfe regelrecht aufgeilte.  (….)

(Das kommt von sowas, 17.06.2016)

Die Zutaten für so einen PR-Erfolg sind immer gleich: Eine Prise Antisemitismus, Vorurteile schüren, den Hass auf Linksliberale anstacheln und sich dann gleichzeitig als heldenhafter Tabubrecher feiern. Auch und gerade, wenn dieses Tabu nicht existiert. Auf so einer Hoax basierend, machte schon Eva Braun vor 15 Jahren Karriere und verdiente viel Geld.

(…..) Die reaktionäre Fundi-Christin Eva Herman ist so ein unangenehmes Beispiel. Ganz im Gegensatz zu den immer wieder von rechtsradikalen Quellen (Kreuznet und Co) auftauchenden Vorwürfen das politisch korrekte Deutschland habe ihr „Berufsverbot“ erteilt, ist die blonde Braune unglücklicherweise beruflich extrem aktiv.   Wir sind eben eine freie Gesellschaft und daher darf auch ein dunkeldeutsch frömmelndes Kreuznet-Liebchen tun was es will.
Sie publiziert, verkauft fast ein Dutzend Bücher unter ihrem Namen, spricht auf dubiosen Parteineugründungen, wird bei ultrakatholischen Kongressen als Rednerin engagiert und ist nicht zuletzt das mediale Gesicht des Kopp-Verlages.   Dort versammelt sich das Who-Is-Who der rechtsnationalen Verschwörungstheoretiker, Ufologen (z.B. Erich von Däniken), Islamhasser wie Udo Ulfkotte und Esoterik-Freaks.

„Der Verlag bezeichnet sich selbst als Verlag und Fachbuchversand für Enthüllungsliteratur, Verschwörungen und Geheimgesellschaften. Verlegt werden unter anderem Bücher zu Themen der Prä-Astronautik, der Ufologie, des Erfundenen Mittelalters, des Kreationismus, der Astrologie, der Geomantie sowie der Germanischen Mythologie, des Islamismus, der Freiwirtschaftslehre und „Enthüllungen“ wie zu sogenannten „linken Lebenslügen.“
(Wiki)

Wie schön wäre es, wenn Herman tatsächlich mit Berufsverbot belegt wäre.
Aber mit Kopp bildet sie eine perfekte Symbiose.  Der finanzstarke Verlag füttert sie und dafür liefert die angebräunte TV-Frau regelmäßig mit ultrabizarren Ansichten (Loveparade-Katastrophe war Strafe Gottes, etc) die PR für den vorher eher im Schatten vor sich hin modernden rechten Verlag.  (…..)

(Neues von Eva Braun, 26.12.2011)

Die Covitioten und Great-Reset-Apologeten, die Aluhüte und Chemtrail-Jünger, die Impfgegner und Homöopathioten haben das Möllemann-Herman-Paradoxon so verinnerlicht, daß ihr „aber das darf man ja nicht mehr sagen“ an beinahe jeden Satz angefügt wird und sie das ganze Internet mit den Fehlinformationen fluten, die sie angeblich nicht verbreiten dürfen. Die lästige Realität haben sie schon lange verlassen.

(…) Private Unternehmen haben private Regeln. Wenn ich im Restaurant nebenan sitzen möchte, darf ich nicht meine eigenen Getränke mitbringen.

Wenn ich in einer Boutique ein Hemd anprobiere, darf ich mir daran nicht die Nase schnäuzen, wenn ich in den Zoo gehe, darf ich nicht den Löwenkäfig aufschließen und wenn ich ins Kino gehe, darf ich nicht auf den Sitz pinkeln.

Die rechten Verschwörer stellen Meinungsfreiheit bewußt falsch dar und tun so, als ob dies bedeute, ihnen dürfe nicht widersprochen werden und sie müssten das Recht haben überall gehört zu werden und Aufmerksamkeit zu bekommen, alle privaten Medien wären verpflichtet sie zu Wort kommen zu lassen.   (….)
(Ausgetwittert, 10.01.2021)

Zu einer rechtspopulistischen Verschwörungssuppe à la Sigmar Gabriel, rühren professionelle Aluhüte immer ein paar Trigger als Gewürze ein, um möglichst viel Aufmerksamkeit in den braunen Echokammern zu erzeugen.

Am besten funktionieren dabei Seitenhiebe auf Veganer und  Greta Thunberg.

Bei der minderjährigen Schwedin spielen sicherlich sadistische und missgünstige Motive mit, da sie selbst demonstrativ bescheiden und leise auftritt. Sie schreit nie jemanden an und ihre Sache, auf den tödlichen menschengemachten Klimawandel hinzuweisen, ist zweifellos eine gute und richtige Sache. Kein Grund eigentlich für erwachsene, reiche, weiße Männer, einen „HEUL‘ LEISER GRETA!“-Aufkleber an ihren 400PS-SUV zu kleben.

Es muss also einen psychologischen Grund geben, daß so viele große, dicke, mächtige Männer von so einem kleinen schmächtigen Mädchen derartig getriggert werden, daß Christian Lindner öffentlich seine größtmögliche Arroganz ausbreitet, wenn es um FFF geht. Vielleicht ist es eine Machtfrage. Wer eine 2,4 Tonnen schwere Penisprothese auf der Straße spazieren fährt, wenn es zum Bäcker nebenan geht, ahnt vielleicht, daß er selbst das Auslaufmodell ist, während sich die FFF-Prophezeiungen bewahrheiten. Wenn die Argumente fehlen, reagiert Mann mit Zorn und benötigt einen Sündenbock. Beides kulminiert in „Greta“. Die Ängste um den eigenen Lebensstil lassen sich verbal mit Hassattacken auf Thunberg kanalisieren.

Ähnlich funktionieren die Seitenhiebe auf Veganer, die in keiner rechten Rede fehlen dürfen. Jeder JUler versichert unter dem Gejohle seiner Parteifreunde, Schnitzel und Bratwurst zu fressen, macht abfällige Bemerkungen über Sojabratlinge.

Auch hier sind a) die mangelnden Argumente gegen Veganismus und b) die enorme Trigger-Wirkung des Begriffs „vegan“ auffällig.

Es gibt derzeit etwa 1-2% Veganer in Deutschland*, vermutlich eine gute Millionen Menschen.  Wieso fürchten sich also 98,5% Nicht-Veganer derartig vor so einer kleinen Minderheit, die einfach keine tierischen Produkte essen mag? Veganer tun ihnen nichts. Die 98,5% können ungehindert zu Joghurt aus Kuhmilch, zu Schafskäse, Brathuhn und Currywurst greifen. Auch hier dürften die Fleischesser deswegen so getriggert sein, weil sie insgeheim wissen, im Unrecht zu sein. Diese Form der Massentierhaltung mit nahezu unbegrenzt vorhandenen Billig-Fleisch bei jedem Discounter, ist moralisch nur zu ertragen, wenn man fest die Augen vor den Zuständen in den Mastbetrieben verschließt. Das mag einigen noch gut gelingen, aber Fleischkonsum produziert Hunger in der Welt, weil das Schlachtvieh des reichen Westens, die im armen Teil der Welt produzierte pflanzliche Nahrung frisst. Zudem furzen die Abermillionen Kühe und Schweine die Atmosphäre kaputt und verbrauchen so viel Wasser, daß unser Planet verdorrt. Bis die Menschen ausgestorben sind, wird es unter ihnen immer Fleischesser geben, aber das Massenkonsum von totem Tier dreimal am Tag für acht Milliarden Menschen, ist ein Auslaufmodell.

Monika Gruber, einst eine großartige Kabarettistin, die sich aber auch in den letzten Jahren immer größere Aluhüte bastelte, geht schon seit zehn Jahren mit diesen rechtspopulistischen Triggern auf die Bühne, wetterte 2014 in „Ottis Schlachthof“ gegen Veganer und prahlte damit SUV zu fahren.

Das Video wird immer wieder in den sozialen Medien geteilt und nach wie vor funktioniert das anti-vegane Triggern perfekt. Kein Wunder. Klima- und Nahrungsmittelkrise haben in den vergangen acht Jahren nur noch deutlicher gemacht, wie richtig der vegane Ansatz ist. Also überschlagen die Fleischesser vor Begeisterung für das Gruber-Video. Sie ist das Ventil, um das eigene schlechte Gewissen abzulassen und den Vorurteilen gegen „die Gutmenschen“ freien Lauf zu lassen.

Es wird Zeit, daß die Hobbypopulisten auf den Bühnen und in der Politik anfangen GEMA-Gebühren an Thunberg und den Veganerverband zu zahlen.

 

* Hinzu kommen etwa 8% Vegetarier. Und viele Mischformen, wie Flexitarier. Ich zum Beispiel bin Vegetarier, esse also auf Milch basierende Produkte wie Valess Crispy Sticks, die Veganer ekeln. Ich esse aber niemals Eier, die für Ovo-Vegetarier die bevorzugte Protein-Quelle darstellen. In dem Fall gibt es keine ideologischen Gründe. Ich finde Eier einfach ekelig; so wie auch alles, das aus dem Meer kommt. Andererseits kaufe ich im Supermarkt natürlich viele vegane Produkte wie beispielsweise Brandt Saaten-Crisps. Ebenfalls ohne wissenschaftlichen Hintergrund. Ich mag die Dinger nur extrem gern. Und ich gehe zu einer veganen Friseurin, was aber auch nicht an ihren rein pflanzlichen Färbemitteln liegt, sondern weil ich zufällig nebenan wohne.

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