Eigentlich
wollte ich heute einen Nachruf auf die Piraten schreiben.
Aber die
Ratten verlassen so panikartig das sinkende Schiff, daß man kaum noch hinterher
kommt mit den Namen.
Binnen
kürzester Zeit schmissen der ehemalige Fraktionsvorsitzende im Berliner
Abgeordnetenhaus, Oliver Höfinghoff, die Europawahl-Direktkandidatin Anne Helm
(Stichwort „Bomber-Harris“), Anke Domscheit-Berg (Ex-Landesvorsitzende
Brandenburg) und der amtierende Berliner Landeschef Christopher Lauer die
Parteibücher hin.
Domscheit-Bergs
Stellungnahme klingt auch ein wenig so, als würde sie das Schiff verlassen
wollen, bevor es sinkt. Sie schreibt dort: "Die visionärsten Pirat*innen
waren sogenannte progressive, sie verlassen gerade reihenweise die
Partei." Die Piraten scheinen in Auflösung begriffen zu sein, die
momentane Austrittswelle mit ihren prominenten Beispielen ist nur ein Symptom
dafür. Domscheit-Berg will nicht zu den Letzten gehören, die den Absprung
schaffen. Die Partei habe ein "Problem mit innerparteilicher
Demokratie", diagnostiziert sie. Besonders hart geht sie mit dem
sozialliberalen Flügel der Piraten ins Gericht: Konservativ,
vergangenheitsgerichtet, ängstlich und spaltend sei dieser. "Mit denen
hätte man in der DDR keine Mauer eingerissen", ätzt die Politikerin.
Aber
diese Partei ist so offensichtlich tot, daß es unethisch wäre verbal noch auf
dieser Politleiche herum zu trampeln.
Tschüß
Piraten; es war nicht schön mit Euch; ich werde Euch nicht vermissen.
Wenden
wir uns einem anderen in Deutschland sterbenden Verein zu, der allerdings
bedauerlicherweise noch nicht den präfinalen Zustand erreicht hat.
Seit
immer offensichtlicher wird, wie ihnen die Kirchen nach dem Portemonnaie
trachten, schwellen die Austrittszahlen höchst erfreulich an.
Kurioserweise
haben die beiden großen Kirchen völlig Recht, wenn sie jammern und klagen, das
sei doch gar keine neue Steuer.
In der
Tat – die Kirchen haben ihre Mitglieder immer finanziell ausgenommen. Bis vor
wenigen Jahren funktionierte aber die Omertà besser. Man redete nicht drüber.
Zunehmend
werden aber die Informationen, derer sich Atheisten schon lange bewußt sind, unter anderem durch TV-Dokus auch den einfachen Schafen bekannt.
In
SPRINGERS rechter „Welt“ streiten zwei Christen über kirchliche Mitgliedbeiträge
und es ist ausgerechnet der Fundamentalkatholik und Ratzinger-Fan Matussek, der
wider den Mammon argumentiert.
Matussek:
Kirchensteuer, das ist moderner
Ablasshandel. Das ist – zumindest bei uns Katholiken – Sakramente nur gegen
Vorkasse. Das halte ich für Perversion. Und Sie als Protestant müssten erst
recht Sturm laufen!
Kamann:
Wieso Vorkasse? Die Apostelgeschichte
lässt keinen Zweifel, dass Christen an die Gemeinde Geld abzugeben haben. Dort
müssen Hananias und Saphira sterben, weil sie vom Geld aus dem Verkauf eines
Ackers etwas für sich behalten haben.
Matussek:
Natürlich ist die Finanzierung der
Gemeinde wichtig, aber das kann freiwillig geschehen. Ich war in vielen Ländern
dieser Welt stationiert, aber nur in Deutschland werden die Gelder
zwangseingetrieben, durch den Staat.
Offensichtlich
setzt sich in der RKK trotz der billigen Schuhe des aktuellen Papstes eine
Dyba-FSSPX-Ratzinger-Matussek-Linie durch:
Lieber eine kleine, aber feine Kirche.
Lieber eine kleine, aber feine Kirche.
Schon
als mächtiger Präfekt der Glaubenskongregation hatte der feminine Bayer sich
über die Weltjugendtage seines Vorgängers mokiert: Was nütze ein
Zusammentreffen von zwei Millionen katholischen Jugendlichen, wenn anschließend
der Platz voller Kondome liege, ätzte der strenge Mann im Tuntenkleid.
Mit
seiner Rede von der „Entweltlichung“ der Kirche war genau das gemeint:
Die deutsche RKK solle lieber auf die vielen Milliarden verzichten, die ihr die Verflechtung mit dem Staat einbringe. Dafür müsse man dann aber auch kein Blatt mehr vor den Mund nehmen, wenn der Staat dem Satanismus fröne.
Die deutsche RKK solle lieber auf die vielen Milliarden verzichten, die ihr die Verflechtung mit dem Staat einbringe. Dafür müsse man dann aber auch kein Blatt mehr vor den Mund nehmen, wenn der Staat dem Satanismus fröne.
(Satanismus
= Pille danach, PID, Homos, Ehescheidung, Patientenverfügung, Kondome u.v.a.m.)
Möglicherweise
wird der RKK gar nichts anderes übrig bleiben, denn nun scheinen auch die
frommen Fernsehsender trotz all der Bischöfe und Kirchenvertreter in ihren
Räten den Mut zu finden, kritische Fragen zu stellen.
Nächste
Woche schlagen sogar die CDU-Freunde aus Mainz gleich zweimal ein.
FRONTAL
21
Wenn Bischöfe aus
aller Welt am 5. Oktober 2014 im Vatikan zu einer zweiwöchigen Familiensynode
zusammenkommen, werden Deutschlands Katholiken besonders aufmerksam nach Rom
schauen. Die Erwartungen des Kirchenvolks sind hoch. Viele Gläubige hoffen auf
ein Zeichen, dass ihre Kirche endlich wahrnimmt, dass die Morallehre mit der
gesellschaftlichen Realität kaum noch in Einklang zu bringen ist.
In einer von Papst
Franziskus in Auftrag gegebenen weltweiten Befragung der Kirchenmitglieder
gaben die deutschen Katholiken ihrem Papst schriftlich Antwort, in welchen
Bereichen sie dringenden Nachholbedarf sehen: Scheidungen, Zusammenleben vor
der Ehe, Homosexualität, Zölibat - die Liste ist lang.
Die "Frontal
21"-Autoren Astrid Randerath und Werner Doyé haben mit Katholiken
gesprochen und viele getroffen, deren Misstrauen gegenüber der Amtskirche
genauso groß ist wie ihre Begeisterung für den neuen Papst.
Glaube,
Liebe, Kapital
Die katholische Kirche
und ihre Finanzen
Die katholische Kirche
ist in einer großen Krise: Rund 179.000 Menschen sind allein im vergangenen
Jahr ausgetreten. Hauptgrund für die neue Austritts-Welle: Die
undurchschaubaren Finanzen.
Mindestens 30
Millionen Euro hat der Neubau der Bischofsresidenz in Limburg gekostet. Noch
höher ist die Summe, die die Kirche in Rottenburg für einen Verwaltungsbau
ausgegeben hat.
Doch woher hat die
Kirche so viel Geld? Die ZDFzoom-Autoren Nina Behlendorf und Nicolai Piechota
begeben sich auf Spurensuche und finden heraus: Die katholische Kirche lebt
nicht mehr nur von Steuergeldern und Spenden. Sie ist mittlerweile ein Global
Player, ein Unternehmen, das Gewinn
erwirtschaftet und über Vermögen verfügt,
das in keiner Bilanz auftaucht.
(Letztere
Sendung könnte von einem Fußballspiel verdrängt werden)
So eine
PR ist den steinreichen Kirchenfürsten höchst unwillkommen.
Transparenz
scheuen sie immer noch wie der Teufel das Weihwasser.
Die
Oberhirten des Papstes und der EKD verstehen sich immer noch als Fürstbischöfe,
deren Untergebene gehorchen sollen. Freche Fragen unerwünscht.
Der Maulkorb-Streit
zwischen dem Trierer Bistum und der Mitarbeitervertretung geht weiter. Ein
Vergleich ist gescheitert, nun muss das Arbeitsgericht entscheiden. Die
Bistumsoberen wollen den Mitarbeitervertretern öffentliche Äußerungen
verbieten.
Darf sich eine
Gesamtmitarbeitervertretung (GMAV) in einer Pressemitteilung kritisch über die
Sparpolitik von Bischof Stephan Ackermann äußern? Nein, meinen jedenfalls die
Bistumsoberen und wollen dies der GMAV gerichtlich verbieten lassen. Einen vom
kirchlichen Arbeitsgericht in Mainz gemachten Vergleichsvorschlag lehnte die
Bistumsspitze jetzt ab. Der Vergleich biete "keine wirkliche
Orientierungshilfe", inwiefern sich die Mitarbeitervertretung öffentlich
äußern dürfte, sagte Bischofssprecher André Uzulis unserer Zeitung.
Damit muss nun
voraussichtlich Anfang November das Mainzer Gericht entscheiden, ob die eher
harmlose öffentliche Kritik ("Eine weitere Umsetzung der Sparmaßnahme ist
nicht zu rechtfertigen") zulässig ist. Die Chancen, dass der Trierer
Bischof und sein Verwaltungschef, Generalvikar Georg Bätzing, in Mainz recht
bekommen, sind eher gering.
Kollege
Schick in Bamberg, der in diesem Blog schon mehrfach als selbst für
Bischofsverhältnisse extrem unsympathisch aufgefallene Erzbischof,
gibt auch noch eine Kostprobe seiner diffamatorischen Ansichten.
Der Bamberger
Erzbischof Ludwig Schick hat sich in einer Predigt vehement gegen jegliche
Partnerschaften ohne Trauschein ausgesprochen.
Keine andere
Lebensform dürfe der Ehe weder in der öffentlichen Meinung noch im Recht
gleichgestellt werden, sagte Schick am Samstag.
(dpa
20.09.14)
Sex außerhalb
der Ehe ist bähbäh, alle anderen Formen des Zusammenlebens sind bähbäh und überhaupt
sollen die Weiber gebärfreudiger sein.
Der Bamberger
Erzbischof Ludwig Schick beklagt, dass es in unserer Gesellschaft immer mehr
Singles gibt und betont den Stellenwert von Ehe und Familie. Nur 375.000
Eheschließungen würden pro Jahr in Deutschland registriert, dem stünden rund 19
Millionen junge Menschen im heiratsfähigen Alter zwischen 20 und 39 Jahren
gegenüber, sagte Schick am Samstag. Eine Frau bekomme in Deutschland
durchschnittlich 1,4 Kinder. [….]
„Diese Zahlen müssen uns erschrecken, aber
nicht wie das Kaninchen vor der Schlange, das darauf wartet, gefressen zu
werden“, sagte Schick. [….]
„Wir müssen alles tun,
damit die Ehe ihren Stellenwert bei unseren jungen Menschen wiedergewinnt“,
sagte Erzbischof Schick und rief dazu auf, die Ehe nicht schlecht-, sondern
gutzureden und der Familie höchste Priorität in der Gesetzgebung zukommen zu
lassen. Dazu gehöre auch, dass keine andere Lebensform der Ehe weder in der
öffentlichen Meinung noch im Recht gleichgestellt werde.
[….]
Aufgabe von Kirche und Gesellschaft sei
es, den Wert von Ehe und Familie als Keimzelle des Lebens und der Zukunft zu
stärken. Dazu sollten sich auch Christen stärker in die Politik einbringen. Für
den Mut zu Ehe und Familie sei der Glaube an den Gott der Liebe, der Zukunft
für uns alle will, entscheidend. [….]
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen