Ein
gutes Zitat steht für sich; auch wenn man manchmal vor lauter Zitat-Zitaten gar
nicht mehr feststellen kann, wer der eigentliche Schöpfer desselben war.
“Wer mit 20 Jahren
kein Kommunist ist, hat kein Herz. Wer mit 30 Jahren noch Kommunist ist, hat
keinen Verstand!”
(Winston
Churchill)
„Wer vor seinem
dreißigsten Lebensjahr niemals Sozialist war, hat kein Herz. Wer nach seinem
dreißigsten Lebensjahr noch Sozialist ist, hat keinen Verstand.“
(Benedetto
Croce)
Zumindest
als Metapher läßt sich dieser Ausspruch wunderbar verwenden. Er passt zum
Beispiel auch auf Helmut Schmidt, der als junger Soldat in Kriegsgefangenschaft
zum überzeugten Sozialdemokraten wurde, sich mit ganzer Kraft für die SPD
einsetzte und später gesagt haben soll „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen“.
(Ein Zitat, dessen Urheberschaft Schmidt bestreitet. Aber es passt so schön zu
ihm, daß es neun von zehn Journalisten pawlowsch verwenden, wenn sie über
Schmidt schreiben.
Ich mag
die psychologische Abwandlung des Kommunismus-Zitats.
„Wer als Jugendlicher
kein Philanthrop ist, hat kein Herz und wer als Erwachsener noch kein Misanthrop
ist, hat keinen Verstand“
(Tammox)
Die Menschheit als Rasse ist eine so offensichtliche
Fehlkonstruktion, daß man
sie nicht ernsthaft mögen kann, wenn man sich ein bißchen bemüht über den
Tellerrand hinaus zu blicken.
Es ist
nicht nur das Offensichtliche in der Weltpolitik vollkommen gaga, nein der Homo demens zeigt sein Potential als
Irrer auch als einzelne Einheit, der man auf der Straße begegnet.
Heute
konnte ich beispielsweise einige Interaktionen zwischen laut pöbelnden und wüst
gestikulierenden Radfahren mit ihren natürlichen Feinden, den Autofahrern beobachten.
Der Zweirädrige saust durch den Gegenverkehr mäandernd dahin, während der
Vierräderige in sein Lenkrad beißend eine leicht unnatürliche Gesichtsfarbe
annimmt. Den jeweiligen Cortisol-Ausstoß konnte ich aus 50m Entfernung deutlich
wahrnehmen.
Von
Irren umzingelt.
Außerdem
war ich heute im Asia-Supermarkt Vinh Loi und wurde Zeuge einer
offensichtlich von Loriot choreographierten Szene an der Kasse. Eine asiatische
Frau verlangte vor Wut bebend den Umtausch von einigen Gläschen irgendeiner
Currypaste, die sie offenbar vor Wochen in einer anderen Filiale gekauft hatte.
Da die
Gläser kaputt waren, habe sie sie gleich wegschmeißen müssen. Die Kassiererin,
ebenfalls Asiatin, argumentierte mit fast ähnlicher Verve dagegen; sie könne
schließlich nicht wissen, ob die angeblich kaputten Gläser überhaupt bei ihnen
gekauft wurden; oder ob sie überhaupt existiert hätten.
Asiatin
A fand es aber Beweis genug, daß sie überhaupt da sei, denn schließlich wohne
sie am anderen Ende der Stadt und sei wohl kaum mit dem Bus dahin gefahren um
einen 79-Cent-Artikel zu tauschen, wenn es gar nicht stimme.
Asiatin
B beklagte sich, daß sie als Angestellte das nicht tauschen dürfe, selbst wenn
sie Asiatin A glaube.
Das
Lustige war, daß A & B zwar beides Asiatinnen waren, aber keine gemeinsame
Sprache hatten. A sprach fließend deutsch und ein Asiatisch, das ich nicht
erkennen konnte, B sprach offenbar Vietnamesisch und dazu englisch.
Alle
paar Minuten wallte es so auf, daß sie gegenseitig die Smartphones reichten,
weil A verlangte den Vorgesetzten zu sprechen und B verlangte einen Zeugen für
die kaputten Gläser zu sprechen. Das führte zunächst immer zu noch mehr
Geschrei, dann aber wählten sie und kombinierten das empörte Gegenüber mit
einer weiteren anderes asiatisch sprechenden Person. Das war toll, so
kreischten dann insgesamt vier Stimmen unverständliches Zeug an der Kasse. Es
endete dann mit einer Art Unentschieden: B saß mit verschränkten Armen auf
ihrem Kassenstuhl, drehte ihrer Widersacherin grimassierend den Rücken zu und
schüttelte stoisch mit dem Kopf. A wiederum pflanzte sich mit in die Hüften
gestemmten Armen vor dem Kassenlaufband auf und erklärte jedem anderen Kunden
im Laden auf Deutsch, daß sie nun erst recht nicht nachgeben werde und einfach
dabliebe, bis sie ihr Recht bekäme.
Hätte es
keine andere Kasse in dem Laden gegeben, säße ich vermutlich immer noch dort
fest und könnte beobachten wie sich zwei Furien ob eines 79-Cent-Curryglases
mit Blicken zu töten versuchten.
So sind
die Menschen: Durch und durch schlecht.
Wir sind
von Irren umzingelt.
Um das
zu ertragen, gibt es nur wenige Strategien: Indolenz, extremer Zynismus,
Doofheit oder Drogen.
Alle arbeiten immer
mehr für irgendwie weniger. Es ist zu voll, zu laut, zu mühsam. Die
Ungerechtigkeit wächst jeden Tag. Und so fucking weiter. Jedes Thema, das man
untersucht, birgt Infarktpotential, aber bevor auch ich wieder regulierend ins
Weltgeschehen eingreife, gönne ich uns einen Moment der Ruhe. [….] Wir haben nichts zu erwarten.
Von keinem. Weder eine bezahlbare Wohnung. [….] Alle Sätze, die mit "Das ist mein gutes Recht..." beginnen,
kann man meist mit einem beherzten "nein, ist es nicht" beenden. Es
gibt weder das Recht, unversehrt sein Leben zu beenden, noch von Gemeinheiten
verschont zu bleiben. Es gibt kein Recht darauf, nicht verletzt, beleidigt,
bespuckt zu werden.
Und dass die Welt sich
nach dem eigenen Willen formt, gelingt vielleicht einem Menschen, der ohne
Kontakt zur Außenwelt in einer Höhle sitzt seit 56 Jahren.
Vielleicht ist es das,
was einen so sauer macht an. Die Erkenntnis, dass alles nur Zufall ist, und
dass man sich nirgends halten kann, in diesem Meer, in dem man ersäuft an
manchen Tagen. In dem Bewusstsein, dass einem nichts zusteht für die Mühsal, die
man per Geburt vor sich hat.
Ich wundere mich oft,
dass nicht viel mehr Menschen Amok laufen, durchdrehen oder einfach zu schreien
beginnen. [….]
Wieder
so ein Zitat im Zitat; Ich wundere mich
oft, dass nicht viel mehr Menschen Amok laufen; habe ich auch schon vor der
Berg-Kolumne oft gelesen und wohlwollend/zustimmend zur Kenntnis genommen.
Immerhin
hat unser geliebter Staat erkannt welches Potential in seinen Bürgern
schlummert. Lauter Vulkane, die auch ausbrechen könnten, wenn das germanisch panem
et circenses-System einmal versagen sollte.
Jeder,
der auch nur mittelbar in Kontakt mit dem BKA kommt, wird in eine von 18
verschiedene Kategorien eingeteilt. Millionen Menschen werden demnach von den
Behörden offiziell als „geisteskrank“ oder „Rocker“ gelistet.
Da es
immer mehr Schubladen gibt, ist selbst das BKA verwirrt und steckte eine „Prostituierte“
schon auch mal aus Versehen zu den „Linksextremen“ usw. usf.
Im
Bundesinnenministerium ist niemandem an den Zahlen etwas aufgefallen: Zehn
Personen seien bundesweit beim Bundeskriminalamt (BKA) als mögliche
rechtsmotivierte Straftäter registriert; 3490 dagegen als „Straftäter –
linksmotiviert“. Der parlamentarische Staatssekretär Günter Krings (CDU)
unterzeichnete die Tabelle und leitete sie an den Linke-Abgeordneten Andrej
Hunko, der bei der Bundesregierung angefragt hatte, wie „personengebundene
Hinweise“ von der Polizei gespeichert würden.
Hunko fiel etwas auf:
Er stellte die Antwort ins Internet und kommentierte: „Das zeigt wie bei
deutschen Sicherheitsbehörden immer noch gedacht wird.“ Im Innenministerium hat
man sich daraufhin die Tabelle doch noch einmal angesehen – und eine Korrektur
hinterhergeschickt. Es habe ein Versehen gegeben, hieß es. In den 18 Kategorien
seien Zahlen durcheinandergeraten.
In der korrigierten
Tabelle sind es nun nicht mehr zehn, sondern 20 054 gespeicherte rechtsmotivierte
Straftäter, nicht mehr 3490 sondern 9763 linksmotivierte. BKA-bekannte Rocker
gibt es nicht 92 742, sondern nur 2355. Und nicht mehr 2453, sondern nur noch
102 Personen werden in der Datenbank mit dem Hinweis „Prostitution“ versehen.
Bei den beiden größten Gruppen hat sich das Ministerium dagegen nicht
verrechnet. 1,1 Millionen Personen sind als Drogenkonsumenten registriert, rund
245 000 als Gewalttäter. Als „geisteskrank“ firmieren 8118 Personen. Auch etwa
Suizid- oder Ansteckungsgefahr werden vermerkt.
Die Gesamtzahl der
Hinweise ist aber gleich geblieben: Erfasst wurden 1,5 Millionen Personen.
Ich
finde es großartig: Der Bürger musstraut seinem Staat und traut seinen eigenen
Vertretern in Regierung und Parlament jede Schandtat zu.
Umgekehrt
schaffen Regierungsbehörden offizielle Kennzeichen, die für ihre Schäfchen die
Bezeichnung „geisteskrank“ vorsehen!
Jeder
bekommt offenbar doch das was er verdient!
Ein Kontakt mit der
Polizei kann unangenehme Folgen haben, auch solche, von denen man selbst nichts
bemerkt. Und zwar selbst dann, wenn sich aus der Angelegenheit nie ein
Verfahren ergibt, oder ein Verfahren ohne Urteil. Das Bundeskriminalamt hat
mehr als 1,5 Millionen Menschen in einer Datenbank mit Stichworten versehen:
„Rocker“, „Prostituierte“, Land/Stadtstreicher“ oder auch „BTM-Konsument“, also
Nutzer von Betäubungsmitteln. […]
Wer mit dem BKA in
Kontakt kam, kann deshalb bislang auch als „Fixer“ gekennzeichnet werden, als
„Sexualtäter“ oder als „geisteskrank“. Die Kategorisierung kann nicht nur von
BKA-Beamten eingesehen werden, sondern auch von Polizisten in den Bundesländern
und vom Zoll. Dort wird sie nach Angaben des BKA auch in das Informationssystem
der Polizei („Inpol“) eingetragen. Das
alles ist erlaubt, einerseits, um Beamte zu schützen und andererseits, um die
Menschen zu schützen, mit denen die Polizisten Umgang haben. „Freitodgefahr“
und „Hilflosigkeit vermutet“ sind deshalb ebenfalls unter den Etiketten, die
zumindest den Vorschriften nach nicht diskriminierend sein dürfen. […]
(Johannes
Boie, SZ vom 26.09.2014)
Kein
Wunder, daß sich die Bürger eines solchen deutschen Staates nicht über
Snowden-Enthüllungen echauffieren.
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