Donnerstag, 4. September 2014

Vom Glück der Ignoranz


Der Mensch ist geistigen Anforderungen, für die er evolutionär geschaffen wurde, entwachsen.

Homos teilten sich vor 100.000 Jahren den Lebensraum der Erde; mit Homo sapiens in Afrika, Homo neanderthalensis in Europa und Homo erectus in Asien. Überlebt hat alleine Homo sapiens.
Einst durch klimatische Veränderungen gezwungen seinen angestammten afrikanischen Lebensraum zu verlassen, wanderte Homo Sapiens in alle anderen Kontinente aus.  
Diese Erkenntnisse gelten durch moderne Genetik, welche die Untersuchung von Stammbäumen aus Mitochondrien-DNA möglich machte, als gesichert.
Dir großen Wanderungswelle gelangen nur dank klimatischer Schwankungen, die beispielsweise während Eiszeiten den Meeresspiegel so senkten, daß Homo sapiens durchs Rote Meer latschen konnte oder später über die zugefrorene  Beringstraße von Russland aus mal bei Frau Palin vorbeigucken konnten.

Das heutige menschliche Hirn ist eine Ausrüstung, um Kälte und Nahrungsknappheit zu trotzen. Erst wenn man die Nähnadel erfunden hat und sich mit Tiersehnen Felle zu warmer Kleidung zusammen nähen kann und darüber hinaus auch noch weiß wie man Feuer macht, kann so ein nackter Affe wie wir in Sibirien zurechtkommen.

Das Leben als Sammler und Jäger kann man gut meistern mit unserer genetischen Ausstattung.
Es muss allerdings nicht gelingen, wie der Homo neanderthalensis beweist, der offenbar mindestens genauso klug wie wir war, aber dennoch verschwand.
Wir wissen (noch) nicht warum eigentlich.
Vielleicht wurden die Neandertaler vom aggressiveren Homo sapiens als Nahrungsmittelkonkurrent gekillt.
Konkurrenten loszuwerden ist eine genetisch sinnvolle Strategie. Das kann man an Löwen beobachten, die jeden Gepard und jeden Wildhund, den sie erwischen können sofort totbeißen. Ein Gepard frisst rund hundert Gazellen im Jahr und diese Viecher würde das Löwenruder lieber selbst fressen.
Simple Logik.

Auf diesem Niveau denkend kann der moderne Mensch seine biologischen Grundbedürfnisse – Fressen und Reproduzieren – erfolgreich befriedigen.
Die Nachkommenschaft muß genau wie bei Karnickel oder Ratte den Gefahren entsprechend zahlreich sein.
Deswegen will der Mensch andauernd poppen. Er weiß noch aus früheren Jahrtausenden, daß immer mal wieder ein Balg in ersäuft, totgeschlagen oder aufgefressen wird. Entsprechende Redundanzen braucht man.

Mit der Hirnentwicklung haben wir es leider etwas übertrieben.
In den letzten Jahrhunderten wurden wir immer unabhängiger von den Zwängen der Umwelt.
Man entwickelte Zentralheizung, Penicillin und Jacketkronen. In der Folge starben viel zu wenige Kinder und die Alten hielten sich noch Dekaden nach dem Ende ihrer Fruchtbarkeit am Leben fest.
Wir wurden immer mehr, überforderten unsere Umwelt und machten uns zunehmend gegenseitig Probleme.
Unglücklicherweise ist das menschliche Hirn sogar so groß, daß es all diese Probleme auch noch wahrnehmen kann.

Um das Elend um uns herum aushalten zu können, ist es zwingend notwendig den Informationszufluss radikal zu minimieren.
Bis vor 500 Jahren war auch das noch leicht. Spätestens seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts, als Reisen immer schneller wurde und sich Informationen durch Telegraphie und Rundfunk ausbreiteten, wurde das schöne einfache, sorgenfreie Leben nahezu unmöglich.
Das Wissen um ferne Länder erzeugt außerdem Begehrlichkeiten.
So ein Menschenhirn ist seiner ursprünglichen Funktion; nämlich dafür zu sorgen, daß man GENÜGEND zum Überleben hat, ebenfalls entwachsen.
Genügend zum Überleben genügt dem modernen Menschen bei Weitem nicht mehr.
Es muß immer mehr, immer mehr und immer mehr sein.
Und dieses mehr fehlt an anderer Stelle.
Die Folgen sehen wir überall in der Welt. Öl, Wasser, Ackerland, Gold, Seltenerdmetalle oder Gas sind heiß umkämpft.
In dieser brutaler werdenden Welt entwickelte sich bizarrerweise gleichzeitig auch Empathie.

Es ist keine Hundert Jahre her, daß man hier bei mir vor der Tür in Hamburg entrechtete Menschen in Käfige sperrte und anglotze.

Gerne wurden „Schau-Neger“ auf Jahrmärkten gezeigt. Carl Hagenbeck ließ für seinen Zoo in Hamburg allerlei „wilde Afrikaner“ einfangen und zeigte sie den höchst interessierten Hanseaten in seiner „Völkerschau“.
Den christlichen Besuchern kam es gar nicht in den Sinn, daß es irgendwie unmoralisch sein könnte, neben Löwen und Antilopen auch Hottentotten und Zulus in Käfigen zu zeigen.
Die Körperlichkeit der vielen afrikanischen Völkerschauen in Deutschland faszinierte insbesondere die Frauen in Deutschland - hatten sie doch in der Regel noch nie nackte Männer gesehen.

Blütezeit der Völkerschauen in Europa war zwischen 1870 und 1940. Allein in Deutschland wurden in dieser Zeit über 300 außereuropäische Menschengruppen vorgeführt. Teilweise lebten in diesen „anthropologisch-zoologischen Ausstellungen“ gleichzeitig über 100 Menschen.
(Wiki)

Tatsächlich konnten die in Hamburg gefangenen Afrikaner noch von Glück reden. Es war nämlich durchaus auch üblich „Neger“ aus praktischen Erwägungen auszustopfen oder des einfacheren Transports halber nur ihre Köpfe auszustellen.
Noch heute lagern in den Kellern der Berliner Charité kistenweise getrocknete Köpfe von Menschen aus allen Gegenden Afrikas.

Heute entwickelt man angesichts dieses Verhaltens Scham.
Die Nürnberger Rassegesetze von 1935 und die Konsequenzen beschämen inzwischen auch die anderen Mächte der Welt, die ein Jahr später fröhlich feiernd zur Olympiade in Berlin erschienen.
Machte ja nichts.
Vermutlich wird sich unsere Scham noch weiter entwickeln.
Ich halte es für wahrscheinlich, daß in 50 Jahren Jugendliche uns Uralte entsetzt fragen werden, wieso man sich ohne irgendwelche Skrupel mit Nationen Handel trieb, die Frauen steinigten und Schwule aufknüpften.
Blöderweise entwickelt sich diese zunehmende Sensibilität nicht überall gleichzeitig.
Während es mir kalt den Rücken runterläuft, wenn jemand geköpft wird, weil er „ungläubig“ ist, gibt es offenbar genügend Menschen, die gerade das sehr gut so anziehend finden, daß sie mitmachen wollen.

Wer aber mitmacht, steckt das psychisch nicht mehr so leicht weg.
Myriaden amerikanische Kriegsheimkehrer können ihren eigenen Erinnerungen nur noch durch Suizid endfliehen.

Im Dorf Najib Yan Daud in der afghanischen Provinz Kandahar wurden am Sonntag, den 11. März, zwischen zwei und drei Uhr morgens insgesamt 16 Menschen umgebracht.

 Unter den Opfern waren neun Kinder. Ein US-Unteroffizier mit psychischen Problemen war nach Angaben des US-Militärs der Schütze. Er habe seinen Stützpunkt in der Nacht verlassen, sei zu Fuß in das wenige Kilometer entfernte Dorf gelaufen und in drei Häuser eingedrungen. Dort habe er auf die Bewohner geschossen.
Ermittlungen ergaben später, dass einige Leichen von Kindern Brandspuren aufweisen. Der Täter, laut US-Militär der Staff Sergeant Robert Bales, habe versucht, sie anzuzünden.

Wenn NATO-Soldaten Unschuldige massakrieren, weil sie so verroht sind, daß ihnen sämtliche natürlichen Tötungshemmungen fehlen, sind das selbstverständlich nur Einzelfälle.
 Im a posteriori bedauern sind wir im Westen ja immer ganz groß.

 2010: Ein selbst ernanntes Kill-Team – bestehend aus fünf US Soldaten – macht wahllos Jagd auf Zivilisten, präsentiert die Toten wie Trophäen.
Januar 2012: Ein Video geht um die Welt, in dem US Soldaten auf Leichen urinieren.
Februar 2012: Massendemonstrationen. US Soldaten verbrennen Koranbücher. Angeblich versehentlich. Und das in Afghanistan. Alles irre Taten Einzelner? Zeigen diese Vorfälle nicht auch, was Krieg aus Menschen macht?

Die meisten Soldaten sind selbst als Psychowracks noch so freundlich nicht andere Menschen zu erschießen. Sie geben sich dafür dann selbst die Kugel.

Mehr als 200.000 Menschen haben sich seit Beginn der Kriege im Irak und in Afghanistan in Veteranen-Krankenhäusern behandeln lassen - alle wegen PTBS. Diese Zahl veröffentlichte die Tageszeitung "USA Today" im November 2011 unter Berufung auf eine Studie von Veteranen-Vereinigungen. Die Dunkelziffer der Erkrankungen dürfte aber deutlich höher liegen. Scham und Stolz halten noch immer viele Soldaten davon ab, sich professionelle Hilfe zu holen. Das Militär spricht dagegen offiziell von "nur" rund 50.000 PTBS-Fällen.
[…]    Diese können sich in Angstzuständen äußern, in Schlaflosigkeit und Depression. Aber auch spontane Gewaltausbrüche, häusliche Dispute sowie Alkohol- und Drogenmissbrauch gehören zu den möglichen Folgen einer PTBS-Erkrankung. Seit Jahren beklagen Veteranen-Organisationen steigende Selbstmordraten unter Kriegsheimkehrern mit traumatischen Erfahrungen.   

Das Erstaunliche an den vielen PTBS-Fällen ist das Erstaunen darüber.

Junge Menschen in sinnlose Kriegsszenarien zu versetzen, in denen sämtliche moralischen Grundfesten außer Kraft gesetzt sind, in denen ein bizarrer Rambo-Männer-Kult herrscht, in denen man keine Schwächen zeigen darf und dafür permanent morden muß, soll keine seelischen Schäden verursachen?

Aus dem Homo Sapiens, der durch die Kraft seiner Intelligenz so viel erschaffen konnte, wurde der Homo Demens, der nur durch Rückzug in die Doofheit seine eigene Gewalt aushält.


Die Ausgangsthese der Streitschrift ist prägnant und einprägsam: „Die größte Bedrohung der Menschheit geht nicht von Erdbeben und Tsunamis aus, auch nicht von skrupellosen Politikern, raffgiereigen Managern oder finsteren Verschwörern, sondern von einer einzigartigen weltumspannenden, alle Dimensionen sprengenden Riesenblödheit.“ Um diese These zu untermauern, fährt der Autor schwere Geschütze auf. Bereits im ersten Kapitel macht er klar, dass der Mensch sich zwar selbstherrlich Homo sapiens, der weise Mensch getauft hat, aber wohl doch eher ein Homo demens (der irre Mensch) ist. Und tatsächlich, betrachtet man die Geschichte der Menschheit, die, wie der Philosoph schreibt, vor allem eine Geschichte der Unmenschlichkeit und die blutgetränkt war, dann kann man  kaum behaupten, dass unsere Spezies sich durch Weisheit hervorgetan hätte.

Der Mensch ist inzwischen Dank seiner Intelligenz als Spezies so dumm geworden, daß man es nur noch ertragen kann, wenn man mitz größtmöglicher Ignoranz gesegnet ist.

Einer der größten Späße, die sich der christliche Homo Sapiens erlaubt hat, ist es sich selbst als „Krone der Schöpfung“ anzusehen.
Wenn es denn so wäre, daß Gott die Arten geschöpft hätte, ist es schon sehr erbärmlich, daß eine derart destruktive und sadistische Spezies sein Meisterstück gewesen sein soll!
Also wenn DAS Gottes „Krone der Schöpfung“ sein soll, die sich „die Erde untertan machen“ soll, dann sollte man dem Typen keinesfalls weitere Planeten zum Einrichten anvertrauen.

Homo Sapiens ist doch ein triebgesteuertes Monstrum, das so egozentriert auf seine eigenen Körperfunktionen ist, daß es unablässig mit fressen, ficken und scheißen beschäftigt ist. Neben diesen erbärmlich banalen Tätigkeiten ist der Mensch stets noch bemüht die anderen Spezies auszurotten und seine Umwelt in eine gigantische Müllhalde zu verwandeln.

Homo demens ist dabei auch noch so verblödet und wenig selbstreflektiert, daß er sich auch noch selbst das Leben versaut, indem er jeden Tag 100.000 Individuen der eigenen Sorte an Hunger verrecken läßt, sich gegenseitig mit Kriegen überzieht und mittels Radioaktivität und Chemischen Abfällen permanent neue Krankheiten entwickelt.

Die ganze Doofheit des Menschen zeigt sich eigentlich am besten daran, daß er sich Religionen ausdenkt, in denen allmächtige Götter Homo Sapiens „nach seinem Ebenbild“ geformt haben und ihn damit zum „Herrn über alle anderen Tiere“ erhoben hätte.
Was für eine dümmliche Egomanie.

Selig sind nur die Dummen, denen es erspart bleibt zu wissen.

Wissen im 21. Jahrhundert ist unerträglich. Verständlich, daß man sich da die Kugel geben will.

Alle 40 Sekunden ein Suizid
Mehr als 800 000 Menschen nehmen sich weltweit jedes Jahr das Leben, schreibt die WHO im ersten umfassenden Suizid-Bericht. Präventionsmaßnahmen gibt es nur in wenigen Ländern, häufig werden Fälle tabuisiert. Auf jeden Suizid kommen 20 Versuche, wie es in dem am Donnerstag in Genf veröffentlichten ersten "Welt-Suizid-Report" heißt. […] In dem 100 Seiten starken Bericht stecken zehn Jahre Forschungsarbeit aus Ländern der ganzen Welt. Alle 40 Sekunden tötet sich dem Bericht zufolge irgendwo auf der Welt ein Mensch. 2012 lag die Suizidrate in elf Staaten bei mehr als 20 Fällen pro 100 000 Einwohner, darunter Guyana, Tansania, Kasachstan, Litauen sowie Nord- und Südkorea. Auch in den USA ist die Rate mit 19,4 erschreckend hoch. Der weltweite Durchschnitt betrug 11,4.

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