Das
Thema Ebola ist ein großes, ein bedeutendes Thema.
In
eindringlichen Worten beschreiben sieben SPIEGEL-Journalisten in der heutigen
Titelgeschichte, wie sich die Krankheit bei den Betroffenen anfühlt.
Wie es
ist, wenn Lorpu Moses, eine Mutter eines 16-Jährigen Sohnes mit eindeutigen
Symptomen verzweifelt versucht irgendwo hinzubringen, wo ihnen geholfen werden
könnte. Wenn sie nach unmenschlichen Anstrengungen eine der wenigen
Krankenstationen erreicht.
Doch die Wache am Zaun
der Krankenstation hält die Pforte geschlossen. Das Ebola-Zentrum ist
vollkommen überfüllt. „Mein Kind stirbt, lasst uns rein“, schreit Moses. Die
Frau hat gehört, dass die Regierung die Angehörigen davor warnt, die Kranken zu
Hause zu versorgen. Die Ansteckungsgefahr sei zu groß. Nun ist sie geschockt,
dass sich kein Arzt für ihren todkranken Sohn zu interessieren scheint. Vor Wut
und Verzweiflung wirft sich Lorpu Moses in den roten Straßenstaub, wälzt sich
hin und her, neben ihrem Sohn, der dort im Sterben liegt und vor sich hindämmert.
Schließlich rafft sie sich auf und ruft erneut ein Taxi. Sie hebt ihren Sohn
auf und hilft ihm auf den Rücksitz. Sie will es bei einer anderen
Krankenstation versuchen – aber in vielen Teilen Liberias gibt es keine
funktionierenden Hospitäler mehr. Die Gesundheitsversorgung der Hauptstadt ist
zusammengebrochen. Eine beispiellose Tragödie findet derzeit in Liberia statt.
Mehr als 1400 Menschen sind in dem Land in den vergangenen Monaten bereits an
dem Erreger gestorben; mehr als 2700 sind infiziert oder stehen unter Verdacht.
Insgesamt haben sich in den betroffenen westafrikanischen Staaten Liberia,
Sierra Leone, Guinea und Nigeria rund 5300 Menschen angesteckt. Das sind aber
nur die offiziellen Zahlen. Wie hoch die Dunkelziffer ist, weiß keiner. Fälle
wie der von Lorpu Moses und ihrem Sohn sind typisch. Kranke, die hoch ansteckend
sind, irren durch die Städte und Dörfer.
(Der
Spiegel 39/2014 s.131)
Und doch
ist das womöglich nur der Anfang einer Megakatastrophe.
Keiner
kann abschätzen, ob Ebola noch aufzuhalten ist.
Man
hätte es viel früher eindämmen müssen.
Mit Zehntausenden
Infizierten allein in Westafrika rechnen US-Seuchenexperten in den kommenden
Wochen. Die Uno vergleicht die Auswirkungen von Ebola bereits mit denen des
Tsunamis in Südostasien 2004 – damals starben 230000 Menschen. Die apokalyptischen
Szenarien versetzen nun auch die westliche Welt in Alarmstimmung. Insbesondere
beschäftigt Seuchenmediziner die Frage, ob das Virus durch Mutationen noch
gefährlicher wer- den könnte – etwa indem es leichter über- tragbar wird. Mit
dramatischen Worten warnte Uno- Generalsekretär Ban Ki Moon vorige Woche vor
einer weiteren Ausbreitung von Ebola. Die Seuche, so Ban Ki Moon vor dem Sicherheitsrat
der Vereinten Nationen, stelle eine „Gefahr für den internationalen Frieden und
die Sicherheit“ dar.
(Der
Spiegel 39/2014 s.132)
Das erbärmliche
und schändliche Verhalten der deutschen Bundesregierung, also einem Kabinett,
welches zu 100% aus praktizierenden Christen besteht, spottet jeder Beschreibung.
Die
durchaus nicht unumstrittene Präsidentin Liberias
(Danke an Jake) mußte BETTELN und dennoch ließ Merkel sie abblitzen.
Wohl noch nie hat eine Staatspräsidentin der Kanzlerin
einen Brief geschrieben, der annähernd so bedrückend gewesen ist wie das
Schreiben von Liberias Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf an Angela Merkel.
Unmissverständlich warnt sie davor, dass ihr Land „die Schlacht gegen Ebola
verlieren“ werde, wenn nicht auch Deutschland endlich mit Lazaretten und
anderem helfe. Solche Briefe schreibt kein Staatsoberhaupt gerne. Es ist eine
große Peinlichkeit, dass er nötig wurde.[…]
Nun ist die zögerliche Haltung der Bundesregierung an
sich schon erbärmlich. Wenn man aber Tankred Stöbe zuhört, dem Präsidenten der
deutschen Sektion von „Ärzte ohne Grenzen“, dann kann man dessen Zorn sehr gut
verstehen. Stöbe hat jetzt geschildert, wie die Regierung trotz monatelangen
Drängens der Ärzte nicht reagiert hat. Seit Juni sei nichts passiert, obwohl
sich seine Organisation quasi den Mund fusselig geredet habe. Stöbes Resümee:
Es sei „einfach blanker Zynismus“, angesichts der seit Monaten immer
dramatischeren Lage noch immer von nötigen Feinabstimmungen zu reden. Schlechter
kann das Urteil über eine Regierung kaum mehr ausfallen.
Dabei böte ausgerechnet die Ebola-Epidemie eine Chance
zu zeigen, was mit dem Terminus „mehr deutsche Verantwortung“ für die Nöte in
der Welt wirklich gemeint sein könnte. [….]
(Stefan Braun,
SZ vom 19.09.2014)
Merkels
sitzt es aus.
Die
dritt-, oder viertgrößte Wirtschaftsmacht dieses Planeten schläft und läßt seit Monaten die Sterbenden achselzuckend im Stich.
Es sind ja „nur Schwarze.“ Das interessiert die frommen Damen
und Herren Merkel, Steinmeier, Gauck, von der Leyen oder den extrem frommen
Christen und Gesundheitsminister Gröhe nicht.
Nachdem
Tausende gestorben sind und die Lage außer Kontrolle geraten ist, scheint nun
auch die PR-affine Verteidigungsministerin zu ahnen, daß ihr Nichthandeln einen
ganz miesen Eindruck bei ihren zackigeren Kollegen in London, Paris und
Washington macht.
Aber
selbst wenn sie handeln wollte; nach neun Jahren CDU-Pfeifen an der Spitze des
Verteidigungsministeriums ist dort sowieso alles Schrott. Weder Jets noch
Hubschrauber sind einsatzbereit.
Die
stehen nur als Attrappen am Boden rum und die ollen Transall-Transportmaschinen
aus den 1960er Jahren fliegen zwar theoretisch noch, sind aber so klein und
veraltet, daß deutsche Hilfe mit den Dingern immer dankend abgelehnt wird.
Nach Informationen von
SPIEGEL ONLINE sind derzeit von 43 Hubschraubern der Marine nur drei
einsatzbereit. [….]
Der Komplettausfall
der 22 in den Achtzigerjahren eingeführten Helikopter zur Überwachung des Luftraums
über der See und der Jagd nach U-Booten wäre für die Marine ein schwerer
Schock, schließlich verfügen die Seestreitkräfte nur über insgesamt 43
Hubschrauber. Neben dem "Sea Lynx" sind noch 21 "Sea
King"-Maschinen im Einsatz. [….]
Bei den "Sea Kings" aber ist
die Lage noch desolater. Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE sind derzeit nur
drei flugfähig. Zwei der noch einsatzbereiten Helikopter kommen erst in einigen
Wochen mit dem Einsatzgruppenversorger "Berlin" aus dem Einsatz
zurück. Derzeit steht nur ein Helikopter für Rettungseinsätze zur Verfügung -
das verdeutlicht die katastrophale Lage der Marine.
Ob die restlichen 18
Hubschrauber je wieder einsatzbereit sein werden, ist ungewiss. Sechs dienen
nur noch als Ersatzteillager, die übrigen "Sea Kings" werden mühsam
repariert. Wegen ihres hohen Alters aber rechnet man nicht damit, dass eine
große Zahl je wieder die Einsatzreife erreichen wird. [….] Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE war die Spitze des Wehrressorts
seit Mitte Juni informiert, damals gingen die Schadensberichte an
Generalinspekteur Volker Wieker, der temporär den Rüstungsbereich übersah. [….]
Meinen Glückwunsch
an Jung, de Maizière, Guttenberg und von der Leyen! Das muß man erst mal
schaffen die jährlich rund 35 Milliarden Euro für die Bundeswehr so zu
verplempern, daß kein Fluggerät mehr funktioniert.
Immerhin
mehr als zehn Milliarden Euro, also 10.000 Millionen Euro sind nur für „Militärische
Beschaffungen, Anlagen“ eingeplant.
Und die
CDU rühmt sich die Partei zu sein, die mit Geld umgehen kann!
Aber wenigstens werden die Militärbischöfe noch bezahlt.
Zu den Enthüllungen
über den Bordhubschrauber Sea Lynx erklärt Agnieszka Brugger, Sprecherin für Sicherheitspolitik
und Abrüstung:
Es ist unfassbar, dass
diese Informationen die Abgeordneten erst mit dreimonatiger Verspätung
erreichen. Ministerin von der Leyen hat mit ihrem Amtsantritt versprochen, im
Verteidigungsministerium hinsichtlich Transparenz und Fehlerkultur
grundsätzlich etwas ändern zu wollen. Nun stellt sich heraus, dass von den 22
Bordhubschraubern Sea Lynx der Marine kein einziger Hubschrauber flugklar ist,
und dass dieser Umstand den Atalanta-Einsatz der Bundeswehr stark
beeinträchtigt.
Frau von der Leyen hat
mir ihren großen Antritts-Ankündigungen zwar viel Wirbel erzeugt, von mehr
Transparenz und einer Idee zur Lösung der Probleme fehlt aber nach mehreren
Monaten immer noch jede Spur. In der Realität ist bisher offenbar nichts
passiert. Entweder wurden dem Parlament entscheidende Informationen
vorenthalten oder die Ministerin war selbst völlig ahnungslos, dass auf
absehbare Zeit keiner der Sea Lynx-Hubschrauber einsatzfähig ist. [….]
Ähnlich
düster sieht es mit Personal in der Bundeswehr aus.
Falls
sich eines fernen Tages die potentielle Merkel-Nachfolgerin dazu entschließen
sollte den Ebola-Gebieten doch deutsche Hilfe zukommen zu lassen, so will sie
in der Freiwilligen-Armee aber erst mal nach Freiwilligen fragen.
Dreieinhalb
Jahre nach dem peinlichen Abgang des gegelten Barons von der Hardthöhe,
herrscht in der Bundeswehr ob der vollkommen unfähigen Führung immer noch
Chaos.
Schuld
ist natürlich Frau Merkel, die Ministerien nicht nach Qualifikation besetzt,
sondern wie im Falle Gröhe und von der Leyen möglichst vollkommen Fachfremde
einsetzt.
In Monrovia
wird der kranke Sohn von Lorpu Moses mit Sicherheit tot sein, bevor Deutschland
aktiv wird.
Verteidigungsministerin
Ursula von der Leyen sucht Freiwillige in der Bundeswehr, die sich an
Hilfstransporten und medizinischer Versorgung für die Ebola-Opfer in Westafrika
beteiligen. Die Freiwilligenarmee fahndet für einen Einsatz nach Freiwilligen
in den eigenen Reihen.
[….] Der Vorgang illustriert, dass
Deutschland auch bei der humanitären Hilfe gern mehr verspricht, als es halten
will oder kann. Obwohl die Seuche seit Monaten wütet, sieht es jetzt so aus,
als müsse die Bundesrepublik mühsam Hilfe für die Betroffenen zusammenstöpseln,
als gäbe es weder Pläne noch Vorbereitung für einen solchen humanitären
Einsatz. Und das bei der Bundeswehr, die ja im Lazarettwesen besonders
professionell arbeitet.
Die Seuche ist eine
gewaltige Bedrohung, für Afrika und wohl auch für die Erste Welt. Vielleicht wäre
schon viel gewonnen, wenn man in diesem Land weniger Theoriedebatten über
internationale Verantwortung und Militäreinsätze führen und mehr Geld und Mühe
in konkrete humanitäre Hilfe stecken würde.
(Joachim
Käppner, SZ vom 23.09.2014)
Der
schweigt dazu.
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