Dienstag, 30. September 2014

A huge waste of time


In meiner Generation weiß man noch, daß es sich nicht gehört jemanden um 20.00 Uhr anzurufen.
Tagesschauzeit. Äußerst unhöflich, wenn jemand während „der Nachrichten“ anruft.
Ich rufe einige Freunde immer um 20.15 Uhr an. Der erste Satz, der aus dem Hörer dringt, lautet meist „hast Du auch gerade Nachrichten gesehen?“ und schnell ist man sich einig, daß es „so schlimm wie jetzt“ noch nie war.
In der Tat scheint es an allen Enden und Ecken zu brennen.
Dabei schockieren mich weniger Unglücke und Naturkatastrophen, als die Desaster, in welche die Menschheit sehenden Auges hineinschlittert.
Ein zerfallender Irak im Bürgerkriegschaos wurde schon 2002 für den Fall eines US-Einmarsches prophezeit.
George W. Bush, Angela Merkel und Tony Blair wollten das aber nicht hören.
Genauso wenig überraschend ist Putins schlechte Laune, nachdem ihm die NATO seit 20 Jahren wider ihre Versprechen immer mehr auf den Pelz rückt.
Ein halbes Jahr nachdem die UN eindringlich zu warnen begann, die Ebola-Seuche gerate außer Kontrolle, bequemt sich Frau von der Leyen in ihrer Garage nachzusehen, ob die Bundeswehr vielleicht noch ein flugfähiges Flugzeug hat, welches irgendwelche Hilfsgüter nach Liberia bringen könnte.

Die Weltgemeinschaft handelt nach der Maxime „es gibt viel zu tun, lassen wir es liegen!“

Sind vielleicht die Menschen der fehlkonstruierten Rasse Homo Demens zu phlegmatisch, um sich zu engagieren?
 - Wenn es doch nur das wäre!

Es ist schlimmer.
Mit Verve stürzen sich die Menschen auf Nebenkriegsschauplätze, hören auf imaginäre Freunde, die ihnen Mord und Totschlag der Menschen mit anderen imaginären Freunden auftragen.
Während man sich gegenseitig möglichst effektiv zu schaden versucht, ruft das größte Militärbündnis der Welt dazu auf unbedingt mehr in Rüstung und Waffen zu investieren.
Die Kapazität die Welt hundertfach zerstören zu können, reicht ihnen nicht aus.
Für das Militär wird bereits so viel Geld investiert, daß man mit einem Bruchteil den Hunger damit abstellen könnte. Aber man sieht lieber zu wie jeden Tag 20.000 Kinder an Hunger sterben und verspricht noch mehr Dollar in die Rüstungsindustrie umzuleiten.

Eine der größten und ältesten Organisationen des Planeten; die RKK mit 1,2 Milliarden Mitgliedern diskutiert währenddessen mit größtmöglichen Eifer darüber, ob man einem geschiedenen Menschen eine 0,5 mm dicke Esspapier-Scheibe in die Hand drücken darf.
Das Thema ist derart heikel, daß der Papst selbst sich nicht traut zu sagen „jetzt ist aber endgültig Schluß mit der unsinnigen Kommunions-Diskussion; jeder bekommt eine Oblate.“
Nein, dazu hat er die Soutane zu voll und veranstaltet lieber eine Hochzeit mit 20 Brautpaaren im Vatikan, unter denen – symbolträchtig – symbolträchtig – symbolträchtig – auch ein Bräutigam in seine zweite Ehe einwilligt.
Kardinal Müller was not amused.

Falls uns gerade die kleinen grünen Männchen beobachten, bekommen sie spätestens jetzt einen Lachanfall und wenden ihre Untertassen auf Nimmerwiedersehen.

Solche Gaga-Diskussionen werden gerne auch mal über Jahrhunderte ausgetragen.
Sämtliche Moralexperten aller Religionen, die ja immerhin Gottes wörtliches Wort auf ihrer Seite haben, waren viele Jahrhunderte fest davon überzeugt, daß Sklaverei eine gute und gottgewollte Angelegenheit ist. Daß Frauen kein Wahlrecht haben und sich überhaupt unterordnen müssen. Daß Demokratie des Teufels ist. Daß man Andersgläubige töten muß.
In quälend langen Prozessen über viele Dekaden kamen immerhin Teile der Menschheit zu der Erkenntnis, daß Frauen irgendwie auch nicht total rechtlos sind, daß man Schwule nicht sofort ins Zuchthaus sperren muß und daß sogar gemischtkonfessionelle und gemischtrassige Ehen erlaubt werden können, ohne daß auf der Stelle die Sonne implodiert.
Natürlich sind diese Diskussionen keineswegs ausgestanden. Keine einzige der rund 600 Millionen katholischen Frauen ist jemals Priesterin oder Bischöfin geworden. Soweit sind wir noch nicht mit der Gleichberechtigung.
Und bei unseren zweitbesten Freunden im Nahen Osten, in Saudi Arabien, heißt es „Rübe ab“, wenn eine Frau ohne Niqab aus dem Haus geht und womöglich auch noch mit dem Auto fährt.
Stört uns gar nicht. Im Gegenteil, bei dieser wundervollen Herrschaftsform setzt sich Angela Merkel besonders intensiv für Geschäftsbeziehungen ein.

In Deutschland, ich kann es nicht glauben, wallen die Emotionen auf, wenn auch nur laut gesagt wird, daß „Strafrecht kein Moralrecht ist“, daß man also die Liebe zwischen zwei Menschen nicht mit Gefängnis ahnden sollte.
Bruder und Schwester, die sich lieben? Das finden wir so ekelig, daß wir sie lieber einsperren.
Plötzlich sind persönliche Vorurteile und Abneigungen Maßstab für Gesetze.
Mit der Argumentation könnte ich alle heterosexuellen Ehefrauen über 60 in den Knast stecken lassen, weil ich es nun einmal ausgesprochen widerlich finde mir vorzustellen, wie Angela Merkel nackt mit ihrem Herrn Sauer kopuliert.

In Deutschland, ich kann es nicht glauben, holen ewig-gestrige Moralinsaure aus Kirchen und CDU tatsächlich das Strafrecht aus dem Köcher, wenn erwachsene Menschen beschließen ihr eigenes Leben, das ja ohnehin endet, auf die Art zu beenden, die sie bevorzugen.

In Deutschland, ich kann es nicht glauben, sträubt sich die größte und beliebteste Partei des Landes, ebenso wie ihre mit 70%-Zustimmungsraten gesegnete Vorsitzende ernsthaft immer noch dagegen gleichgeschlechtlichen Paaren die Rechte der gegengeschlechtlichen Paare einzuräumen.
Inhaltliche Gründe gibt es zwar nicht, aber Konservative finden das bähbäh und so wird das Thema seit Jahren durchdiskutiert.

Die deutsche Bundesregierung hat schriftlich auf eine Anfrage des Kölner Bundestagsabgeordneten Volker Beck (Grüne) erklärt, dass sich die Koalition noch nicht auf die Umsetzung des Koalitionsvertrags bei Homo-Rechten geeinigt habe.
Beck hatte angefragt, wann und wie die Regierung ihr Versprechen einlöse, rechtliche Benachteiligungen von Homo-Paaren abzuschaffen. "Die Meinungsbildung der Bundesregierung zur Umsetzung der Koalitionsvereinbarung ist noch nicht abgeschlossen", heißt es lapidar in einer Antwort des Bundesjustizministeriums vom letzten Mittwoch.
Der Grünen-Politiker zeigte sich über die fehlenden Fortschritte in der Großen Koalition enttäuscht: "In 54 Gesetzen und Verordnungen werden Lebenspartnerschaften und Ehe ungleich behandelt", so der 53-Jährige am Dienstag in einer Presseaussendung. "Fast ein Jahr nach Unterzeichnung des Koalitionsvertrages hat die schwarz-rote Koalition immer noch keinen Plan, wie sie die bestehende Diskriminierung eingetragener Lebenspartnerschaften beseitigen will. Nachdem die SPD im Wahlkampf mit dem Versprechen '100 % Gleichstellung nur mit uns' den Mund etwas voll genommen hat, beißt sie nun bei der CDU/CSU auf Granit." Die Antwort zeige, dass die Bundesregierung "konzeptlos" beim Thema schwul-lesbischer Politik sei.

Es gibt kaum einen Politiker, den ich so vehement ablehne wie den extrem dreist lügenden Heuchler Volker Beck.
Es passte nur zu gut ins Bild, daß er mich auch persönlich angriff und beleidigt um sich biss, als ich eine reine sachliche Diskussion führte.
Bis heute weiß ich kaum einen Politiker, der auf ein derart niedriges Niveau abgleiten kann.

Dennoch hat der Grüne natürlich vollkommen Recht damit wie er die GroKo wegen der „Homorechte“ angreift.
Das ist doch wirklich nicht zu fassen: Wir befinden uns im Jahr 2014 des Herren, die Welt um uns herum springt aus den Fugen; Seuchen, Krieg und Elend überfluten uns, aber in Deutschland diskutiert die Bundesregierung noch ernsthaft darüber, ob man etwa auch „Queeren“ dieselben Rechte wie dem Rest der Menschen zubilligen sollte.

[….]  Vor einem Jahr bin ich Bundeskanzlerin Angela Merkel begegnet, es war vor der Bundestagswahl in der ARD-Sendung „Wahlarena“. Ich konnte ihr diese Frage stellen: Warum will sie nicht, dass schwule Paare Kinder adoptieren können? Das Treffen hat mich für ein paar Tage in das Licht der Öffentlichkeit gebracht. Ein Jahr später frage ich mich, was geblieben ist außer der kurzzeitig geführten Diskussion, die dann noch einmal aufflammte, als der Fußballer Thomas Hitzlsperger sich als schwul outete.
[….]  Ich bin ein Mensch, ein Mann wie jeder andere Mann auf dieser Welt auch. Und es darf in der heutigen Zeit keine Rolle mehr spielen, ob ich einen Mann oder eine Frau liebe. Es geht nicht um schwul, lesbisch oder heterosexuell. Es geht um die Liebe und die verlässliche Partnerschaft zu einem Menschen. [….]  Bei der Homosexualität aber tut sich dieses Land schwer. Warum nur? Weil Schwule in einer doch immer noch sehr männlich geprägten politischen Elite unausgesprochen als Bedrohung empfunden werden?
[….]  Ich hatte keine Wahl, schwul zu werden oder nicht. Ich habe die gleichen Wünsche, Hoffnungen, Freuden und Ängste wie andere Menschen auch. Warum werde ich nicht ebenso behandelt? Wir Deutschen sind gut darin, mit dem Finger auf andere zu zeigen, die nicht nach unserem Verständnis von Recht und Freiheit leben, die zum Beispiel Homosexuelle diskriminieren. Doch wie schaut es mit dem Umgang mit Homosexualität in Deutschland aus?
[….]  Der Politik fehlt der Mut, in die gelebte Realität einzutauchen. Sie sollte den Kindern aus Regenbogenfamilien zuhören und deren Eltern. Frau Merkel ist schließlich die Bundeskanzlerin aller Deutschen.
(Patrick Pronk SZ vom 30.09.2014)

Deutschland bauscht, wieder einmal, ein Nicht-Thema zum großen Thema auf.
Was für eine Zeitverschwendung.

Auch im „Land of the free“, der westlichen Führungsnation gibt es keineswegs die gleichen Rechte für alle.
Auch dort diskriminiert man lieber.
Und wenn man doch gehindert wird zu diskriminieren, fängt man an zu heulen.

A baker who closed her store after deciding she could not follow the law that mandated same-sexcouples not be discriminated against brook down in front of cameras at a conservative anti-gay conference.  […]




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