"Ist das richtig?" fragt der Klempner, "in dieser Wohnung
soll ein Rohrbruch sein?"
"Bei uns ist alles in Ordnung!" antwortet die Hausfrau.
"Merkwürdig! Wohnen denn hier nicht Kunzes?"
"Kunzes? Die sind doch schon vor einem halben Jahr umgezogen!"
"War ja wieder einmal klar! Erst bestellen sie die Handwerker, und
dann ziehen sie Hals über Kopf aus!"
Wie wir kürzlich sahen, läuft auf dem deutschen Immobilienmarkt so ziemlich alles
schief.
Da natürlich auch in Hamburg alle drei Meter eine
Baustelle ist, können sich Handwerker aussuchen wo und zu welchen Bedingungen
sie arbeiten möchten.
Das betrifft aber auch verwandte Berufszweige wie
beispielsweise Architekten.
Vermutlich wäre es einfach jemand zu finden, der einem
das Außenalster-Palais für 100 Millionen Euro entwirft, aber ohne jetzt zu viel
Persönliches von mir preiszugeben: Solche Aufträge entsprechen nicht ganz
meinem Bankkonto.
Letztes Jahr brauchte ich aber einen Architekten für
ein professionelles Aufmaß einer 2-Zi-Wohnung. Wohnflächen- und
Grundflächenberechnung. Ein Job, der eine gute Stunde Ausmessen und dann noch
mal zwei Stunden Berechnungen erfordert.
Es dauerte Wochen bis ich jemand für so einen Mini-Job
fand. Kein Architekt wollte sich für sowas hergeben. Am Ende schickte mir ein
Architekturbüro seine Azubis, die allerdings so
viele Fenster und Türen vergaßen, daß sie insgesamt drei Mal
wiederkommen und nachbessern mußten. Kostenpunkt 870 Euro brutto.
870 Euro, um am Ende einen Din-A-4-Zettel mit einem
Wohnungsgrundriss zu haben.
Schlimmer war, daß ich auch noch für den Austausch
eines Dachfensters zu sorgen hatte.
Ein nahezu aussichtsloses Unternehmen.
Am Anfang war ich noch so naiv, daß ich die Firma
anrief, die das betreffende Fenster einst eingebaut hatte. Eine große bekannte
Hamburger Firma mit über 100 angestellten Tischlern.
Über sechs Monate wurde ich immer wieder versetzt,
nicht zurückgerufen, in Warteschleifen verbannt, bis mir schließlich eine entnervte
Person in deren Büro mitteilte, sie hätten schließlich über 100 Mitarbeiter, da
könne ich nicht erwarten, daß ich mit nur einem Fenster oben auf der
Prioritätenliste stünde.
Nun ja, daß ich nicht „ganz oben“ stand, hatte ich mir
angesichts der verstrichenen sechs Monate schon selbst ausgerechnet.
Aber inwiefern hängt die Erledigung meines Auftrages
mit der Mitarbeiteranzahl zusammen?
Und vor Allem: Wenn ich so ein kleiner Fisch bin, daß
der Auftrag ohnehin nicht übernommen wird, wieso werde ich dann so lange
hingehalten?
Hätte man mir nicht bei der ersten Kontaktaufnahme schon sagen können, daß ich mich nach einer anderen Fenstertischlerei umsehen solle?
Hätte man mir nicht bei der ersten Kontaktaufnahme schon sagen können, daß ich mich nach einer anderen Fenstertischlerei umsehen solle?
Das erinnert an diese Arztpraxen, in denen man sowieso
immer mindestens drei Stunden warten muß, weil die Halbgötter in Weiß vor
lauter Panik mal zwei Minuten keinen Patienten zu haben und damit auch nicht maximal
zu verdienen, den Terminplan vierfach vollfüllen? Und nein, das liegt offenbar nicht
in der Natur der Sache. Es gibt sogar Orthopäden und Zahnärzte, also
Fachrichtungen, die akute Fälle einschieben, die ihre Praxen so führen, daß man
nicht warten muß.
Klar ist den Handwerkern aufgrund der derzeitigen
Auftragslage egal, ob irgendwelche Kleinkunden vergrätzt werden.
Außer der Hinhaltepraxis gibt es noch die Methode sich
Kunden mit grotesken Kostenvoranschlägen vom Hals zu schaffen.
So wie der Münchener, der in seinem Badezimmer
insgesamt 10 Quadratmeter Fläche neu gefliest haben wollte und dafür laut KVA 21.000 Euro zahlen sollte.
Hat man als Auftraggeber keine Ausweichmöglichkeit,
weil es beispielsweise um Elektrik am Haus-Hauptsicherungskasten geht, an die
man selbst bei entsprechenden Knowhow gar nicht rankäme, muß man sich eben
weiter weg umsehen.
Die in der Stadt beheimaten Gewerke haben es nicht
nötig.
Während ich mich einfach nur ärgere, wird der
Handwerkermangel für professionelle Bauherren zunehmend zum Problem.
Viele Handwerksbetriebe wollen sich für Kleinaufträge wie den von Franz
Schermer nicht mehr die Hände schmutzig machen, weil sie gerade viel größere
Räder drehen können. Der Bau- und Modernisierungsboom hat die Branche
wählerisch gemacht. [….]
Auch die Wohnungsbauunternehmen berichten, dass die Suche nach Handwerkern
schwieriger wird. "Da die Auftragsbücher beim Wohnungsbau vielerorts voll
sind, finden gerade mittlere und kleinere Wohnungsunternehmen - darunter auch
viele Wohnungsgenossenschaften - entweder keine oder häufig nur teure
Handwerker-Angebote", sagt Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverbands
deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen.
Wer ist schuld?
Konservative Politiker, wie so oft.
Konservative Politiker, wie so oft.
FDP/CDU/CSU setzen sich immer noch hartnäckig für
Meisterzwang und Innungswesen ein.
Das schafft den Gewerken die Konkurrenz vom Hals und
ermöglicht Preise von 60 Euro exklusive Mehrwertsteuer für die Malerstunde.
Wer den Mindestlohn von EUR 8,50 verdient, muß also
länger arbeiten, um sich eine Stunde Malermeister für EUR 71,40 PLUS Anfahrt
PLUS Material leisten zu können.
Wer ist - nach
Ansicht der Handwerker – schuld?
Die Auftraggeber. War ja klar.
Die Auftraggeber. War ja klar.
Die heutige Generation der Erben habe höhere Ansprüche, sagt der Chef einer
Malerfirma
Dieses Strukturproblem gibt Franz-Xaver Peteranderl auch unumwunden zu. Der
Präsident der Bayerischen Baugewerbeverbände moniert jedoch auch, dass die
Verbraucher falsche Vorstellungen entwickelt hätten. "Man kann nicht
erwarten, dass der Handwerker einen Tag nach der Auftragserteilung zu arbeiten
beginnt." Das gleiche sagt auch Carl-Heiner Schmid, der von Reutlingen aus
Deutschlands größten Malerbetrieb führt. "Ich stelle fest, dass wir es
gerade mit einer Generation der Erben zu tun haben, deren Ansprüche gestiegen sind.
Deshalb werden die Renovierungszyklen immer kürzer."
Ich sage es ja schon länger: Kapitalismus kaputt.
Diejenigen, die von Aufträgen leben, beschweren sich
darüber zu viele Aufträge zu bekommen.
Schmeißt mich bald auch mein Gemüsemann aus dem Laden,
mit der Begründung er habe mir doch erst letzte Woche Kartoffeln und Tomaten
verkauft?
Hieß es nicht immer bei Christian Lindners
Neoliberalen der Markt regele das? Das freie Unternehmertum passe sich der
Nachfrage an?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen