Wahlen
zu gewinnen ist das eine. Regieren ist das andere.
Bisher
galt Guido Westerwelle als weltgrößter Versager in dieser Angelegenheit.
In elf
Jahren Opposition war er jeden einzelnen Tag auf einem „Event“ aufgetaucht,
schaffte es als einziger Politiker über Jahre in 52 Wochen am Stück im Register
der BUNTEN aufzutauchen und erübrigte doch keine einzige Minute dafür
irgendwelche politischen Pläne auszuarbeiten.
Der Mensch lebt durch den Kopf.
Sein Kopf reicht ihm nicht aus.
Versuch es nur, von deinem Kopf
Lebt höchstens eine Laus.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht schlau genug.
Niemals merkt er eben
Diesen Lug und Trug.
Er
wollte das höchste Amt bekleiden, das für einen FDPler möglich ist:
Außenminister und Vizekanzler. Und als er das erreichte, war er fertig. Mit
Außenpolitik hatte er sich noch nie beschäftigt, war nie gereist, konnte keine
Sprachen.
Ja, mach nur einen Plan!
Sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch’nen zweiten Plan
Gehn tun sie beide nicht.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht schlecht genug.
Doch sein höhres Streben
Ist ein schöner Zug.
Immerhin,
als größter politischer Loser aller Demokratien wurde Westerwelle posthum
schnell übertrumpft. Erst von David Cameron und jetzt natürlich von Donald Trump, der anderthalb Jahre lang
jeden Tag auf NAFTA und Obamacare eindrosch und nach seiner Wahl zum Präsident freimütig bekannte erstmals
gegoogelt zu haben, um festzustellen, was das eigentlich sei. 'Nobody knew health care could be so complicated'.
Ja, renn nur nach dem Glück
Doch renne nicht zu sehr
Denn alle rennen nach dem Glück
Das Glück rennt hinterher.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht anspruchslos
genug.
Drum ist all sein Streben
Nur ein Selbstbetrug.
Guido,
David und Donald sind sehr mächtig geworden mit ihrer unreflektierten
antagonistischen Rhetorik. Aber außer, daß sie allesamt den Milliardären mehr
Geld zuschaufeln wollten, wußten sie nichts anzufangen mit ihrer Macht. Da ist
das Scheitern vorprogrammiert.
Zwei sind schon erledigt, one more to go.
Zwei sind schon erledigt, one more to go.
Der Mensch ist gar nicht gut
Drum hau ihn auf den Hut.
Hast du ihm auf dem Hut gehaun
Dann wird er vielleicht gut.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht gut genug
Darum haut ihm eben
Ruhig auf den Hut!
Es geht
allerdings auch anders und das zeigt gerade Emmanuel Macron.
Der gute
Mann hatte offensichtlich nicht nur einen ziemlich guten Plan wie er
französischer Staatschef werden könne, sondern scheint sich intensiv damit
beschäftigt zu haben, was eine neue Regierung tun solle.
Sein
Vorgänger, man hat jetzt schon vergessen wie der hieß, ging vor fünf Jahren
nach gewonnener Wahl erst mal länger in den Urlaub, um sich von den Strapazen
zu erholen.
Macron
hingegen ist unzweifelhaft minutiös vorbereitet, wußte jeden einzelnen Tag seit
seiner Wahl bis zu den heutigen Parlamentswahlen zu nutzen. Er setzte so viele
Zeichen, daß ihn die liberale Welt jetzt schon liebt.
Mit
wenigen aber klar gesetzten Worten an das amerikanische Volk schwang sich der
französische Präsident zu so etwas wie dem neuen Führer der westlichen Welt
auf. Nach vier Wochen.
Er
stellte sich Trump bei den europäischen Gipfeln entgegen, hielt ein leidenschaftliches
Plädoyer für den Klimaschutz in englischer Sprache und lud die in Amerika
diskriminierten Wissenschaftler ein in
Frankreich zu arbeiten und zu leben.
Schon
jetzt hat Macron international mehr Gewicht als die seit 12 Jahren das viel größere
Deutschland regierende Merkel.
Merkel
ist nicht so dumm wie Guido, David und Donald, aber sie hat auch keine Überzeugungen.
Sie verwirrt ihr tumbes Volk nicht mit inhaltlichen Aussagen, weiß sich an der
Macht zu halten.
Außenpolitik
kann sie allerdings gar nicht. Alles, das sie bisher anfasste, endete im Chaos.
Einhegung Erdogans, der Minsker Friedensprozess, die internationale
Koordination der Flüchtlinge, die Menschenrettung im Mittelmeer und ja, auch
das ist nicht von der Hand zu weisen – die selbsternannte Klimakanzlerin Merkel
hat dafür gesorgt, daß Deutschland die selbstgesteckten Klimaziele besonders
krass verfehlt, weil sie nicht wagt ihren reichen Parteispendern aus der
Automobilindustrie entgegen zu treten.
Ja, ich
würde mir einen dezidiert linkeren französischen Präsidenten wünschen, aber
bisher bin ich sehr positiv von Macron überrascht, weil er sich mit durchgedrücktem
Rückgrat vor Europa stellt, Trump Grenzen aufzeigt und tatsächlich für
europäische Werte eintritt.
Möge er
all seine Pläne umsetzen. Ich wünsche ihm Erfolg. Möge er eine absolute Mehrheit erringen. Möge
er Frankreich wirklich wieder stark und selbstbewußt machen und die EU
(mit-)anführen. Merkel
ist dazu nicht in der Lage. Möge er Frau Le Pen marginalisieren. Im Moment liegt der FN bei
13%, womöglich kommt die Chefin gar nicht ins französische Parlament.
Merkels
CDU und leider auch große Teile der anderen Parteien, blicken arrogant auf
Frankreich herab, geben öffentlich den Ratschlag, Paris möge sich an
Deutschland orientieren. Möge Macron sie vom Gegenteil überzeugen.
[….] Dass
aus Frankreich jemals wieder ein wirtschaftlicher Herausforderer für Deutschland
werden könnte, scheint aus Berliner Sicht ausgeschlossen. Das ist umso
verwunderlicher, als das Phänomen eines modernen Frankreich und schlafmützigen
Deutschland noch gar nicht so lange zurückliegt.
Wer aber in
Deutschland umweltfreundlich mit den hierzulande ICE genannten Bummelzügen
herumreist, aber im Nachbarland mit dem TGV sehr viel längere Bahnstrecken
schneller abgefahren ist, dem kann als Bundesbürger nur zum Heulen zumute sein.
Gleiches gilt für den,
der eine moderne Internetversorgung für selbstverständlich hält - also ein
Glasfasernetz erwartet und nicht eines, das im Achtzigerjahrestil noch auf dem
Kupferkabel basiert, dieser deutschen Datenschneckenpost. [….]
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