Um das vorweg klarzustellen: Nein, ich weiß auch keine
bessere Staatsform als eine Demokratie und setze mich daher im Zweifelsfall
immer für demokratische Spielregeln ein.
Das liegt daran, daß der
durchschnittliche Homo Sapiens eben nicht allgemein informiert ist und dann
rationale und altruistische Entscheidungen trifft.
Die Kennzeichen westlicher
Demokratien sind überbordende Apathie, Egoismus und St. Florians-Prinzip.
Der Wähler schätzt nicht
nur massive Lügner wie Merkel, Friedrich, Schäuble, von der Leyen und Co, er belügt
sich auch selbst.
Wenn sie der demokratische
Wähler empört – sei es über Gammelfleisch, Dioxin im Ei, fehlende Infrastruktur,
miese Schulen – dann beklagt er in der Regel Zustände, die er such sein eigenes
Verhalten verursacht hat.
Wenn man immer nur zu
Discountern rennt und das billigste Fleisch kauft, muß man sich nicht wundern,
wenn in der Landwirtschaft und den Schlachthöfen schlimme Zustände herrschen.
Geradezu ekelhaft wird die
Demokratie in Form der neu entdeckten Wutbürgerschaft, die sich gegen alles und
jedes empört.
Es ist kaum noch möglich
eine KITA, ein Altersheim oder gar eine Asylunterkunft zu errichten, ohne daß
sofort Nachbarn auf den Barrikaden stehen, die streng nach St. Florian
argumentieren. Ja, sie hätten Verständnis dafür, daß der Staat Unterbringungen
für Sicherheitsverwahrte, Trinker oder verhaltensauffällige Jugendliche
schaffen müsse – aber doch bitte in der Nachbarschaft von jemand anderen.
Keine zwei Kilometer von
mir entfernt, schwillt gerade ein solcher Nachbarn-gegen-den-Bezirk-Streit an.
Die Hamburger Boulevardmedien berichten in gewohnter Einseitigkeit
ausschließlich aus der Sicht der „besorgten Eltern!“.
Wenn ich so was schon
höre! Es ist immer ein Anzeichen von schwachen Argumenten, wenn es jemand nötig
hat, die Sätze mit „Gerade ich, als Mutter..“ oder „ich als besorgter Vater..“
zu beginnen.
Aus der bloßen Tatsache
einst den Geschlechtsverkehr ohne Verhütung durchgeführt zu haben, wird offenbar
eine höhere Moral abgeleitet.
„Lassen Sie mich
durch, ich bin Mutter“ lautet
das empfehlenswerte Buch zu der beklagenswerten Spezies der Latte-Macchiato-Mütter.
Worum geht es nun in
meinem Nachbarstadtteil?
Nun, gegenüber der Grundschule in der Humboldtstraße befindet sich ein Bordell, das so unauffällig ist, daß lange Zeit niemand merkte was dort vor sich ging.
Nun, gegenüber der Grundschule in der Humboldtstraße befindet sich ein Bordell, das so unauffällig ist, daß lange Zeit niemand merkte was dort vor sich ging.
Man muß dazu erklären:
Wenn man von dem klassischen Arbeiterstadtteil Barmbek auf direktem Wege zur Außenalster geht – also beispielsweise auf der Geraden „Beethovenstraße -> Zimmerstraße -> Karlstraße“ bewegt man sich auf einer bemerkenswerten Mietxplosionsstrecke. Mit jedem Meter in Richtung Außenalster wird es teurer und exklusiver. Wenn man das Wasser sehen kann, befindet man sich in einer reinen Villengegend mit unbezahlbaren Quadratmeterpreisen. Nur einen Kilometer weiter östlich gibt es hingegen sehr einfache Gelbklinkerbauten aus der Nachkriegszeit. Wohnungen mit sehr kleinen Räumen, nachträglich eingebauten Bädern und dünnen Wänden.
Wenn man von dem klassischen Arbeiterstadtteil Barmbek auf direktem Wege zur Außenalster geht – also beispielsweise auf der Geraden „Beethovenstraße -> Zimmerstraße -> Karlstraße“ bewegt man sich auf einer bemerkenswerten Mietxplosionsstrecke. Mit jedem Meter in Richtung Außenalster wird es teurer und exklusiver. Wenn man das Wasser sehen kann, befindet man sich in einer reinen Villengegend mit unbezahlbaren Quadratmeterpreisen. Nur einen Kilometer weiter östlich gibt es hingegen sehr einfache Gelbklinkerbauten aus der Nachkriegszeit. Wohnungen mit sehr kleinen Räumen, nachträglich eingebauten Bädern und dünnen Wänden.
Auf dem Weg von arm nach
reich, wird die Strecke vom Winterhuder Weg -> Herderstraße zerschnitten.
Eine häßliche anonyme, vierspurige Straße mit kaum einem Ladengeschäft. Jeder
möchte gerne westliche davon wohnen, die meisten können sich aber nur östlich
leisten.
Die
Barmbeker Straße und die angrenzenden Straßen in Ostrichtung beherbergen
traditionell jede Menge Kleinbordelle. In so ziemlich jedem Laden, der leer zu
stehen scheint, wenn man tagsüber dran vorbei fährt, arbeitet in Wahrheit eine
Prostituierte/Thaimasseurin/Escortfrau.
Vergegenwärtigt man sich
das Milliardengeschäft mit der Prostitution – jeden Tag, ich wiederhole: JEDEN
TAG, gehen in Deutschland 1,1 Millionen Freier zu einer Hure.
Ein riesiges Business, das
sich natürlich nicht nur in den Glitzervierteln mit dem Nachtleben abspielt.
Die meisten Kunden wünschen Anonymität und gehen in den netten kleinen Puff
nebenan.
Verpönt sind in unserer
verlogenen Demokratie natürlich nur die Huren und nicht die Freier.
Denn die Freier sind wir
alle. Der Durchschnittsdeutsche.
Vor über 20 Jahren stieß
ich im SPIEGEL auf eine Buchempfehlung über das Leben von Strichern. Da es sich
um eine Hamburger Recherche handelte, las ich das Buch und erinnere mich heute
noch daran, daß die meisten Sextreffs nicht nachts (wie ich es mir naiverweise
vorgestellt hatte), sondern in der Mittagspause stattfinden.
Der Banker und
Büroangestellte geht offenbar in Wirklichkeit runter ins Bahnhofsklo, um einen
Minderjährigen durchzupoppen, statt in die Kantine.
Auch das erzählten die
Stricher – wenn ihre Freier im Auto kommen, sind fast immer hinten die
Kindersitze im Auto. Es sind eben die ganz normalen Familienväter, der
0815-Mensch, der sexuelle Bedürfnisse gegen Geld erledigt.
Ein neues Buch zu einem Tabu-Thema:
Strichjungen schildern ihren trostlosen Alltag.
[….]
Hinzu
kommt, daß zahlreiche Kunden, die heimlich die Dienste junger Männer in
Anspruch nehmen, ein Doppelleben führen. Weil viele von ihnen auch
heterosexuelle Partnerschaften haben, als Ehemänner und Familienväter leben,
steht die Männerprostitution im Verdacht, die Ausbreitung des Virus über das
Milieu hinaus unter Heterosexuellen zu begünstigen. […] Strichjungen stammen - wie im Buch ebenfalls
dargestellt wird - größtenteils aus sozial schwachen, zerrütteten Familien.
* Birgit Bader/Ellinor Lang (Hrsg.):
"Stricher-Leben". Galgenberg-Verlag, Hamburg; 182 Seiten; 24 Mark.
Seit 1991 mag sich die
Szene noch weiter normalisiert haben. Prostitution ist jetzt legal.
Man steht nur noch
moralisch unter Beobachtung, nicht mehr juristisch.
Wer wollte bestreiten, daß
Prostituierte auch eine therapeutische Aufgabe erfüllen, wenn sie mit den
liebesbedürftigen Kunden verkehren, die aufgrund ihres Alters oder ihres
Aussehens schlechte Chancen auf Sex, den sie nicht bezahlen müssen, haben?
Natürlich heuchelt unsere
Gesellschaft bei dem Thema so stark es nur irgendwie geht.
So ging vor zwei Jahren ein
Todesfall in der eben von mir beschriebenen Gegend durch die Presse, der für
Entsetzen bei den braven Bürgern sorgte.
Beim Sex mit einer Prostituierten (52)
ist am Montagabend ein Freier (79) gestorben. Die erste Einschätzung vom Rettungsarzt:
Es war ein Herzinfarkt. Gegen Mittag
betritt der ältere Mann das Bordell an der Wachtelstraße (Barmbek). Er ist ein
Stammkunde von der 52-jährigen Hure, die sich Lisa nennt. Beim Sex sackt der
Mann plötzlich in sich zusammen und bleibt leblos liegen. […] Bei der
Prostituierten soll es sich um eine Frau handeln, die nur gelegentlich
anschaffen geht, um sich ein wenig Geld dazuzuverdienen.
Nun ja, zugegeben, für die
52-Jährige Großmutter war das sicher unerfreulich. Aber Sterben ist immer
unerfreulich für die Zuschauer.
Der 79-Jährige hatte
hingegen einen idealen Abgang.
Optimal. Er hatte Spaß und mußte nicht leiden.
Ich fasse zusammen:
Prostitution ist ein Massenphänomen und eine Alltäglichkeit.
Prostitution ist ein Massenphänomen und eine Alltäglichkeit.
In
Hamburg-Barmbek-Uhlenhorst ist es nun aber so, daß die gutsituierten
Uhlenhorster, denn dort will keiner eine Schule mit lärmenden Kindern haben,
ihre Blagen weiter östlich in Barmbek-Süd zur Schule geben. Aber was ist das
für ein Umfeld!
Weshalb sich die Eltern
einer angrenzenden Grundschule über das bloße Vorhandensein eines an sich
vollkommen unscheinbaren Bordells so aufregen, ist nur mit Heuchelei zu
erklären.
Barmbek-Süd. Einige Eltern der Kinder an
der Grundschule Humboldtstraße in Barmbek-Süd sind entsetzt: Direkt gegenüber
beherbergt ein unscheinbarer Klinkerbau seit einigen Monaten ein Bordell.
Einzig die Klingelschilder des Bordells
deuten auf die Etablissements in mehreren Appartements hin. Eltern informierten
Schulbehördensprecher Peter Albrecht und berichteten von leicht bekleideten
Damen, die in Begleitung von Männern in dem Haus ein- und ausgingen.
Die Behörde wolle nun aktiv werden:
"Wir haben gerade erst davon erfahren und tun nun alles, was in unserer
Macht steht", sagt Peter Albrecht. […]
Laut Schulbehörden-Sprecher Albrecht
stehe auch der Eigentümer, der die Appartements vermietet habe, in der
Verantwortung. "Aus unserer Sicht aber ist ein Bordell in unmittelbarer
Nähe einer Grundschule nicht haltbar und unzumutbar", sagte Peter
Albrecht. Daher werde auch die Schulbehörde das Gespräch mit allen Beteiligten
suchen.
Wovor fürchten sich die
Biedermänner?
Daß die Huren rauskommen
und die Sechsjährigen verführen?
Sind Prostituierte
schlechte Menschen?
Jeder liebt doch Shirley MacLain
als Nutte in „Irma la Douce“.
Oder haben die Eltern
Angst, daß die Kleinen Papa auf dem Weg in den Puff beobachten?
Im Übrigen gibt es auch
Gegenden wie Hamburg-St. Pauli (Reeperbahn), in denen es jede Menge
Straßenprostitution gibt.
Auch dort leben viele
Familien und auch dort gibt es Schulen.
Aber dort bemerkt auch
jeder wer eine Hure ist und akzeptiert sie so wie sie ist.
In Barmbek-Süd geht es
anonymisiert hinter unscheinbaren Fassaden zu. Das lädt zur Heuchelei ein.
Ich bin kein Pädagoge,
aber ich kann mir nicht recht vorstellen, daß sechs- bis Neunjährige schon eine
genaue Vorstellung von einem Puff haben.
Uns selbst wenn sie
bemerken sollten, was in der Nachbarschaft vor sich geht:
SO WHAT?
Leben wir hier in einer
aseptischen Insel der Moral? Kann man nicht von den Eltern verlangen, daß sie
in der Lage sind ihren Kindern eine Erklärung zu bieten? Muß man da so einen Riesen-Zoff“
machen und Betroffenheit heucheln? Ich halte eine katholische Kirche in
unmittelbarer Nähe zu einer Grundschule für deutlich gefährlicher. Fromme
Geistliche haben weltweit zu Hunderttausenden kleine Kinder missbraucht. Mir
ist nicht bekannt, daß eine einzige Nutte jemals ein Kind sexuell belästigt
hat.
Riesen-Zoff um Bordell
Barmbek Süd: Neuer Puff direkt neben
einer Grundschule
Nur durch die Humboldtstraße getrennt:
Schule und Puff.
Ein unscheinbarer Gelbklinkerbau macht
Eltern in Barmbek-Süd Sorgen. Denn hinter den ständig heruntergezogenen blauen
Plissee-Rollos verbirgt sich ein Puff. Direkt gegenüber liegt die Grundschule
Humboldtstraße. Die Eltern wollen nun alle Hebel in Bewegung setzen, damit ihre
Kinder nicht neben einem Bordell zur Schule gehen müssen.
[…] Eingeladen werden die Freier in die
Heinrich-Hertz-Straße 120. In dem neutralen Bürogebäude weisen nur die
Klingelschilder auf die sieben Apartments der Huren hin. Es gibt keine
Leuchtreklame und auch in den Fenstern hängt nichts Auffälliges. Vielleicht
konnte das Etablissement deshalb über mehrere Monate unerkannt bleiben.
Doch dann häuften sich die Beschwerden
von Eltern. „Ich habe ein mulmiges Gefühl“, sagt etwa Sirkka Prengel (38) aus
Uhlenhorst. „Ich habe Angst, meine siebenjährige Tochter den Weg allein gehen
zu lassen. Erst vor Kurzem habe ich einen Mann mit einer leicht bekleideten
Frau dort hinausgehen sehen und war erschrocken.“ [Wie SCHRÖCKLICH! – T.] Vater Norbert Prinz sieht das genauso: „Wer weiß, was für Leute da ein
und aus gehen?“
[…]
[Bezirkssprecherin] Katja Glahn [muß
den Puff möglicherweise genehmigen]:
„Jedenfalls wenn er nicht gegen das Rücksichtnahmegebot verstößt.“ Das ist
allerdings nur dann der Fall, wenn Belästigungen ganz bestimmter Art von ihm
ausgehen. Dazu gehört vor allem viel Verkehr und Lärm.
Ob „viel Verkehr“ in dem
Puff Humboldtstraße herrscht, weiß ich nicht.
Ich war noch nicht da.
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