Samstag, 31. August 2013

Wahlwahnpause





OK, der Wahlomat ist online, das TV-Duell mit dem bekannten investigativen Starjournalisten Stefan Raab steht morgen an und langsam findet sich in Hamburg kein Baum mehr, der nicht mit einem Wahlplakat beklebt ist.
Nachdem meine Wahlomat-Befragung mit den arg simplifizierten Thesen und unter Ausschluß der Glaubwürdigkeit und des Personals der Parteien meine eigene Partei nur auf Platz drei setzte, die Partei Bibeltreuer Christen besser abschneidet als die CDU und ich zudem noch über ein Drittel Übereinstimmung mit der NPD haben soll, muß ich wohl noch mal überlegen, wie gut ich die SPD wirklich finde.

Wahlomat-Ergebnis Tammox:

GRÜNE 83 %
DIE LINKE 76,6 %
SPD 73,4 %
FDP 48,9 %
AfD 42,6 %
PBC 40,4 %
CDU / CSU 39,4 %
NPD 37,2 %

Das Erscheinungsbild einer potentiell sympathischen Partei hängt natürlich stark von den sie repräsentierenden Personen ab.
Allerdings könnte auch eine Kombination aus Adonis und Einstein an der Parteispitze der CDU mich niemals dazu verleiten die Union zu wählen.
Es gibt Grenzen, die ich nie überschreiten könnte.

Unglücklicherweise gibt das Geburtsjahr einer, der von mir meistverachteten SPD-Person, nämlich Andrea Nahles (1970) Anlass zu der Befürchtung, daß ich noch längere Zeit unter ihr zu leiden haben werde.
Noch unangenehmer für mich nur Wolfgang Thierse, der intolerante Hardcore-Katholik, der ungeniert Fakten verbiegt, Lügen über Atheisten verbreitet und rechtlich höchst problematische These vertritt.
Der Bundestagsvizepräsident wird im Oktober 70 und entschloss sich DARWIN SEI DANK im Gegensatz zum gleichaltrigen Wolfgang Schäuble nicht noch einmal für den Bundestag zu kandidieren.
Halleluja!
Diese katholische Gräte saß verdammt schmerzhaft in meinem Partei-Hals.
Das christliche Hamburger Abendblatt wartet heute gleich mit zwei ganzseitigen Portraits von Fundamental-Katholiken auf; Thierse und Manfred Lütz. Zudem wird auch noch erklärt wie Hauptpastor Christoph Störmer beim „Joggeln“ Muße findet.
Schlimmer kann es kaum noch kommen, wenn das Hamburger Abendblatt an den FUNKE-Konzern verkauft ist.
Der Gipfel des Grusels ist aber der Thierse-Artikel mit einem fast halbseitigen Bild, das Thierse im Andachtsraum des Bundestags mit gefalteten Händen neben einem Kreuz zeigt. Soviel zum Thema „Trennung von Kirche und Staat“, die grundgesetzlich bei uns verankert ist.
Als Nicht-Jurist bin ich der Meinung, daß Der BUNDESTAGSVIZEPRÄSIDENT so gar nicht auftreten dürfte. Aber auch mich hört ja keiner.
Was Thierse von sich gibt, ist wieder einmal so überheblich und niederträchtig zugleich, daß ich mich als Sozi schäme und sofort ein Magengeschwür generieren würde, wenn ich nicht wüßte, daß Thierse bald Geschichte ist.
Ich stelle mir vor, daß er bald ins Kloster eintritt; seine Religiotisierung nimmt mit jedem Jahr rapide zu. Kaum zu glauben, daß ich ihn 1989 sehr sympathisch fand. Heute wirkt er auch mich wie ein Emetika-Cocktail.


Aber hier, hinter der blauen Tür, ist der stillste Ort im Bundestag: Raum Nummer 1S 019.    Wolfgang Thierse geht nach vorne, zum Licht. Die Sonnenstrahlen an diesem Augusttag fallen durch einen Durchbruch in der grauen Wand in das Halbdunkel. Sie leuchten auf zwei Tafeln, mehr als drei Meter hoch. Hunderte weißer Nägel sind in die Tafeln geschlagen, sie formen ein Kreuz. Die Tafeln lehnen an der Wand – so, als könnte man sie einfach mitnehmen und gehen. Raus. Aus dem Alltag. Aus den Laufrädern der Maschinerie Bundestag.
[…]  Thierse sitzt auf einem der hellen Holzstühle im Andachtsraum. Die Lehne reicht bis zum Nacken, sie zwingt zur aufrechten Haltung. Vorne im Raum steht ein Altar, ein schwerer, quadratischer Block aus Granit.
[…]  Der irrationale Glaube und die rationale Politik – passt das überhaupt zusammen? Wolfgang Thierse sagt, dass Politik selten rational sei. Es geht auch um Emotionen, um das Gewissen. "Glaube und Politik passen sehr gut zusammen. Der Glaube gibt mir bei wichtigen Entscheidungen wie zur Gentechnik Rückhalt. Er hilft mir, meine politische Haltung zu schärfen." […]  Und Glaube könne zu Langsamkeit erziehen. "Ich hoffe, dass Christen in der Politik länger innehalten und nachdenken", sagt Thierse. […]  "So, ich hoffe, Sie haben jetzt genug Stoff", sagt Wolfgang Thierse nach einer Dreiviertelstunde im Andachtsraum. Er schüttelt die Hand zum Abschied, geht durch das Halbdunkel und verschwindet durch die schwere blaue Tür. Neben dem Ausgang liegen Broschüren aus, gefaltete Informationen für die Besucher. Der Text über den Andachtsraum endet mit einem Zitat: "An einem solchen Ort ist auch der Politiker ganz er selbst, nicht eingebunden in Funktionen, nicht Mandatsträger." Das Gebundensein an Partei und Fraktion trete zurück, Begrenztheit und Wagnis politischen Handels dagegen stärker ins Bewusstsein. "Wo wäre ein solcher Ort notwendiger, als im Herzen unserer Demokratie, im Parlament?" Die Sätze kommen von Wolfgang Thierse.

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