Donnerstag, 28. Februar 2019

Es war einmal eine Partei.

Michael Cohen, der Mann, der zehn Jahre Trumps engster Mitarbeiter war und als Fixer alle seine privaten und geschäftlichen Betrügereien regelte, sagte gestern ausführlich vor dem US-Kongress aus.
Er bestätigte unter den Augen der Weltpresse und der Abgeordneten all das was man seit drei Jahren beispielsweise auch in diesem Blog nachlesen kann:
Trump ist ein perfider Lügner, Betrüger, Rassist, Hochstapler, Krimineller und Depp.

Um die Dauer-Berichterstattung vom Cohen-Hearing zu unterbinden und möglichst auch noch einen Nobelpreis einzuheimsen, flog Trump nach Vietnam, um sich dort mit Diktator Kim zu treffen.
Der arme Mann glaubt ja offensichtlich immer noch, er wäre ein begnadeter Dealmaker und könne mal eben im Vieraugengespräch einen tollen Friedensvertrag aushandeln mit einem Kriegsgegner – Nordkorea und die USA befinden sich formal immer och im Krieg – an dem sich seit Dekaden alle anderen US-Präsidenten die Zähne ausbeißen.
So „genial“ kann wirklich nur Trump denken, denn er ist offenbar der erste und einzige US-Politiker, der derartig desinformiert ist.
Er weiß nicht nur gar nichts über den Koreakrieg, sondern will es auch nach Jahren im Amt gar nicht wissen.

(…..) 250.000 Amerikaner leben in Südkorea.
Der dem US Pacific Command (PACOM) unterstehende Großverband United States Forces Korea (USFK) steht seit 1957 mit mindestens 30.000 Mann direkt an der nordkoreanischen Grenze.

Man stelle sich für eine Minute vor, 30.000 bis an die Zähne bewaffnete nordkoreanische Elitesoldaten stünden in Mexiko direkt an der Südgrenze der USA.

Man stelle sich vor, dieser nordkoreanische Großverband stünde nicht nur drohend da, sondern hätte zuvor bereits auf US-Staatsgebiet gewütet, wie es die Amerikaner in Nordkorea taten.

[…..]  Am Ende des Zweiten Weltkriegs war die Sowjetunion in den Krieg gegen Japan eingetreten, die Kolonialmacht in Korea. Die Rote Armee rückte im August 1945 schnell nach Süden vor. Die USA fürchteten, Stalin könnte ganz Korea unter seine Kontrolle bekommen, sie definierte deshalb die südliche Hälfte der Halbinsel als ihre Einflusssphäre, mit dem 38. Breitengrad als Grenzlinie. Noch heute ist sie die innerkoreanische Grenze.
Im Koreakrieg starben allein im Norden etwa 1,5 Millionen Menschen
Dabei war niemandem in Washington bewusst, dass die verhasste Kolonialmacht Japan diese Linie schon einmal 1896 als Grenze von Einflusssphären definiert hatte, damals mit dem Zarenreich. Nach seinem Sieg im russisch-japanischen Krieg 1905 machte Tokio dann die Halbinsel, die strategische Mitte Nordostasiens, nach der auch Russland und China gegriffen hatten, zu seinem Protektorat, 1910 zur Kolonie. […..] Der Zweite Weltkrieg befreite Korea von den japanischen Besatzern, aber er spaltete es auch. Gespräche, das besetzte Land zu vereinen, scheiterten. […..]  Kim Il-sung, den Großvater des heutigen Machthabers […..] hatte sich im Widerstand gegen die Japaner einen Namen gemacht und später in der Roten Armee gedient. Nordkorea beanspruchte das Erbe dieses Widerstands von Anfang an für sich. […..] Am 25. Juni 1950 marschierte Kim Il-sung nach Südkorea ein, um das ganze Land unter seine Kontrolle zu bringen. Binnen weniger Wochen kontrollierten seine Truppen fast die ganze Halbinsel. Dann aber landete US-General Douglas MacArthur, gestützt durch ein Mandat der UN, im September 1950 und fiel den Nordkoreanern in die Flanke. […..]  Ein übler Vernichtungskrieg folgte, bei dem die Amerikaner alle Städte Nordkoreas zerstörten. Sie warfen 635 000 Tonnen Bomben über dem kleinen Land ab, mehr als im Zweiten Weltkrieg in allen Schlachten um den Pazifik. Etwa 1,5 Millionen Nordkoreaner kamen ums Leben. Die Frontlinie jedoch verschob sich kaum mehr. [….]   

Nachdem die USA 635.000 Tonnen Bomben über Korea abwarfen und 1,5 Millionen Koreaner töteten, die sich gegen die brutale japanische Besatzungsmacht erhoben hatten, liebte das koreanische Volk die Amerikaner nicht besonders.
Soviel Geschichtsbewußtsein ist notwendig für US-Amerikaner. Trump weiß darüber höchstwahrscheinlich gar nichts.

Was will Nordkorea eigentlich?

"In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt."
(Egon Bahr)

Pjöngjang will sicher vor dem USFK sein, es möchte auf Augenhöhe mit den anderen Staaten agieren und sein Regime erhalten. (….)

Es kam wie es kommen musste: Das Weiße Haus war ohne Plan angereist, es herrschten heftige Differenzen innerhalb der US-Delegation und Trump war so verwirrt und borniert, daß bei allen inhaltlichen Fragen Außenminister Mike Pompeo das Wort ergreifen musste, während #45 mit einem großen Fragezeichen im Gesicht danebenstand.
Kim reiste schließlich entnervt ab.
Was hätte er angesichts der Washingtoner Trottelparade auch anderes tun sollen?

[…..] Dieser Korea-Gipfel in Hanoi ist geplatzt, weil Trump und seine Berater in ihrer Hybris die Lage völlig falsch eingeschätzt haben. [….]

Müssten nicht nach solchen ungeheuerlichen Desastern – Rekordshutdown, keine Mauer, keine Obamacare-Verbesserungen, Autoritätsverlust Amerikas in allen anderen Ländern der Welt, täglich neue Sexskandale im Weißen Haus und dazu auch noch 8.000 Lügen des Präsidenten – irgendwann auch republikanische Abgeordnete die Reißleine ziehen? Bis hierher und nicht weiter?
Das müssten die GOPer tun, wenn sie noch eine Partei wären.
Eine Partei, die auch nur im Entferntesten Sinne irgendetwas mit dem Wohl des Landes am Hut hätte.
Tatsächlich sind sie aber eine KKK-affine Ansammlung grotesker Witzfiguren.

Beispiel Cohen-Anhörung.

Rechtsanwalt Matt Gaetz, 36, vertritt Florida im US-Repräsentantenhaus.

Daß Michael Cohen seinen heißgeliebten Trump schaden könnte, empörte ihn so, daß er selbst zu Trump-Methoden griff, Cohen öffentlich erpresste und sogar dessen Frau bedrohte.



Einen Tag später prahlte er stolz mit seinem True Blue Award, dem ihn die ultrakonservative FRC-hategroup von Tony Perkins überreichte.

Gaetz, Model

James Daniel „Jim“ Jordan, 55, Ringer, US-Abgeordneter aus Ohio, verwickelte sich selbst erst in Lügen und verwirrte sich dann selbst so mit seiner Redezeit, daß er versehentlich mitten in einem Wutanfall seine Redezeit an einen anderen Redner seiner Fraktion abgab (yield his time).

Es folgte Glen Clay Higgins, 57 aus Louisiana, der Cohen erklärte diese Anschuldigungen nur zu erfinden, um mal ins Fernsehen zu kommen.
Auf Cohens Antwort, er wäre seit zehn Jahren kontinuierlich im Fernsehen, befand Higgins, er höre und sehe ihn heute das erste mal, aber er innere ihn an die vielen Tausend Kriminellen, die er bei seiner Zeit als Militärpolizist verhaftet habe.


Da sitzen Abgeordnete in den Fachausschüssen, die im Februar 2019 immer noch nicht den Namen „Michael Cohen“ gehört haben.

Der Konsequenteste war allerdings der 60-Jährige Paul Gosar aus Arizona, der seine gesamte Zeit der Cohen-Befragung dazu nutzte ihn einem bizarren Pöbelschwall zu beleidigen. Der tat noch nicht mal mehr so, als ob ihn Fakten oder das amerikanische Volk interessierten.


“Liar, liar, pants on fire!” warf er Cohen entgegen, um damit den grundehrlichen Donald Trump zu verteidigen.

Der demokratische Ausschuss-Vorsitzender Elijah Cummings konnte es nicht fassen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen