Freitag, 8. Juni 2018

Nazis hofieren

Das sage und schreibe ich schon seit Jahren:
So wie die amerikanischen Sender mit ihrer hysterischen Dauerübertragung Trump ins Weiße Haus gebracht haben, wurde in Deutschland durch Maischberger, Will, Illner und Plasberg die AfD groß gemacht und die Xenophobie gefördert.

Gerade schwappt es mal wieder durch die Medien; unter uns „Linksgrünversifften“ sind einige ernsthaft sauer auf die Blabla-Redaktionen.


[…..] Und es gibt die ebenso liebreizende wie begnadete "Journalistin" Sandra Maischberger, die uns zum tausendsten Mal mit dem Islam, Muslimen, Flüchtlingen, Gotteskriegern, Wutbürgern, Angstbürgern und so exklusiven Themen wie „Die Islamdebatte: Wo endet die Toleranz?“ überrascht.
Auf Twitter hat Amir El-Shamy Sandras Hochleistungen zum Einthementalk penibel (und für jeden nachlesbar) aufgelistet. Die AfD soll die Tabelle als Dankgebetsbuch nutzen.
Erlauben Sie uns ein paar Fragen, zauberhafte Frau Maischberger: Wieviel schieben ihnen Beatrix von Storch, Alexander Gauland und die anderen Neovölkischen für dieses fabelhafte Themenrepertoire in den Arsch Ausschnitt? Haben sie was mit Björn Höcke? Oder gar mit Alice Weidel? Und wie hin- und hergerissen ist erst die ARD über Ihre allwöchentliche Islambeschallung?
[….]

Bedauerlicherweise gibt es diese Vorwürfe nun schon seit drei Jahren – unter anderen erhoben von Redaktionen des eigenen Senders (MONITOR, ARD) und Bundestagsabgeordneten (Marco Bülow, SPD), ohne daß ein Funken Einsicht bei den ARD-Granden herrscht.


Kontinuierlich pushten sie extrem überproportional AfD-Themen, bis diese in Hundertschaften in Parlamente zog.

(…..) Im Jahr 2016 waren mehr als die Hälfte aller ARD/ZDF-Polittalkshows mit AfD-Themen beschäftigt, boten Vertretern der braunen Bande Woche um Woche stundenlang kostenlose Sendezeit zur Selbstdarstellung an.

[….] Worüber wurde in den größten deutschen Politik-Talkshows im letzten Jahr gesprochen? Wir haben alle Sendungen des letzten Jahres von ARD und ZDF ausgewertet, insgesamt 141 Sendungen. Davon ging es in 40 Talkshows um das Thema Flüchtlinge und Flüchtlingspolitik, 15-mal wurde über das Thema Islam, Gewalt und Terrorismus gesprochen. 21-mal über Populismus, vor allem Rechtspopulismus. Insgesamt machten diese Themen 54 Prozent aller Talkshows aus.
Prof. Claus Leggewie, Politikwissenschaftler: „Ich glaube, es gibt erheblich interessantere Themen in der politischen Öffentlichkeit, die durch diese vermeintlich aktuellen und dramatischen Themen immer wieder in den Hintergrund gerückt werden. Dadurch fokussiert sich Politik auf die Themen der Rechtspopulisten. Das sind nämlich ihre Themen, der Islam, die Flüchtlinge, der Terror.“
Andere Themen hatten keine Chance: Über Energie-Themen, wie die Zukunft der Kohle oder den Atomausstieg wurde nicht gesprochen. Auch das Thema Bildungspolitik war kein Thema. Und selbst der viel diskutierte Abgasskandal war keiner der Talkshows eine Sendung wert. Klar, die Flüchtlingspolitik war das Megathema des letzten Jahres. Aber stimmt das Verhältnis noch? [….]

So lange die Illner-, Will- und Plasberg-Redaktionen diese Einladungspraxis nicht ändern, muß man diese Sendungen mit Quotenschwund bestrafen. (…..)


Leider sind die Deutschen nicht schlau genug, um so zu reagieren, sondern kleben weiterhin tumb jeden Abend an den Glotzen.
Da können Warner warnen, so viel sie wollen.
Diese Woche bewies es wieder; kaum hatte Alexander Gauland besonders widerlich die Holocaust-Opfer verhöhnt, rollten ihm Plasberg und Maischberger den Roten Teppich aus, und hielten AfD-Werbesendungen ab.

[…..]  Sind die Politik-Talkshows von ARD und ZDF einseitig und verzerrend? Zu diesem Ergebnis kommt der Dortmunder SPD-Abgeordnete Marco Bülow, nachdem er mehr als 200 Talkshows über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren ausgewertet hat. Er sieht ein "krasses Missverhältnis" bei den Themen, die nicht die Realität widerspiegeln würden. […..]“Die Themenauswahl spiegelt absolut nicht die tatsächlichen Probleme in unserer Gesellschaft wider und stellt damit ein Zerrbild der Wirklichkeit dar”, resümiert der SPD-Abgeordnete in seiner Untersuchung. Er bestätigt damit, was Kommunikationswissenschaftler seit Jahren kritisieren. Über anderthalb Jahre hat Bülow 204 Sendungen der fünf relevantesten politischen Talkshows von ARD und ZDF analysiert: darunter “Maischberger”, “Anne Will”, “Hart aber fair”, “Günther Jauch” (seit Ende 2015 eingestellt) und “Maybrit Illner”.
Jede vierte Sendung behandelte der Untersuchung zufolge speziell das Thema Flüchtlinge. Der Themenkomplex Flüchtlinge, Islam, Terror/IS und Populismus/Extremismus stand sogar fast jede zweite Sendung auf der Agenda. “Wichtigen Themen wie NSU, Rassismus und rechte Gewalt wurden zum Beispiel jeweils nur eine Sendung gewidmet”, schreibt der SPD-Mann. Und das, obwohl es im vergangenen Jahr laut BKA fast 3.400 Anschläge auf Geflüchtete und Asylbewerberheime gegeben hatte. In nur sechs von 204 Sendungen wurde zudem über Armut und Ungleichheit diskutiert. Der Klimawandel spielte in den Talkshows der Öffentlich-Rechtlichen überhaupt keine Rolle. […..]

Seit Jahren im Wochenrhythmus erprobt: Eine gezielte Nazi-Provokation der AfD-Bande – auch die CSU versucht es erfolgreich mit dieser Methode – und schon springen die Talk-Azubis der großen Sender über das braune Stöckchen.
Sie alle lassen sich von einem Geronten, der nicht mal auf seine Klamotten aufpassen kann, willig und devot instrumentalisieren.

[…..] Kurz zur Erinnerung, der weiße Mann Alexander Gauland ist eine Person der Zeitgeschichte. Als solche ist er weniger geschützt als andere, wenn er sich in der Öffentlichkeit aufhält: Er ist Parteichef der größten Oppositionspartei Deutschlands. Er tritt regelmäßig in Talkshows auf. Und er sagt regelmäßig entwürdigende Sachen, beispielsweise, dass niemand den schwarzen Fußballspieler Jérôme Boateng als Nachbarn wolle, dass er die türkischstämmige Politikerin Aydan Özoguz in Anatolien „entsorgen“ wolle, dass Hitler und die Nazis „nur ein Vogelschisss“ seien unter denen ein „Schlussstrich“ gezogen gehöre und dass er auch noch stolz auf die „Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen“ sein wolle.
Kurz Luft holen.
Und auch sonst bedient er sich bei dem Vokabular von Rechtsextremisten: Er hat gesagt, dass Polen entscheiden müssten, wieviele „Flüchtlinge sie in ihrem Volkskörper“ wollen und wiederholte die NPD-Parole „heute sind wir tolerant, morgen fremd im eigenen Land“.
Die vielen Entgleisungen dieser Brandenburger Kartoffel deuten darauf hin, dass sie schon lange nicht mehr auf Gleisen fährt.  […..]

Es ist unnötig das zu erwähnen, aber zur Sicherheit:
Selbstverständlich soll auch in deutschen Talkshows über Integrationsprobleme, den Islam und Migration gesprochen werden.
Das sind aber nicht die einzig relevanten Themen, die extrem überproportional, nahezu allein das Programm bestimmen sollten.
Außerdem ist es sinnlos immer wieder dieselben AfD-Gäste einzuladen, da ihre Methoden, ihre Lügen hinlänglich bekannt sind.

(…..) AfD, CSU, Gauck, NPD und auch weite Teile der heutigen CDU und FDP erklären in jede Kamera, man müsse die Ängste der Bürger vor der Überfremdung ernst nehmen.

Man müsse sich endlich in der Flüchtlingsfrage ehrlich machen. Es dürfe nicht mehr tabuisiert werden den Islam zu kritisieren.

„Aber wir müssen die Ängste und Sorgen der Bürger doch ernstnehmen…..
So ein Blödsinn!
Wir müssen den Bürgern die Ängste nehmen und ihre Sorgen zerstreuen.“
(Wilfried Schmickler 12.11.2015)


Wenig verwunderlich, daß von so einer Performance nur die Originale profitieren: AfD, Pegida und NPD.
Thomas Oppermann will nun auch Kontingente.
Gabriel ist ein Stimmungs-Politiker, der den Muffigen und Motzenden voller Verständnis entgegen eilt.

Verständnis? Wofür?
Verständnis aufbringen für die Ängste und Sorgen der Bürger in Deutschland. Keine Talkshow mehr ohne diesen Satz, keine Diskussion am Stammtisch und keine Debatte im Bundestag. Verständnis VON oder Verständnis FÜR? Es ist der kleine semantische Unterschied, der den Analysten vom Aktivisten unterscheidet. Den, der Stimmungen deutet von dem, der Stimmung macht. Ja, auch ich verstehe, dass es Ängste vor Flüchtlingen gibt und woher diese Ängste kommen. Nur, mit Verlaub, ich habe kein Verständnis dafür.
Ich habe kein Verständnis dafür, dass Menschen Angst haben vor einer "Islamisierung des Abendlandes", wo der Anteil der Muslime im europäischen „Abendland“ gerade mal 4 % ausmacht, und auch dann nur auf 5 % anwachsen würde, wenn sämtliche syrischen Flüchtlinge auf einmal nach Europa kämen.
Ich habe kein Verständnis dafür, dass Menschen in diesem Land davor Angst haben, dass 2, 3 oder 5 Millionen Flüchtlinge uns unserer Lebensgrundlage berauben. In einem Land, das gerade Milliarden Überschüsse erwirtschaftet und dabei von der Armut der Länder profitiert, aus denen viele Flüchtlinge zu uns kommen.
Ich habe kein Verständnis dafür, dass besorgte Bürger Angst davor haben, dass unsere Verfassungswerte in Gefahr geraten, wo doch die Gleichen, die das befürchten, sofort dazu bereit sind, Artikel 1 des Grundgesetzes zu opfern, wenn es um eine menschenwürdige Behandlung von Flüchtlingen in diesem Land geht.
Nein, ich habe keinerlei Verständnis für diese Ängste – und schon gar nicht dafür, dass Politiker Verständnis für solche Ängste heucheln und dabei nichts anderes tun, als diese Ängste jeden Tag aufs Neue anzufachen.
(Georg Restle, Monitor, 06.10.2015)


Man kann sich das heute kaum noch vorstellen; aber es gab einst sehr gute und informative Talkmaster in Deutschland.
Menschen, die ihre Themen beherrschten und nicht einfach die von der Redaktion aufgeschriebenen Fragen ablasen, unabhängig vom Fortschritt des Diskussion die Teilnehmer alternierend sprechen lassen und keinerlei Reaktion zeigen, wenn die Gäste sich wiederholen oder nicht auf Fragen antworten.

Es gab die begnadete Lea Rosh, 82, (1982 bis 1988 Gastgeberin „III nach Neun” von Radio Bremen. 1988 bis 1991 „Freitagnacht”), die in ihrer monothematischen zweistündigen Berliner-Talkshow ein freundliches, aber strenges Regiment führte. Wiederholte sich ein Gast, entzog sie das Wort. Wenn es unübersichtlich wurde, griff sie ein, fasste in knappen neutralen Sätzen den bisherigen Sachstand zusammen und führte inhaltlich voran.

Eine extrem fähige Diskussionsleiterin war auch die Berlinerin Juliane Bartel, „III nach Neun”  (1989 bis 1998) und Alex (Sender Freies Berlin, ab 1993), die 1998 im Alter von 52 Jahren an Krebs starb.

Um auch einen Mann zu nennen, sei der hochgebildete Atheist Volker Panzer,71,  erwähnt, der heute als Herausgeber des „humanistischen Pressedienstes“ aktiv ist. Er führte von 1997 bis 2012 durch eine der besten und erkenntnisreichsten Talkshows der deutschen Fernsehgeschichte, das sonntägliche ZDF-Nachstudio.
Panzer setzte eher auf Wissenschaftler und Experten, statt auf die bei Willmaischbergerplasbergillnerlanz so beliebten politischen Dauergäste Leyen/Bosbach/Storch.


Es geht also; man kann sinnvolle und informative Talkshows machen.
Leider sind sie alle offline und wurden durch inhaltsleere AfD-Nachplapperer ersetzt.

[…] Wir müssen mal wieder über Talkshows reden. Denn was da seit Monaten passiert, fühlt sich langsam an wie eine Art stiller Putsch von Redakteuren, die offensichtlich im ganzen Quoten-Quatsch ihren Kopf verloren haben.
Wie ist es sonst zu erklären, dass zum Beispiel bei einem Thema wie Integration bei Anne Will ausgerechnet Frauke Petry sitzt? Da könnte man genauso einen Pyromanen in eine Streichholzfabrik einladen.
Denn ernsthaft: Was soll das? Es ist klar, was Frauke Petry sagen wird, es ist nicht konstruktiv, es ist polemisch, es vergiftet das Klima, es macht die Diskussion kaputt - und vor allem, es wurde schon 1000-mal gesagt, von ihr und ihren AfD-Kollegen.
[…] Es ist schließlich eine der großen Lügen der "Lügenpresse"-Krakeeler, dass die AfD ausgegrenzt wird: Im Gegenteil, aus lauter Selbsthass oder stiller Sympathie oder weil sie ihr eigener Quoten-Populismus dazu treibt, machen ARD und ZDF seit Monaten Wahlwerbung für die AfD.
[…] Aber nach links hin, so scheint es, hat man immer noch mehr Ängste als nach rechts - erinnert sich noch jemand an den grotesken Auftritt von Björn Höcke mit seiner Deutschlandfahne und dem Moderatorenversagen von Günther Jauch?
Lange schon haben die Rechten einen symbolischen Anteil im Fernsehen, der deutlich höher ist als ihre Stimmen bei Wahlen - oder, genauer gesagt, die Wahlergebnisse nähern sich langsam ihrer symbolischen Präsenz, und man darf da durchaus einen Zusammenhang sehen.
[…][…] Das öffentlich-rechtliche Fernsehen jedenfalls begleitet und moderiert mit seinen Talkshows den gesellschaftlichen Rechtsrutsch. Und befördert ihn damit.



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