Sonntag, 10. Juni 2018

Wann dreht Merkel endlich bei?


Trumps Auftritt beim G7-Gipfel im kanadischen La Malbaie war absolut typisch für ihn:


Zu spät kommen, früher abreisen, Jahrzehntelange Fundamente zertrampeln, für Autokraten werben und alle Anwesenden beleidigen. Letzteres auf maximal feige Weise. Solange er den anderen Staats- und Regierungschefs in die Augen blickte, lobte er sie, um dann aber in einer 180°C-Wende über sie herzufallen, als er wieder im sicheren Flugzeug saß.


Juni 2018

[……] "What worries me most however is the fact that the rules based international order is being challenged, quite surprisingly not by the usual suspects but by its main architect and guarantor, the US," Donald Tusk, the president of the European Council, said in Quebec before the spat over the communique.
Trump calls for elimination of tariffs, end to US being world's 'piggy bank'
When Trump was asked at his own press conference in Quebec about frustrations flying between he and other leaders like French President Emmanuel Macron and Canada's Prime Minister Justin Trudeau, he reacted angrily.
"I would say the level of relationship is a 10. We have a great relationship. Angela (Merkel) and Emmanuel (Macron), Justin (Trudeau). I would say the relationship is a 10," Trump said.
His anger was revealing of his operating method as President, his attitude towards America's traditional foreign policy positions and his skill in using theatrical moments on the world stage to send a strong message to his loyal voters back home.
Trump's hyperbolic praise for a summit that was evidently discordant shows his refusal to allow any venture in which he is involved to be portrayed as anything other than a roaring success.
It's far from the first time Trump has created an alternative reality that serves his political narrative.
[……] One senior European diplomat rejected Trump's 10-out-of-10 assessment.
"He must mean there are 10 things on which we totally disagree. Or like the title of the movie, '10 Things I Hate About You,'" the diplomat told CNN's Michelle Kosinski. […..]

Nachdem ausgerechnet Trump den Kanadischen Gastgeber als „very dishonest“ bezeichnete, sind wieder die Satiriker gefordert. Man kann diesen totalen präsidentiellen Schwachsinn nicht mehr ernsthaft kommentieren.






Es hat keinen Sinn sich über den Weltenzerstörer aus dem Oval Office zu echauffieren.
Eins ist sicher, es spielt keine Rolle wie einschmeichelnd und wie oft man mit Trump spricht; er ist und bleibt ein zutiefst destruktiver Vollidiot, der lügt und betrügt, wenn er den Mund aufmacht.
Es ist ehrenhaft von Macron alles versucht zu haben, aber natürlich hat der französische Präsident inzwischen verstanden, daß es sich bei Trump wie mit der Taube und Religion verhält.


[…..] Nirgendwo hätte es mehr außenpolitischen Ruhm gegeben, als wenn ihm die Zähmung des Polit-Vandalen Trump gelungen wäre. Diese Ambition musste Macron nun aufgeben. Nach einem Jahr Männerfreundschaft mit Donald Trump dürfte Frankreichs Präsident zwei Dinge gelernt haben. Erstens: Alles, was knallt und glitzert - wie die Militärparade auf den Champs-Élysées- gefällt dem US-Präsidenten ausgezeichnet. Daraus ergibt sich jedoch zweitens: nichts.
Macron und Trump hatten beim Besuch des Franzosen in Washington im April so ausdauernd aneinander herumgeklopft und -gewischt, dass Körpersprache-Experten als politische Analysten gefragt waren. Was damals aber schon zu vermuten war, ist nun offiziell: Es ist egal, wie lange die beiden Präsidenten einander umarmt haben. Wenn Trump "America first" sagt, dann meint er "America first". […..]

Angela Merkels Erkenntnisprozess ist noch nicht in dem Maße fortgeschritten. Ängstlich und kontraproduktiv verharrt sie in Passivität und torpediert damit den einzigen Anti-Trump-Trumpf: Europas Einigkeit.
Selbst die Konservativsten, die Neoliberalen und Transatlantiker verstehen wie sehr Merkel gerade in den deutschen Fuß schießt.
Nur sie scheint immer noch erkenntnisresistent.
Die Außenpolitik der Kanzlerin schadet Deutschland; daher klingen inzwischen ihre engsten Presseverbündeten alarmistisch.
Es geht nicht nur um Europa, um die Welt – es geht auch um die USA. Weite Teile der amerikanischen Bevölkerung haben noch nicht verstanden welchen gewaltigen Schaden Trump anrichtet. Seine Beliebtheitswerte steigen gegenwärtig. Daran sind auch die viel zu devoten Europäer und die Shanghai-Gruppe Schuld.
Merkel, Macron und May müssen sich so deutlich äußern, daß es auch von den FOX-glotzenden Trumpfans begriffen wird, die in amerikanischen BMW-Fabriken oder Aldi-Märkten arbeiten.

 […..] Wer noch geglaubt haben sollte, Donald Trump sei Argumenten und Fakten zugänglich, der sollte diese Hoffnung endgültig begraben. Mit diesem ungehobelten und dummen Mann wird die Welt weder besser noch friedlicher werden. Und hinter ihm stehen viele, Wähler und Anhänger, die bereit sind, sein Spiel "Einer gegen alle" mitzumachen. Noch droht Trump nicht mit Gewalt, aber mit heftigen wirtschaftlichen Waffen. Für Deutschland, das mehr als die meisten anderen Nationen auf wirtschaftlichen Austausch angewiesen ist und das seinen Wohlstand maßgeblich dem Handel verdankt, ist die Situation dramatisch gefährlich.
[…..] Dennoch wäre es völlig falsch, jetzt zu kuschen. Dieser Mann kennt keine Grenzen und keine Vernunft. Es hat keinen Sinn, ihm weiter hinterherzulaufen. Trump ist unbelehrbar, er stellt sich gegen alle Gewissheiten. Er akzeptiert weder die Notwendigkeiten der Klimapolitik noch die Regeln der Wirtschaftspolitik. […..] In dieser Situation kann man nur verzweifeln - oder die Reihen schließen und sich nach den wahren Verbündeten umsehen. Deutschlands Hoffnung liegt in Europa, nirgends sonst. […..]  Spätestens seit Trump sollte allen Deutschen klar sein: Wenn es hart auf hart kommt, dann haben sie nur Europa.
In diesem Europa spielt Nachbar Frankreich die zentrale Rolle; jenes Frankreich, das nicht genug dafür bewundert werden kann, mit Emmanuel Macron einen Mann zum Präsidenten gewählt zu haben, der wie ganz wenige Politiker Charakterstärke, Charisma, Tatkraft und europäischen Enthusiasmus in einer Person vereint. Macron hat Deutschland ein Angebot gemacht und bisher vor allem verlegenes Schweigen geerntet. […..] In dieser historischen Stunde darf die Bundeskanzlerin nicht zögern. […..]  Es ist höchste Zeit für eine große Geste und viele kleine Annäherungen. Bei der Verleihung des Karlspreises an den französischen Präsidenten vor einigen Wochen hat Merkel die Chance verstreichen lassen, auf dessen Werben demonstrativ enthusiastisch zu reagieren. […..]

Wenn Grünenfresser Beise wie Anton Hofreiter klingt, sollte sich Merkel ernste Sorgen machen.

[……] "Seit Jahren kranken die G7-Gipfel und hinken den Konflikten und Rissen in den internationalen Beziehungen nur hinterher. Trump hat mit seiner destruktiven Trotzreaktion der G7 nun auch noch die Rolle als Ort der Minimallösungen genommen und den Gipfel krachend scheitern lassen. Dass die USA nicht einmal bei der Vermeidung der Plastikverschmutzung bereit sind, einen Millimeter an Verpflichtung einzugehen, ist unverschämt und zeigt, wie sehr Trump Kooperation nur als Schwäche deutet. Die enorme Lücke, die im internationalen System klafft müssen wir mit einem Handelsbündnis demokratischer Staaten füllen, bei dem der wirtschaftliche Austausch einhergeht mit Klimaschutz, Arbeitsstandards und Menschenrechten. […..]  Die Bundeskanzlerin Merkel muss endlich einsehen, dass ihr Kurs, Trump einzufangen gegenüber einem egozentrischen US-Präsidenten keine Früchte tragen kann." [….]
(Anton Hofreiter, Fraktionsvorsitzender, 10.06.18)

So kann es einfach nicht weitergehen, Frau Merkel.
Trump ist derart gefährlich, daß es nun in voller Konfrontation gegen Amerika gehen muss.

Selbst das Transatlantiker-Blatt „DIE WELT, welches die Amerikafreundlichkeit per Statut, das jeder Journalist unterschreiben muss, zu seinem journalistischen Auftrag erklärt, ist fassungslos.

[…..] "Trump verbindet ein schockierendes Maß an Ignoranz mit einem genauso schockierenden Maß an Feindseligkeit gegenüber Amerikas Alliierten und der westlichen Werteordnung. Egal ob Brexit, die Populisten in Osteuropa und Italien oder der Totalausfall an der Spitze der westlichen Führungsnation: Man bekommt derzeit das Gefühl, der Westen habe den roten Selbstzerstörungsknopf gedrückt. Wir brauchen die Chinesen und Russen gar nicht mehr, um unseren Niedergang zu betreiben, das bekommen wir viel besser selbst hin." [….]
(DIE WELT, 10.06.18)

Also bitte aufwachen, Frau Merkel!

[….] Ein Tweet reichte Donald Trump, um vieles von dem zu zerstören, was seine Vorgänger und andere Regierungschefs in den vergangenen Jahrzehnten aufgebaut hatten. […..] Mit seinem Wutausbruch per Twitter verursachte Trump nicht nur einen beispiellosen diplomatischen Eklat in den Beziehungen mit den westlichen Bündnispartnern der USA - er machte auch noch einmal mehr als deutlich, dass er gewillt ist, eine Ära der internationalen Handelsbeziehungen zu beenden.
[…..] Meint Trump es also wirklich ernst, wenn er schreibt, die anderen Volkswirtschaften bräuchten die USA mehr als umgekehrt? Und wenn er droht, den Handel mit anderen Staaten einfach ganz einzustellen, falls diese nicht spuren?    Eigentlich ist diese Drohung so absurd, dass man sie für leer halten muss. Doch bei Donald Trump scheint derzeit nichts ausgeschlossen. [….]

Frau Merkel muss endlich ihre comfort zone verlassen und Widerstand leisten.

[….]   Das G7-Debakel zeigt: Das eigentliche Problem an Donald Trumps Politik ist Donald Trump. Sein Handeln folgt keiner Ordnung, keiner Vernunft, sondern allein dem Willen, der Beste, Wichtigste und Größte sein zu wollen. Der Zusammenbruch des Westens, die Zerstörung jahrzehntealter Freundschaften sind nur das Nebenprodukt dieses beispiellosen Egotrips.
Beim G7-Gipfel behandelt Trump die ältesten Freunde Amerikas wie Feinde. Gleichzeitig hofiert er Wladimir Putin und nennt Diktatoren wie den Nordkoreaner Kim Jong Un "ehrenwert". In diesen Männern erkennt er sich wieder. Er tut, was er will. Absprachen mit Partnern, Regeln der internationalen Ordnung, das zählt für ihn alles nicht.
Trump will bestimmen, er duldet keinen Widerspruch. Er muss immer das erste und das letzte Wort haben. Deshalb war es klar, dass er dem Gipfel seine Agenda aufdrückt (Handelsstreit, Russland). Und deshalb war es auch logisch, dass er ihn nachträglich per Tweet aus dem Flugzeug platzen lässt - mit der Weigerung, die Gipfelerklärung zu unterschreiben. Es ist immer nur: Ich, ich, ich. […..]
Amerikas Wähler haben es in der Hand, Trump in die Schranken zu weisen. Sie können ihn und seine Partei, die Republikaner, bei den anstehenden Midterm-Wahlen für die Chaos-Politik abstrafen. Sie könnten ihn 2020 abwählen.
Europa kann dabei mittun: Indem es Widerstand leistet, indem es den Egomanen isoliert, indem es ihm aus dem Weg geht und den Bruch immer wieder sehr laut deutlich macht.
In diesem Ringen muss Europa auch lernen, Trump zu übertönen. Es muss nicht nur die eigenen Bürger, sondern auch die Amerikaner erreichen. Denn zwischen Basketball-Finale und Nordkorea-Gipfel haben etliche Menschen in den USA noch gar nicht wirklich mitbekommen, wie ernsthaft Trump gerade das westliche Bündnis beschädigt. [….]

Kaum zu glauben, aber wahr: Inzwischen hat Trump seine sogenannte Regierung mit Claqueuren besetzt, die ihr selbst dann bejubeln, wenn er wie ein Elefant auf Speed mit Diarrhoe Amerikas engste Verbündete zuscheißt.

[…..] Donald Trumps wichtigster Wirtschaftsberater Larry Kudlow macht Kanada dafür verantwortlich, dass der US-Präsident seine Zustimmung der Abschlusserklärung des G7-Gipfel zurückgezogen hat. "Er hat uns das Messer in den Rücken gestoßen", sagte Kudlow im Fernsehsender CNN über den kanadischen Premierminister Justin Trudeau.
Der US-Präsident habe keine andere Wahl gehabt, nachdem Trudeau in einer Pressekonferenz nach Trumps Abreise erklärt hatte, die Kanadier ließen sich nicht herumschubsen. […..] Die Vereinigten Staaten hätten das Abschlusspapier in guter Absicht unterzeichnet, doch dann habe Trudeau mit seinen Äußerungen alles zunichte gemacht. "So verhält man sich nicht, ok? Das ist ein Verrat", sagte Kudlow. […..] Ähnlich äußerte sich Peter Navarro, Leiter von Trumps Nationalem Handelsrat und Berater im Weißen Haus. "Es gibt einen speziellen Platz in der Hölle für jeden ausländischen Staatsmann, der arglistige Diplomatie mit Donald Trump betreibt und versucht, ihm auf dem Weg zur Tür in den Rücken zu stoßen", sagte Navarro dem TV-Sender Fox News. "Das hat der arglistige Justin Trudeau mit dieser Pressekonferenz getan." […..]

Andere sind mutiger, während die Kanzlerin mit ihrer Passivität Europa schweren Schaden zufügt.

[….] EU-Ratspräsident Donald Tusk reagierte mit hintersinnigem Humor auf den Eklat. Auf Twitter dankte er Kanada für die Ausrichtung des G7-Gipfels und schrieb: "Es gibt einen besonderen Platz im Himmel für Justin Trudeau". [….]

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen