Freitag, 1. Juni 2018

Impudenz des Monats Mai 2018

Und schon wieder einmal zeigt der Kalender eine „1“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Monats zu küren.

Bill Maher hat natürlich Recht; die amerikanischen Linken machen sich mit ihrer übertriebenen politischen Korrektheit in der Ausdrucksweise vollkommen lächerlich.
Das hat junge Leute von der Urne abgeschreckt und deswegen empfanden es viele erfrischend, wenn Trump verkündete Rosie O’Donnell wäre ein „fat pig“ und Mexikaner „rapists“.

Der Gipfel der Idiotie ist die neueste PC-Variante, nämlich im Zuge der (richtigen und notwendigen) #MeToo-Debatte 30 Jahre alte Sitcoms a posteriori dafür zu verdammen, daß Frauen „Schätzchen“ genannt wurden.

 (…..) Bill Maher machte sich in seiner letzten Sendung über die Hyperpolitischcorrecten lustig, die mit der Moral von 2018 amerikanische Comedy- und Drama-Serien aus den 1980ern und 1990ern angucken, um sich herzlich zu empören.
Schlimm, schlimm, bei DALLAS wurde ständig vor der Kamera geraucht, sogar Alkohol getrunken und bei der FRIENDS wurde eine Angestellte „Darling“ genannt.


Natürlich entwickelt sich “die Moral” weiter.
Ich bin mir genauso sicher wie Bill Maher, daß wir jetzt, im zufälligen Jahr 1 der #metoo-Debatte keineswegs am Ende der moralischen Fahnenstange angekommen sind.
Sollte ich das Greisenalter erreichen, werde ich mir garantiert eine Menge „Wie konntet ihr zulassen..“-Fragen anhören. (…..)

Sieht man sich diese ahistorische Ultramoral an, bekommt man Lust gänzlich ungefiltert mit Vorurteilen um sich zu werfen, nur um zu protestieren.

Bevor ich aber Trump danke, die political correctness geschliffen zu haben, sollte man einmal kurz innehalten und sich vergegenwärtigen, daß PC nicht etwa grundsätzlich schlecht ist, sondern durchaus sinnvoll unsere Kultur verbessert.

Völlig ohne PC beleidigt man andere Menschen und vergiftet das gesellschaftliche Klima erst recht.

Daher küre ich die Trumpsprache zur Impudenz des Monats Mai 2018.

Trump war nicht der erste, aber der Effektivste beim Einreißen aller verbalen Anständigkeit.
Seine weniger wichtigen, aber genauso widerlichen Epigonen in Europa machen es nach.
Ungenierter Rassismus bricht sich immer mehr Bahn, weil die Hemmungen fallen, wenn man es immer öfter hört.
Es gibt gedankenlose NS-Vergleiche, Reanimierung von Begriffen aus der Nazi-Mottenkiste: „Völkisch“ oder „Neger“ wird wieder als akzeptable Ausdrucksweise angesehen.
Die gesamte AfD-Führungsmannschaft tut inzwischen das noch vor wenigen Jahren Undenkbare – sie bringt puren Rassismus in die politische Debatte ein.
Gauland findet, Boateng sollte nicht für Deutschland Fußball spielen, weil er „Neger“ ist, Höcke orakelt über die affenartige Massenfortpflanzung der nicht arischen Flüchtlinge und gerade eben bei der AfD-Zentraldemo in Berlin, ätzte die Enkelin von Hitlers langjährigsten Minister, aus der Türkei stammende Deutsche gehörten nicht in die Nationalmannschaft.

Die Sprache allein ist schon verletzend, aber das ist nicht das Hauptproblem.
Diese Sprüche reißen Dämme ein,  laden die vielen Unentschiedenen ein auch so zu reden und auch so zu denken.
Gedanken ziehen Taten nach sich; die Zahl der rechtsradikalen Gewaltverbrechen steigt ununterbrochen. Es werden massenhaft Übergriffe auf Flüchtlingeheime gezählt.
Der gleiche Effekt in Amerika.
Die Anzahl der Hatecrimes  stieg mit Trumps Wahlsieg sprunghaft an.
Nun trauen sich die ganzen fürchterlichen Menschen wieder.
Gewalt gegen ganz normale Latinos, Schwule oder Behinderte entlädt sich spontan auf der Straße.
Hunderte Youtube-Videos belegen, wie völlig normale Amerikaner im Alltag diffamiert und angegriffen werden, weil sie spanisch sprechen oder einfach kein „kaukasischer Typ“ sind.

Also, bitte niemals die Politische Korrektheit übertrieben, um sie nicht ins Lächerliche zu ziehen.
Aber gleichzeitig darauf achten die PC zu bewahren. Sie ist der einzige Weg um den gesellschaftlichen Frieden zu schaffen.

Es ist eben richtig auch eine Roseanne Barr aus dem Programm zu werfen, wenn sie derartig klar und regelmäßig rassistisch und antisemitisch auf Twitter rumhetzt.
Sie kann das möglicherweise privat tun, aber kein privater TV-Sender ist verpflichtet so eine Frau mit vielen Millionen Dollars zu bezahlen.
Barr ist ein gutes Beispiel dafür wie die widerliche Trumpsprache das Land und die Kultur verändert, indem sie solche Furien enabled. Früher ahnte man gar nicht, wie Roseanne privat tickt, hielt sie aber aufgrund der Show für liberal und multikulti.
Nun aber traut sie sich ihre Hass ungeniert rauszuspucken.

Trump sei Dank.

Der Mann ist ein abscheulicher Rassist und um das nicht zu vergessen und sich nicht an den Zustand zu gewöhnen, muss man das immer wieder laut und deutlicher erklären und verdammen.

Dafür danke ich beispielsweise Don Lemon, der das seit zwei Jahren tut.


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