Dienstag, 30. April 2013

geistige Giganten des Konservatismus Teil II

Geistig zurückgebliebene Radikalinskis wie Palin und Bachmann, sowie bösartige ultrarechte Demagogen und Lügner wie Rubio und Ryan sind für die Wähler aus der Mitte einfach zu extrem.

Andererseits vertreiben die wenigen verbliebenen Republikaner, die noch halbwegs zurechnungsfähig sind – wie zum Beispiel der neue Verteidigungsminister Chuck Hagel oder der einstige Hoffnungsträger Chris Christie - die fanatisierten Teebeutler von den Urnen.

Schwer vorstellbar, daß sich demnächst eine republikanische Führungsfigur finden läßt, die wie einst Ronald Reagan das ganze GOP-Spektrum abdeckt.
Das Spektrum ist nämlich breiter und bunter geworden.

Langfristig wird eine zerfasernde GOP die Mehrheitsfähigkeit verlieren und den Demokraten wieder Mehrheiten in beiden Kongresskammern ermöglichen.
Sie könnten sich dann auch wieder ein bißchen nach links orientieren – so wie es sich die Basis wünscht.

Dann könnte es wieder voran gehen in Amerika.
Insofern bin ich froh über jeden rechtsextrem-religiösen Spinner im GOP-Lager, der sich und seine Partei mehr ins Aus schießt.

Der zweite geistige Gigant des Konservatismus (GGK), den ich in dieser neuen Reihe vorstellen möchte bringt alles mit, das man sich von einem amerikanischen Fundi wünscht:
GOPer, Texaner, High School in Waco, streng gläubig, Teebeutler.
Er heißt Joe Barton, ist 63 Jahre alt und sitzt im US-Kongress.
Joe Linus Barton (born September 15, 1949) is a Republican politician, representing Texas's 6th congressional district in the U.S. House of Representatives since 1985, and a member of the Tea Party Caucus.

Der GGK-II ist nach der Papierform ein gebildeter Mann. Er hält einen „Master of Science“.
“He attended Texas A&M University in College Station on a Gifford-Hill Opportunity Award scholarship and received a B.S. in industrial engineering in 1972. An M.Sc. in industrial administration from Purdue University followed in 1973.”
(Wikipedia)

Als Parade-GOPer ist Barton klar auf der Seite der Großkonzerne verortet.
Umwelt, arme Leute, soziale Anliegen sind seine Sache nicht.
Selbst innerhalb der Republikaner gilt der 12 mal in Folge wiedergewählte Barton als Hardliner.
International bekannt wurde er im Jahr 2010, als die Welt von der BP-Ölkatastrophe im Golf von Mexiko geschockt war. Nach der Explosion der Ölbohrplattform Deepwater Horizon am 20. April 2010 waren rund 800 Millionen Liter Rohöl in den Golf gelangt.
Die Obama-Administration hatte daraufhin die BP, also einen der reichsten Konzerne der Erde, mit einer Entschädigungszahlung in Milliardenhöhe belegt.
Im Juni 2010 wurde BP-Chef Tony Hayward, der nach der Megakatastrophe erst einmal einen Segeltörn auf seiner Privatyacht antrat, zu einer Anhörung vor dem Kongress geladen.
 Barton buckelte sofort und entschuldigte sich bei Hayward dafür, daß die US-Regierung den Konzern zu einer 4,5 Milliarden Dollar-Entschädigung verpflichtet hatte.
Aber Barton mag nun mal Energiekonzerne. 
Hilfreich mögen da auch die 292.500 US-Dollar von BP-Partner Anadarko Petroleum gewesen sein, die Barton zwischen 1989 und 2010 als Wahlkampfspende erhielt.
Daß sie der Umwelt schaden könnten glaubt er genauso wenig, wie die Tatsache, daß der Klimawandel von Menschen verursacht ist.
Für Barton ist der die Erderwärmung einzig und allein ein Resultat der Strafe Gottes.
Das Klima dreht durch, weil Gott zornig ist. Das zumindest meint Joe Barton, amerikanischer Kongressabgeordneter und Freund der Ölindustrie. […]
In dieser Woche nun trug er bei einer Anhörung des Energie-Ausschusses seinen Kollegen ein völlig neues Argument vor, warum unbedingt die neue, 3.400 Kilometer lange Keystone-Pipeline quer durch die USA gebaut werden müsse, um Öl aus kanadischen Teersanden in Texas raffinieren zu können, für das zuvor ganze Landstriche umgepflügt wurden. Um es kurz zu machen: wegen der Sintflut.
„Wenn man an die Bibel glaubt, muss man sagen, dass die Sintflut ein Beispiel für einen Klimawandel ist, der sicherlich nicht deshalb stattfand, weil die Menschheit zu viel fossile Energieträger verbraucht hat“, trug er vor. Bartons Beweiskette zufolge gibt es einen Haufen natürliche Ursachen für ein wärmeres Klima, etwa den Zorn Gottes. Wenn der Mensch also nichts dafür kann, dann kann man auch die neue Pipeline bauen.

Der GGK-II kann aufgrund seiner fundierten Ausbildung mit vielen wissenschaftlich brillanten Erkenntnissen aufwarten. Da ist es wenig verwunderlich, daß ihm die Texaner so sehr vertrauen, daß sie ihn seit 26 Jahren immer wieder wählen!
When talking about climate change on C-Span in March 2007, Barton attempts to discount climate-change studies by explaining that temperature is determined by cloud shape. But his discussion of the various shapes — "tall clouds or skinny clouds, short clouds, fat clouds, high clouds, low clouds" — comes off as more Sesame Street than science.
As a freshman representative in the mid-1980s, Barton took a hard Texan line against spies. In the wake of Navy officer John A. Walker, Jr. being accused of leading a spy network, he said all spies should be given the death penalty as "retribution" to fellow citizens. "Where I come from what we'd do about it would be take 'em out and string 'em up," he told reporters, to some laughter. "We wouldn't go through the legalities that we have to because of our due process."

Am meisten hast Barton aber Windmühlen!
Gott benutzt nämlich den Wind, um die Temperatur auf der Erde zu regulieren.
Wenn der Menschen mit diesen üblen „windmills“ aber den Wind, den GOTT zum Kühlen einsetzt, einfach aberntet, ist es die logische Konsequenz, daß sich der Planet aufheizt! Schließlich sei Gottes Wind eine endliche Ressource, die man nicht einfach wegnehmen dürfe.
"Wind is God's way of balancing heat. Wind is the way you shift heat from areas where it's hotter to areas where it's cooler. That's what wind is. Wouldn't it be ironic if in the interest of global warming we mandated massive switches to energy, which is a finite resource, which slows the winds down, which causes the temperature to go up? Now, I'm not saying that's going to happen, Mr. Chairman, but that is definitely something on the massive scale. I mean, it does make some sense. You stop something, you can't transfer that heat, and the heat goes up. It's just something to think about." 

Der von den Texanern stoisch immer wiedergewählte GGK-II hat allerdings nicht nur fans in Amerika. Auf Facebook finden sich auch andere Ansichten.
R.K.: Every time a Southern Republican speaks I am embarrassed for his state.

C.W.: Rep Joe Barton is drunk-Orangutan stupid. In a weird way he kind of proves evolution by being a throwback of some type.

V.H.: Oh my God and this is the kind of assholes we have in our government. This is very scary we have these stupid people voted in office. Wake up people. What the hell are you thinking to vote him in office? They say the poor and uneducated vote democrat. I don't understand where they came up with that. Just look at the Republicans that were voted into office. Plus the southern republicans are the uneducated

B.M.: He also wants a manned mission to the sun...but only at night when it's much safer.

S.O.: Oh God this is always what happens when the Republicans try to think

Montag, 29. April 2013

Piepsis und ihre Killer.

Das ist das Gute am Kindsein – das Hirn ist noch so aufnahmefähig.
In der fünften Klasse mußte ich in meiner neuen Schule vor 36 anderen Kindern ein Gedicht aufsagen. Aufstehen und vor Fremden laut etwas deklamieren fand ich damals schon genauso beschissen wie heute.
Mit Grausen erinnere ich mich an meinen ersten Tag in der Uni, als uns die Tutoren zu „gruppendynamischen Spielen“ zwangen und ich ähnlich unglücklich vor einer Gruppe stand und irgendwas über mich erzählen sollte.
Allerdings war ich da schon 18 und habe vergessen, was ich damals sagte. Das Gedicht von einem Jahrzehnt davor kann ich heute noch aufsagen.

Grau mit viel Braun und wenig weißen Federn,
Das Männchen auf der Brust mit schwarzem Fleck,
Sie leben unter Palmen, Fichten, Zedern
Und auch in jedem Straßendreck.
In Ingolstadt und in der City Boston,
Am Hoek van Holland und am Goldnen Horn
Ist überall der Spatz auf seinem Posten
Und fürchtet nicht des Schöpfers Zorn.
Inmitten schwarzer Dschungeln von Fabriken
Und todgeladner Drähte Kreuz und Quer
Sieht man die Spatzen flattern, nisten, brüten, mausern, picken,
Als ob die Welt ein Schutzpark wär!
Es stört sie nicht der Lärm der Transmissionen
Und keineswegs das Tempo unserer Zeit -
Sie leben (schnell und langsam) seit Äonen,
Wo sie der Himmel hingeschneit.
Als Jesus über Gräser, Zweige, Blumen
Einritt, und alle Hosianna schrien,
Da pickt‘ ein Spatz gemächlich gelbe Krumen
Aus dem noch warmen Mist der weißen Eselin.
Herr, gib uns Kraft und Mut wie Deinen Spatzen,
Mach unser Leben ihrem Rinnstein gleich.
Dann mag wer will von edleren Tauben schwatzen,
Denn unser ist Dein gutes Erdenreich.
Carl Zuckmayer, 1926



Die christliche Durchwirkung ist mir damals gar nicht bewußt geworden.
Jesus, Hosianna und des Schöpfers Zorn hatten für mich noch keinerlei Konnotationskanon zur Folge.
Ich weiß auch nicht mehr, ob ich als Kind eine besondere Meinung zu Spatzen hatte. 
Es gab eine Menge von denen in unserem Garten und an dem Zuckmayer-Text gefiel mir, daß die Piepsis so cool waren und sich von nichts stören und aufhalten ließen.
Die haben ihr Leben gelebt, komme was da wolle, egal was der Menschen um sie herum anstellt.


Carl Zuckmayer hat sich vermutlich auch nicht vorgestellt, daß Sperlinge 90 Jahre später zu einer Seltenheit in Deutschland werden würden.
Sie gehören leider zu den kleinen Vögeln, die gar nicht so anpassungsfähig sind, wie man denkt. Amseln, Meisen oder Tauben integrieren sich bekanntlich hervorragend in die Stadt. 
Sie stellen ihre Ernährungsgewohnheiten um, singen lauter, als ihre Artgenossen auf dem Land, um den Verkehr zu übertönen und nehmen auch menschliche Bauten begeistert als Nistplätze an.
Kaum ein Städter mit Balkon, der nicht im Winter Vogelfutter streut und im Frühjahr Vogelhäuschen aufstellt.
 Die fetten Jahre sind vorbei
Heutzutage sind Spatzen nirgends mehr so zahlreich, dass ihr Appetit ins Gewicht fallen könnte. Die moderne Landwirtschaft hat ihnen das Leben schwergemacht. Vor allem deshalb, weil die Felder nur noch kurzzeitig Futter im Überfluss bieten. Mit großen Mähdreschern lässt sich reifes Getreide schnell ernten, und die Ernte wird dann außer Reichweite gelagert. Rar geworden sind vielerorts auch Insekten und andere kleine Krabbeltiere, mit denen die Spatzen ihren Nachwuchs füttern. Die fetten Jahre sind also eindeutig vorbei.

Zuckmayers Vision von den allgegenwärtigen Spatzen ist längst vorbei, er der Haussperling ist in die Vorwarnliste bedrohter Arten aufgenommen worden. 
In den letzten zehn Jahren ist der deutsche Spatzenbestand von rund fünf Millionen Paaren um 25% zurückgegangen.
Ältere Leute erinnern sich oft an große Spatzenschwärme, die man auf Feldern sehen konnte. Jugendliche von heute kennen das Bild nicht mehr.
Hauptgründe für die schleichende Ausrottung der kleinen grauen Finkenvögel sind erstens die Versiegelung der Flächen und zweitens Predation.

Zum ersten Punkt:
Spatzen finden keine Sandkuhlen, keine Büsche, keine Nistmöglichkeiten mehr, weil in den Städten als betoniert und asphaltiert wird. Sie sind aber auf Staubbäder zur Gefiederpflege angewiesen (daher der Begriff „Drecksspatz“) und gelten als empfindlich gegenüber Brutstörungen. Sie geben ihr Nest lieber auf, wenn man ihnen zu nahe kommt. Ohne Wiesen oder Stadtbrachen mit Wildstauden verhungern sie.

Der zweite Punkt ist quantitativ noch bedeutender: Neben den natürlichen Feinden wie Falken, Bussarden und Eulen fallen sie Katzen zum Opfer.
Allein zwei Millionen Katzen streunen in Deutschland wild umher und noch mehr Hauskatzen haben freien Auslauf.
Was diese vom Menschen in die Natur eingebrachten Killer der heimischen Fauna antun, wollen Katzenliebhaber natürlich nicht wahrhaben.

Katzen töten jedes Jahr rund 50 Millionen Singvögel in Deutschland!
 FÜNFZIG MILLIONEN!

Ein probates Mittel wäre ein drastische Katzensteuer, aber das gehört zu der Liste der vernünftigen Dinge wie Tempolimit oder Extragebühren für den Polizeiaufwand bei Fußballspielen – kein Politiker würde sich trauen sich dem unweigerlichen Shitstorm auszusetzen, den so eine Forderung mit sich brächte.

Da ich aber nicht gewählt werden muß, spreche ich mich für eine saftige Katzensteuer von 100 Euro im Monat aus. 

Das sollte uns die Erhaltung der Vogelwelt in Deutschland wert sein!
Der langjährige Leiter der Vogelwarte am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell (Kreis Konstanz) [fordert] eine "ökologische Ausgleichssteuer" für Katzenhalter. Er hat damit eine kontroverse Debatte unter Natur- und Tierschützern angestoßen.
"Die Eingriffe von Katzen in die Tierwelt sind substanziell", sagt der 74-Jährige. Er verweist auf eine US-Studie, wonach eine Katze im Jahr mindestens 40 Vögel erbeute, dazu 200 kleine Säugetiere sowie "große Mengen an Eidechsen, Schlangen, Amphibien und Insekten wie etwa Schmetterlinge". Katzen seien in der Lage, beträchtliche Populationen ohne Weiteres auszurotten. "Für das Aussterben von bisher 33 Vogelarten weltweit sind wesentlich Katzen verantwortlich", sagt Berthold.
Rund acht Millionen der domestizierten Raubtiere leben laut Berthold in Deutschland. "Davon sind zwei Millionen verwilderte Katzen, die sich auch selbst ernähren müssen." Jährlich brächten die samtpfotigen Fleischfresser in Deutschland allein 50 Millionen Vögel zur Strecke.
[…]  Der Diplom-Biologe Holger Kurz, Leiter des Hamburger Büros für biologische Bestandsaufnahme, befürwortet die Einführung einer Katzensteuer, allerdings unter der Bedingung , dass man das Geld zu Vogelschutzzwecken einsetzen würde.
(HHAbla 26.04.13)
Mistviecher.
Katzenhalter und -freunde mögen nun genervt aufstöhnen und sagen, dass ein Großteil der Jung- und Altvögel von anderen Jägern erbeutet wird, was schließlich allgemein bekannt ist. Dem ist jedoch bedauerlicherweise nicht so. Ein großer Teil der Verluste in der heimischen Vogelwelt dürfte auf das Konto streunender, freilaufender sowie verwilderter Hauskatzen gehen, da sie zahlenmäßig die stärkste Gruppe innerhalb der Gemeinschaft der Jäger darstellen.
Warum ist das so? Und warum wollen die meisten Katzenhalter davon nichts wissen? Ganz einfach: Weil ein Großteil der Besitzer einer Hauskatze nicht einmal ahnt, was der vermeintlich sanfte Stubentiger draußen in freier Natur alles anstellt. Erst seit wenigen Jahren wird von der Wissenschaft erforscht, welche Verhaltensweisen Hauskatzen zum Beispiel nachts während eines Freigangs zeigen. Bedauerlicherweise haben sich die Ergebnisse dieser Studien noch nicht ausreichend unter Katzenhaltern herumgesprochen, um alarmierend zu wirken.
 

Sonntag, 28. April 2013

Wenn es einmal ins Rutschen gerät…



Einer der erstaunlichsten Aspekte des sexuellen Kindermissbrauchs der Katholischen Kirche ist die Unverfrorenheit, mit der Topkleriker wie der Salzburger Weihbischof Andreas Laun erklärten man haben ja vor 2010 gar nichts dagegen unternehmen KÖNNEN, weil man es ja gar nicht gewußt hätte. So etwas habe man sich noch nicht einmal vorstellen können. 
Sprachs und kam ohne Rüge davon. 
Daß seit vielen Jahren Politmagazine und zahlreiche Blogger von diesen Fällen berichtet hatten, daß die Kirche dies sehr wohl gewußt haben MUSS, da sie anwaltlich gegen die Opfer ihrer kinderfickenden Priester vorgegangen war, zahlreiche Schweigevereinbarungen getroffen und unzählige Pädophile in ihren Reihen wegen ihrer „Veranlagung“ munter von Pfarrei zu Pfarrei versetzt hatte, störte den Bischof nicht.
Bischöfe sehen sich über der Moral und über dem Recht stehend.
Das sehen rechte Hardliner des Episkopats (Tebarzt van Elst, Müller, Mixa) genauso wie die jovialen Liberaleren.
Der langjährige Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz Karl Kardinal Lehmann tut aber nur so liberal. Er kann auch ganz anders.
Der langjährige Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz Karl Kardinal Lehmann hat es offenbar vorgemacht, indem er gar aus dem Ausland Pädophile in sein Bistum holte und sie im Schnellverfahren zu Prietsern machte.
Im Mai 1992 war im Schweizerischen Polizeianzeiger ein Haftbefehl der Kantonspolizei Freiburg gegen einen kinderbefummelnden Mann ergangen. Zeugen haben von "Griffen an die Genitalien" berichtet. An dem Freiburger Gymnasium, wo er als Deutschlehrer tätig war, hatten betroffene Schüler in großen Lettern "Orat et masturbat" und "Master of masturbation" auf die Fassade geschrieben.
DIESEN Mann, der nach Informationen des SPIEGEL in der Schweiz wegen des Verdachts auf "Unzucht mit Kindern" zur Fahndung ausgeschrieben war, bat Kardinal Lehmann nach Mainz wo er einen 12-Monatigen Schnellkurs im Priesterseminar belegte.
Nach dem was man inzwischen über Vorgänge in Priesterseminaren weiß – St. Pölten läßt grüßen – ist es nicht verwunderlich, wie schnell sich der Kinderficker unter Katholiken wohlfühlte.
Im Oktober 1992 wurde er Diakon und dann 1993 vom Kardinal persönlich zum Priester geweiht.

Im Jahr 2007, also fünf Jahre nach den päpstlichen Leitlinien zum Kindesmissbrauch, die vorsahen pädophil übergriffige Priester zu melden, hatte der Mainzer Kardinal erklärt, wieso er sich nicht daran halten müsse – die Staatsanwaltschaften gefielen dem Herren im roten Kleid nicht.
O-Ton Karl Kardinal Lehmann, Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz:
„Die Staatsanwaltschaften in verschiedenen Städten sind auch recht verschieden. Soweit her mit der Objektivität allein ist es dann auch wieder nicht.“


Daß man sich selbst nicht an Gesetze zu halten braucht und die Staatsanwaltschaften nur ernst nehmen muß, wenn sie einem persönlich sympathisch sind, zeigt sich auch in der Hoeneß-Affäre.
Der steuerkriminelle Bayernchef meint ebenfalls die Objektivität der Staatsanwaltschaften abwägen zu dürfen.
Im September 2011 zündete der Brasilianer Breno, damals 21 Jahre alt und Verteidiger bei den Bayern, nach reichlich Alkoholgenuss sei- ne gemietete Villa in München-Grünwald an und wurde verhaftet. Hoeneß war des- halb wütend auf die Justiz und polterte öffentlich herum: „Was die Münchner Staatsanwaltschaft macht, ist eine absolute Katastrophe! Einen Haftbefehl zu erlassen gegen einen jungen Mann, der am Boden ist, der völlig fertig ist! Mit der albernen Begründung einer Verdunklungsgefahr – der kann gar kein Deutsch!“
(SPIEGEL Heft 18, 2013)

Die Ähnlichkeit des Verhaltens des Kirchenfürsten und des Fußballpräsidenten kommt nicht von ungefähr. 
Beide sitzen mächtigen Organisationen vor, die es gewohnt sind, daß Politiker vor ihnen buckeln. Sie sonnen sich im Wohlwollen der Massen und halten es für selbstverständlich adoriert zu werden.
 Journalisten berichten in aller Regel voller Wohlwollen.
Die Journaille neigt generell zu Einheitsmeinungen.
Sie haben in den Jahren 2002-2005 alle Rotgrün runtergeschrieben, sie haben 2009 und 2010 alle von und zu Guttenberg über den grünen Klee gelobt, sie bejubelten 2011 und 2012 alle Joachim Gauck und nun schreiben sie alle Steinbrück runter.
Journalisten sind Herdenwesen, die sich  - bis auf rühmliche Ausnahmen natürlich – am liebsten der vorherrschenden Meinung anschließen.

Politikern und anderen Promis werden Etiketten verpasst und fortan kommt kein Schreiberling mehr ohne das feste Konnotationsmuster aus. 
Viele Personen schleppen ein festes Adjektiv-Korsett mit sicher herum, das brav von der Presse aufgesagt wird, wenn sie über denjenigen berichten.
Man wird so gut wie nie einen Artikel über Claudia Roth lesen, in dem nicht eingeflochten wird, daß sie eine Nervensäge sei. Jürgen Trittin wird immer ein „arrogant“ untergeschoben, Schäuble ist „kompetent“, Steinbrück „beratungsresistent“, Käßmann „moralisches Vorbild“, von der Leyen „ehrgeizig“, etc.
Man kann es schon singen. 
Das ist wie bei schlechten Comedians, deren Witze immer darauf hinauslaufen, daß Günther Strack dick, Inge Meysel alt und Verona Feldbusch dumm ist.

In seltenen Fällen kippen diese festen Beschreibungsmuster allerdings.

Guido Westerwelle wurde jahrelang zwar als eitel wahrgenommen, aber immer bescheinigte man ihm enorme steuer- und wirtschaftspolitische Kompetenz.
Im Jahr 2010 stand er dann auf einmal als Kaiser ohne Kleider da, der außer dem Steuersenkungsversprechen eigentlich nie konkrete Politik gemacht hatte.
Auf einmal hatte er journalistische Scheiße am viel zu großen Schuh und jede seiner Aktivitäten wurde grundsätzlich extrem kritisch behandelt.

Auch das einwandfreie Ansehen der Katholischen Kirche und des „Wir-sind-Papst“-Ratzingers löste sich eines Tages in Wohlgefallen auf. 
Auf einmal begannen Journalisten aller Zeitungen darüber zu schreiben, daß es schon seit Jahrzehnten pädophile Übergriffe auf Kinder gab.
 Auf einmal wollten sie wissen, was eigentlich mit der Kirchensteuer passiere und wieso die Landeshaushalte noch hunderte Millionen nebenher für Kirchenpersonal locker machten.

Erstaunlich, aber wahr: 
Im Jahr 2012 begannen sogar die großen Fernsehsender und publikumsstärksten Zeitungen genauer bei Caritas und Diakonie zu recherchieren – und siehe da: Potzblitz, da steckten gar nicht die Kirchensteuern drin, sondern der Staat finanziert Kindergärten und Pflegeheime in kirchlicher Trägerschaft.
 Bei der Gelegenheit wurde der größeren Öffentlichkeit auch noch bekannt, daß 1,2 Millionen Angestellte der religiösen Sozialkonzerne gar keine vollen Arbeitnehmerrechte genießen, daß Moslems und Juden gar nicht erst eingestellt werden, daß man gefeuert werden kann, wenn man sich scheiden läßt.

Ganz besonders staunen Atheisten über diese „Enthüllungen“. 
Denn das sind unsere Basics.
 Das weiß jeder. 
DESWEGEN engagiert man sich ja gegen die Flut von Kirchenprivilegien, deswegen tut man seit vielen Jahren alles, um dieses Wissen zu verbreiten. 
Es gibt dazu hunderte Bücher, Myriaden Artikel und unzählige Blogs.

Sie haben aber immer nur eine kleine Schicht von ohnehin Kirchenfernen erreicht.
Erst 2010 begannen diese Tatsachen in die breitere Öffentlichkeit zu rutschen.
Zaghaft natürlich. 
Es sind nur wenige Politmagazine, die darüber berichten und in der Masse der TV-Talkshows darf bei Kirchenthemen maximal ein Atheist sitzen.
Man ist lieber unter sich und bauchpinselt Bischöfe und Pfarrer. 
Aber immerhin kommt es überhaupt vor, daß Ingrid Matthäus-Maier oder Carsten Frerk auch öffentlich gehört werden.

Dieses Schicksal könnte nun auch der CSU drohen – und das im doppelten Wahljahr, in dem sie Bundes- und Landtagswahlen zu bestehen hat.
Die sind ebenso, die Bayern. Mir san mir. Die haben nun einmal nicht die Mentalität des ehrlichen Hanseatischen Kaufmanns.
Focus und Süddeutsche hatten den „Fall Hoeneß“ ans Licht gebracht. Zur Selbstanzeige getrieben wurde er offenbar von STERN-Journalisten.
Morgen zieht der verschlafene SPIEGEL mit einer Titelgeschichte nach.
Und siehe da; Es geht doch. 
Auf einmal machen Journalisten ihren Job und fragen nach, recherchieren.
Und siehe da – unter dem CSU-Teppich liegt so viel Dreck, daß man noch viele Zeitungen damit füllen kann.
17 CSU-Landtagsabgeordnete haben ihre Verwandten mit Steuergeldern gepampert, der CSU-Fraktionsvorsitzende Schmid ist seinen Job los.
Der Mann, der selbst gerne Ministerpräsident werden wollte, befindet sich im freien Fall.
Vier Tage nach seinem Rücktritt als CSU-Fraktionsvorsitzender steht Georg Schmid mehr denn je unter Druck, seine Kandidatur für ein Landtagsmandat zurückzuziehen. Inzwischen wurde Schmid wegen des Verdachts auf Sozialversicherungsbetrug angezeigt, seitdem ist der Rückhalt für Schmid unter Parteikollegen auf nahezu Null gesunken.  "Mit dieser Anzeige hat die Sache eine neue Qualität", sagt ein einflussreicher CSU-Mann. "Schmid steht mit dem Rücken zur Wand. Alle erwarten einen freiwilligen Rückzug. Keiner will mit einem zur Wahl antreten, gegen den die Staatsanwaltschaft ermittelt."

Nun will man auch noch gern wissen, welche CSU-Minister mit Herrn Hoeneß seine Strafanzeige diskutiert haben. 
Eine Menge Kungelbrüder der Landesregierung wußten seit Januar 2013 Bescheid.
Aber das Journalistische Auge sucht weiter, dreht sich schon nach Berlin.
CSU-Spezlwirtschaft auch im Bundestag.
Die CSU-Gehaltsaffäre um Mitarbeiter von Abgeordneten erreicht nun auch den Bundestag. Die familienpolitische Sprecherin der Unionsfraktion und stellvertretende Generalsekretärin der CSU, Dorothee Bär, hat ihren jetzigen Ehemann vor der Heirat über Jahre als wissenschaftlichen Mitarbeiter in ihrem Berliner Abgeordnetenbüro beschäftigt. Nicht ganz unbedenklich erscheint dies mit Blick auf die Vorschriften des Bundestags. Paragraf 12 des Abgeordnetengesetzes verbietet es den Parlamentariern, Arbeitskosten für Verwandte, Ehe- oder Lebenspartner abzurechnen. Dasselbe gilt auch für Verlobte.

Seehofer is pissed.
Die 35-Jährige aus Ebelsbach in Unterfranken vermied es am Sonntag zu sagen, wie lange sie mit ihrem Mann vor der Hochzeit schon liiert war. Aber sie erklärte auf ihrer Internetseite, dass sie alles für rechtens hält. Ihre Argumentation: Das Gesetz schließe es nur für Eheleute und gleichgeschlechtliche Lebenspartner aus, nicht für Lebensgefährten. Damit, so Bär weiter, sei alles korrekt gewesen. Ob sie außerdem die Lebensgefährtin ihres Vaters mit Arbeit und Geld bedacht hat, ließ sie mit Verweis auf die Privatsphäre ihrer Eltern allerdings offen.
Sicher ist nur, dass ihr Parteichef Horst Seehofer bei der Vorstandsklausur in Andechs unmissverständlich erklärt hat, dass er Vergehen an der Stelle auf keinen Fall tolerieren werde. "Er hat Klartext gesprochen", hieß es. "Diese Dinge sind nicht mehr vermittelbar", begründete Seehofer seine scharfen Worte. Er verlange von jedem ein "Höchstmaß an Transparenz". Dem Vernehmen nach hat er sich besonders geärgert, dass fast täglich neue Details ans Licht kämen, weil die Abgeordneten auch ihm gegenüber nicht ehrlich gewesen waren.
(Mike Szymanski und Stefan Braun, SZ, 28.04.13)

Nun grabt mal schön weiter, Ihr Journalisten.

Samstag, 27. April 2013

Deswegen SPD – Teil VI

  Zu Beginn dieser lockeren Reihe versuchte ich die Ausgangslage zu schildern. Das publizistische Jaucheloch, in dem die Sozis stecken. 

 
Wer für ein der konservativen Parteien einmal Regierungschef geworden ist, muß in der Regel eines Tages entsorgt werden. Unionisten und „Liberale“ sind selten an der Macht, ohne sich korrumpieren zu lassen. Sie mauscheln gern, stopfen sich die Taschen voll.
Law and Order gilt immer nur für die anderen.


 Ein bißchen Betrug, Untreue und Falschaussage schwang immer mit.

Nachdem der CSU-Generalsekretär Otto Wiesheu volltrunken eine Frau totgefahren hatte und Fahrerflucht beging, stieg er unter Edi Stoiber (dessen Kinder BEIDE ihre ergaunerten Dr.-Titel  zurückgeben mußten) ausgerechnet zum VERKEHRSMINISTER und später sogar zum Superminister für Wirtschaft und Verkehr auf.

Vorbestrafte wie Otto Graf Lambsdorff gelten in der FDP als ideale Ehrenvorsitzende und so mancher CDU-Regierungschef hat sich nach dem Ausscheiden aus dem Amt schon vorm Richter wiedergefunden – das betrifft beispielsweise die Ministerpräsidenten Münch, Althaus, Mappus und Wulff, aber natürlich auch Helmut Kohl.

Ist ein CDU’ler erst mal aus dem Amt sollte er möglichst für längere Zeit im Abklingbecken verschwinden.
Man schickt sie als Entbürokratisierungsbeauftragten oder Energiekommissar zur EU und möchte nichts mehr mit ihnen zu tun haben.

Uwe Barschel, CDU-Ministerpräsident von Schleswig-Holstein oder der ehemalige FDP-Vizekanzler der Bundesrepublik Jürgen Möllemann waren diesbezüglich Vorbilder.

Bei Sozis und Grünen, die in vergleichbar hoher Position waren, ist es anders. 

Struck, Müntefering, Fischer, Voscherau, Hans Koschnick, Hans-Ulrich Klose, Stolpe, Regine Hildebrandt, Johannes Rau, Egon Bahr, Eppler, Hans-Jochen Vogel, Ehmke, Wischnewski, Helmut Schmidt, Bölling, Brandt, Schiller oder Schorsch  Leber – all das sind klangvolle Namen, an die man sich gern erinnert, die auf jedem Parteitag willkommen sind und deren Rat geschätzt wird.

Von SPD-Regierungsmitgliedern und Regierungschefs hat man gewissermaßen lange was
Auch Jahre und Jahrzehnte nach ihrem Amtsabschied  können sie bedeutende Impulse geben.

Was für ein frappierender Gegensatz zu den peinlichen ehemaligen CDU-Größen Kanther, Merz, Guttenberg Stoiber, Koch, Claudia Nolte, Diepgen oder Franz Josef Jung, von denen man nie wieder etwas hören will. 
Bei denen man sich heftig mitschämen muß, wenn sie wie zuletzt Guttenberg im a.D.-Status kriegslüstern und ungefragt Ratschläge erteilen.

Zur schwelenden „Euro-Krise“ melden sich zwei ehemalige bedeutende Minister, beide 86 Jahre alt, zu Wort: Erhard Eppler und Hans-Jochen Vogel.
Die Bundesrepublik steht in der Kritik. Bei den Griechen, den Italienern, den Belgiern, ja sogar den Franzosen. Wenn uns die Europäische Union nicht um die Ohren fliegen soll, muss Deutschland ein Zeichen setzen. Sechs Milliarden Euro für arbeitslose Jugendliche wären ein Anfang.

[….] Das vereinigte Deutschland, von Verbündeten und Freunden umgeben, fühlte sich wohl und sicher in der Mitte der Europäischen Union, und es hatte dort, nicht ohne das Zutun sensibler Kanzler von Adenauer über Brandt und Schmidt bis zu Kohl und Schröder, seinen angesehenen Platz. Aber jetzt sind im Ausland Töne zu hören, die an längst Vergangenes, Überwundenes erinnern. […]

Was uns noch mehr beunruhigen muss: nicht nur die Arbeitslosen in Griechenland, Italien, Spanien und Portugal vermuten hinter dem Diktat der Troika die deutsche Kanzlerin. Inzwischen kommt die Kritik an der deutschen Europapolitik auch aus Belgien, Luxemburg und - aus Paris. Wenn aber das deutsch-französische Verhältnis in Gefahr ist, wird es ernst.

Es gibt Anzeichen, dass manche Deutsche wieder so reagieren, wie dies in der Weimarer Republik üblich war. Dass wir in die Spirale eines wehleidigen Selbstmitleids und einer gerade dadurch gesteigerten Kritik von außen geraten. Lasst uns versuchen zu begreifen, warum andere so reagieren, wie sie reagieren.

[…] Der griechische und der italienische Arbeitslose haben auch erfahren, wie die Zinsen für Staatsanleihen sich in der EU "gespreizt", also auseinanderentwickelt haben. Sie wissen nicht nur, dass, wenn die Finanzmärkte mehr als sechs Prozent Zins verlangen, der Schuldendienst auf Dauer nicht zu berappen ist. Sie wissen auch, wie viele Milliarden der deutsche Finanzminister in den vergangenen Jahren dadurch gespart hat, dass er hochverzinste Schuldscheine zurückbezahlt und durch Papiere ersetzt hat, deren Zinsen sich zwischen einem und null Prozent bewegten. Und beide, der Grieche und der Italiener, werden hier anders werten als Merkel oder Schäuble: Sie werden nicht argumentieren, dies sei eben die "Marktgerechtigkeit", welche die Starken, Soliden belohnt und die Schwachen, weniger Soliden bestraft. Sie werden sich ausrechnen, dass die Schwachen auf diesem Weg immer schwächer, die Starken immer stärker werden.
 (Ehmke, Vogel, SZ; 27. April 2013)


Freitag, 26. April 2013

Im Krankenhaus.....


Das Hamburger UKE, also das Universitätsklinikum Eppendorf ist die größte Klinik weit und breit. Es wurde schon im Jahr 1889 gegründet und beschäftigt heute fast 10.000 Mitarbeiter – darunter gut 2.200 Ärzte. Es gehört „ der Stadt“ und befindet sich in Trägerschaft der Behörde für Wissenschaft und Forschung.
Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) umfasst in 14 Zentren mehr als 80 interdisziplinär zusammenarbeitende  Kliniken, Polikliniken und Institute. Es verfügt über 1.346 Betten sowie 196 Betten im Universitären Herzzentrum Hamburg. Jährlich nimmt der UKE-Konzern rund 80.000 Patienten stationär und rund 263.000 ambulant auf - rund 113.000 Patienten davon über die Notaufnahme. Viele Therapien können in Hamburg und Umgebung nur hier erfolgen - zum Beispiel Transplantationen von Herz, Lunge, Leber, Niere und Knochenmark.
(UKE)

Der Grundstein für das riesige „Neue Klinikum“ mitten auf dem UKE-Gelände wurde 2006 gelegt, erste Mitarbeiter bezogen das Megagebäude im Jahr 2009.


 Drei Jahre fand der Krankenhausbetrieb also auf einer Großbaustelle statt.
Verbunden mit dem Neuen Klinikum ist das „Universitäre Herzzentrum“ (UHZ), welches ebenfalls ein modernes Gebäude ist und im Jahr 2005 mit damals 280 Mitarbeitern den Betrieb aufnahm.



Am Anfang war es recht nett dort, weil das wirklich großzügige Foyer gar nicht so fürchterlich nach Krankenhaus aussah.
Allerdings sind die Kapazitäten schon von Anfang an erschöpft gewesen.
Man traut sich nicht so zu bauen, daß keine volle Auslastung gewährleistet ist.
110%ige Belegung mit ein paar Patienten auf dem Gang gilt in den privat geführten Kliniken als Richtgröße – aber viel weniger sollte es auch nicht im UKE sein.

Die beiden Warteräume – ganz links einer kleiner, feiner mit Lederfauteuils, Architekturzeitschriften und Fernseher für die Privatpatienten. Und möglichst weit davon entfernt auf dem rechten Flügel ein großer Warteraum der Holzklasse mit kleinen Holzstühlen wie man sie aus der Schule kennt – waren schnell zur Verhandlungsmasse geworden.
 Es fehlten Räume, um die anstürmenden Patientenmassen zu bewältigen.
Bald wurde der Wartesaal für die Kassenpatienten geopfert und in drei Behandlungszimmer aufgeteilt. Die Großzügigkeit des Foyers hatte ausgedient. Dort wurde Stuhlreihe um Stuhlreihe aufgestellt – bis man kaum noch mit einem Rollstuhl durchkam.

Möchte man zu einer der vielen ambulanten Sezial-Sprechstunden einen Termin machen, hat man als Kassenpatient mit vier Monaten Wartezeit zu rechnen. Insbesondere die „Gefäßsprechstunden“ und Schrittmacherkontrollen sind chronisch überlastet.
Die Schall-Räume (für Herzecho und EKG) und Sprechzimmer wurden inzwischen allesamt mit einer Gips-Wand geteilt und sind nun kaum noch anderthalb Meter breit.
 Möchte neben dem Arzt und dem Patienten noch eine dritte Person anwesend sein, geht das nur noch, wenn man schlank ist.

Das besondere Problem am UHZ ist, daß die Ärzte und Pfleger wirklich gut sind. 
Es ist weltweit eine Toppadresse. 
Hier werden Behandlungsmethoden entwickelt, die es nur im UKE gibt, so daß Menschen aus der ganzen Welt dort behandelt werden möchten.
Eine kaputte Mitralklappe endoskopisch mit einem Clipping-Verfahren zu reparieren, ohne dem Patienten die Rippen aufzubiegen wurde beispielsweise erst vor kurzem dort entwickelt. Mittlerweile hat man 400 dieser Eingriffe erfolgreich durchgeführt – eine Methode, die noch nicht mal in den USA beherrscht wird.

Mir gefällt das Konzept auf reiche Überseekunden zu setzen. 
Auf dem Gelände gibt es ein luxuriöses Hotel, die UHZ-Website beinhaltet einen „international Office“, der alle Dienste auch in Russisch, Englisch und Arabisch anbietet.
Alle profitieren von den reichen Russen, die für die deutschen Kassenpatienten Forschung und teure Geräte mitfinanzieren.
Es ist nur leider immer voll. 
Einzelzimmer sind so selten, daß sich in letzter Zeit viele Privatpatienten beschweren, weil sie in Doppelzimmer gestapelt werden, obwohl sie für Einzelzimmer versichert sind. 
Das UKE hat aber keinen Platz für mehr Einzelzimmer. 
Um die Privatpatienten zu beruhigen wird nun auch auf den Stationen jeweils eine LOUNGE eingerichtet, die es im EG des Herzzentrums für ambulante Patienten schon ein Jahr gibt.
Also ein Extra-Aufenthaltsraum mit bequemen Sesseln, Zeitschriften, Kaffeeautomat und Flachbildschirm auf dem NTV läuft.
Für diese Lounge fallen dann noch mal ein paar Behandlungszimmer weg – aber die nörgelnden Privatpatienten können dafür in die Lounge spazieren und sich mit anderen Privatpatienten zusammen daran erfreuen, daß sie nicht zum Plebs gehören. 
Das ist doch auch was!
Einen größeren Schwachsinn kann ich mir ja kaum vorstellen.

Man will doch im Einzelzimmer liegen, damit man NICHT immer jemanden neben sich hat, von dem man jede olfaktorische, akustische und visuelle Regung mitbekommt.
Wenn einen der Bettnachbar stört, hilft es doch eher wenig sich mit noch mehr fremden Leuten in der Lounge zusammenzurotten.
 Mal abgesehen davon, daß im Herzzentrum die meisten Patienten am Monitor hängen und ohnehin nicht mobil sind.
Die Verwaltung hat offenbar kompetenten Rat in Schilda eingeholt.

Defibrillatoren und Schrittmacher werden mittlerweile nicht mehr im Herzzentrum und auch nicht im „Neuem UKE-Klinikum“ durchgeführt! 
Die Patienten werden mit dem Krankenwagen ein paar Straßen weiter gefahren, wo sich die Kardiologen moderne OPs nur für Schrittmacher-Implantationen eingerichtet haben.

 Die Kapazitäten des UKE sind längst gesprengt – nachdem 2011 (sic!) das Neue Klinikum eröffnet wurde. 
Das hat Ex-Direktor Prof. Jörg F. Debatin (CDU) wirklich genial geplant. Sein Parteibuch verhalf ihm während der Regierungszeiten Ole von Beusts (2001-2010) zu dem Job.
 Zum Glück hat Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) den debakulierenden Hongo nach dem Regierungswechsel im Sept 2011 gefeuert.
Debatin ist jetzt Chef des CDU-Wirtschaftsrates.
 Also den Halbhirnen, die damals auch dazu geraten haben die LBK, die Hamburger Kliniken, an Asklepios zu verkaufen. 
Wenn Ole von Beust ökonomische Entscheidungen trifft, kann man sicher sein, daß er ins Klo greift.
Die Milliarden, die der Hamburger Steuerzahler aufzubringen hat, weil ihr mehrfach wiedergewählter erster Bürgermeister die Landesbank HSH nicht im Griff hat, sind zwar ein enormes Ärgernis, aber beileibe nicht die einzige Fehlleistung des blonden Lügners mit den treuherzigen blauen Augen.

Im Gegenteil, es ist geradezu das Markenzeichen von Bürgermeister Blöd großspurig daher zu reden und am Ende den Steuerzahler die dicke Rechnung zu präsentieren.
Ein paar Beispiele:
(….)  
Legendär auch das Desaster, das Beust mit dem Verkauf der Hamburger Krankenhäuser (LBK) an Asklepios anrichtete.

29.2.2004: Beim Volksentscheid stimmen 76,8 Prozent der Wähler gegen den LBK-Verkauf.

7.9.2004: Ole denkt sich „scheiß auf die Demokratie - Finanzsenator Peiner hat doch da diesen netten Vetter bei Asklepios“ und so beschließt der Senat den Verkauf des LBK an den privaten Betreiber Asklepios.
Inzwischen besitzt der Konzern 74,9 Prozent.
Asklepios-Eigentümer Bernhard Broerman blies sein Privatvermögen inzwischen auf 1,8 Milliarden Euro = 1800 Millionen Euro = 1 800 000 000 Euro auf.
Offensichtlich lohnt es sich die Kranken und Pflegebedürftigen auszupressen.

In der firmeneigenen Sprache heißt es im Asklepios-Webauftritt unter dem Punkt "Vision":

Mit der Asklepios-Vision beschreiben wir die Entwicklung und Position des Unternehmens im Krankenhausmarkt auf der Grundlage unserer Erfolge und künftigen Ziele: Asklepios ist Marktführer in den relevanten Wettbewerbsfeldern Größe, Rendite und Innovation.

2004 gelang es Asklepios-U-Boot Finanzsenator Peiner (der Mann, der auch als oberster HSH-Nordbank-Aufseher legendär debakulierte) Beust einzureden, daß Broerman so knapp bei Kasse sei, daß Beust ihm die Personalkosten abnahm.
Nicht persönlich natürlich - nein die Steuerzahler sind mal wieder dran. Die Stadt mußte fast 2000 ehemalige Asklepios-Angestellte zurück nehmen, die es aufgrund der ausbeuterischen Personalpolitik und den eklatanten Pflegemängeln in den Asklepioskliniken dort nicht mehr aushielten.

Ole, der uns das alles eingebrockt hat, ist immer noch im Amt.

6b)
Weil Asklepios-Besitzer Bernhard Broerman, an den Beust die Hamburger Kliniken billig verhökerte nun mit einem Privatvermögen von 1,8 Milliarden Euro = 1800 Millionen Euro = 1 800 000 000 Euro ein bißchen knapp ist, schießt ihm der Steuerzahler im Jahr 2009 ein paar Milliönchen für den Unterhalt der Krankenhäuser zu:

Asklepios-Klinik Harburg: 30 Mio Euro
Asklepios-Klinik Altona: 33 Mio Euro
Asklepios-Klinik St. Georg: 16 Mio Euro
Asklepios-Klinik Wandsbek: 8 Mio Euro
Asklepios-Klinik Nord: 36 Mio Euro.

Ole, der uns das alles eingebrockt hat, ist immer noch im Amt.

6c)
Weil Asklepios-Besitzer Bernhard Broerman, an den Beust die Hamburger Kliniken billig verhökerte nun mit einem Privatvermögen von 1,8 Milliarden Euro = 1800 Millionen Euro = 1 800 000 000 Euro ein bißchen knapp ist, kann er keinesfalls gestatten, daß sich bei Asklepios und den Billigtochterfirmen Betriebsräte bilden.
Arbeitnehmerrechte unerwünscht.
Die inzwischen 36.000 Mitarbeiter des Asklepios-Konzerns (Umsatz 2,3 Milliarden Euro) werden systematisch bespitzelt und mit Psychoterror davon abgehalten sich zu organisieren.
(Tammox 08.12.2009)
Im letzten Manager-Magazin von 2012 wird Asklepios-Besitzer Bernd Broermann inzwischen mit einem Privatvermögen von 2,2 Milliarden Euro gelistet.
 Das ist Geld, das von den Versicherten aufgebracht wurde, das jetzt ihm gehört und in den Krankenhäusern fehlt.

Das Nachsehen haben Patienten und Pflegepersonal.
Deswegen sollte man als Hamburger einen großen Bogen um Asklepios und Schön-Klinken machen. 
Das UKE gehört glücklicherweise der Uni (also der Stadt) und wird nicht nur auf Gewinnmaximierung getrimmt.
Im UKE ist der „Schwesternschlüssel“ deutlich günstiger als in den Asklepiosbetrieben.
 Im UHZ ist es durchaus möglich, daß sich Pfleger ein bißchen Zeit zum Klönen mit den Patienten nehmen. Eine Seltenheit.
Das Klinikpersonal ist gnadenlos überlastet, muss immer mehr Patienten in immer kürzerer Zeit versorgen. Die Folge: In Hamburgs Krankenhäusern herrscht der Notstand. Die Gewerkschaften schlagen Alarm. Allein in Hamburg fehlen laut einer Verdi-Studie rund 4200 Stellen.
„Der Zustand ist nicht mehr tragbar. Wir gehen auf dem Zahnfleisch. Das ist körperlich und seelisch total anstrengend“, so ein Klinik-Mitarbeiter. In den 47 Hamburger Krankenhäusern wurden seit 1997 knapp 2900 Stellen abgebaut. Dabei erhöhte sich im gleichen Zeitraum die Fallzahl auf 461 221 Patienten (ein Plus von 120000).
„Die Zahl der Patienten kann durch das Personal kaum noch adäquat gepflegt werden“, so Katharina Ries-Heidtke vom Betriebsrat der Asklepios-Kliniken. Oftmals bekämen die Kranken weder Nahrung noch Medikamente rechtzeitig. Auch bei der Hygiene gibt es Probleme, weil das Personal keine Zeit mehr hat, sich ausreichend häufig die Hände zu desinfizieren. „Es gibt Mängel bei der Hygiene und die Überlastungsanzeigen zeigen deutlich, dass das Personal überlastet ist“, sagt Andreas Horn vom UKE-Betriebsrat.
So kommt es immer häufiger vor, dass Doppelschichten abgeleistet werden müssen und die Besetzung im Nachtdienst auf nur einen Mitarbeiter beschränkt ist. Die ständigen Überstunden belaufen sich allein bei den Asklepios-Kliniken auf mehr als 250000. Eine bundesweite Untersuchung besagt, dass 80 Prozent des Personals in den Kliniken Fehler beim Medikamentenplan, bei Verbandswechseln oder bei Hygienemaßnahmen aufgrund der hohen Belastung nicht ausschließen können.
Mal sehen ob Herr Debatin als CDU-Wirtschaftsberater noch mehr so tolle Ideen hat.

Donnerstag, 25. April 2013

SAME PROCEDURE AS EVERY YEAR


Am 22. September 2013 wird der 18. Bundestag gewählt.
Ein sehr gewichtiges Argument für Frau Merkel ist die Tatsache, daß sie amtiert.
Obrigkeitshörigkeit ist tief in der deutschen Mentalität verankert.
Während in anderen Ländern den Regierungen immer misstraut wird und an Wahltagen enorme Wählerwanderungen stattfinden, wählt der deutsche Michel tendenziell das, was er schon immer gewählt hat, was voraussichtlich gewinnt (man will unbedingt zu den Siegern gehören) und was er kennt.
Regierungspolitiker haben grundsätzlich höhere demoskopische Zustimmungszahlen als Oppositionelle.
Der hiesige Urnenpöbel fällt nicht durch kritisches Hinterfragen auf. 
Immer wenn er etwas nicht versteht, nimmt er an, es werde schon seine guten Gründe haben, wie die Regierung entscheide.
Es soll am liebsten immer so weitergehen.
Keine Experimente!
Auf dem gewaltigen Union-Lido-Campingplatz (CAVALLINO – VENEZIA), der jedes Jahr von Myriaden Deutschen bevölkert wird, schätzen die Italienischen Gastronomen die Berechenbarkeit der Teutonen. Es soll alles so sein wie zu Hause, nirgendwo ist Italien so deutsch!
 Die Pizzabäcker braucht nur Pizza Salami und Pizza Margaritha anzubieten. 
Stellt er mal abwechslungsreichere Beläge auf die Tageskarte, kann er an den Bestellungen die Nationalität seiner Kunden ablesen. Franzosen und Italiener probieren gerne etwas anderes, lieben Abwechslung, zelebrieren das Essen in großer Runde. 
Der Deutsche aber läßt die Finger von dem was er nicht kennt. Er bestellt „das Übliche“, frißt schnell, bezahlt und ist in Rekordtempo wieder verschwunden.
 Ideal für den Umsatz der Union-Lido-Pizzerien-Betreiber, aber ihre Herzen bluten ob des Kulturniedergangs.
Die besten Umsätze erzielt ohnehin der Brot-Importeur. Der Deutsche möchte auch in Italien morgens sein gewohntes Rundstück oder seine Schrippe essen.   
Keine Experimente, bitte.

Obwohl wir bald die Marke von 20 Bundestagswahlen erreicht haben, kam es erst ein einziges mal vor, daß eine Regierung vollständig in die Opposition geschickt wurde. 
Das war 1998, als CDU und CSU und FDP komplett verjagt worden und mit Rot und Grün neue Akteure auf die Regierungsbühne traten.
Alle anderen Regierungswechsel verliefen schleichend durch Koalitionswechsel, weil der Wähler mindestens eine der vorher regierenden Parteien wieder so stark machte, daß ohne sie nicht regiert werden konnte.

Dieser deutsche Drang immer nur auf das Bekannte und angeblich Bewährte zu setzen, ist in Bayern sogar noch ausgeprägter.
Da kann sich die CSU erlauben was sie will und wird doch immer wieder mit absoluter Mehrheit bestätigt.
Daß am 28.09.2008 die CSU auf 43,7% abstürzte (was in allen anderen Bundesländern freilich als großartiges Ergebnis gewertet würde), lag nur daran, daß die Regierungspartei CSU die Kontinuität verweigerte und den eigenen Chef, Stammel-Ede, wegeputscht hatte.
 Dafür hat der Bayer kein Verständnis.
Nach 25 Jahren in der Landesregierung (1982 Staatssekretär und Leiter der bayerischen Staatskanzlei, 1986 zum Staatsminister ernannt. Ab 1988 bayerischer Staatsminister des Innern, 1993-2007 MP), konnte der Wähler keinerlei Verständnis dafür aufbringen, daß Stoiber schon abtreten sollte und zahlte diesen Dolchstoß Beckstein und Huber heim.

Der historische Tiefstand von 2008 soll aber bald wieder vergessen sein. 
Nach allen aktuellen Umfragen kann Crazy-Horst Seehofer mit der absoluten Mehrheit am 15.09.2013 rechnen. Die CSU ist fast dreimal so stark wie die SPD, die bei deutlich unter 20% rumkrebst.
Die offensichtlich Tatsache von einem Psychopathen regiert zu werden, der zu jedem Thema mindestens drei entgegengesetzte Meinungen hat und sich ungeniert im Sadismus gegenüber Parteifreunden und Koalitionspartnern ergeht, ist keinerlei Anlass von der CSU abzuschwören.
In der CSU gibt es zwar keinerlei Regierungslinie, aber auch keine Skandale. Denn ein Skandal ist nur das, was das gemeine Volk als skandalös empfindet.
 Im letzten halben Jahrhundert ununterbrochener CSU-Regierung wurde der Bayerische Urnenpöbel aber systematisch hyposkandalisiert. Ungenierte Klientelpolitik für ihre reichen Spezis nimmt die CSU-Basis nicht übel.
Im Gegenteil, eigentlich bewundert man es mit welcher Chuzpe der Oberbayer die krummsten Dinger durchdrückt. Das Steuergeschenk an milliardenschwere Hoteliers, die geistesgestörte Herdprämie, das massive Eintreten für Strafamnestie der superreichen Kriminellen – all das ist Seehofer pur. 
So kletterte er wieder gen absolute Mehrheit.
Moral zählt nicht in dem Land, in dem einer bewundernd „scho a Sau“ genannt wird.
Der Rücktritt von Georg Schmid ist der vorläufige Höhepunkt: Wenige Monate vor der Wahl kämpft die CSU an vielen Fronten. Zu wenige Steuerprüfer, ein Fraktionschef, der seine Frau mit öffentlichen Geldern üppig bezahlt, zwei Minister, die sich einen Orden zuschanzen wollen. Die Partei fühlt sich so sicher, dass das Gespür dafür, was politisch und moralisch in Ordnung ist, schwindet. […] Hohe moralische Überlegenheit, die in Bayern oft mit Selbstbewusstsein verwechselt wird, und die viele glauben, qua Amt oder Funktion erworben zu haben, verstellt ihnen den Blick auf die Realität. Wie anders kann man erklären, dass die CSU-Fraktion im Landtag versucht, das auch in der Öffentlichkeit so kontrovers und heftig diskutierte Thema der Familienhilfen für Verwandte von Abgeordneten einfach abzuräumen? Diese Selbstgerechtigkeit ist eine Krankheit, die Fraktionschef Schmid jetzt seinen Job gekostet hat.
Im Landtag haben 17 CSU-Abgeordnete seit Jahren zum Beispiel Gattinen und Kinder beschäftigt und mit Steuergeld bezahlt. Das war legal. Wie mit dem Thema umgegangen wurde, war aber sowohl politisch als auch moralisch äußerst fragwürdig.

Daß heute der CSU-Fraktionsvorsitzende Georg Schmid, der neben seinem mageren Grundgehalt von 24.145 Euro im Monat noch seiner Ehefrau 5.500-Euro Nebenjob in seinem eigenen Büro auf Steuerzahlerkosen verschafft hatte, läßt seinen mauschelnden Chef allerdings zur großen Keule greifen.
Mit Blick auf den 15.09 will der Bayerische Ministerpräsident eine reine Weste haben.
Gut möglich, daß es klappt.
Wähler haben eine Aufmerksamkeitsspanne von Stubenfliegen.
Die Edelfedern der SZ schreiben zwar tapfer gegen den CSU-Sumpf an, aber die letzten 50 Jahre hat noch nie jemand auf die SZ gehört.
Mitnehmen, begünstigen, ausnutzen des Amtsprivilegs - die Nepotismus-Praxis in der CSU ist ein Problem jener Partei, die sich für die Staatspartei in Bayern hält. In ganz Deutschland heißt es nun: So geht es im Freistaat zu. Darauf kann man nicht stolz sein. Die Christsozialen haben dem Land in diesem Fall massiv geschadet.
[…] Seit Neuerem denkt man an den bayerischen Landtag, wenn man Nepotismus hört. Um die zwanzig Abgeordnete, darunter 17 von der CSU, haben seit Jahren Gattinnen, Kinder und andere Nepoten in ihren Diensten gehalten und aus Mitteln des Landtags, also des Steuerzahlers, entlohnt. […] Der größte Nepotist war der CSU-Fraktionsvorsitzende Georg Schmid, der seit Donnerstag deswegen auch nicht mehr Fraktionsvorsitzender ist. Er hat seiner Frau monatlich bis zu 5500 Euro plus Mehrwertsteuer bezahlt. […] Man nimmt halt gerne mit, was man sich selbst zuschanzen kann. Weil sie so lange an der Regierung sind, richten etliche in der Landtags-CSU offenbar ihr Bewusstsein für das, was geht, und das, was nicht geht, weniger an der Moral aus als vielmehr an den Landtagskollegen.

Mittwoch, 24. April 2013

Geistige Giganten des Konservatismus Teil I



Nachdem Obama für einige Republikaner überraschend klar die letzte Präsidentenwahl gewonnen hatte – mit deutlich über 50% der Stimmen – brach das Rätselraten los woran es gelegen haben konnte.

Zwei Fraktionen mit diametral entgegengesetzten Erklärungen bildeten sich.
 Die einen behaupteten sie wären viel zu radikal gewesen. In einer Zeit, in der über 50% der Amerikaner für die Homoehe votieren, die Freigabe von Marihuana befürworten und zunehmend kriegsmüde sind, galten die ultrafundamentalistischen GOP-Politiker, die jeden Kompromiss kategorisch ablehnten und ausschließlich die Positionen der Superreichen vertraten als schlicht unwählbar.
Sie sollten sich vorsehen nicht zur „stupid party“ zu werden, die in der immer bunter werdenden US-Gesellschaft zur Minderheit werden muß.
Die WASPs (White Anglo-Saxon Protestant) werden von der einstigen alles bestimmenden Mehrheit kontinuierlich zur Minderheit.
Hat man sich erst einmal dran gewöhnt, daß Schwarze, Asiaten und Hispanos weltbeste Golfer, US-Präsidenten und oberste Richter sind, wird es absurd eine Agenda zu vertreten, die genau das ausschließen will.

Die Gegenposition vertreten extrem konservative Ultras mit eben so viel Verve. 
Man habe gegen Obama verloren, weil Romney sich sträflich weichgespült gezeigt hätte. Bei Abtreibung, Sozialstaat und Außenpolitik wären die GOP-Positionen so verwässert gewesen, daß die weißen Strenggläubigen aus dem Bible-belt, für die Evolutionstheorie und Atheismus echte Todsünden darstellen, einfach zu Hause geblieben wären.

Vermutlich stimmt beides.
Geistig zurückgebliebene Radikalinskis wie Palin und Bachmann, sowie bösartige ultrarechte Demagogen und Lügner wie Rubio und Ryan sind für die Wähler aus der Mitte einfach zu extrem.

Andererseits vertreiben die wenigen verbliebenen Republikaner, die noch halbwegs zurechnungsfähig sind – wie zum Beispiel der neue Verteidigungsminister Chuck Hagel oder der einstige Hoffnungsträger Chris Christie - die fanatisierten Teebeutler von den Urnen.

Schwer vorstellbar, daß sich demnächst eine republikanische Führungsfigur finden läßt, die wie einst Ronald Reagan das ganze GOP-Spektrum abdeckt.
Das Spektrum ist nämlich breiter und bunter geworden.

Zunächst einmal sind das schlechte Nachrichten für die US-Politik. Denn eine derartig fanatische in Richtungskämpfe verstrickte GOP macht die Zusammenarbeit im Congress unmöglich.
Die wichtigsten Vorhaben der US-Politik liegen alle auf Eis, weil Obama immer noch nichts gegen das „House“ durchsetzen kann. 
Selbst wenn wie bei den background-tests bei Waffenkäufen 91% der Amerikaner die Obama-Linie unterstützen.
Der US-Senat sperrt sich gegen ein neues Waffenrecht, Amerikas Attentatsopfer sind entsetzt. Das Scheitern zeigt, dass eine Reform in weiter Ferne liegt. Zu groß sind die Stärke der Waffenlobby, die Feigheit der Politik und die Kluft zwischen Volk und Volksvertretern.

Es ist eine simple, sinnvolle Vorschrift. Ein erster Schritt gegen die Waffengewalt in den USA. Sie nutzt allen Unschuldigen und schadet keinem, außer Terroristen, Attentätern und anderen Kriminellen. 91 Prozent der Amerikaner stimmen ihr zu - darunter 88 Prozent der Republikaner und ein ebenso hoher Anteil aller US-Haushalte, die Waffen im Schrank haben.

Background-Checks für Waffenkäufe im Internet und auf Waffenmessen: Senatoren beider Parteien erstritten die Vorlage, unter Führung des Republikaners Pat Toomey (Pennsylvania) und des Demokraten Joe Manchin (West Virginia). Zwei Waffenfreunde aus zwei waffenfreudigen Bundesstaaten, was kann da noch schiefgehen?

[…] Der Senat schmetterte die Vorlage ab. […] "Schämt euch!", rief Patricia Maisch, die das Attentat in Arizona überlebt hatte, ins Plenum. […] Die Schande des Senats, wie es fast alle nun zu Recht titulieren, offenbart nicht nur die Unfähigkeit dieses 113. US-Kongresses, dem Wahlergebnisse nichts mehr bedeuten, ganz zu schweigen von gesundem Menschenverstand. Sie offenbart den eisernen Würgegriff der Waffenlobby NRA, das feige Kalkül der Politik, die Kluft zwischen Volk und Volksvertretern.   Die NRA diffamiert den Vorstoß, indem sie eiskalt lügt: Er "kriminalisiere" den Waffenbesitz "ehrlicher Bürger" und schaffe eine "massive" Datenbank des Allmachtsstaats - wo sie doch genau das Gegenteil täte. Und selbst wenn: Abermillionen Amerikaner haben nichts dagegen, sich prüfen und/oder registrieren zu lassen, beim Kauf von Erkältungsmitteln, Schnaps, Handys, Hunden - alle mühsamer zu erstehen als Schusswaffen.

Vor allem aber droht die NRA den Senatoren, ihre Wiederwahl zu sabotieren. Einige davon verteidigen ihr Nein nun mit der ebenso brisanten Einwanderungsreform, die am Donnerstag auf den Weg kam: Zweimal mutig abzustimmen könne man sich eben nicht leisten.

Sie verbiegen sich lieber für die Immigranten als für die Attentatsopfer, schließlich sind die einen potentielle Wähler und die anderen tot.

Präsident Barack Obama, der bisher mit jeder Waffeninitiative gescheitert ist, war so empört wie selten. "Ein ziemlich schändlicher Tag in Washington", donnerte er im Rosengarten des Weißen Hauses.
Langfristig wird eine derart zerfasernde GOP allerdings die Mehrheitsfähigkeit verlieren und den Demokraten wieder Mehrheiten in beiden Kongresskammern ermöglichen. 
Sie könnten sich dann auch wieder ein bißchen nach links orientieren – so wie es sich die Basis wünscht.

Dann könnte es wieder voran gehen in Amerika.
Insofern bin ich froh über jeden rechtsextrem-religiösen Spinner im GOP-Lager, der sich und seine Partei mehr ins Aus schießt.

Der erste geistige Gigant des Konservatismus, den ich in dieser neuen Reihe vorstellen möchte, ist eine Frau namens Sue Everhart, die alterslose* GOP-Chefin in Georgia. *(Nach einer Stunde Recherche konnte ich immer noch keine Altersangabe finden).
Sie ist nicht irgendwer, sondern eine echte Parteikarrieristin.
Sue Everhart was elected the first woman Chairman of the Georgia Republican Party in May of 2007. […]  In 2008, 2011 & 2012, Sue was selected by Georgia Trend Magazine as one of the 100 Most Influential Georgians and was also named to the 2012 James’ Most Influential list by James Magazine. She is a former banker and currently serves on the Advisory Board for the Cobb County Symphony. […]  Everhart was re-elected as Chairman of the Georgia Republican Party in May of 2009 and again in May of 2011, making her the first Chairman to serve three consecutive terms. In June 2009, she was appointed to be a member of the RNC Ethics Committee. In September 2009, Sue was chosen as one of ten women in the United States to be honored as a woman of Achievement by the RNC. Chairman Everhart currently serves on the RNC Rules Committee.
Everhart hat eine ganz neue Gefahr der Homo-Ehe ausgemacht. Sie lade Heteros zum Betrug („fraud“) ein. Betrug, wie er eben nur unter Gleichgeschlechtlichen stattfindet. In Hetero-Ehen gibt es das nicht.
     “You may be as straight as an arrow, and you may have a friend that is as straight as an arrow. Say you had a great job with the government where you had this wonderful health plan. I mean, what would prohibit you from saying that you're gay, and y'all get married and still live as separate, but you get all the benefits? I just see so much abuse in this it's unreal.”
 
Everhart does not note the possibility of marriage fraud among opposite-sex couples, though others have warned against marriage fraud committed in order to get immigration benefits. In reality, the number of proven cases of such fraud is extremely small.

Everhart also said she could not understand how two gay people could ever have sex. "If it was natural, they would have the equipment to have a sexual relationship," she told the Journal.
Solche Aussagen machen eine GOPerin auch weltweit bekannt. 
Ihre Ansichten schafften es in die deutsche Presse.
Sue Everhart glaubt, die Homo-Ehe ist nur ein Trick von Lobbyisten, um ungestraft Betrug zu begehen.

Immer mehr Amerikaner unterstützen die Ehe-Öffnung. Bei Homo-Gegnern innerhalb der oppositionellen Republikaner führt das zu panischen Vergleichen.

Sue Everhart […]  erklärt, die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben führe dazu, dass Heteros eher zu Betrügern werden: "Man selbst mag stockheterosexuell sein, ebenso wie ein Freund", so Everhart, die der rechtspopulistischen "Tea Party"-Bewegung nahe steht.

Da viele Arbeitsverträge die kostenlose Krankenmitversicherung anbieten, würden Heteros verführt, einen gleichgeschlechtlichen Partner zu heiraten, sagte die Südstaatlerin: "Was würde Sie daran hindern zu behaupten, schwul zu sein und einander zu heiraten. Man muss ja nicht zusammenleben, aber würde alle Unterstützungsleistungen erhalten." Die Debatte um Homo-Rechte sei der Kampf von wenigen, die eine "Freifahrt" erhalten wollten. Offenbar geht sie aber nicht davon aus, dass eine heterosexuelle Ehe betrügerisch sein kann.

[…]  Mehrere Republikaner haben in den letzten Wochen einen Meinungswandel bei schwul-lesbischen Rechten verkündet: So unterstützt mit Rob Portman erstmals ein republikanischer Senator die Ehe-Öffnung (queer.de berichtete). Auch mehrere hochrangige Provinzpolitiker sprechen sich inzwischen für die Gleichbehandlung aus. So hatte der Republikaner-Chef von Illinois kürzlich gefordert, die Ehe zu öffnen. Daraufhin verlangten mehrere Parteifreunde seinen Rücktritt.
Was für eine Vorlage!