Wer für ein der
konservativen Parteien einmal Regierungschef geworden ist, muß in der Regel
eines Tages entsorgt werden. Unionisten und „Liberale“ sind selten an der
Macht, ohne sich korrumpieren zu lassen. Sie mauscheln gern, stopfen sich die
Taschen voll.
Law and Order gilt immer nur für die anderen.
Law and Order gilt immer nur für die anderen.
Als Ole von Beust noch in
Hamburg regierte, hatte rund die Hälfte seiner CDU-Parlamentarier schon mal
Besuch von der Staatsanwaltschaft.
Ein bißchen Betrug,
Untreue und Falschaussage schwang immer mit.
Nachdem der CSU-Generalsekretär Otto Wiesheu volltrunken eine Frau
totgefahren hatte und Fahrerflucht beging, stieg er unter Edi Stoiber
(dessen Kinder BEIDE ihre ergaunerten Dr.-Titel
zurückgeben mußten) ausgerechnet zum VERKEHRSMINISTER und später sogar
zum Superminister für Wirtschaft und Verkehr auf.
Vorbestrafte wie Otto Graf
Lambsdorff gelten in der FDP als ideale Ehrenvorsitzende und so mancher CDU-Regierungschef
hat sich nach dem Ausscheiden aus dem Amt schon vorm Richter wiedergefunden –
das betrifft beispielsweise die Ministerpräsidenten Münch, Althaus, Mappus und
Wulff, aber natürlich auch Helmut Kohl.
Ist ein CDU’ler erst mal
aus dem Amt sollte er möglichst für längere Zeit im Abklingbecken verschwinden.
Man schickt sie als
Entbürokratisierungsbeauftragten oder Energiekommissar zur EU und möchte nichts
mehr mit ihnen zu tun haben.
Uwe Barschel, CDU-Ministerpräsident
von Schleswig-Holstein oder der ehemalige FDP-Vizekanzler der Bundesrepublik Jürgen
Möllemann waren diesbezüglich Vorbilder.
Bei Sozis und Grünen, die in
vergleichbar hoher Position waren, ist es anders.
Struck, Müntefering,
Fischer, Voscherau, Hans Koschnick, Hans-Ulrich Klose, Stolpe, Regine Hildebrandt,
Johannes Rau, Egon Bahr, Eppler, Hans-Jochen Vogel, Ehmke, Wischnewski, Helmut
Schmidt, Bölling, Brandt, Schiller oder Schorsch Leber – all das sind klangvolle Namen, an die
man sich gern erinnert, die auf jedem Parteitag willkommen sind und deren Rat geschätzt
wird.
Von
SPD-Regierungsmitgliedern und Regierungschefs hat man gewissermaßen lange was.
Auch Jahre und Jahrzehnte nach ihrem Amtsabschied können sie bedeutende Impulse geben.
Was für ein frappierender
Gegensatz zu den peinlichen ehemaligen CDU-Größen Kanther, Merz, Guttenberg
Stoiber, Koch, Claudia Nolte, Diepgen oder Franz Josef Jung, von denen man nie
wieder etwas hören will.
Bei denen man sich heftig mitschämen muß, wenn sie wie
zuletzt Guttenberg im a.D.-Status kriegslüstern und ungefragt Ratschläge
erteilen.
Zur schwelenden „Euro-Krise“
melden sich zwei ehemalige bedeutende Minister, beide 86 Jahre alt, zu Wort: Erhard
Eppler und Hans-Jochen Vogel.
Die Bundesrepublik steht in der Kritik. Bei den Griechen, den Italienern, den Belgiern, ja sogar den Franzosen. Wenn uns die Europäische Union nicht um die Ohren fliegen soll, muss Deutschland ein Zeichen setzen. Sechs Milliarden Euro für arbeitslose Jugendliche wären ein Anfang.
[….] Das vereinigte Deutschland, von Verbündeten und Freunden umgeben, fühlte sich wohl und sicher in der Mitte der Europäischen Union, und es hatte dort, nicht ohne das Zutun sensibler Kanzler von Adenauer über Brandt und Schmidt bis zu Kohl und Schröder, seinen angesehenen Platz. Aber jetzt sind im Ausland Töne zu hören, die an längst Vergangenes, Überwundenes erinnern. […]
Was uns noch mehr beunruhigen muss: nicht nur die Arbeitslosen in Griechenland, Italien, Spanien und Portugal vermuten hinter dem Diktat der Troika die deutsche Kanzlerin. Inzwischen kommt die Kritik an der deutschen Europapolitik auch aus Belgien, Luxemburg und - aus Paris. Wenn aber das deutsch-französische Verhältnis in Gefahr ist, wird es ernst.
Es gibt Anzeichen, dass manche Deutsche wieder so reagieren, wie dies in der Weimarer Republik üblich war. Dass wir in die Spirale eines wehleidigen Selbstmitleids und einer gerade dadurch gesteigerten Kritik von außen geraten. Lasst uns versuchen zu begreifen, warum andere so reagieren, wie sie reagieren.
[…] Der griechische und der italienische Arbeitslose haben auch erfahren, wie die Zinsen für Staatsanleihen sich in der EU "gespreizt", also auseinanderentwickelt haben. Sie wissen nicht nur, dass, wenn die Finanzmärkte mehr als sechs Prozent Zins verlangen, der Schuldendienst auf Dauer nicht zu berappen ist. Sie wissen auch, wie viele Milliarden der deutsche Finanzminister in den vergangenen Jahren dadurch gespart hat, dass er hochverzinste Schuldscheine zurückbezahlt und durch Papiere ersetzt hat, deren Zinsen sich zwischen einem und null Prozent bewegten. Und beide, der Grieche und der Italiener, werden hier anders werten als Merkel oder Schäuble: Sie werden nicht argumentieren, dies sei eben die "Marktgerechtigkeit", welche die Starken, Soliden belohnt und die Schwachen, weniger Soliden bestraft. Sie werden sich ausrechnen, dass die Schwachen auf diesem Weg immer schwächer, die Starken immer stärker werden.(Ehmke, Vogel, SZ; 27. April 2013)
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