Sonntag, 14. April 2013

Auf der Suche nach einem neuen Volk – Teil II

Immer wieder zu runden Jahrestagen fragen sich Menschen staunend wie „es“ in Deutschland dazu kommen konnte.
Warum wählten sie Hitler, zettelten Kriege an, raubten ihre Nachbarn aus, bejubelten Grausamkeiten und führten Genozide durch?
Ich finde es rätselhaft was daran so rätselhaft sein soll.
Wenn man sich überlegt, daß der Bildungsstand niedriger war, es keine Globalisierung und freie Presse gab und dazu noch Hetzpropaganda auf den Durchschnittsteutonen einprasselte, muß man sich nicht wundern zu welchen Abartigkeiten „der Volkskörper“ strebte.
Im Jahr 2013 sind die Rahmenbedingungen sehr viel besser.
 Man KÖNNTE sich ja durchaus informieren.
Die Medien dazu haben wir. Zumindest die jüngere Hälfte der Bevölkerung hat uneingeschränkten Zugang zum Internet.
Aber die große Mehrheit will sich gar nicht informieren und frönt liebend gern ihren Vorurteilen. Dieser euphemistische Begriff sagt nur wenig über den tiefsitzenden Hass und die Widerwärtigkeit aus, die er in der Praxis bedeutet. 
Schwulenhass, Antisemitismus, Xenophobie, Antiziganismus.
Obwohl Deutschland wie kaum ein anderes Land auf Einwanderung angewiesen ist, von Einwanderern profitiert und im Übrigen seine Wirtschaft maßgeblich auf Export, also ausländische Kunden stützt, mag es viele Ausländer nicht.
 Viele Deutsche finden dafür Deutsche ganz fabelhaft.
Immer wieder sieht man qualmende Hartz-IV-Empfänger, deren Lebensunterhalt völlig von Transferleistungen abhängt über „die Ausländer“ hetzen, die angeblich alle nur von Transferleistungen und HartzIV profitieren wollen.
Mir kommt dabei sofort die Venus von Wolgast in den Sinn. Jene verkommene, versoffene, fette Wuchtbrumme, die einem Fernsehteam ohne jede Scham ihren Ausländerhass in die Kamera grölte.
 Arbeitslos, politisch desinteressiert und desinformiert hocken sie da und ziehen über Ausländer her, die ihnen etwas wegnähmen.


Was diese Untermenschen da von sich geben ist natürlich nicht nur verwerflich und abstoßend, sondern auch noch falsch.
Deutschland profitiert gerade in Zeiten der europäischen Schuldenkrise von der Zuwanderung. Deutschland sei zu einem "Magnet für gut qualifizierte Zuwanderer aus der EU" geworden, schreibt der Sachverständigenrat der Deutschen Stiftungen für Integration und Migration (SVR) in seinem vierten Jahresgutachten. […] Laut SVR waren mehr als zwei Drittel aller Zuwanderer im ersten Halbjahr 2012 Bürger der Europäischen Union.  Von der neuen Mobilität in der EU profitiere Deutschland dreifach: Die Zuwanderer seien jung, gut qualifiziert und sie kämen zahlreich. Sie seien durchschnittlich zehn Jahre jünger als die Mehrheitsbevölkerung und hätten häufiger einen Hochschulabschluss als die Mehrheitsbevölkerung. Langenfeld sprach von einer "messbaren Freizügigkeitsdividende" für Deutschland. Zugleich kritisierte sie, dass dies "viel zu wenig wahrgenommen" werde.  Die Sorge vor einer Einwanderung in die Sozialsysteme sei unberechtigt, heißt es in dem Gutachten. Das Ausmaß des Sozialhilfebezugs von EU-Staatsangehörigen in Deutschland werde in der öffentlichen und politischen Diskussion regelmäßig überschätzt. So seien fast drei Viertel (72 Prozent) der Bulgaren und Rumänen, die nach 2007 nach Deutschland gekommen sind und zwischen 25 und 44 Jahren alt sind, erwerbstätig. "Armutszuwanderung ist bislang die Ausnahme, nicht die Regel", sagte Langenfeld.
Ein klarer Fall von „man könnte es besser wissen“. Auch die ganz normalen Medien transportieren immermal wieder Richtigstellungen. Aber wer will das schon zur Kenntnis nehmen, wenn er stattdessen lieber seinen Vorurteilen frönen kann?
 Aber welcher Politiker, der sich angeblich am „christlichen Menschenbild orientiert“ verzichtet schon auf xenophobe Hetze, wenn er damit die Stimmen der Dunkeldeutschen auf sich ziehen kann?
Bund und Kommunen warnen vor immer neuen Roma-Zuwanderern aus Südosteuropa.

Der Migrationsforscher Bade hält das hingegen für Panikmache. Es würden neue Feindbilder geschürt. Der Migrationsforscher Prof. Klaus J. Bade hat vor hysterischen Reaktionen auf den Zuzug von Roma aus Südosteuropa gewarnt. Zugleich wies er den Eindruck zurück, Deutschland erlebe zurzeit eine massenhafte Armutszuwanderung. "Das ist Panikmache. Das ist wieder der Appell, eine negative Koalition der Abwehr statt eine positive Koalition der Gestaltung zu schaffen", sagte Bade in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Kritik übte der renommierte Migrationsexperte an der Forderung von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU), Städte und Kommunen sollten ihre Kontrollen verschärfen. "Sie schürt in der Bevölkerung fahrlässig eine Abwehrhaltung gegen unerwünschte Zuwanderung, die man aber nicht einfach verbieten kann."

Abwanderung werde vergessen Bei den Zahlen tauchten Missverständnisse auf, sagte Bade. Wenn für 2011 rund 147.000 Zuwanderer aus Bulgarien und Rumänien genannt würden, für 2012 geschätzt rund 180.000, dann werde die Abwanderung dieser Menschen aus Deutschland vergessen. "Im Saldo waren es 58.000 Menschen, die 2011 aus Bulgarien und Rumänien nach Deutschland gekommen sind", sagte der Experte. Wie viele davon Roma und Sinti seien, wisse keiner, da keine ethnischen Statistiken geführt würden.

Zudem werde in der politischen Diskussion nicht berücksichtigt, dass rund 80 Prozent der zwischen 2007 und 2010 zugewanderten Bulgaren und Rumänen sozialversicherungspflichtig auf dem ersten Arbeitsmarkt beschäftigt seien, sagte der Experte. 46 von diesen 80 Prozent seien qualifiziert, 22 Prozent sogar hoch qualifiziert mit akademischen Abschlüssen. Doch nun werde ein neues Feindbild hochgezogen: "Die Roma kommen.
Der früher schon als Lügner aufgefallene Bayer auf dem Stuhl des Verfassungsministers verfehlt seine volksverhetzende Wirkung nicht.
Der miefige deutsche Schoß, aus dem es schon in den 1930er Jahren so zahlreich und braun kroch, ist immer noch fruchtbar.
Flüchtlinge unerwünscht: Gegen Sammelunterkünfte gab es schon in einigen Gemeinden massiven Widerstand. […]

Erstmals könnte in Bayern ein Bürgerentscheid den Bau eines Asylbewerberheims verhindern. Die Initiatoren eines Bürgerbegehrens im Münchner Vorort Putzbrunn haben am Freitag 613 Unterschriften (und damit mehr als erforderlich) im örtlichen Rathaus übergeben. […] Damit solle eine "fremdbestimmte Bebauung" verhindert werden, wie es in einem Flugblatt der vor etwa zwei Monaten gegründeten Bürgerinitiative Putzbrunn-Ottobrunn (Bipo) heißt. […] Die Bipo wolle "schlicht und ergreifend verhindern, dass Asylbewerber vor der eigenen Haustür untergebracht werden".

In den vergangenen Jahren kam es in bayrischen Gemeinden immer wieder zu Widerständen gegen Asylbewerberheime, etwa in Mammendorf, Bamberg, Au in der Hallertau oder Schongau. In der Münchner Umlandgemeinde Brunnthal verhinderte im Herbst 2012 eine Mehrheit im Gemeinderat, dass der Kreis Flüchtlinge in einen örtlichen Gasthof einquartiert. Doch ein Bürgerbegehren, dass die Errichtung eines Asylbewerberheimes blockiert, gab es nach Angaben des Bayerischen Flüchtlingsrats bisher noch nicht.

[…]  Alexander Thal […] nennt den Streit um das Asylbewerberheim in Geisenhausen (Landkreis Landshut) als Beispiel. Dort nutzten Aktivisten der Neonazi-Vereinigung "Freies Netz Süd" die Debatte, um massiv gegen Ausländer Stimmung zu machen.

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