Mittwoch, 22. Mai 2013

Bekommen was man verdient

Ach das Genörgel nervt mich!
Die deutschen Wähler sind genau solche Janus-köpfigen Jammerlappen wie die Journaille.
Pausenlos wird gestöhnt über „die da oben“, die das Geld sinnlos rausprassten und sich ständig neue Steuern ausdächten, um das Volk zu schröpfen.
Es gehe ungerecht zu; die Großen lebten in Saus und Braus und die Kleinen müssten dafür bezahlen.
Sogar mein Hamburger Finanzsenator ist auf 180 und verkündet er bekäme einen Tobsuchtsanfall.
Sorge bereitet dem Finanzsenator weiterhin der Rückgang bei den Erbschaftssteuern. Wegen einer Gesetzeslücke sind Hamburgs Einnahmen zuletzt um rund 50 Prozent eingebrochen. dabei geht es um die Regelungen bei der Vererbung von Betriebsvermögen. Danach kann privates Barvermögen in sogenannte Cash-GmbHs eingezahlt, im Zuge der Schenkung auf die nächste Generation übertragen und so dem Fiskus entzogen werden. Tschentscher hofft jedoch, dass das Gesetz noch im Sommer reformiert wird. "Man könnte einen Tobsuchtsanfall bekommen, dass die Cash-GmbH nach wie vor besteht, weil es der Gesetzgeber bisher nicht geschafft hat, diese Steueroase Mitten in Deutschland zu schließen", sagte Tschentscher.

Ein anderes Thema, das mehr und mehr Leute umtreibt und verstärkt auch in den Medien reflektiert wird, ist der Mietwucher.
Als Hamburger kann ich mich mittlerweile rühmen in dem Bundesland mit den höchsten Durchschnittsmieten zu leben.
Als ich nach dem Abi die erste eigene Wohnung bezog, sagte mir noch jeder, er gebe nur drei Kriterien für eine Wohnung: Location, location and location.
Diese Regeln kann man inzwischen vergessen, weil die guten Gegenden unbezahlbar geworden sind. Nun gibt es nur noch Preis, Preis, Preis.
Das ist mal ein großer Mist für die Masse der Menschen (und ein großes Glück für die Immobilien-Haie und Vermieter).
Nur sind das alles Entwicklungen, die alles andere als überraschend über uns herein brechen. Worüber sich Finanzsenator Tschentscher und der Mieterbund ärgern, ist immer auch ein Grund zur Freude bei den wenigen richtig Reichen. 
Reiche, deren Interessen von der Bundesregierung bedient werden. Von einer Bundesregierung, die aber Millionen Angestellte als Leiharbeiter, Aufstocker und Billigjobber zum Wohle der Konzerne in ihren prekären Verhältnissen beläßt.
Hinter diesen klassischen „linken Themen“ steckt ein politischer Wille und das ist der Wille von Schwarz/Gelb.
 Der Wille einer Kanzlerin, die sich in Rekordzustimmungswerten von 70% sonnt und deren Partei weit, weit vor allen anderen in der Wählergunst liegt.
Der Deutsche Mieterbund (DMB) geht angesichts der zunehmenden Wohnungsnot in deutschen Städten mit der Bundesregierung hart ins Gericht. „Die teuren Mieten sind nicht vom Himmel gefallen“, sagte DMB-Präsident Franz-Georg Rips am Mittwoch in München und warf der schwarz-gelben Koalition „Desinteresse und Passivität“ vor. Eine Empfehlung für die Bundestagswahl im Herbst wolle er nicht abgeben, aber „SPD, Grüne und Linke haben viele unserer Schwerpunkte in ihr Wahlprogramm aufgenommen. Wir hoffen, dass die CDU das ebenfalls tun wird.“ […] Die Gesamtzahl der Haushalte stieg zwischen 2002 und 2010 von 38,7 auf 40,3 Millionen. Nach Prognosen der Bundesregierung werden es im Jahr 2025 schon 41,1 Millionen sein.

[…] Die städtischen Mieten steigen laut Mieterbund unaufhaltsam - bei Neuvermietungen lägen sie zum Teil bis zu 40 Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete. Der Mieterbund fordert eine Obergrenze für die Erhöhung bei Neuvermietungen von zehn Prozent des bisherigen Mietpreises. Bei bestehenden Mietverhältnissen soll die Miete nach dem Willen des DMB um höchstens 15 Prozent in vier Jahren steigen können.

Tja, lieber Urnenpöbel.
Man KANN ja auch was anderes außer CDU und FDP wählen.
Aber so lange alle so begeistert von Frau Merkel sind, ist es absurd sich über Steuerungerechtigkeiten und Mietpreisexplosionen zu ärgern.
WIR Wähler ermöglichen diese Zustände.

Ein anderes Beispiel; VW.
 Fast 22 Milliarden, also 22.000 Millionen Euro Gewinn hat der Autokonzern letztes Jahr erwirtschaftet.
Für Volkswagen war 2012 ein echtes Rekordjahr. Europas größter Autobauer hat so viele Fahrzeuge verkauft wie noch nie. Konzernchef Martin Winterkorns Gehalt würde ein neue Rekordmarke erreichen, wenn VW es nicht nachträglich gestutzt hätte, aus Angst vor ebenfalls nie dagewesener Empörung. Und jetzt meldet das Wolfsburger Unternehmen einen Rekordgewinn für das vergangene Jahr. Trotz Euro-Krise und Milliarden-Investitionen steht unterm Strich ein Plus von 21,9 Milliarden Euro - eine Steigerung von 38,5 Prozent. Damit stellt VW seinen eigenen Rekordgewinn vom vergangenen Jahr ein, damals verdiente der Konzern 15,8 Millionen Euro.

Während aber die sprichwörtliche Krankenschwester und der Nachtwächter ihre Steuern automatisch abgezogen bekommen, drücken sich die Multimilliardär-Familien Piech und Porsche, also die Haupteigentümer von VW, um Steuerzahlungen.
Deutsche Konzerne wie BASF, Bayer und Volkswagen nutzen Belgien in großem Stil als Steuerschlupfloch. Das geht aus Zahlen der belgischen Nationalbank hervor, die dem SPIEGEL vorliegen.

    Die belgische Konzerntochter Volkswagen Group Services kassierte demnach im vergangenen Jahr einen steuerfreien Gewinn von 153 Millionen Euro, im Vorjahr waren 141 Millionen Euro steuerfrei.

Steuerfrei.
Man kann nicht nur etwas anderes als CDU und FDP wählen, man muß auch nicht VW fahren.

Wieso allein vier Millionen der stark überteuerten VW Golfs auf deutschen Straßen umherkurven, wird mir ewig ein Rätsel sein.

Der Wähler ist nicht nur derjenige, der am Wahltag sein Kreuzchen macht, sondern er ist auch Verbraucher,
Als solcher sollte man klug handeln und von Produkten wie VW und Apple die Finger lassen.

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