Hamburg Mitte, Dienstag, 29.03.21, 15.00 Uhr, Bäckerei Junge, riesengroße Eck-Filiale mit Ausgängen an beiden Seiten.
Mehrere Dutzend Tische mit Sitzgruppen sind abgesperrt, aber die Dimension des Geschäfts erlaubt eine recht Corona-konforme Nutzung. An der Nordseite ist der einzige Eingang, an der Südseite der einzige Ausgang.
Es gibt nur eine Richtung, niemand kollidiert mit anderen, die Kunden werden einen engen Gang entlang geführt, müssen aber Abstand halten. Die Angestellten sind hermetisch hinter Plexiglas verborgen, die Ware wird durch ein 30 mal 30 cm großes Fenster geschoben, am Eingang steht ein Desinfektionsmittelspender. Große Aufsteller weisen streng drauf hin, daß das Geschäft nur mit medizinischen Masken betreten werden darf und jeder seine Hände desinfizieren muss.
So kann man das doch eigentlich machen. Es handelt sich um ein Lebensmittelgeschäft; gehört also zweifellos zum unverzichtbaren täglichen Bedarf, kann nicht wie ein Juwelier oder Antiquariat bis auf weiteres geschlossen werden. Der Mensch braucht Brot, insbesondere der Deutsche.
Uneigentlich ballen sich in der Einlassschlange natürlich jede Menge junge Mütter mit ihren Blagen, die husten und schnupfen, alles und jedes begrapschen, an der Theke lecken, ihren Rotze maskenlos überall verteilen, während ihre Erzeugerinnen wie immer desinteressiert daneben stehen, als ob sie nichts damit zu tun hätten und nur auf ihre Klugtelefone starren. Kinder, die ganz großen Pandemietreiber.
Die zweite große Gruppe sind Hundebesitzer, die natürlich auch bei schönem Wetter alle gleichzeitig Gassi gehen und wie ein DDR-Bürger im Jahr 1970 magisch von jeder Schlange angezogen werden.
Ich war der einzige, der tatsächlich einen Laib Brot kaufte. Die Blagen-Tölen-Fraktion verlangte nach Latte/Cappuccino TO GO, weil man bekanntlich nicht mehr als vier Meter auf der Straße gehen kann, ohne einen Plastikbecher-Kaffee mit Strohhalm in der Hand zu haben.
Der kleine Kläffer, der neben dem Eingang angebunden war, gehörte zu jener traurigen Existenz des fehlgeliebten Stadthundes, der an ein Frauchen fixiert ist, die offensichtlich nicht mit einem Tier umzugehen weiß.
Er trug eine rosa Weste, eine Schleife im Haar, war so überfüttert, daß seine Beine sichtlich Mühe hatten den Wanst zu tragen und war so psychotisch, daß er jeden einzelnen Kunden in der Schlange anbellte.
Das rief jedes Mal seine noch unmaskierte Mästerin auf den Plan, die sich sofort gegen den Strom der Anstehenden auf den Weg machte, alle Wartenden wegrempelte, um ihren Liebling zu tätscheln.
Als sie schließlich zur Theke durchgedrungen war, ihren Kaffee bezahlt hatte, drehte sie sich erneut auf dem Absatz um 180°, um alle nach ihr Kommenden wegzuschieben.
Die Ladeneingangstür war aber inzwischen wie der Suezkanal von einer der am Handy Festgewachsenen mit ihrem „Ever Given“-Kinderwagen, sowie zwei weiteren ausschleimenden Vorschulkindern blockiert.
Es kam zu einem regelrechten Gerangel, bei dem die junge Mutter sogar kurz von ihrem Telefon abließ, um die dicke Hundefrau anzuherrschen „das hier ist kein Ausgang! Sie müssen auf der anderen Seite raus“, worauf hin die Bepöbelte zurück pöbelte „Herrgott noch mal, sehen Sie nicht, daß ich zu meinem Hund muss?“
Der Nachdruck in ihrer Stimme erschien mir vollkommen glaubhaft. Ich hatte mich mit maximalem Abstand von der berserkenden Töle an die andere Hauswand gepresst und es hätte mich nicht gewundert, wenn die Fußhupe in einer Antimaterie-Implosion das Universum eingerissen hätte, wenn Frauchen aus seinem Sichtfeld in Richtung regulärer Ausgang entschwunden wäre.
Was tut man nicht alles für seinen Latte To Go?
Auf dem Weg nach Hause weiterhin das gewohnte Bild. Sonne, 18°C, in den Maskenpflicht-Gebieten Mühlenkamp und Außenalster ballten sich die Leute dicht an dicht zusammen, schossen Selfis, tranken „Latte To Go“.
Keine Masken, kein Abstand nirgends. Es ist, als ob sich niemand mehr an irgendeine Corona-Regel hielte.
Natürlich wäre das eine unzulässige Feststellung, da ich all die Leute nicht sehe, die sich an die Regeln halten, nicht unter Leute mischen, nicht unnützerweise Kaffee in Plastikbechern kaufen, sondern zu Hause sitzen und sich selbst die Bohnen mahlen. Es fallen nur die Sünder auf.
Die sind aber zahlreich und gemäß der Broken Windows-Theorie halten sich die anderen auch nicht mehr an die Vorschriften, wenn einmal offensichtlich ist, daß man mit Verstößen durchkommt.
Die blöden Virologen, Mathematiker, Epidemiologen!
Wenn Hans, Laschet, Günther und Müller keine Lust mehr auf die zu hören und Merkel die lange Nase zeigen, kann das auch der gemeine Bürger auf der Straße ignorieren.
[….] »Das ist ein Pulverfass, auf dem wir sitzen« Die Folgen möglicher Ostertreffen könnten deutlich dramatischer werden als an Weihnachten, warnen Forscher. Sie befürchten, dass die neuen Fallzahlen bis Mai auf 230.000 steigen könnten – pro Tag. [….]
Merkel erkennt zwar anders als ihre renitenten und verantwortungslosen MPs den Ernst der Lage, ist aber anders als Helmut Schmidt oder Gerhard Schröder in solchen Fällen absolut nicht durchsetzungsfähig und lässt teilnahmslos alles geschehen.
76.000 Tote so far, nur noch 1.500 Intensivbetten sind in Deutschland frei.
[….] »Alles nur über Dialog zu lösen, wird nicht funktionieren. Gelegentlich muss ein Regierungschef versuchen, von vorne zu führen, und nicht erst gucken, wie die Dinge sich gestalten, um sich dann an die Spitze zu setzen.« [….]
(Gerhard Schröder, 29.03.2021)
Die Inzidenz in Hamburg steigt, wie es zu erwarten war, wie es die Wissenschaftler exakt prognostizierten, kontinuierlich an. Heute sind es 152,1. Tendenz steil aufwärts.
Peter Tschentscher, einer der wenigen vernünftigen MPs denkt über drastische Methoden, wie Ausgangssperren nach.
Wat mut, dat mut.
[…..] Wir brauchen einen harten Lockdown – sofort!
Die deutsche Politik regiert gegen die Wissenschaft und die Mehrheit der Bevölkerung. Das ist unverantwortlich und führt das Land sehenden Auges in eine Katastrophe. Dabei ist die Lösung allen klar. [….]
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