In Osteuropa stehen Orthodoxie, bzw. Katholizismus für Homophobie, Antisemitismus, Obrigkeitshörigkeit, antidemokratische Bestrebungen und dunkelsten Konservatismus.
Die Kirchen, die Kardinäle unterstützen sehr klar die autokratischen und korrupten Führer Orbán, Putin und Kaczyński, begeistern sich für den brutalen Kurs gegenüber Flüchtlingen und mittelalterliche homophobe Gesetze.
Ich glaube nach wie vor, daß Wladimir Putin viel zu intelligent ist, um persönlich beim Gedanken an Schwule in Panik zu geraten. Er regierte viele Jahre ohne irgendwelche LGBTI-kritische Aussagen. So lange er völlig ungefährdet riesige Mehrheiten bekam, hatte er den Abstieg in solche Niederungen gar nicht nötig. Erst als seine Wahlsiege fragiler wurden, schloss er den Pakt mit der Kirche.
Der Deal ist simpel: Putin garantiert die Privilegien der Popen, setzt die von ihnen gewünschten antischwulen Gesetze durch und bekommt dafür von allen Kanzeln Wahlempfehlungen.
So funktioniert es schon 100 Jahre zwischen rechten Autokraten und Kirche; überall auf der Welt. Hitler-Deutschland, Franco-Spanien, Mussolini-Italien, Tiso-Slowakei, später kamen die faschistischen Militärdiktaturen in Südamerika und nun verpartnern sich Franziskus‘ Jungs mit dem Assad-Regime und den finstersten Kräften Osteuropas.
[……] Warum viele Christen hinter Orban stehen [……] „Ungarn ist ein demokratischer Staat. Manchmal ist er sogar demokratischer als Länder, die unsere Regierung scharf kritisieren“, sagt der ungarische Pfarrer György Gregersen-Labossa im Gespräch mit PRO. [……] Gregersen-Labossa ist einer derer, die Viktor Orban entschieden verteidigen [……] Was Labossa über die Pressefreiheit in Ungarn zu sagen hat, steht im starken Widerspruch zu den Einschätzungen internationaler Beobachter[……] Labossa betont, dass Religion und christliche Werte für viele Ungarn eine Bedeutung hätten. Circa 70 Prozent der Bevölkerung gehörten der römisch-katholischen Kirche an. [……] Nicht verstehen kann der Theologe die Debatte über Regenbogenfahnen während der Fußball-Europameisterschaft. [……]
(Johannes Blöcher-Weil, PRO, 28. Juli 2021)
Natürlich sind Franzis Fürsten weltweit als perfide Apologeten wider des Humanismus unterwegs. In ganz Afrika, aber auch zum Beispiel in den USA verbreiten sie puren Menschenhass.
[……] Der texanische Bischof Joseph Edward Strickland hat den Regenbogen auf Twitter zu einem gegen Gott gerichtetes Zeichen erklärt. Wörtlich schrieb der 62-Jährige: "Der Regenbogen wurde als Zeichen des sündhaften Pride und als Zeichen der Rebellion gegen Gottes Gebote vereinnahmt, statt ein Zeichen der Hoffnung zu sein", so Strickland. "Lasst uns für die Welt und die Kirche beten, damit die menschgemachten Götzen unserer Zeit von der Welt und der Kirche abgelehnt werden und wir wieder demütig vor dem allmächtigen Gott knien." […..]
Aber nur in Osteuropa funktioniert die Symbiose zwischen den antihumanistischen Episkopaten und den antidemokratischen Herrschenden so perfekt.
Der real existierende Katholizismus wurde inzwischen erfolgreich auf eine neue Eskalationsstufe der Perfidie gehoben: Bischöfe und Priester missbrauchen Myriaden kleine Jungs, fallen als sexuelle Raubtiere über Kinder her und verwenden gleichzeitig die besonders niederträchtige und falsche Gleichsetzung von Homosexualität und „Pädophilie“, um noch mehr Homophobie zu fördern.
So erfreut sich der polnische Theologieprofessor und Priester Dariusz Oko (Homosexuelle sind "Kolonie von Parasiten") großer Beliebtheit in der deutschen erzkatholischen Szene.
[…..] Oko kramt den alten Gassenhauer "Schwule = Kinderschänder" hervor. In dem Text werden schwule Männer außerdem pauschal als Menschen diffamiert, die eher Kinder sexuell missbrauchten als Heterosexuelle. So behauptet der Autor, "dass etwa 20 Prozent der Homosexuellen eine ephebophile oder päderastische Vorliebe haben, was eine ihrer typischen Störungen ist" – eine Quelle für diese Behauptung wird nicht genannt. "Theologisches" ist ein seit 1970 erscheinendes Magazin von katholischen Dogmatikern mit Sitz in Köln, das zwischen 2003 und 2010 von David Berger herausgeben worden war. Der Theologe fiel in Ungnade, als er sich als schwul outete (queer.de berichtete). Später wurde er Chefredakteur des schwulen Magazins "Männer". Inzwischen verkehrt Berger aber fast ausschließlich in Rechtsaußen-Zirkeln – er war etwa 2018 und 2019 Kuratoriumsmitglied der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung. Daneben bietet er in seinem Blog sogar Neofaschisten eine Plattform, um gegen LGBTI-Rechte zu polemisieren (queer.de berichtete). […..]
Die deutschen Katholiban von David Berger über Gabriele Kuby, Laschets Opus Dei, die Piusbrüder bis hin zu Beverfoerdes „Demo für alle“ sind einerseits begeistert von den Homohass-Heiligen aus dem Osten, andererseits umso frustrierter, daß sie mit ähnlich schrillen Tönen in der deutschen Bevölkerung keinen Anklang finden; ja sogar teilweise aus der Amtskirche Ablehnung erfahren.
Mit seinen letzten Hetz-Artikel in der früheren David-Berger-Zeitschrift trieb es der polnische Priester allerdings zu weit.
[……] Eine deutsche Gerichtsentscheidung löst im katholischen Polen große Aufregung aus: Das Kölner Amtsgericht hat gegen den polnischen Theologieprofessor und Priester Dariusz Oko einen Strafbefehl wegen Volksverhetzung erlassen. Grund ist ein Artikel Okos in der deutschsprachigen Zeitschrift Theologisches, in dem er homosexuelle Priester unter anderem als "Plage" und bezeichnet. Wörtlich heißt es im Artikel: "Eine solche Homomafia verhält sich wie jede Mafia wie ein rücksichtsloser Parasit, wie ein Krebsgeschwür, das sogar bereit ist, seinen Wirt zu töten, die letzten Ressourcen und Vorräte aus ihm herauszusaugen, um seine bequeme Existenz zu sichern", so schreibt Oko über homosexuelle Priester. Der Artikel trägt die Überschrift "Über die Notwendigkeit, homosexuelle Cliquen in der Kirche zu begrenzen". Diese Aussagen seien geeignet, den öffentlichen Frieden zu stören und gegen einen Teil der Bevölkerung zum Hass anzustacheln, entschied das Kölner Amtsgericht in dieser Woche und erließ eine Geldstrafe gegen Dariusz Oko über 4800 Euro. Auch gegen Chefredakteur Johannes Stöhr, der in Köln lebt, wurde Strafbefehl verhängt. Laut einer Gerichtssprecherin haben Stöhr und Oko jeweils Einspruch dagegen eingelegt. [……] Oko äußerte sich im polnischen Fernsehen: Er habe einen wissenschaftlichen Artikel geschrieben und "bekannte Fakten über Homosexuelle in Soutane und ihre Gewohnheiten" gesammelt. Oko ist in Polen kein Unbekannter: Der 61-Jährige ist Leiter des Lehrstuhls für Kognitive Philosophie der Päpstlichen Universität "Johannes Paul II." in Krakau und häufig Gast in polnischen Talkshows. Er ist Autor eines Buchs mit dem Titel "Lavendel-Mafia" über angebliche schwule Netzwerke innerhalb der katholischen Kirche. [……]
Wie weit entfernt die osteuropäischen Katholiban von Demokratie, Anstand und Realität stehen, zeigt sich in Okos Reaktionen, der sich aufgrund der Geldstrafe für seine menschenfeindliche Hetze, mit den sechs Millionen von NS-Deutschland ermordeten Juden und den 50.000 von den Nazis verurteilten Schwulen vergleicht.
[…..] "Die Deutschen stecken mich ins Gefängnis? Meine Großeltern retteten Juden, obwohl die Deutschen es verboten hatten. Ich bin ähnlich entschlossen, die Kirche vor Homo-Cliquen zu retten." [….]
Allein dafür sollte seine Geldstrafe verdoppelt werden.
Der Pakt der homohassenden Katholiken Osteuropas mit den antidemokratischen Regierungen funktioniert. Die extremistische PiS-Regierung springt dem homohassenden Hetzer sofort bei.
[…..] In Polen hat der Strafbefehl für ein großes Medienecho gesorgt. Vertreter*innen der polnischen Organisation Ordo Iuris, die international mit anderen LGBTI-feindlichen Organisationen wie der deutschen "Demo für alle" zusammenarbeitet, werden dabei ausführlich zitiert. [……] In einer "Petition an das Amtsgericht Köln und die Bundeskanzlerin Angela Merkel" heißt es, dass es sich bei dem Artikel Okos um eine akademisches Werk handle. Darin weise der Priester lediglich auf Auswirkungen der "Homolobby" in kirchlichen Strukturen hin, "darunter pädophile Straftaten, die von Hierarchien mit homosexuellen Neigungen begangen wurden". […..] Auch aus der rechtpopulistischen polnischen Regierung gibt es Unterstützung für Oko. Justizstaatssekretär Marcin Romanowski erklärte etwa: "Das Gericht missachtet die akademische Freiheit und zieht Täter den Opfern vor." [….]
Bezeichnend und entlarvend ist die Wahl der Co-Adressatin der „Petition“: Angela Merkel.
Offenbar ist in Polen vergessen worden, daß es im Rest Europas noch Demokratien mit Gewaltenteilung gibt, in denen die Regierung als Exekutive grundsätzlich keinen Einfluss auf die Judikative (Gerichtsurteile) nehmen darf.
Kirche und Regierung in Polen gehen ganz selbstverständlich davon aus, daß die deutsche Bundeskanzlerin wie in der PiS-Bananenrepublik Gerichtsentscheidungen nach ihrem Gutdünken bestellen könnte.
An dieser Stelle wünsche ich Herrn Oko, daß die nächsthöhere Instanz bei der Revision des Urteils statt einer Geldstrafe, fünf Jahre Haft verlangt.
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