Der am 2. März 1876 in Rom geborene Eugenio Pacelli stammte aus edelster Klerikal-Sippschaft.
Eugenios Neffe Carlo Principe Pacelli (1903-1970), Vermögensverwalter des Heiligen Stuhls, wurde von König Viktor Emanuel III. und Mussolini 1941 in den erblichen italienischen Fürstenstand erhoben. Die Pacelli-Prinzen übertrafen im Adelsregister damit noch Eugenios Vater Filippo Pacelli (1837–1916), der von Pius XI. 1929 zum erblichen Marchese des päpstlichen Adels geschlagen wurde.
Eugenios Karriere-Stationen schienen fast vorgeschrieben für einen extrem elitären und autoritären Judenhasser, der auch fließend deutsch sprach:
1899 Priesterweihe, 1901 Promotion zum Dr. theol., 1902 Promotion zum Dr. iur. can., 1903 Minutant der Kongregation für außerordentliche kirchliche Angelegenheiten, 1909 Professor an der Päpstlichen Diplomatenakademie in Rom und Professor für kanonisches Recht am Institut Sant’Apollinare. 1911 Untersekretär von Pietro Kardinal Gasparri, 1912 Konsultor für das Heilige Offizium, 1914 Sekretär Kardinalstaatssekretär Gasparri. 1917 Nuntius für die Apostolische Nuntiatur in München, 1917 Titularerzbischof von Sardes, 1920 Nuntius für die Weimarer Republik, er handelte die Konkordate zwischen dem Vatikan und den Ländern Bayern (1924) und Preußen (1929) aus.
1929 Erhebung zum Kardinal an der Titelkirche Santi Giovanni e Paolo. 1930 Kardinalstaatssekretär, Erzpriester und Vermögensverwalter des Petersdoms. Befürwortung Koalition der Zentrumspartei mit der DNVP und NSDAP.
1932 Konkordat mit der Republik Baden, 1933 das Konkordat mit Österreich und am 8. Juli das Reichskonkordat mit der nationalsozialistischen Regierung. 1937 Enzyklika Mit brennender Sorge, aus deren Vorentwurf von Kardinal Michael von Faulhaber, er die Kritik von „nationalsozialistische Ideologien als Irrlehren“ herausstrich. 1933 Weigerung gegen die Judenpogrome („Reichskristallnacht“) zu protestieren. 2. März 1939 im dritten Wahlgang des Konklaves Wahl zum Papst Pius XII.
Ich will an dieser Stelle nicht erneut nacherzählen, wie sich Pacelli während des zweiten Weltkrieges weigerte Partei für die Juden zu ergreifen, den Angriffskrieg anzuprangern, oder den Holocaust zu verurteilen, von dem er ab 1941 intensive Kenntnis hatte. Scharf verurteile er aber den Kommunismus, bezog klar Partei GEGEN die Rote Armee, die Ausschwitz befreite, modifizierte die Enzyklika Divini Redemptoris so, daß jeder Kommunist automatisch exkommuniziert wurde, während Hitler nie exkommuniziert wurde.
Er weigerte sich sogar die Alliierten mit Informationen über den Judenmord zu versorgen.
[…] Dann informiert der jüdische Weltkongress die amerikanische Regierung über die Vernichtungen der Juden in Polen. Die US-Regierung zweifelt an den Berichten Marin Taylor wird als Sondergesandter zu Pius geschickt. Wer wenn nicht der Papst mit seinen Kirchen vor Ort könnte die Nachrichten bestätigen. Aus allen von den deutschen beherrschten Gebieten sollen dem Bericht zu Folge dreieinhalb bis 4 Millionen nach Deportation und Konzentration im Osten auf einen Schlag vernichtet werden, um die Judenfrage in Europa ein für alle Mal zu lösen. Pius sagt dem Botschafter zu die Angaben prüfen zu lassen. [….] Pius beauftragt mit der Antwort seinen Judenbeauftragten im Staatssekretäriat Angelo del Acqua, einen Bekannten und bekennenden Antisemiten. [Dieser antwortet] die Juden neigen leicht zur Übertreibung. Auch die Orientalen wie der Erzbischof von Lemberg sind nun wirklich kein Beispiel von Aufrichtigkeit. Die amtliche Antwort des Vatikan an die US-Regierung: Man habe von den strengen Behandlungen gegen die Juden erfahren aber man sehe sich außerstande die Exaktheit all der erhaltenen Informationen überprüfen zu können. Wider besseres Wissen hält sich der Heilige Stuhl heraus. Es sind dann die Alliierten die Amerikaner die Briten die Sowjetunion und acht weitere Staaten, die die zivilisierten Kräfte der Welt aufrütteln. Am 16 Dezember informiert die amerikanische Regierung die Presse: Die deutschen Behörden verwirklichen die von Hitler mehrfach ausgedrückte Absicht, das jüdische Volk in Europa auszutilgen. Die Zahl der Opfer dieser blutigen Grausamkeiten geht in viele hunderttausende. völlig unschuldiger Männer Frauen und Kinder. Die britische Regierung fordert seine Heiligkeit dem Papst auf, er möge die Deklaration wenigstens öffentlich billigen oder zumindest die deutschen Bischöfe anweisen, die antijüdischen Exzesse irgendwie einzudämmen. Er übergeht es mit Schweigen. [….]
(SWR 2021)
Diese Vorgänge sind weitgehend seit Rolf Hochhuths „Der Stellvertreter“ von 1963 auch in Deutschland allgemein bekannt.
Der Vatikan bemüht sich seither, den Römischen Fürsten des Antisemitismus schönzufärben, indem man ihm andichtet, er habe nur Schlimmeres verhindern wollen, indem er Hitler nicht weiter reizen wolle. So sei er zum Schweigen gezwungen worden. In Wahrheit habe er sich aber für die Juden eingesetzt, was man daran sehen könne, daß er die Römischen Juden gerettet habe, als die Wehrmacht 1943 in die Heilige Stadt einrückte.
Unnötig zu erwähnen, daß der Vatikan lügt. Was hätte denn „noch schlimmer“ kommen können, als sechs Millionen ermordete Juden und ein total zerstörtes Europa mit rund 60 Millionen Toten?
Pius XII missfielen möglicherweise die Exzesse des Holocaust.
Antisemitismus an sich verteidigte er aber! Dies erfährt man in der ARTE-Dokumentation von 2021, die sich mit dem Historiker David I. Kertzer den nach 80 Jahren aus dem vatikanischen Geheimarchiv freigegebenen Dokumenten widmet.
[…] Die Blut und Rassenlehre der Nazis eine Irrlehre sei übersteigerter Antisemitismus, kurz schlechter Antisemitismus. Andererseits seien die Juden Gottesmörder. Sie hätten Jesus gekreuzigt so der Jahrtausende alte christliche Antisemitismus. Die ungetauften Glaubensjuden, wie sie genannt wurden, werden als ein perfides treuloses verblendetes Volk bezeichnet und nicht nur das man müsse auch den verderblichen gesellschaftlichen Einfluss des Weltjuden bekämpfen. Das sei so wörtlich, guter katholischer Antisemitismus dieser Antisemitismus war in der katholischen Kirche weit verbreitet. Ein ganz wichtiger Propagandist der deutsche Jesuitenpater Gustav Gundlach. Eine staatspolitisch orientierte Richtung des Antisemitismus ist erlaubt, sobald sie tatsächlich schädlichen Einfluss des jüdischen Volks auf den Gebieten des Wirtschafts- und Parteiwesens des Theaters, Kinos und der Presse, der Wissenschaft und Kunst mit sittlichen und rechtlichen Mitteln bekämpft. Das war kirchenamtlich das ganze Weltverschwörungsjudenklischee.
[….] Klaus Kühlwein: Der Antisemitismus durchdrang die Kirche das negative Bild der Juden war allgegenwertig. Das musste sich auswirken, ich glaube das kam vor allem von den Sonntagspredigten ihrer Pfarrer die waren leider oft voll mit sehr negativen Charakterisierungen von Juden. [….]
(SWR 2021)
Und nein, Pacelli rettete nicht die Römischen Juden. Zwar fanden später viele in Klöstern Zuflucht, aber das hatten sie paradoxerweise eher dem deutschen Stadtkommandanten SS-General Stahl zu verdanken.
[….] Am 16 Oktober 1943 morgens um 5:30 Uhr umstellt die SS das vormalige Ghetto und überall in der Stadt sind ihre Scheren unterwegs. [….] All dies passiert unter den Fenstern des Vatikans. Über 1000 Juden werden im Militärkolleg zusammengepfercht. Was das heißt weiß auch Pius. Viele tausend Bittbriefe von Juden erreichen den Papst [….] In diesen Tagen hat Pius sich sehr zurückgehalten. Es ist auffällig er hat den Botschafter von Weizsäcker bestellt, aber nicht persönlich empfangen. [….] Der Kardinal sagt, sie wissen der Papst ist sehr bestürzt, dass die Juden zusammengetrieben werden und natürlich weiß er wohin man sie schickt und was ihr Schicksal sein wird. Der deutsche Botschafter antwortet, dieser Befehl kommt von höchster Stelle von Hitler selbst. Wollen Sie wirklich, dass ich sage, dass sie dagegen protestieren? Und der Kardinal antwortet, oh nein das habe ich nicht gesagt! [….] Der Befehl alle jüdischen Mischlinge und Ehepartner von Juden freizulassen, kam aus Berlin. Alle anderen wurden zum Bahnhof Tiburtina transportiert. Erschütternde Szenen spielen sich ab. Die SS prügelt 1220 Juden junge alte Männer Frauen Kinder in die bereitstehenden Güter- und Viehwagons.
Klaus Kühlwein: Hätte sich der Papst nicht vor den Zug stellen können? Er hätte zum Bahnhof fahren können hätte dort verhandeln können. Mit dem SS Kommando und wenn das SS sich nicht Verhandlung eingelassen hätte, hätte er sich auch wirklich demonstrativ vor den Zug stellen können. Gesagt der Zug fährt nicht ab, die Juden Roms bleiben in Rom hätte er ultimativ sagen können. Fünf Tage und Nächte ist der Todeszug unterwegs. In ihm kommen die ersten Juden aus Italien in Auschwitz an.. Von den 1020 Deportierten überleben die Hölle von Auschwitz nur 16. Alle anderen werden wie Millionen andere Juden ermordet. [….]
Dass 4000 Juden durch das Kirchenasyl gerettet wurden, ermöglicht auch der SS Wehrmachtsgeneral Reiner Stahl eine Woche nachdem der Todeszug abgefahren war, schützt er Kirchen vor den Zugriff durch die SS-Bekanntmachung, dieses Gebäude dient religiösen Zwecken und gehört dem Vatikanstaat. Haussuchungen und Beschlagnahmungen sind verboten! [….] General Stahl hat sich bereit erklärt zu sagen, ja ich mache ein Plakat und häng es daran. Das ist kirchliches Eigentum und es ist verboten da einzudringen. Als dann überall in Rom herum irrten und Schutz suchten, haben sie natürlich von diesen Plakaten oder von diesem besonderen Schutz der Stadtkommandantur profitiert. [….]
(SWR 2021)
David I. Kertzers Untersuchungen erklären neben des kirchlichen Antisemitismus und dem päpstlichen Antikommunismus noch einen weiteren Grund, weshalb Eugenio Pacelli gegenüber den Deutschen Unterhändlern Prinz von Hessen und Außenminister Ribbentrop so entgegenkommend war. In Deutschland waren schon damals tauende katholische Priester verhaftet oder angeklagt, weil sie kleine Jungs sexuell missbrauchten.
Hitler versprach dem Papst, die Kinderfic**er in Soutanen frei zu lassen und die pädoperversen Umtriebe der katholischen Kirche zu decken.
Das war dem Papst allemal wichtiger als sechs Millionen jüdische Leben.
[….] Hitler wollte natürlich dass der Vatikan und insbesondere der Papst jegliche Kritik an seinem Regime unterbindet. [….] Pius [….] lässt ausrichten, Hitler müsse sich keine Sorgen machen. Die Kirche halte sich aus der Politik raus. [….] Der Prinz von Hessen verweist auf die Prozesse wegen Priester und Mönche wegen sexueller Delikte wegen Kindesmissbrauch. Solche Verfehlungen geschehen überall. Werden sie uns mitgeteilt, wird sofort von uns zugegriffen und zwar scharf. Bei gegenseitigen guten Willen kann man das alles in Ordnung bringen! Es gab Prozesse gegen hunderte katholische Geistliche, die wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt waren. Der Papst ist sehr darauf bedacht, dass an dieser Front nichts weiter geschah. Missbrauchsfälle ähnlich wie heute war natürlich moralisch aufgeladen sehr peinlich für den Vatikan. Ähnlich wie heute man versuchte da zu mauern möglichst keine Informationen preiszugeben. [….]
(SWR 2021)
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