Sonntag, 7. Juli 2019

Doofmann im Glück.

Trump hasst die Washington Post wie die Pest.
Das hat neben dem offensichtlichen Grund – kritische Berichterstattung über seine Präsidentschaft - vor allem zwei Ursachen:
Der Lügen-Tracker, der penibel die abenteuerlichen Aussagen Präsident Münchhausens widerlegt und bisher fast 11.000 Trump-Lügen zählt.
Der WaPo-Besitzer heißt Jeff Bezos und ist als reichster Mann der Erde etwa 50 bis 100 mal so wohlhabend wie Trump selbst. Das zerfrisst IQ45 vor Neid.

Manchmal bietet die Zeitung allerdings auch Grund zur Freude im Weißen Haus.
Anders als die Pro-Trump-PR-Maschinen von Breitbart und FOX, ist das Bezos-Blatt der Wahrheit verpflichtet und meldet daher auch die Stories, die das Ego des kleinen Mädchens im Oval Office streicheln.

 […..] Aided by a strong economy and perceptions that he has dealt with it effectively, President Trump’s approval rating has risen to the highest point of his presidency, though a slight majority of Americans continue to say they disapprove of his performance in office, according to a Washington Post-ABC News poll.
The survey highlights the degree to which Trump has a narrow but real path to reelection. [….]Trump’s hardcore base includes 21 percent of registered voters who support him against any of the five possible Democratic challengers tested and who say it is “extremely important” that he be reelected. That rises to 31 percent when those who say it is “very important” that he win a second term are added to those solid Trump supporters. […..] Trump wins majority support among white voters, but he does far better with those who do not have college degrees than those who do, a pattern that emerged strongly in the 2016 election and continues to define the political divisions today. […..] There is also a strong urban-rural split, with potential Democratic challengers enjoying big margins among urban voters and Trump holding sizable margins among those who live in rural and small-town areas. […..]

Kalkuliert man die enormen Vorteile des amerikanischen Wahlrechts für die Republikaner, die legendäre Fähigkeit der Demokraten sich selbst ein Bein zu stellen und protrumpische Wahlmanipulationen ein, besteht in der Tat eine gute Chance, daß der gefährliche Irre wiedergewählt wird.

[…..] 2016 war das Missverhältnis sogar noch deutlich extremer.
Die Demokratin Hillary Rodham Clinton wurde von 65,853,514 Menschen gewählt, ihr republikanischer Gegenkandidat Trump erhielt lediglich 62,984,828 votes.
Daran muss man immer wieder erinnern, wenn ewig linke Besserwissen meinen Clinton wäre die falsche Kandidatin gewesen, sie wäre zu unsympathisch, die Umfrage-Institute hätten sich alle geirrt.
Nein, es wurde ziemlich genau das Ergebnis vom 08.11.2016 vorhergesehen: Clinton 48,2%, Trump 46,1%.
Sie schlug ihn mit fast drei Millionen Stimmen Vorsprung.
In Amerika ist aber die Linke chronisch benachteiligt und benötigt einen Zehn-Prozent-Vorsprung, um sicher gegen die Rechten zu gewinnen. Gerrymandering und Voter-suppression verschaffen der GOP einen erheblichen Vorteil. [….]

Wenn man deutsche Zeitungen und seriöse amerikanische Medien verfolgt, ist es kaum möglich zu verstehen wie Trump auch nur in die Nähe einer Wiederwahl kommen kann. Ein strategischer Vorteil durch das Wahlrecht leuchtet noch ein, aber wie kann ein so offensichtlich krimineller und unfähiger Versager überhaupt signifikante Unterstützung generieren?

Es scheint offensichtlich, wieso Autokraten des Schlages Mohammed bin Salman, Kim Jong Un oder Wladimir Putin Trump mögen. Sie sind Systemkonkurrenten und schwelgen gegenwärtig im Glück, daß der üblicherweise mächtigste und somit für sie gefährlichste Mann der Welt ein sehr leicht zu manipulierender Idiot ist.

Jede Nation, die sich halbwegs Demokratie und Menschenrechten verpflichtet sieht, hält es mit den Briten – also traditionell den engsten Vertrauten der USA:

[…..] Der britische Botschafter in den USA, Kim Darroch, hat die Administration von US-Präsident Donald Trump einem Zeitungsbericht zufolge in vertraulichen Berichten als „unfähig“ bezeichnet. Der US-Präsident strahle Unsicherheit aus und agiere ungeschickt, heißt es in Memos des Botschafters, die der britischen Zeitung „Mail on Sunday“ zugespielt wurden.
Die Einschätzungen stammen demnach aus dem Zeitraum von 2017 bis in die Gegenwart. Das Außenministerium habe die Authentizität nicht bestritten und erklärt, die britische Öffentlichkeit erwarte, dass Botschafter Ministern eine ehrliche und ungeschminkte Bewertung der Lage in ihren Ländern geben.
[…..] Darroch [schreibt]: „Vom jetzigen Standpunkt aus gesehen glauben wir wirklich nicht, dass diese Regierung wesentlich normaler, weniger dysfunktional, weniger unvorhersehbar, weniger fraktionsgetrieben, weniger diplomatisch ungeschickt und unfähig werden wird.“ Darroch betont ferner mit Blick auf Trump: „Für einen Mann, der in das höchste Amt des Planeten aufgestiegen ist, strahlt Präsident Trump Unsicherheit aus.“
Trump, der im vergangenen Monat von Königin Elizabeth II. empfangen worden war, wird dem Bericht zufolge als "unsicher" und "inkompetent" beschrieben.[…..]

Warum also erkennen das, was jeder sieht, ausgerechnet so viele US-Amerikaner nicht und heben ihren Präsidenten in demoskopische Höhen?

Dafür gibt es zwei Hauptgründe:
Erstens extrem schlechte Allgemeinbildung weiter Teile der Bevölkerung und zweitens die manipulative Trump-PR-Presse à la Nordkorea.


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