Samstag, 20. Juli 2019

Nach der Hetze

Wer beschäftigt sich schon gern mit rechtextremen Bloggern und ihren Szene-internen Kabalen? Es ist ein ekelhaftes und abstoßendes Thema, das auch ich gern so schnell wie möglich vergessen würde.
Genauso unerfreulich sind jeden Tag auf’s neue die perversen rassistischen Attacken Donald Trumps. Ich könnte mir so viele angenehmere Methoden vorstellen, mit denen ich meine Zeit verbringe.
Der Mann ist aber US-Präsident und daher so mächtig, daß jede seiner Äußerungen weltweit reflektiert wird.
Jenseits der politischen Macht, verfügt der orange Orang aber auch über „Social-Media-Power“ aus 62 Millionen Twitter-Followern und einem News-Corps-Imperium, welches jeden Trump-Satz multipliziert.
Damit bleibt Trumps verbale Hetze nicht bloß abstrakt, sondern findet immer wieder verwirrte und bösartige Einzeltäter, die sich so getriggert fühlen, daß sie Trumps Tiraden in die Tat umsetzen.
Hate Crimes sind seit der Amtsübernahme von IQ45 auf ein Rekord-Niveau angestiegen, es hagelt Morddrohungen und rechtsradikale Attentäter stellen sich a posteriori oft als glühende Trump-Fans heraus.

Der Berliner Demagoge Berger verfügt über keine administrative Macht, über keine Armee. Ebenso ist Bergers politischer Einfluss kaum messbar; er ist bloß eine übelriechende olfaktorische Zutat in gewissen Kreisen am äußersten Rande des politischen Spektrums. Er ist lediglich der Furz in der Luft bei einem kommunalen AfD-Treffen. Zugegeben, in seinem Fall hat der Flatulierende sich vorher ausschließlich von verdorbenen Pansen ernährt.
Der Urinduscher verfügt aber durchaus auch über „Social-Media-Power“.
Selbstverständlich erreicht er nicht so viele wie sein intellektuelles und geistiges Vorbild im Oval Office, aber auch Bergers Blog wird millionenfach geklickt, er wird von allen anderen ultrarechte Organen gelesen. Der Pipi-Blog ist natürlich ein wichtiger Multiplikator der braunen Publizisten-Szene. Dutzende andere Blogger verlinken ihn. Schreiben Gast-Kommentare, sämtliche AfD-Bundesgrößen lassen sich gern mit dem katholischen Hetzer ablichten.
Damit bringt Berger die Saat aus, die es braucht für rechtsterroristische Anschläge, Hass-Kommentare, xenophobe Beleidigungen, Fackelmärsche und alle erdenklichen Attacken auf Flüchtlinge.
Wer anders aussieht, anders glaubt oder auch nur anders denkt, gilt für die extremsten Berger-Follower als vogelfrei.
Das belegen nicht nur tausende fremdenfeindliche Straftaten jedes Jahr, sondern auch die gewalttätige Enthemmung gegenüber Kommunalpolitikern und Journalisten.
Regional-Reporter sächsischer Zeitungen müssen inzwischen mit Bodyguards zu AfD-Veranstaltungen, weil Blogger des Schlages Berger in die Amoralität gehetzt haben.

Die im Münsterländischen Datteln geborene ZDF-Journalistin Dunja Hayali besuchte vorletztes Wochenende das Rechtsrock-Festival in Themar in Thüringen. Dort wollte sie sich einen Einblick in die Welt der Rechtsextremen verschaffen, aber die anwesende Polizei konnte ihre Sicherheit nicht garantieren. Die Rechten reagierten derartig aggressiv auf sie, daß das ZDF-Team fliehen musste.
Ebenfalls in NRW beheimatet ist das TV-Magazin MONITOR, dessen Chef Georg Restle ein profunder Kenner und deutlicher Kritiker der rechtsextremen Szene ist.

Die Berichte gefallen Berger, PP und AfD gar nicht.

[….] Machtkampf in der AfD: Der Durchmarsch des "Flügel"
Seit Wochen tobt in der AfD ein hässlicher Machtkampf. Dabei ist oft von einem Aufstand der "Gemäßigten" in der Partei gegen den rechten "Flügel" um Björn Höcke die Rede. MONITOR-Recherchen zeigen: Längst schon zieht der "Flügel" in der Partei die Fäden. Und die Parteispitze unterstützt ihn seit Jahren tatkräftig. Ganz vorne mit dabei: Alexander Gauland und Jörg Meuthen. Fachleute und Insider sagen, einen "gemäßigten Flügel" gebe es in der Partei praktisch nicht mehr. Die Partei ist längst eingebunden in ein Netzwerk rechter und rechtsextremer Gruppen und Organisationen, die sich jetzt am Ziel sehen: Für sie ist die Partei ihr parlamentarischer Arm, der helfen soll, ihren Traum vom "Umsturz" in Deutschland zu verwirklichen.

Gegen Rechts oder doch nicht? Wie Lokalpolitiker vor einem Shitstorm einknicken
In der kleinen fränkischen Gemeinde Schwarzenbruck zeigt sich zurzeit, wie schwer der Kampf gegen Rechts vor allem auch in den Kommunen ist: Ein ortsansässiger Unternehmer wettert auf YouTube gegen Flüchtlinge, Medien und das politische System. Als sich der Bürgermeister und der Gemeinderat von diesen Äußerungen distanzieren, mobilisiert der Unternehmer seine Anhänger, ein Shitstorm zieht auf. Innerhalb kürzester Zeit knickt der Gemeinderat unter dem rechten Druck ein. MONITOR über die Schwierigkeit, sich nach rechts abzugrenzen. […..]

Restle kommentiert auch für die Tagesthemen.
Sehr zum Ärger der Nazi-Blogger.


Durch die “Arbeit” David Bergers, der AfD, Pegida, Vera Lengsfelds, AchGut, PI und Co bleibt es aber nicht bei verbalem Ärger. Diese Leute bereiten den Boden für Gewalt.

[…..]  Der WDR hat wegen einer Morddrohung gegen den Leiter der Redaktion Monitor, Georg Restle, Strafanzeige gestellt. Restle hatte am 11. Juli in einem Kommentar für die tagesthemen kritisch gegen die AfD Stellung bezogen.
So bezeichnete der Journalist die Partei damals als "parlamentarischen Arm" der "Identitären Bewegung" - die AfD müsse als "rechtsextremistisch" eingestuft werden, forderte er.
"Das Schreiben ist dem Anschein nach dem rechtsextremen Spektrum zuzuordnen", sagte eine WDR-Sprecherin in Köln. […..]  WDR-Intendant Tom Buhrow sagte: "Dass es eine Morddrohung gegen einen unserer Journalisten gibt, entsetzt und erschüttert mich. Georg Restle ist ein ausgezeichneter investigativer Journalist, der die politische Landschaft in Deutschland kritisch begleitet."
 Der nordrhein-westfälische Landesverband des Deutschen Journalisten-Verbandes teilte mit: "Wir verurteilen die widerliche Morddrohung gegen den Journalisten Georg Restle und stehen an seiner Seite." [….]

Die Bergers dieser Welt bekennen sich zwar öffentlich zur Verfassung, lehnen ihren Geist aber zutiefst ab. Sie verfolgen eine obrigkeitshörige Ideologie, in der kein Widerspruch erlaubt ist, in der alles, das ihnen nicht gefällt ausgemerzt wird.

Restle und einige andere sind mutig. Die großartige Maren Kroymann zum Beispiel.


Aber viele auf der kommunalen Ebene knicken vor des bösartigen Gewalt-Gedankenwelt der Bergers ein.

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