Der Iran-Irak-Krieg, gelegentlich auch „erster Golfkrieg“
genannt, war unglaublich brutal. Vom 22. September 1980 bis zum 20. August 1988
starben bis zu einer Millionen Menschen in einer der verlustreichsten
militärischen Aktionen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Iran
wurde dabei derartig zerstört, daß man allein mit 650 Milliarden US-Dollar
Schäden an der Infrastruktur rechnete.
Schon damals erschien es aus iranischer Sicht „vernünftig“
sich möglichst schnell eine Atombombe anzuschaffen. Ich erinnere mich, wie wir
in der Schule im Politik-Unterricht darüber sprachen.
Der Iran war nämlich in vielerlei Hinsicht isoliert:
Perser unter lauter Arabern. Gottesstaat unter lauter Monarchien. Schiiten unter lauter Sunniten. Und natürlich als alleiniger großer Gegner „des Westens“, während der Irak militärisch von den USA unterstützt wurde.
Perser unter lauter Arabern. Gottesstaat unter lauter Monarchien. Schiiten unter lauter Sunniten. Und natürlich als alleiniger großer Gegner „des Westens“, während der Irak militärisch von den USA unterstützt wurde.
Der frühere und spätere US-Verteidigungsminister Donald
Rumsfeld war von 1977 bis 1985 Sondergesandter der USA im Irak, traf dort immer
wieder Saddam Hussein persönlich.
Bei einer derartigen Einkesselung war es absolut naheliegend
sich mit A-Bomben abzusichern.
(….) Die grundsätzliche Frage ist:
Wieso dürfen eigentlich die ABC-Macht Israel und die ABC-Macht Amerika einem
großen und bedeutenden Land wie dem Iran aufoktroyieren niemals zur ABC-Macht
zu werden.
Was Jerusalem und Washington ganz
selbstverständlich für sich in Anspruch nehmen; nämlich über ein modernes
Atomwaffenarsenal zu verfügen; sollen andere niemals dürfen.
Im Gegenteil; wenn sie nur daran
denken sich ansatzweise das anzueignen was Israel und Amerika schon lange
haben, ist das ein Beweis für deren Bösartigkeit, ja sogar ein Grund für einen
Angriffskrieg.
Dabei erscheint es
Kongress-Republikanern und Israelis noch nicht einmal zu lächerlich zu sein
seit 15 Jahren dringend davor zu warnen, daß der Iran nun aber wirklich
unmittelbar davor stünde eine Atombombe zu bauen; innerhalb von weniger als
einem Jahr wäre Teheran so weit.
Jacque Chirac sagte einmal
sinngemäß als er noch im Amt war; na und, was würde es schon ausmachen, wenn
Teheran wirklich eine Atombombe hätte? Er könne die ja ohnehin nicht einsetzen,
da noch bevor die irgendwo einschlüge, Israel von seinen überall verteilten
U-Booten aus hundert Atombomben auf den Iran abschießen würde. Der Einsatz
einer Atomwaffe gegen Israel bedeute die absolut sichere Auslöschung des
gesamten Staates Iran. Und so irre sei niemand, das zu riskieren.
Bei außenpolitischen Konflikten
ist der Schlüssel zur Entspannung immer der, sich in die Position des anderen
hinein zu versetzen und zu verstehen was er fürchtet, was er erreichen möchte.
In unserer zunehmend manichäisch
geprägten Berichterstattung ist das aber geradezu verpönt.
Wer auch nur versucht darüber
nachzudenken, was aus Sicht des Kremls bedrohlich wirkt, wird sofort zumindest
als „Russlandversteher“ verhöhnt.
Die Sicht des Irans auf seine
Nachbarn scheint mir allerdings recht leicht zu deuten zu sein. Er war als rein
schiitischer Staat lange Zeit nur von Feinden umzingeln. In diesem Pulverfass
mit dem extrem reichen und hochgerüsteten Gegenspieler Saudi-Arabien in
Reichweite, spielen Sicherheitsaspekte eine große Rolle. Zu oft ist man schon
bombardiert worden, zu grauenvoll waren die Erfahrungen mit dem maßgeblich von
den USA angezettelten Irak-Iran-Krieg 1980-1988, bei dem Donald Rumsfeld
persönlich nach Bagdad zum Shakehands mit Saddam Hussein reiste, um den Irak so
aufzurüsten, daß der Iran eine Million Tote zu beklagen hatte.
Was passiert, wenn einem die USA
auf dem Kieker haben – und das ist man als Teil der Washingtoner „Achse des
Bösen“ ja offensichtlich - konnte
Teheran 2001 bei seinem direkten östlichen Nachbarn Afghanistan und 2003 bei
seinem direkten westlichen Nachbarn Irak erleben: Man wird angegriffen und vom
US-Militär viele Jahre lang platt gemacht.
Irak und Afghanistan passierte
das, weil sie eben KEINE MASSENVERNICHTUNGSWAFFEN hatten und sich nicht wehren
konnten.
Das einzige Land der „Achse des
Bösen“, das tatsächlich über Massenvernichtungswaffen, nämlich vermutlich zwei
bis fünf Atomsprengköpfe, verfügt ist
Nordkorea und wurde genau deswegen NICHT von den USA angegriffen. Pyönyang ist
sicher.
Was liegt also näher für Teheran,
als sich möglichst auch die Dinger anzuschaffen – zumal beide Erzfeinde, USA
und Israel, Atomwaffen haben und immer wieder bewiesen, daß sie durchaus andere
Länder militärisch angreifen. (…..)
(Psychopolitik, 04.03.2015)
(Psychopolitik, 04.03.2015)
Das war der Stand der Dinge vor vier Jahren, als die
US-Republikaner gegen den mit Teheran verhandelnden Barack Hussein Obama
pesteten.
Obama und den Europäern gelang allerdings ein Wunder.
Der Iran-Atom-Vertrag, der dem Gottesstaat die Perspektive bot von den Sanktionen befreit zu werden, als normales Mitglied in die Weltgemeinschaft zurück zu kehren, wenn er dafür die Atomprogramme aufgibt und das engmaschig von der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) überwachen lässt.
Der Iran-Atom-Vertrag, der dem Gottesstaat die Perspektive bot von den Sanktionen befreit zu werden, als normales Mitglied in die Weltgemeinschaft zurück zu kehren, wenn er dafür die Atomprogramme aufgibt und das engmaschig von der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) überwachen lässt.
Und es geschah ein weiteres Wunder. Der Iran
erfüllte buchstabengetreu die Bedingungen, kooperierte ohne irgendwelche
Beanstandungen mit der IAEO.
Vertragsbrüchig wurde hingegen der Westen in
Gestalt des orangen Lügen-Proleten aus Washington. Ohne Not zerschlug der
Wahnsinnige alle Friedensbemühungen und stellte die Uhren wieder auf Krieg.
Teheran reichert nun wieder Uran an – und Washington
tobt noch viel mehr.
[…..] Israels Premier Benjamin Netanyahu
verurteilte Irans Atompolitik als "sehr, sehr gefährlichen Schritt". […..]
Dagegen unterstützten die beiden
verbliebenen nichteuropäischen Vertragspartner, China und Russland, die
Position Irans:
Konstantin Kossatschow, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im
russischen Förderationsrat, erklärte nach Angaben der Agentur Interfax, Irans
Schritt sei zwar bedauerlich, aber juristisch nachvollziehbar. Schließlich
seien es die Vereinigten Staaten gewesen, die aus dem Atomabkommen ausgestiegen
seien und auch die EU habe sich bei der Einhaltung ihrer Verpflichtungen
schwergetan. "Der Ball liegt auf der amerikanischen Seite", wird er
zitiert.
Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums sagte, China bedauere
zwar Irans Schritt. Doch die Schuld an der Eskalation trügen die USA mit ihrem
"unilateralen Drangsalieren" Irans. […..]
China und Russland haben natürlich vollkommen
Recht. Das wissen auch alle anderen Regierungen außer den unzurechnungsfähigen
Gestalten Bolton, Pence, Pompeo und Trump.
Allerdings haben sich die EU-Europäer
kollektiv selbst die Testikel ausgerissen, weil sie sich nicht trauen für das
Recht und das Richtige einzustehen, sondern lieber vor dem tobenden IQ 45
kuschen.
Dafür steht exemplarisch der vor Gibraltar
beschlagnahmte panamaische Öltanker "Grace 1", der zwei Millionen
Barrel iranisches Rohöl an Bord haben soll und diese angeblich nach Syrien
bringen will.
Die USA haben allen EU-Staaten mit
schweren Sanktionen gedroht, wenn sie iranisches Öl nach Syrien exportieren
sollten.
Bekanntlich ist der Iran aber nicht Mitglied
der EU und wird ohnehin von den USA maximal sanktioniert.
Rechtlich gesehen kann die EU nicht Drittstaaten ihre eigenen Sanktionen aufzwingen.
Rechtlich gesehen kann die EU nicht Drittstaaten ihre eigenen Sanktionen aufzwingen.
Es ist völlig absurd, daß Europa sich zu
Trumps Polizei-Hiwi auf See macht, aber Gibraltar gehört zu England und London
kann es sich durch den Brexit am Allerwenigsten leisten den Zorn Trumps auf
sich zu ziehen. Insbesondere nachdem die für IQ45 so peinlichen Darroch-Depeschen
durchgestochen wurden.
Also kriecht London devot vor Washington und
hält ohne Rechtsgrundlage einen panamaischen Tanker fest.
Damit tut Europa genau das, was es gar nicht
will – den Konflikt mit dem Iran eskalieren lassen. Wider besseres Wissen, aus
Angst vor Washingtons Rache.
Iran wird also weiter anreichern, die Zahl
der Zentrifugen erhöhen, Abschusssysteme testen.
Trump zeigt die Heuchelei der USA besser als
alle anderen Präsidenten: Die Schurkenstaaten, die Atombomben haben, werden von
ihm bewundert und sogar mit Liebesbriefen versehen.
Trump turtelt immer wieder öffentlich mit dem
Atombombenbesitzer Kim Jong Un, begeistert sich für die Atommächte Russland und
Israel.
Der Iran hingegen, der sich vertragstreu
daran hielt keine Atombomben zu entwickeln, wird existenziell aus Washington
bedroht.
Teheran wäre verrückt, wenn es sich nicht an
Nordkorea ein Beispiel nehmen würde. Solche Leute werden von Trump hofiert und
ins Weiße Haus eingeladen. Nicht trotz, sondern weil sie Atombomben haben.
Was also tun?
Da gibt es kaum eine Antwort, solange die
radikal Bornierten im Oval Office sitzen.
Trump und Pence wissen es nämlich selbst nicht.
Sie sind viel zu dumm, um über die Konsequenzen des von ihnen angerichteten
Chaos‘ nachzudenken.
Jetzt haben sie den Schlamassel.
[….] Was will der US-Präsident im
Iran eigentlich erreichen? Einen „besseren“ Nuklearvertrag? Die Selbstabdankung
des Regimes mittels der Unterwerfung unter die amerikanischen
Maximalforderungen? Oder einen durch Krieg und militärische Besetzung des
Landes erzwungenen Regimewechsel?
Vermutlich wissen Präsident und seine Berater das selbst nicht so genau
– jenseits ihrer Wunschvorstellungen, die nicht erreichbar sind – denn nichts
von alledem wird es geben.
Die unter Präsident Obama geschlossene Nuklearvereinbarung
aufzukündigen, obwohl sie bis dahin vom Iran eingehalten worden war, dies war
ein vorrangiges Wahlkampfversprechen Trumps gewesen. Aber nun, wie weiter?
Eine der wenigen berechenbaren Konstanten in Trumps Politik ist die
Tatsache, dass der Präsident konsequent auf die Zustimmung seiner
Kernwählerschaft achtet. Und diese will definitiv keinen neuen, noch größeren
Krieg im Mittleren Osten. Maximalen Druck ja, Krieg nein, scheint auch Trumps
Maxime zu sein. [….] Aus maximalem Druck kann sehr schnell eine
heiße militärische Konfrontation werden. [….] Die Handlungsfreiheit der USA im Nahen Osten hat sich aber seit 2003
erheblich verringert. Irans regionale Position ist heute wegen des Kriegs im
Irak wesentlich stärker als damals. Das Land würde im Ernstfall materiell und
diplomatisch auch durch Russland und China unterstützt, wäre also mitnichten
isoliert.
[….] Für Trump allerdings könnte sich sehr schnell im iranischen Irrgarten,
den er mit seiner Aufkündigung der Nuklearvereinbarung ohne Not betreten hat,
die wenig ansprechende Alternative auftun, zwischen völligem Gesichtsverlust
und militärischer Konfrontation wählen zu müssen. [….]
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