Montag, 27. April 2020

Danger House

In einer der großartigen, aber apokalyptische Reportagen, die New Yorker Journalisten über ihre Stadt schreiben, erwähnt SZ-Korrespondent Christian Zaschke (lebt seit 2016 in NY) auch die große US-Kernfrage.
In diesem Fall stellt sie der mit ihm befreundete Schriftsteller Gary Shteyngart.

[…..] Er will wissen, wie sie sich jetzt gerade anfühlt. Ich erzähle ihm von der erdrückenden Leere. "Das ist deprimierend", sagt er. Er überlegt kurz. "Das Ganze ist aus zwei Gründen so schlimm", sagt er schließlich: "Zum einen wissen wir nicht, wann wir einen Impfstoff haben. Zum anderen haben wir ausgerechnet jetzt einen Idioten als Präsidenten. Man weiß immer nicht, ob er zuerst ein Idiot ist oder zuerst ein Arschloch. Klar, er ist beides, aber vermutlich doch zuerst ein Arschloch." [….]

Klar, er ist beides, aber nach den letzten Tagen neige ich anders als Shteyngart dazu die totale Verblödung als Trumps primäre Eigenschaft anzusehen.

Das sind zwar ideale Voraussetzungen für Satiriker…..


….aber angesichts einer Million Sars-Cov2-Infizierter und über 50.000 Toter in den USA, wäre es ganz schön, wenn nicht ausgerechnet der US-Präsident dazu beitrüge mehr Amerikaner zu töten, indem er ihnen empfiehlt Desinfektionsmittel zu trinken.


Klar, die meisten Menschen lachen über derartige Trump-Idiotien, aber 62 Millionen Amerikaner waren so unendlich doof ihn zu wählen; da verwundert es wenig, daß einige von ihnen auch beherzt zur Domestos-Flasche greifen, um sich einen kräftigen Schluck zu gönnen.

[…..] Infolge der Äußerungen von US-Präsident Donald Trump über mögliche Desinfektionsmittel-Injektionen gegen das Coronavirus hat die Giftzentrale im US-Bundesstaat Illinois eine Zunahme an Notrufen verzeichnet. In den vergangenen zwei Tagen habe es im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen „signifikanten Anstieg“ der Anrufe im Zusammenhang mit Reinigungsmitteln gegeben, sagte die Direktorin des Gesundheitsamtes, Ngozi Ezike, am Samstag (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz. Beispielsweise sei mit einer Mischung aus Bleichmittel und Mundwasser gegurgelt worden, „in einem Versuch, das Coronavirus zu töten“. Ezike warnte eindringlich vor der Einnahme von Haushaltsreinigern. [……]

Offenbar versuchen auch die Berater im Weißen Haus – allesamt glühende Trump-Fans – ihren Chef davon abzubringen bei seinen täglichen Briefings stundenlang sinnfrei in die TV-Kameras zu plappern, weil sogar sie sehen welchen Schaden er anrichtet.

Nach dem katastrophalen Feedback zu seiner „Inject desinfesction“-Pressekonferenz, reagierte Trump wie üblich auf dem Niveau eines debilen Vierjährigen, der auf eine heiße Herdplatte fasste.


Jammernd und zeternd schmollte er auf Twitter, er werde nun gar nicht mehr mit der Presse reden. Natürlich hielt er sein Vorhaben nur einen Tag durch.

   […..] Verwirrung um die regelmäßigen Pressekonferenzen von US-Präsident Donald Trump in der Coronakrise: Die Sprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany, teilte mit, Trump werde am Montag um 17.00 Uhr (Ortszeit/23.00 MESZ) nun doch vor die Medien treten. Das Weiße Haus hatte zunächst eine Pressekonferenz für diese Zeit am Montag angekündigt, sie dann aber wieder abgesagt. McEnany schrieb nun, bei Trumps Auftritt im Rosengarten des Weißen Hauses werde es um zusätzliche Richtlinien für Coronavirus-Tests und um "andere Ankündigungen" zur Wiedereröffnung der Wirtschaft gehen. [….]

Ohne seine Rallys und Golftouren ist Trump aber einfach frustriert. Der Mann liest nicht, informiert sich nicht, will nichts wissen. Stattdessen sitzt er den ganzen Tag vor den FOX-News und stopft sich Pommes und Diät-Cola rein.

[…..] Donald Trump is spending lockdown obsessively watching TV, worrying about his faltering re-election prospects, and eating junk food, according to a new report in The New York Times. Trump has reportedly maintained a routine of rising as early as 5 a.m., watching news channels for several hours, and often becoming enraged by the coverage even on friendlier networks. He also reportedly keeps a keen eye on Gov. Andrew Cuomo’s briefings from New York, from which he takes note of any compliments of criticisms. The report states that Trump is “more sensitive to criticism than at nearly any other point in his presidency.” His one bright spot is his daily press conference, for which he reportedly doesn’t prepare. He regards the press conferences as “the best substitute for the rallies he can no longer attend but craves.” Trump ends the day with more TV and in his private dining room off the Oval Office, where he is joined by aides, and junk food including French fries and Diet Coke is “readily available.” […..]



Nach dem NYT-Bericht flippte Trump mal wieder vollkommen aus.
Die Zeitung hasst er ohnehin wie die Pest, da er als New Yorker Geschäftsmann so lange vergeblich um die Gunst dieser weltweit renommierten Zeitung warb.
Für ein Lob in der NYT hätte er alles getan. Aber es kam nie.
Rasend vor Wut versucht er nun wieder alles der Zeitung zu schaden, indem er diesmal verlangt die journalistischen Preise müsste ihr aberkannt werden.
Er meinte offenbar die Pulitzer-Preise der NYT, verwechselte das aber mit dem Nobel-Preis.


Sein entsprechender Tweet wurde doppelt peinlich, da es nicht nur bei diesem einen fundamentalen Irrtum blieb, sondern er auch noch vom NOBLE-prize  schrieb. Offenbar hält er den wichtigsten Preis der Erde für etwas, das dem amerikanischen Adjektiv „noble“ (reich, vornehm, edelmütig) angepasst ist und hat keine Ahnung davon, daß der Name des Preises von Alfred Nobel, dem Erfinder des Dynamits stammt.


[…..] Nach seiner wiederholten Schelte gegen die "New York Times" legte Trump noch nach. Er forderte Journalisten, die für ihre "Arbeit über Russland" Nobelpreise erhalten hätten, auf, diese zurückzugeben. "Wann wird das Nobel-Komitee reagieren?", fragte Trump. Kommentatoren auf Twitter mutmaßten daraufhin, Trump meine wohl den Pulitzerpreis, da es keinen Nobelpreis für Journalismus gebe.
Die Reaktionen in den sozialen Netzwerken waren eindeutig. Neben der scheinbaren Verwechslung Pulitzer/Nobel hatte Trump den Nobelpreis konsequent falsch geschrieben ("Noble" statt "Nobel"). [….]


Dummheit an sich ist kein Problem für den Betroffenen.
Handelt es sich dabei aber zufällig um den US-Präsidenten, dem jeder zuhört und dem (bedauerlicherweise) Millionen Menschen glauben, wird es gemeingefährlich.
Der Irre muss dringend in eine Gummizelle weggesperrt werden.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen