Es ist immer schade, wenn Angehörige einer Minderheit aufgrund eigener Diskriminierungserfahrungen nicht daraus lernen.
Oft ist das zwar der Fall; daher gelten schwule Männer allgemein als etwas liberaler als der Durchschnitt ihrer Gesellschaft. Sie haben selbst erlebt wie es ist schief angesehen zu werden wegen einer Sache, die man sich nicht ausgesucht hat.
Unterdrückung, Missbrauch und Diskriminierung in jungen Jahren führen aber leider manchmal auch dazu später selbst zu diskriminieren unterdrücken und zu missbrauchen.
Ein Beispiel dafür ist das berüchtigte brutale Großvater-System "Djedowschtschina" in der russischen Armee.
(…..) Homo-Vergewaltigungen werden auch immer wieder aus der russischen Armee berichtet. Dort führt das berüchtigte und ultra-brutale Großvater-System unter den Wehrpflichtigen zu mehren Suiziden jeden Tag.
[Um] Andrej Sytschow […..das] Leben zu retten, mussten die Ärzte beide Beine und seine Genitalien amputierten. Gewalt unter Kameraden gehört zur russischen Armee wie Gleichschritt und Schießübungen. Erpressung, Prügel, Folter und Vergewaltigung sind an der Tagesordnung. Die Soldaten sind sich selbst die größten Feinde. Der Volksmund nennt die Misshandlungen von Rekruten durch ältere Soldaten "Djedowschtschina", "Herrschaft der Großväter". Wer Erniedrigung und Schmerz im ersten Dienstjahr übersteht, gibt diese Grausamkeiten an nachfolgende Rekruten weiter. [….] Das Komitee der Soldatenmütter, eine Menschenrechtsorganisation, die gegen die Missstände kämpft, registriert jedes Jahr etwa 2000 Todesfälle in der Armee - in Friedenszeiten. Ein großer Teil lasse sich auf Misshandlungen zurückführen. Im vergangenen Jahr haben nach Angaben der Militärstaatsanwaltschaft 341 Soldaten ihrem Leben freiwillig ein Ende gesetzt. Auslöser soll nach Expertenmeinung auch hier in den meisten Fällen die brutale Quälerei gewesen sein. Die Dunkelziffer der Gewaltfälle dürfte noch weit höher liegen. [….]
(O. Bilger, SZ vom 11.11.2008)
In Deutschland gibt es "Djedowschtschina" vermutlich nicht in dieser extremen Form und in Amerika bringen sich die Soldaten statt während der Grundausbildung, überwiegend erst nach den Militäreinsätzen selbst um. […..]
Die jüngsten Soldaten werden gequält, vergewaltigt und wer nicht in den Suizid getrieben wird, quält und vergewaltigt zwei Jahre später als erfahrener Rekrut wiederum die Neulinge.
Opfer werden zu Tätern. Oft sind Sadisten, die Kinder quälen selbst als Kind Opfer geworden und traumatisch gequält worden.
Wer von seinem Vater geschlagen wurde und täglich erlebte, wie seine Mutter ebenfalls misshandelt wurde, behandelt später als Erwachsener mit höherer Wahrscheinlichkeit auch seine Frau und seine Kinder schlecht.
Missbrauch und Diskriminierung werden vererbt.
Aber auch ohne eine Generation weitergereicht zu werden, können Diskriminierungserfahrungen dazu führen andere zu diskriminieren.
Einen noch Schwächeren zu suchen, an dem man den Frust auslassen kann, der sich ansammelte, als man von Stärkeren misshandelt wurde, kann ein psychologisches Ventil sein.
Ein groteskes Beispiel für diese Ventilfunktion ist die legendäre kalifornische „Proposition 8“ am 4. November 2008. In der Volksabstimmung wurde beantragt die gleichgeschlechtliche Ehe NICHT der Hetero-Ehe gleichzustellen.
Absatz 1. Titel
Dieses Gesetz soll als „Eheschutzgesetz Kaliforniens“ bezeichnet und zitiert werden.
Absatz 2. Artikel 1, Absatz 7.5 wird der Verfassung Kaliforniens mit folgendem Inhalt hinzugefügt:
Absatz 7.5. Nur die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau ist in Kalifornien gültig bzw. wird in Kalifornien anerkannt.
(Proposition 8)
Im sehr liberalen und LGBT-freundlichen Kalifornien war bei dieser Volksabstimmung durchaus eine Ablehnung erwartet worden. Der heutige kalifornische Gouverneur und damalige Bürgermeister von San Francisco hatte schon begonnen Männer mit Männern und Frauen mit Frauen zu verheiraten.
Alle schienen begeistert.
Tatsächlich wurde die Proposition 8 aber mit 7 zu 6,4 Millionen Stimmen (52%:48%) angenommen.
Der Grund war die gleichzeitig stattfindende Präsidentschaftswahl Obama gegen McCain.
Die Aussicht erstmals in der US-Geschichte einen nicht weißen Mann als US-Präsidenten zu bekommen, hatte die schwarzen Kalifornier so elektrisiert, daß sie sich stärker als je zuvor an der Wahl beteiligten. Ausgerechnet unter Afroamerikanern, die auch religiöser als der Bevölkerungsdurchschnitt sind, waren aber die Vorbehalte gegen die gay marriage am größten.
Offensichtlich ist es für die selbst Diskriminierten überdurchschnittlich wichtig selbst wiederum auf eine andere Minderheit herabgucken zu können.
Es gibt ähnliche empirische Befunde über New Yorker Juden, die wiederum überdurchschnittlich kritisch auf Schwarze herabblickt.
Juden, Schwule, Schwarze – ein Elend; statt sich als Minderheiten zusammen zu schließend und den Kreislauf der Diskriminierung zu durchbrechen, diskriminieren sie sich noch gegenseitig, um das eigene Selbstbewußtsein etwas zu heben.
Glücklicherweise gilt das nicht für jedes Individuum; alle diese Minderheiten neigen politisch eher den Demokraten zu und unterstützen daher eine liberalere Ausrichtung der Gesellschaft, in der niemand diskriminiert wird.
Wer selbst aus Lust und Überzeugung diskriminiert, weil er „white supremacist“ oder Rassist oder Nazi oder Evangelikaler ist, fühlt dich besser bei den Republikanern und ihrem offen rassistischen und hetzenden Donald Trump wohl.
Bei den Trump-Rallys findet man daher auch kaum Schwarze, wenig Juden und sehr wenig offen Schwule.
Letztere können allerdings ungeoutet und unerkannt unter homophoben Konservativen leben. Man sieht es nicht jedem an.
Bei einigen „steht es allerdings drauf“; da braucht es kein besonders entwickeltes gaydar.
Marcus Bachmann, Ehemann der legendären Michele und
Betreiber mehrerer Homo-Hetero-Umpolungskliniken:
Dieser bekannte Religionsführer:
Die garstige Lindsey:
Queen Mike:
Überrascht war ich allerdings vom Outing der kleinen Erica:
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