Der Film „Soylent Green“ von 1973 spielt im Jahr 2022. Wir schreiben das Jahr 2023. Ganz anders als in der Romanvorlage „New York 1999“ von Harry Harrison (1966) gibt es darin die inzwischen ikonographischen öffentlichen Tötungsanstalten, um sich „einschläfern“ zu lassen. In der Verfilmung geht es um das hochwertige Nahrungsmittel „Soylent Green“, welches viel nahrhafter und gesünder als „Soylent Yellow“ und „Soylent Red“ ist, aber nicht wie behauptet, aus Algen, sondern aus menschlichen Leichen gewonnen wird. „Soylent green is people!“
In einer dystopischen Hungerwelt auch Menschen zu essen, erscheint mir moralisch nur so mittel-verwerflich. Insbesondere, wenn es so abstrahiert funktioniert, nur grüne, nach Algen schmeckende, Keksriegel zu essen. Schon weil ich Vegetarier bin, würde ich keinen gegrillten Menschenarm abnagen wollen.
Problematisch erscheint mir allerdings der chemisch-technische Prozess der Leichenverarbeitung, weil Menschen sehr giftig und ungesund sind. Im Fettgewebe lagern sich alle erdenklichen Gifte ab und außerdem müsste man viele ungenießbare Ersatzteile extrahieren. Herzklappen, Zahnersatz, Silikonimplantate, Stents und vieles anderes mehr. Ganz so nah ist die Endzeit, zumindest in Nordeuropa, noch nicht. Mutmaßlich werde ich es nicht mehr erleben, in einem hoffnungslos überbevölkerten Hamburg, „Soylent Green“ bei EDEKA und REWE im Regal zu finden.
Weniger unwahrscheinlich und viel weniger moralisch verwerflich sind hingegen die in der Richard Fleischer-Verfilmung visualisierten Tötungsanstalten, in denen man freundlich aufgenommen wird, es sich noch einmal richtig gemütlich macht, letzte Wünsche erfüllt bekommt, um dann schmerzfrei und sicher final einzuschlafen.
Ich behaupte, für eine Majorität der aufgeklärten Menschen, wäre die Existenz eines solchen Angebots eine Beruhigung und Erleichterung.
Das moralische Problem bestünde darin, keinen überproportionalen Druck auf finanziell schlechter gestellte Menschen entstehen zu lassen, die sich nur für diesen Weg entscheiden, weil Pflege oder Behandlungskosten zu hoch werden.
Aber das ist ohnehin die vordringliche Aufgabe der politischen Parteien, derartige Ungerechtigkeiten auszugleichen.
Unglücklicherweise scheitern wir bereits jetzt daran, wie das Zweiklassen-Gesundheitssystem beweist.
Selbstverständlich wird ein wohlhabender Privatpatient in einer reichen Großstadt sehr viel besser medizinisch versorgt, als ein Bürgergeld beziehender AOK-Patient in einem Dorf.
Es ist grundsätzlich möglich, bei entsprechendem politischen Willen, diese Ungerechtigkeiten auszugleichen. So wie man auch die in Deutschland extrem ungerechten Bildungschancen nivellieren könnte. Der schulische Erfolg muss nicht, wie bisher, vom Portemonnaie der Eltern abhängen. Man könnte auch Einkommen gerechter besteuern; Kapitaleinkünfte nicht mehr deutlich besser stellen, als Arbeitseinkommen. Man könnte zudem die Altersarmut verhindern, indem man Reiche (Unternehmer, Beamte, Bundestagsabgeordnete) ebenfalls in die solidarische Rentenversicherung einzahlen ließe.
All das geschieht aber nicht, weil die Besitzenden ihre anti-solidarischen Partikularinteressen mit mächtigen Lobbyarmeen durchdrücken; schwarz und gelb gekauft haben.
Von Lobbyisten überbevölkerte Parlamente, Tagungen, Gipfel verhindern nachhaltig von Solidarität geprägte Ergebnisse.
[…] Einsatz für Öl, Gas und Kohle: Mehr als 2400 Lobbyisten sind auf der Uno-Klimakonferenz!
Auf der COP gibt es mehr Fossil-Lobbyisten als Vertreter der durch die Erderwärmung verwundbarsten Staaten, zeigt eine NGO-Analyse. Auch die EU hat demnach Mitarbeiter großer Konzerne als Teil ihrer Delegation akkreditiert. […]
So sieht es bedauerlicherweise an allen Fronten aus.
Vieles ist nicht mehr zu retten und das, was man noch reparieren könnte, wird kaputter gemacht, weil der rechtslastige Urnenpöbel mit seinen destruktiven Ideen (Wachstumsbremse! Grenzen zu!) die agierenden Politiker durch sein Wahlverhalten zu falschen Maßnahmen zwingt.
[….] Die Welt brennt – und Deutschland mäht den Rasen
Die Berliner Politik arbeitet an einem Sparpaket fürs nächste Jahr. Das ist leider das völlig falsche Projekt. [….]
(Eine Kolumne von Michael Sauga, 05.12.2023)
Aber spätestens in elf Monaten, wenn die Trump-Diktatur errichtet wird, geht die Welt ohnehin zum Teufel.
[….] Wie eine Trump-Diktatur aussehen könnte
Loyale Justiz, gefügiges Militär, entmachteter Kongress: Donald Trump könnte nach einem Wahlsieg versuchen, in den USA als Alleinherrscher zu regieren. Wer kann ihn noch stoppen?
Viele US-Medien sind in diesen Tagen voll mit alarmierenden Analysen und Kommentaren, in denen vor Donald Trumps politischem Comeback und vor einer möglichen Trump-Diktatur gewarnt wird. »Eine zweite Trump-Amtszeit könnte radikaler sein als die erste«, schreibt die »New York Times« . Die »Washington Post« fürchtet: »Eine Trump-Diktatur erscheint immer unvermeidlicher.«
Und was macht Trump? Er verdreht die Warnungen einfach ins Gegenteil.
Nicht er sei eine Gefahr für die Demokratie im Land, sondern US-Präsident Joe Biden und dessen Partei, die Demokraten, tönte Trump bei einem Auftritt vor Anhängern in Iowa. Da gebe es »Faschisten«, die die freie Meinungsäußerung einschränken wollten und die brutal gegen ihre Kritiker vorgehen würden, so Trump. »Sie führen einen Krieg gegen die amerikanische Demokratie – und sie werden dabei immer extremer.« Und natürlich gibt es nur einen wahren Retter für das Land, nämlich ihn, Donald Trump. [….]
Obschon ich in Hamburg lebe und privat versichert bin, wäre es eigentlich hohe Zeit, so einen „Soylent Green“-Tötungsanstalt aufzusuchen und sich schon mal abschalten zu lassen, bevor unweigerlich unangenehm wird.
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